Nr. 71
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Sonntag, 24. März 1935
Luftschutz ah demokratischer Abwehrkampf Zorn Regierungsentwurf eines tschechoslo- vakischen Luftschutzgesetzes I. Die Regierung hat am 3. d. M. dem Ab- geordnetenhauS den Entwurf eines Lufrschutzgeset» zes vorgelegt. Eine zeitgemäße Sache ohne Frage, höchst zeitgemäß angesichts der riesengroß drohen­den Kriegsgefahr. Die Schweiz  , in ähnlicher Lage wie die Tschechoslowakei  , besitzt seit 29. Jänner ein rechtskräftiges, weitgehendes Lustschutzgesetz. Eine Sache von überragender Wichtigkeit für eine proletarische Partei, welche nicht leugnen kann, daß es sich um den Schutz breiter Bolksschichten han­delt; die jedoch die Augen nicht verschließen darf, vor der Gefahr einer Militarisie­rung des Volksgei st es, die von einem solchen Gesetze ausgehen kann. Werden nicht die kommenden einschneidenden Maßnahmen die lleberzeugung fördern, daß der Krieg eine unver­meidliche Schicksalsfügung ist? Wird er nicht gar als der Bringer langersehnter Arbeitsgelegenheit erscheinen, als Beschäftige! der vielzuvielen jetzt müßigen Arme schon während der Kriegsvorberei­tungen gemäß dem Gesetze? Ja, als Bringer romantischer Erlebnisse nach öden, zermütckenden Krisenjahren? Als Entladungszone für die aufge- häusten Erbitterungen, Enttäuschungen der schwe­ren Zeiten? Alle diese Gründe haben der Luft­schutzpropaganda in den fasciftischcn Staaten eine verhängnisvolle Bedeutung für die Bolksseele ge­geben; Neudeutschland  , Oesterreich, Italien  , Po­ len   sind auf dem Gebiet überaus rege und nützen die Gelegenheit zur seelischen Kriegsvorbereitung nach Kräften aus. Und doch ist Luftschutz seinem Wesen nach eine ausgesprochene VerteidigungS Maß­nahme! Eine Einrichtung, wie geschaffen zur gei­stigen Abwehr der Kriegsgefahr, zum Schutz der Demokratie gegen die fascistische Werbearbeit. Den Luftschutz in den Dienst der demokratischen Auf­klärung, der Mobilisierung der VolkSkräfte gegen die Barbarei eines Zukunftskrieges zu stellen, das ist unsere Aufgabe. Wie kann sie erfüllt werden und iirwiefern bietet daS vorgeschlagene Lustschutzgesetz dazu die Handhaben? Welcher Verbesserungen bedarf es, um den skizzierten Zweck zu erfüllen? Ehe wir an die Beantwortung dieser Fragen im einzelnen herantreten, bedarf eS einer grund­sätzlichen Richtigstellung dem Gesetzentwurf gegen­über durch Beantwortung der Frage: Ist wirksamer Luftschutz möglich? a) Der Standpunkt des tschechoft. Roten KrenzeS. DaS tschechoslowakische Rote Kreuz beschäftigt sich seit Fahren, allerdings mehr ideell als organi­satorisch, mit der Luftschutzfrage. Der Standpunkt, den es hiebei einnimmt, ümn aus einem Vortrag entnommen werden, den am 26. Jänner v. I. sein Zentralsekretär, Stabskapitän Rosenbaum in Prag  vor Pressevertretern hielt. Die Ausführungen die­ses Redners beweisen einen unbegründeten Optimismus. Er erklärte, daß die Gefahren eines Gaskrieges von der breiten Oeffcntlichkeit aus Unwissenheit überschätzt werden. Eine gut auS- gebaute militärische Verteidigung, ergänzt durch Abwehrmahnahmen, die im Frieden vorbereitet werden, schränke die Möglichkeiten und die Folgen von Fliegerangriffen beträchtlich ein. Die Bevöl­kerung müsse Vertrauen zu der Verteidigung fassen! b) Was sagt hiezu der Motivenbericht des Gesetzentwurfes? Er steift sich ganz ähnlich ein wie das Rote Kreuz. Die defaitistischen(d. i. entmutigenden), vielfach tendenziös verbreiteten Gerüchte über die Unmöglichkeit der Fliegerabwehr müssen, so sagt der Motivenbericht, abgelehnt werden. ES gebe eine Möglichkeft, sich sowohl gegen die Sprengwirkung von Geschossen wie