Nr. 77 Sonntag, 3t. März 1935 Seite 3 tfudeiendeutstfier Zeitspie&et die Der Berbandsvorstand der Sozialistischen Jugendverbandes beschloss in seiner Sitzung vom 28. März 1838 folgend: Erklärung: Das Bemühen der»Sozialistischen Aktion", Geschlossenheit des Sozialistischen Jugendver­bandes zu untergraben, hat sich in der letzten Zeit verstärkt. Die»Sozialistische Aktion" höhnt nicht nur die einmütig gefaßten Beschlüsse der Ver­bandsführung und deren ebenso einmütige und be­geisterte Erfüllung durch die Gruppen und Funk­tionäre des Verbandes, sondern versucht auch in der verächtlichsten Weise die Funktionäre des Ver­bandes gegeneinander auszuspiclen. Insbesondere behauptet sie das Bestehen einer»Verbands oppo- sition", die gegen Hen»in das bürgerliche Fahr­wasser geratenen Verbandsvorstand gerichtet sei und lobt die Arbeit der angeblichen Opposition, deren Fähigkeiten und Erfolge sie mit denen der »Lieblinge des Verbandsvorsitzcnden" verglichen wissen will. Der Verbändsvorstand stellt fest, daß die von der»Sozialistischen Mtion" unter Berufung auf eine angebliche Opposition wiederholt verächtlich gemachten Arbeitsmethoden des Sozialistischen Jugendverbandes auf kameradschaftlich erarbeitete und einstimmig gefasste Beschlüsse dec- gesamten Berbandsleitung zurückzuführen sind und dass diese Beschlüsse auch von dem Genossen Walter mitgefasst wurden,- von dem die»Sozialistische Aktion" behauptet, er habe als oppositioneller Kreisvertrauensmann in seinem Kreisgebiet be­sonders schöne organisatorische Erfolge zu^ver­zeichnen. Der Berbandsvorstand verwahrt sich gegen die von der»Sozialistischen Aktion" betriebene Verhetzung und nimmt zur Kenntnis, dass dir organisawrischen Erfolge in der Kreisorganisation Karlsbad   weder der oppositionellen Haltung des Kreisvertrauensmannes und Verbandsvorstands- mitgliedeS Michael Walter, noch einer Illoyalität erledigt bleiben. Der Herr Landespräsident zeigte sich über den Sachverhalt sehr gut informiert und verwies darauf, dass vor allem eine grundsätzliche Entscheidung des Landwirtschaftsministeriums notwendig sei» ob und in welcher Form eine Er­weiterung der Hopfenanbauflächen bewilligt wer­den könnte. Die Delegation hat nun ihren ein­gangs zitierten Standpunkt schriftlich sowohl dem Landespräsidenten als auch dem Ministerium für Landwirtschaft unterbreitet. Der Zentralverband der Kleinbauern und Häusler   wird weiter für eine soziale Lösung die­ser Frage arbeiten. Dievölkis chen Studentenverbände" die nazistischen also haben das Be­dürfnis empfunden, gegen die Angriffe auf die deutsche Universität, die im Anschluss an den tragi­schen Fall des Dr. Gach erhoben wurden, eine Protestkundgebung zu veranstalten. Ueberflüssig, zu sagen, dass diese Kundgebung im Hörsaal IV des Carolinum S, aufakademischem Boden", stattfinden konnte, wo im Vorjahr eine Masarytfeier der Sozialistischen Studenten nicht zugelaffen wurde. Beinahe ebenso überflüssig zu sagen, dass die akademischen Spitzen so gut wie vollzählig erschie­nen waren. Die Herren, die keine Zeit haben, ein deutsches Buch zu lesen, finden immer Zeit, wenn es gilt, den Hohenfriedberger Marsch oder die Albernheiten völkischer Politikaster anzuhören. Es waren also erschienen: der R e k t o r der Universität Dr. G r o h e r, der Rektor der Technik Prof. G i n t l(dem man übrigens den Arier nicht auf den ersten Blick ansieht) und die Pro- kessoren Ghon, San Nicolo(wie dürfte der fehler»!), Sander, Svoboda, Marx, Tschermak-Seysenegg, Brand-und Z e Y n e k. Welches Matz von politischer Bildung und Erfahrung die Veranstalter besitzen, zeigte sich gleich, als der Vorsitzende, ein Herr H a m m e r l, bei der Eröffnung die Pressevertreter warnte, d ie Versammlung zu st ö r e n. Eine merkwürdige Vorstellung