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Sonntag, 10. März 1835
Nr. 58
Aber Meine Helfer In der Küthe bat Jede Hausfrau, wenn sie Dr. Oetknr's Präparat« verwendet; insbesondere Dr.Oetkor's Backpulver ermöglicht In kurzer Zelt eine gesunde und nahrhafte Mehlspeise herzustellen. Der Teig Ist damit sofort backfertig und kann gleich Ins Rohr gegeben werden. Nadi verhültnlsmlßlg kurzem Radien erhält man eine lockere, bekömmliche und nahrhafte Mehlspeise. Man adite aber beim Einkauf auf das Warenzeichen„Ein heller Kopf** und weise jede andere Marke zuriids.
Die poliflsdic Wodie Der 85. Geburtstag des Präsidenten Hat in der abgelaufenen Woche im ganzen Staatsgebiet bis ins kleinste Dorf die Bevölkerung zu Kundgebungen ver- anlaßt, deren außergewöhnlich herzlicher Charakter wohl am besten davon Zeugnis ablegt, welcher Beliebtheit sich der Präsident in allen Schichten der Bevölkerung erfreut. Die offizielle Adresse der Nationalversammlung, der Glückivunsche der Regierung und die Antwort des Präsidenten waren über den bei solchen Anlässen üblichen Rahmen hinaus«in demonstratives Bekenntnis zur Demokratie, das sicher innenpolitisch seine Wirkung nicht verfehlen wird. Infolge dieser Feierlichkeiten konnte das Parlament noch nicht konkret an die Erledigung seines ihm zugewiesenen Arbeitspensums schreiten, sondern vertagte sich nach zwei kurzen Sitzungen, von denen die eine lediglich der Masaryk -Huldigung gewidmet war, auf kommenden Dienstag. Trotzdem auch die Regierungsmitglieder durch die Masarhk-Feiern in ihrer normalen Tätigkeit einigermaßen eingeengt waren, haben die politischen und wirtschaftlichen Ministerkomitees eine ganze Reihe von Beratungen abgehalten, die sich mit der finanziellen Grundlage der Sanierung der Selbstverwaltung befaßten, und sie sind auch«in gutes Stück vorwärts gekommen. Die Beratungen gehen sofort Montag weiter, um dem Parlament möglichst bald neues Arbeitsmaterial liefern zu können. Vorläufig ist das Parlament fa noch mit den Exportkredite»und mit derSanierungs Exportkrediten und mit der Sanierungsvorlage selbst versorgt, die dazu beitragen soll, einen erheblichen Teil der unleugbar großen Finanzschwierigkeiten der Selbstverwaltung abzubürden, deren Gebarung aus den bekannten Ursachen, zu denen in erster Reihe das unselige Gemeindefinanzgesetz des Bürgerblocks zählte, direkt auf den toten Punkt gekommen ist. Von den kleineren Bedeckungsvorlagen, di« insgesamt etwa 22 bis 25 Millionen Kö«inbringen sollen, ohne daß eine Mehrbelastung der Konsumenten eintritt, sind die Essigsteuer und die Steuer von Backpulvern so ziemlich ferfig; über die Mineral-, bezw. Sodawassersteuer und die Weinsteuer etc. wird noch verhandelt. Die Kunstfettabgabe ist nach wie vor umstritten, da die sozialistischen Parteien alles daransetzen, um die Konsumenten auch hier vor einer Verteuerung zu schützen, die bei einem größeren Ausmaß der Abgabe unvermeidlich wäre. Die zweite Gruppe der Bedeckungsvorlagen für die Selbstverwaltungssanierung, die Novellen zur Erwerb st euer und zu den Stabilisierungsbilanzen, find ebenfalls im Stadium der interministeriellen Vorbereitung. Was die Investitionen betrifft, für die außerhalb Les normalen Budget» vorläufig nur etwa eine halbe Milliarde aus den Restbestände» der Arbeitsanleihe zur Verfügung steht, während für den weiteren Aufwand erst alle Möglichkeiten der finanziellen Beschaffung überprüft tverden müssen, so hat die aus Beamten bestehend« Jnvestitionskommisiion in der letzten Woche in mehreren Sitzungen eine ganze Reihe dringender Projekte im Detail erörtert. Hiezu gehört u. a. auch die Frage der Bahnübergänge, wo an den Hauptstrecken alle Kreuzungen im Niveau durchgehends durch lieber- oder Unter« führungsn erseht werden sollen. DieMergtüngen über die 40-Stunden-Woche weise» immer noch gewisse strittige Punkte auf, die vor allem den Lohnausgleich betreffe». Die Aussichten, daß die Verhandlungen in der nächsten Woche zum Abschluß kouimen, stehen derzeit uicht ungünstig. Mit Beginn des kommenden Monats werden im gesamten Bereich der öffentlichen Arbeiten die im Budget vorgesehenen zur Ausführung reifen Projekte begonnen werden, wobei mit einem Schlag tausende Arbeitslose Beschäftigung finden werden. Die Novelle zum Aietobusgeseh ist nach äußerst schwierigen Verhandlungen so ziemlich fertig und soll bald dem Senat überreicht werden. Die interessierten Kreise harren begreiflicherweise mit großer Spannung auf nähere Details. In der Innenpolitik sind die Verhältnisse im deutschen Lager wie bisher ungeklärt. Die Verhandlungen zwischen der SHF und den Land- bündlern gehen, ob er nun zugegeben wird oder nicht, insgeheim weiter. Die Rolle des BdL, bei dem jede
