*r.M Mittwoch, 13. März 1935 Oberleutnant Marloh   wird rehabilitiert Die thrazische Frage and ihre Beziehungen zum griechischen ; Bürgerkrieg (LP) Die Andeutungen von türkischer Seite, daß möglicherweise Bulgarien   die griechischen Wirren benutzen könne, um sich den Ausgang zum Aegäischen Meer zurückerobern, und daß dann für die Türkei   selbstverständlich die sich auS dem Balkanpakt ergebenden Verpflichtungen Platz grif­fen, lenken die Aufmerksamkeit auf des thrazi­sche Problem, das der breiteren Oeffentlichkeit weitaus weniger bekannt ist qls z. B. die mazedo­nische Frage. Diese Beunruhigung wird natur­gemäß in Griechenland   geteilt. Ost- und Wcstthrazien stehen hierbei im Brennpunkt der griechischen und türkischen Be­fürchtungen und der ost recht heftigen Preffepole- miken. Saloniki   und Adrianopel sind dabei die Hauptpunkte. Man erinnert sich, daß Bulgarien   im ersten Balkankrieg Adrianopel   er­oberte und im zweiten Balkankrieg wieder verlor, um durch den Westkrieg die Anwartschaft darauf endgültig emzussützen, und daß 1912 die bulgari­schen Ambitionen es waren, die zur Isolierung Bulgariens   und zum Zusammenschluß der ehe­maligen Verbündeten gegen dieses Land führten. Ein Bulgare war«S auch, der in Saloniki König Georg von Griechenland   ermordete. Der Aus­gang tzes Weltkrieges und dtr Friedensvertrag von Neuilly   haben zwar allen diesen bulgarischen Plänen einen Riegel vorgeschoben, aber die Be­sorgnis ist geblieben. Die Türkei   und Griechen­ land   werfen Bulgarien   vor, daß es eine aufrei­zende Tätigkeit der emigrierten bulgarischen Thra­zier zulasie, deren Streben die Angliederung bei­der Thritzien an Bulgarien   sei. Bulgarien   ant­wortet darauf, daß gerade umgekehrt die Türkei  die auf bulgarischem Territorium ansässigen Pomaken, die Bulgaren   mohammedanischen Glau­bens, gegen die bulgarischen Behörden aushetze. Dazu kommen ständige Grcnzzwischenfälle, die die Spannung verschärfen. Ein türkisches Blatt hat kürzlich sogar erklärt, di« Türkei   werde nicht nur ihren bisherigen Besitzstand zu wahren wissen, scndern im Falle weiterer Angriffe sich auch noch Ostrumeliens, also des Gebietes um Philippopel  (heute Plovdiv  ) bemächtigen. Bulgarien   müsse zur Kenntnis nehmen, daß, während Ankara   das Herz der Türkei   darstellten. Konstantinopel   und Thrazien   den Kopf des türkischen   Staatskörpers bildeten. Daß die Türkei   heute noch über einen bestimmenden Einfluß auf dem Balkan   verfüge, sei lediglich darauf zurückzitführen, daß sie sich im Besitze OstthrazienS befinde. Eine Türkei   ohne dieses Thrazien müsse zu einem Staate zweiter oder drister Ordnung herab sinken Das werd« aber die Türkei   niemals zulassen. Bulgarien  aber betont unaufhörlich, daß eS einen ÄuSgaiig zum Aegäischen Meere, also über Thrazien   hin­weg, zu beanspruchen habe, und zwar in Form eine- territorialen Ausgangs, während die Tür­ kei   und Griechenland   nicht an einen solchen Kor­ridor denken, der beide Länder voneinander tren­nen würde, sondern nur an eine Freihafenzone, ähnlich wie sie Jugoslawien   in Saloniki   zugestan­den wurde. Keine Bluttat, die die Rechte auf dem Wege zu ihrer Machtergreifung beging, war so teuflisch und gräßlich wie jene der Ermordung der 29 Matrosen von der