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Nr. 76

Die höhere Frechheit!

Die Kopt jäger und Menschenräuber verleumden ihr Opfer.

Berlin  . Zu den Meldungen über die Ver­haftung des Journalisten Berthold Jacob   erklärt das Deutsche   Nachrichtenbüro:

,, Salomon, genannt Jacob, hatte nach den bisherigen Feststellungen die französisch- schweize­rische Grenze bereits i II eg a I überschritten und beabsichtigte, sich ebenfalls auf illegalem Wege in das Reichsgebiet zu begeben, um sich dort mit Vertrauensleuten zu treffen. Es gelang den deutschen   Grenzbeamten, ihn beim Gren z= übertritt anzuhalten, wobei er sich lediglich durch einen längst abgelaufenen und das her ungültigen deutschen   Reisepaß ausweisen konnte. Wegen des Fehlens gültigen Ausweispa­piere wurde er zunächst vorläufig festgenommen. Als es sich herausgestellt hatte, um wen es sich bei dem Festgenommenen handelte, erfolgte seine Ver­haftung.

Gegen Berthold Salomon, genannt Jacob, schwebt jetzt ein Verfahren wegen verschiedener schwerer Straftaten.

Im Interesse der Untersuchung und Feststel­lung der Hintermänner in Deutschland   konnte bisher über den Vorfall nichts verlautbart wer= den."

Samstag, 30. März 1935.

Was ist das Wichtigste in jeder Küche?

Die Hausfrau weiß es: Sauberkeit! Nur wenn die Küche blitzt und blinkt vor Sauberkeit, schmeckt uns das Essen, das in ihr gekocht wird. Genau so ist es bei Vitello: in hygienisch mustergültiger Weise werden sorgfältig ausgewählte, edelste Rohstoffe zu Vitello verarbeitet.

VITELLO

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DATUM

Vitello

délicatesse

Polens   neuer Ministerpräsident Oberst Slawet.

Bauerntragödie

Geiz

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Vatermord

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Selbstmord

Eger. In Neudorf bei Petschau   ereignete sich Freitag eine furchtbare Bluttat.Jm Verlaufe eines Streites wurde der Landwirt Fleißner von seinem Sohne mit einer Hacke erschlagen, worauf sich der Vatermörder durch einen Revolverschuß das Leben nahm. Die Erhebungen sind noch nicht abgeschlossen. Es steht jedoch jetzt schon soviel fest, daß finanzielle Meinungsverschiedenheiten das Motiv der Bluttat bildeten. Der Vater war als sehr geizig bekannt und soll dem Sohne dessen Era sparnisse, die dieser während der Kurzeit in Karls­Dezember 1935 und kann dann monatlich von bad erworben hatte, vorenthalten haben. beiden Teilen gekündigt werden.

Sudetendeutschfier Zeitspiegel

Ein weiterer Schritt zur Verkürzung der Arbeitszeit

In der Spiritusindustrie

Prag.  ( Tsch. P. V.  ) In der Volkswirt- herigen Höhe unverkürzt bleibt, wenn auch die schaftlichen Abteilung des Präsidiums des Mis Arbeitszeit eine Kürzung erfährt. Man schäßt, daß 300 bis 350 neue Aerbeits­nisterrates wurde Freitag ein weiteres Ueberein­fräfte werden eingestellt werden können. kommen über die Kürzung der Arbeitszeit ge= troffen, u. zw. auf dem Gebiete der Spiritus­industrie und der Spiritusraffinerie.

Die Arbeitszeit bei der ununterbrochen arbei­tenden Arbeiterschaft wird von bisher 48 auf 42 Stunden gekürzt, bei der übrigen Arbeiterschaft von 48 auf 40 Stunden. Der Lohnausgleich tritt bei der ununterbrochen arbeitenden Arbeiterschaft im Ver­hältnis von 42: 44, ein, d. h. daß für 42 Stunden Arbeit 44 Stunden bei den heutigen Löhnen bezohlt werden. Bei der übrigen Arbeiterschaft macht das Verhältnis 40:42 aus.