scheinen die mit der Feder freilich wenig vertrauten Her­ren Nazi-Akademiker von einem Journalisten zu haben, dass sie ausgerechnet von den Pressevertre­tern Zwischenrufe und Störungen erwarten. Ueber die sachliche Seite des Falles Gach sprach der Hammer! nicht. Er bemühte sich nicht, die Argumente der Kritiker der Universität zu ent­kräften. Aber er wandte sich dagegen, dass man von der deuffchen Universität verlange, dass sie jedem Hergelaufenen dasselbe Recht einräume wie einem deutschblütigen Studenten." Und von den Professoren, die sich das ruhig anhören, soll nun derhergelaufene" Stu­dent annehmen, dass sie ihn gerecht beurtei­len und behandeln werden? Professoren, die einer Einteilung der Studenten in deutschblütige und hergelaufene stillschweigend ihre Sanktion erteilen, müssten auf der Stelle aus den Vrü- f u n g i I. om w i o n em. ,e ntkernt werden. Bei dieser Gelegenheit könnte man einige von ihnen auch fragen, ob sie sich zu den Deutsch- blütigen oder zu den Hergelaufenen zählen, z. B. den S a n N i c o I d, der unseres Wissens aus Welschland hergekommen ist. Hammerl betonte, dass zwei Fünftel der akademsschen Lehrkräfte nichtarisch seien, wäh­rend an der tschechischen Universität fast keine Nichtarier lehren. Es wurde dann eine Entschliessung angenommen, die mit dem Hinweis auf die An­wesenheit der Rektoren beginnt, dann behauptet, man wove die deutsche Universität vernich­ten und die deutschen Hochschulenzu einem Zentrum volksfremder Agitation" machen". Weiter wird von den verleum­derischen und hetzerischen An­griffen der Emigrantenpresse ge­redet und alle Angriffe werden mit der Bemer­kung abgetan, dass ihnen Tatsachen(?) gegenüberstehen, die für sich sprechen. Nach einem Angriff auf die sozialdemokratische Interpella­tion bedauert die Entschließung, dass keine bür­gerliche Partei sich den»unbegründeten Anschul­digungen" entgegengestellt habe. Und nun geht es in reinster Goebbels-Tonart weiter: Im Interesse einer ruhigen und fortschritt­lichen Entwicklung unserer Hochschulen fordern wir, dass dem wüsten Treiben einer politischen Unterwelt Einhalt geboten werde. Im Namen unserer Kultur protestieren wir mit aller Energie vor der gesamten Oeffentlichkeit dagegen, dass durch billige Anschuldigungen unserer Hochschulen und Professoren, die für Volk und Staat restlos ihre Persönlichkeit ei n- gesetzt haben, aus dunklen Motiven in den Kot gezerrt werden. Ihre Leistungen sind unleug­bar« Zeugen dafür, dass sie durch ihre Tätigkeit auf wissenschaftlichem Gebiet den hohen Wert der deutschen Hochschulen für die Kultur des Volkes und des Staates in höchstem Masse bewiesen haben. Wir protestieren dagegen, dass die Berufungen und die Besetzung der Lehrkanzeln der Hochschulen zu einer Angelegenheit der Strasse gemacht wird und parteipolitische Interessen in den Vordergrund gestellt werden. Ebendas hat man ja den Herren vorgewor­fen, dass sie nickt nach wissenschaftlich sachlichen Gesichtspunkten, sondern nach dem Wunsch der Gasse entscheiden, zu der die Nazi­studenten vollzählig zu rechnen sind! Schliesslich behaupten die Nazi, dass sie geschloffenwie ein Mann hinter unseren Hochschulen stehen, würdevoll, aber entschlössest". Würdevoll ist in diesem Zusammenhang besonders gutl Und nun, da durch den Ton der Entschlie- ssung, durch die unflätigen Ausfälle zur Genüge der Ortsgruppen gegenüber dem Verband zu ver­danken sind, sondern einzig und allein der auf den Beschlüssen von Reu-Ohlisch beruhenden Arbeit aller Funktionäre der westböhmischen KreiSorgani- sation, deren mitunterzeichneter Kreisvertrauens­mann Walter es aus selbstverständlicher Kamerad­schaft ablehnt, allein eine zudem nicht ehrlich gemeinte Würdigung für Erfolge in Ansprch zu nehmen, an deren