Seit« 4 Dlen-tag, 26. Mär; 1935 Nr. 72 fudctendeutsdter Zeitspiele! Kein Wahlbündnis Spina-Henlein Helmatfront bricht die Verhandlungen ab Prag  . Wenn nicht alles täuscht, ist es nun zum r n d g ü l t i g r» Bruch zwischen dem Bund der Landwirte und der Heimatfront grkom- mrn. DirDeutsche Landpost" hatte schon in ihrer Sonntagausgade einen scharfen Angriff der Rundschau" auf die deutschen   Agrarier mit der Feststellung beantwortet, daß damit d i e B r ü k- ken abgebrochen seien. Immerhin war in Aussicht genommen, im Laufe dieser Woche noch einmal z« verhandeln, ob nicht in irgend einer Form ein Zusammengehen der beiden Gruppen bei den Wahlen möglich wäre. Einzelne Politiker der deutschen Agrarpartei und besonders der Land­jugend haben je bis zum letzten Augenblick einer Versöhnung mit Henlein das Wort geredet. Die Heimatfront scheint aber ihrerseits be­sondere« Wert darauf gelegt zu haben, die Ver- Iiandlungen mit dem Landbund abzubrechen und damit drnKampf gegen ihn z« e r ö f f n e n. Sonntag fand in Prag   eine Hauptratssitzung der SHF statt, über die zunächst kein Bericht auSgrge- ben worden ist. DiePrager Abendzeitung" weiß aber zu berichten, daß der Hauptrat der SHF be­schlossen hat, die Verhandlungen mit dem Landbund abzubrechr« und selbständig in die Wahlen zu gehen. Sollte sich diese Nachricht, die sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, bestätigen, dann ist mit einem erbitterte« Wahlkampf innerhalb des deutschbürgerlichen Lagers zu rechne«. Der Zwist im Landbund Bezirk Mies will abschwenken Mährische Landjugend in Opposition Rach der brüsken Art, in der Henlein die Verhandlungen mit Spina«^gebrochen hat, scheint ec sich der Hoffnung hinzugeben, daß er einen Teil des Landbundes zu sich herüberreihen kann. Bisher hat sich aber nur der Bezirk Mies unter der Führung des Lagerhausdirektors Pfrogner offen zur Opposition gemeldet. In einer an die Presse ausgegebenen Mitteilung gibt der Bezirk MieS der landbündlerischen Parteilei­tung bis Mittwoch Frist, sich mit Henlein  zu einigen, widrigenfalls er zur Heimatfront ab­schwenken will. Gleichzeitig wird dem Abgeordne­ten Z i e r h u t wegen seiner wankelmütigen Hal­tung zu den Tuschkauer Beschlüssen das Ver­trauen entzogen. Nachdem inzwischen der Abbruch der Verhandlungen von der SHF. be­schlossen wurde, bleibt abzuwarten, ob die Mieser Drohung auch wahr gemacht wird. Einer unbestätigten Meldung zufolge soll eine Tagung der landständischen Jungmannschaft M ä h r e n S in Olmütz   beschlossen haben, aus dem Bund der Landwirte auszutreten und sich prinzi­piell als unpolitischen Verband zu erklären. Die unpolitischen" Jungmannen-Führer sind aber angeblich bereits der Heimatfront beigetreten. H a ck e r hat sich in Ludih für den Fortbestand des B. d. L. erklärt. Dagegen scheint sich die Nachricht über die Niederlegung aller Funktionen durch den zweiten Landjugendführer, Dr. Hetz, der als Listenführer für den Wahlkreis Budweis   in Aus­sicht genommen war, zu bewahrheiten. Die Auswirkungen dieser Vorgänge auf die Haltung der tschechischen Regierungsparteien ist noch nicht zu übersehen. Eifenbahnminister Gen. B e ch y n i sprach in einer Versammlung in Kro- mekiZ die Ansicht aus, daß im Laufe dieser Woche die Entscheidung über das Schicksal der Heimat­front fallen wird. Abg. Köhler erwartet Auflösung der SHF! Bezirk Leitmeritz hinter Spina Kine am Samstag in Leitmeritz   abgehaltene Bezirkskonferenz des Landbuvdes fasste, nach, den voxangegangencn Referaten der Abgeordneten Böhm und Müller, sowie des Senators I t e r t eine Entschliessung, die sich gegen die