Nr. 56

Donnerstag, 7. März 1935

Scite 5

Der Aufstand

land in die politische Interessensphäre Englands| hältnisse getan, so unternimmt die Regierung der eingliedern. Diese politischen Zusammenhänge erheben sich daris gar nichts in dieser Richtung. Ihre Sorge stigen Hintergrund. Das Kleine Land mit seinen verschiedenen finanziellen Transaktionen schöne Genau zwei Jahre nach dem letzten Auf- etwa fünf Millionen Einwohnern leidet schwer Vorteile gehabt. Auch das scheint die Unzufrie standsversuch ist es in Griechenland   zu einer neuen unter der Wirtschaftskrise. Die Industrie ist nur denheit der schwachen griechischen Bourgeoisie her­Berlin. Die Geheime Staats­revolutionären Erhebung gekommen. Wenn auch schwach entwickelt; was an Industrialisierungspro- vorgerufen zu haben. polizei geht zur Zeit einem Rorrup­die Regierung Tjaldaris die Bewegung nach mehr- jeften seit langem vorliegt, ist auf einzelne Aus- Die wirtschaftliche Zurückgebliebenheit Grie- tionsfall nach, wobei es sich um Ver­tägigen Stämpfen niederschlagen konnte, so zeigt nahmen auch unter der gegenwärtigen Regierung chenlands, die auch die Klassenbildung noch nicht so sönlichkeiten handelt, die Reich s= ihr Umfang doch, daß die Gegner der seit den nur auf dem Papier stehen geblieben. Dennoch ausgeprägt werden ließ, wie in den Industriestaabischof Müller nahestehen. Eine Wahlen vom 5. März 1933 herrschenden Volks- ist die Arbeitslosigkeit unter den Industriearbeitern ten, bedingt, daß die Arbeiterschaft weder gewerk- Führerin der nationalsozialistischen partei noch sehr zahlreich und ihr Einfluß auf groß, ebenso wird die Landwirtschaft, wie Tabat- schaftlich noch politisch eine Macht sind und in den Organisation ,, Mutter und Kind" ist be= Teile der Wee noch immer vorhanden ist. bau, und Weinbau und das Handelsgewerbe schwer gesellschaftlichen Auseinandersetzungen noch nicht reits in Haft. Weitere Verhaftungen Für uns in Mitteleuropa   ist Griechenland   im von ihr betroffen. Von etwa 550.000 Arbeitern, selbständig eingreifen können. Daher erscheinen die sollen bevorstehen. Einzelheiten sind allgemeinen unbekanntester Baltan. Gelegentlich die es im Lande gibt, ist mehr als ein Viertel ar politischen Vorgänge, wie Revolution oder andere liest man einmal eine Reiseschilderung, aber von beitslos. Es gibt für sie keinerlei staatliche Für- als Angelegenheiten ehrgeiziger Cliquen. Dennoch bisher nicht bekannt geworden. den ökonomischen und gesellschaftlichen Verhält- forge. wachsen aus den Bedingungen, die durch das Land, nissen des Landes erfährt man dabei nichts. Rücki Hat schon die frühere liberale Venizelos- Re- seine wirtschaftlichen Verhältnisse und den Men­es dann im Zuge der internationalen politischen gierung wenig für die Besserung der sozialen Ver- schen gegeben sind. Auseinandersetzungen oder durch einen weithin sichtbaren innerpolitischen Vorgang einmal in den Brennpunkt des politischen Weltinteresses, so kön nen die meisten Menschen nicht zu einer Beurtei lung fommen, da ihnen der Hintergrund und auch die Zusammenhänge verborgen geblieben sind, in denen das Ereignis heranreifte.

tonſervativen Volkspartei des Monarchisten Tial Die Korruption in Griechenland   auf einem wirtschaftlich und ſozial höchſt ungün- gilt ausschließlich dem Finanzkapital, das von den im Dritten Reich  

So wird auch die Bedeutung des neuen Auf­standsversuchs nicht in ihrem ganzen Umfang er= faßt, wenn er nur als eine Meuterei ehrgeiziger und machtlüsterner Offiziere hingestellt wird. Das gegen spricht schon, daß der greise Venizelos, der als der Einiger Griechenlands   viele Jahre hin­durch das Ansehen eines Nationalheros gehabt hat, sich zu ihm bekannte und daß offenbar auch der frühere Ministerpräsident Plastiras, ein Freund Venizelos  ' im Bunde ist. Dagegen spricht ferner auch, daß die Regierung in Athen   führende oppositionelle Politiker verhaften, darunter auch Papanastasiu, den Vorsitzenden der demokratischen Agrarpartei, der früher gleichfalls Ministerpräji­dent war.

