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und sich in wüstesten Haßfämpfen gegen die soziali­stische Arbeiterklasse verzehrt. Und so werden wir, wie in den zurüdliegenden Jahren, die schwere Sorge um Beschaffung von Arbeit und Brot, diese harte Bürde auch weiter allein tragen und den Kampf ge­gen die wirtschaftliche Verelendung der Arbeiter­klasse, das Ringen um ein neues Leben und einen Glücksstrahl für den leidenden Wienschen, aber auch um die Rettung des deutschen Kindes, um ein Stück Stultur für den kämpfenden Proletarier, allen an­

Dienstag, 26. März 1935

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Nr. 72

arbeitenden Menschen zu suchen, statt die wirt- Welt verkündet, nachdem es hunderte und aber, ausrufen kann, möchte ich noch hinzufügen, daß- Arbeiterschaft Tag für Tag gestellt ist! Gerade ins schaftlichen und sozialen Probleme in den Vorder- hunderte Male zuvor als gröblichste unwahrheit ent- allerdings nicht in so klassischer Weise, als es in dem diesen Tagen lassen die Arbeitgeber, die im gemein­grund zu rücken, seine ganze Kraft auf ein hoff- larbt wurde. Man sollte glauben, daß jemand, der Kommunistischen Manifest" geschah Adolf samen, unter Führung Dr. Hodáčs stehenden Indu­nungsloses Ringen um nationale Fronten und in die politische Arena steigt und monopolistisch und Blanqui , ein Bruder des bekannten Revolutionärs striellenverband organisiert und gleichzeitig in die Volksgemeinschaften vergeudet totalistisch die Führung eines Millionenvoltes will, August Blanqui , schon im Jahre 1825 das Wort Henleinfront eingegliedert sind, alle Minen springen, um die Verwirklichung der Verkürzung der Arbeits­sich auf diese Aufgabe entsprechend vorbereitet. Man schrieb: sollte glauben, daß jemand, der die sudetendeutsche Es hat immer nur zwei sich gegenüberstehende seit, die Lohnangleichung, die gesetzliche Neuregelung Arbeiterschaft einschachtelt, sie zum Gegenstande seiner Parteien gegeben, die Leute, die von ihrer Arbeit des Arbeitsmarktes zur Sicherung des deutschen besonderen Fürsorge machen will, ihre Lage eingehend leben, und die Leute, die von der Arbeit anderer Arbeitsplates", die Anerkennung der Kollektivver­leben. träge und die Einführung von Minimallöhnen etc. studiert und sich mit ihren brennendsten Lebensfragen zu verhindern. Seit Jahren schon sehen sie die ohne­bertraut zu machen bemüht. Da dies in der Weber­Und wenn Herr Henlein an seine Klassenkampf- dies fargen Löhne der Arbeiter systematisch herab stürztheit, in der der Führer der Heimatfront in die Politik geraten war, nicht im vollem Maße möglich feststellung die Behauptung anknüpft, daß alle Völker, und nun frage ich, was seitens der Heimatfront gewesen ist, sollte man erwarten, daß er über die die die Lehren von Karl Marr angenommen haben, unternommen wurde, um die Unternehmer, die sich Dinge wenigstens vorläufig nicht redet, bis er sich daran zugrunde gegangen sind, dann fragen wir, aus privatem Eigennut" weigern, der deutschen geistig an sie herangearbeitet haben wird. So hat es welches Volk es denn eigentlich gewesen ist? Rußland, Volksgemeinschaft materielle Opfer zu bringen, zur der Führer der Heimatfront gehalten, als die pole das einzige Land, das diese Lehre" angenommen Abkehr von ihren bisherigen Wegen zu bringen. Nichts tische Oeffentlichkeit nach seiner Stellungnahme zum hat, ist nicht nur nicht dem Abgrund verfallen, son- wird geschehen! Hitlerismus fragte. Damals erklärte er in aller dern entwickelt sich trotz allen wirtschaftlichen und Oeffentlichkeit in Böhm.- Leipa wörtlich, daß er, finanziellen Schwierigkeiten mit jedem Tage wirt­ohne sein Verschulden, gar nicht sagen könne, wie es schaftlich und technisch immer mehr, während immer mehr dem Verfall zustreben.

deren Problemen voranstellen.

unberührt.

