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PRAGER ZEITUNG

Wo ist mehr Anständigkeit?

In einer Zuschrift, welche mit Namen und Adresse versehen ist, wird uns folgender Vorfall geschildert: ,, Der Beamte A. 11. hat gelegentlich eines Dienstages im Parteiraum der Anglo- Bank tausend Kronen gefunden. Der Fund wurde von niemandem beobachtet, Herr U., der mit Glück gütern keineswegs gesegnet ist, hat selbstverständ­lich diese 1000 Kronen in der Anglo- Bank depo­niert. Nach kurzer Zeit meldete sich eine Partei, welche die Mitteilung machte, daß ihr irgendwo tausend Kronen verlorengegangen seien, sie fönne sich freilich nicht erinnern, wo dies geschehen sei. Der Anglobant- Beamte folgte hierauf das Geld unter Hinweis auf den Finder aus und machte auf die Korrektheit und Anständigkeit des Herrn 11. aufmerksam. Die Partei bedankte sich kaum und ging weg, ohne auf den in entsprechender Form vorgebrachten Vorschlag, den Finder irgend wie zu belohnen, zu reagieren. Bis hieher ist die Sache wohl sehr traß, aber der Clou kommt erst.

Der Betreffende ist ein Direktor Liebermann  von der Prago- Ferra. Herr U. nahm Veranlas sung, mit dem genannten Herrn telephonisch zu sprechen, sich als Finder vorzustellen und höflichst anzufragen, ob der ihm gebührende, Finderlohn ausgezahlt werden würde, wenn er persönlich vorspräche. Herr Direktor Liebermann, welcher wohl zugab, das verlorene Geld erhalten zu ha= ben, wurde sofort in Ton und Sprache ausfällig und wies darauf hin, daß diese Forderung nicht an ständig sei. Das Gespräch wurde von uns mit abgehorcht, so daß uns die Details ganz ge= nau bekannt sind. Wir haben auf unsere Kosten Herrn 2. durch einen Anwalt schreiben lassen.

Wir glauben, daß es für Sie interessant sein dürfte, zu vergleichen, wer mehr Anspruch auf Anständigkeit hat und wer mehr berechtigt war, in diesem Fall das Wort ,, anständig" zu verwen den."

Wir brauchen der Zuschrift keinen Kommen­tar anzuschließen.

Eine Massenversammlung über die Verhältnisse an den deutschen Kliniken veranstaltet Samstag, die Liga gegen den Antisemitismus. Es sprechen: Leo Sychrava, Dr. Georg Mannheimer, Pfarrer V.

Sozialdemokrat"

drückt werden: Frau Pauly( Recha) ist stimmlich bereits so ermüdet, daß die Tonreinheit darunter leidet und Herrn Göllnis' stimmlich ganz ungu

Freitag, 29. März 1935. Nr. 75

Einladung zur

reichender Reichsfürſt Leopold follte auch in einer Generalversammlung Opern- Gastspiel. Bei der gestrigen Aufführung gewöhnlichen Abonnementvorstellung dem Publikum der Oper Die Jüdin  " von Halévy   sang der nicht zugemutet werden, wenn man es nicht opern­schen machen will. E. J. Tenor Alexander Gillmann vom Stadttheater Spielplan des Deutschen Theaters. Freitag 128: in Zürich   als Gast den Eleazar. Man lernte in ihm einen Künstler von sehr beachtlichen Qualitäten fen- Erstaufführung: Das unbekannte Mäd­nen. Einen Sänger, der nich nur über großes und chen, D 1. Samstag halb 8: Neueinstudiert: schönes Stimmaterial verfügt, sondern dieses auch Gräfin Mariza, B 1.

