Nr. 76 Samstag, 30. MSrz 1S38 Sekte S Neger als Unterhauskaudidat Kingston (Jamaica ). Der Negerführer Marcus Garvey ist Dienstag auf einem Dampfer nach England gefahren, wo er das Hauptquartier seiner„Organisation der farbigen Völker" zu errichten gedenkt. Er beabsichtigt, als Arbeiterkandidat für das britische Unterhaus aufzutreten, und zivar entweder in Kensington oder in Battersea(beides Stadtteile von London ). Zerstörende Springflut. In der japanischen Provinz Hokkaido wurde die Küstenstadt O t s u, unweit von Tokashi, von einer Springflut zerstört. Zahlreiche Häuser wurden vernichtet. Nach amtlichen Mitteilungen fehlen zurzeit noch Nach richten über verschiedene Fischer, die gestrandet sein sollen. Die Regierung hat umfangreiche Hilfsmaßnahmen für die betroffene Bevölkerung verfügt. Straßenbahner-Streik. Donnerstag nachmittag, in Stadt Mexiko begannen rund 8000 Straßenbahner einen Streik, durch den der gesamte Straßenbahnverkehr'stillgelegt wurde. Brennendes Oel im Hambnrgrr Hafen . In den frühen Morgenstunden deS Freitags wurde di« Feuerwehr in den Hamburger Hafen gerufen. Im Kuhwärder Hafen brannte auf dem Wasser schwimmendes Oel in einer Ausdehnung von 100 bis, 200 Quadratmeter. Außerdem waren einige Fahrzeuge bereits in Mitleidenschaft gezogen worden, Der Feuerwehr gelang«S nach anderthalbstün- diger Arbeit die einzelnen Brandherde auf Schuten, Kähnen, Getreidehieven und einem Seedampfer zu löschen. Der Sachschaden ist erheblich. Brand. Donnerstag, in der Nacht, imch 1 llhr, brach im städtischen Wirtschaftsgut inKleische ein Brand aus. In der Scheune war, offenbar durch Selbstentzündung, Torfmull in Brand geraten, der in den Ställen als Streu benutzt wird. Durch daS rasche Eingreifen der Feuerwehr wurde eine größere Beschädigung der Scheune und ein Ueber- greifen des Feuers auf die in unmittelbarer Nähe befindlichen Ställe und Wirtschaftsgebäude verhindert. Die Löscharbeiten dauerten fast bis 4 Uhr früh und waren sehr schwierig, da der Torfmull ständig weiter glomm und immer wieder Feuer fing. Bei den Löscharbeiten zog stch der Feuerwehrmann Karl Prass«, der beim Schlauchlegen über das Gebälk stürzte, eine i n- nere Verletzung zu. Danziger Wahl und Hitler-Offensive Der 7. April und die Devise:„Zurück zum Reich** Man muß sich die Daten merken—: Mitte Feber drückten die Nationalsozialisten ohne Not im Danziger Volkstag, in dem sie die einfache Mehrheit besitzen, die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen für den 7. April durch. Sie hätten den Appell ans Volk nicht nötig gehockt, die Verfassung gewährte ihnen noch zwei Jahre Zeit. Wenige Wochen später verübte Hitler sein Attentat auf den europäischen Frieden» indem er durch die Verkündung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland den Versailler Vertrag feierlich und demonstrativ zerriß. Die Neuwahl in Danzig und das Aufziehen der deutschen Kriegsflagge in Berlin stehen in eindeutigem Zusammenhang miteinander. Schon vor der Annullierung des Vertrag» von Versailles war die Hitler-Jrredenta in allen Grenzgebieten unheimlich rege. In Litauen , in Eupen-Malmedy , in Polnisch -Oberschlesien , im Elsaß und nicht zuletzt im sudetendeutschen Gebiet der Republik waren die Agenten des„Dritten Rei ches " in vollster