Nationale Fronten führen noch zur Verschärfung der nationalen Gegensätze

die

Und noch eines wollen wir dem Führer der Hei­matfront sagen: daß es Karl Mary nie und nicht einmal im Traume eingefallen ist, seine ganzen Hoff­nungen auf den Klassenkampf einstellen, ihn etwa ver­ewigen zu wollen, sondern daß er im Gegenteil eine Gesellschaft wollte, die die Klaſſenunterschiede ver­schwinden machen und wie es im Kommunistischen Manifest" Heißt,

burch Beseitigung der heutigen Produktionsver­hältnisse die Eristenzbedingungen des Klassengegen­sazzes, die Klassen überhaupt und damit die eigene Herrschaft des Proletariates als Klasse aufheben Jollen."

Das Ziel ist also nicht die Verewigung des Klassenkampfes, sondern die klaffenlose Gesellschaft. Aber natürlich passen dem Führer der Sudeten

Die Heimatfront wird auf die Mitarbeit der Arbeitgeber nie verzichten,

Unsere

Regierungsteilnahme

Und nun noch eine Frage: wie denn dieser ein­zigartige Saß aller bürgerlichen Parteien, der in feinem Lande des Kontinenis eine Parallele hat und nie, im tschechischen Lager zu finden war, zu erklären ist. Fünfeinhalb Jahre sind es her, seitdem wir in die Regierung eingetreten sind. Wir hätten es schon früher machen können, aber wir haben immer und immer wieder gezögert, die Arbeits- und Kampfmög­lichkeiten in der Koalition erwogen und es erst Ende 1929 auf Grund des Ergebnisses der letzten Wahlen und nach genauer Nachprüfung aller politischen, der internationalen Situation, nicht zuletzt aber des wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, aber auch halb getan, um die auf dem Smichover Kongresse begonnene Zusammenarbeit mit unseren tschechischen Freunden noch inniger zu gestalten. Die wirtschaftliche Situation war damals nicht erquicklich. Denn schon waren die Umrisse einer Krisenwendung am Horizont sichtbar, wenn auch nie­mand an eine so tiefgehende Erschütterung der Wirt­schaft dachte. Unsere Partei hat, unseren Vertrauensmännern im Lande zu danken ist seither eine geradezu übermenschliche Arbeit ge= leistet. Sie galt den arbeitenden Schichten aller Nationen des Staates, aber sie galt selbstverständlich in nicht minder hingebungsvoller Weise der von der Krise besonders arg heimgesuchten deutschen Arbeiter­