auch gegen deren Brand« und chemische Wirkungen zu sichern; und da eS schon in einem geht, wird auch gleich behauptet, daß die Wirkung von Bakterienangriften ebenfalls abge­wendet werden kann! Ehe wir auch nur einen Begriff davon haben, welche Gestalt diese vieUeichi tückischeste Kriegsgefahr annehmen tvird. Einer solchen Argumentation kann der Vor­wurf, tendenziös zu sein, nicht erspart werden. Eie ist eS in ähnlicher Weise wie die kürzlich durch die Presse gegangene Aeußerung deS holländischen Ministers Becker vom 14. v. M., die den ausge­sprochenen Zweck hatte, daS Land über die Not­wendigkeit der Teilnahme an einem Lustpakt zu beruhigen. Wenn Minister Becker sagte, in Sach­verständigenkreisen sei man überzeugt, daß eS nie­mals zu einem unbeschränkten Luftkrieg kommen könne, so setzte er sich in Widerspruch zu den an­erkanntesten Autoritäten. ES seien nur genannt, General Hirschauer, der Berichterstatter des fran, zösischen Senats, dem er am 3. Mai 1933 erklärte, die Gefahr eines plötzlichen Luftangriffes zur Zerstörung der feindlichen Industriezentren und Demoralisierung der Zivilbevölkerung sei außer­ordentlich gestiegen; ferner Henderson, der in einem durch.die internationale Presse gegangenen Artikel zu Anfang April 1934 nachwieS, daß die englische   Heeresleitung den totalen Luftkrieg vor­bereitet hat. Marschall Petain und der französische  Luftfahrtminister Denain   sind der gleichen Mei­nung hinsichtlich Deutschlands  . Die Reihe von Fachleuten könnte noch lange fortgesetzt werden, denen sich Männer wie Becker beugen müßten. Und ebenso müßte sich das tschechoftowakische Rote Kreuz, wenn es von den Gefahren deS Luftkrie­
bei deutschen   Sozialisten Amerikas  Bon Julius Deutsch
Genoss« Dr. Julius Deutsch war einige Wochen in Amerika   und hat dort Borträge über die politische Lag« in Europa  , über Fascismus und Sozialismus und über die Wiener Feber- Re,volution gehalten. Er hat über seine Ein­drücke ein Buch geschrieben, das unter dem TitelKontinent in Gärung", amerikanische Reisebilder, im Verlag Eugen Prager, Preß­ burg  , erschienen ist. Das Buch ist flüssig ge­schrieben, liest sich sehr leicht und erzählt eine Reihe von Einzelheiten, di« ein gewifles Bild der amerikanischen   Eigenart geben. Insbe­sondere für denjenigen, der sich für soziale Dinge interessiert, enthält das Büchlein das nicht Anspruch erhebt, eine Darstellung der sozialen Probleme Amerikas   zu geben, sondern nur ein Reisetagebuch sein will ein« Menge bemerkenswerter Dinge. Wir drucken nach­stehend daraus einen Abschnitt ab, der sich mir der sozialistisch verwalteten Stadt Mil­ waukee   beschäftigt.-, Milwaukee  . Wundervolle Stadt am Michi­gansee, herrlich eingebettet zwischen sanften Hügeln! Breite, schöne Parkanlagen, reine, ge­pflasterte Straßen. Wenig Wolkenkratzer, aber dafür. eine Menge ansehnlicher Bürgerhäuser. Jntereffante Denkmäler, darunter ein Goethe- Schillerdenkmal, das dem von Weimar   genau nach­geahmt ist. Das ist nicht jenes Amerika  , das ich bisher gesehen habe. DaS ist etwas ganz anderes. Was ist eS nur, was diese Stadt schon beim ersten An­blick so vertraut und anheimelnd macht? Viel­leicht der Umstand, daß Deutsche   diese Stadt er­baut haben und ihr den Charatter aufdrückten oder vielleicht mehr noch, die überall fühlbare Arbeit der Sozialisten, die seit Jahren diese Stadt ver­walten, als die einzige unter den größten Städten Amerikas  ? Bor hundert Jahren drangen die ersten An­siedler bis Wisconsin   vor, so heißt das Gebiet um den südlichen und westlichen Teil des Michigansees. Vor 90 Jahren wurden die ersten Häuser d-r Stadt Millvaukee erbaut, nachdem man die In­dianer verdrängt aatte, die bisher hier fäffifl gewesen waren. Heut« zählt die Stadt 600.000 Einwohner. Ein Drittel davon bekennt sich nock immer zum Deutschtum. Der Bürgermeister ist der prächtige Daniel W. Hoan, ein guter Sozialist und ausgezeichneter Verwalter. Wir hatten Gelegenheit, ihn während einer Sitzung der sozialistischen   Frattion der Stadträte zu sehen und dann mit ihm eine Weile zu verbrirVen. Er schwärmte geradezu von dem roten Wien  , da- auch für ihn und seine.Mit ­
