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„Sozialdemokrat
Mitt«»«, 20. März 1935.
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Nationalistische Musikpädagogik Sonderbare Auffaflungen des Herrn Prof. Beding In einer Elternversammlung der deutschen Minderheitsschule sn Prag -Holesovic sprach Montag, den 18. März, Herr Universitätsprofessor Dr. Becksng über musikalische Erziehung, em Vortrag, der wegen seiner Tendenz eine gewisse Beachtung verdient. Herr Professor Dr. Beding hob hervor, datz es Aufgabe des Musikunterrichts in der Schule sei, vor allem das deutsche Volkslied zu pflegen, worin ihm ohne weiters zugestimmt werden kann. Was aber Befremden erregen mutz, ist die Art, wie der Herr Professor seine Auffassung begründete. Er nahm derart Stellung gegen die Mustkalischen Schöpfungen anderer Nationen, insbesondere der Tschechen, datz eine solche Stellungnahme nicht unwidersprochen und unerwähnt bleiben kann. So sagte er. datz es einem Deutschen besser gefallen müsse, wenn ein Egerländer schlecht, als wenn ein Tscheche gut Geige spiele, weil der Egerländer in einer Weise spiele, die eben dem deutschen Volkstum entspreche. Eine zweite Geschichte, die der Herr Professor zum besten gab, war iiftt Schilderung seiner Tätigkeit als Prüfer bet den Aufnahmen in die Pädagogische Akademie in Prag . Er sagte, er stelle an die Aufnahmebewerber keine Fragen mehr, weil er sich dabei so ärgern müsse, datz er früher in die Grube fahren mützte. Was hat nun den Herrn Professor so aufgeregt? Die Antwort eines Schülers, datz ihm slawische Musik am besten gefalle I Auch die Kritik des Herrn Professor an unseren Schulvorschriften, die besagen, man solle den Schülern die zeitgenössische Musik erklären» war nicht am Platze, denn gerade die Verbindung zu dem Zeitgeschehen kann dem Unterricht nur Lebendigkeit verleihen. Es, kann bezweifelt werden, ob es Aufgabe der Elternversammlung einer deutschen Schule in Prag ist, derart nationalistischen Geist zu predigen- und datz die musikalische Erziehung unseres Lehrnachwuchses bei Herrn Professor Dr. Beding in guten Händen ist.
Symbol« de» Anfall» . An jenem schwarzen Sonntag der europäischen Geschichte, an dem die Kunde von der militaristischen Provokation Hitlerdeutschlands durch ganz Europa aing. ereignete stch in den Abendstunden im Zentrum der Stadt eine kleine Szene, die denen, die sie erlebten, weit mehr als cttvas Zufälliges erschien. Dor der Prager Filiale einer bekannten, als nationalsozialistisch berüchtigten deutschen Firma promeniert«, wohl wirklich ganz zufällig, jener wenig geschmackvolle.Tötenkopf". dessen unästhetische Propagandatätigkeit wir vor kurzem beanstandet haben. Der arme Arbeitslose, der hier im Totenhemd und mit Knochenbänden Reklame läuft, um ein paar Heller zu verdienen, blieb— wohl nur. um zu ver
schnaufen— direkt unter dem Firmazeichen des deutschen Unternebmeirs stehen. Es ergab sich— weise Symbolik des Zufalls— datz dieses Firmen- Wappen direkt über dem Totenkopf an der Wand berganwuchs. Schnell bildete stch eine Ansammlung und ein Mann aus dem Publikum sagte sehr ernst:.Die deutsche Wehrpflicht und das. was st« für die Welt bedeuten wird. Einige Zuhörer nickten, die anderen sagt«n kein Wort und starrten nur stumm auf hen lebendigen.Totenkopf"... Der gewahrte die Menge und verbeugte sich seiner Rcklamepflicht ge- mäss. Dan» ging er langsamen Schritts weiter. P.