Die Innenpolitik steht heute ausschließlich im Zeichen des kommenden Wahlganges. Nach den Ston­turen, die er erkennen läßt, besteht kein Zweifel, daß er sowohl im tschechischen als auch im deutschen Lager im Zeichen nationaler Fronten stehen wird, denn von den nationalen Strömungen, die schon in den ersten heute in Deutschland aussehe und daß man ihm daher fascistischen Länder, wie Deutschland , wirtschaftlich da sie sich beide gegenseitig in die Hände arbeiten. Wahlkampfhandlungen sichtbar werden, find nahezu nicht zumuten dürfe, ohne Kenntnis der tatsächlichen alle bürgerlichen Parteien erfaßt. Die beiden sozial- Voraussetzungen ein in die Einzelheiten gehendes demokratischen Parteien sind aber davon vollkommen Urteil abzugeben". Wohl gibt es zweifler, die es nicht verstehen können, daß man von Asch aus Näheres über Deutschland nicht erfragen kann, da man, um ein anderes Beispiel zu wählen, ohne daß man in Rom gewesen sein muß, mit größter Sicher heit verkünden kann, daß der italienische Fascismus als Methode der politischen Willensbildung und als Herrschaftsform schlechterdings unerträglich" sei. Doch Die Kampfführung in den beiden Lagern haben dies nur nebenbei zur Charakterisierung. Hätte Herr die Parteien der Volksgemeinschaft", auf tschechischer Senlein über den Marrismus so gesprochen wie über Seite die Kramář- Stříbrný- Gruppe, auf deutscher den Hitlerismus und ruhig zugegeben, daß er die Seite die Henleinbewegung, der es tatsächlich gelungen Werte von Karl Marr, die die bedeutendsten deutschen ist, auch die übrigen deutschbürgerlichen Parteien au Gelehrten, selbst die gegnerischesten, als gewaltige ihrer nationalen Begleitmanniaft Geistesschöpfungen bezeichnet haben, ohne sein Ber zu machen. In einer Zeit, in der es im deutschen schulden bisher nicht gelesen hat und daß er dies Lager viele hunderttausende darbender Familien gibt, ebenjo nachholen werde, wie die bisher ohne seine bergißt es teine einzige der deutschbürgerlichen Par- Schuld unterbliebene Reise nach Deutschland , hätte teien, in jeder ihrer politischen Kundgebungen vor man dies sicher begriffen. So aber hat er aus dem deutschen Heimatfront die Klassenkampfpredigten sehr dem von Henlein aufgerichteten Geßlerhut der Wolfs Bestreben heraus den rechtsstehenden Kreisen seine gut in den Kram, denn wie soll er sonst die Arbeiter, gemeinschaft" einen Kniefall zu machen. Das geschieht antimarristische Bisitkarte abzugeben und ihnen zu Bürger und Bauern, die Arbeitnehmer und Arbeit in einer Zeit, in der in tschechischen nationalen Krei zeigen, wohin seine Reise geht, mit Banalitäten über geber unter einen Hut bringen, woraus die Legiti sen wieder alle nationalistischen Instinkte geweckt und die theoretischen Grundlagen der sozialistischen Ar- mation zur Wahrnehmung der einander schroff ent­gegen die deutsche Mitarbeit und deutsche Mitregie- beiterbewegung aufgewartet, die gegenstehenden Interessen bolen, als aus dem Gedan­rung, gegen die beiden deutschen Regierungserponen­ken, daß die Gemeinsamkeit der berufsständischen Be­ten die Haßleidenschaften aufgepeitscht werden, die lange höher stehe als die Klassen und Kastenschich besonders in den Insignienkämpfen eine so reiche fung? Gelingt es" ruft er aus allen arbei­Nahrung gefunden haben. Analysiert man diese Er­tenden Menschen wieder diesen Sinn der Standeszu­scheinung im tschechischbürgerlichen Lager, dann sieht man darin immer deutlicher die Resultate der durch Marx hat den Klassen- gehörigkeit und Stande sehre beizubringen, dann ist entscheidender Schritt zur Wiedergeſundung des die lezie wirtschaftliche und politische Entwicklung ge= kampf nicht erfunden gebenen Machtverhältnisse, die sich die nationalisti­schen Parteien zum Ausbau ihrer Machtpositionen Karl Marr hat den Klaffenkampf nicht predigen und zur Machtentfaltung nußbar zu machen suchen.| müssen, da er, ehe Karl Marg auf die Welt kam, Die deutsche Bevölkerung unseres Staates in allen schon Jahrtausende vorher da war. Da Klassengegen­ihren Gruppierungen sollte sich diese ganz greifbar fäße da waren, mußten natürlich auch Klassentämpfe zutage liegenden Tatsachen durch den Kopf gehen laf- abgeführt werden. Das Epochale an der Leistung von sen, daraus die notwendigen Stonsequenzen ziehen und Karl Marr war, daß er sie, da sie schon vorhanden fich die Gefahren einer nationalistischen Politik für waren, in ihrer geschichtlichen Bedeutung erklärte. Im die deutsche Bevölkerung vor Augen halten. Sie sollte Kommunistischen Manifest", das im Jahre 1848 endlich einsehen, daß nationale Fronten im deutschen erschienen ist, hat Karl Marg den fundamentalen Lager nur ein willkommenes Futter für die natio- Sab ausgesprochen: nalistischen Kreise im anderen Lager sind. Der Schlager

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von jedem politischen Primaner mit einer Hand­bewegung abgetan werden

könnten.