In Wirklichkeit liegen denn auch den jüng­sten Ereignissen in Griechenland   tiefere politische und wirtschaftlichere Ursachen zugrunde. Minister­präsident Tjaldaris kommt von der revolutionären Boltspartei, die monarchistisch eingestellt ist. Grie­ chenland   ist seit 1922 wieder Republik   und es gab eine Zeit, in der die Monarchie im Lande nur ive­nige Anhänger zählte. Unter der Duldung der jeßigen Regierung ist eine nachdrückliche monar chistische Agitation getrieben worden, die ihren Höhepunkt bei der Verheiratung einer Tochter aus dem geweſenen griechischen Königshaus mit einem englischen Prinzen erhielt. Offenbar soll auf die sem Umweg den Griechen die Rückkehr zur Mon­archie leichter gemacht werden.

Dagegen und gegen die damit verbundenen politischen Folgerungen scheint der zum offenen Aufstand gewordene Widerstand von Venizelos   und seinen Anhängern zuerst gerichtet zu sein. Venize­ los   hat in den Jahren, da er die politischen Ge­schicke des Landes in seinen Händen hielt, in den Fragen der europäischen   Politik eine lavierende Haltung eingenommen. Dabei stand er der Poli­tit Frankreichs   näher als der Englands. Das war sicher mit auf das Verhalten Englands im Jahre 1922 zurückzuführen. Darnach hatte England Venizelos zum Kriege gegen die Türkei  , mit dem das groß- griechische Reich verwirklicht werden sollte, ermuntert und ihm Unterstützung zugespro­chen, sich dann aber unter Bruch der gegebenen Versprechungen zurückgezogen, so daß Griechen­ land   aus dem Krieg gegen die Türkei   mit einer fürchterlichen Niederlage hervorging. Seither scheint Venizelos weniger geneigt, Griechenland  zum Vorspann beim Austrag der französisch  - eng lischen Gegensätze machen zu lassen. Ein englischer Prinz auf den griechischen Thron würde Griechen­

T. G. Masaryk  

Der Aufstand in Griechenland  

Die Regierungstruppen im Vordringen

Der griechische Aufstand kann nach den vorliegenden Meldungen keinesfalls als liquidiert angesehen werden, aber das militärische Uebergewicht neigt sich mehr und mehr auf die Seite der Regierung. Da die Aufständischen Kreta   und andere Inseln anscheinend unbestritten beherrschen, auf dem Festlande aber nur Thrazien und einen Teil Mazedoniens   in der Hand haben, bemüht sich General Kondylis, der Kriegsminister der Regierung, zunächst das Festland völlig in jeine Gewalt zu bringen. Die Aufständischen verteidigen sich am Strymon( Struma), wo sie sich anscheinend erbittert wehren. Sie werden offiziell mit 3000 Kämpfern angegeben, was aber in auffälligem Widerspruch zu der Meldung steht, daß Kondylis 100.000 Mann und schwere Artillerie konzentriert habe, um die 3000 nur mit Gebirgsgeschützen ausgerüsteten In­furgenten niederzuwerfen. Entweder ist die Regierungsmacht geringer oder die Zahl der Rebel­len wesentlich größer. Auffällig ist auch, daß die Regierung den Stillstand der Operationen mit den Regengüssen erklärt und den Einsatz von Flugzeugen ankündigt.

Zur See scheinen die Venizelisten Herren der Lage zu sein. Die Regierung versucht, die Flotte mit Flugzeugen anzugreifen, hat aber kaum nennenswerte Erfolge. Die Flotte der Auf­ständischen soll auf der Fahrt von Kreta   nach Mazedonien   sein, um die dortigen Kämpfer zu retten. Kreta   ist noch ganz venizelistisch.

Einer der Hauptdrahtzieher des Putsches, Plastiras, soll nach einer Version noch in Italien  , und zwar in Brindisi   weilen, nach anderen Angaben nach Griechenland   abgereist sein. Pa pana stasiu, ein alter Parteigänger Venizelos  ' soll der Regierung seine Hilfe an­geboten haben. Athen   scheint fest auf Seiten der Regierung zu stehen. Die Minister und die Truppen werden angeblich von der Bevölkerung lebhaft aktlamiert. Ueber die Hinter= gründe des Aufstandes existieren noch immer nur Mutmaßungen. Man wird die Ur­heber aber wohl in der Nähe des Palazzo Venezia   in Rom   suchen müssen.

