Sette 4Freitag, 2d. MSr, 1935Nr. 75Starhembers will putschen IDie seriöse Schweizer Presse veröffentlichtaufsehenerregende Meldungen über einen bevorstehenden Staatsstreich derHeimwehren, die beabsichtigten, den FürstenStarhemberg zum„Reichsverwe-ser" zu proklamieren. Dieser Staatsstreich sei bereits für die nächste Zeit, und zwar gegen MitteApril, spätestens im Mai zu erwarten.Wien. Donnerstag rückte die Wiener Heimwehr zu Manövern aus, welchen die Annahme zugrunde lag, daß der Feind die Randbezirke derStadt beseht halte und von dort Vertrieben werden müsse. Die Heimwehrler sammelten sich in derinneren Stadt und rückten in die Arbeiterviertelvor.1827 hätte man für die Bezirke mindestens einenLimit von 300 Prozent einführen müssen, um ihnenden status quo zu erhalten. Wenn das Limit vuf110 Prozent herabgedrückt wurde, so mußte daszum Verfall der Bezirksfinanzen führen!Ole erste KorrekturIm Jahre 1930 mußte, da die Verhältnisseimmer schlimmer wurden, die erste Novellegeschaffen werden, die de« Versuch unternahm, diegroße« Fehler des Gesetzes 77/27 wenigstens zumTeil aufzuheben? all« Schäden und schädliche« Auswirkungen zu beseitigen, war nicht möglich.Die wichtigste Neuerung war, daß die materielle Ueberprüfung der Voranschläge beseitige unddas Verpflegskostenfünftel stark abgeschwächt wurde.Weiters wurde das Umlagenlrmit etwas gelockert und den Gemeinden 800, unter bestimmtenVoraussetzungen 330, bzw. den Bezirken 150 Prozent zugestanden.Die bescheidenen Mittel, die bis jetzt znr Verfügung gestanden sind, reichen n,i ch t hin, auch nurannähernd jene Riejenfehlbeträge zu beseitigen, diein den Gemeindehaushalten auftreten. Bei der Be-loilligung der Beiträgen aus dem Landesfonds spieltdie berühmte.Schlüsselzahl" aus dem Jahre1027 eine große Rolle. Inzwischen haben sich dieVerhältnisse aber stark verschoben und es kommt vor,daß viele Gemeinden, die sich heute in sehr schlechtenfinanziellen Verhältnissen befinden, trotzdem leinenBeitrag erhalten können, weil sie zufällig im Jahre1827 finanziell noch besser standen und dieSchlüsselzahl also nicht erreichten.In Böhmen wurden 214 Gemeinden davon betroffen. die inen Abgang von 225 Millionen zu verzeichnen haben. Sie erhalten gar nichts. 1254 Gemeinden erhalten einen Beitrag, aber von den ihnenfehleden 258 Millionen werden nur 114 anerkannt;selbst hiezu kann der Landesausschuß aber nur 27Prozent, d. i. 31 Millionen, beitragen. Was mit denrestlichen Defiziten geschehen soll, darüber hat derLandesausschuß nie etwas gesagt!. Nicht besser steht es in Böhnren um die Bezirke,. Hier wurden bei einem Abgang von 205Millionen nur 83,5 Millionen vom Land gedeckt, mitdem Rest weiß niemand etwas anzufangen. Dabeisieht in den Bezirksvorschlägen außer den Posten, dieauf Rechtstiteln beruhen, und etlichen Straßenreparaturen ja schon überhaupt nichts mehr drinnen! Oftreichen, wie in K o m o t a u, die gesamten Einnahmen des Bezirkes bei weitem nicht einmal für denZinsenbedarf hin. Da^väre das größte Finanzgenienicht imstande, helfend einzugreifen. Auch nach demInkrafttreten der heutigen Vorlage wird trotzdemnoch eine Anzahl von Selbstverwaltungskörpernübrigbleiben, die ihre Voranschläge nicht werdeninS Gleichgewicht bringen können.In der heutigen Vorlage ist für die Züsch l ä g e das Moment entscheidend, daß 300 Prozent in Hinkunft ohne jede Einschränkung«ingehoben werden können und 