Volksmarine in der Berliner Französischen Straße. Oberleutnant Marloh   hatte die Neun- undzwanzig vom Marstall nach der Französischen Straße gelockt unter der Vorspiegelung, daß aus Grund eines Abkommens mit dem Volksbeauftrag­ten dort ihre Enttvaffnung vorgenommen werden sollte. Als die Matrosen, gutgläubig wie sie wa­ren, ihre Waffen aus der Hand gelegt hatten, genoß Oberleutnant a. D. Marloh die Rache kalt. Er gab den Befehl, alle 29 Matrosen, die nun wehrlos in seinen Händen waren, zu erschießen. Im Hof des Standquartiers Marlohs in der Französischen Straße rann das Blut von neun­undzwanzig tapferen Revolutionären. Das war am 9. Dezember 1918. In einem, Anfang März 1919 durchge­führten Prozeß, wurde Marloh von der Anklage des Totschlags und des Mißbrauchs der Dienstge­walt freigesprochen und nur wegen unerlaubter Entfernung von seiner Kompagnie zu drei Mona­ten Festungshaft und wegen Benutzung gefälschter Urkunden hierzu zu 80 Mark Geldstrafe verur­teilt, weil das Gericht annahm, daß die Erschie­ßungen der 29 Matrosen in der Französischen Straßeobjektiv unberechtigt waren, daß die Ma­trosen, die mit Waffen kamen, gültige Waffen­scheine besaßen, daß die Lage Marlohs nicht so bedrohlich wär, daß er zum Waffengebrauch be­rechtigt war, daß er jedoch glaubte, einen Dienst­befehl vor sich zu haben". Dieses Urteil löste damals große Empörung aus, jedoch der preußische Justizminister hat in seiner Denkschrift vom 22. Dezember 1923 aus die vielfachen Interpellationen im Reichstag le­diglich erklärt:wegen der Matrosen-Erschießung ist Marloh   vom zuständigen Militärgericht frei­gesprochen worden". Inzwischen ist Oberleutnant Marloh   im Dritten Reich Str a sonst alt s- ticriciitssaal Schauermärchen des Herrn Großgrundbesitzers über Vir Geliebt«, die ihm 700.000 K£ kostete. Prag  . Am 30. Juli 1929 wurde die Prosti­tuierte I a n o t a in einem Walddickicht bei B sc- nor ermordet aufgefunden. Dieser Mord zählt zu den rätselhaften Kriminalfällen, die nicht aufgeklärt wurden. Trotz aller Anstrengungen der Sicherheits­behörden blieb der Mörder unentdeckt. Wie bei dem Beruf der Ermordeten verständlich^ ergaben sich ein« Menge vermeintlicher Spuren, von denen aber keine zum Ziel führte. Die durch sensationelle Zeitungs­notizen aufgereizte Phantasie weiter Bevölkerungs­kreise veranlaßte allerlei Anzeigen und zahlreiche Personen hatten noch lange Zeit nachher noch manche ungemütliche Stunde zu verleben und mußten sich hochnotpeinlichen Verhören unterziehen, weil sie in den Verdacht kamen, direkt oder indirekt mit der Mordtat in Zusammenhang zu stehen. Auch der Dienstag vor dem Strafsenat M a- rekek verhandelte Prozeß gegen den 54jährigen direktor des Zuchthauses Celle   geworden, welchen Platz vorher ein Vorkämpfer des humanen Strafvollzuges eingenommen hat. Seit Jahren hatte sich Oberleutnant Mar­ loh  ... um seine Rehabilitierung von dem Vor­wurfe" der Ermordung von 29 Mako« scn? Nein:der Fahnenflucht durch ein Wieder­aufnahmeverfahren bemüht", so lesen wir jetzt in der deutschen   Presse. Das Oberkriegsgericht hatte dieses Wiederaufnahmeverfahren für zulässig er­klärt, und so hat vor wenigen Tagen vor dem Kommandanturgericht in der Lehrterstraße in Ber­ lin   die Wiederaufnahmeverhandlung gegen