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Sozialdemokrat"

Mittwoch, 13. März 1935. Rr. 81

Der internationale Frauentag,« HSrag findet am Freitag, den IS. Marz um 7 Ahr abends im große« Gaal der Produktenbörse statt Deutfeye Referentin: ROgeorönete Genossin Mining,«artöbaö/ Grseheinei znyireieh und piinktiiw

PRAfiBR ZeiTIJMG

Fünfjähriges 5tmd überfahre». Gestern um 1 Uhr mittags fuhr der Chauffeur Josef König aus Bubentsch mit seinem flaueren Lastauto P1283 durch die Bahnhofstraße in Vrsovice. Bei der- mov'ä wollt« er«in zweispännigcs Fuhrwerk, hinter dem der fünfjährige Vladimir Peterka aus Vrsovice lief, überholen; hiebei lief ihm das Kind direkt in die Fahrbahn und wurde vom Auto umgestoßen. Mit einem Bruch der rechten Hand und zahlreichen Quetschungen brachte König den Jungen ins Kin­derspital beim Karlsplatz. Flucht über Dächer Beute 150 Kc. Vor­gestern abends um 10 Uhr beobachteten Passanten einen Mann, der sich vor einer Auslage in der Styblopassage am Wenzelsplatz in verdächtiger Weise zu schaffen machte; als er sich, beobachtet sah, ergriff er die Flucht. Run bemerkte man, daß die Aus­lage offen war und daß drei Bücher fehlten, und verfolgte ihn. Der Mann es handelt sich um den 32jährigen arbeitslosen Privatbeamten Franti- sek Kolinsky aus Zizkov - flüchtete mit seinen drei Büchern erst ins Cafä Boulevard, wo er sich ihrer im Abort entledigte, kletterte sodann von hier aus aufs Dach des Palais Svetozor und versuchte, von hier weiter zu fliehen, wurde aber verhaftet. Er gestand, in der Rächt auf den 5. d. aus ebendersel­ben Auslage 16 Bücher entwendet zu haben, die er angeblich verkauft hat. Die Bücher hatten einen Wert von 450 XL; die, die er vorgestern zu stehlen versuchte, von 150 XL. Die Konskriptionsbögen werden, wie die Polizei mitteilt, von den Parteien oft so nachlässig ausge- füllt, daß ihre Rückstellung zum Zwecke von Ergän­zungen und Korrekturen unvermeidlich ist. Das Publikum wird daher ersucht, der Ausfüllung dieser Bögen mehr Sorgfalt zu widmen.

Mitteilungen aus dem Publikum. Stnhlverstopfung. Gutachten von Krankenhäu­sern bezeugen, daß das natürlicheFranz-Josef"- Bitterwasser selbst von Bettlägerigen gern genommen und sehr bekömmlich gefunden wird.

Vorträge RezitationS-Abend Julius Unruh:Leben und K ä m p f e'b e d e u t e n d e r Frauen'', Mittwoch, 13. März, halb 8 Uhr abends. Verein Frauenfortschritt, Krakovska Nr. 21.

