Nr. 62Donnerstag, 14. März 193hSeite 3etwa um 21.000.000 XL gesenkt; wenn hiebei dieBelastung aus der erhöhten Mineralölsteuer berücksichtigt wird, so beträgt die tatsächliche Erleichterungetwa 10 Millionen. Der größte Teil dieser Erleichterung fällt dem gewehrmäßigen Transport zu.Die Frage der Besteuerung von Lastautomobilenwird auch in der Richtung geregelt, daß gleichzeitig- die Sphäre der natürlichen Transportinteressen derEisenbahnen einen geeigneten Schutz erfahren. Des.halb sieht der Entwurf ein System von Abkommen zwischen den Unternehmungen und der Eisonbahnverwal-tung über den Umfang der Benützung von Last-automobilen vor.Steuerbefreiung für neue MotorfahrzeugeWeitgehende Erleichterungen gewährt das Gesetz neue n Motorfahrzeugen, u. zw. sowohl Perso-nenautomobilcn tauch Omnibussen) als auch Lastautomobilen, di« in der Zeit von der Verkündigungdes Gesetzes bis zum 31. Dezember 1938 in denVerkehr neu eingestellt werden. DiesenFahrzeugen wird im 8 60 eine Befreiung von derMotorfahrzeug-Steuer zugestanden: a) für die Zeiteines Jahres, wenn sie mit leichten Mineralölen(Benzin) oder deren Llloholgemischen betrieben werden,b) für die Dauer von drei Jahren, wenn sievon Motoren getrieben werden, die für schwere Mineralöle gebaut sind, oder die ausschließlich durch aridere Triebstoffe oder mittels Elektrizität betriebenwerden.Durch diese Bestimmungen wird eine Regeneration des Parks der Motorfahrzeuge ermöglicht und dieEntwicklung des Automobilismus in der Richtunggefördert, daß auf diesem Gebiet Triebstoffe heimischer Provenienz(Holzgas), sowie Schwerölezur Verwendung gelangen. Auf die Dauer von dreiJahren werden auch jene(alten) Motorfahrzeuge befreit, die sich ausnahmslos auf anderen als Benzin-Antrieb umstellen.Die Fahrkarten-SteuerDurch die Novelle wird der bisher in Geltungstehende Steuersatz von dreißig Prozent des Fahrgeldes bei AutÄbufsen auf zwanzig Prozent herabgesetzt. Diese Steuer kann auf Antrag des Eisenbahnministeriums noch weiter bis auf zehn Prozent gesenkt werden. Dadurch wird derZweck verfolgt, den AutÄmsverkehr zu einer Ergänzung des Eisenbahnverkehrs zu gestalten.Sozialdemokratieund BergarbeiterschutzSeit der Uebernahme des Ministeriums füröffentliche Arbeiten durch den Genossen Dr.E z e ch wurden auf dem Gebiete der Bergarbeiterfürsorge eine ganze Reihe wichtiger und tiefeinschneidender legislativer und administrativerMaßnahmen zugunsten der Bergarbeiterschaft getroffen. Ihr Ziel war, die Gefährdung der Sicherheit des Lebens und der Gesundheit der imBergbau beschäftigten Personen im größtmöglichsten Ausmaße herabzudrücken.Welch' durchgreifenden Wandel die getroffenen Maßnahmen bewirkt haben, zeigt die folgendestatistische Zusammenstellung der in den Jahren1933 und 1934 seitens der staatlichen Jnspek«tionSorgane durchgeführten Inspektionen:.- Im Jahre 1933 wurden 495, im Jahre1934 dagegen 759 Gruben inspiziert. In dergleichen Zeit ist die Zahl der Jnspektionstagevon KOI auf 1150 gestiegen. Darnach hat sichdie Zahl der durchgeführtrn Inspektionen um53.33 Prozent, die Zahl der Jnspektionstagesogar um 92.85 Prozent erhöht, also beinaheverdoppelt.Im Jahre 1935 ist im Hinblicke auf die Eingliederung von 17 Arbeiterinspektoren in denGrubeninspektionsdienst mit einer weiteren Vervollkommnung der Grubenkontrolle zu rechnen.fndefendeufedierDer Unternehmer: 35 Prozent GewinnDer Arbeiter: 30 Prozent LohnherabsetzungWie Finnen öffentliche Aufträge mißbrauchenIn der böhmischen Landesvrrtretung lenkteGenosse Dei stier die Aufmerksamkeit