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Sozialdemokrat"

Mittwoch, 3. April 1935. Nr. 79

Ak große MeüroWWgiilig zum Kreisturnfest der Arbeiterturner in Aussig . Wieviel XL mußt du bezahlen, um alle Beranstal- tnngen am KreiStunrfest deS AtuS besuchen zu könnm?

An den Kasse«! S-amstag nachmittag: Wetüämpfe der Tur» . ner, Turnerinnen, Sportler, Sportlerinnen, Ringer, Schwimmer, Schachspieler, Fußballer, Turnspieler XL 2.. Samstag abends: Große Abendfeier! Kunst­springen der Schwimmer; Vorführungen der Schwimmerinnen; Sprech- und Bewegungschor der S. I.; Kunstgeräteturnen der besten Turner des Kreises; Feuerkculenschwingen des 1. Be­zirkes(200 Mitwirkende); großes Bengalfeuer- wcrk(Raketen) XL 2.. Fackelzug der 10.000 Atusmitglieder. Sonntag vormittags: Mannschaftsturnen, Vcreinswetturnen(130 Vereine und Mann­schaften), Hauptprobe der Massenübungen, Wettspiele und Schlußaustragungen XL 2.. 11 ühr Festzug aller Festtellnehmer. Sonntag nachmittags: Massenvorführungen der Knaben, Mädchen, DTJ., Fußballer, Män- ner, Frauen XL 4.. Große Abschlußkundgebung.

Nachtquartier. Festbesucher, die also alle angeführten Vorführungen am Kreisturnfest besuchen und den Eintritt an den Kasse n bezahlen, haben (außer Quartier) XL 10. zu entrichten. Dauerkartenbesitzer zahlen nnr die Hälfte. Achtung! Die Dauerkarte berechtigt zum freien Eintritt in alle oben angeführten Veranstal­tungen. Dauerkartenbefitzer erhalten als besondere Begünstigung freies Nachtquartier. Die Dauerkarte kostet nicht 10, sondern n« r XL 5.. Dauerkartenbesitzer haben die Be­rechtigung, die Sportzüge zum Kreis- turnfest zu benützen. Auf den Sonderzügen wird eine SOprozentige Fahrpreisermäßi­gung gewährt. Die Dauerkarte zu XL 5. erhalten aber nnr jene; Festbesucher, welche diesen Betrag bis spätestens 30. April 1935 an den Kreis bezahlt haben. Freunde der Atus-Bewegung! Sichert euch diese große Begünstigung. Bestellt sofort die ermäßigte Dauerkarte zum Kreisturnfest. Jeder Turnvereins­obmann, jeder Lokalvertrauensmann nimmt die Be­stellungen entgegen. Atus-Mitglieder! Schneidet den heu­tigen Aufruf für das Kreisturnfest aus und werbet damit bei allen Arbeitern eueres Ortes für das Kreis­turnfest. Der letzte EinzahlungStennin für die ermäßigte Dauerkarte ist der 30. April 1935.

Macht uns froh

Festabend der Atus-Kinder Samstag, 6. April, 6 Uhr abends, großer Radlosaal

Gymnastik.Turnen,Singspiel, Bewegungschor der Buben u. Mädel unter Mitwirkung der»Boten Falken*. Karten bei Optiker Deutsch

PBAGER ZEITUNfi

Die Selbstmordchronik. Gestern mittags trank die 30jährige Chauffeursgattin Ludmilla Strigl in ihrer Wohnung, in B u b e n e L ein unbekanntes Gift. Eine Stunde später trank die 22jährige Hausgehilfin einer Familie in Prag ll., RevoluLni, in selbstmörderischer Absicht Lysol. Beide wurden auf. die Klinik Pelnäk gebracht.- Gestern morgens sprang der 26jährige Ingenieur Georg M., ein deut­scher Emigrant, wohnhaft Prag I., Lange Gasse, in selbstmörderischer Absicht vom Kai BelsHstraße in die Moldau. Er wurde ins Krankenhaus auf der Bulobka gebracht. Das Motiv der Tat ist in allen drei Fällen unbekannt. Gestern um 8 Uhr frith wurde der 36jährige Sekretär Karl Skräbek in sei­ner Wohnung in Prag II., Lublaüska 52, tot mif dem Bette gefunden. Er hatte ein unbekanntes Gift getrunken. Die Leiche wurde ins Institut für ge­richtliche Medizin^überführt. Um 1 Uhr mittags sprang ein unbekannter, etwa 25jähriger Mann von der Mauer, die beim Vitekberg die Eisenbahnstreck«' vom Masarykbahnhof nach Lieben umsäumt, vor einen fahrenden Lastzug. Der linke Fuß wurde ihm über dem Knie abgertffen und der linke Arm zer­schmettert; außerdem erlitt er Verwundungen am Kopf. Er wurde von der Rettungsstation ins allge­meine Krankenhaus überführt; nach seiner Identität wird geforscht. Er ist mittelgroß und brünett mit braunen Augen und rundem Gesicht. Er trug ein violettes, kariertes Hemd, schwarze Halbschuhe, einen graukarierten Anzug und grauen Ueberzieher; letztere beiden stammen von der Firma Ladislav Vävra aus ChoruZjc.