arbeiter ein leuchtendes Vorbild war. Eine Ab­ordnung der Milwaukeer Stadtverwaltung ist vor einigen Jahren in Wien   gewesen, um die dortigen kommunalen Einrichtungen zu studieren. Vieles von dem, was die Abordnung in Wien   gesehen hat, versuchte man, den hiesigen Berhältnisien an- gepaßt, in Milwaukee   nachzuahmen. So ist es denn kein Wunder, oatz ein Wiener   Sozialist sich in Milwaukee   bald heimisch fühlt. Am stärksten kam mir die geistige Verbun­denheit mit dieser Stadt und ihren Bewohnern zum Bewußtsein, als ich vor der mächtigen Ver­sammlung stand, di« im größten Saale   Milwau­ kees   stattfand. Eine Gruppe Roter Falken sang die vertrauten Weisen unserer Kinderfreundelieder. Dann konnte ich nach einer kurzen englischen Ein­leitung deutsch   sprechen, was von dem größten Teil« der Anwesenden verstanden wurde. Die Stimmung in dieser Versammlung läßt sich nickt leicht beschreiben. Zwischen dem Redner und den Zuhörern war schon nach den ersten Sätzen jerc 3 Band der Zusammengehörigkeit, das die Wirkung der Rede erhöht, weil sie von der Gemeinsamkeit der Gefühle pnd der Neberzeugung getragen ist. Milwaukee   ist ein« rote Insel in Amerika  . Aber auf diesem Kontinente haben die großen Er­schütterungen seiner Wirtschaft alles, was bisher fest und unverrückbar erschien, in Bewegung ge­bracht. Im Augenblicke kann niemand sagen, wohin di« Entwicklung treibt. In dieser Situa­tion mag das Beispiel einer Stellvertretung, die was auch vom Gegner anerkannt wird-t* sauber und korrekt ist, und die vor allem imstande war, sichtbare, soziale Erfolge zu erzielen, eine stärkere Wirkung ausüben als in normalen Zeiten. Ein aus dem alten Oesterreich auSgewan- derter Sozialdemokrat, der Deutschböhme Heinrich Bartel, ist in der sozialistischen   Bewegung Mil­ waukees   eifrig tätig. Unter seiner Führung und unter der des italienischen Emigranten Severino Polio sah ich die Stadt und ihre Umgebung. Schließlich ließen es sich die beiden nicht nehmen, mich auch noch in die nächste Stadt; nach Racine, zu begleiten. Dort trafen wir wieder eine größere Anzahl deutscher   Sozialisten, Reichsdeutsche und Oesterrcicher. Unvergeßlich di« Gastfreundschaft, da» warme Verstehen und die Begeisterung für die Arbeiter- betvegung in der alten Heimat. Menschen, die schon Jahrzehnte von Europa   fort sind, bekommen nasse Augen, wenn sie daran zurückdenken. Das ist indes nickt die bloße Rührseligkeit der Erinne­rung an entschwundene Zeiten, sondern eine tieft, innere Verbundenheit iftit dem Geiste des eutopä» jschen SvzialiSmuS.->>:«.M; m
ges spricht, beugen vor kn autoritären Kund­gebungen der Internationalen Konferenz des Ro­ten Kreuzes zu Brüssel  (1928 und 1930), zu Rom  (1929) und zu Tokio  (1934). Aus den Kundgebungen dieser Instanz sei herauSgegriffen ein protokollarischer Konferenzbeschluß(Brüssel, 30. Oktober 1930):Aus der Prüfung der Ent­schließungen der Sachverständigen in Brüssel   gebt hervor, daß ein Krieg die Zivilbevölkerung sehr schweren Gefahren aussetzen würde und daß es in gewissen Fällen, namentlich für dichte Bevölkc- rungssiedlungen, fast unmöglich wäre, diese zu