un- völkische und rein parteipolitische Agitation in den Reihen der Landbevölkerung verwahrt und Mini­ster Spina das Vertrauen aus­spricht. In der Debatte spiegelte sich die bisherige un­sichere Haltung der deutschen Agrarpartei. Eine ziemlich labile Haltung nahm vor allem der Ab­geordnete Köhlerin der Debatte ein. Er scheint noch am Sonntag gleichermassen Sympathien für ein Wahlbündnis mit Henlein und für die Auflösung der Heimatfront gehegt zu ha­ben. IN dem uns zugegangenen Bericht wird dies­bezüglich festgehalten: Abg. Köhler bekannte, daß ihm seit je dir Zusammenarbeit mit der S.H.F. sehr sym­pathisch gewesen ist und erauch jetzt noch dieser Meinung sei. ES werde aber jetzt mit HenleinS Namen grober Mißbrauch getrieben, da jetzt eine kleine, ganz anders orientierte Eligne a»S dem aufgelöst«« Sa- meradschaftSbunddie Führung über­nommen habe. Die Entscheidung über dir Stel­lung zwischen dem B. d. L. und der S. H. F. müsse bis zu« DienStag fallen. Bis zu dieser Zeit müsse« klare Vereinbarungen erfolgen, wel­che Stellung die S-H.F. emzunehmrn gewillt ist, nachdem der B. d. L. für sie b i- h er t i S zur Selbstverleugnung eingetreten ist. I« dieser Zeit werde sich auch die Frage über den Bestand der SH.F. entscheiden müssen. Redner erklärt, daß Vorbereitungen für all» Fälle bereits getroffen sind, die auch die Möglichkeit nicht anSschließe«, daß sich daS Schicksal der S.H.F. nach dem Borbild der schon früher aufgelöste« deutsche« Parteien ent­scheide» köiultr. Abgeordneter Böhm erklärte, daß er Mit­teilungen besitze, daß die Urberrnmplung in Tusch­ kau   planmäßig durch führende Personen des S.H.F. zusammen mit Pfrogner in Marienbad  vorbereitet wurde und trotzdem werde aber der B. d. L. an den Abmachungen und Vereinba­rungen festh alte«, wonach in de« nächsten Tagen di« klare« und entscheidenden Vereinba­rungen erfolgen solle». * Die sonntägige Entscheidung der Heimatfront hat es den Herrn Köhler und Böhm erspart, sich noch länger mit Rätselraten zu befassen und in christlicher Duldsamkeit üben zu müssen. Hoffent­lich haben sie bei der Politik dergebundenen Hände" gelernt, wie man auf keinen Fall Politik machen soll. Die Arbeiter Neuerns antworten Herrn Sandner Sonntag, den 17. März, hielt die SHF in Neuern eine Versammlung auf Grund des 8 2 des Versammlungsgesetzes ab und da unsere Partei keine Möglichkeit hatte, sich mit Herrn Sandner, welcher als Referent angekündigt war, in dieser Versammlung auseinanderzusetzen, berief die sozialdemokratische Arbeiterpartei zur gleichen Zeit eine eigene Versammlung ein, die jedoch von der Bezirksbehörde in Klattau   verboten wurde. Sand­ner konnte also ungestört hinter verschlossenen Türen über seineVolksgemeinschaft" reden und di« Lokalpresse   blähte sich nach den Sandnerver- sammlungen im Bezirke Neuern   siegesbewusst auf. Aber damit gab sich die Arbeiterschaft nicht zufrie­den, sondern unsere Partei berief für vergangenen Sonntag eine öffentliche Versammlung ein," die von mehr als 50C Personen besucht war, welche dit Rede des Genossen K r e j L i mit dauernder Zustimmung und am Schluffe mit stürmischem Bei­fall aufnahmen. , Die Kommunisten schickten überflüssiger Weise ihren Herrn Brandl ins Gefecht der in einer viertelstündigen Rede für die Einheitsfront plä­dierte, die, wie der Vorsitzende Genosse Zettl richtig sagte, in Neuern nicht hergestcllt werden kann« weil die Arbeiterschaft geschlossen in der sozialdemokratischen Partei steht. Dem Brandl ant­wortete ein ehemaliges Mitglied der KPC sehr treffend und dann kam Herr Dr. Steinbrenner, die lokale Gröhe der SHF, zu Worte, der