Gcrlchtssaal Der Prozeß gegen die neun kommunistischen Agitatoren die der staatsfeindlichen Propaganda unter den Sol­daten unserer Armee angeklagt sind und über deren Sache wir bereits eingehend berichtet haben, wuroe Dienstag fortgesetzt. Da die Verhandlung geheim ist, kann über ihren Verlauf nicht berichtet werden. Das Urteil wird Mittwoch erfolgen.

Die zweite Schwurgerichtsperiode dieses Jahres wird am 8. April eröffnet. Auf dem Programm die­ser Session stehen vorläufig neun F äll e, so daß sich diese Schwurgerichtsperiode bis knapp vor die Osterfeiertage hinziehen wird. Zur Verhandlung ge­langen drei Anklagen wegen Mordes, bzw. Kindesmordes, zwei Anklagen wegen Rau­bes, zwei Anklagen wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt und je eine Anklage wegen Not­zucht und Geldfälschung.

Kunst und wissen Kammermusikkonzert. Bei seiner vierten sat­zungsgemäßen Aufführung bot der Prager Deut­ sche Kammermusikverein seiner zahl­reichen Hörgemeinde einen besonderen kammermusi» kalischen Leckerbissen: Ein Streichquartett von Jo­ hann Zach , dem aus der Zeit der Borklaffik nach Bach stammenden hochbedeutenden tschechischen Ton­setzer, der Schüler des berühmten tschechischen Mei­sters Cernoborskh war und sein Leben im Irren­hause beschloß. Ein Requiem von Zach hat erst vor wenigen Jahren seine Wiedererweckung erlebt und überraschte durch seine modern wirkende musikalische Haltung im Satzbau und in der Instrumentation. Auch Zachs sechssätziges Streichquartett, das man vorgestern hörte, war wert, wiederentdeckt und der Vergessenheit entrissen zu werden. Denn es zeigt

Brian Ahrrne als Bildhauer Richard Waldow in dem Marlene Dietrich -FilmLied der Lieder"

seinen Schöpfer als seiner Zeit vorauseilenden ge­nialen Musiker, der in der harmonischen Gestaltung Neues und Besonderes für seine Zeit suchte und fand. Sein Quartett wirkte nicht als rein historisch zu wertende Gabe, sondern als wirklich interessantes und genußreiches Werk. Das übrige Programm des künstlerisch bedeutenden Kammermusikabends enthielt die Streichquartette von Johannes Brahms , opus 51, und von Max Reger , opus 109, zwei Werke, die in der Größe ihrer formalen Anlage, in der kunstreichen Struktur ihres Satzes und in ihrer her­ben Ausdrucksweise viel Gemeinsames haben. Künst­lerische Mittler der Streichquartette waren die vor­züglich zusammengespielten, technisch und geistig gleich tüchtigen Herren des Prager Streich­quartettes(Primarius Willy S ch w e y d a). E. I. Freitag halb 9 Uhr Studio-Aufführung moder­ner Opern-Einakter, und zwarSaul" von Reut- ter,Armer Matrose" von Milhaud ,Reinecke" von Strawinsky . Musikalische Leitung: Paul Aron. XL 12. bis 45.. Spielplan des Neue« Deutsche« Theaters. Mittwoch halb 8 Uhr: Das unbekannte Mädchen, Bl. Donnerstag halb 8: M a r g a r e t e, C 1. Freitag halb 8: Gräfin Maritza , D 2.Samstag halb 8: Das un­bekannte Mädchen, C 1. Sonntag halb 3: Polenblut, Arbeitervorstellung; halb 8: Marga­ret e, A 2. Spielpkan der Kleinen Bühne. Heute, Mitt­woch, 8-4 Uhr: Ein Glas Wasser. Donnerstag halb 8: Fräulein Julie. Der Kammersänger, neuinszeniert. Frei­tag halb 9:Opernstudie. Samstag 8%: Fremdenverkehr. Sonntag 3: Stra- ßenmusik, 8 Uhr: Mädchen für alles.

