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,, Sozialdemokrat"

Sonntag, 10. März 1935. Nr. 59

Frau in unserer 3eit

Die Zeit, in der die Frauen um ihre Selb­ständigkeit, um ihre staatsbürgerlichen Rechte, um ihre Anerkennung im öffentlichen Leben fämpften, Tiegt noch gar nicht lange zurück. Es gibt auch Heute Demokratien, die von einem Frauen- Wahi­recht nichts wissen wollen wie z. B. Frankreich und es gibt fascistisch regierte Länder, in denen der Einfluß des weiblichen Geschlechts auf seine primitivsten Funktionen beschränkt worden ist. So ergibt es sich, daß wir vom Leben und Wirken der Frau in unserer Zeit ein sehr uneinheitliches Bild haben. In dem einen Land sagt man: Hausfrau, Dienerin des Mannes, Mutter und Erzieherin dei­ner Kinder sein, sind die höchsten Aufgaben, die du erfüllen kannst. In dem anderen Land wünscht man ihre Gleichberechtigung neben dem Mann, jeder Beruf, jede Laufbahn, jede Karriere, jeder Erfolg wird der Frau ermöglicht und ist ihr zu­gänglich. Selbstverständlich gibt es in dieser Bezie hung Unterschiede zwischen der proletarischen und der bürgerlichen Frau, materielle Verhältnisse sind ebenso entscheidend in der Berufswahl wie im Lebensstil und in der Errungenschaft fultureller Möglichkeiten.

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Die Frau so wenig wie möglich mit alltäg­lichem Sleinkram, mit zermürbender, nerbenaufs reibender Hausarbeit zu belasten, ihr den Weg frei zu machen zu Bildung und Wissen, zu politischer Reife und staatsbürgerlicher Mitwirkung dies ist das demokratische Ideal. Gehen wir durch die Straßen, betrachten wir die Gesichter der meisten Frauen und Mädchen, die uns begegnen, so können wir feststellen, daß ein Ausdruck stumpfer Trost­Tofigkeit, müder Banalität jeden anderen über­schattet. Es sind die Sorgen des Krisen- Alltags, die großen und Kleinen Kümmernisse des Heute, die fich im Antlitz der Frauengeneration unserer Zeit widerspiegeln.

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Es gibt Ausnahmen. Es gibt Glückliche, die im Besitz hinreichender materieller Mittel sind. Sie haben wohlhabende Eltern oder Männer, die genug verdienen oder selbst Einkommen, die ihnen gestatten, über des Lebens Notdurft hinaus sich auch an den Schönheiten dieses Daseins zu er freuen. Gute Bücher, gute Kleidung, Hygiene durch Sport und Körperpflege, alle technischen Errun­genschaften, die Erleichterung der Haushaltsarbeit möglich machen, stehen den wenigen Bevorzugten dieser Gesellschaftsordnung offen. Wie leicht sind sie herauszufinden in der grauen Masse der Freud­Losen! Geschmackvoll angezogen, das Antlig ohne Falten, ein Lächeln um die Lippen, gehen sie dahin. Wir aber wollen nicht, daß es solche Wenige, solche Bevorzugte gibt. Wir wollen diese Freude Unsere Aufgabe ist es, die Welt zu verän­für alle, und in erster Linie für die arbeitende bern. Und wir haben die Pflicht, unter den gege­Frau. Denn sie allein schafft die wahren Werte benen Verhältnissen mit den gegebenen Mitteln dieser Welt. Sie ist die Kämpferin nicht nur uns alles dazu beizutragen, was in unseren Sträften ferer Zeit, sondern sie ist auch die Wegbereiterin steht. Alle menschlichen Energien müssen diesem für das Morgen, für die bessere Zukunft. Noch 18iel gewidmet ſein. Es gilt, die Arbeiterin an der

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allerlei Unberechenbarem abhängig. Daher ist es hier besonders notwendig, Abhilfe und Erleichtes rung zu schaffen. Der Hausfrau die Möglichkeit zu geben, sich körperlich und geistig zu pflegen und weiter zu bilden.