350 Prozent mit einfachem Mehrheitsbeschluß. Für ganz außerordentlicheAusnahmsfälle sind weitere 50 Prozent vorgesehen;nach dern heutigen Stand'könnten aber allerhöchsten»10 Prozent aller Gemeinden davon Gebrauchmachen, so daß das nicht viel bedeutet. Wichtig ist,daß 150 Millionen neu für Sanierungszwecke aus»Kampfabstimmungim KulturausschußSprengeibürgerschulenvon den Agrariern sabotiertPrag. Im Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses kam es am Donnerstag zu einerKam p fabsttmmung über den bekannten8 31 der Vorlage über die Sprengelbürgerschulen,wobei der Paragraph mit neun Stimmen der dreisozialistischen Parteien und. der.Volksparteigegen f ü n f Stimmender t sch e-chischen Agrarier und der Hlinlaparteiangenommen wurde. Da die Vorlage noch denBerfassungs- und den Budgetausschuß zu passieren hat, ist angesichts des Widerstandes der.tschechischen Agrarier nicht mehr damit zu rechnen,daß sie noch vor den Wahlen erledigt wird.Der Referent Bojta Benes gab ein« ausführliche Darlegung des Leidensganges der Vorlage, diezum erstenmal im Jahre 1929 im Senat austauchteund im Jahre 1931 als Regierungsantrag erneuertwurde. Sein ober Nichtsein der Vorlage hängt vonder Finanzierung dieser Bürgerschulen ab. Die bisherigen Schulerhalter, also zumeist Städte odexMarktflecken, verlangen angesichts ihrer kritischen fi-nanziellen Situation, daß auch die Landgemeinden im Umkreis von vier Kilometern,deren Kinder nach der Vorlage die Aufnahme in dieBürgerschulen nicht verweigert werden darf, auch zudem Sachaufwand der Schule entsprechend beitragensollen. Die Agrarier sind dagegen und so brachten siedurch ihren Sprecher Stefane! den Antrag ein, dieVorlage von der Tagesordnung abzusetzen, weil dieFiuanzfrage nich geregelt sei.Genossin Kirpal beharrte in Uebereinsttm-mung mit dem Referenten auf der Verabschiedungder Vorlage: Die Regelung dieser Frage ist um sodringender, als jetzt infolge der bekannten Sparver-ordnungdie Gefahr besteht, daß Kindern vom Landder Einkommensteuer hergegebenwerden;-weniger sympathisch ist die Heranziehungvon 35 Prozent aus den Landesbeiträgen, doch istuns'die Eliminierung dieser Bestimmung leidernicht gelungen. Eine Verbesserung sindim§ 20 di« beiden neuen Absätze, wornach die Aufnahme von Darlehen auch für Investitionenim Rahmen der produktiven Arbeitslosenfürsorge undfür geschuldete Annuitäten ausder Zeit vor 1935 möglich ist. Dadurch werdenWenigstens Exekutionen vermieden werdenkönnen. Auch die Beseitigung des Verpflegskosten-fünstrls wird sicher begrüßt werden.vle Revisionsbestimmungenim Artikel II haben jetzt dieselbe Form wie in derNovelle von 1921; sie sind nicht verschärft, werdenaber dahin ergänzt, daß der Landesausschuß für dieseRevisionen Instruktionen herauszugebenhat. Es wurde zugesagt, daß bei der Revision absolut nicht Sachen verlangt werden sollen, durch die dieArbeitslosenziffer erhöht würde.'Das betrifft vorallem die Unternehmungen.Bei der Ueberprüfung der Wirtschaftlichkeiteines Unternehmens muß seitens der revidierendenOrgane m i t g r ö ß t e r B o r s i ch t vorgegangen werden, da die Wirtschaftlichkeit ost nichtvon der Verwaltung, sondern von den für die erzeugten Produkte gegenwärsig zu erzielenden Preisen abhängig ist. Bei Wäldern, Ziegeleien etc.kann eine Aktivität heute oft bei bestem Willen nichterzielt werden.via neue SchuldenregelungD«S Hanptstück der