sehr zahm war und nur um des deutschen   Arbeitsplatzes willen die Volksgemeinschaft braucht, die seiner Auffassung nach mit dem FascismuS in Deutsch­ land   oder andern Staaten nichts zu tun hat. Er wurde aber, besonders als er für eineanstän­dige KampfeSweise" während der Wahlen Stim­mung machte, in drastischer Form belehrt, dass die SHF erst das Beispiel für die Anständigkeit in der Politik liefern müsse. Er trat ziemlich kläglich von der Rednertribüne ab und zog eS vor, mit seinen Anhängern den Saal ssu verlassen, bevor Genosse KrejLi in seinem Schlusswort das Gestam­mel des HenleinmanneS zerzauste und' die Paro­len unserer Partei für die Bildung einer wahren Volksfront gegen die fascistisch« SHF und ihren verderblichen Kampf, wiederum unter begeisterter Zustimmung der Arbeiterschaft, bekannt gab. So endete der Feldzug der SHF in Neuern mit einer Niederlage ihrer Getreuen und einer flammenden Kundgebung für die sozialdemokratische Partei und den Sozialismus. Sammiuns vor dem Kampfe! Neber 200 Vertrauensleute unserer Partei des Kreises Teplitz   versammelten sich Samstag im Bergarbeiterhause in B r ü x, um einen kurzen Rückblick über den Kampf der Partei in den ver­gangenen zwei Jahren zu halten, vor allem aber um für die kommende entscheidende Wahlschlacht die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Den Vorsitz der Kreiskonferenz hatten die Ge­nossen Kremser, Zettl und die Genossin H ir sch inne. Den Tätigkeitsbericht für die Kreis- organisation erstattete der Kreissekretär Genosse Lorenz. Ein umfangreiches statistisches Material über die Ausbreitung und Wirkung der Wirtschafts­krise liegt seinen Ausführungen zugrunde. Sowohl Ende des Jahres 1888, als auch Ende 1934 zählt der Kreis Teplitz   gegen 40.000 Arbeitslose. Deshalb fällt auch der grösste Teil der Arbeit der Parteiorganisation in das Gebiet der Arbeitslosen­fürsorge. Gewaltige Leistungen an die Arbeitslosen find dieser Arbeit zu verdanken: Leistungen der staat­lichen Aktionen als auch der Arbeiterfürsorge und nicht zületzt jener der Gemeinden und Bezirke. Aber ungeachtet dieser gigantischen Arbeit im Interesse der Arbeitslosen hat die Partei ihre ur­eigenste Aufgabe nicht vernachlässigt. Davon zeugen wieder die Ziffern, die in dem Berichte des Genossen Lorenz enthalten sind: 891 Parteiversammlungen, 207 Frauenversannnlungen, 156 Volksversammlun­gen, 628 Konferenzen und an die 200 Bildungsver­anstaltungen sind das Ergebnis dieser Arbeit. Sie war nur möglich mit dem mustergültig durchgebil­deten und opferbereiten Bertrauensmännerapparat, über den die Kreisorganisation verfügt. Nach allem, was Genosse Lorenz über den Stand der Kreis» organisatton Teplitz sagte, was über die Parteipresse von Genossen Löwe berichtet wurde, und was der gleiche Berichterstatter über die Republikanische Wehr sagte, kann geschloffen werden, dass die Kreisorga­nisation Teplitz   gerüstet ist für den Kamps, der in wenigen Wochen seinen Anfang nehmen wird. Rach den Berichten über die Parteibetriebe und die mit der Partei eng verbundenen Institutionen durch Genossen Start und dem Bericht der Kon­trollkommission durch Genossen M a t e r n a, wurde di« Debatte eröffnet. Sie war kurz, aber ausseror­dentlich fruchtbar. Die Abstimmung über den Antrag auf Entlastung der Funktionäre wurde e i n ft i m» m i g angenommen. Im Mittelpunkt der Sonntagsverhandlungen stand daS Referat des Genossen Dr. C z e ch, über das wir an anderer Stelle ausführlich berichten. Eine nach dem mit gewaltigen Beifall aufgenom­menen Referat des Gen. Dr. Czech von'Genossin Leinömer vorgelegte Entschliessung