Diese Möglichkeit schafft in weitestem Maße die moderne Haushalts- Technik. Kleine Ursachen -große Wirkungen. Es ist nicht gleichgültig, ob man für das Aufräumen und Ordnen einer Woh nung drei Stunden oder eine Stunde braucht. Die gewonnenen zwei Stunden lassen sich verwenden: zum Lesen, zum Spazierengehen, zur Körper­pflege, zur Gymnastik usw. In den meisten Haus­frauen steckt leider ein Hang zum Konsers vativen. Sie entschließen sich ungerne zu Verände rungen und Neuanschaffungen, auch dann, wenn diese Zeit und Geldersparnis bringen.„ So hat's meine Mutter gemacht, und so mach ich's auch." Eine ebenso landläufige wie falsche Behauptung.

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Wer einmal in der Praxis ausprobiert hat, wie beispielsweise ein Gasanzünder sparsam ist, eine Brotschneide- Maschine rationell, ein rost­freies Kartoffelschälmesser angenehm, eine Boh­nerwachspaste, die nicht stundenlang einziehen muß, Zeit erspart, der wird über das Kapitel „ Moderne Haushalts- Technik" keineswegs mehr spöttisch die Achseln zucken. Ob es sich um unger­brechliches Porzellan, rostfreies Kochgeschirr, dent Kaffee aufs Höchste auswertende Kochmaschinen, um stromsparende, neuartige Glühbirnen, um die Politur der Möbel schonende Reinigungs- Dele, oder sonstige neue, guterprobte Reinigungsmittel handelt, sie alle bringen jene so notwendige Er­sparnis in der Haushalts- Arbeit. Viele werden die Einwendung machen, daß sich so etwas sehr schön anhört und liest, aber schwer zu verwirklichen ist, aus dem einfachen Grund, weil das Geld zu der= artigen Neuanschaffungen fehlt. Selbstverständ­lich: wenn wir all diese Dinge aufzählen, so wis fen wir, daß keine der Hausfrauen des Arbeiter standes sie sich von heute auf morgen anschaffen tann. Troßdem soll die proletarische Hausfrau wissen, was es Neues auf dem Gebiet der moder­nen Haushalts- Technik gibt. Und wenn sie hie und da in die Lage kommt, einen Wunsch zu äußern so soll sie sich davor hüten, überflüssigen Kitsch

oder etwas in ihrer Wohnung ergänzen zu können,

find wir von dem Ziel, das sich der demokratische| Maschine, die Angestellte im Büro und hinter dem Sozialismus gesetzt hat- nämlich völlige Gleich Ladentisch , die Frau in der Landwirtschaft, die berechtigung auf allen Gebieten weit entfernt. Frau im intellektuellen Beruf und nicht zuletzt- Ob es sich um Fragen des Berufs, des Urlaubs, die Hausfrau, für die gute Sache des Sozialismus anzuschaffen. Ein Messer, das keinen Rost an­der Arbeitszeit, des Lohn- und Gehaltsniveaus zu gewinnen. Sie alle müssen in Partei und Ge- nimmt, hat für sie mehr Wert als eine Nippes­handelt, immer versucht man, selbst bei gleicher werkschaft kämpfen. Leichter ist dies für die berufs- figur, die zivedklos herumsteht und die Funktion Leistung, die Frau gegenüber dem Mann zu be- tätige, unverheiratete Frau, der nach abgeschlos- des Staubfängers erfüllt. Und eine Teppichkehr­nachteiligen. fener Tagesarbeit eine gewisse Zahl freier Stunden maschine ist aus Gründen der Hygiene entschieden für ihre persönlichen Interessen und ihre persön- einer proßigen, raumbeengenden und ständige liche Entwicklung zur Verfügung steht. Jene, die Pflege erfordernden Zimmerpalme vorzuziehen. zugleich Haus- und Berufsfrau ist oder auch nur Die besitzenden Klassen wissen längst von der Hausfrau( was keine Geringschäßung ausdrücken Lächerlichkeit des Kitsches. Die proletarischent soll), hat es weitaus schwerer. Denn die Arbeit im Schichten darüber aufzuklären, ist unsere Sache! Haushalt läßt sich nicht begrenzen und ist von

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