der zuständigen Stellen auf folgenden krassen Fall derAusnützung:Ein Beispiel, wie der Bau von Straßen vonmanchen Unternehmern zu Lohndrückereien benütztwird, gibt die Straße von der Gemeinde Fran-ze.nsthal bis Außergefild im politischenBezirk P r a ch a t i tz. Den dortigen Gemeinden»vor allem Außergefild, ist es nach langenBemühungen gelungen, ihr Straßennetz auszubauen. Die Gemeinden selbst haben jedoch dieArbeiten nicht vergeben, sondern haben dies demBezirksausschuß übertragen.Der Straßenbau wurde um den Betrag von1,184.000 XL vergeben. Es wurde eine anständige Arbeitszeit mit einem durchschnittlichen Lohnvon 20 XL pro Tag oder 2.50 XL pro Stunde vereinbart. Das sind bestimmt Löhne, die nicht alsallzu hoch bezeichnet werden können. Die Unternehmer zahlten trotz aller Proteste Stundenlöhnevon 1.60, 1.80 und in einigen Fällen von 2 XL.So kamen Wochenlöhne von 80 XL zustande, diesogar im Böhmerwaldgeviet z« gering find.Genaue Erhebungen haben folgendes ergeben:„ Nach den eingezahlten Beiträgen für Krankenversicherung, Invalidenversicherung und Unfallversicherung betrug die Gesamtlohnsumme436.000 XL. Da die Gemeindeangehörigen,Landwirte etc. sich bereit erklärt hatten, alle Zufuhren im Verrechnungswege mit der Gemeindezu leisten, konnte nach den Aufzeichnungen des Gemeindeamtes errechnet werden, daß nachstehendeMaterialien verwendet wurden:158.000 Kilogramm Zement, dessen angenommener Preis 21 XL war, in Wirklichkeit aber17 bis 18 XL betragen haben dürfte. Ferner31.000 Kilogramm Kalk, 29.000 KilogrammEisen, 1,4.000 Eisenbetonstangen und 1700 Kilogramm Asphalt. Die Kosten für dieses Materialmachten ungefähr 98.000 XL aus. Dazu kamenfür rund 2000 XL Dynamit, 10.000 XL Steine.5000 XL für die Feldeisenbahn, Schmiedekohleusw. Bretter, Sandgewinnung, Fuhrwerke erforderten rund 15.000 XL. Wenn man zu diesen Beträgen noch die 3 Prozent Umsatzsteuer hinzurech-net, ergibt sich für das Material, Regie, Unternehmeranteil usw. eine Gesamtsummevon nicht ganz 700.000 XL.Da die Straße für 1,184.000 XL ver-geveu wurde, verblieb also dem Unternehmerein Reingewinn von 35 Prozent. Das war beieiner Arbeit, bei welcher de» Arbeitern dieLöhne um 30 Prozent heruntergrdrückt wurden.Es muß daher mit aller Deutlichkeit verlangtwerden, daß gegen diesen Mißbrauch der produktiven Arbeitslosenfürsorge, zum Zwecke der persönlichen Bereicherung einzelner Unternehmer mitaller Entschiedenheit eingeschritten wird und indem hier angeführten Falle darf wohl erwartetwerden, daß eine genaue Ueberprüfung der Kostenfür den Straßenbau vorgenommen werde, weil einTeil des Uebergewinnes aus widerrechtlich zurückbehaltenem Arbeitslohn stammt, der den Arbeiternzugeführt werden müßte.für und gegen SpinaDie„Landpost" berichtet über eine Reihe vonKundgebungen des Bundes der Landwirte, in welchen für. die Aufrechterhaltung der politischenSelbständigkeit dieser Partei eingetreten wurde.So fand eine Sitzung der Vertrauensmänner desBundes der Landwirte aus den Bezirken Reich e n b e r g, Kratzau, Gablonz und Tannwaldstatt, in der verlangt wurde, daß der Bund anfeiner Selbständigkeit festhalte..Der Verzicht aufeine^eigene^^politische Vertretung der Ländlvitt-schaft", so heißt es in einer Entschließung,„WÜrdjeeinen Rückschritt bedeuten, weil die Bedürfnisseder Landwirtschaft auch eine besondere politischeBetreuung erfordern".In Saaz hielt der Bezirksverband desBundes der Landwirte Sonntag eine Bezirkstagung ab in welcher dem Minister Spina und-sämtlichen Parlamentariern des Bundes das Vertrauen