Vorlage ist der Artik« IIIüber die Art der Schuldenregelung. Hier war«Sunser Bemühe«, im 8 2 doch ei« Ventil zuschaffe«,«m die Schulden auch jener Gemeinden zuregeln, die nicht unter die Definition der„finanziellschwachen" Gemeinden im 8 1 falle». Das ist«nsgelungen. Wir haben auch erreicht, daß auch Gemeinden, die keinen Landesbeitrag nach 8 1erhalten, die Schuldenregelung ausnahmsweise zugestanden werden kann.Auch di« viel umstrittene Frage, unter welchenFormulitäten ein Darlehensbeschluß einer Vertretung rechts gültig ist, wird geregelt. Wenndie Aufsichtsbehörde unter- den Schuldschein die Genehmigungsklausel gesetzt hat, kann dieGülttgkeit nicht mehr bestritten werden. Das ist inOrdnung, weil die nachttägliche Anfechtung von solchen Beschlüssen nur die Kreditfähigkeit der Gemeinden untergräbt- s Die Forderung nach Rückwirkungmußte allerdings abgelehnt werden.Redner verweist dann noch darauf, daß dieSteuervorschreibun.gen sich größtenteils zum Nachteil der Gemeinden auswirken, diedabei ihre Umlagen verlieren. Am ärgsten ist es bezüglich der Uebergenüsse, d. h. der angeblich zu viel bezogenen Zuschläge.Jm November teilendie Steuerämter den Gemeinden mit, daß sie ausden Zuschlägen noch so und so vielerhalten w e r d e n, im März kommen dieAusweise der Steuerämter, woranch die Gemeindennicht nur nichts mehr gut haben, sondern schonv i e l zu viel erhalten haben und diese Ueber-genüsse rückerstatten sollen. Bei den Verhandlungenwurde unS seitens des FinanzmittisieriumS däs^ Versprechen gegeben, bei Uebergenüssen die Abzügewenigstens so zu verteilen, daß sie erträglichfind und den Gemeinden die Weiterführung ihrerWirtschaft ermöglichen. Für die Steuerrückstände von1921 bis. 1927 wird ab 1936 jede Verrechnung derentsprechenden Umlagen aufhören; der Staat übernimmt die Einnahmen und streicht dafür etwaigeRückforderungen.Ras Höchstausmaß des ErreichbarenWir werden, stellte Genosse Kremser abschließend fest, für das Gesetz stimmen, find aber überzeugt, daß«S sich wieder mir«m eine Etappehandelt und daß die Sanierung keine vollständige,sondern eben nur den momentanen Möglichkeiten angepaßt ist. Sie ist aber notwendig, um dasSchnldenproblem in einer späteren günstigeren Zeitseiner entgülttgen Lösung zuführen zu können.(Lebhafter Beifall.)der Besuch der nächsten Bürgerschule, falls sie weiterals 4 Kilometer ist, direkt unmöglich gemachtwird. Bei dieser Gelegenheit brachte Genossin Kirpal auch eine Resolution ein, worin die Regierungaufgefordert wird, einen Gesetzentwurf über dieVerlängerung der allgemeinenSchülpflichtumeinuJahr, also aufinsgesamt neun Jahre, vorzulegen. Die Resoluttonwürde mit Mehrheit angenommen.Nicht unerwähnt- darf>i bleiben, daß vondeutscher Seite die Agrarier zur Absttmmungüber diese wichtige Vorlage überhauptnichter s ch i e n e n waren, während der Christlichsoziale Petersika und auch Herr S ch o l l i ches vorzogen, sich noch vor der Absttmmung rechtzeitig zu drücken. Man muß also annehmen, daßdie Herrschaften gegen die sofortige Verwirklichungder so dringend notwendigen Sprengelbürgerschulen sind. Insbesondere die Lehrerschaft solltedas Verhalten der genannten Parteien in dieserFrage etwas schärfer unter die Lupe nehmen!Der Senat erledigte am Donnerstag ineiner kurzen Sitzung das sogenannte Zoll-ka r/t e.l.k mit Rumänien über die gegenseitigeZusammenarbeit der Behörden im Zollverfahrenund-den