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Freitag, 29. März 1935

Nr. 75

menbruch und die Revolution mit sich brachte oder gar aus fachlichen Erwägungen, sondern:

Lohnausgleich.

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und das

In der Theorie ist Herr Dr. Fernegg selbst-| Sozialpolitik als Ausgeburt des puren Sadis- beiter und Angestellten durch ihre Vertreter in verständlich für soziale Gejeze sehr eingenommen, mus gegen harmlose Kohlenbarone! Der soziale der Regierung der Kapitalistenklasse abgetroit Für die während des Krieges von den An- aber diese Theorie dient bei ihm nur dazu, seiner Fortschritt als eine Folge dessen, weil es die und abgekämpft haben. Kein einziger hängern der Gewerkschaften und ihrer politischen Abneigung gegen ihre Verwirklichung stärkere deutschen Sozialdemokraten überhaupt seit jeher schöpferischer Gedanke in dem Parteien( 1) in allen Heeren geleisteten Dienste Resonanz zu geben. So hat er z. B. gar nichts bis in die letzten Tage auf jemanden abgesehen ganzen Wirtschaftsjahrbuch! Das Wort mußte die Arbeiterschaft belohnt werden." gegen Kollektivverträge einzuwenden, aber schon haben! So stellt sich der Lauf der Begebenheiten Ian wirtschaft" tommt Anders als sonst in Menschenköpfen malt sich mit der Regierungsverordnung über die Unfünd- im Hirn des repräsentativen Sprechers unserer ist vielleicht das Bezeichnendste- weder im Ka­in diesem Kopfe die Welt! Daß die Klassenbewuß- barkeit der Kollektivverträge, mit der die Regie- deutschen Industrie dar! Sie sind gegen alles, pitel Volkswirtschaftliche Tagesfragen", unter ten Arbeiter und Angestellten aber immer wieder rung, wie Fernegg in prächtigem Deutsch sagt, die Herren: gegen jede Beitragsleistung der Un- denen der Trödel- und Antiquitätenhandel und soziale Reformen, immer wieder neue sozialpoli- gegen weitere Lohnsenkungen einen Riegel vor- ternehmer zugunsten der Arbeitslosenfürsorge, die Winkelschreiberei mit je einer halben Seite tische Gesetzesvorkehrunger zu ihrem Schutze verschieben wollte", ist er nicht einverstanden und gar zu der ihre Klassengenossen anderwärts beitra- figurieren, noch auch im Nachschlagsbehelf", wie Tangen, ist nach Meinung des Herrn Dr. Fernegg ein Geſetz über Rechtsgültigkeit der Kollektivver- gen müssen das würde unsere Industrie zu- die Germanen vom Industriellenverband das ganz verfehlt. Nicht vielleicht, weil das den Inter  - träge würde sich nicht empfehlen". Sogar von grunde richten, ja, sie könnte dann vielleicht für Sachregister nennen, überhaupt vor. essen der Unternehmer widerstreiten würde! Nein, der Arbeitszeitverkürzung schwärmt Herr Dr. Fer­es ist auch nicht im Interesse der Arbeitnehmer nega in der Theorie, nur durchführen möge man enleins Wahlfonds nicht soviel Geld übrig ha- Wer sich der Illusion hingegeben haben sollte, ben, gegen eine Verkürzung der Arbeitszeit, die beim deutschen Unternehmertum, beim deutschen selbst gelegen, einen gefeßlichen Schutz zu genießen, sie nicht und schon gar nicht bei gleichzeitigem die Wiedereinstellung von Arbeitslosen in den kapitalistischen   Bürgertum einen Funken von weil in der Krisenzeit jede Form von Zobnauf- Produktionsprozeß. eine Steigerung der Kauf- Einsicht in die Nöte der Zeit, eine Spur von bau unterbleiben muß. Auch die Regierung hält fraft breiter Schichten und damit auch die Stei- Verständnis für die Leiden von Hunderttausen= gerung der Produktion unserer Fabriken zur Folge den schuldlos um ihre Eristenz gebrachter und hätte die Herren Unternehmer sind dagegen. dem ärgsten Elend preisgegebener Menschen zu Wirklich und wahrhaftig steht das auf Seite Möchte uns der Herr Dr. Fernega nicht ver- Sie sind gegen eine gesetzliche Lösung des Kollek- finden, der lasse alle Hoffnung fahren! Vou 14 dieses famosen Wirtschaftsiahrbuches. Nur raten, wann die Regierung gesagt hat, daß sie tivvertragsproblemes, sie sind gegen eine Neu- dieser Seite hat das Sude­einige fleine Widersprüche sind aufzuklären. Wenn das Unterbleiben jedes Lohnaufbaus in der Krisen- regelung der Arbeitsvermittlung, sie sind ein- ten deutschtum nichts zu es also wahr ist, daß die Arbeitnehmer im Ver- zeit für berechtigt hält? Es ist nämlich eine einfach gegen alles, was geeignet wäre, dem Kri- warten, als eine ins Provokative gesteigerte handlungswege mehr erreichen als im Parlament, fache Inwahrheit, die nicht dadurch an sennotstand an den Leib zu rücken und die Ar- antisoziale Gesinnung und antisoziale Taten. wer hindert die Unternehmer denn daran, den Wahrheitsgehalt gewinnt, wenn sie nochmals teitsgelegenheiten zu vermehren. Aber wo ist Die wirtschaftliche Erneuerung wird nur im Arbeitern und Angestellten trotz der angeblich( Seite 142) wiederholt wird. Aber wie genau denn ihr Krisenbekämpfungsplan? Wo sind denn Stampfe gegen diese Gilde von Rückwärtslern schlechten Geseze mehr zu geben, als ihnen nach es der Herr Dr. Fernegg mit der Wahrheit auch Vorschläge für eine leberwindung möglich sein, die die Zeichen der Zeit nicht ver­sonst nimmt, ersieht man auch aus einem anderen der gegenwärtigen Wirtschaftsdepression? Da r- stehen und immer noch wähnen, es habe sich seit Beispiel. Er rühmt den Gewerkschaften nach, daß über findet sich in dem gan- dem Niederbruch ihres Wirtschaftsſyſtems in sie seinerzeit für die Arbeiter namhafte Lohn- en Jahrbuch kein Wort. Wort. Nur der Welt und im Bewußtsein der Menschen nichts erhöhungen erkämpfen fonnte. Sie Geifer über soziale Errungenschaften, die die Ar- geändert.