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zu nüßen versteht, dessen Stimme heldentenoral ge= färbt ist, in der Höhe Glanz und in der Mittellage Spielplan der Kleinen Bühne. Freitag 84: und Tiefe Klang hat, deren Piano und Mezzavoce Kulturverhandsfreunde und freier Verkauf: Ein schöne Kultur verrät und die sprachlich mit größter Glas Wasser.  - Samstag 8 Uhr: Ein Wortdeutlichkeit behandelt wird. Einen Schauspie Glas Waffer. ler, der persönliche Wirkungen sucht und dadurch immer interessiert. Ob der mitunter sich bemerkbar machende Mangel an Schmelz   des Tones auf Ver­brauchtheit oder Ermüdung der Stimme zurückzufüh ren ist, müßte ein zweites Gastspiel des Sängers erweisen, das auch schon darum wünschenswert wäre, franke Frauen bekunden, daß das sehr mild abfüh­Stuhlverstopfung. Zeugnisse der Kliniken für um seine Eignung für das eigentliche Heldentenor fach festzustellen, falls man an seine Verpflichtung rende natürliche Franz- Josef"-Bitterwasser beson­denten sollte. Zwei Nebenbemerkungen zu der ders bei Wöchnerinnen mit ausgezeichnetem Erfolg gestrigen Reprise der Jüdin" dürfen nicht unter- angewendet wird. Aerztlich bestens empfohlen.

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Mitteilungen aus dem Publikum.

des Bezirksvereines Arbeiter für­forge Prag   am 29. März 1935, um 8 Uhr abends im Verein deutscher Arbeiter, Smečka- gasse 27.

zbaldi Tagesordnung: smid- G 1. Protokollverlesung. 2. Berichte. 3. Wahlen.

4. Freie Anträge.

Einberufer:

Maria Deutsch, Vorsitzende.

Hilde Franzel, Kaffierin.

Das Auge zum Mars

In den Corning Glagwerken in New York   wird die größte Linse der Welt, die den Mond auf 25 englische Meilen dem menschlichen Auge nahe bringen wird, abgekühlt. Jeden Tag darf diese 200 Zoll starke Linse, die am 2. Dezember gegossen wurde, nur um 1.4 Grad Fahrenheit abfühlen. Im kommenden November, von jetzt ab also nach acht Monaten, wird sie genug abgekühlt sein, geschliffen und poliert zu werden. Dieses Riesenauge ist für das neue Obser­vatorium auf dem Berge Palomar in Kalifornien   be­stimmt. Das gegenwärtig größte Fernrohr hat eine Linse von 100 3oll Stärke und befindet sich auf dem Wilsonberg in demselben Staate. Der Spiegel wird/ zu groß sein, um durch einen der Tunnels der trans­tontinentalen Eisenbahn zu gehen und wird per Schiff auf dem Panamakanal nach der Kalifornischen Küste gebracht werden. Das 200- Zoll- Wunder wird es möglich machen, die Kanäle" auf dem Mars zu sehen und man hofft, dann endlich feststellen zu kön nen, ob sie tatsächlich das Werk von Marsbewohnern find oder ob nur die Vegetation einem durch die Jahreszeiten bedingten Farbenwechsel unterworfen ist. Ueberdies soll eine Wettervoraussage für jede Mars­gegend möglich sein.- falls das jemand interessieren sollte. Von dem Tage des Gußes an, als die Linse rot glühend bei 1.472 Grad Fahrenheit war, wurde die Temperatur noch bis zum 21. Jänner konstant erhalten. Seitdem darf sie ganz allmählig abkühlen, und zivar soweit, bis sie Zimmertemperatur   erreicht merungsaktion"? nun dem DFV Form eines großen Stahlzylinders von 27 Fuß im die Anerkennung des Uebertritts, da Zeiß als Ama­

Ant. Novotny und Blanka Waleská  

in dem neuen heimischen Film Späte Liebe"."

FTK

Vančura und Dr. Eduard Fischl. Großer Saal, Sport Spiel Körperpflege mit bevieler. Der D333 verweigerte nämlich haben wird. Der ausglühende Brennofen hat die

Dlouha. 41. Beginn 8 Uhr. Eintritt frei. All­gemein zugänglich.

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Englische   Arbeiterborer in der Schweiz  

teur nur dann zu einem tschechischen Klub übertre- Durchmesser und wiegt 32 Tonnen. Darin ist die ten kann, wenn in dem betreffenden Orte kein deut- Linse in horizontaler Lage montiert und ihre Tempe­scher Sportverein vorhanden ist. Das ist aber in ratur wird von 304 elektrischen Heizelementen regu Pilsen   der Fall. Nun hat SK Pilsen einen Spieler liert. und doch keinen.