Initiativantrag der tschechischen Natto-nalsozialisten auf Novellierung des Gesetzes3/1878 über den Obersten Gerichtshof. Der An-ttag bezweckt eine Verkürzung der Verhanlungenvon Nichtigkeitsbeschwerden vor dem Obersten Gerichtshof, hat also eine Entlastung dieses Gerichtes zur Absicht. Weiters wurde der Regierungsantrag auf Aufhebung der Staatsgerichte unddie Uebertragung ihrer Kompetenz auf eigene Senate bei den Obergerichten angenommen und demVerkauf eines alten, den Staatsbahnen gehörenden Elektrizitätswerkes in Tabor zugestimmt.Nächste. Sitzung Dienstag, den 2. April, um 16Uhr.Tagcsncnlglfcltcn23 Tote im SchachtTokio. Die schwere Explosion, diesich in einem Kohlenbergwerk bei R a-g a s a k i ereignete, hat«eben einergroßen Zahl von Schwer-«nd Leichtverletzte« bisher 23 Tote gefordert.Auf der Arbeitssuche ertrunkenDer arbeitslose Landarbeiter Franz Schulzaus Deutsch-Welhotta bei Leitmeritz war in dieAussiger Gegend mit seinem Fahrrad auf Arbeitsuche gefahren. In vielen Orten hatte er vergeblich vorgesprochen. Auf dem Heimwege passierteer zu später Abendstunde Großpriesen und fuhrüber Wittal,-um auf der Bezirksstraße nach seinemHeimatort zu gelangen. Hinter Wittal. wo dieStraße entlang eines kleinen Baches führt undhöher gelegen ist als das Bachufer, kam Schulzmit seinem Fahrrad von der Sttaße ab, stürzt« denAbhang hinunter, fiel in den Bach und ertrank.Er dürfte durch den Sturz bewußtlos gewordensein, weshalb der 48jährige Mann sich nicht mehrselbst erheben konnte. Erst am nächsten Morgenwurde die Leiche von Passanten entdeckt. Eswurde behördlich festgestellt, daß es sich um einenUnfall handelt.Ermordet und angezündetRaubmord an einem EhepaarKascha«. Die Bevölkerung in der GemeindeTurna nad Budvou wurde Donnerstag nachtsdurch einen Doppel-Raubmord in Erregung versetzt, der sich im Geschäft des Gemischtwarenhändlers Maximilian Weber ereignete. Kurz nachMitternacht wurde die Bevölkerung durch einFeuer aus dem Schlafe geweckt, das im Hause desKaufmannes Weber ausbrach und sich auf die zweiNachbargebäude übertrug. Als die Leute in dasGeschäft eindrangen, fanden sie am Boden den70jährigen Kaufmann und seine 56jährige FrauIrene ermordet auf. Es wurde festgestellt, daßam Abend unbekannte Täter in das Geschäft ein-drangen und das alte Ehepaar, das im Hauseallein wohnte, ermordeten, ihre Leichname mitHolz umgaben,. e? mit Petroleum begossen undanzündeten. Das Feuer verbreitete sich sehr raschund vernichtete die ganze Geschäftseinrichtung.Feuerwehrmann als BrandsttfterBor Jahre 1932 bis 1934 wurden in Ka-menice nad Lipou planmäßig Brände gelegt. DerGendarmerie gelang.Zs nun, den Brandleger in,der Person des FrantiZek S p k v a k e k ausfindigzu machen, der auch nach zweitägigem Verhör zugab, die Brände gelegt zu haben, denen bisher ungefähr 33 Objekte zum Opfer fielen. Der Schaden beträgt mehr als eine Million XL. Es ist interessant, daß Spevacek Feuerwehrmann ist undin jedem Falle an den Lösch- und Rettungsarbeiten teilgenommen hat.Der Labour-Politiker Hugh Dalton,Professor an der Londoner Wirtschaftshochschuleund früherer Unterstaatssekretär im AuswärtigenAmt, sprach Donnerstag im Sozialinstttut derTschechoslowakischen Republik im Beisein derMinister Dr. Meißner und Dr. C z e ch überdie Sozialpolitik in Großbritannien.Er wies einleitend darauf hin, daß Englandwie die Tschechoslowakei noch zu den Ländern