schützen. r) Zwei tschechisch« Fachleute sprechen. Auch zum Motivenbericht des Gesetzentwur­fes ist eine Gegenstimme anzuführen. Zur rechten Zeit ist in dem maßgebenden Militär-Fachblatt der Republik.Vojenfte Rozhledy"«in Urteil zweier hoher Offiziere erschienen. Mit ihm müssen wir den Optimismus deS Mottvenberichts konfrontie­ren, um die Sachlage in ihrer vollen Schärf« wür­digen zu können. In der letzten Nummer des ge­nannten Blattes(zittert in der Prager Abendzei­tung vom 12. März) beschäftigen sich der Oberst­leutnant deS Generalstabes Feistmantl und der Major des Flugwesens Smid mit der Frage deS Luftkrieges. Was sagen sie zur Behauptung des MotwenberichlS,.es gibt«ine Möglichkeit, sich gegen Luftangriffe zu schützen, man muß sie nur rechtzeitig voärereiten"?Niemals", urteilen die beiden Militärs,können die Abwehrmaßnahmen gegenüber dem Flugwesen im Vorteil sein, denn das UeberraschungSmoment, die Schnelligkeit der Durchführung und die KonzentrattonSmöglichkeft werden stets auf feiten der Angreifer sein". Man lese nach, waS sie über die Vergasung Prags   schrei­ben: daß diese sich auf daS kriegswichtige Zehntel der Stadtfläche beschränken, dann aber auch kein größeres Flugzeuggeschwader benötigen würde, als heute schon zur Verfügung stehen. Daß daher mit den bereits vorhandenen Mitteln der Militärluft­fahrt entscheidender Einfluß auf die Kriegsführung gewonnen werden kann offenbar ein zureichen­der Grund für militaristische Regierungen, um Fliegerangriffe auch wirklich anzuordnen. Der Wert des Luftschutzes. Er ist zweifellos so groß, daß er für kriegs­bedrohte Staaten unentbehrlich wird. Die Bevöl­kerung muß mit der Beschaffenheit der Lustgefahr und der Abwehrmaßnahmen bekanntgrmacht und dadurch nach Möglichkeit vor der Panik im Ernst­fälle bewahrt werden. Ein Teil der Bevölkerung kann durch rechtzeitige- Aufsuchen geeigneter Un­terstände vor dem Tod bewahrt werden. Haben nur Gasangriffe die Wohnstätten entvölkert(find sie nicht durch Spreiq« und Brandwirkung vernichtet) so kann durch sachgemäße Entgiftung die Bewohn- barkeit alsbald wiederhergesteift werden. Die Feuersgefahr der Brandangrifft kann durchEnt­rümpelung" der Dachböden herabgesetzt werden. Dadurch werden die Aussichten de» luftgeschützten Landes, den über alle Maßen furchtbaren Zu- funstökrieg durchzuhalten, länger die Nerven zu be­halten und dadurch auch den Sieg zu ermöglichen, um einen Prozentsatz erhöht. Umgekehrt mutz ein ungeschützte- Land auf den kriegslustigen Nachbar, der seine Städte ein wenig geschützt weiß, ermuti­gend wirken. Aus diesen Gründen dürfen wir hinter der Luftschutz-Rüstung unserer Nachbarstaaten nicht zurückbleiben. Indessen daß eS zweckmäßig sein sollte, die Bevölkerung zu beschwichtigen, statt sie gegen die barbarische Kriegsdrohung seitens der fascistischen Staaten zu mobilisieren, daß die Panik vermindert werden sollte dadurch, daß die Gefahr bagateUisiert wurde das ist kein richtiger Sst andpunkt. Die vielen sachge­mäßen und notwendigen Bestimmungen des vor­liegenden Gesetzentwurfes sotten und dürfen nicht entwertet werden durch ein« Tendenz zur Schön­färberei, welche dem notwendigen Luftschutz un­terricht, der für die Allgemeinheit kommen wird und kommen muß, eine falsche Rich­tung geben würde. Der Luftschutz ist not­wendig und hat einen gewissen Wert, aber er ver­mag weder die körperliche Sicherheit noch die wirt­schaftliche Existenz der Bevölkerung im Kriege wirklich zu gewährleisten. Das müssen wir den Männern und Frauen sagen, vor allem um ihren Willen in die wichtigste Richtung zu lenken: dar­auf, daß der Krieg wenn irgend möglich abgewen­det wird. E. B.