Ober- leutant Marloh   stattgefunden. Mit Bitterkeit schilderte Marloh   in der heutigen Verhandlung seine damalige Lage", so heißt es in dem Prozeßbericht. Daß er die neun- undzwanzig Matrosen meuchlings erschossen hat, sei nicht seine Schuld, sondern er habe es aus Grund des sogenannten Schießerlaffes getan. Da­her:Marloh   hatte 29 Führer dieser Separati­stenbande an die Wand gestellt und erschießen las­sen". Er war selbstverständlich dazu berechtigt und sollte erst später von einer Verantwortungs­scheuen Regierung geopfert werden. Als ihm Ver­haftung drohte, bekam er den Befehl zur Flucht und auch gleich die falschen Papiere. Deswegen ist er dann später zu drei Monaten Festung und dreißig Mark Geldstrafe verurteilt worden. In der Gerichtskomödie, die jetzt aufgeführt wurde, erklärte er mit Emphase, daß er die Mit­teilungen seines Komplizen Kessel als dienstlichen Befehl angesehen habe; und obwohl aus der pro­tokollarischen Vernehmung Noskes hervorging, daß er keinen Befehl zur Flucht gegeben habe, wurde Marloh feierlichst von der Anklage der Fahnen­flucht und des Gebrauches gefälschter Ausweise freigesprochen. Somit hat das Regime des Drit­ ten Reiches   die Ermordung der 29 Matrosen als eine zu belohnende Heldentat ausdrücklich aner­kannt, aber gleichzeitig dafür gesorgt, daß der Fall Marloh   der Vergessenheit entrissen worden ist. Felix Burger Großgrundbesitzer Josef B o l a r t gehört zu diesen späteren Nachzüglern. Es handelt sich um eine An­klage wegen des Verbrechens derfäl sch­lichen Bezichtigung. Im Jänner 1932 wurde Bolart auf die Gen­darmeriestation in Dobkichovice vorgeladen, in derem Rayon-die Mordstclle liegt. Man bettagte ihn über allerlei Dinge, die seine frühere Freundin bettafen, nämlich die Weinstubenbesitzerin Anna H o- kes. In deren Lokal pflegt« nämlich die ermordete Janota zu verkehren und vermutlich hatte irgend­ein Uebereiftiger oder Böswilliger diese Weinstuben­besitzerin verdächtigt, mit dem Mord in Verbindung zu stehen. ^Nurvtzatte sich der Angeklagte kur- vorher von seiner Freundin getrennt, u. zw. keineswegs im Gu­ten, denn diese zärtliche Freundin hatte ihn ganze 700.000 stö gekostet. Er zeigte sich also mehr zum Reden aufgelegt, als gut war und erzählt« den verhörenden Gendarmen allerhand verfängliche Dinge, die sich in der Weinstube seiner Exfreundin angeblich abgespielt hatten. Es Ivaren zum Teil recht läppische Redereien. So erzählte der Angeklagte von einem im Keller der Weinstube rätselhaft verschwundenen Fremden, John Boies und Iren« Dmm in dem amerikanischen   Nniversal-Film.Seitengasse" der in Gesellschaft einiger Zechkumpane, der Wirtin und der(später ermordeten) Janota sich in den Keller begeben habe, aber nicht zurückaekehrt sei. Da­für sei die übrige. Gesellschaft nach einiger Zeit, mit zwei schweren Koffern beladen, zurück­gekehrt. Die Details waren in einer Art geschildert, die die Vermutung erwecken lpnnte, das; dieser myste­riöse Fremde ermordet und seine Leiche in den Kof­fern beiseite geschasst worden sei. Später habe dann die Janota, die ja nach Schil­derung des Angeklagten mit dabei war, von der Weinstubenbesitzerin Hokes öfter- Gew verlangt und dabei Drohungen fallen lassen, daß sie.alles verraten werde". Und schließlich gipfelte die