Der Aufschub der Simon- Reise

hat politische Gründe

Berlin.  ( AP) Zu dem mit einer Ertran-| Neichswehr. Die Reichswehr   nimmt in der kung Hitlers   motivierten Aufschub der Reise von Frage der mit England zu verhandelnden Ab­Sir John Simon nach Berlin   erfahren wir, daß rüstungsprobleme eine wesentlich andere Haltung in Wahrheit im Schoße der Reichsregierung er ein als die an der Außenpolitik maßgeblich inter neut sehr heftige Auseinanderset effierten Kreise der Partei( Rosenberg, Göring  ) 3ungen im Gange find, die nicht spurlos an und ein Flügel der deutschen   Schwerindustrie dem Gesundheitszustand des Reichskanzlers vor-( Thyssen), der die Rüstungsforderungen der übergingen. Indirekt zeigten sich diese Meinungs- Reichswehr als unzulänglich bezeichnet. Dieser verschiedenheiten übrigens auch an der Rede Teil der Industrie hat in der letzten Zeit einen Schachts in Leipzig  . Die Aeußerungen zur starken Druck auf Hitler ausgeübt und ist sogar Juden- und Freimaurerfrage, die ja diesmal so weit gegangen, die Politik Fritschs als defai­nicht wie frühere Reden Fricks der Beschönigung tistisch zu bezeichnen, obwohl auch Fritschs For­des wahren Sachverhalts und der Beschwichtigung derungen weit über das hinausgehen, was von des Auslandes dienen sollten, sondern an die ausländischer Seite Deutschland   konzediert wird Adresse der Partei gerichtet waren und unter nur Angesichts dieser widerstrebenden Strömungen ist scheinbaren Verbeugungen und Konzeffionen eine es Hitler zur Zeit nicht möglich, eine Verhand­Abfage an den hundertprozentigen Antisemitis- lungsbasis für die Aussprache mit Sir John mus darstellten, werden von einem Teil der Par- Simon zu finden. teiführung heftig kritisiert.

Die Gründe der Verschiebung des englischen Ministerbefuches liegen vor allem in einer neuen schweren Spannung zwischen Hitler   und der

Aus dieser Meldung geht also gleichzeitig hervor, daß Hitler momentan in das radikale Fahrwasser gezogen ist und eine Spannung zwi­schen ihm und Fritsch besteht.

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In Alsdorf  ( Rheinland- West­ falen  ) sind die politischen Leiter der NSDAP   ihrer Aemter enthoben wor­den. Sie haben Parteigelder in Höhe von 1700 Mark unterschlagen. Von un­bekannter Seite wurden an den Pla­katsäulen Plakate angebracht, die den Staatsanwalt auf die Tatsachen hinwei sen und die Verhaftung forderten. Die sogenannten Verleumder kamen vor den Schnellrichter, während den Schul­digen nichts geschah.

Der Gauleiter von Westfalen- Nord  hat seinen Adjutanten Graf B. v. Zech wegen Veruntreuung von etwa 4000 Mark seines Amtes enthoben, aus der Bewegung ausgeschlossen und der Staatsanwaltschaft übergeben.

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In Pforzheim   wurde ein Jung­volkführer wegen Unterschlagung und Untreue zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.

In Kürze

Syrakus.( Tsch. P.-B.) Auf dem Damp­fer ,, Césare Battisti  " wurden der Stab des 75. italienischen Infanterieregimentes und die 1. und 2. Kompagnie dieses Regimentes mit dem Reise­ziel nach Ostafrika   verschifft. In Messina   wur­den auf dem Dampfer ,, Belvedere  " der Hauptstab der italienischen   Belloritana- Division und der 29. Infanterie- Division eingeschifft.

Berlin.  ( Tsch. P.-B.) Acht männliche und weibliche Anhänger der Schwarzen Front  " Otto Straffers haben sich jetzt in einem mehrtägigen Prozeß vor dem Zweiten Senat des Voltsgerichts­hofes wegen Verbreitung illegaler Schriften in Deutschland   zu verantworten. Bei der Straf­zumessung wird voraussichtlich der Umstand, daß sich unter den Schriften auch an deutsche Reichs­mehroffiziere gerichtete Aufklärungsschriften be= fanden, eine wichtige Rolle spielen.