Aus der Partel

Stizug. Die Staatsbahndirektion in Prag   fer­tigt am Samstag, dem 30. d. M., für 90 Im gutbesuchten Alhambrasaal in Bern   fand influsive Autobus einen Sonder- Stifahrerzug ins das mit großer Spannung erwartete Bogmeeting Riefengebirge auf die Sokol- Baude ab. Mit- England- Satus statt. Im ersten Teil fan­inbegriffen sind auch Nachtlager, Drahtseilbahn, den Nahmenkämpfe und nationale Stämpfe statt, die Frühstück und Versicherung. Anmeldungen mit An­bewiesen, daß der Borsport immer wieder neue An­gabe von 10 im Bajar neben dem Wilsonbahnhof, hänger findet. Im zweiten Teil folgten dann die internationalen Kämpfe. Die Vorstellung der Wett­Freie Vereinigung sozialistischer Akademifer. fämpfer die Engländer in Schwarzrot, die Schweizer   in Rotweißwurde vom Publikum mit Freitag, 20 Uhr, Ausschußsizung, Parteiheim, reichem Beifall quittiert. Binet( England) sprach Národní 4. englisch und dankte vom Herzen für den Empfang und die gute Aufnahme in Bern  .

Telephon 383-35  .

Kunst und Wissen

Bühnen- Nachwuchs

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Vereinsnachrichten

DA'S

Volksfinggemeinde. Alle aktiven Sän­gergenossen werden ersucht, bei der Vertrauensmänner- Versammlung am Samstag, dem 30. März, die unser Männerchor mit einem Begrüßungs­chor eröffnen wird, bestimmt zu er Zusammenkunft aller Sänger vor dem San­Urania- Gebäude um halb 6 Uhr abends! gesgenossen und-genossinnen! Wir ersuchen euch alle, bei der Probe am Dienstag, dem 2. April, im Probelokal. Emečkygasse, pünktlich zu erscheinen, zu­mal dies die letzte Probe vor der Generalprobe zur

Rat und Belehrung

finden unsere Gemeindevertreter in reichem Maße in der

,, Freien Gemeinde"

Redaktion und Brag XII., Fochova 62/ V.

Verwaltung.

Macht uns froh

Die Kämpfe endeten folgendermaßen: Im Von den insgesamt neunundzwanzig jungen Leichtgewicht standen sich Hale( England) und Michel Männern und Mädchen, die sich gestern in Prag   der( Satus) gegenüber. Von der zweiten Runde an kann Michel die Führung übernehmen. Auch die paritätischen Prüfungskommission mit Proben ihres Talents und Könnens für die deutsche Bühnenlauf weiteren Runden gehen an Michel. Punktsieg für die Schweiz  . Weltergewicht: Binet( England) bahn stellten, wurden folgende als geeignet qualifi­ziert: Walter Schierz, Herta Holt, Liesl Steinik, gegen Bieri( Satus). Zwei routinierte Borer haben Grete Tüchler, Ella Berglas, Hubert Chaudoir, Jo- sich hier getroffen. Dieser schnellste Kampf des hanna Danszky- Sering, Martha Frant, Milan Ka- Abends endete mit einem Buntisieg für England. mare, Liesl Klein, Lilly Maschler, Gertrude Rau- Mittelgewicht: Cantellow( England) gegen Wieland schenberg, Anny Spiker, Lidy Rohn, Edith Wra-( Satus). Dank der dauernden Angriffe fann Wie­nisty, Luise Monasch und N. Strich. Unter ihnen land einen weiteren Punktsieg für den Satus buchen. Die Veranstaltung hinterließ einen guten Ein­ist gar manches vielversprechende Talent. Wiederum hatte man den verläßlichen Eindruck, daß die Prü- druck. Mit dem Ausdruck, schöne Stunden in der fungskommission ihre Entscheidungen mit sicherer Schweiz   verlebt zu haben, verließ die englische Aufführung der Atus- Akademie iſt. rauen chor: Gymnastik, Turnen, Singspiel, Bewegungschor der Buben u. Mädel Sachkenntnis und größter Objektivität und zudem Mannschaft die Stadt Bern   und die Schweiz   wieder. Dreiviertel 7 Uhr, Männerchor: breiviertel 8 unter Mitwirkung der" Roten Falken". Karten bei Optiker Deuts