Miniertätigkeit. Diese Aktivität wird sich verdichten und zu ganz bestimmten präzisen Forderungen„grenzrcgulierender Art" führen, Forderungen, die unmißverständlich und brutal in der Hitlerbckel„Mein Kampf " ausgezeichnet sind. Der Freistaat D a n z i g befindet sich in b e- sonderer Situation. Er steht unter dem formalen Schutz des Völkerbundes und ist als Prellbock gegen expansive deutsche Bestrebungen Polen vorgelagert. In Danzig regieren die Nazis. Mit kaltem Boykott, mit Jndividualterror, mit skrupelloser Günstlingswirtschaft und mit jener charakteristischen zynischen Geschäftigkeit, die den große» Diktaturbruder im Reich so auszeichnet—. Trotzdem müssen sie sich mit wesentlich anderen Verhältnissen abfinden als im Reich. Die Verfassung gilt, so sehr und so oft die Regierenden sie auch zu umgehen versuchen—. Der Parlamentarismus ist intakt, so häufig ihn auch die nationalsozialistischen Volkstagsabgeordneten durch Prügelszenen zu diskreditieren bestrebt sind. Die Parteien sind, außer der konNnu» »istischcn, nicht aufgelöst, wenn auch die Terrortrupps der SA alles tun, um ihre legale, gesetzmäßige Propagandatätigkeit zu unterbinden. Diesen„liberalistischen Widrigkeiten" wollen die Danziger Nationalsozialisten, wohl auf Weisung vom Reich her, mit dem sie aufs engste Zusammenarbeiten, ein Ende machen. Durch Erzielung einer Zweidrittelmehrheit im Volkstag hoffen sie, die Barriere der Verfassung umlegen zu können. Das Ziel dieser Wahl ist der totale Staat und nicht nur daS —. Es ist, nach den Borposten-Plänkeleien der Hitler-Jrredenta, der e r st e methodische V e r- s u ch, zur„Grenzregulierung" zu gelangen. Der Errichtung des Totalitär-Freistaats soll die E i n- verleibung ins deutsche„Mutterland" folgen. Dieses Endziel ist klar und alle deutsch -polnischen Freundschastsverträge vermögen es nicht auszulöschen. Auch Polen merkt, woher der Danziger Wind pfeift und die lebhafte Beunruhigung der polnischen Presie über den täglich zunehmenden Wahl-. kainpf-Terror der Nationalsozialisten, und nicht° zuletzt gegen die Danziger Polen, die mst einer eigenen Liste aufmarschieren, beweist, daß man in Warschau zu ahnen beginnt, was papierene Dämme gegen Hitlerschen ExpansionSgeist werb sind—. Wie stehen nun die Fronten der BolkstagS- wahl und wie sind die Aussichten der einzelnen. Parteien? Deutschnationale und Zentrum haben sich zu einer gemeinsamen oppositionell- bürgerlichen, ^nationalen" Wahlgruppe vereinigt, die Polen haben, wie bereits gesagt, ihre eigene Liste, dir Sozialdemokratie, gestützt auf ihr Netz tapferer,, kampfgestählter Vertrauensleute, geht s e l b st ä n d i g in den Wahlkampf. Spitzenkandidat ihrer Liste ist der Arbeiter Brill, der alte Parteivorsitzende, der wegen seiner Gesinnung zurzeit im Gefängnis sitzt. An aussichtsreicher Stelle kandidiert auch der Vorsitzende der neuen Arbeitergewerkschaft, Karl Töpfer, die nach der räuberischen Gleichschaltung der alten Gewerkschaften ins Leben gerufen wurde und rasch an Einfluß gewinnt. Die kommunistische Partei als solche kann nicht in den Wahllampf eintreten, da sie verboten ist, kommunistische Wahlvorschläge indessen dürften aus verfassungsmäßigen Gründen kaum inhibiert werden. Endlich ist noch der Wahlvorschlag einer oppositionellen, nicht