denn Herr Dr. Fernegg stellt die Behauptung auf, ,, daß die Arbeitnehmer im Verein= barungswege meist mehr als durch ein Gefeß erreichen"

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diese Auffassung für berechtigt".

find darin von Unternehmerverbänden unterstützt worden.

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Das Programm der Regierung Zeeland- de Man

Planwirtschaft, Verkürzung der Arbeitszeit

den Gesetzen gebührt? Und wäre es--immer vor­ausgesetzt, daß die Ferneggsche These richtig ist nicht einfacher, die Unternehmer ließe durch ihre politischen Exponenten nicht so einen erbitterten Kampf gegen jedes sozialpolitische Gesezeswerf führen, weil sie sich ja dann die Mühe ersparen würden, sich noch nachher an den Verhandlungstisch Wann und wo das geschehen ist, erzählt uns seben zu müssen? Wenn die Sozialgesetze für die Herr Dr. Fernegg freilich nicht. Andererseits iſt Arbeitnehmer nicht hundertprozentig günstig sind, diese unwahrheit so grotest, daß man sich nicht erst find doch keineswegs die Arbeitnehmer dafür ver- lange mit ihr beschäftigen muß und sich begnügen antivortlich zu machen, sondern nur die Tatsache, tann, sie dem Gelächter aller unserer Geipert­daß bei uns die Sozialpolitik im Wege des Kom- schaftsfunktionäre preiszugeben, die jemals mit promisses zwischen dem bürgerlich- kapitalistischen Unternehmerverbänden in Lohnfragen zu unter­und dem sozialistischen   Flügel der Regierungs- handeln hatten. Was von dem theoretischen Bes foalition gemacht werden muß. Kein Mensch hin- tenntnis des Herrn Dr. Fernegg zum sozialen dert die Unternehmerbertreter, größeres soziales Fortschritt zu halten ist, geht blißartig aus einer nachmittags den Tert der Regierungserklärung Ueber de: Grad der Abwertung gehen die Mei­Brüssel. Das Kabinett wird Donnerstag, Sterlingblock anschließt, muß abgewartet werden. Verständnis zu zeigen und weniger hartnädig gegen fleinen Bemerkung hervor, mit der er die Maßnah- endgültig festlegen. Die Kammer tritt am Freitag nungen auseinander. Entsprechend dem Verlust, den sozialen Fortschritt zu tämpfen als es bisher men bespricht, die zum Schuße der Bergarbeiter vormittags zur Entgegennahme dieser Erklärung den der Belga auf der Devisenmärkten erlitten der Fall war. Das Betriebsstillegungs- über Drängen der sozialistischen   Parteien und über zusammen, die am Nachmittag im Senat gleich hat, täme eine ,, Angleichung" von 25 bis 30 v. H geset fonnte z. B. jahrelang wegen des Wider Initiative des Genossen Dr. Czech durchgeführt falls zur Verlesung tommen wird. Die in beiden in Frage. Der Ertrag dieser Abwertung soll der standes der nationaldemokratischen Partei nicht wurden. Gut, er ist nicht dafür zu haben, daß man Säusern sich anschließende Aussprache soll nach Industrie und dem Handel zugutekommen. Ueber verabschiedet werden. Erst als Ferneggs Berufs die Berginspektion auf neue Grundlagen stellt und dem Willen der Regierung höchstens zwei Tage in die anderen Pläne der Regierung verlautet, daß follege Hodáč die