abenteuerliche Schilderung des Angeklagten darin, daß einmal Ende Juli 1929 (also kurz vor Entdeckung der Mordtat) seine damalige Freundin, die Wein­ftubenbesitzerin Hokes, gemeinsam mit ihm und mit der erpresserischen Janota einen Äutoausflug nach L e t y bei Revnice   arrangiert habe, welche Ortschaft inderNähedesTatortesliegtt während er zurückgeblieben sei. Nach etwa einftün- Die beiden Frauen hätten dann das Auto verlassen, diger Abwesenheit sei seine Freundin allein zu­rückgekehrt, während die Janota verschwunden blieb. Diese vom Angeklagten borgebrachten Tatsachen waren, im Zusammenhang bewachtet, freilich sehr verfänglich für seine gewesene.Freundin". Indessen zeigte sich in kürzester Zeit, daß die Erzählungen des Herrn Großgrundbesitzers ganz unbegründetes Ge­schwätz waren. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen ihn die Aiflsage wegen, fälschlicher.Besichtigung. Der Gerichtshof gelangte indessen zu einem F r e i s p r ü ch, da der Tatbestand des 8 209 St.-G. formell nicht erfüllt war. Der Angeflqgte hat nämlich nicht selbst Anzeige erstattet, sondern bloß nach er­folgter Vorladung Aussagen abgelegt, die zum großen Teil auf Tratsch und Klatsch beruhten und ihm von dritter Seite zugetragen worden waren. Vielleicht wäre dieser Prozeß bei hinreichend klarer ursprüng­licher Protokollierung der inkriminierten Aussage des Angeklagten überhaupt zu vermeiden gewesen. rb. Wer wohnt ans-em Mars  Von Kurt Toberrr. Zum Mars   haben Lid phantasiereichen Schriftsteller die meisten ihrer utopischen Welt- rqmnphojekte gerichtet. Es war die schöne Zeit vor dreißig Jahren, da hatte man die Welttätsel alle beinahe schon hinttr sich. Auf dem Mars   sah man durch die neuen Fernrohre die Riesenkanäle der hochintelligenten Marsmenschen und an den Ber­ liner   Anschlagsäulen klebten die bunten Plakate des Erfinders Ganswindt  , der mit Tretkraft und Dynamitexplosionsmotor zum Mars   fliegen wollte. Inzwischen sind die technischen Möglichkeiten gewachsen, aber mit ihnen die Erkenntnisse nüch­terner geworden. Vielleicht sehen wir'bald die Schwierigkeiten so groß wie sie wirklich sind. Dann ist erfahrungsgemäß der Termin ihrer Ueberwin- Lung vor der Tür. Als Giovanni Schiaparelli   vor 77 Jahren die sogenannten Marskanäle entdeckte, war dies lange Zeit das hauptsächliche Beweisstück für eine Besiedlung des Planeten Mars   durch inttlligente Wesen. Skeptische Wissenschaftler haben sich vor allem immer wieder um diese Kanäle gestritten. Man konnte Nachweisen, daß manche dieser soge­nannten Kanäle eine Breite von 800 Kilometern haben müssen, also unmöglich von auch noch so in­telligenten Wesen gebaut sein könnten. Die Skep­tiker wollten aber noch mehr nachweisen. Sie zeig­ten, daß man Kanäle auch doppelt sehe und daß dies«ine Linsenstörunq am Fernrohr sei. Da man jedoch nicht die ganzen Kanäle als Fernrohr­storung. die ausgerechnet nur beim Mars   aufttitt, abtun konnte, so behauvtete man schließlich, eS seien Ketten unregelmäßiger Punkte, die das Auge automatisch zu Linien zusammenzöge. Den Lebensoptimisten machte diese ganze ablehnende Beweisführung nicht das geringste auS. Sie sahen im Gegenteil dadurch ihr« Theorien be­stätigt. Sie sagen, die«igerttlichen Kanäle sind also wirklich nicht 800 