Moskau.( Tsch. P.-B.) 45 Chefs der poli­tischen Abteilungen der Eisenbahnverwaltung haben ihren Abschied erhalten.

Oviedo  . 400 Bergleute des asturischen Re­viers haben den Streit proklamiert, um das Gna­dengesuch für die zum Tode verurteilten Teilneh­mer der Revolution zu unterstützen. Es ist dies be­reits der zweite Streit, der in der Zeit des Bela­revolutionären Bewegung verkündet wurde, aus­brach.

Gewissen ist ein sicherer Weg als eine aufgezwungene Abstinenz, Prohibition, wie es sich in Amerika   ge= zeigt hat, und wie zum Beispiel in einer grundsäß­lichen theoretischen Abhandlung Masaryks Schüler, Edvard Beneš  , in seinem während des Krieges er­schienenen und leider in Vergessenheit geratenen Buche ,, Die Abstinenz und das Problem der Alkohol­erzeugung" aufzeigt.

andere spricht vom Einflusse Forels. In dem gerade| Zweifeln und in ihrer Zerrissenheit entweder in die Prinzips, daß er das, was er als schädlich ansieht, erschienenen Buche Ludwigs, Gespräche mit Ma- Kirche oder zum Alkohol, um ihre innere Leere zu meiden muß, und zwar radikal. Individuell und und die Abstinenzyt", erinnert sich Masacht an den Einfluß verhüllen und sich zu betrügen. Offensichtlich begann sozial ist der Alkohol eine Schädlichkeit, und die Ge­Forels. Karl Kálal schilderte in einer seiner Masaryk damals die Frage des Alkoholismus und sellschaft muß sich vor ihr schüßen und ein Leben ohne Von Vasil Škrach  *) Erinnerungen, wie das mit seinem Eingreifen war. der Abstinenz wissenschaftlich eingehender zu studi- Alfohol anstreben. Der Weg einer freiwilligen Aba Vor allem muß ich den Anhängern der Ab- Sie trafen einander einmal in einer die Slowakei   ren, hauptsächlich bei Forel. Schließlich, und zwar stinenz und eines persönlichen Appells an das ethische ftinensbewegung die Versicherung geben, daß betreffenden Angelegenheit während der Ferien des vielleicht gerade durch das damalige schöne Beispiel Masaryk  , ihr alter Führer bei uns, seine abstinente Jahres 1900 in Teschen   am Bahnhofe, wo Frau Kálals, bildete er sich sein lebtes richtiges Urteil Anschauung nicht geändert hat, wie man öfters hört. C. G. Masaryk   jauste und auch Stálal hiezu einlud. und hörte selbst auf, überhaupt zu trinken. Es war Das sind Gerüchte, die durch ein Mißverständnis Kálal dankte; er sei schon nach der Jause. Auf ihre das nur dem Geifte der absoluten Einheit von Ma­aufgekommen sind. Während einer seiner Erfran- Frage, ob es nicht Bier war, antwortete Stálal, daß faryks Persönlichkeit und seiner engen Verbindung fungen, ich glaube schon im Jahre 1921, schrieben er fein Bier trinke, sondern daß er nur ein Hörnchen von Theorie und Praris entsprechend. die Aerzte dem Herrn Präsidenten eine fleinere und ein bißchen Obst gegessen habe. Darauf ersuchte Menge Wein vor. Es war das wohl zur Anregung sie ihn, ihr seine Gründe für die Abstinenz darzu der Herztätigkeit. Und zwar war es Champagner, legen. Masaryk   hörte. den Ausführungen Kálals auf­wobei es sich wohl auch um den Inhalt an Kohlen- merksam zu und sprach dann: Wenn er nicht trinkt, säure handelte. Der Herr Präsident befolgte die werde ich auch nicht trinken." ärztliche Vorschrift, und genug ungern trank er das geringe Quantum; es war dies gewöhnlich vor dem Mittagmahle. Der Wein schmeckte ihm nicht, er be­nüßte aber die Gelegenheit und beobachtete die Wir­fung dieser verhältnismäßig fleinen Weinmenge auf seinen gesamten geistigen Bustand, auf seine Lei­ftungsfähigkeit, auf den Appetit zum Essen und ähn­lich. Das Ergebnis seiner Beobachtungen spricht, wie er sich mir gegenüber äußerte, für eine voll­ständige Abstinen 3.