wurde einstimmig angenommen, worauf die Kandidaten für Senat, Abgeordnetenhaus und Landesvertretung gewählt wurden. Die Kandi­datenliste für das Abgeordnetenhaus führen die Genossen Dr. Czech, Kaufmann und Kremser, jene für den Senat die Genossen Dr. Heller und Emil Haase; für die Landes­vertretung wird Genosse Richard Lorenz und Dr. M e tz l in Vorschlag gebracht. An die Spitze der Kreisvertretung werden wiederum die Genossen Kremser und Dr. Heller gestellt. Schliesslich wurden noch einig« Anträge nach kurzer Debatte angenommen, zum Teil dem Parteivorstend zur weiteren Behandlung überwiesen. Nach einem kurzen, aber prägnanten Schlusswort des Gen. Kremser braust dieInter­nationale" durch den Saal und die Konferenz ist beendet. Herr Stenzel hat Pech Ein Gewerbetreibender schreibt uns: Nach dem Umstürze glaubte jede Gruppe und auch Grüppchen ihr Geschick in die eigene Hand nehmen zu müssen. Alle wollten eine eigene Par- tct haben. Und so auch die Gewerbetreibenden. Es wurde also die Gewerbepartei gegründet. Ihre Gründer haben damals so wenig wie heute die Zeit verstanden. IhrProgramm" war damals wie heute schwärzeste Reaktion. Mit der eigenen Partei wollte es aber doch nicht so recht gehen. Sie schlossen sich den Land- bündlern an und wurdenRegierungspartei". Sie waren nun auch im Bürgerblock. Sie waren an der Macht. Als Teilhaber des Bürgerblocks mussten sie die B r r w a l t u n g s r e f o r m, die E n g- lischeStenerreform und die erhöhten Getreidezölle schlucken, lieber diese den Gewerbe­treibenden so wenig nützliche Politik waren diese so empört, dass sie in hellen Haufe« davonliefen. Für die Arbeiter wurde die Sozialversiche- rung geschaffen. Die Gewerbetreibenden sollten auch der Sozialgesetzgebung teilhaftig werden. Die Sozialversicherung für beide soziale Gruppen wurde junktimiert. Wohl nur deshalb, damit auch die Gewerbetreibenden die soziale Wohltat endlich geniessen? Die Arbeiter liehen sich das verzö­gernde Junktim nicht gefallen und setzten ihren Teil der Sozialversicherung durch. Der Teil für die Selbständigcrwerbenden harrt noch der Verwirk­lichung durch die Stenzelsche politische Klugheit. Der Hitler  -Komet steigt auf und damit geht Herrn Stenzel ein Licht auf. Hitler wird Führer und schafft dieStände". Spina und Stenzel sind geblendet von dem Komet, sie folgen der Bahn des Kometen, schaffen auch ihren Stand und sind selbstherrliche Führer. Hitler   ist gross, und Henlein   ist sein Prophet. Und sie dienen dem Bolksg ,,, anzen... Die Krisennot lässt tief in die Schichte der Gewerbetreibenden hinein die Tatsache sichtbar werden, dass die Gewerbetreibenden mit dem Wohl und Wehe der Arbeiter verbunden sind. Stenzel aber will das nicht kapieren. ES kommen Wahlen. Spina ist in der Regierung und will es bleiben. Herr Stenzel will in die Koalition und schliesst sich Spina an. Zum zweitenmal. Die Zeit bricht um, der Bund der Landwirte wankt unter dem Ansturm der Henleinfrontler. Die Jungen fingen nicht mehr wie die Alten. Wer kennt sich aus? Herr Stenzel? Was nun? Haben wir nicht durch Hitler herauSgefunden, dass uns nur derStändestaat  " helfen kann? ImVolks­ganzen" des Schwerkapitalismus wird sich wohl noch ein Plätzchen finden, auf dem die Interessen der armen Gewerbetreibenden preisgegeben wer­den können. Noch ist nicht aller Tage Abend. Einmal wird und mutz auch in den Kreisen der Gewerbetreiben­den die Erkenntnis kommen, dass nur der Kapita­ lismus   die Ursache des Elends ist. Nur die, die un­ter dem Elend leiden, können die Ursache des Elends, den Kapitalismus beseitigen. Die Gewerbetreibenden, die es