Volkswirtschaft und Sozialpolitik , Eine traurige Statistik Trotzdem viele Gebiete der Tschechoslowaki- schen Republik auf den Export angewiesen sind und tausende Arbeiter nicht beschäftigt werden können, wenn unsere Ausfuhr nicht wieder belebt werden wird, widmet unsere Wirtschaftspolitik den Exportinteressen zu wenig Aufmerksamkeit zu. Wie sehr die Tschechoslowakei   gegenüber an­deren Staaten im Umfang ihres Außenhandels zurücksteht, lehrt eine Veröffentlichung des inter­nationalen Büros der Handelsstatistik, den die m der nachfolgenden Tabelle genannten Staaten an­gehören. In dieser Statistik wird bezeichnet, wel­cher Außenhandelswert in den einzelnen Ländern auf je tausend Einwohner entfällt. Es ergibt sich nun folgende Reihenfolge(Wert des Außenhan­dels auf 1000 Einwohner in Tausend Goldfran- ken): 1. Schweiz   896, 2. Niederlande   793, 3. Island   743, 4. Neuseeland 711, 3. Dänemark  396, 6. Belgien   mit Luxemburg 331, 7. Groß­ britannien   516, 8. Norwegen   409, 9. Frankreich  368, 10. Schweden   827, 11. Portugal   815, 12. Oesterreich 234, 13. Deutschland   212, 14. Tsche- chosiowakci 160, 15. Griechenland 83, 16. Li- i tauen 80, 17. Magyarien 69, 18. Nieberländssch Indien   84, 19. Belgisch Kongo   16. Daraus geht also hervor, daß die Tschecho­ slowakei   von 19 Staaten, unter denen sich auch
I Kolonialländer befinden, er st anl 4. Stelle st e h t, trotzdem sie ein Exportstaat ist. Der ganze Verfall unseres Exports in den letzten Jahren geht aus diesen Ziffern geradezu erschreckend her­vor, ebenso wie die wichtigen Aufgaben, welche unserer Wirtschaftspolitik gesetzt find.
Die Weizen-Welternte Noch kein End« der Weltagrarkrise. Die Aussichten für die Entwicklung d«S Ge­treide-Weltmarktes werden jetzt günstiger beurteilt als vor einem Jahre. Durch Produktionseinschrän­kungen und ungünstigere Ernteergebnisse in ein­zelnen maßgebenden Getreideländern, wie Kanada  und den Vereinigten Staaten   von Nordamerika   ist die Welternte an Weizen zurückgegangen. Das Internationale Agrarinstitut in Rom   gibt folgende Zahlen für die Welternte bekannte in Mill. Tonnen in, Mill. Tonnen 1926/27... 92 1931/82... 101 1927/28... 99 1932/83... 99 1928/29... 107' 1932/33... 102 1929/30.,. 94 1933/34... 99 1930/31... 102 1934/35... 89 Für 1934/35 wird auch mit einem bedeuten« Iden Rückgang der Welworräte an Weizen gerech­net. Sie werden vom Institut für das Ende die­ses Erntejahres auf etwa 10 Millionen Tonnen geschäht, während sie am Ende des vorigen Ernte» l jahres noch 19 Millionen Tonnen betrugen.