Kunst und Wissen Ferienkolonien-Konzert Die alljährlich zugunsten der Prager deutschen Ferienkolonien veranstalteten Wohltätigkeitskonzerte sind in erster Linie eine Repräsentationsangelegen­heit der Prager deutschen bürgerlichen Gesellschaft, in zweiter Linie eine sehr löbliche Unterstützungs­aktion für die studierende und' schulpflichtige Jugend. Daß sie in dritter Linie auch immer besonder^ künst­lerische Ziele verfolgen, sei zu ihrer Ehre besonders festgestellt. Auch das vorgestern abends im vollbesetz­ten großen Lucernasaale abgehaltene dies­jährige Ferienkolonie n-K o n z e r t offen­barte die besonderen künstlerischen Ziele seiner Ver­anstalter; denn es bot sowohl programmlich als auch hinsichtlich der mitwirkenden Solisten Besonderes. Zwar konnte man dem Programme des Konzertes keineswegs stilistische Einheitlichkeit oder Schön­heit vorwerfen, aber jedes der Vortragsstücke an sich war vollwertiges Konzertgut. Im ersten Teile der Vortragsovdnung herrschte der Genius Wolfgang Amadeus Mozarts, dessen selten gehörte Ouver­türe zumSchauspieldirektor" den Abend eröffnete, dessen ArieMia speranza adorata" die vokale und dessen weniger bekanntes Klavierkonzert in G-Dur die instrumentale solistische Gabe des ersten Kon­zertteiles bildeten. Im zweiten Teile hörte man zwei der klangapärten pianistischen Farben- und Tonbil­der des großen französischen Impressionisten Claude D e b u s s h, die Zerbinetta-Arie aus der Oper Ariadne" von Richard Strauß und als Urauf­führung eine Sinfonietta von Alexander Zem­ linsky , dem einstigen Opernchef des Prager Deutschen Theaters. Zemlinskys neuestes symphoni­sches WeG. trägt alle Merkmale der tondichterischen Richtung seines Schöpfers; es ist gediegen in der Form und im Sah, mehr romantisch-gefühlsmäßig gehalten als sachlich-neutönerisch, stark reflexiv ün Ausdruck und von lyrischer Schönheit der Gedanken getragen. Musikalischer Leiter des Konzertes war Dr. Heinrich I a l o w e tz, der einstige Kapellmeister des Prager Deutschen Theaters, dessen zielbewußter und sicherer Stabführung das deutsche Thea- terorchester mit sichtlicher Spielfreudigkeit folgte. Vokale Solistin des Konzertes war Rose Book, die Koloratursängerin des Prager Deutschen Theater, deren glänzende Gesangstechnik sich na- mentlich in der Zerbinetta -Arie ausleben konnte. Interpret des Mozart 'schen Klavierkonzertes und Debussys war der Profeffor der Wiener Musikhoch­schule Eduard S t e.u e r m a n n, ein Pianist, der ein ebenso größer Stilkünstler wie Meister des dif­ferenzierten Anschlages, ein ebenso brillanter Tech­niker wie geistig bedeutender Spieler ist. Beide So-1 listen wurden nach Gebühr gefeiert. E. I. I

Spielplan des Reuen Deutsche» Theaters. Mittwoch 7'/i: Polenblut, neuinszeniert, B 2. Donnerstag 6J4:Derfliegende Hol­länder. Theatergemeinde der Jugend. Abonne­ment aufgehoben. Freitag 7%: Eine Frau l ü g t. D 1. Samstag 7</4: Ein Masken­ball. Berdizyklus VIII. C 2. Spielplan der Kleinen Bühne. Mittwoch 8 Uhr: Mädchenfüralles. Donnerstag 8: Mädchen für alles. Freitag 8: Mädchen für alles, Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf. Samstag 7j4: Gent l e men, Erstauf­führung.

Oer Film Regine Selbst wer sich an die dick aufgetragene Blöd­heit der Nazi-Filme mit der Zeit gewöhnt haben sollte, wird von diesem Produkt noch überrascht wer­denden: denn was man uns hier von dem Millionär, der das Dienstmädchen heiratet, und von dem Dienst- mädchen, das aus einemdummen Ding" nicht etwa zur Volksgenossin, sondern zumBalg" wird, mit einem hemmungslosen Aufwand von plumpen Rühr­seligkeiten mit verlogenen Milieuschilderungen vor­führt, das ist ebenso unglaublich wie die Stümperei, mit der hier der Regisseur Erich Woschneck die kitschigsten Situationen desMaSkerade"-Films nachahmen will: die Ränke der mondänen Neben­buhlerin, einen düsteren Kriminalfall, einen Selbst­mordversuch und ein rasch alle Konflikte lösendes, lächelndes happy end am Krankenbett. Man könnte das Ganze mit einer Beschimpfung erledigen, wenn nicht die Hauptdarstellerin Luise Ullrich , die neben Paula Wessely noch die einzige wertvollere Schauspielerin des gleichgeschalteten Films ist, selbst in dieser Finsternis des Kitsches, des Stumpfsinns und der Roheit ihre natürliche Echthest leuchten lassen würde. Aber man kann ihrer nicht froh werden, zumal Herr Wohlbrück mit seiner schlecht affektierten Männlichkeit ein zu belastendes Gegengewicht ist.eis

Ball im Savoh ' Jene rätselhaften Mitmenschen, denen es noch immer gelingt, sich bei sogenanntenUnterhaltungs­filmen" M unterhaltens feie» äüf diese dentsifid Operettenverfilstrüng aufmerksam gemaM, lverl sie

den Vorzug hat, außerhalb des Dritten Reiches ent­standen zu sein. Mehr allerdings läßt sich von ihren Qualitäten nicht rühmen. Gitta Alpar führt ihre Soubretten-Stimme und teure Kostüme vor, Rose B a r s o n y zeigt ihre Beine, Hans I a r a y macht eine gute Figur, und der sympathische Felix B r e s- sart(dem der unsympathische Herr Wallburg sekundiert) ist um Humor bemüht.

