Sozialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTE! IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

15. Jahrgang

Dienstag, 2. April 1935

Der Messias des Industriellenverbandes bei Henlein   gelandet

Dr. Rosche in der Sudetendeutschen Hitler Front

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 78

Mayer und Hanreich, dazu vermutlich ein..Parteihader" im Totalstaat paar Gewerberetter und ausquartierte Landbündler Henlein sollte als gewis­

ſenhafter Versicherungsdirektor doch von jedem Heimwehr Heimwehr   gegen Schuschnigg

Neuzuversichernden ein politisches Gesundheits­Attest anfordern, sonst wird er mehr Mandate ver­Das Tschechoslowakische Presbüro bringt 1 Der Vater der Verbindung soll übrigens nicht geben müssen, als er aus den vereinigten Stim aus einem Bericht der DAWG folgende Meldung: Rosche  , sondern Dr. Peters sein. Peters hat sich men aufzubringen vermag. Schließlich wollen die Die Reich svertreter(!) der Gruppe Dr. unseren Informationen zufolge bei einer oppofitio- Herren vom B auch ihre Mandate haben und Rosche   hielten am Sonntag, dem 31. März, in nellen deutschbürgerlichen Partei um ein Mandat Sandner und Brand zerreißen sich kaum die Prag   eine Tagung ab, in der Dr. Rosche ein Bild beworben, das ihm verweigert wurde. Daraufhin Mäuler, damit Peters und, Bacher ins nächste über die innen- und außenpolitische Entwicklung sah er feinen anderen Ausweg, als sein Mandat Parlament einziehen. im tschechoslowakischen Staate gab. Er stellte fest, bei Henlein   sicherstellen zu lassen. Denn die Hen- Der Uebergang Rosches zu Henlein   bewein daß die von ihm vor zehn Jahren aufgezeigte poli- leinsche Voltsgemeinschaft ist eben doch vor allem die Zerfahrenheit, Ratlosigkeit und Katastrophen­tische Linie hente Gemeingut weitester Kreise der eine Mandatsversicherungs- Gesell- stimmung im bürgerlich- nationalen Lager, er zeigt fudetendeutschen Deffentlichkeit geworden ist. Es schaft. Im Vorzimmer des Führers herrscht jetzt aber auch, daß die Heimatfront vor allem find dies: Absolut aktive, positive Gin- schon ein bedenkliches Gedränge. Bacher, die Partei der deutschen   Kapita it e I lung zum tschechoslowakischen Staate, zur eters, Rosche  , wie noch zu melden ist, auch I i sten ist. Republik  , zu än ferer und innerer De­mokratie bei eindeutiger Ableh nung von Fascismus, Dittatur und Totalitätsansprüchen. In allen

Auch Mayer und Hanreich in der

diesen Dingen kann zwischen der Gruppe. Dr. Sudetendeutschen Mandatsversicherung

Rosche und der Heimatfront eine erfreuliche grundsätzliche

Uebereinstimmung

-

er

Die Gegensäße zwischen den beiden Flü zwischen den Heimwehren und den Klerikalen, geln des austrofascistischen Regierungslagers haben sich neuerlich verschärft.

Gegenstand des Kampfes ist zunächst die Wehrmacht  . Der bäuerliche Flügel des Regierungslagers, der vom dem Landwirtschafts­minister Reither repräsentiert wird, verlangt die allgemeine Wehrpflicht, er hofft, die Einfüh­rung der allgemeinen Wehrpflicht werde es er­möglichen, die Heimwehr aufzulösen. Diese For­derung stößt aber auf Widerstände, da die Re­gierung weiß, daß ein Heer der allgemeinen Wehrplicht z u Dritte In aus Sozializ

zwei

it en und Naz is bestünde. Man denkt daher daran, vorläufig nicht die allgemeine Wehr pflicht zu verwirklichen, aber die Heimwehr  , die