Ein Aut» stößt ei« anderes in rin drittes. Ein nicht sichergostellter Chauffeur fuhr gestern gegen 10 Uhr vormittags mit seinem leichten Lastauto C 25.25? in der Richtung nach der Sokolskä m Prag kl. und stietz an der Ecke Bofiste—Sokolova mit dem rückwärtigen Teil seines Wagens in das vom MUDr. Heinrich Löwenfeld, Weinberge, Bkrti- siavova 8, gelenkte Personenauto P 20.411. Dieses wurde in das neben dem Gehsteig stehende Auto P 1648 geschleudert, dessen Chauffeur Frant'Zek Jankar danebenstand. Verletzt wurde niemand, nur das Auto des Arztes wurde durch Zertrümmerung des vordere»^Kotflügels und der Achse zur Weiterfahrt untüchtig gemacht. Selbstmordversuch avf der Perkbenk. Gestern vormittags trank ans einer Bank auf dem Karls- Platz der 19jährige Schlosser Vaclav Ponert aus Tube! in selbstmörderischer Absicht Lysol. Er wurde auf die Klinik Prof. Hynek gebracht. Bei Pariert wurde die Photographie eines Mädchens gefunden.
Haust und Wissen Gesamtgästspiel Theater in der Josefstadt mit Guitrys Komödie„Sein neues Testa- ment". Montag, den 25. März. Hauptrolle: Edt- hofer., Sitzpläge Kä 8.— bis 48.—. Abonn. 30 Prozent Ermäßigung. Vorverkauf täglich. Donnerstag„Jeuufa". Abonn. aufgehoben. C1 fallt aus. da dieses Achtel um eine Vorstellung voraus ist. Infolge verschiedener Beurlaubungen letzte heurige Aufführung von„Jenufa " l Die Achtelserien W 1, B 2. C 2 und D 2 werden die Vorstellung daher in dieser Spielzeit nicht mehr bekommen. Spielplanänderung. Heute 8 Uhr.R i g o- letto"(BI) statt d«S ursprünglich angesetzten .Barbier von Sevilla ", der infolge Erkrankung von Rose Book verschoben werden muhte. Gutscheine aller Serien gültig! Zu dieser Vorstellung wurden die Oberklassen der Prager Mittelschule» und die Hochschulen eingeladen. Es wird um rechtzeitige Einlösung der Gutscheine gebeten! Noch gute Plätze aller Kategorien vorhanden. Spielplan des Deutsch « Theaters. Mittwoch. 20. März, 8 Uhr abends:.Riga letto".— Donnerstag 7 Uhr: Jenufa . Abonnement aufgehoben.— Freitag halb 8:HinterMauern, D 2.— Samstag hab 8:FigarosHoch- zeit, Gastspiel Willy Domgraf-Fassbänder, A 1.
Wochenspielvlau der Kleine« Bühne. Mittwoch 8: Mädchen für alles.— Donnerstag 8: Ich Habs getan.— Freitag 8: Gentlemen. — Samstag 8: Mädchen für alles.
USB Film Das Phantom non London Der auflagenreiche englische Erzähler Stevenson hat in seinem Roman.Dr. Jekyll und Mister Hyde " einen hinreissenden Einfall verarbeitet: dass es nämlich einem jungen Arzt gelingt, das Tier im Menschen auszusondern und dah der Arzt das Experiment an sich selbst vollzieht. Die Sache hat etwas Faustisches, und die Gorilla-Gestalt, in die sich der sonst edle und hübsche Gelehrte verwandelt, um sein« Triebe heimlich auSzuleben, ist mit Mephisto und d'n Golem verwandt. Auf jeden Fall: eine spannende und phantasieanrogende Sache, die jeden daran denken lässt, wie er aussehen würde, wenn«inmal alle Hemmungen und Grundsätze von ihm abfielen. In Stevensons Verarbeitung ist aus dem hinreihenden Einfall dann allerdings nur die Geschichte eines seltsamen Doppellebens geworden: auf der einen Seite die Generalstochter, die der ehrsame Arzt heiraten will, und auf der anderen die Dirne, die sein dunkles Ich begehrt und quält und am End« umbringt. Und in dem Hollywood -Film, den wir nun sehe«, ist nicht vier mehr als ein Schauerroms« übrig geblieben-. Eine Wandlung, dir schon dadurch zu erklären ist, dah die Darstellung ungehemmten Trieblebens der Filmzensur aller Länder zum Opfer gefallen wäre. Aber was das Thema unter solchen einschränkenden Bedingungen noch an Wirkungen chergeben konnte, das hat der Regisseur Ruben M a m o u- l i a n mit raffinierter Könnerschaft herausgeholt. Wie er das Phantastische der Vorgänge beinahe glaubwürdig, das Schauerliche beinahe