Lus der Partei Bezirksorganisation Prag. Donnerstag, den 14. l^ärz. um 8 Uhr abends im Parteiheim, Närodni 4, wichtige Sitzung der Bezirksver- t r e t u n g. Sozialistische Jugend, Kreis Prag . Mittwoch, den 13. März, 8 Uhr abends: Gruppenabende: S. I. Zentrum: Lebende Zeitung: S. I. Holleschowitz: Geschichte der Arbeiterbewegung in der Tsche­choslowakischen Republik. S. I. Weinberge: Zwei Jahre Hitlerdiktatur. Frei- t a g, den 15. März, beteilige» wir uns alle am Internationalen Frauent a g.

Sport Spiel Körperpflege Vereinsmeisterschaften im Tischtennis des Atus Prag Samstag wurden im Heim auf der Hetzinsel die Vereinsmeisterschaften des Atus Prag im Tisch­tennis ausgetragen, an welchen stch sechs Genossen beteiligten. Es wurden insgesamt 30 Spiele ab­solviert, nachdem jeder gegen jeden spielte, um so den wirklich besten Spieler zu ermitteln. Zum vierten Male gewann Genosse Möbius jun. die Meisterschaft, und zwar mit fünf Siegen ohne Verlust und einem Skore von 15:2. Fm End­kampf um den ersten und zweiten Platz schlug Ge­nosse Möbius jun. den Genossen Charvat mit 3:2, nach einem harten und beiderseits schön ge­führten Kampfe, der wohl keinesfalls den Kämpfen der'bürgerlichen Primadonnen nachstand. Der Kampf brachte folgende Einzelergebnisse: 16:21, 21:10, 20:22, 21:19, 21:11 für Genossen Möbius jun. Den dritten Platz besetzte Fr. Hofbauer, in den vier­ten und fünften Platz teilten sich Möbius sen. und Dornaus und auf den sechsten Platz kam Steidl. , Im Doppel gewann die Meisterschaft das Paar CHä^tzqk-^HFlvauer durch Hoei Siege, u. a. gegen Möbius sen- und jun. 3:1. Es wäre

der Prager Tischtennis-Sparte, welche talentierte Spieler in ihren Reihen hat, zu wünschen, daß auch die übrigen Genossefi, nicht nur aus dem Atus. ihr ein wenig mehr Interesse darbrächten und ihre Ver­anstaltungen dprch regeren Besuch unterstützten.

RTJ Trnavy aus dem Verband der DTJC ausgeschlossen. Dieser slowakische Verein der DTJC hatte sich mit den Kommunisten eingelassen, die ihn dann zum Tummelplatz ihrer fragwürdigenEin- heitsfront"-Parole benützten. Der Ausschluß wurde vom 13. Kreis beantragt und vom Verband geneh­migt, welcher nun an Stelle des alten einen neuen Verein erstehen lassen wird. Das Mittelschulen°Eishockeyturnier, an dem 58 Mannschaften aus ganz Böhmen teilnahmen, wurde am Samstag im Prager Winterstadion mit dem Spiel der beiden Finalisten Realgymnasium Tabor und Gymnasium Pisek beendet. Sieger wurde Tabor unerwartet hoch mit 11:2, Um die Meisterschaft des Deutschen Hockey- Berbandes. In Olmütz wurde am Sonntag die Vor­schlußrunde zwischen dem Gablonzer EV. und den: Olmützer EV. ausgetragen. Die Olmützer siegten 6:0 und tragen nun mit dem Troppauer EV. das Endspiel aus. Frau en-Schwimmbestleistungen in Rußland . Bei einem Leningrader Meeting erzielte die Schwim­merin Aleschina über 100 Meter Freistil in 1:11.9 Min. und über 100 Meter Rücken in 1:21.6 Min. neue sowjetrussifche Bestleistungen.