Regierungskoalition verlassen intensiviert, daß man 17 Bergarbeiter in den Anspruch nehmen. Man erwartet nämlich, daß der durch eine Verkürzung der Arbeits­hatte, tonnte die Stillegungsverordnung heraus- staatlichen Inspektionsdienst einstellt und gleich Ministerpräsident van Zeeland sich von den zeit und eine bessere Verteilung der vorhande gegeben werden, die bisher über 16.000 Arbeitern zeitig die Kontrollrechte der Betriebsratsmitglieder met hoden, die von den früheren Regierungen auf nen Arbeitspläge ein Teil der Arbeitslosen wie­und Angestellten die Existenz gerettet hat, die ihnen erweitert und er nennt das den Sieg der Politik wirtschaftlichen und finanziellen Gebite ange- der in den Prodktionsprozeß eingeschaltet werden jene rauben wollten, bei denen angeblich mehr über sachliche Erwägungen". Sachliche Erwägun- wandt wurden, abwenden und grundsätzlich neue solle. Die Regierung hat sich in erster Linie wirt­soziales Verständnis herrscht, als bei den Gesetz gen vertreten nämlich immer die Unternehmer und Wege einschlagen wird. Der Streit zwischen De- schaftliche Aufgaben gestellt. Unter diesem Ge­gebern! Aber mit dieser Berordnung ist Herr Dr. Politik   betreiben immer die Arbeiter. Aber er flation und Devalvation scheint endgültig zu sichtspunkte sind auch die politischen Entscheidun­Fernegg keineswegs einverstanden. Er versteht müßte doch eine Spur von Verständnis für die Be- gunsten der Währungsabwertung ausgegangen gen zu werten, zu denen sich die Regierung eben= nicht, warum die Behörden das Recht haben sollen, weggründe des erhöhten Schußes der Bergarbeiter eine Betriebseinstellung zu verbieten und er will wenn schon nicht besitzen, so doch zu mindest beu- au ſein. Wie man hört, wird die Regierung in der tuell entschließen wird. Man spricht von der diplo= Kammer drei wichtige Gesezentwürfe, die das matischen Anerkennung Sowjetrußlands und der uns glauben machen, daß er es glaubt. cheln, wenn er an die 142 Leichen von Oſſet denkt, Wirtschaftsprogramm des Ministerpräsidenten van Anknüpfung von Wirtschaftsbeziehungen zu dem daß kein vernünftiger Kaufmann sein Wert die uns Allen eine Mahnung sind, alles Menschen- Beeland darstellen, einbringen und bei jedem die neuen Wandschukuoſtaat. schließen wird, wenn er imftande ist, weiter zu mögliche zur Sicherheit des Lebens und der Ge- Vertrauensfrage stellen. Das bedeute, daß van sundheit der für die Allgemeinheit Werte schaffen Beeland entschlossen ist, sofort wieder zurückzutre­den Bergarbeiter vorzukehren. Er müßte doch zuten, wenn eines der Geseze vom Parlament ab­mindeſt Anerkennung der Initiative heucheln, die gelehnt wird. Ueber den Inhalt dieser Geseze 3 der großen Zahl von legislatorischen und admi- hört man bis jetzt nur so viel, daß das eine die nistrativen Vorkehrungen geführt hat, die dem ährungpolitik behandelt und ein an= Genoffen Dr. Czech in seiner Tätigkeit als Mini­fter für öffentliche Arbeiten ihre Entstehung ver­danken. Nein, der Weisheit letzter Schluß lautet für Herrn Dr. Fernegg furz und bündig:

arbeiten und Geld zu verdienen".

Herr Dr. Fernegg frage nur einmal den Direktor Doderer, warum dieser das Wert in Rothau   geschlossen hat, obwohl er imitande ge­wesen ist, weiterzuarbeiten! Und er sage uns, ob nur über Drud des Kartelle eingestellt werden mußte. Herr Dr. Fernegg scheint z. B. noch nie­mals etwas von dem Treiben des Papierfartells gehört zu haben und wir empfehlen ihm, bei un­ferem Nabritarbeiterverband darüber Informatio nen einzuziehen. Er würde staunen!

noch nie ein Betrieb, obwohl er lebensfähig war,

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Die Brücke nach Upsilon

Roman von Fritz Rosenfeld

Kilmet griff Cabrolle an der flatternden Kras tvatte, schnürte sein Hemd und seinen Kragen mit den Fingern zusammen, zog ihn ganz nahe an sich heran:

Sagen sie das nicht noch einmal. Wir haben ehrlich gespielt und ich habe ehrlich gewonnen."

Cabrolle fiel zusammen, atemlos, fauchend, winselnd.

" Ich will nichts andres als mein Geld. Seien sie doch barmherzig. Ich habe Frau und Kind. Sie könen mich doch nicht als Bettler nachhause gehen laffen."

Milmek fuhr mit der Hand in die Tasche, holte eine zertnitterte Banknote heraus, warf sie Cabrolle vor die Füße.

Das reicht bis nachhause. Das andre geht mich nichts an.

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Die Wechsel, Kilmet! Wenn sie die Wechsel präsentieren lassen, bin ich verloren. Sie sind wert­Tos für sie. Man gibt ihnen nicht einen blinden Hel­ler dafür. Aber mir pfänden sie Haus und Hof und

Vieh­

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Auf die Kohlenbergwerke hatte man es überhaupt -feit jeher bis in die letzten Tage abgesehen. Diesen Satz wird man sich merken müssen!