Zustandekonunen alle Ge­nossen und Genossinnen der KreiSorganlsation Karlsbad   nicht minder beteiligt sind als der Ver­bandsvorstand, der die Kreisorganisation bei ihrer' Arbeit nach Kräften unterstützt. Im übrigen ist festzustellen, daß sich die crganisatorischen Erfolge des Sozialistischen Jugendverbandes nicht auf die Kreisorganisation Karlsbad   beschränken, sondern erfreulicherweise im ganzen Arbeitsgebiet des Verbandes erzielt werden. Der Wert der Angriffe, die die»Sozialistische Aktion" auf die führenden Funktionäre des So­zialistischen Jugendverbandes unter Berufung auf die angeblich oppositionelle Kreisführung in Karls­ bad   richtet, wird schon daraus offenbar, dass die Sitzung von Neu-Ohlisch mit einem einstimmig gefaßten Beschluss, also unter Mitwirkung des Genossen Walter, das Bekenntnis zur»Sozialisti­schen Aktion" und ihre Vorbereitung als mit der Zugehörigkeit zum Sozialistischen Fugendverband unvereinbar erklärt hat. Indem der Berbandsvorstand in voller Ein­mütigkeit die verwerflichen Methoden der»So­zialistischen Aktion" ablehnt, ruft er dje Jugend­genossinnen und-Genossen auf, in dieser schweren Zeit in derselben Kameradschaftlichkeit zusammen­zustehen wie bisher und der gewissenlosen Ver­hetzung durch Aussenstehende die sozialistische Tat entgegenzustellen, die ihre Erfolge aus dem gegen­seitigen Vertrauen aller Mitglieder und Funk­tionäre des Sozialistischen Jugendverbandes ableitet.> Oie Nummern der Kandidatenlisten In der Novelle zur Wahlordnung ist bekannt­lich auch die Bestimmung enthalten, daß die Kan­didatenlisten der Parteien in der Reihenfolge der Stärke der Parteien bet den letzten Wahlen ms Abgeordnetenhaus erfolgt. Danach also werden haben Nummer 1 Republikanische Partei   der Landwirt«, 2 Tschechoslowakische sozialdemokra­tische Arbeiterpartei, 3 Tschechoslowakische natio­nalsozialistische Partei, 4 Kommunistische Partei  , 6 Tschechoslowakische Volkspartei, Ü Deutsche so­zialdemokratische Arbeiterpartei, 7 Slowakische Bolkspartei, 8 Bund der Landwirte, 9 Närodni sjednoceni, 10 Deutsche chcistlichsoziale Partei, 11 Tschechoslowakische Gewerbepartei. Die weitere Reihenfolge kann nicht mehr genau angegeben Werden, weil die Wahlgruppen der Magyaren noch nicht bekannt sind. kür eine gerechte Planwirtschaft Sozialdemokratisches Einschreiten zu­gunsten der kleinen Hopfenzüchter Die gesetzliche Beschränkung der Hopfen­anbaufläche hat ihre Vorteile und Nachteile. Einer­seits wird der preisschädigenden Ueberproduktion gesteuert» anderseits ist ein Erzeugungsmonopol geschaffen worden. Nun haben aber gerade im Saazer Land viele kleine Grund­besitzer in der schlechten Zeit zwischen 1928 und 1932 die Hopfengärten aufgelassen, weil sie darauf angewiesen waren, irgendeinen be­scheidenen Ertrag aus dem Acker zu ziehen. Seit­dem der Hopfenbau wieder halbwegs rentabel ge­worden ist, häufen sich bei der böhmischen Landes­behörde die Ansuchen um Bewilligung neuer Hop­fengärten. Soweit dabei größere Hopfenzüchter von der kaum begonnenen Preiökonjunktur profitieren und sofort die Anbaufläche vergrößern wollen, wird man bei der Behandlung dieser Ansuchen sehr zu­rückhaltend sein müssen, um einen neuen Preis­sturz zu vermeiden. Anders liegt die Sache in je­nen Fällen, wo entweder der Hopfenbau ganz auf­gegeben oder über vierzig Prozent eingeschränkt wurde. Solche kleine Grundbesitzer hätten heute begründeten Anspruch darauf, dass ihnen neue Hopfenanlagen bewilligt werden. In diesem Sinne sprach kürzlich eine Depu­tation, bestehend aus den Genossen Mrasek» ! Tuchorschitz, Landesvertreter H a l a und Abg. Ge­nossen I a k s ch beim Herrn Landespräsidenten Dr. S o b o t k a vor. Sie verwies insbesondere dar­auf, dass es unter der Bevölkerung des Saazer Lande- viel böses