Einladung zur Generalversammlung des Bezirksvereines Arbeiterfsir» sorge Prag am 29. März 1935, um 8 Uhr abends im Verein deutscher Arbeiter, SmeLka- gaffe 27. Tagesordnung: 1. Protokollverlesung. 2. Berichte. 3. Wahlen. 4. Freie Anträge. Einberufer: Maria Deutsch, Hilde F r a n z c l, Borfitzende.'' Kassierin.

G Zeinskd banka (früher Landesbank des Königreiches Böhmen )

Milans per 31. 2>esemher 1934.

Aktiva

Passiva:

xe

a) Barbestände in tschechoslowakischer Währung

30,889.981

Betriebsgrundfonds

56,000.000

b) Valuten und Münzen

140.246

Allgemeiner Reservefonds

XL 22,311.205

Guthaben bei Bankanstalten

95,286.552

Spezialreservefonds der Filiale in

Wechsel und kaufmännische Anweisungen

726,121.358

Bratislava

5,404.638

Wertpapiere

1.323,434.558

Reservefonds vom Jahre 1926

14,019.706

Wertpapiere des allgemeinen Reservefondes

11,852.367

Reservefonds für Kursverluste an

Realitäten des allgemeinen Reservefondes

10,454.449

Wertpapieren eigener Emission

500.000

Wertpapiere des Spezialreservefondes der Filiale in

Außerordentliche Reserven

14,623.657

56,859.206

Bratistava\

5,262.027

Wertpapiere des allgemeinen und speziellen Pen-

Allgemeiner und spezieller Penfionssonds

125,321.543

sionsfondes

125,207.014

Einlagen auf Emlagsbüchel

1.366,401.247

Wertpapiere des Kurhauses der Zemskä banka in

Einlagen gegen Kassascheine

/

91,683.400

Karlsbad

985.925

a) Einlagen im Kontokorrente

2.672,476.452

Vorschüsse und Kredite in laufender Rechnung

1.568.973.293

b) Vorübergehendes Guthaben der Kreditoren in

Sichergestellte Kredite

226,086.369

Girokonti

132,570.373

Kommunaldarlehen

2.162,034.942

Einlagen aus Darlehensgeschäfte!».

13,929.038

Meliorationsdarlehen

130,040.707

Kommunalschuldscheine

1.884,909.600

Eisenbahndarlehen

110,107.913

Meliorationsscheine

33,432.000

Realitäten

32,696.705

Eisenbahnschuldscheine

109,932.60«

Inventar

1,925.303

Verloste Schuldscheine und fällige Zinsscheine

2,050.975

Rückstände aus Darlehen und Krediten

22,252.525

. Uebergangs-Posten

43,693.346

Uebergangs-Postan

7,052.908

Ueberschuß

1,545.362

Effekten der bankmäßigen Depositen

9.582,944.595

Bankmäßige Depositen

9.582,944.595

Effekten der gerichtsmäßigen Depositen

328,129.923

Gerichtsmäßige Depositen

328,129.923

Zusammen

16.501,879.660

Zusammen

16.501,879.660

Gewinn- nnv Verwfttonio per 31. Dezember 1934.

Einnahmen:

XL

Ausgaben:

XL

Zinsen

264,061.954

Zinsen

248,320.658

Provisionen und Courtage

5,307."050

Provisionen und Courtage

294.872

Regiebeiträge

9,851.647

Steuern, Gebühren und Beiträge

4,243.468

Kursdifferenz bei Schuldscheinen eigener Emission

3,128.488

Regieauslagen

26,407.057

Kursertrag an Wertpapieren fremder Emission

1,088.813

Abschreibung von Realitäten

484.348

Ertrag der Realitäten

912.478

Abschreibung vom Inventare

377.496

Diverse Erträgnisse

522.831

Kursverlust an Wertpapieren der Filiale in Bratislava

Zuteilung dem allgemeinen Pensionsfonds Ueberschuß

3,200.000 1,545.362

Zusammen

284,873.261

Zusammen

284,873.261

Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich XL 16.. vierteljährig XL 48.. halbjährig XL 96 ganziährig XL 192.. Inserate werden laut Laris billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungssrankatur wurde von der Post- und Leie« grapüendirektion mst Erlaß Nr. 13.800/VH/1930 bewilligt. Druckerei:Orbis" Druck-. Verlags- und Zeitungs-A.-G.. Prag .