Nr. 64Sambia g, 16. März 1935Seite SHochseeschlepper mit achtzehn MannverschollenStatt. Der zur italienischen Flotte gehörigeHochseeschlepper»Curzola" wird in einer amtlichen Mitteilung als verschollen bezeichnet. DerSchlepper war mit einer Besatzung von drei Unteroffizieren und fünfzehn Mann am vergangenenSonntag unter normalen Wetterverhältnissen vonTarent nach Augusta(Sizilien) ausgefahren undhat zuletzt am Montag abends regelmätzigenFahrtverlauf gemeldet. Seit Dienstag liefen zahlreiche Einheiten des in Tarent liegenden Geschwaders, unterstützt von Flugzeugen, nach demverschollenen Schlepper aus. Alle Bemühungenfind jedoch bis jetzt vollkommen ergebnislos geblieben, so dass, wie eS in der amtlichen Mitteilungheißt, angenommen werden kann, daß der Hochseeschlepper aus unbekannter und jedenfalls vorerst nicht bestimmbarer Ursache mit seiner ganzenBesatzung untergegangen ist.Ei« amerikanischer BundeSstaat feiert den28. Oktober. Da- Tschechoslowakische Auslandsinstitut teilt mit, daß im Feber von beiden Häusern der Nationalversammlung in Marylandein Gesetz angenommen wurde, durch welches derL8. Oktober zu einem staatlichen Hal b-F e i e r»t a g in Maryland erklärt wird, wobei durch eineProklamation des Gouverneurs die Bürger deSStaates Maryland alljährlich aufgefordert werdensollen, deS großen Werkes des Präsidenten T. G.Masarhk zu gedenken und durch öffent*liche Versammlung den Gründungstagder Tschechoslowakischen Republik zu feiern. Werter wird durch eine Proklamation des Gouverneurs angeordnet werden, daß alle Staats-gebäudean diesem Tage zu b e- l a g a e nfind. Das Gesetz wurde am 27. Feber vom Gouverneur des Staates Maryland unterzeichnet undein mit dem Troßen Staatssiegel von Marylandversehenes Duplikat wird durch die Bereinigtentschechoslowakischen Vereine an den PräsidentenMasaryk nach Prag gesandt werden.Alte Kunst in Jgla«. Bor zehn Jahren wurden im alten Apotheker-HauS am Ringplatz inJglau alte und wertvolle Wand- und Gewölbemalereien bloßgelegt, doch mußtenwegen Geldmangels die weiteren Arbeiten einge-stellt werden. DaS Haus wurde nunmehr von derFirma Bata erworben, welche das mehrmals umgebaute HauS niederreißen wird und die sich freiwillig verpflichtet hat, die jetzt vollkommen freigelegten Malereien auf eigene Kosten abnehmen,einfassen und in das Gebäude des Jesuitengym«nafiumS übertragen zu lassen, wo auf Beschluß desJglauer StadtrateS die Malereien in die Wändeund Gewölbe des großen Saales im ersten Stockeingesetzt werden. Die Arbeiten werden von Fachleuten, di« das staatliche Denkmalamt vorschlägt,gleich bei Eintritt günstigen Wetters ausgenommenwerden. Erst nach der vollkommenen Ueberführungder Malereien wird mit der Abtragung des altenHauseS begonnen werden. Insgesamt werden zehnWandgemälde übertragen werden, darunter«Abraham opfert Jsak",«Jakobs Traum",»Liegendes Mädchen",»Traubenträger",»Waffenwäger",»Die Hl. Dreifaltigkeit",»Jesukind",und von den Deckengemälden die Bilder der Evangelisten Markus und Lukas. Die aus dem X VIll.Jahrhundert stammenden Gemälde sind sehrschön und gut erhalten.Freischärler überwältigen eine Garnison.Wie erst jetzt bekannt wird, haben am 9. März 800Freischärler den ISO Kilometer östlich von Ehar-b i n gelegenen Ort Fangeben überfallen unddi« dort untergebrachte mandschurische Garnisonüberwältigt. Sie erbeuteten ein Feldgeschütz, sechschwere und 17 leichte Maschinengewehre.Beduinen im Aufstand. Am unteren Euphratbefinden sich die Beduinen im Aufstand. Die Regierung versucht, den Aufstand unblutig beizulegen. Die Lage wird als sehrernst bezeichnet.Erleichterung für