Vom Praticr DundhmM Unseren Rundfunkprogrammen fehlt das Be­deutsame. Daß die VorttagSfolgen sich an einen fe­sten Rahmen halten müssen, soll nicht bezweifelt werden. Die Gefahr besteht nur hier darin, daß bei dem beschränkten Zeitmaße der Rahmen eben alles bleibt das Gerüst also den Bau ersetzen muß; und da» ist halt wenig wohnlich! lieber das gewohnte Gleichmaß hinausreichend« Ereignisse wa­ren den beiden Sonntagen Vorbehalten. Der erste brachte als Entlehnung von Brünn   Leo Blechs ein- aftige komisch« OperV e r s i e g e l t" in einer ungemein musikfreudigen Aufführung. Regie: Otto Koch-Gaarden, Dirigent: Ackermann a. G. Die Be­setzung machte mit einer Reihe sehr schätzenswerter Sänger bekannt, die ein beachtliches Können für daS liebenswürdige Werk einsetzten. Man muß durchaus nicht der Meinung sein, daß gesammelt« Jahre immer ein Verdienst ftien, um die Äedeu- tu.ng des ÜSjährigen Dirigenten  -JubiläumS des Generalmusikdirektors Robert M a n z e r in Karls- bad zu würdigen. Robert Manzer   ist ein Musiker von ganz besonderer Qualität und ein nicht unwe­sentlicher Teil unserer beimischen Kunstlebens bleibt mit seinem Namen verknüpft. Er führte das Orche­ster der Stadt Karlsbad  -u einer künstlerischen Lei ­
stungsfähigkeit, die auch ganz großen Aufgaben ge­wachsen ist. DaS stellt« auch die Sonntagsendung vom 17. März unter Beweis, als sie das Jubiläumskon­zert aus Karlsbad   überttug. Bruckner» Siebente kröuft da» auserlesene Programm, da» dem Orche­ster und seinem jubilierenden Dirigenten einen ehrenvollen Erfolg brachte. Eine selbstverständliche Pflicht erfüllt« der Rundfunk mit der dem Prager   Musikschriftsteller Edwin Janetschek andertrauten Geburtstags­feier für den sudetendeutschen   Komponisten Anton R ü ck au f und den deutschen   Liederschöpfer Hugo Wolf   am 18. März. Die aus dem Schaffen der beiden Meister ausgewählten Lieder sang Gertrud Pitzinger, die«inführenden Vorträge sprach Edwin Janetschek. Als besonderen Gewinn möchte ich noch hervorheben die Jugendstunde am 14. März, die unter der Leitung Prof. Stuchlik-Deutel- moserS alte und neue Sonattnen für Klavier(die Vortragende) und Violine(Marg. Hönel-Schweyda) zum Bottrag brachte. Zu den ernsten Kragen der Zeit Stellung zu nehmen, bleibt nach wie vor völ­lig der Arbeltersendung überlassen. Die neue Ge- meindefinanz-Novell« wurde von Bruno Schwab in- terprettert; überJugendschulung in der Krise" sprach dtr auf diesem Gebiete wirkende und daher erfahrene Fachlehrer Genoss« Heinrich tzerget; sehr zeitgemäß waren Grete Schneiders Gedanken zu
dem ThemaFrauenrecht in,der Demokratie". Ein­dringlicher all» jede» Wirtschaftsrelief sprechen aus der Zeit die erschütternden Bilder von den notlei­denden Heimarbettern im Böhmerwald  (Willi W a n k a) und von den Glasarbeitern des Gablonz  » Tannwalder Gebietes. Der übrige Teil des Zweiwochenprogrammes soweit e» aufnehmbar war gehörte der Zer­streuung und den Anforderungen de» Landwirt- schastsfunks. Gäbe«S nicht die rituellen Zehnmin»- tenbericht« der Akbeitexsendung, dann ginge der Rundfunk an den bedeutungsvollen Ereignissen in der Weltpolitik ganz vorüber. Das. ist nun freilich eine arge Lücke im Wirkungskreise des Radio». Sie kann dadurch nicht geschlossen werden, daß Genosse Paul die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland   soweit streifte, als e» die ihm zuge- meffene Zeit möglich macht. Der Sender einer demo- kratischen Republik hat da wohl«ine größere Pflicht zu erfüllen. Sie einmal in Erwägung zu ziehen, wär« fruchtbarer als der ängstlich« Üebereifer der Zensur, der in dem Vortrage des Referenten über Rundfunk und Volksbildung" das begründet« Ver­langen nach einem eigenen deutschen   Sender unter­drückte... in einer Zett, da so vieft tschechisch« Pressestimmen Gründe genug anzuführen wissen, die zur Errichtung eines deutschen   Sender» drängen! Ernst T h ö n e r.