Von der Reihe von Punkten, die das Ueberein­fommen anbetrifft, verdient auch erwähnt zu werden, daß die Leuerungsaushilfe auf der bis

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Das Uebereinkommen, das auf dem Gebiete der Spiritusbrennerei- Industrie und Spiritusraffi­nerie erzielt wurde, stellt ein weiteres Glied in der Reihe der Uebereinkommen betreffend die Kürzung der Arbeitszeit dar, die durch die Volkswirtschafts­abteilung des Ministerratspräsidiums erreicht worden find. Das erste der Uebereinkommen war dasjenige in der Flaschenglasindustrie, ihm folgte das Uebereinkommen in der Bierindustrie, in der Kunst seiden, Hefe und nunmehr in der Spiritusindustrie. In Fluß be­finden sich die Verhandlungen in der Metall= industrie.

Wieder einer

Die Arbeiterschaft dieses Betriebes stimmte den Abschluß durch die Gewerkschaft zu und hat In der Nacht von Freitag auf Samstag damit eine Längst erhobene wurde der Verwalter der Lungenheilstätte in Tö­Forderung erkämpft. Daraus ist schen bei Dauba  , Sliwinsty, samt seiner wiederum ersichtlich, daß die Kraft der Organi- Gattin nach einer vorausgegangenen Hausdurch­fation, von den Arbeitern richtig angewandt, suchung verhaftet und dem Kreisgerichte B.- Leipa auch in Krisenzeiten ausreicht, um Erfolge zu er- eingeliefert. Bei Sliwinsky sollen sich reichlich Ko­zielen. Es wäre hoch an der Zeit, daß die übri- respondenzen mit reichsdeutschen Stellen gefunden genArbeiter, die unter den elendesten Bedingungen haben. Sliwisnty ist natürlich strammer schaffen müssen, aus diesem erfolgreichen Kampfe Henlein mann und war vordem in der Kredit­die richtigen Lehren ableiten und sich ihren anstalt der Deutschen   beschäftigt. Fachorganisationen angliedern. Für den t I assen bewußten Arbeiter gibt es die freie Ge- In verts ch a ft!

nur

Ein Arbeiter verschüttet Sechs unversorgte Waisen!

In Deutschland   verhaftet

Eine Pragerin unter Spionage­beschuldigung

Wie ,, Telegraf  " meldet, ist die Frau eines Prager   Beamten, welche vor ungefähr vierzehn Tagen nach Königswusterhausen   bei Berlin   zu Bekannten gefahren ist, aus Deutschland   nicht Aus Pod erf am wird uns geschrieben: mehr zurückgekehrt. Nachdem auf eine telephonische Am Donnerstag ereignete sich in den Nord- Anfrage bei den Gastgebern in Berlin   die Ant­Heiteres aus ernster Zeit März, in vollem Umfange wieder aufgenommen. böhmischen Kaolinwerken in Ponte ist bei Po- wort erteilt worden war, daß dieſe ,, berreiſt" Die Firma sichert in dieser Vereinbarung den bersam ein bedauernswertes Unglückt. Bei der ren, ersuchte der Gatte das tschechoslowakische Ge­Unterschlupf für Dr. Bacher auf der Lohnvertragsabschluß im Laufe der nächsten Abräumung von Kaolinerde wurde der 51jährige neralkonsulat in Berlin   um Intervention. Nun Woche zu. Die bereits in dieser Vereinbarung Arbeiter Heinrich Birtler aus Pomeist von erfuhr er, daß sowohl seine Frau als auch ihre Henleinliste gesucht! festgesetzten Stundenlöhne gelten als Richt- Löhne einer losgelösten starken Erdschicht verschüttet. Berliner   Bekannten, die Familie einer Arztes, und wurden für a II e Kategorien vereinbart. Obzwar sofort Rettungsarbeiten einsetzten, konnte verhaftet wurden, weil man sie der Spio­Ebenso wird im Vertrag ein Affordverdienst fest- er nur noch als Leiche hervorgezogen werden. na ge verdächtigt. Bisher gelang es gefeßt, welcher über die bestehenden Stundenlöhne Zirkler hinterläßt eine Witwe und sechs un- nicht einmal, den jezigen Aufenthalt der Verhaf­hinausgeht. Der Vertrag ist untündbar bis 31. bersorgte kinder. teten festzustellen.