Kilometer breit, sondern so schmal, daß man sie garnicht im Fernrohr sieht. Sie haben also menschenmögliche Dimensionen. Was sich in größeren Teleskopen als unregel­mäßige Kleckse darstellen wird, sind Vegetations­flächen entlang dieser natürlichen oder künstlichen Kanäle. Leider ist dieses Kanalproblem im Streit um die Bewohnbarkeit des Planeten Mars   längst ein Beweisstück zweiter Gitte geworden. Es ist heute tpeder dafür noch dagegen ausschlaggebend. Dafür sind atmosphärische Untersuchungen und Tempe- raturmessungen maßgebend geworden. Aussagen über diese Fragen sind aber immer stoch ebenso strittig, wie über die optische Erschei­nung der Marskanäle. Frühere Beobachter der Marsatmosphäre behaupteten, sie sei so dünn, daß sie in der normalen Marsmeereshöhe nur etwa ein Sechstel der Dicht« der dünnen Lust auf un­serem Mount Everest   betragen würde. Doch scheint diese Behauptung durchaus nicht zu stimmen. Neuere Untersuchungen bissigen dem roten Mars  immerhin eine Atmosphäre von drei Achteln der irdischen Gashülle zu. Die Zusammensetzung der Marslust ist der der Erde ähnlich. Sie enthüllt Sauerstoff und auch Wasserdampf. Daß die Marswolken, die man mit Sicher­heft beobachten kann, nicht die Mächttgkeft unserer irdischen Wollenschichten annehmen können, ist er­klärlich. Auf dem Mars   überwiegen, im Gegensatz zur Erde, nicht die Ozeane, sondern die Landflä- chen. Unter diesen Kontinenten, die besonders um den Marsäquator liegen, haben die Wüstenflhchen des roten Eisenoxydsandes bereits große Ausdeh­nung genommen. Bemerkenswerte Gebirge gibt es nicht. Der Mars   erscheint all, abgettagen und stecht bereits in einer späten Periode seiner Ent­wicklung. Die Behauptung, daß der Mars   ein« Pflan­zenwelt auf seiner Rinde trägt, findet heute keine ernsthaften Gegner mehr. Wir können auf ihm Jahreszeiten beobachten, sehen dqs Wachsen und Schmelzen der weißen Polkappen und sehen weite fahlgrüne Flächen im Sommer hellgrün und wie­der braun werden. Nach unseren irdischen Beob­achtungen kennen wir nur eine Möglichkeit, die Sauerstoff in einer Planetenatmosphäre frei wer­den läßt. Den festgestellten Marssauerstoff kön­nen nur Pflanzen ausatmen, er muß durch ihre Lebenstätigkeit entstehen. So leicht man eine Marsvegetation anneh- men kann, so schwer ist diese Frage für eine Mars­tierwelt zu beantworten. Wenn auf dem Mars   die Fauna sich nicht bis zum intelligenten, denkenden Wesen entwickelt hat, ist dieses Problem durch Fernrohrbeobachtungen überhaupt nicht zu lösen. Es sei denn, diese niederen Tiere würden in un­vorstellbar riesigen Herden über die Marssteppen weiden, Oder sie müßten ähnlich den Bienenvöl­kern riesige symmetrische Siedlungen bauen. Da man auf Grund verschiedener Ueber« legungen annimmt, daß der Mars   ohne Eiszei­ten geblieben ist, glauben manche, der Marsfauna habe dadurch der Ansporn zur Entwicklung intel­ligenter Wesen gefehlt. Unter Berücksichtigung der derzeitigen schroffen Temperaturwechsel nehmen einige Forscher an, die Entwicklung sei auf dem Mars   von den Fischen über die Reptilien nur bis zu Ratten oder bibcrähnlichen Nagetieren gegan­gen. Der Amerikaner Elway stellt sich diese Tiere, die in großen Kolonien die seichten Flußtäler be­wohnen sollen, wegen des schwächeren