Voltes getan"!

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was vor allem

flasse. Jm zähesten Stampfe wurde unsere sozial politische Gesetzgebung in einer Zeit, in der sie in

Herrn Henleins Stände- allen anderen Ländern einen Abstieg zu verzeichnen ideologie

hatte, wieder emporgetragen, die Arbeitslosenfürsorge ausgestaltet und der Bau von vielen Zehntausenden So wären wir wieder einmal bei den Ständen proletarischen Wohnungen durch gesetzliche Normen angelangt, die Herr Henlein gegen die Klassen ausgeffchert, die Sozialversicherungsgesetzgebung, sowie spielen will, indem er der sozialen Schichtung nach die Striegsinvalidenfürsorge entsprechen erweitert, lassen die berufsständische Gliederung gegenüber die Jugendfürsorge durch Sicherung der Selbstver­stellt, ohne zu ahnen, daß die Klaſſenſcheidung nicht waltung jeder Nationalität auf feste Grundlagen ge­neben der berufsständischen einhergeht, sondern auch stellt, die Geltungsdauer der Kollektivverträge für die Berufsstände durchsetzt und über den Haufen einen weiteren Zeitraum gesichert, die Rechtssprechung Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften wirft. Es nüßt den Herren von der Heimatfront der Schiedsgerichte in der Arbeiterunfallversicherung ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und nicht, auch wenn sie ihre Partei Hundertmal berufs- wesentlich verbessert, die Vierzigstundenwoche in dem Sflave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leib- ständisch aufbauen, der Klassengegensatz, der nun ein- Bereich der öffentlichen Arbeiten durch administra­eigener, Zunftbürger und Gesell, kurz Unterdrücker mal da ist und in jedem Berufsstand fortiwirkt und tive Normen verwirklicht, die jahrzehntelangen For­Wiederum marschiert zum hundertsten Male der und Unterdrückte standen im steten Gegensatz zu ihn durchsetzt, wird sich durch den frommen Appell derungen der Bergarbeiterschaft nach Verselbstän Schlager vom marristischen Klassentampf auf, auf den einander, führten einen unterbrochenen, bald vers des Herrn Henlein an die Unternehmerschaft deut digung der Grubeninspektion und Eingliederung des Henlein in seinen Reden immer wieder zurückkommt steckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der scher und christlicher Weltanschauung", durch seine Arbeiterelements in die Inspektion erfüllt, das Geset und von dem er zu erzählen weiß, daß der Marris- jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung Bergpredigt gegen den persönlichen Eigennus der über die Betriebsräte im Bergbau durch die Existenz­mus seinem Wesen nach außerstande sei, die soziale der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem ge- Herren Fabrikanten nicht wegkomplimentieren lassen. sicherung der Vertrauensmänner und die Erweiterung Gerechtigkeit zu verwirklichen. Darum muß der meinsamen Untergang der kämpfenden Klassen." Es ist haarsträubend, was man alles den dar der Kontrollmöglichkeiten des Betriebsrates erwei­Klaffenkampf, wie er meint, jedes Volf in den Ab- und damit man diese fundamentalen Feststellungen benden deutschen Leuten aufzudiskutieren sucht und tert, das Gesetz über Berufskrankheiten und damit grund führen. Das wird anno 1935 der erstaunten nicht etwa als Ausgeburt jüdischer Spisfindigkeit dies angesichts der nackten Tatsachen, vor die die die Entschädigung des Joachimsthaler Grubenkrebses

vom Klassenkampf

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Die Brücke nach Ypsilon

Roman von Fritz Rosenfeld

Der Polizeikommiffär erschien, eine schwarze Aftenmappe unter den Arm geklemmt, zwei Be­amte in givil begleiteten ihn; der Arzt fam, müde und schlaff und übernächtig. Er öffnete den Rock des Mannes, Marinta brachte Wasser und Handtücher, die Wunde wurde gewaschen, ver­

bunden.