gleichgeschal- tcten Frontkämpferorganisation zu registrieren. Bei der Beurteilung der Wahlchancen ist Vorsicht sehr am Platz. Die Nationalsozialisten, skrupellos wie immer, arbeiten nach dem bewährten S a a r r e ze p t. Ihr Führer Forst e r, ein einunddreißigjähriger, nach Danzig importierter Reichsdeutscher, hat das Stichwort ausgegeben und die gleichgefchaltete Presse leiert es immer wieder herunter—: wer gegen die Danziger Regierung stimmt, stimmt gegen Deutschland —. Der Danziger„Borposte n", das offizielle Naziblatt, gibt täglich die Parole aus:„Zurück zum Reich l" und die Gegner des Regimes werden als„Separatisten und Landesverräter" verschrieen. Immerhin ist festzustellen, daß hier der an der Saar so erfolgreich zur Anioendung gebrachte Trick nicht recht zieht; die Versammlungen der Opposition weisen fast durchweg überraschend starken Zulauf auf und die bisher abgchaltenen sozialdemokratischen Kundgebungen mußten zwei Stunden vor Beginn wegen völliger Ueberfüllunz gegen die noch andrängenden Massen gesperrt werden—. Indessen, Versammlungen sind kein endgültiges und eindeufiges Symptom. ES ist notwendig, auf die G e f a.h r e n d e s T e r r o r S hinzuweisen, der von Tag zu Tag steigt und bis zum 7. April wohl noch auf Saarmaß und darüber hinaus„massiert" werden wird. Der Druck, unter den breitesten Massen/ die in wirtschaftlicher Abhängigkeit stehen, gesetzt werden, kann die Wahl entscheidend beeinflussen. Schon heute ist es bereits so, daß oppositio- nclle Wahlhelfer und Flugblattverteiler in den Straßen niedergeschlagen und ihres Propagandamaterials beraubt werden—. In den Geschäftslokalen der wenigen oppositionellen Blätter werden Voss selbstverständlich stets unauffindbarem Mob die Scheiben eingeschlagen, aus tausend Kanälen fließt die erpresserische Beeinflussung und droht mit Hunger Und Gewalt. Der Völkerbundskommissar, dessen Pflicht es wäre, hier ordnend einzugreifen, verhält sich völlig passiv. Eins ist gewiß: gelingkes den Nazis, am 7. April die Zweidrittelmehrheit und mehr an sich zu reißen, so ist Europa einen weiteren verhängnisvollen Schritt zum nächsten Kriege weiterge« gange n. Dann ist Danzig daran. Und was sollst nach—? P. PBAGEIt ZBITBMG Epileptikerin zerfleischt ein Kind Ein furchtbarer Vorfall ereignete sich gestern vormittags im Hause Nr. 1047 v Hotkäch in Vrsoviee. Die Hausmeisterin Marie Mezera hatte ihr vierjähriges Töchterchen Jarmila der im zweiten Stockwerk desselben Hauses wohnenden Marie Bojtar zur Aufsicht übergeben, während sie die Treppen wusch. Als sie zwei Stunden später, um 12 Uhr mittags, zurückkehrte, sand sie dar Kind, dessen Kopfhaut buchstäblich skalpiert worden war, mit blutigen Striemen ohnmächtig im Kohlenkasten liegen. Der herbeigeholte Arzt ordnete die Ueberführung ins tschechische Kinderspital an, doch starb das Kind gegen 3 Uhr nachmittags an einem Bluterguß ins Gehirn, ohne daS Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Die Bostarovä, die sich während der Szenen, die der Auffindung deS lleinen Mädchens folgten, völlig teilnahmslos verhielt, wurde verhaftet. Die B o j t a r, die den„besseren Ständen" angehört— ihr Mann, von dem sie getrennt lebt, ist Advokat in Preßburg — war bereits dreimal im Irrenhaus«. Nach der Geburt ihres ersten Kindes