abgebrauchte Unterhändlergarnitur sofort durch neue Leute ersetzt wird, die unentwegt ins SHF-Horn blasen, ist wirklich nicht sehr imponierend und man versteht es, daß breite Schichten der Landbundanhänger, die den Selbstmord nicht mitmachen wollen, von ernster Sorge erfüllt sind. Auf der anderen Seite wächst die Begehrlichkeit der Henleinleute mit jedem Tag, da sie aus der Stellungnahme gewisser Gruppen, wie der des Herrn S t o U p a l, doch wieder neue Hoffnung hegen, daß man sie doch letzten Ende» tolerieren wird. Alle KoalittonSparteien mit Ausnahme, der Agrarier haben zu diesem leidigen Problem bereits
eindeutig Stellung genommen; wer namentlich die tschechische Presse daraufhin verfolgt, kann nicht zweifeln, in welcher Richtung diese Stellungnahme erfolgt ist. Eine baldige Klärung auch innerhalb der Regierung wird wohl nicht mehr lange hin- auSzuschieben sein. Durch ihr derzeitiges Verhalten gegenüber dem Landbund kann die SHF diese Klärung wohl nur beschleunigen. Dann wird auch der Weg frei werden für die politischen Vorlagen(Registrierung, Wahlrechtsnovelle und Wählerlisten), mit denen das Parlament vor Ablauf der Funktionsperiode noch vor ernste und verantwortungsvolle Aufgaben gestellt werden wird.
Glückwunsch der Arbeiter Belgiens an Masaryk und die Tschechoslowakei Die belgische Arbeiterschaft und Masaryk Der„People", das Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Bel giens , schreibt aus Anlaß des 88. Geburtstages Masarhks Folgendes: „M asarhk ist ein Symbol, ja weit mehr als ein Symbol der Unabhängigkeit, der Beständigkeit und der Einigkeit der Tschechoslowakischen Republik. Welch erstaunliche Persönlichkeit dieser Sohn eines armen Dorfbewohners! Ohne rauschendes Aufsehen irgendwelcher Art, ohne militärische oder auch nur diplomatische sensationelle Taten, einzig und allein durch die Weisheit, durch die politische nnd moralische Unantastbarkeit, durch die Ausdauer und den Mut, die er in den entscheidenden Augenblicken der europäischen Geschichte an den Tag legte, hat stch dieser bescheidene Gelehrte aus geringer Herkunft so hoch erhoben, dah er eine, ja vielleicht die berühmteste und Verehrteste Persönlichkeit der zivilisierten Welt geworden ist. And hierin symbolisiert er die vornehme Bestimmung der tschechischen nnd stowaki- schen Nation, die selber, erst erniedrigt, ja sogar verachtet, lediglich sich begeisternd an ihren geschichtlichen Erinnerungen und an ihrem Glauben an die eigene Begabung und die eigene Zukunft, es zuwege gebracht hat, sich in wenigen Jahren einen der festesten, geachtet st enundfort- schrlttlichsten Staate« Europas -« schmieden. Mehr als irgend ein anderer ist es M a s a r h k, dem die Tschechoslowakei ebenso ihre Unabhängigkeit wie ihre Position in der Welt verdankt. Seine erleuchtete Weiöhett hat bis zum heutigen Tage über dem Schicksal des jungen Staates gewacht. Darüber hinaus hat er aus ihm einen AngelpunktdeS europäischen Politischen Systems gemacht, einen Frie- denögaranten erster Ordnung, einen mächtigen Damm ge- gen die neue Barbaren, die unseren Kontinent umbrandet. In Berlin , in Wien , in Warschau , in Budapest — wen findet da der alte Masaryk sich gegenüber? Die Hitler , die Schuschniggs, die PNsudskis, die Horthhs! Staaten, gepeinigt von tödlichen inneren Krisen, in voller wirt- schaftticher und sittlicher Auflösung, Quellen der europäischen Unsicherheit nnd Unbeständigkeit. Dagegen ist die Tschechoslowakei , treu geblieben dem demokratischen und sozialen Ideal, das an ihrer Wiege stand, in die» see StMde eine Züser der Demokratie, des sozialen und geistigen Fortschrittes, des inneren und äußeren Friedens mitten in einem bewegte» und stürmischen Meer. Mehr als alles andere zengt von dem glänzenden Erfolg des Werkes MasarykS die Tatsache, daß er an seinem 85. Geburtstage der aufrichtigen und bewegten Verehrung nicht nur seiner tschechischen und slowakischen Brüder teilhaftig wird, sondern auch aller seiner andere« Mitbürger, der deutschen , der ungarischen, der rnthenischen und der polnischen, die alle im Staate MasarykS ein Vaterland gefunden haben, in dem sie sich immer mehr zuhause fühlen nnd daS ihnen— mit Ausnahmen einer hirnlosen und unbedeutende» Minderheit— jede Neigung nimmt, über die Grenzen zu schielen. Und so geschieht eS von ganzem Herze«, wenn heute auch die Sozialisten Belgiens ihre Glückwünsche darbringen dem berühmte« Staatsmann und Europäer, der Masaryk auch für sie ist!