ehrlich mit ihnen meinen, organisieren sich im Verband der Gewerbetreibenden und Kauf­leute in der ESN. F. Böhm. SHF-Mann in Komotau  als Nazispitzel verhaftet Die Gendarmerie in Komotau   verhaftete Montag den 29 Jahre alten Wilhelm Kreisel, wohnhaft in Ulbersdorf   Rr. 54, der sich im Auf. trag der SA in Komotau   Herumtrieb, umAdres- sen sozialdemokratischer Funk­ti o n L r e a u s f in d i g z« machen und hier lebende Emigranten zu be­spitzeln. Kroisel, der früher in Deutschland  lebte, gab zu, für seine Spitzeltätigkeit von dem SA-Mann Rudolf Augustin aus Deutsch  -Reudorf bereits einen Vorschuß erhalten zu haben. E r i st Mitglied der Sudetendeutschen  Heimatfront. Das Mitgliedsbuch wurde ihm abgenommen und ebenso daS Adressenmaterial, das er bereits gesammelt hatte. Damitistneuer- ding» die innige Verbundenheit der Henleinfrontler mit den reichsdeutschrn Hakenkreuzlern einwandfrei festgestellt worden. Es wird daher Aufgabe unserer Genossen sein müssen» den sudetendeutschen   Agenten Hitler- ei» erhöhtes Augenmerk zuzuwenden. Gesetzentwurf über die Vierzigstundenwoche ist vom Ministerium für soziale Fürsorge dem interministeriellen Verfahren zugeführt worden. Die Vorlage ist ein Kompromiss zwischen den be­teiligten Parteien, so dass die Gesetzwerdung keine grossen Schwierigkeiten mehr machen wird. Die Verordnung wird sich auf Unternehmungen be­ziehen, die wenigstens zehn Arbeitnehmer zählen, in AuSnahmSfällen aber kann auch die Vierzig­stundenwoche in kleineren B.trieben eingeführt werden. Die Verordnung gilt auch für alle öffent­lichen Unternehmen ebenso wie für die Genossen­schaften. Ausgenommen sind nur humanitäre Anstalten, kulturelle Einrichtungen und Trans­portunternehmungen. Die Lcchnfrage wird auf die Weise gelöst, dass ein genauer Termin bestimmt werden wird, bis zu welchem Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich über den Lohn einigen müssen. Geschieht dies nicht, entscheiden die Behörden.   Die Verordnung soll Gültigkeit bis Ende 1937 haben. Oie Kammerzentrale unbelehrbar Wir haben schon einige Male darauf hingewie­sen, und Genosse Dr. Czech hat dies zuletzt in seiner Brüxer Red« getan-, wie sich die Unterneh­mer unseres Landes jedem grosszügigen Plan der Dekämpftrng der Arbeitslosigkeit mit zähem Unver­ständnis in den Weg stellen. Ein Beispiel dafür bie. tet neuerlich wieder die Tatsache, dass die Kammer­zentrale durch ein der Regierung vorgelegteS Me­morandum neuerdings versucht, die Gesetzwerdung der Vierzigstündigen Arbeitswoche zu verhindern. In diesem Memorandum wird erzählt, dass die Vierzig­stundenwoche der Wirtschaft schwere Schäden brin­gen könnte, dass die tschechoflowakische Industrie dann nicht konkurrenzfähig sein werde, dass auch ohne Lohnausgleich- hie vierzigstündige Arbeits­woche eine Erhöhung der Regie und der Produk­tionskosten mit sich bringen werde und ähnliches mehr. Das sagt die Zentrale der Handelskammern in einer Zeit, da in der ganzen Welt siegreich der Ge­danke sich Bahn bricht, dass ohne Verkürzung der Arbeitszeit die sozialpolitisch schädlichen Folgen der Rationalisierung nicht beseitigt werden und dass die Massenarbeitslosigkeit eine Dauererscheinung bleiben muss, wenn nicht Verkürzung der Arbeitszeit und Planwirtschaft Platz greifen. Die Kammerzentrale will sich der von ihr vertretenen Unternehmer wür­dig zeigen, iri»e grosszügige Bekämpfung der Wirt­schaftskrise verhindern und daS Elend der Arbeits­losen verewigen. Ein Verdienst um die tschechoslowa­kische Volkswirtschaft erwirbt sich die Kammerzen­trale durch ihren engstirnigen reaktionären Stand­punkt nicht I