tragisch und das Reiherische beinah« spannend macht, das ist ein« sehenswerte artistische Leistung. Es gilt von ihr dasselbe wie von feinem(ganz anders gearteten) Film.Lieb mich heut nacht": es ist mehr ein Kunststück als ein Kunstwerk,— aber ein Kunststück, das gelungen ist. Nur den Witz, den Mamoulian in seinem Chevalier-Film so üppig blühen läht, läht er hier vermissen. Er verzichtet auf die Möglichkeit, jene geheimen Begierden des zivilisierten Menschen zu zeigen, die komisch sind. Er nimmt die Sach« eindeutig ernst und tragisch— im Gegensatz zu einem Grossteil der Zuschauer. Derselbe Mangel an Witz ist auch die Schwäch« d«S Hauptdarstellers Frederic M a r ck. Aber es ist seine einzige Schwäche. Denn di« Wandlungs- fähigkeft, die Hingabe und die Suggestivität, mit der er seine kaum noch mögliche Doppelrolle spielt, find bewundernswert. Während Mirjam Hopkins in der viel natürlicheren Rolle der Dirne viel un- natürlicher erscheint.—eis—•
An der Schwelle de» Tode » DaS ist ein Film aus den alten Beständen der Ufa, hervorgeholt, weil. er die heutigen Berliner Erzeugnisse wenigstens durch anständige Gesinnung übertrifft. Es handelt sich in ihm um ein modernes Gretchenschicksal, das mit nawem Naturalismus vor-
Einladung zur Generalversammlung des Bezirksvereines Arbeilerfür- f v r, e Prag am 29. März'1935, um 8 Uhr abends im Verein deutscher Arbeiter, SmeÄa- S-ffe 27. TaseSardn« n«: 1. Protokollvcrlrsunz. 2. Berichte. 3. Wahlen. 4. Freie Anträge. Einbcrufcr: Maria Deutsch, Hilde F r a« z e l. Borfitzende. Kaffierin.
getragen und aus der Tragödie dann rasch zum versöhnlichem Ende umgebogen wird. Sehr eindrucksvoll ist die Sache nicht geraten, aber es spricht Verständnis für die Not der heutigen Jugend und Abneigung gegen das Unverständnis kleinbürgerlicher Moralphilister aus ihk. In der Hauptrolle erscheint dir schvii vergessens Toni von Eyck, mit einer ernsten Anmut und ohne Weinerlichkeit, selbst da noch um Echtheit bemüht, wo man sie zu stillosen Monologen gezwungen hat. Ihr Partner Hans Br« usewetter vermag nicht mehr aufzubringen als äusserliche Liebenswürdigkeit, aber der inzwischen längst ausgewanderte Erwin K a l s e r macht aus der Gestalt des engstirnigen Varers eine Leistung vornehmer Schauspielkrwst. •—eis—
Ans der Partei Sozialistische Jugend, Kreis Prag . Wir beteiligen uns geschlossen an der Parteiversammlung heu t« abends 8 Uhr in- der Urania, Prag ll., Klimentska 4. Referent: Genosse Jak sch:.Die sude- tendeutsche Polifit a m Scheidewege."
Verctnsnadirlditcn Kinderturnen. Aus technischen Gründen müssen wir dies« Woche das Turnen auf Mf r t- w o ch, den 20; März, Verlegen- Alle Kinder sollen daher Mittwoch um 4 Uhr nachmittags in der Turnhalle gestellt sein. An die Eltern richten wir die Bitte, genannten Tag bestimmt freizugeben, da wir Uebun- gen für die in Kürze stattfindende Kinderaufführung lernen.
AUFBAU ODER CHAOS?
Die sudetendeutsche Politik am Scheidewege. Dariiber spricht Abgeordneter Wenzel Jaksch In einer ÖFFENTLICHEN VERSAMMLUNG heilte Mittwoch, 20. März um 8 Uhr abends im Grollen Saale der„Urania“, Präs II, Kllmentskä Die nächsten Wochen sind für die sudetendeutsche Politik von entscheidender Bedeutung, jeder Deutsche muß sich daher über die politischen Verhältnisse im Sudetendeutschtum orientieren.>r Erscheinet alle! Keiner fehle!-w
Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch di« Post monatlich XL IS.—. vierteljährig KC 48.—, halbjährig Kö SS.—. ganzjährig Kö 192.—,— Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlass. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die Zeitungsfrankatur wurde von der Bost- und Tcle- graphcndirektion mit Erlass Nr. 13.800/VI1/1930 bewilligt.— Druckerei:.OrbiS". Druck-. Verlags- und ZeitungS-Ä.«G.. Vraa.........