Wie sehr sich die SHF tros aller gegenteili-| sich. Sie sind seinerzeit, nachdem sie im B. d. 2. die Sturmscharen und den Freiheitsbund in das festgestellt werden. Aus dieser Erkenntnis heraus gen Behauptungen zur Wandatsverfi- Vorreiter der Bürgerblockpolitik gewesen waren, Heer einzugliedern. In welcher Weise die Ein­hat die Reichsvertretung der Gruppe Dr. Rosche che rung und geradezu in ein Ramsch ge aus ihrer Partei ausgetreten, als es ihnen dort zu gliederung geschehen soll, ist Gegenstand des einmütig beſchloſſen, auf ein selbständiges Auftreten schäft mit politischen Ladenhütern verwandelt brenzlich wurde. Mit den Deutschnationalen zogen Streites. Die Generäle des Bundesheeres, von bei den kommenden Wahlen zu verzichten, hat die hat, beweist nicht nur der Fall Nosche, sondern auch sie 1929 in die Wahlen. Nun suchten sie für ihre dem klerikalen Flügel der Regierung unterstützt, bisher geführten Verhandlungen mit begeisterter eine Mitteilung, die in den Henleinschen SPB am Mandate wieder beim B. d. 2. Zuflucht und eben möchten die Eingliederung so vollziehen, daß die Zustimmung genehmigend zur Kenntnis genommen 1. April- und dies mit vollem Recht und Dr. Rosche alle Vollmachten zur Beendigung schienen ist. jetzt scheint ihnen eine Versicherung in der SF Heimwehr im Bundesheer aufgeht, unter sein doch wieder verlockender zu sein. In der Ausein Kommando kommt und daher aufhört, eine felb= der Verhandlungen erteilt. In Nebereinstimmung Die Herren Maher und Dr. Hanreich andersetzung mit dem B. d. 2. hat die SH ständige politische Macht zu sein. Die Heimwehr mit Konrad Henlein   als dem Vorsitzenden der Hei- teilen dort mit, daß sie den B. d. L., dem fie erft dauernd betont, daß sie die Volksgemein wehrt sich dagegen und verlangt ihre Eingliede matfront soll die weitere Zusammenarbeit auf vor kurzem wieder beigetreten waren, verlassenschaft anstrebe, aber einen Mandatshan- rung in das Bundesheer unter Wahrung ihrer gebant fein. Es wurde weiter zustimmend zur und mit ihm nichts mehr zu tun haben wollen. be I ablehne. Man wird aber zwischen Eger organisatorischen Selbständigkeit und ihrer Kom­partner der DAWG, die Rosche  - Gruppe und die SHF an. Kenntnis genommen, daß sich die beiden Vertrags- Gie melden zugleich ihren Eintritt in die und Oderberg   kaum einen Dummen finden, der sich manden. Deutschdemokratische Freiheitspartei, über den

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einreden läßt, Rosche  , Bacher, Mayer und Im Zusammenhang damit geht der Kampf Mayer und Hanreich haben eine bewegte han reich suchten bei Henlein   als dem Führer um die Staatsführung weiter. Die Heimwehr der Volksgemeinschaft und nicht als dem Chef der größten Mandatsversicherungs- A.- G. Zuflucht!

Stand der Verhandlungen laufend unterrichtet Karriere hinter sich, aber wenn sie nun bei Hen­haben und daß die endgültige Klärung des beider- lein landen, vermutlich eine noch bewegtere vor seitigen Verhältnisses in einer in den nächsten Tagen stattfindenden gemeinsamen Reichsvollzugsans­schußfihung der DAWG erfolgen wird.