"

Ein glatter Durchschuß im Oberarm", sagte der Arzt. ,, Der Blutverlust hat ihn geschwächt, aber sonst sieht es nicht schlimm aus. In einer halben Stunde ist er vernehmungsfähig." ..Haben Sie seine Taschen durchsucht?" fragte der Kommissär die Gendarmen. ,, Wir wollten nicht, bevor ,, Suchen", fam der Befehl.

"

der Polizeikommissär spähte angestrengt auf den Kragen, gab dem Arzt ein Zeichen, der näher kam und sich die Merke ansah. Dann ließen sie den Kopf des Gefangenen wieder sinten.

..Also einer von den vieren", sagte der Polizeikommissär. Ich habe es ja gleich geahnt. Die vier stecken hinter der ganzen Sache."

Arzt. Sie sind doch mit leeren Händen ausge= Das ist doch unmöglich", erividerte der brochen".

Sie haben es eben gut vorbereitet".

Außenwelt. Es ist ganz und gar unmöglich, daß " Sie hatten teine Verbindung mit der ihnen jemand draußen das Dynamit bereit hielt, das sie brauchten, um die Brücke und den Sender in die Luft zu sprengen".

Aber sie haben es getan. Folglich haben sie das Dynamit gehabt".

Es ist noch nicht bewiesen, daß sie es waren. Warum sollten sie es denn getan haben?"

Der Polizeikommissär wurde unfreundlich. Ueber die Motive der Tat werde ich mich mit dem Täter unterhalten", sagte er abweisend. " Ich werde ihn schon zum Sprechen bringen."

Draußen zischte ein Dampfsignal, das dumpfe Rollen flang auf, mit dem die Bahnwagen dar­über Klage führen, daß sie aneinandergepreßt werden, Buffer an Buffer.

man müßte denn hingehen und sie anstarren, bis sie zerschmelzen.

Dann wurde der Mann im Mittel in den flei­nen Wartesaal hinübergeführt und in einen Stuhl gefeßt; feine Hände lagen auf den Armlehnen, der Kopf hing auf die Brust, die Augen waren geschlossen. Der Arzt trat zu ihm und fühlte den Puls. Er flüsterte dem Kommissär ein paar Worte zu, der setzte sich an den Tisch, holte eine Mappe In einer halben Stunde geht der Zug ab, schob sie einem der Beamten in Zibil zu. Der aus der Aftentasche, schlug weiße Blätter auf, meine Herrschaften! Sie können bereits in den Beamte holte drei Bleistifte aus der Tasche, hielt Wagen Platz nehmen!"

Der Stationsvorstand meldete:

XVI.

Xenia schleppte das Grammophon zum Zug hinüber, Liviag ging mit den Platten hinterher; Marcell trug ein halbes Dußend Mäntel über dem Arm und den großen Koffer der Frau Avory. Der Wartesaal erster Klasse mußte geräumt werden; der Polizeikommissär verwandelte ihn in sein Ar­beitszimmer, er wollte an Ort und Stelle das erste Verhör mit dem Gefangenen vornehmen.

sie prüfend gegen das Licht, reihte sie dann neben den weißen Blättern sorgsam auf den Tisch. Der Kommissär streckte beide Arme weit vor sich auf die dunkle Holzplatte, wie zwei nackte Säbel lagen sie da, trumm und gierig. Der Mann im Mittel sah den Kommissär gar nicht. Er sah nach Innen, in eine wilde Wirrris von Gedanken und Träumen. Lange sprach der Kommissär, ohne daß der Mann ihn hörte. Erst als ein lautes Wort an sein Ohr gellte, lief ein Zuden über seine Stirn, ein Zitterif über seine Arme. Tiefer troch er in sich, ängstlicher 30g er sich zurück, starrte den Kommissär an und