Verclnsnadirlditcn ,1 Sefta foöemie anläßlich des 25jährigen Beste­hens d«S Arbeiter-Turn- mrd Sportbundes. Am Samstag, dem 6. April, abends 8 Uhr im Radiosaal. I.Teil: Wir mar­schieren! II. Teil: Eine bunte Atus-S t u n d e. i III. Teil: Proletarier vereinigt Euch! Ueber 130 Mitwirkende.! Atus, R. W., Proletarische Singgemeinde, Kapelle Papert. Nach dem Programm Tanz. Karten zu 6 und 10 XL sind bei den Vereinsfunktionären zu haben.

Sport» Spiel Körperpflege Eine Klarstellung und doch keine! E'ne feierlich aufgemachte Klarstellung prangt auf der ersten Seite der Turnzeitung des De u t- schen Turnverbandes, welche beweisen soll, daß der Deutsche Turnverband völlig unpolitisch ist. Im weiteren folgt aber eine durchsichtige Gebrauchs­anweisung, wie eS gemacht wird, um unpolitisch zu sein und doch politisch zu wirken. Diese ganze Klar­stellung wird vor allem in den Kreisen der Henlein- turner schallende Heiterkeit auslösen- Auch unsere Atus-Mitglieder werden sich über diese politische .Turnerei" freuen. Es wird also folgendes zur.strengsten Beachtung" in Erinnerung gebracht: Der Deutsche Turnvcrband und seine Unter­gliederungen nehmen keinerlei Einfluß auf die politische Tätigkeit ihrer Mitglieder. Wer es nicht glaubt, der frage Henlein oder Sandner und die.alten Kämpfer" Krebs und Jung oder lese die alten Jahrgänge der Turnzeitung. Es ist u n t e r s a g t, innerhalb der Vereine, Bezirke und Gaue sich irgendwie mit Po­litik zu beschäftigen, für politische Parteien z u w« r b e n, deren Schriften zu verbreiten, sie zu befürworten u. dgl. m. Also nicht.innerhalb", sondern.außerhalb". Das geht ja nach den Turnstunden und nach den Ver­sammlungen so wunderschön und man bleibt dabei eine politische Jungfrau, nur etwas geschminkt. Mitgliedschaft und Tätigkeit von Anaebörigen des Deutschen Turnverbandes in den politischen Parteien, wie auch die Bewerbung um Mandate sind Angelegenheiten eines jeden ein­zelnen für sich außerhalb des Rahmens von Verband, Bezirk und Gau. Wso.außerhalb" und nicht.innerhalb", am besten ist es natürlich halb und halb man kann ja nicht wissen... ob nicht wieder.Glocken läuten". Die Grenzen zwischen den politischen Par­teien und dem Deutschen Turnverbande dürfen durch die politische Betätigung einzelner Mitglie­der nicht verwischt werden, das heißt, auf dem Turnboden und bei sämtlichen turneri­schen Veranstaltungen darf keinerlei politische Betätigung stattfinden. Dies« Grenzen müssen vielmehr mit größter Sorgfalt schärfstens aufrecht erhalten bleiben., Das ist wirklich überflüssiges Beginnen. Die Grenzen sind zwar sehr scharf gezogen, berühren sich jedoch mit gewissen anderen Abgrenzungen. Bei der Ausübung politischer Recht« jeder Art darf weder da? turnerisch« Festkleid, noch irgendein turnerisches Abzeichen getragen werden. Es ist umgekehrt daß Tragen von Abzeichen politischer Parteien auf dem turnerischen Fest­kleide untersagt. Also, das Abzeichen der Turner ist oberhalb, das der Henleinfront unterhalb deS Rockkragens zu

PRAG

tragen, gewechselt wird nach Bedarf. Im übrige« ist ja das gebogene Hakenkreuz des Deutschen Turn­verbandes in aller Oeffentlichkeit als bestimmter politischer AuÄruck bekannt. Mitglieder, die den unpolitischen und überparteilichen Charakter des Deutschen Turnverbandes nicht anerkenne« bz!v., gegen ihn verstoßen, sind von den zuständige« Stellen rücksichtlos a u s z u s ch l i e ß e n. Also sehr vorsichtig sei«, nicht an die Geschich­ten Krebs, Volkssport uiw. denken, auch nicht an die! früheren Artikel der Deutschen Turnzeitung, denn! sonst könnte es Vorkommen, daß der ganze Deutsche Turnverband sich, selbst auSschließen müßte.