ausgesprochen wurde.Auch auf dem Bezirksvarteitag des Bundesder Landwirte in B i l i n wurde den„Vertrauensträgern" der Partei, Spina und Hacker,„das uneingeschränkte Vertrauen" ausgesprochen,wobei dem Wunsche Ausdruck gegeben wurde, zueiner„sichtbaren Einigung" mit der SHF zu kommen, aber an der selbständigen Organisation desB. d. L. festzuhalten.Hanrelch putscht In MödritzDagegen berichtet der„Tagesbote" BrünnWer eine landständische Kundgebung, dieam Sonntag in Mödritz stattfand und an derüber 800 Personen teilgenommen haben sollen.Referent bei dieser Kundgebung war AbgeordneterDtz. H a n r e i ch, der sich mit Entschiedenheit fürein Zusammengehen des B. d. L. mit der SHFeinsetzte. In der zur Annahme gelangten Entschließung wurde der Zusammenfchluß mit derSHF verlangt und es wird gesagt:.Tällken wider Erwarten die Verhandlungensich neuerlich zerschlagen, dann wären wir gezwungen, über den grünen Tisch der Parteileitung hinweg, die Einigung von unten herauf zu vollziehenund die Parteileitung vor vollendete Tatsachen zustellen. Wir sind dabei der Ueberzeugung. daßunser Gebiet nicht vereinzelt dastehen wird."Nach dem Bericht des„Tagesboten" wurdediese Entschließung unter tosenden Zustimmungsrufen einstimmig angenommen.Zweideutige Rede HackersIn Weseritz hielt auf dem Bezirksparteitag des Bundes der Landwirte Hacker eine Rede,der von der großen Sehnsucht des sudetendeutschenVolkes sprach,„Einigkeit an Stelle der bisherigenparteipolitischen Zerklüftung" zu setzen. Hackerformulierte seine Auffassung folgendermaßen:Zusammenarbeit und gemeinschaftliche Arbeit, jarUnter allen Umständen, aber eine Auflösung desBundes der Landwirte und Schaffung einesChaos, niemals!" Wie man sieht, grenzt Hackersich noch immer nicht klar von der SHF ab undträgt weiter Verwirrung in die Reihen der Partei.Bergmann Im Schachtverschüttet und getötetBei s.iner Arbeit ist in der Nacht zum Mittwoch auf dem Adolf-Ernst-Schacht bei S ch ö n-f e l d der Bergarbeiter Eigner von niedergehender Kohle verschüttet und getötet worden.Sofort nach Bekanntwerden des Unfalles begabsich die Rettungsmannschaft an die Unfallstelle undstellte fest, daß Teile des Stollens, in dem Eignerarbeitete, völlig verrollt waren. Man begannsofort, die herabgegangene Kohle wegzuräumen,kam aber nur langsam vorwärts.Der Verschüttete war noch bei vollem Bewußtsein. Man trieb Rohre zu ihm, so daß erfrische Luft bekam und sich mit seinen Retternverständigen konnte. Herr Dr. Rilke aus Karbitz,der herbeigerufen wurde, fuhr in den Schacht einund begab sich zu der Unfallstelle, wo man inzwischen einen Teil des verschütteten Körpers frei-güegt hatte. Der Arzt gab dem Verschütteten Injektionen. Die Rettungsarbeiten wurden ununterbrochen fortgesetzt. Noch um Mitternacht hätte manhinter der Kohle die Angstrufe des Verschütteten:„Macht nur schnell! Tummelt Euch! Ich erstickesonst!"Die Rettungsarbeiten gestalteten sich äußerstschwierig und früh gegen 3 Uhr stellte der nochmals herbeigeholte Arzt fest, daß der Bergmannverstorben war. Offenbar war der unglücklicheMann, der ein Opfer seines schweren Berufeswurde, durch Kohlenblöcke verletzt worden. Dertödlich verunglückte Bergmann Eigner stammt ausWitlitz, er war erst 42 Jahre alt und hinterläßteine Frau und zwei Kinder.Bestechungsaffören vor GerichtDer erste Prozeß in Sicht,Während die Untersuchung der verschiedenenBestechungSaffären weiter fortschreitet und immerwieder neue Verhaftungen vorgenommen werden,ist bereits der erste diesbezügliche Prozeß beimBrünner Kreisstrafgericht