Das Bürgertum

fürchtet die Krise nicht Bern.( SDA.) Nach dreitägiger Aussprache deres der Regierung weitgehende Vollmachten zur beschloß der Schweizerische Nationalrat mit 108 Durchführung eines planwirt- gegen 54 sozialistische Stimmen, dem Volke die fchaftlichen Regimes einräumt. Die Ablehnung der aus den Linkskreisen stammenden Währungsfrage dürfte so geregelt werden, daß die sogenannten Krisen- Initiative anzuempfehlen, die Inlandsnotierungen des Belga den gesunkenen die Aufnahme eines umfassenden Programms zur Auslandsnotierungen angepaßt werden. Ob Bel- Krisenbekämpfung in die Verfassung vorsieht. Die gien sich auch vom Goldblock loslöst und sich dem Vorlage gelangt nun vor den Ständerat.

Ich lasse ihnen die Hälfte des Geldes, Kil-| Kilmets Brust, in die Tasche, riß das Tuch auf, schmußigen Blicken altjüngferlicher Pfeidlerinnen, met, geben sie mir die andre Hälfte und die Wechsel wühlte in Papier, umspannte das Papier, preßte Bestellbücher gezückt und dem Chef vorgelegt, Ep­zurüd." es zusammen, feßte Stüd um Stück heraus, ließ es zu Boden flattern, halbe Banknoten, die Wechsel, die Fahrkarte Kilmets, bunte und weiße Papier­trümmer, in die der Wind fuhr.

Kilmet hob den Koffer, tog ibn in der Hand, sah sich nach einem Träger um. Kellner  ", schrie er.

Die Hälfte ich schenke ihnen die Hälfte." Kellner, wo steden sie denn?"

Der Kellner schlitterte herbei, müd, Staub auf

dem Rod.

Tragen sie den Koffer zum Bug. Ich komme gleich nach."

" Ich schenke ihnen Zehntausend geben sie mir den Rest und die Wechsel", brüllte Cabrolle. Kilmet sab sich um, er suchte Marinta. ,, Marinta", sagte er. " Behntausend soviel Geld haben sie nie in ihrem Leben gehabt", bettelte Cabrolle.

Da haft du, Marinta", sagte Kilmet und gab ihr eine Münze. Kauf dir was dafür, ein großes Herz aus Lebkuchen".

Marinta lachte.

Ich such mir schon was schönes aus." Auf Wiedersehen, Marinka."

"

"

Gute Reise, Herr."

" Fünfzehntausend", brüllte Gabrolle.

Der Stationsvorstand tam, die Schaffner, aus den Fenstern steckten die Girls, die Zeichner, Frau Avory neugierige Gesichter.

Meine Herren", sagte der Stationsvorstand. " Was ist den schon wieder los?" freischten die

Girls. Er hat mich bestohlen", schrie Stilmek. Er hat mich überfallen! Er hat mir mein Geld aus der Tasche gerissen und zerfekt- " Verhaften sie ihn er hat mich betro­

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Der Stationsvorstand war tatlos. Herr von Ebel erwachte, ließ das Fenster seines Abteils ber­ab, sah auf die beiden Männer hinunter, die sich ineinander verkrampft hatten.

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" So holen sie doch die Gendarmen einsper ren soll man die Kerle erst verspielen sie ihr Geld und dann streiten sie darum

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stein und Co., Textilien, ein Welthaus, gegründet 1887, ein Gefängnis mit wandernden Zellen, ein fahrbarer Käfig, ein Sarg mit unsichtbaren Wän­den, ein Grab für Lebendige, abzahlbar in Raten.

Kilmet, der Traum ist aus. Der Zug fährt wieder. Seine Räder rattern das alte Lied. Es schneidet ins Hirn? Es rüttelt im Blut? Es häm­mert in den Schläfen? Dagegen gibt es nur ein Mittel, Kilmet: Mitpfeifen. Ganz leise und regel­mäßig, mit dem Atem der Ewigkeit, der nie auss geht, der von Berg zu Berg weht und von Meer zu Meer und von Mensch zu Mensch durch die Zei­ten: mitpfeifen.

Marinfa winkte, als der Zug abfuhr, der Sta tionsvorstand mintte, sogar der Kellner hob die Hand und ließ sie flattern, bis die Gesichter an den Fenstern undeutlich wurden, hellgesprenkelte Punkte an einer dunklen, jagenden Fläche.