gehöre, in denen das freie Wort erlaubt sei und indenen sich die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung noch ungehindert entfalten könne. In beiden Ländern stehe aber auch das Arbeitslosenproblem im Mittelpunkt aller Wirtschafts- und sozialpolitischen Debatten. Der Redner gab einenUeberblick über den Verlauf der englischen Arbeitslosigkeit, die im Jahre 1920 anzusteigen begann und im Jänner 1933 mit annähernd dreiMillionen ihren Höhepunkt erreichte. Im Jahre1934.ttat dann ein Stillstand ein, aber noch heutebeträgt die Zahl der englischen Arbeitslosen mehrals 2% Millionen, fast 20 Prozent der Versicherten, in der Textil- und■ Schiffsbau-Industrie sogar 60 bis 70 Prozent.Als eine der Hauptursachen für die Verschärfung der englischen Wirtschaftskrise bezeichnete der Redner(der Anhänger einer stabilenBinnenwährung ist) die Rückkehr zum Goldstandard im Jahre 1925, die den Vorkriegskurs desSterlings wiederherstellen wollte. Die Ausfuhrschwierigkeiten und der Preissturz, die sich darausergeben, verursachten eine Schädigung der Industrie, die zum Generalstreik des Jahres 1926führte. Nach sechsjährigen mißglückten Versuchen,den Goldstandard dennoch aufrechtzuerhalten,unter deren Wirkungen die Labour-Regierung derJahre 1929 bis 1931 zu leiden hatte, erfolgteschließlich im Herbst 1931 die Loslösung von derGoldbasis, die aber, weil gleichzeitig der Goldpreis stieg, nicht den gewünschten Erfolg hatte.Die gegenwärtige Regierung Macdonald-Baldwin ergriff neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise. Sie gab den traditionellen Freihandel auf, führte Schutzzölle undfür die Dominions und Kolonien Präferenzzölleein und schloß zweiseittge Handelsverträge mstSieben-Uhr-Ladensperre kn Reichenberg. DieFachgruppe Handel des Allgemeinen Angestellten-Vxrbandes und die Bereinigung der Gehilfenvartreter im Handel, Spedition und Export, Reichesi-berg, teilen in Ergänzung der auch in diesemBlatte veröffentlichten Mitteilung über die Bor-spräche ihrer Vertreter Dr. Emil Strauß undRoman Wirkner bei der Landesbehörde unddem Ministerium für soziale Fürsorge in Angelegenheit der Sieben-Uhr-Ladensperre für Reichenberg mit, daß eine neuerliche Intervention erfolgreich durchgeführt wurde. Der Vertretung der beiden Angestelltenkörperschaften wurde die erfreuliche Mitteilung gemacht, daß die Verordnung bereits ausgearbeitet wurde und in kürzester Zeitpubliziert wird. Damit haben die langjährigen Bemühungen der Reichenberger Handelsangestelltennach gesetzlicher Regelung der Sieben-Uhr-Ladensperre und die mehrmaligen Borsprachen der Vertreter des Allgemeinen Angestellten-Verbandesund der Vereinigung der Gehilfenvertreter endlichErfolg gezeittgt.Rach 16 Jahren aufgeklärter Mord. Am8. September 1919 kam zur Gendarmeriestationin Mödritz der damals 38jqhrige EisenbahnerJohann Habrovec und gab an, daß seine Fraudas Haus verlassen habe und nicht zurückgekehrtsei. Die Gendarmerie forschte nach der Frau nachund fand am 21. September ihren Leichnam imFluß bei der- Mühle in Raigern. Bei der Leichenöffnung wurde konstatiert, daß die Frau erschlagen und in den Fluß geworfen worden war.Damals wurde- Johann Habrovec verhaftet, nacheiniger Zeit aber mangels an Beweisen wiederauf freien Fuß gesetzt. Die Gendarmerie nahmnun nach 16 Jahren die Nachforschungen in dieserAngelegenheit wieder auf. Habrovec wurde wieder verhaftet und