in Aussicht genommen.Es handelt sich um die Affäre der Prager Bau-firina P i t t e l und B r ä ü s e w e t t e r.Hauptangeklagte in dieser Affäre sind die Firmen-inhaber Jng. Wilhelm Fehr und Jng. FranzMachaczek, mit denen sich gleichzeittg nochein paar Angestellte zu verantworten haben werden. Die Anklageschrift ist fast fertig. Die Verhandlung dürfte in 4 bis 6 Wochen vor einemStrafsenat des Brünner Kreisstrafgerichteff stätt-sinden. Verhandlungsleiter wird ObergerichtsratDr. Hagel sein, die Anklage wird StaatsanwaltDr. D o st ä l vertreten.Die in diese Angelegenheit verwickelten Eisenbahnbeamten, die beschuldigt werden, Bestechungenangenommen zu haben, kommen vor ein Geschworenengericht. Die diesbezügliche Verhandlungwird erst später stattfinden.Die Gestalten um Rintelen(attlgllonl, denen Diener Rlpoldi und der ominöse WilliamsSenatIm Semttsplenum brachte der Vorsitzendedie Antwott des Präsidenten Masaryk auf dieGlückwünsche' der Nationalversammlung zurKenntnis, worauf noch ein Zusatzprotokoll zumfranzösischen Handelsvettrag angenommen undeine Immunität erledigt wurde. Nächste SitzungFreitag um 10 Uhr früh. Tagesordnung:Steuerbefreiung der Masaryk-Widmungen.Im Abgeordnetenhaustagten am Mittwoch nur Ausschüsse. Im Subkomitee für die Sanierungsvorlage wurde, wieoffiziell gemeldet wird, in der Generaldebatte derStandpunkt vertreten, daß es in der heutigenwirtschaftlich schweren Zeit nicht möglich sei, andie allgemeine Erhöhung des Limites derGemeinde- und Bezirkszuschläge zu schreiten.Donnerstag nachmittags soll die Spezialdebatteabgefühtt und der Anttag für das Ausschußplenum vorbereitet werden.Der Wehrausschuß setzte für die VorlageÜber den Schutz gegen Fliegerangttffe ebenfallsein Subkomitee ein und beschloß, dahin zu intervenieren, daß bei der Aufnahme neuer Angestellter in die staatlichen Aemter, Betriebe und na-tnentlich in die Tabakfabriken in erster Linie aufgediente Soldaten Rücksicht genommen werde.Neber den Wahlsieg der Sozialdemokratie inKarpathorußland bringt das„Pravo Lidu" nachstehende Einzelheiten: Die Sozialdemokratie hatsich bei den dortigen Gemeindewahlen am Wahlgang in 15 Orten beteiligt. Sie hat in diesenOrten 1966 Stimmen auf sich vereinigt, was um865 Stimmen mehr ist, als bei den letzten Gemeindewahlen in denselben Orten. Es ist dies einStimmenzuwachs von nicht weni-«erals 80 Prozent. Dagegen haben dieKommunisten 17 Mandate von 99 verloren, waseinen Abfall von 17 Prozent bedeuttt.Wien. Der Rintelen-Prozeß wurde Mittwochunter Teilnahme des Vetteidigers Dr. Klee, welcher wieder vollkommen hergestellt ist, fortgesetzt.Dr. Klee stellte den Anttag auf neuerliche Prüfung des G e i st e s z u st a n d e s des Angeklagten Dr. Rintelen durch gerichtliche Sachverständige, um festzustellen, ob der Angeklagtephysisch verhandlungsfähig sei. Der Staats-a st w a l t sprach sich gegen diesen Anttagaus. Der Gerichtshof wies ihn nach einer kurzenBeratung zurück.Sodann begann das Verhör des ehemaligenDieners Rintelen in der Gesandtschaft in Rom,Giovanni R i p o l d i. Es wurde bekanntgegeben,daß Ripoldi, ehemals Kellner, fünf Jahre in denDiensten des bekannten Finanziers C ast i-g l i o n i stand.Der Vorsitzende stellt an den Zeugen Fragenhauptsächlich bezüglich der Persönlichkeiten, welcheDr. Rintelen in der Gesandtschaft in Rom besuchten.Der Zeuge teilt mit, daß RichardSpitzh,Baron Lippe, Redakteur Webbinger undBaron C l a ß in der Gesandtschaft erschienen sind.Der Vorsitzende ftagt den Zeugen, ob er wisse, daßSpitzy öfters mit dem Flugzeuge