Nansenpaß-Jnhaber. DerAuswanderungsausschuß in Genf beschloß, deneinzelnen Regierungen anzuempfehlen, die Zahlder Ausgewiesenen zu beschränken und ihnenwenigstens eine gewisse Frist einzuräumen, innerhalb welcher ihnen ein Nansenpah ausgestellt werden kann, der sie zum legalen Betreten fremdenGebietes berechtigt.. Die Kommission bewnteschließlich die Notwendigkeit einer einheitlichenForm der Ransenpäffe. Der Ausschuß tagte unterdem Vorsitze des griechischen Mitgliedes Raphael.KönigSkiader. Aus Stockholm wird amtlich dieVerlobung der Prinzessin Ingrid von Schwedenmit dem Kronprinzen Friedrich von Dänemarkund Island mitgeteilt. Das Datum der Heirat istnoch nicht festgesetzt worden. Prinzessin Ingrid istdi« einzige Tochter des Kronprinzen Gustav Adolfvon Schweden und der verstorbenen Prinzessin Margarethe von England. Prinzessin Ingrid ist 1910,Kronprinz Friedrich 1899 geboren.Gerettet« Fischer. Aus Gurijew im Gouvernement Stalin wird gemeldet, daß dort die Bergungsarbeit erfolgreich beendet wurde, die zur Rettungvon Fischern in Angriff genommen worden war,welche auf Eisschollen in das Kaspische Meer hin-auSgetrieben wurden, kl Fischer, die bisher alsvermißt galten, sind nun wohlbehalten an der Küste«ingetroffen. Auch di. letzte Gruppe von 88 Fischernmit 17 Pferden hat nunmehr glücklich und unversehrt das Ufer deS Kaspischen MeereS erreicht.„AufgeteUte" Dörfer. Wegen häufiger Elementarereignisse wurde beschlossen, die gesamte Bevölkerung der m a z e d u n i s chen DörferDolno und Gorno Ujno, Resen und Ribarei in derUmgebung von Küstendil zu evakuieren undauf verschiedene Dörfer SüdbulgarienS aufzuteilen.Um die Regelung der Sperrstunden im Reichenberger Handel. Am 12. März sprachen- inVertretung der Fachgruppe Handel des Allgemeinen Angestellten-Verbände-, Reichenberg, Landesvertreter Dr. Emil Strauß, und für die Ber->cinigung der Gehilfenvertreter in Handel, Spe- idition und Eyport, Sih Reichenberg, Roma«!Wir kn er bei der Landesbehörde in Prag vor, jum die Wünsche der Angestellten deS Reichenberger Handels nach Regelung der Sperrzeiten zuunterbreiten. Die Abordnung begründete eingehend das Verlangen,. solange die bereits demParlament vorliegenden Anträge auf gesetzlicheFestlegung der Sechs-Uhr-Ladensperre nicht verabschiedet sind, wenigstens, wie dies schon für eineReihe von Bezirken und Gemeinden geschehen ist,auch für Reichenberg die Sreben-llhr-Sperre anzuordnen. Gleichzeitig ersuchte dieAbordnung um ausdrückliche Verordnung dieserGeschäftssperre auf alle Gewerbe, di« sich mit demWarenverkauf in für den Kundenverkehr bestimmten Räumen befassen. In gleicher Angelegenheitwurde auch beim Ministerium für soziale Fürsorgeinterveniert. Der Referent' der Landesbehördenahm das Vorbringen mit Interesse entgegen ündversprach, nachdem die Voraussetzungen dafürgegeben sind, daß die Verordnung der Sieben-Uhr-Ladensperre in Reichenberg der Verwirklichungzugeführt werden wird.Ei« literarischer Fund. Der Puschkin-Ausschuß der Sowjet-Akademie fand in dem Nachlass« d«S berühmten Dichters ein Manuskript ohneUnterschrift und nähere Bezeichnung, in welchemei» du Jahre 1787 von Voltaire an den Prinzen Friedrich von Preußen gerichteter Brieffestgestellt wurde.Schwer« Unwetter. Auf Sardinien undSizilien haben in den letzten Tagen schwereUnwetter erhebliche Schäden angerichtet. AufSizilien find etwa 40 Bauernhäuser zerstört worden. Sowohl auf Sizilien als auch aufSardinien find einige Eisenbahnlinien unterspültworden. Zeitweise mußte der Verkehr unterbrochen werden.Entgleist. Auf der Orenburg-Bahn(Rußland), zwischen den Stationen Platowka undUdarnhi, entgleiste ein Zug. Zwei Personen kamendabei umS Leben.