gestand nach längerem Leugnen,seine Frau damals erschlagen zu haben. Er wurdedem Brünner Kreisstrafgericht eingeliefert.Die Beraubung von Güterzügen in Polen,insbesondere Kohlenzügen, hat nach Meldungenpolnischer Blätter in den letzten Tagen besondersstarken Umfang angenommen. In der Nacht zum26. März sind in der Nähe von Gnesen nicht weniger als fünf Züge durch falsche Signale angehalten worden, um im Augenblick, wu der Zugzum Stehen gekommen war, beraubt zu werden.In der Nähe von Czenstochau hat eine Bande vonKohlendieben ein Einfahrtssignal zerstört, umso den dadurch zum Halten gezwungenen Kohlenzug berau. n zu können. Zwischen Warschau undKutno wurde ein Güterzug während der Fahrtberaubt. In diesem Falle fielen den Dieben zweiKisten mit werwollem Inhalt zur Beute.Die Komensky-Kapelle in Raarden(Hol-land) wurde Donnerstag unter großen Feierlichkeiten in Anwesenheit von holländischen und tsche-chaslowakischen Delegationen einqeweiht.Wahrscheinliches Wetter Freitag: Fortdauer desim allgemeinen unbeständigen und kühlen Wetters,'Nordostwind. Im Südwestteil der Republik strichweise vorübergehende Aufbeiterung und Nachtfrost.Im Nordosten, namentlich in höheren Lagen,Schauer.— Wetteraussichten für morgen: Weiterhin kühl.auswärtigen Staaten. Besonderen Erfolg versprach sie sich von der Zinskonversion im Jahre1932, durch die der Zinsfuß für zivei MilliardenPfund Staatsschulden von 5 auf 8.5 Prozentherabgesetzt wurde. Aber die erhofften Wirkungenblieben aus, weil die Politik der Regierung zuwenig aktiv und positiv war.Professor Dalton erklärte, daß in England keine Stimmung für eine Rückkehr zumGoldstandard und zum Freihandel besteht, dennein Freihandelsland inmitten einer prohibitivenWelt sei wie ein entwaffnetes Üand in einer gerüsteten Welt. Aber es werde heftige Kritik ander Bank von England geübt, die das Prinzip„Safety first" so übertreibe wie ein Fußgänger,der darauf verzichte, die Straße überhaupt zu betreten. Man verlange eine Erweiterung des Kredits, eine Belebung des Außenhandels und vorallem die Aufstellung und Durchführung einesnationalen Wirtschaftsplans.Die Vorkämpferin dieser Forderungen ist dieLabour-Party, deren Wirtschafts- und Sozialprogramm immer mehr Anhänger findet. DieLabourParty fordert die Sozialisierung derSchlüsselindustrien und der Banken, die Inangriffnahme eines Wirtschaitsplans, den Bau vonHäusern an Stelle der berüchtigten englischenElendSquartiere(im Vergleich zu denen dieschmutzigsten Prager Häuser schön und rein seien),den Ausbau der Elektrifizierung und di« wissenschaftliche Verwertung der Kohle zur Gewinnungvon" Nebenprodukten. So sollen neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden, während ein staatliches Jnvestitionskomitee die Verwendung desKapitals zu sozialen Zwecken kontrollieren soll.Ilm di« besonders drückende Arbeitslosigkeit derJugend zu mildern, verlangt die Labour-Party dieHeraufsetzung des Schulalters von 14 auf 16Jahre. Der Außenhandel schließlich solle durchneue Handelsverträge belebt werden. Es sollenWirtschaftsabkommen mit allen Staaten geschlossen werden, die ebenso wie England einen schrittweisen Abbau der Zölle wünschen und nicht demnationalisttschen Autarkiewahn nachjagen. Undder Redner gab der Hoffnung Ausdruck, daß indiesem kommenden Wirtschaftsbund auch dieTschechoftowakei ihren Platz haben werde.Englische Wirtschafts- und Sozialprobleme