Brag. Arges Kopfzerbrechen machen die kom­menden Wahlen vor allem den kleinen deutsch­bürgerlichen Parteien. Die DAWG, die nicht sehr glückliche Gemeinschaft zwischen der nicht ganz rassenreinen deutschdemokratischen Freiheitspartei und der ziemlich arischen Rosche- Gruppe, weiß daß allein ein Grund­

mandat, geſáweige denn die 125,000 Stimmen Ein Grundmandat und 125.000 Stimmen

für das zweite Strutinium aufbringen kann. Der Bund der Landwirte dürfte sich hüten, sich noch einmal die Verbindung mit der AWG Mandate fosten zu lassen wie anno 1929, und auch ein Wahlbündnis mit den Ungarn   fommt angesichts des ,, Volksgemeinschaftsrummels", den die AWG rührig mitmacht, nicht sehr in Frage.

Die Aenderungen der Wahlordnung

Prag  , Im Abgeordnetenhaus wurde am Freitag vormittags der angekündigte Re­gierungsentwurf über die Abänderung der Wahlordnungen ins Abgeordnetenhaus und in den Senat, sowie in die Landes- und Bezirksvertretungen vorgelegt. Die wesentlichsten Aenderungen sind fol­

So kam es dieser Tage zu der direkt gro­testen Situation, daß die deutschdemokrati- gende: sche Freiheitspartei, die wenigstens Herrn Dr. Bacher ein Mandat sichern möchte, ihre Füh­ler in der Richtung ausstreckte, ob nicht Herr Konrad Henle in geneigt wäre, bezüg­lich der Kandidatur von AWG.- Leuten auf sei­ner Liste mit sich reden zu lassen.

Die Abgeordnetenwahlkreise Prag   IA und IB, die bisher eine gemeinsame Zentralwahl­kommission und gemeinsame Kandidatenlisten hatten, werden völlig von einander getrennt; die Abgrenzung bleibt unverändert.

Der Bevollmächtigte einer Wahlpartei(§ Wie wir erfahren, erklärte Henlein in dieser Unterredung, daß er persönlich gegen die Aufstel- 22, Abs. 1, Nr. 3) erhält das Recht der Be­lung auch jüdischer Wahlkandidaten aus dem hörde, für jeden Bezirk einen Vertreter zu no­AWG- Lager auf einer gemeinsamen Liste nichts minieren, der seine Funktionen( Ernennung einzuwenden habe, weil er für das Bekenntnis des Vertreters der Partei und des Stellvertre­deutschtum und nicht für ein Rassendeutschtum ters) übernimmt. eintrete. Henlein   ließ jedoch keinen Zweifel dar­über offen, daß sein Standpunkt in dieser Frage

Auslosung der Reihenfolge entfällt sich keineswegs mit der allgemeinen Ansicht inner- Die bisher vorgeschriebene Auslosung der halb der SF decke und daß er in dieser Richtung Reihenfolge der Kandidatenlisten entfällt. Die bei seinem Hauptrat auf einen h arten WiNumerierung erfolgt einheitlich für alle Wahlen derstand stoßen dürfte, falls die gemeinsame nach der Stärke der Partei Liste zustandekommen sollte. bei den letzten Wahlen ins Abgeordneten­haus.

Die beiderseitige Fühlungnahme ist allerdings nicht über die ersten Anfäße hinausgekommen, weil vorläufig eine Wahlgruppe ihr Schicksal an das der Heimatfront tetten will, solange über die SHF selbst noch keine endgültige Entscheidung ge­fallen ist.

Der Streik bei der Fa. Herold in Komotau   erfolgreich beendet

Der in der vergangenen Woche wegen Lohn­differenzen ausgebrochene Streit bei der Firma Richard Herold, Metallwarenfabrik und Gloden­gießerei in Komotau  , wurde durch eine nach Verhandlungen erzielte Vereinbarung wieder bes endet und die Arbeit am Freitag, dem 29.1

Die Reihenfolge der Kandidatenlisten rich. tet sich nach der Anzahl der gültigen Stimmen, mit der höchsten Stimmenzahl beginnend, die im ganzen Staatsgebiet bei den letzten Wahlen in das Abgeordnetenhaus für die Kandidatenlisten einer und derselben Partei oder einer solchen Partei, deren direkte Nachfolgerin eine neue Bar­tei ist, oder innerhalb der eine neue Partei einen überwiegenden Bestandteil gebildet hat oder die ein überwiegender Bestandteil einer neuen Bar­tei geworden ist, abgegeben wurden. Parteien, auf welche sich die Bestimmungen des vorherge­henden Satzes nicht anwenden lassen, folgen in der weiteren Reihenfolge, die zwischen ihnen durch das Los bestimmt wird. Die Kandidaten­

listen aller Parteien werden beginnend mit der Ziffer 1, mit den entsprechenden arabischen Ord­nungszahlen in der so festgestellten Reihenfolge

versehen."