— Infolge falscher Weichenstellung entgleiste in Sofia eia Tramwagen. Bei demUnfall wurden 15 Personen, meist leicht, verletzt.»IE SIEGREICHE KONZERTREIHE960- empfänger die beliebtesten und meist«verkauften Geräte in der Tschechoslo«wakei sind«SYSTEMTELEFUNKENucricNssaalSkandalöse Wirtschaft in einemnationalistisch geleiteten StndeutenvereinWieder ei« Sekretär des»BSehrd^Prag. Di« größt« ffchechische Studentenvereinigung ist der Juristenverein»P S e h r d", der seitJahren unter nationalistischer Führungsteht, vor allem repräsentiert durch Exponenten derNationaldemokraten. Die Wirtschaft, die in diesem von.intregal-nationalen" Elementen beherrschten Fachverein herrscht, ist bereits ost Gegenstand schärfsterKritik gewesen. Vor einem Jahr wurde der seinerzeitige Sekretär Kopeöny wegen schwerster Unterschlagungen anvertrauter Vereinsgelder vor demhiesigen KreiSgericht zu zehn Monaten Kerker verurteilt. Sein Nachfolger war«in gewisserJUE. Eduard Bartl, den die nationakdemokratischeBereinSleitung mit der SekretärSfunktion betraute,wofür der bereits 28jährige Student 450 Kc monatlich bezog..• Freitag stand nun auch dieser Sekretär des»VSehrd" vor dem Strafsenat JIlner unterAnklage der Veruntreuung von 8585 Kö.Die Anklage deS Staatsanwalts Dr. Zitek legt ihmzur Last, in seiner Eigenschaft als Bereinssekretäreine Meng« neuer Mitgliederlegitimationen ausgestelltzu haben, ohne daß er die gleichzeitig bezahlten Beiträge verrechnete. Ferner ist er beschuldigt, den Erlösfür eine beträchtliche Anzahl von Eintrittskarten zueinem Gesellschaftsabend des Vereines nicht abae-führt zu haben. Die Verhandlung kam nicht zum Abschluß. sondern wurde infolge neuer Beweisanträgeder Verteidigmra vertagt. Indes sind auch die beidieser Verhandlung zur Sprache gekommenen Dingesehr bemerkenswert.Der Angeklagte verteidigte sich damit, daß es sichum keine Veruntreuung. sondern um einen unver-schuldeten Verlust handle. Die Abgänge kamendurch Revision kurz vor der im November stattgefundenen Generalversammlung zutage, bei welcher dieunter Anklage der Veruntreuungstarke LinkSoppofition der nationalistischen BerbandS-leitung mehr als eine moralische Niederlage bereiteteES war unmittelbar nach den berüchtigten»In«signienkra wallen" und die faseifierendeReaktion arbeitete in allen studentischen Vereinigungen fieberhaft an der Erweiterung ihrer Positionen.In diesem Zusammenhang« ist die Verteidigung deSAngeklagten von Interesse, welche sich darauf stützt,daß in dieser Zeit kurz vor der Vollversammlungim Auftrag deS Ausschusses Legitimation«« um-sonst ausgestellt wurden.ES dürfte auf der Hand liegen, zu welchem Zwecksolche»Freimitglieder" unmittelbar vor einerpolitisch so bedeutungsvollen Vollversammlung inletzter Stunde ausgenommen wurden. Ergänzt wurdedie Aussage deS Angeklagten in diesem Punkte durchdas als Zeuge vernommene Ausschußmitglied Stro«hach, auS dessen Vernehmung hervorging, daß amTage vor dieser kritischen Vollversammlung 175 neue MitgliedslegitimationenauSgegeben wurden.Die Mißwirtschaft in diesem von»integralenNationalisten" geleiteten Verein wird aber auch durchdie sonstige Verteidigung des Angeklagten charakterisiert. Der angeklagte Sekretär machte seine Eintragungen in die Bücher»wennerZeithatte"Der Buchhalter deS Vereins, der den Sekretär zukontrollieren hatte, unterließ diese Kontrolle, weiler»keine Zeit h atte". Neben dem Angeklagtenwaren noch andere Bereinsmitglieder als Aushilfskräfte mtt der Ausstellung von Legitimationen unddem Verkauf der Eintrittskarten zu dem