zeigten sich epileptische Zustände, die ihr Verbleiben zu Hause unmöglich machten und die auch nach kurzem Aufenthalt in die Irrenanstalt, nach dem man versucht hatte, sie nach Hause zu nahmen, wieder austraten. Besonders litt sie unter der Er- llärung des Arztes, daß sie keine Kinder mehr haben dürfe, was bei ihr geradezu eine Art Rachsucht gegen andere, in dieser Hinsicht begünstigte Frauen, erzeugte. Ihr Verhältnis zu ihrem eigenen Kind«, das etwa im Alter der lleinen Jarmila stand, scheint ambivalent gewesen zu sein; während die Hausbewohner im allgemeinen behaupten, daß sie eS liebte, soll sie andererseits— ostenbar ebenfalls in einem epilepttschen Anfall—- mit einem Messer auf eS losgegangen sein. Möglicherweise sah sie in ihrem Kind auch die eigentliche Ursache ihres Schicksals, auf weitere Kinder verzichten zu müssen. Ihre Mutter und ihre Schwester hatten sie im November— zum Teil aus finanziellen Gründen— gegen Unterfertigung eines Reverses, in häusliche Pflege übernommen. Seit vorgestern abends befand sich die Bojtar allein in der Wohnung, da ihre Mutter mit ihrem Töchterchen nach der Slowakei gefahren war. In Unkenntnis dieses Umstandes hatte Frau Mezera um 10 Uhr vormittags der Bojtar ihr Kind zur Pflege überlassen, zumal sich diese sehr um das Kind bemüht und behauptet hatte, sie wolle mit ihm spielen. Als sie ihr gegen'Mittag begegnete, be- merkte sie. sie würde nun bald um das Kind kommen, da sie ihm zu essen geben wolle. Daraufhin machte die Bojtar kehrt und lief in ihre Wohnung zurück. Einige Minuten später läutete Frau Mezera an, ohne daß ihr jemand öffnete. Erst als andere Parteien durch das Läuten aufmerksam geworden waren, machte die Bojtar auf und sagte lächelnd:„Sie dürfen nicht erschrecken, Frau Mezera, die lleine Jarmila ist ein wenig ohnmächtig." Nun betrat Frau Mezera die Küche und sah ihr Kind nach unten im Kohlenkasten liegen. Die Haare waren büschelweise mit der Haut auSgerissen, der Körper überdies, wie sich später zeigte, von Striemen und Bißwunden bedeckt und di« Sttrn des Kinde? zeigte drei große, blutunterlaufene Flecken. Während Frau Mezera schreiend mit dem Ausruf:„Sie hat mir mein Kind erschlagen l", die Stiegen herunterlief, ging die Bojtar, als ob nichts vorgefallen wär«, in der Küche herum und kochte Suppe. Als einige Minuten später die Polizei erschien, erklärte sie, dar Kind habe beim Spielen den Nachttisch umgerissen; daher stammten die blauen Flecken. Auch auf dem Polizeikommiffariat gab sie nichts anderes an. Gewittersturm. Der gestern gegen Mittag über Prag niedergehende G ewitter-Schnee- st u r m, der übersallartig einseht«, hat in der Innenstadt wie in den Vororten erhebliche Verwüstungen zur Folge gehabt. Der Orkan zerschlug zahlreich« Fensterscheiben. Am Altstädter Ring kamen mehrere Personen in Gefahr, als der Sturm«in Dach abdeckte und Ziegel und Mauerwerk dirett vor den Fußgängern zur Erde prasselten. Die Erschreckten stürzten iy einen HauSeingang, dessen Scheiben in Trümmer gingen, ohne das aber jemand verletzt wurde. In den Vororten war der Orkan so stark, daß Bäume entwurzelt und Passanten zu Boden geworfen wurden. Tranport do« Blindenbüchern aus der elektrischen Straßenbahn. Der Verwaltungsrat der Pra ger Elektrischen Unternehmungen hat