Neuer Weltrekord im Schwimmen. Der letzte! Rekord des Schweden Arne Borgs scheint dahin zu! sei«. Aus Amerika kommt die Meldung, daß Jacks Medica die 1500 Meter Freistil in neuer! Rekordzeit von 18-:59.3 Min. zurück!egte. Borgs! Leistung stand auf 19:07.2 Min. und wurde 19271 aufgestellt.

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Dolly Haas spielt die Titelrolle in dem LustspielWarum lügt Fräulein Käthe?"

»ei' Film Später Mai Daß die tschechischen Filmdarsteller lieber den Schmeichlern, als den Kritiker« glauben, das ist immerhin noch verständlich. Daß sie sich aber auch durch Mißerfolge nicht belehren lassen, grenzt schon ans Unbegreifliche. Unbegreiflich, daß man den Regisseur Leo Marten, der mit der.Diagnose T" schon überzeugend versagt hatte, weiter im gleichen Stil der hilflosen Umständlichkeit und gähnenden Leere Regie führen läßt. Noch unbegreiflicher, daß man ihm ein« Kitsch-Handlung zu verfilmen gab, die so oder ähnlich schon mehrfach im tschechischen Film zum Vorschein kam und jedesmal mitlei­diges oder uMvilliges Kopfschütteln erregte: eine Handlung vom braven Forstadjunkten und vom bösen Wilderer, von der Schloßherrin, die den Adjunkten, und von der Försterstochter, die der Adjunkt liebt? und so totsicher bekommt, daß es sich gar nicht, lohnt, auf das hahpy end zu warten. Dazu ein paar ko­mische Typen, deren Spaßhaftigkeit aber so auf­dringlich betont wird. Laß sie lediglich peinlich wirkt: Nein: auf diesem Wege kann der tschechische Film keine Fortschritte machen. Statt' aus Fehlern zu lernen, werden hier Fehler hartnäckig wiederholt^ Daß man aus dem AnfängerW anka sejnes ein­nehmenden Aeußeren wegen mit Geivalt einen Star machen will, gleicht genau dem Irrtum, den man zum Schaden des heimischen Film» mit Lida B a a- r o v a beging. Und wenn man schon eine Darstel­lerin hat, die so sympathisch begabt ist, wie Hana B i t o v die hier die weibliche Hauptrolle spielt, dann zwingt man sie gegen ihre Natur, kitschig zu sein. Es hieße dem heimischen Film(der doch schon Leistungen, wie die Filme von Machaty und Frik, hervorgebracht hat, der über eine ganze Reihe wir­kungsvoller und verwendbarer Schauspieler und über ein paar gute Kameraleute verfügt) einen schlechten Dienst erweisen, wenn man Produkte so kläglicher Art nicht eindeutig ablehnte. eis»

Der Filmbeirat hat in seiner Sitzung vom 1, April dem Ruffenfilm ,^schapajeff" die Ein­fuhrerlaubnis erteilt.

Ans der Partei

G

Sozialistische Jugend, Kreis Prag . Heute, 8 Uhr abends, Gruppen­abende: SJ. Zentrum: Die po­litische und wirtschaftliche Lage in der Tschechoslowakischen Republik; SH , H o l l e s ch o w i tz: Die Lage der Arbeiterjugend; SJ. Weinberge:'Der gemeinsame Abend mit den tschechischen Genossen entfällt. Statt deffen im Par­teiheim Vorleseabend. 7 Uhr Ausschußsitzung.

Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich XL 16., vierteljährig XL 48.. halbjährig XL 96.. ganzjährig XL 192.. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post- und Tcle» graphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/V1U1930 be willigt. Druckerei:.Orbis", Druck-, Verlags» und ZeitungS-A.-G Prag .