Das Endspiel im Provinzenturnier im belgi­

mit dem Ernste fällt, der sowohl im Hinblick auf das Schicksal der jungen Menschen als auch mit Rück­sicht auf den Umstand notwendig ist, daß dem Theater fchen Arbeiterfußball zwischen Antwerpen   und Flan­alle wirklichen Talente zugeführt, alles Minderwer- dern endete nach regulärer Spielzeit unentschieden tige oder noch gänzlich unreife ferngehalten werden und brachte erst in der notwendig gewordenen Ver­muß. Gern sah man auch, daß sich diesmal unter längerung von 2 × 15 Minuten die Entscheidung. den Prüfern auch eine Dame befand. Noch lieber Antwerpens Team, das ausdauernder war, gewann aber hätte man unter den Geprüften manch einen die Oberhand und siegte mit 5: 2. Im Vorspiel Schauspiel- oder Gesangslehrer gesehen; denn wie- trafen die Schülermannschaften von Gand und Ant­derholt legt man sich die Frage vor, wie denn dieser werpen aufeinander und blieben die ersteren mit 6: 0 oder jene unter den Anwärtern überhaupt als ge- siegreich. eignet für den Theaterberuf von Meistern" ange­nommen, wie sie geschult" wurden, wie sie zur Prü- Arbeiter- Leichtathleten wurde in Lüttich   ausgetragen. fung geschickt werden konnten. Dennoch läßt sich ein Fortschritt feststellen: die durchschnittliche Quali tät der zur Prüfung sich Stellenden scheint bereits zu wachsen.

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g.

Die Waldlauf- Landesmeisterschaft der belgischen

Sieger über die 9200 Meter lange Strecke blieb ent­gegen den Erwartungen Robert Vandemberghe in 34:05 Min. mit 50 Meter Vorsprung vor Banderose. In der Juniorenklasse( 5000 Meter) siegte Ansein ( Grivegnee) in 21:54 Min.

Die Zeiten ändern sich

und die Kirche ebenfalls

Ein Glas Wasser, das man kann da nur fagen unverwüstliche Lustspiel des alten Scribe wird auch in seiner Neuinszenierung in der Kleinen Bühne seine Wirkung tun und hoffentlich vielen zwei amüsante Stunden bereiten. Liebl hat geschmack­Der Bischof von Versailles   hat vor 50 Jahren, am boll für Rahmen und Bild und für ein ruhig- flottes Zusammenspiel gesorgt( das nur noch ein wenig 14. März 1885 in seinem Fastenhirtenbrief die Tur­mebr an Proben erfordert hätte; es gab nämlich ein nerei verdammt, welche der Kirche ein Aergernis lebermaß von Versprechungen"). Hans Götz biete. Der Bischof meinte, die nächsten Geschlechter spielt charmant und überlegen den Grafen Bolin würden, gewöhnt an den passiven Gehorsam durch brofe, Gerda Meller überzeugend die Herzogin, die Entwicklung der Leibesübungen", dem apokalyp= Marion Wünsche ist eine sehr sympathische Abi  - tischen Tiere gleichen, characterem bestiae" haben. gail und Herr Jordan ein erfreulich frischer und

I. g.

scheinen.

Uhr.

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Die Vereinsleitung.

ATUS

Festabend der Atus- Kinder Samstag, 6. April, 6 Uhr abends, großer Radiosaal

Urania- Kino, Klimentská 4.

Ab Freitag:

Fernsprecher 61623.

Krach um Jolanthe  "

Ein ausgelassenes Lustspiel.

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,, Gozialdemokrat"

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FTK

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Jožka Koldovská und Ella Šárková naiver Masham. Nur in Trude Wesselh will die Für 14.000 verkaufte dieser Tage der Karls­fönigliche Gestalt nicht illusionsentsprechend werden. bader FK seinen Flügelstürmer Zeiß an den En in dem ersten in den Hoſt- Ateliers fertiggestellten heimischen Film Kuz im Schnee". Es gab sehr viel herzlichen Beifall Pilsen  . Wer wird der nächste sein bei dieser Sa­Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Bost monatlich 16.-, vierteljährig 48.-, halbjährig 96.- ganzjährig 192.-. Die Beitungsfranfatur wurde von der Posts und Tele Tarif billigit berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. arapuendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/ VII/ 1930 be willigt. Truderei: Orbis". Druds. Verlags- und Beitungs- A.- G., Prog.

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Inserate werden laut