beschlossen, daß von nun an der Transport von Blindendruckschristen durch die elektrische Straßenbahn kostenlos erfolgen wird. Die Bücher dürfen jedoch nicht verpackt sein, um eS dem Kondutteur zu ermöglichen, festzu» stellen, ob es sich nicht um andere Gegenstände handelt, für die die GepäckStaxe zu bezahlen wäre. Die„raffiniert einfachen" Spielautomaten— nurmehr acht Tag». Bekanntlich ist unsere.Lebewelt" in der letzten Zeit von den Kronen-Automaten ForS-Astra an von Stufe zu Stufe bis zur Roulette gesunken, wo sie, in einem Vorraum der Alhambra , und anderwärts,„mit stier aus den Höhlen tretenden Augen", wie der„Expreß" bemerlle, den Lauf der schicksalhaften Kugel verfolgte. Die Sqche wirkte, von außen besehen, mehr komisch als verführerisch; trotzdem wurde vielfach auf ihren unmoralischen und eigentlich illegalen Charakter hingewiesen, sowie darauf, daß dem Staate, sobald daS Treiben größere Dimensionen annahm, zahlreiche Steuergelder entgingen. Nun ist durch Kundmachung der Polizeipräsidiums vom 27. März das Automaten-, Roulette- und sonstige Glücksspiel endgültig verboten und die Automaten, die, wie es im Erlaß heißt,„durch ihre raffiniert« Einfachheit daS Publikum verführen", haben binnen acht Tagen zu verschwinden. Ein« Massenversammlung über di« Verhältnisse an den deutschen Kliniken veranstaltet Samstag die Liga gegen den Antisemitismus. Es sprechen: Leo Sychrava, Dr. Georg Mannheimer, Pfarrer V- Vaniura und Dr. Eduard Fischl. Großer Saal, Dlouha tr. 41. Beginn 8 Uhr. Eintritt frei. Allgemein zugänglich. Die Osterftiertagr in den LeSkiden. Die StaatS- bahndirektion in Prag veranstaltet einen Sonderzug in den Tagen vom 16. bis 22. April mit Verpflegung und Führung in die Beskiden zum Preise von K£ 370.—. Anmeldungen täglich von 8 bis 17 Uhr mit einer Angabe im Bazar neben dem Wilson- bahnhof. Tel. 383.35. Ausstellung von Werken der französischen Bildhauerkunst in Prag . Für den Monat Mai d. I. ist «ine große Ausstellung im Belvedere -Schloß in Vorbereitung. Es werden dort französisch; Skulpturen zu sehen sein, die ähnlich wie die Ausstellung der Werke Meftroviö im Jahre 1833 in den Sälen und Loggien und im Garten des Belvedere-Schlosses zur Aufstellung gelangen werden. Freud « machen heißt Diana-Schokolade schenken, sie ist ein Edelprodukt. Gcrlchfssäal Einen Unschuldigen des Mordes beschuldigt nm seine Adresse z» eruieren Prag . Es ist bekannt, daß unaufgeklärt gebliebene Verbrechen, besonders Mordafiären, die durch sensattonelle Begleitumstände die Phantasie des Publikums reizen, eine förmliche Massenpsychose auslösen können, die u. a. in einer Flut unbegründeter Anzeigen und Verdächtigungen unschuldiger Personen in Erscheinung tritt und den Sicherheitsbehärden viel unfruchtbare Mühe verursacht. Die Ermordung der Prostttuierten I a n o t a im Walde bei Vsenor ist geradezu daS Schulbeispiel einer solchen Kriminalpsychose. Dieses Verbrechen, das ungeheures Aussehen machte und trotz aller Anstrengungen der Polizei in geheimnisvolles Dunkel gehüllt blieb; liegt bereits sieben Jahre zurück. Und doch werden bis auf den heuttgen Tag Strafverhandlungen abgeführt, die zum soundsovielten Male fälschliche Beschuldigungen unschuldiger Personen zum Gegenstand haben, die des Mordes an der Janota bezichtigt