nachBerlin gereist sei. Der Zeuge weiß, daß sichSpitzy öfters mit Fahrplänen befaßt habe, doch kanner sich an Näheres nicht erinnern. Der Vorsitzendefragt sodann nach jenem Mann, der mit Spitzy desöfteren auf die Gesandtschaft gekommen sei. DerZeuge erwidert, daß Spitzy drei» oder viermal inBegleitung jenes Fremden gekommen sei, den er füreinen Oesterreicher gehalten habe. Er beschreibt ihnals einen Mann im Alter von 40 bis 48 Jahren,mittlerer Statur, elegant, schlank, schwarzhaarig.Dieser Mann sei jedoch auch ohne Spitzy auf dieGesandtschaft gekommen. Einmal wollte sich Dr. Rintelen nach dem Mittagessen niederlegen und trug demZeugen auf, er möge, falls ihn ein Herr anrufensollte, diesem sagen, daß er um 4 Uhr kommen soll«.Dieser Herr ttef auch an und meldete sich am Telephon mit dem Namen Williams. Der Zeugeübermittelte ihm die Weisung Dr. RintelenS undWilliams kam auch tatsächlich am Nachmittag. Dassei irgendwann im Apttl oder Mai gewesen. Ueberweiteres Befragen gibt der Zeuge an, daß sichWilliams bei Dr. Rintelen gewöhnlich zwei Stunden, manchmal jedoch auch 5 bis 6 Stunden aufgehalten habe.Ripoldi sagte weiters aus, daß Casttglioni,der ihm das Geld für das Telegramm an denGerichtshof gab, ihn auch bei der Stilisierung der Depesche beratenhabe.Nach der Mittagspause frägt der VorsitzendeRintelen, ob er je mit Dr. Wächter zusammen-getroffen sei. Rintelen:„Ich habe Wächter nieim Leben gesehen." Vorsitzender:„Ist es wahr,daß ein gewisser Williams fünf- oder sechsmal beiIhnen in Rom zu Besuch war?" Rintelen:„Keineswegs! Für mich genügt bei der" Beurteilungder Aussage Ripoldis, daß Castiglionidas Telegramm bezahlt hat."Zum Schluß der Verhandlung teilte der Brr.Handlungsleiter mit, daß Donnerstag noch einigeunwesentliche Briefe zur Verlesung gelangen werden, worauf der Staatsanwalt und die Verteidigerihre Schlnßvotträge halten werden. Das Urteil istfür Donnerstag nachmittags, etwa gegen 4 oder5 Uhr, zu erwarten.Siegesjudei in AthenAthen. Die Hauptstadt und das übrigeGttechrnland find von Siegesfreude und Jubelüber die Niederschlagung der Aufständischen erfüllt. In Athen haben sich auf den Straßen riesige Menschenmengen angesammelt, die durch dieHauptstraßen zur Pttvatwohnung des Ministerpräsidenten Tsaldaris zogen. Die Menge fühttezahlreiche Fahnen und Schilder mit sich, die Aufschriften wie„Tod den Verrätern!",„An de»Galgen mit Venizrlos" u. ä. trage».Die einschränkenden Bestimmungen deSKriegszustandes wurden aufgehoben. Der Schiffs»und Flugverkehr ist wieder ausgenommen worden.Wie ein Kommuniquee des Kriegsministersbesagt, find bei den Operationen in Mazedonienseit dem 4. Miftz neun Personen gefallen; 96Menschen wurden verwundet. In dieser Zahl findbereits die Zivilpersonen inbegriffen.Wie verlautet, wird die Regierung folgendeMaßnahmen ergreifen: Säuberung der Behördenvon regierungsfeindlichen Beamten, Auflösungaller reattionären Organisationen, Wahlen zurNationalversammlung, Auflösung des Senates.Der Belagerungszustand wird bestehen bleiben, bisdiese Maßnahmen durchgefühtt sind.Die zur Aburteilung der Aufständischen eingesetzten Kriegsgerichte sollen sobald wie möglichzusammentreten. Man glaubt, daß rund 300 Aufständische vor das Kriegsgericht gestellt werde«dürften. Kriegsminister Kondylis erklärte, sie würden ohne gettngste Rücksichtnahme exempla-risch bestraft werden.Der Prozeß gegen BenizeloS wird inrontumaeiam geführt werden. Seine Güter werden verkauft, sein Privatbcsitz in Athen wird znmSitz des Athener Bürgermeisters umgewandeltwerden.