Lieber Doktor wir vernünftigen Men­schen haben nicht immer zwingende Ursachen für Sie öffneten den grauen Kittel, darunter die Taten, die wir begehen und gerade von die frug der Gefangene einen Anzug aus graugestreiffen Jrren wollen fie flare Motive verlangen?" tem Leinen, bis an den Hals geschlossen. Die Der Mann im grauen Kittel saß aufrecht auf schwieg. Olavsen horchte auf. Die Girls rückten näher. der Bant und starrte mit gläsernen Augen auf Finger der Gendarmen krochen in die Taschen. Morvilius setzte den Zwicker auf die Nase. Kilmet die totigen Spizen seiner Schuhe. Den rechten Biel fanden sie nicht. Eine Schachtel Zündhölzer, tam, die Hände über der Brust gekreuzt. Die bei­einen Stamm, ein Taschentuch, einen kleinen Me- den alten Frauen saben einander an, mit bestürz­tallspiegel, rund, mit dickem, metallenem Rab- ten, fiebrigen Blicken. men, einen einfachen Schraubenschlüssel, einen Ein Irrer?" abgebrochenen Zinnlöffel, ein paar Stücke Schnur, zerrissen und verknotet. Sie legten die Beute vor dem Kommissär auf den Tisch. Seine Papiere?"

,, Keine Papiere."

Der Kommissär trat näher, befühlte das Tuch des Kittels, rieb es zwischen den Fingern, schlug den Kittel auf. Vorsichtig tasteten seine Hände sich bis unter den Kragen. Dort fühlte er, in den Stoff eingenäht, eine Merke. Er winkte den Gendarmen, sie hoben den Kopf des Mannes,

Arm hatte er an den Leib gepreßt, die linke Hand des Wartesaals wegreißen, eine nach der ande­Frau Avory mußte die Girls von der Tür lag schüßend über dem Notverband. Der Mann ren. Livia preßte von draußen das Geficht an die im Stittel troch in sich zusammen, wie ein Tier, Glasscheiben und schaute angespannt auf das das trant ist und sich irgendwo in einer Höhle stumme Schauspiel, das sich ihr bot. So also jah vor der Welt verbirgt, wimmernd und verlassen. ein Verbrecher aus. Ein richtiger Verbrecher, der Marinfa hatte ihm eine Tasse Tee gebracht, der Brüden in die Luft sprengte, Menschen ermordete, Sommissär hatte es ihr erlaubt, und die Gendar- Lichttabel abzwvidte und einem das Handtäschchen men hatten sogar geholfen, den Mann, der nun stahl, wenn man nicht acht gab. Sie sah den Kom­einarmig war und hilflos, das warme Getränk missär die Lippen bewegen, aber sie bernahm kein einzuflößen. Dabei hatte Marinka in seine Augen Wort. Wie Marionetten sagen die Menschen hin­gesehen, und war zurückgefahren. In den beiden ter den gläsernen Scheiben, bewegten die Hände, gläsernen Stugeln brannte, dort, wo die Welt sich die Augen, die Lippen, und blieben stumm. ist zu spiegeln aufhört, eine Flamme, die die Seele versengte; mit diesem Brand in den Blicken, dachte Marinka, kann man nicht unter Menschen leben;

Ja", sagte der Polizeikommissär. Vorge­stern find vier Infaffen einer Jrrenanstalt in Yp­filon ausgebrochen, und es gelang nicht, sie wieder zu faffen. Einen haben wir gestern abend erwischt, hier ist der zweite, die beiden andren werden wir auch noch zurückbringen. Kein Mensch im Land ist feines Lebens sicher, solange sie frei sind".

,, Er hat die Brücke gesprengt?" Er oder einer seiner Komplizen. Es " Ja, warum denn?"

dasselbe".

( Fortsetzung folgt.)