Sie faßen in den Abteilen und sprachen kein Wort. Sie freuten sich ihrer Geborgenheit, wie Ich will nichts von ihm", schrie Kilmet. Er Menschen, die bei Gewitter ein schüßendes Haus erreicht haben und den Balken vor die Türe legen. Morvilius dachte an seine Frau, die ihn erwarten

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alles

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soll mich in Frieden lassen. Da ist es alles Und er griff in die Tasche, kehrte das Futter würde, dürr und alt und vergrämt. Frau Avory nach außen, ließ die Papierfeben in den Wind we- zählte die Stunden, ob sie noch einen Bühnenprobe hen, blaue und grüne und rote Reste von Geldschei- abhalten könnte in psilon, ohne Probe vor Presse nen und weiße Zipfel zerschliffener Wechsel. und Publikum spielen war ein Wagnis. Georgia  und Raymonde dachten in zwei Hirnen den gleichen Gedanken: Noch einmal waren sie entronnen, noch einmal war Gnade ergangen und ihnen der Atem

Mit einem Stoß warf er Cabrolle zurüd, mit einem Tritt stieß er ihn vom Wagen weg, dann sprang er auf, warf dem Kellner eine Kupfermünze

Er ging hinter Kilmet her, versuchte ihn am Aermel zu fassen. In seiner Hand wehte das Ta­schentuch, seine Weste stand offen, sein Koffer lag noch drinnen, wie er ihn aufgerissen hatte in der Was ich mit den Wechseln mache, ist meine Nacht, angefüllt mit hundert nußlosen Dingen. Cache." Die Wechsel", schrie Cabrolle. Behalten sie Haben sie denn kein Herz im Leib, Kilmet?" das Geld. Die Wechsel geben sie mir." Haben sie eins, Cabrolle? Haben sie sich je Er packte Kilmet, hängte sich an ihn, zerrte gefragt, wie der arme Teufel mit dem Mustertoffer ihn zu Boden. Aber Kilmek befreite sich mit einem zu, suchte einen leeren Eckplak, schloß die Tür, 30g geschenkt für eine Reihe von Tagen und Wochen. lebt, den sie von ihrer Tür fortjagten? Gelacht ha- Ruck und richtete sich auf. Da faßte Cabrolle das die Vorhänge zu, am Fenster, an der Tür, sant in Draußen lag Sonne über den Feldern des Früh­ben sie über uns, fett und breit gelacht und dann rechte Bein Kilmets, umflammerte es mit beiden die Halbdämmerung, sant tief und tiefer, mit blei- lings, und an den Bäumen waren Knospen und find fie trinken gegangen mit ihren Kumpanen. Das Armen, hing wie ein ehernes Gewicht an ihm, fes- chem, blutleerem Gesicht, fant zurück in fein altes junges Laub. Sie saben es, aber nur ihre Augen ganze Dorf mußte es hören, so laut brüllten sie felte ihn, nagelte ihn fest. Leben, zivifchen zwei Zügen, ohne Zuhause, ange- nahmen es auf, nicht ihr Herz, und so wurden sie webt vom Dampfatem der Eisenbahnen, von Ruß­wollen überschattet, endloser Weg durch Dörfer, in Säuser, Stoffer geöffnet vor den Augen der Krä­mer, bedrudte Leinwand ausgebreitet unter den

und ihresgleichen, wenn sie zechten. Und jetzt spielen Die Wechsel", schrie er, die Wechsel." sie mir den biederen Familienvater vor, der um Frau und Kinder besorgt ist und sich das Herz aus dem Leib reißen läßt für seine Brut."

Stilmet beugte sich nieder, um den Griff dieser Klammer aus Fleisch und Bein und Blut zu lösen, da fuhr Cabrolles Hand wie eine Tigerprante an

dieser Heimfahrt nicht froh.

( Fortsetzung folgt.)