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Die Abstinenten wird interessieren, wie Ma­faryk Abstinent wurde. Darüber gibt es zwei Ver­fionen; die eine behauptet, daß er es auf Anraten und durch das Beispiel des Starl Stálal wurde, eine *) Basil Strach, Ministerialrat der Kabinetts­fanzlei, bestätigt uns als wirklich Berufener aus der nächsten Umgebung Masaryks, daß der Präsident trotz der widersprechenden, falschen Gerüchte vollständig abstinent lebt.

Auf dem VIII. internationalen Alkoholgegner­kongreß in Wien   im Jahre 1901( ,, leber die foziologische Bedeutung des Alkoholismus") äußerte Im Kampfe gegen Vorurteile, gegen einen er sich selbst nach Aufzählung der Hauptargumente Mythus  , gegen Dekadenz und gegen Verbrechertum gegen den Alkoholismus, der ethischen, individuellen ist für Masaryk   die Abstinenzbewegung, wie sie es Nálal bemerkt, daß Masaryk auch ohne diese und sozialen Argumente, über seine persönliche Ab- immer gewesen, eine berechtigte Bewegung, eine Episode auf dem Teschener Bahnhof zur Abstinenz stinenz folgendermaßen: Ich hatte schon öfters An- unumgänglich notwendige und auch sozial fortschritt­gekommen wäre. Er sah übrigens selbst, daß in den wandlungen von Abstinenz, in der lebten Zeit trinke liche Bewegung. Und wenn auch heute Masaryk   direkt politischen Versammlungen, soweit sie in Gasthäu- ich aus den angeführten Gründen nicht, aber ich an der Abstinenzbewegung nicht teilnimmt, seine fern stattfanden, Masaryk   gewöhnlich nur einen konnte mich nicht entscheiden, was richtig ist, Mäßig- Sympathien sind bei dieser Bewegung, sind bei euch, Viertelliter Bier bestellte und auch davon nur nippte. keit oder Abstinenz. Ich scheute mich gewissermaßen, die ihr in geduldiger Kleinarbeit in den Intentionen Masaryk   befaßte sich seit langem als Ethiker ein Abstinent zu sein. Ich glaube, daß auch andere Masaryks arbeitet. und Soziologe mit den Fragen: Dekadenz, Degene- Argumente pro und contra herangezogen werden Mit der Abstinenz Masaryks ist ein gewisser ration, Lebenspessimismus, Selbstmord, Verbrecher- müßten und diese haben auf mich den entscheidenden Umschwung in seinem Leben verbunden. Er sagte tum, ethische Larheit und Gleichgültigkeit, und über- Eindruck gemacht: insbesondere der Einfluß des einmal in einer Privatunterredung: ,, Tatsächlich all stieß er dabei auf den Alkohol und den ganzen Nikotins, das lange Herumhocken in den Gasthäusern habe ich erst in meinem 53. Lebensjahre von neuem zu leben angefangen." Es handelte sich um irgend Alkoholismus   als auf eine der Hauptursachen dieser und ähnliches. Die wissenschaftlichen Gründe für die Taktik eine gewisse innere Konzentrierung, nach der arbeits­pathologischen Erscheinungen. Ende der neunziger Jahre studierte er das Problem der Dekadenz und der Abstinenz find bestimmt und für mich entschei­Degeneration und der modernen Subjektivität in der dend: fie gaben mir einen durchaus gültigen Beweis Literatur, und immer von neuem fand er den Alko  - dafür, daß ein Leben ohne Alkohol eine höhere hol als das Mittel, das betäubt, die innere Dis- Lebensanschauung gewährleistet, dadurch eine freudis harmonie, Bersplitterung verbirgt, in ihrem Wesen gere und reinere Lebensstimmung und schließlich eine eine Bersplitterung und Halbheit nach der ethischen schönere Lebensführung." Seite, nach der religiösen Moral. Die ,, müden See­Ten" vom Ende des Jahrhunderts flüchteten in ihren

mäßigen und methodischen Seite und bezüglich der Lebensführung; er erkannte damals den Wert der Beit, von neuem wandte er alle Winke für eine systematische Arbeit und für ein gesundes, hygieni sches Leben auf sein Leben an, es war das in einer Zeit, wo er gerade schon drei Jahre nicht getrunken Ein schönes Beispiel zur Aneiferung.

Die Abstinenz ist somit für Masaryk   Bedin- hatte. gung eines bewußten Lebens, sie ist die Folge seines|