Falls eine Partei wohl ins Abgeordneten­haus, nicht aber in den Senat oder in die Lan­des und Bezirksvertretungen kandidiert, so wird ihre Ordnungszahl in der Reihenfolge der be­treffenden Kandidatenlisten ausgelassen.

Die Verlautbarung der Kandidatenlisten im Amtsblatt, bzw. in den Landes- und Bezirks­berordnungsblättern entfällt.

Das Alkoholverbot,

das bisher für den Vortag der Wahl und den ganzen Wahltag galt, wird eingeschränkt auf die Zeit von 14 Uhr des Vortages bis zum Ablauf einer Stunde nach Schluß der Wahl.

rigkeit zählte, wird die vorgeschriebene Anzahl der erreichten gültigen Stimmen auf 50.000 herabge­fett."

Für den Senat gelten dieselben Bestimmun gen, nur muß bei den Minderheiten die Anzahl der erreichten gültigen Stimmen mindestens 60.000 betragen.

Für die Landes- und Bezirkswahlen wird, falls am Sonntag vorher andere Wahlen statt­finden, die Frist für die Auflegung der ständigen Wählerlisten von acht Tagen auf sechs Tage, d. h. die Woche zwischen den beiden Wahlsonntagen, herabgesetzt.

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Die Zeitungsmeldungen, daß sich das niedri­gere Quorum von 50.000 Stimmen zugunsten der jüdischen und polnischen Minderheit auswirken werde, treffen hinsichtlich der letzteren nicht zu. Die Polen   zählen in der Tschechoslowakei   nur etwa 82.000 Personen, so daß sie auf keinen Fall

allein die 50.000 Stimmen erreichen können. Da­gegen ist ihnen ein Mandat im Ostrauer Wahl­kreis, in dem sie geschlossen leben, ziemlich sicher.

Vm den Minderheiten unter 300.000 An­gehörigen kommen also nur die Juden mit rund 186.000 in Betracht, welche die 50.000 Stimmen für das zweite Strutinium aufbringen könnten, bei denen flappt es aber wiederum nicht mit dem Das zweite Skrutinium Grundmandat im ersten Strutinium. Das Grund­Die wichtigste Aenderung betrifft den§ 51, mandat in Marpathorußland, das schon bei allen Abs. 1. über das zweite Strutinium. Wahlen als todsicher verheißen wurde, ist auch Bisher wurden die Reststimmen ieder Par- diesmal höchst unsicher. Wahrscheinlich wird den tei berücksichtigt, die wenigstens in einem Polen   und Juden wiederum nur eine gemein­Wahlkreis ein Mandat erreicht und eine Standi- ame kandidatenlI i ste übrig bleiben, datenliste für das zweite Skrutinium abgegeben die ja ebenfalls unter das niedrigere Quorum von 50.000 fiele. hatte. Jetzt heißt es:

Ueberdies dürfte die Auswirkung des Quo ,, Beim zweiten Skrutinium werden bloß rums nicht allzu groß sein. Bei den letzten Wah­die Stimmen jener Parteien berücksichtigt, welche Ten ins Abgeordnetenhaus im Jahre 1929 z. B. wenigstens in einem Wahlkreis ein Mandat wäre lediglich die Stříbrný- Gruppe unter diese und im ganzen Staat wenigstens 125.000 gül- Bestimmung gefallen; sie hätte dann mit rund tige Stimmen erreicht haben; für Barteien, bei 70,000 Stimmen statt ihrer drei Mandate nur denen die Mehrzahl der Kandidaten fich zu einer ihr einziges Prager   Grundmandat behalten und Nationalität bekennt, welche nach den amtlich die beiden anderen Mandate wären im zweiten fundgemachten Ergebnissen der letzten Volkszäh- Skrutinium auf sämtliche anderen tschechischen lung im ganzen Staate nicht mehr als 300.000 Gruppen aufgeteilt worden, die also auch nicht Angehörigen tschechoslowakischer Staatszugehö- allzuviel davon gehabt hätten.