Gesellschaftsabend betraut. Mit einem Wort— alles was da vorgebracht wurde, ergibt das Bild einer wahrhaftskandalösen Wirtschaft. Man darf aus die weitereEntwicklung dieses Prozesses gespannt fein. rb.Der Prozeß gegen dieAusfuhrscheinfälscherZweiter ProzetztagPrag. Der Prozeß gegen daS Fälscherkonsortium und die Mitangeklagte wurde Freitag fortgesetzt. Die außerordentlich langwierige Einvernahmeder Hauptbeschuldigten ergab kein klare- Bild derSachlage. Jeder beteuerte seine Gutgläubigkeit undschob die Schuld auf die anderen. Die Rollen dereinzelnen Hauptakteure ist daher nicht leicht festzulegen, da in jedem der vier eingeklagten Fälle eineandere Gruppe dieser Gemeinschaft im Vordergrundsteht. Die Reftaurateurin H o k e i wird durch Aussagen einzelner Mitangeklagter belastet, nach welchen sie einen Apparat zur Uebertragung der amtlichen Stampiglien und Unterschriften seinen sogenannten Opalographen) anschaffte. Der AngeklagteK o n e i n h hat ursprünglich bei der Polizei undauch vor dem Untersuchungsrichter ein G e st ä n d-n i S abgelegt, nach welchem er unter Mitwirkung derMitangeklagten Dr. N e s v a r a, PanyrekI und Anna H o k e S die Falsifikate fabriziert hat.Dieser Koneinh scheint nach allem daS aktivste Mitglied des Konsortium- gewesen zu feig, wie er jaauch der einzige ist, der i« Untersuchungshaft behalten wurde. Später widerrief Koneöny aber seineziemlich weitgehenden Geständnisse, suchte die Mitangeklagten Dr. N« S v a r a und Panhrekgleichfalls zu entlasten und schob alle Schuft» auf dieH o k e$. Ueberflüssig zu bemerken, daß die Hokesdiese belastenden Aussagen entrüstet zurückwieS.Auch di« nicht so sehr im Vordergrund stehenden, oder nur in. einzelnen Fällen belasteten übrige«Angeklagten beriefen sich auf ihre Gutgläubigkeit.Mit einem Wort: keiner der Angeklagten bekenntsich zu der Fälschung oder zu der Mitwisserschaft.Ziemlich glaubhaft erscheint die- bei der Hausgehilfin K o n ft a n t i n, die bei der Angeklagten H o-keS bedienstet war und in dieser Eigenschaft voneinzelnen Klienten Gelder einkassierte und ihrerDienstgeberin auch sonst an die Hand ging. Waden Landbankdirektor Schiffner betrifft, sohat dieser auf Betreiben eines Verwandten seine Beziehungen zur Beschaffung der DevisenauSfuhrbewil-ljgung für William Fisk benützt und. ist auf dieseWeise mit den übrigen Angeklagten in'BerührungMitteilungen au» de« Publikum.Massiere Dich täglich; verkühL Dich ttiel DaSist einmal ein Schlagsatz, dessen Beherzigung Nichtgenug empfohlen sei« kann. Ünd er ist so leicht z«befolgen: Sin paar Tropfen deS Alpa-Franzbranntweins in die hohle Halft» und dann fest den Körperdamit eingerieben; erst ist eS angenehm frisch, dannwohlig warm und vor allem: der Körper ist gefettgegen Verkühlung und Folgekrankheiten l DaS sagtauch der Arztsgekormnen. Auch er bestreitet, von der Fälschung derursprünglichen Bewilligung von 500 auf 450.000KL gewußt zu haben, wogegen die Anklage fteilichinS Treffen führt, daß er als Bankfachmann hätteVerdacht schöpfen müssen, da der ganze Vorgangganz ungewöhnlich war.Das Hauptgewicht deS Beweisverfahrens liegtneben den Zeugenvernehmungen auf dem außerordentlich umfangreichen Schriftenmaterial, dessen Verlesung den zweiten VerhandlungS-tag zum großen Teil ausfüllte. DaS kompliziert«Beweismaterial bot den vier Verteidigern Gelegenheit zu einer Menge neuer Anträge, so daß nichtganz ausgeschlossen erscheint, daß daS ursprünglichfür SamStag erwartete Urteil eine Verzögerung erfährt. rb.-George Arlißin einer der Hauptrollen in dem amerikanische«Film»Die Rothschilds".OPTIK u. FOTODEUTSCH PFikopy