wurden. Freilich handelt es sich in solchen Fällen, über die wir mehrfach berichten konnten, meist nicht um exaltierte Phantasten, sondern um bewußte Verleumder, die mit ihren Beschuldigungen esnen mehr oder minder dunklen Zweck verfolgen. Ein besonders kurioses Exemplar ist jedenfalls der ehemalige Chauffeur Franz D r d a, der Freitag wegen deS Verbrechens der fälschlichen Bezichttgung und der falschen Zeugenaussage vor dem Strafsenat Novotny erschien. Drda saß wegen irgend eines Diebstahls oder dergleichen ler ist kein Neuling im Kriminal) in der Strafhaft des Pankrazer Gefängnisses. Am 12. Jänner ließ er sich plötzlich dem Gefängnisdirektor vorführen und überraschte diesen durch eine großartige Enthüllung. Er kenne den Mörder der Janota. Dieser„Unhold von VSenor" sei niemand anderer als Herr Jaroflav P., Leiter einer Baka- Filiale. Drda behauptet«, den Beschuldigten seinerzeit des öfteren in seinem Auto gefahren zu haben und insbesondere habe er an dem Mordtag zusammen mit der Janota nach Vsenor gebracht. Sein« Beschuldigung unterspickte Drda mit einer Menge Details und fein siebenjähriges Schweigen erklärte er damit, daß der beschuldigte Filialleiter ihm gedroht habe, er werd« ihn auf der Stelle erschießen, wenn er auch nur ein Wort verrate. Ueberflüssig zu bemerken, daß die ganze Beschuldigung vollkommen erfunden war, wie sich im Zuge der Untersuchung bald herauSstellte. Immerhin hatte der Verdächtige unangenehme Wochen zu verleben,«he seine Unschuld nachgewiesen war. Da Drda seine Aussagen auch vor dem Untersuchungsrichter auftecht erhielt, hat er sich nebst fälschlichen Bezichtigung auch noch der falschen Zeugenaussage schuldig gemacht. Warum hat er aber diese gründ- und sinnlose Anschuldigung erhoben? Er brachte dafür,«ine Erklärung, di« humoristisch genug anmutet. Der. verdächtigte Filialleiter Hecke in einem der zahlreichen Prozesse, die Drda immer wieder vor Gericht brachten, als Entlastungszeuge aussagen sollen, doch habe die Polizei niemals seine Adresse eruieren können. Diese geringe Tüchtigkeit des Meldeamtes habe ihn so geärgert, daß er sich zu der falschen Denunziation entschloß. Wenn pie Polizei nicht den harmlosen und unbescholtenen Bürger Jaroflav P. aufzüfinden imstande war— den mutmaßlichen Mörder von Vsenor würde sie sicherlich aufzustöbern wissen. Iw dieser Erwartung sah sich Drda denn auch keineswegs enttäuscht, ab« die Folgen waren für ihn unangenehm. Bei b« Hauptderhandlung bewies der Angeklagte seine reich« kriminalistisch« Routine und Erfahrung. Er verzichtete auf einen Verteidiger und stellte selbst unter juristisch einwandfreier Berufung auf di« einschlägigen Paragraphen Antrag auf Prüfung seines Geisteszustandes. Dem Gericht blieb nichts ickrig,. als dem formell einwandfreien Antrag stattzugeben und die Verhandlung zu vertagen. rb MitteiUmgen aus dem Publikum, Unangenehm« Kopfschmerzen können durch einfaches Bestreichen von Schläfen und Stirn mit Alpa- Franzbtanntwein gelindert werden. Einreibungen mit Alpa lindern auch rheumattsche Schmerzen und erfrischen bei Ermüdung. Einige Tropfen Alpa in ein Glas Wasser und Sie haben ein gute? Mundwasser,
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15 (30.3.1935) 76
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