Nationale Minderheit im Totalstaat

will den Bundespräsidenten Miklas stür­

zen

und Bauernbund anderer­

und Star hemberg zum Reichsverweser machen. Da der Reichsverweser über das Bundesheer verfügen Einheit( Regierungspartei) bis Montag be- würde, würde dies bedeuten, daß nicht die Heims Vor sieben Jahren ist Dr. Rosche aus der reits 153 Mandate von insgesamt 245 Abgeord wehr im Bundesheer, sondern das Bundesheer in Front des nationalen Negativismus ausgebrochen neten erhalten, so daß die Regierung Gömbö 3 der Heimwehr   aufginge. und hat als Treuhänder der deutschen   Industriel­Alle deutschen   Kandidaten unterlegen! im neuen Parlament über eine ausschlag- Dazu kommen noch sich ständig verschärfende len eine Partei gegründet, die sich bei den Landes­wahlen 1928 als die neue, das Sudetendeutsch­Budapest.( Tsch. P.-B.) Im Verlaufe gebende Mehrheit verfügen wird. Die Reibungen zwischen Heimwehr   und den tum rettende Partei anpries. Der erste Anlauf des ersten Wahltages der ungarischen Parlaments- legitimistische Oppositionsgruppe ist fast Sturmscharen einerseits, He i m- brachte ihr auch einen gewissen Erfolg. 1929 fan wahlen sind die vier Wahlkandidaten der Ungar- völlig verschwunden. Die führenden Legi- wehr didierte die aus der Rojchegruppe und der   Deutsch- ländischen Schwaben, Dr. Knbach, der Gene- timisten, unter ihnen Markgraf Pallavicini, find feits. In dieser Lage hat in   Linz eine Heim­demokratischen Partei gebildete DAWG gemein- ralsekretär des Ungarländifchen deutschen Volks- nicht wiedergewählt worden. Die von Tibor Ed- wehrversammlung stattgefunden, die öffentlich sam mit dem Bund der Landwirte, auf dessen bildungsvereins Dr. Basch, der Redakteur hardt geführte Partei der Unabhängigen Klein mit gewaltsamer Durchsetzung der Heimwehr­Listen sie vier Mandate errang. rök und der Kandidat Teppert bei den Wah- landwirte hat bisher zirka 20 Mandate. Im forderungen gedroht hat. Die Bedeutung der len unterlegen. Die Wahlbehörden erklären, daß Laufe des Montag vormittags sind nach Blätter- Versammlung ist um so größer, als an ihr der die   deutschen Kandidaten nicht die notwendige meldungen beim Innenministerium nahezu hun- Graf   Revertera, Sicherheitsdirektor von Stimmenmehrheit erhalten haben. dert Beschwerden von Kandidaten der einzelnen Oberösterreich und intimer Freund Starhem­Budapest. Nach den bisherigen amtlichen Parteien über Behinderung der freien Stimm- begs, teilgenommen und eine der wichtigsten Re­den gehalten hat. Daß die gegen die Regierung Mitteilungen hat die Partei der Nationalen abgabe eingelaufen. Schuschniggs gerichteten Drohreden von den Lin­  zer Zeitungen veröffentlicht werden durften, ist fennzeichnend. Sehr merkwürdig ist die Stellung Dr. Gleißner 3, des Landeshauptmanns von   Oberösterreich, der, obwohl er kein Heim= wehrmann ist, die ganze Beivegung offensichtlich benützt, um Schuschnigg zu stürzen und sich an seine Stelle zu seßen. Die Wiener Zeitungen ha ben die in der   Linzer Versammlung gehaltenen Reden nicht veröffentlicht. Dem in   Linz legal er­scheinenden ,, Linzer Tagblatt" vom 28. März 1935 entnehmen wir folgende Aeußerungen, die bei der Kundgebung gefallen sind:

Wenn nun   Rosche bei   Henlein eintritt und die AWG liquidiert wird, zeigt das den er eis lauf der judetendeutschen Bür Gerpolitik in seiner ganzen Tragikomit. Aus dem Realpolitiker, der den nationalen Radikalis­mus 1928 als jinnlos erkannte, wird 1935 einer, der in das Lager des marktschreierischen Radika lismus zurückläuft. Wenn   Rosche seinen Uebertriti damit begründet, daß Henlein die gleichen Ziele wie er verfolge, so hat er ja nicht ganz 1nrecht, soweit Henleins Totalitätsstreben und die Wahrnehmung der Unternehmer- Interessen in Frage kommt. Die lächerliche Loyali tätsbescheinigung, die Dr. Rojche sei­nem neuen Führer spesenfrei ausstellt, ändert nichts an der Tatsache, daß der Nationalismus der  EHF alles in Schatten stellt, was es in der von  Rosche seinerzeit preisgegebenen   Deutschen Natio­nalpartei an Nationalismus gab.. Freilich hat Nose selbst die neue Konjunktur der Kapita­listen witternd, schon 1933 in Reichen berg Hitler freudig begrüßt. Nich:  Henlein hat die aktivistische Ideologie Rosches, son­dern dieser hat die Henlein- Hitler- Ideologie als heilbringend für die Unternehmer- Interessen über­

nommen.