Vom Rundfunk Die Zahl der Sender auf der ganze« Welt. Rach den letzten Angaben sind derzeit auf der ganzen Welt 8 6.7 00 Funksender in Betrieb. Davon sind rund 28.000 Schiffs- und Flugzeugsender und 7900 Landstationen. Unter diesen befinden sich 1448Rund- funksender.— Dies bedeutet, daß die Rundfunksender nur einen geringen Teil des heu- tigen Sendewesens bilden. Von den Sendern, die nicht für den Rundfunk bestimmt sind, dienen 20.900 für den Funkverkehr auf See, 2100 für den Luftverkehr und 3800 für den Verkehr auf dem Festlande. Weiters werden 6831 Funkpeiler für Schiffe und Flugzeuge und 484 Funkbaken gezählt.— Man erhält einen Begriff von der Bedeutung des neuzeitlichen drahtlosen Verkehrs, wenn man sich vor Augen hält, daß u. a. der schwe, dische Handelssender in Grimmiton jährlich nicht weniger als 3.8 Millionen Worte überträgt.
Neuer reichsdeutscher Sender an der Grenze. Die deutsche Reichspost errichtet einen Zwischensender in Reichenbach in der Oberlausitz . Der Sender wird eine Tagesleistung 5 kW und eine Abendleistung von 2 kW haben und dürfte deshalb in Nord, böhmen ausgezeichnet zu empfangen sein. Der Sender Reichenbach ist bereits im Bau. Wellcnlängenändrrungen englischer Rund- fnnksender. Am 17. Feber haben folgende sechs englische Rundfunksender ihre Wellenlänge geändert(In Klammern die bisherigen Wellenlängen).: North National 296,2 m, 1013 kHz(261.1 — 1149), Midland Regional 391.1 m, 767 kHz (296.2— 1013), Scottisch Regional 373.1 m, 1804 kHz(891.1— 767), West Regional 307,1
m, 977 kHz(373.1— 804), Belfast 267.4 m, 1122 kHz(307.1— 977), Newcastle 209.9 m, 1429 kHz(267.4— 1122). Die anderen englischen Rundfunksender behalten ihre jetzige Wellenlänge. Gleichzeitig mit diesen Aenderüngen ist der Sender Midland Regional von Daventry nach Droitwich verlegt worden.