Marslichtes mit großen Augen,'wegen der geringen Marsan­ziehung mft großem Körber, mit großer Brust un­guten Grabwerkzeugen versehen vor. Wohl glaubt man auf dem Mars   Tempe­raturen zwischen zwanzig Grad Wärme und fünf­zig Grad Kälte als normal messen zu können. Aber die wirklichen Temperaturen der Marsoberfläche können trotzdem höher auf der Wärmeflala stehen. Es ist richtig, daß dem Mars   nicht wie der Erde große Ozeane als Wärmespeicher zur Ver­fügung stehen, sein LuftwörMespeicher ist dazu viel dünner. Aber bedenken wir doch, daß der Mars  nicht immer so kalt war. Wenn sich denkende Wesen in dieser besseren Periode entwickeln konn­ten, können sic auch gegen das bißchen Käüe, gegen eine nur um zehn Grad vom Eriimfttel ver­schiedene Temperatur, gefunden hassen. Wir Man­schen bilden uns ohne weiteres ein, in dieser fer­nen Periode der Erde durchaus gewappnet uno technisch gerüstet zu sein. Gestehen wir es auch den Marsbewohnern zu, bis wir vom traurigen Ge- gentefl belehrt sind. Schon Schiaparelli glaubte auf dem Mars  optische Signalzeichen der Marsmenschen zu sehen. Er entdeckte unter anderem einen dunllen kreis­förmigen Fleck, in dem ein riesiges Helles Kreuz­zeichen lag. Solche Zeichen glaüben auch andere Astronomen wahrgenommen zu haben. In der jüngeren Zett hat sich der Astronom W. H. Picke­ ring  , der Entdecker des 9. und 10. Saturnmondes, mit diesen Marszeichen beschäftigt. Er glaubt fest solche, mit anderen Astronomen zusammen, ge­sehen zu haben. In den letzttn Jahren ist auch unsere Erde in ein Entwicklungsstadium getteten, in dem sie elektrische Zeichen empfangen und aussenden kann. Ein Elektroforschungslaborawrium in London   be­hauptete, daß es ihm gelungen sei, mit neuen ultrasensiblen Apparaten radiotelegraphische Zei­chen aus dem Weltall zu empfangen. Außer dieser unsicheren Angabe wissen wir jedoch bestimmt, daß wir mit unseren Apparaten trotz Heavisideschicht schon bis zum MarS   reichen können. Der kürzeste Abstand zioischen Erde und Mars   schwankt zwi­schen 86 Millionen und 108 Millionen Kilometer. Ein Kurzwellensignal kann also den Mars   im günstigsten Falle schon in einhundertneunzig Se­kunden erreichen. Wir konnten aber bereits mft kosmischen Echos Reichweiten bis zweihundertsech­zig Sekunden messen. Das waren also altrakurze Wellen, die die Heavisideschicht zweimal durch­stoßen, von Elektronenschwärmen reflektiert und nach einem Wege von 78 Millionen Kilomettrn wieder auf der Erde registriert wurden. Außer dem Zufall der gleichzeftigen Ent­wicklung bis zum Radio bleibt uns aber zum Schluß noch ein wett besserer Weg. Das deutlichste Anzeichen der Intelligenz von etwaigen Marsbe­wohnern ist künstliches Licht. Erleuchtete Städte wären schon mit den heute stehenden Teleskopen sichtbar. Leider ist aber, wenn uns der MarS   am nächsten steht, uns nur sein Tagtcil sichtbar. Um auch nur eine Sichel seiner nächtlichen Sphäre frei zu bekommen, müssen wir ein gutes Bahn­stück der Elipse von ihm eittfernt sein. Und gerade der neu« Funfmeterspiegel, der in den nächsten Jahren m den Bereinigten Staaten aufgestellt wird, kann auch dieses Problem lösen. Wenn es positiv entschieden werden könnte, würde dies ein Markstein in der Geschichte der interplanetaren Beziehungen sein.