Keine Interessengegensätze Vollkommene Freundschaft

Das Kommuniquee über Moskau

Most a u.( Reuter.) Die britisch- sowjetruſſiſchen Besprechungen sind beendet. Sonntag abends wurde ein offizielles Kommuniquee ausgegeben, in welchem es u. a. heißt:

Die Besprechungen betrafen alle prinzipiellen Fragen der gegenwärtigen internationalen Situation einschließlich des vorgeschlagenen stpaktes und der anderen in dem britisch­französischen Kommuniquce vom 3. Feber enthaltenen Angelegenheiten. Sie betrafen auch die Entfaltung und Verbesserung der britisch- sowjetrussischen Beziehungen.

In diesen Unterredungen, die von Anbeginn bis zum Schluß in der Atmosphäre einer vollkommenen Freundschaft und Aufrichtigkeit geführt wurden, infor­mierte Lordgeheimsiegelbewahrer Ed en den Volkskommiffär Litwino w über die kürzlichen Besprechungen der   britischen Minister mit dem Chef der   deutschen Regierung. Es wurde Mei­nungsübereinstimmung darüber konstatiert, das diese Unterredungen zur Klärung der europäi­  schen Situation beigetragen haben.

Eden,   Stalin, Molotow und Litwino w waren in der Ansicht einig, daß es

Belgischer Parteikongreß in der gegenwärtigen internationalen Lage mehr denn son ft je notwendig ist, das Beſtre­

fast einmütig für Regierungsteilnahme  Brüssel. Der außerordentliche Kongreß der belgischen Arbeiterpartei hat mit 519.672 Stimmen gegen 41.902 Stimmen eine Resolution angenommen, in der die Teilnahme der Sozialisten an der Regierung gebilligt wird. Der Ab. stimmung enthielten sich Delegierte, welche 18.928 Stimmen vertraten.

ben nach Schaffung des Systems einer   europäischen Kollektivsicherheit in Nebereinstimmung mit den Prinzipien des Völkerbundes fortzusehen.

Die sowjetrussischen Staatsmänner betonten, daß der Zweck des vorgeschlagenen Battes über gegenseitige Hilfeleistung nicht die Jfolierung irgendeines Staates i st und daß der Beitritt Bolens und   Deutschlands zu diesem Pakte begrüßt werden wird. Das Kommuniquee betont, daß keine Interessengegensätze zwischen   Großbritannien und der   Sowjetunion bestehen, mag es sich um welche Frage der internationalen Politik immer handeln, und daß deshalb Eden und die sowjetrussischen Führer darin übereinstimmen, daß die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen   Großbritannien und der   Sowjetunion für die weitere Entwicklung der auf Frieden und Sicherheit abzielenden internationalen Bestrebungen höchst wichtig ist.

XX 1177

,, Gleich vorweg wollten wir Dinge sagen, an denen es bei uns kein Nütteln und Denteln gibt. Da ist in erster Linie einmal unser Entschluß zur Treue und Einheit in der Vaterländischen Front und zu unserem Führer   Starhemberg.. Wer an diesen Dingen rüttelt, mit dem werden wir uns nicht mit Worten, sondern mit der Waffe in der Faust a usein. andersetzen... Solange die Gefahr drohte, lobte und feierte man uns als Netter. Heute, wo man glaubt, daß die Gefahren vor­bei sind, machen sich diese ,, alten Demokraten" wieder bemerkbar, die am liebsten die Heimwehr an die Wand brücken möchten. Aber wir werden uns zur Wehr sehen, wir kennen nicht das Nach­tigallengeflüster der alten Demokraten, wir find Fascisten... In unserem Lande haben wir einen Landeshauptmann, an den uns ein aufrichtiges Band dieses Vertrauens bin­det... Wir werden uns mit allen Mitteln dage­gen stemmen, daß Andere wieder das Alte auf­