Empfehlenswertes ans de« Programme«: M-ntag Prag : Sender L.: 10.05 Deutsch « Nachrichten. 12.10 Ouvertüren auf Schallplatten. 12.35 MittagS- konzert. 13.35 Arbeitsmarkt. 16.55 Kinderstunde. 17.35 Donizetti: Arie aus.La Favorita ". 17.40 Duos für Violine und Klavier. 18.15 Deutsche Sendung: Arch. Dr. Wenzel: Richtlinien zum Bäderbau. 18.35 Fachlehrer Thöner: Der Rundfunk als Mittel der öffentlichen Bildungspflege. 18.50 Deutsche Presse. 21.25 Orchesterkonzert.— Sender St-: 14.40 Lieder russischer Komponisten. 15.05 Deutsche Sendung: Dr. Wodak: Ueder Nasen- und Ohrenkorrekturen. 15.20 Schallplatte»: Dvokak. 15.35 Deutsche Presse-— Brünn : 12.10 Arbeitsmarkt. 17.45 Deutsche Sendung: O, diese Filmstars, heiteres Hörspiel.— Mähr.'Ostrau : 18.15 Deutsche Sendung: Arbeiterfunk: Ewald Schild: Großkraftwerk Wiese beginnt zu arbeiten.— Kascha»: 15.55 Orchesterkonzert. Dienstag Prag : Sender L.: 10.05 Deutsche Nachrichten. 11.05 Deutscher Schulfunk. 12.10 Unterhaltungsmusik. 16.45 Jugendstunde. 18.15 Deutsche Sendung: Edwin Janetschek: Zur 80. Wiederkehr des Geburtstages von Rückauf. 19.10 Jazz» orchrsterkonzert. 21.05 Liederkonzert. 21.25 Konzert des Ondrikek-QuartettS. 22.15 Tanzmusik. — Sender St.: 15.00 Deutsche Sendung. 15.15 Lieder.— Brünn: 10.15 Salonquartett. 17.05 Vlasta Bnrian auf Schallplatte». 17-50 Deutsche Arbeiters« n- tung: Sozialinformattonen: Mitzi Kahav: Jnter- nationaler Frauentag. — Preßburg : 20.25 Populäres Konzert,
Tagcsnculgkcltcn Mandelblüte im Schnee Rom . Die neue und für Italien um diese Jahreszeit ungewöhnliche Kältewelle hat nach den Regengüssen der letzten Zeit weit nach Süditalien hinein ganz unerwartet noch einmal Schneefall gebracht. Der Vesuv und die Höhen um den Golf von Neapel liegen imSchnee, während in den Niederungen die Mandel,bäume i n B l ü t e stehen. In der Nacht kam es m Neapel selbst zu leichten Schneefällen. Auf den Gebirgszügen Mittel- und Süd-Italiens ist überall ausgiebig Neuschnee gefallen. Von Süd-Italien werden besonders aus den Provinzen Bari und Tarent Schneefälle gemeldet. Der heftige Frost in Jugoflawien. dauert an. Samstag vormittags wurden in Ban« jaluka 23, in Baranja 20 Grad unter Null abgelesen. Tiefer Schnee im Gesenke Olmütz . Auch Samstag schneite es im Ge« senke und bei hefttgem Wind bildeten sich große Schneewehen, so daß die Mehrzahl der Bergstraßen unfahrbar geworden ist. Auf den Berghängen liegt der Schnee bis zwei Meter hoch. Wegen starker Schneewehen ist Samstag auf der Strecke Namsau—Spornhau im Kilometer 18.05 der Zug Nr. 1053 stecken geblieben. Der Zug wurde vollkommen verweht und kann nur in mehreren Teilen in die Kachbarstatione« gebracht wetten. Ein Pfarrer von seiner Haushälterin ermordet Paris . Einem ungewöhnlichen Verbrechen ist der Ortsgeistliche von M a i c y bei Melon zum Opfer gefallen. Er wurde am Freitag früh mit durchschnittener Kehle tot in seinem Bett aufgefunden. Als Täterin konnte seine langjährige Haushälterin ermittelt werden, die sich nach vollbrachter Tat im Treppenhaus erhängt hat. Ueber die Beweggründe werden allerlei Vermutungen geäußert. Man behauptet, dah die Täterin schon lange Zeit infolge schwerer Schicksalsschläge an Schwermut gelttten hat.
Der Erzbischof auf der Polizeiwachstube Mexiko . Erzbischof Diaz ist am Donnerstag verhaftet und dann gegen Bezcchlung einer Geldstrafe Freitag mittags mit seinen Begleitern wieder freigelaffen worden Der Erzbischof war deshalb von der Polizei angehalten worden, weil er mit einer Gruppe von Gläubigen an einem unerlaubten Ort einen Gottesdienst abgehalten hatte» wobei er das Priester-Ornat am Leibe trug. Der Erzbischof war genöttgt, die ganze Nacht über auf der Polizeiwachstube zu verbringen. Der Erzbischof und seine Begleiter wurden dem Unterstaatssekretär des Innenministeriums vorgeführt, der die Geistlichen verwarnte.
„Der Stteste Pflug der Wett" Hannover . Museumsdirektor Dr. Jacob übergab am Freitag Abend den ältesten Pflug dec Welt, der aus der Zeit 3400 v. Ehr. stammt, also ü b e r 5 0 0 0 I a h r e alt ist, der Oeffentlichkeit. Er wurde vor einigen Jahren im Kreise Aurich beim Torfstechen gefunden und durch den Lehrer Kettler in Georgsfeld geborgen. Er war vollständig in dem„schwarzen Torf" dem älteren Bleich- Moos-Torf, eingebettet, der an dieser Stelle 90 Zentimeter mächtig ist. Wegen der Einzigartigkeit des Fundes und wegen seiner großen Bedeutung für die deutsche Vorgeschichte wurde er dem Lan- deSmuseum in Hannover überwiesen, wo er jetzt nach jahrelanger fachmännischer Behandlung in einem großen Schaukasten ausgestellt wird.