Blut machen würde, wenn ettva nur einigen Restgutbesitzern die Er­weiterung der Anbaufläche bewilligt würde, wäh­rend die Ansuchen der kleineren Grundbesitzer un ­erwiesen ist, dass die Universität wirk- lichssomNazismusverseucht ist, hat Seine Magnifizenz der Herr Rektor keineswegs den Saal verlassen, in dem die gewählten Vertre­ter des deutschen Volkes als Unterwelt apo­strophiert worden waren, er hat vielmehr das Wort ergriffen, das der Hammerl ihm gab, und nach der einleitenden Bemerkung, er müsse vorsichtig sein, denn man verdrehe einem heute die Worte im Munde, sprach auch er von'den»Verleum­dung« n", die gegen die deutsche Universität erhoben werden. Er fuhr fort: Wenn wir daran festhalten, dass wir eine deutsche Hochschule sind und nicht eine Hochschule mit deutscher Unterrichtssprache und nächstens 0er erste Wahlsonntag In Ungarn  Budapest  . Der heutige Sonntag ist der erste Abstimmungstag für die ungarischen Reichstags- Wahlen. In der acht Tage umfassenden Abstim- mungskampagne gelangen 248 Mandate zur Ver­gebung. Dabei braucht in 54 Bezirken nicht abge- srimmt zu werden, da bloss ein Kandidat empfoh­len wurde. Von diesen 54 einstimmig gewählten Kandidaten sind 47 Anhänger der Partei der nationalen Einheit, 8 parteilos und einer Anhän- Wieder ein wenig akademischer Unflat Nazistudenten bestätigen durch die Tat die Vorwürfe gegen die deutsche Universität Die sozialistische Jugendbewegung ist einig! Karl Kern, Rudolf Geißler, Ferry S di i m m e I, Michael Walter, Josef S t y b e r, Florian W e i k e r t, Heinrich W e I s b a ch, Willi Sdi ö n, Karl Werner, Alois Patz, Josef K r e i n e r, Willi W a n k a. Und sowas redet von Einheitsfront! Keine Jndustriellentagung und Handelskammerversamm- lung vergeht, auf der das Unternehmertum nicht entschiedenen Protest gegen die von der Sozialde ­mokratie und den Gewerkschaften erhobenen For ­derung auf Einführung der 40-Stunden-Arbeits- woche eichebt. Trotzdem aber versteigt sich ein, kommunistischer Artikelschreiber, H. Fridrich,'! Prag  , in einem in der kommunistischen   Presse er­schienenen Artikel zu folgender Behauptung: Die sozialdemokratische Forderung nach Ein ­führung der Bierzigstunden-Woche zeigt sich somit klar als eine Massnahme der Rationalisierung und als eine Massnahme zugunsten der Kapitalisten." Vielleicht erklären die Kommunisten den Arbei- tcrn einmal, warum denn die Kapitalisten so ger der unabhängigen kleinen Landwirte-Partei, hartnäckigen Widerstand gegen die Forderung gel-1 Der heutige Wahltag wird die Entscheidung tend machen. Ausserdem aber sollen sie aufhören in weiteren 125 Wahlbezirken bringen, so daß bis zu verlangen, daß ihr Gerede von der EinheitS- zum Sonntag Abend, spätestens bis Montag früh, front auch nur von einem sozialdemokratischen, bereits das Ergebnis von 179 Wahlbezirken be- Arbeiter ernst genommen wird. 1 rannt sein wird. Die Erhaltung der A u t o n o m i e sei nie sten zu geben. Das ist um so merkwürdiger, als rx. sich bei der wesentlichen Neuerung, der Einfnh- I rung eines Quorums von 125.000 Stimmen für die Zulassung zum zweiten Skrutinium, um eine Bestimmung handelt, welche die im Parlamente vertretenen deutschen Parteien überhaupt nicht be­rührt. Denn alle Parteien und Wahlgemeinschaf­ten, die auf deutscher Seite im Jahre 1929 kan­didiert haben, erreichten weit mehr als 125.000 Stimmen, abgesehen von der alldeutschen Volks­partei, die mit ihren 6672 Stimmen auch ohne Quorum kein Mandat erlangen konnte. Das Quorum ist also im Gegensatz zu der Behauptung derBohemia", so weit deutsche Parteien in Frage kommen, keinesfallseine Waffe, mit der klein« Parteien niedergemäht wer­den können". Das gilt sogar von derArbeits­und Wirtschaftsgemeinschaft", die, obwohl sie keine Partei, sondern schon eine ziemlich kompli­zierte Wahlg?meinschaft mehrerer Parteien ist, auch vor Einführung des Quorums nur unter den Fittichen des Bundes der Landwirte zu Mandaten kommen konnte. Es steht also derBohemia" schlecht an, die z w e i t e Bedingung für die Er­langung eines Mandates al^ Einschränkung der Freiheit des Wählers anzuprangern, da doch ihr politisches Schoßkind schon die erst e, längst gel­tende Voraussetzung nicht zu erfüllen vermag. Im Eifer der Polemik hat Herr F  . B. sich übrigens nicht bloß über die bestehenden Parteien­verhältnisse und über die Daten der Wahlstatistik kühn hinweggesetzt, sondern auch über die klaren Bestimmungen der Vorlage selbst, die durchaus nicht die Zuteilung eines Grundmandates, son­dern nur die Zulassung zum zweiten Skrutinium. also die Erlangung von Restmandaten an das Quorum bindet. Das ist kein bloßes Versehen, das an sich bei einem Parlamentarier schwer ent­schuldbar wäre» sondern tendenziöse Ausdeutung von Bestimmungen, die auf Seite drei desselben Blattes richtig wiedergegeben werden. Die Berech­tigung der»Bohemia" Sittennoten äuszuteilen, ' kann schon danach entsprechend gewürdigt werden. Aber das hindert dieBohemia" keineswegs, den Sozialdemokraten Tartüfferie vorznwerfen, da sie auf der einen Seite Wahlbündnisse als Verrat" bekämpfen, auf der anderen Seite aber solche Wahlbündnisse durch legislatorische Mass­nahmen erzwingen. Wir haben schon bewiesen, dass das neue Gesetz kein deutsches Wahlbündnis nötig macht, das nicht schon-nach den früheren Bestimmungen nötig gewesen wäre, wenn man schon die parlamentarische Existenz solcherwert­voller politischer Individualitäten", wie sie Herr F  . B. im Auge hat, als Notwendigkeit gelten las­sen will. Auch haben wir niemals jedes Wahl­bündnis alsVerrat" angesehen, sondern bloß die Bündnisse, zwischen Fascisten und Liberalen, Ha- kenkreuzlern und Juden, Klerikalen und Freisin­nigen, wie sie gerade auf Prager Boden, den deut­schen Wählern immer wieder beschert wurden. Was aber die Tartüfferie betrifft, so scheint es uns keine größere geben zu kcynen, als die, welche empört auffährt, wenn eine gesetzliche Maßnahme Parteien, die nicht einmal acht Prozent der im Jahre 1929 abgegebenen deutschen Stimmen auf sich vereinigen, von der Verteilung der Restman­date ausschließt, aber dem Bestreben der Heimat­front, alle deutschen Parteien auch die eigene auf- zufressen, beharrlich Beifall Katscht. ! Ueberflüssise Aufregung Die Regierung hat eine Novelle zur Parla- ' mentswahlordnung eingebracht, für die, nach dec , Logik derBohemia" die in der Regierung ver- I tretenen deutschen Sozialdemokraten und der vielleicht einer anderen, so müssen wir darauf Bund der Landwirte die politische Verantwortung bestehen, dass das deutsche   Volk und seine   Ber- tragen. Tschechische Regierungsparteien scheint es treter die Hochschule in ihren Händen behalten." i danach überhaupt nicht, oder doch nur als Stati- Di- ffirWhn»   d-r A n t o n o m i e sei nie! sten zu geben. Das ist um so merkwürdiger, als wichtiger gewesen als jetzt. Zum Schluss forderte Großer die Demonstranten auf, ruhig auseinan ­derzugehen, damit die»W ü r d e dieser Kund ­gebung" nicht gestört werde. Deutlicher als durch diese würdevolle Kundgebung konnten die Nazi nicht beweisen, daß ein eiserner Besen die deutsche Universität säubern müßte, deut ­licher als durch seine Sympathiekund ­gebung konnte der R e k t o r nicht dartun, daß die Angriffe auf ihn und einen Teil seiner Kolle ­gen gerechtfertigt sind. Es wäre wichtig, daß die Vertreter des deutschen Volkes diese Universi ­tät in die Hände bekämen, aber es heißt die Situa ­tion bedenklich verkennen, wenn man die N a z i- Professoren als Vertreter des deutschen Volkes ansprichtl