Rr. 87tfrrftttS, 12. April 1935Seit« SHundertmale hat man den Sozialismus totgesagt, aber wo er eine Demokratie gibt, wo dieFreiheit herrscht, da gibt es kein Unterliegen des Sozialismus;es kann höchstens kleine Rüösschläge geben. Deshalbwissen wir, warum wir die Demokratie und Freiheit verteidigen und verteidigen werden auch gegenjene, die zwar Nutznießer der Demokratie sind, dieaber glauben, daß sie jederzeit die Demokratie inden Kot zerren dürfen.Der 1. Mai wird unsere« Gegner» zeigen,daß die SHF und das deutsche Volk keineidentischen Begriffe sind, daß vor allem die deutscheArbeiterschaft dieses Staates mit einem Gebilde,wie rS die schlechten Nachahmer Hitlers bei unsfind, nichts zu tun haben will, und daß wirimstande sein werden, diese»nS feindlichen Richtungen zu vernichten. Wir werden nach wie vorkämpfen für die Sicherheit«usrreS Lande-, für’ die demokratische Freiheit und für die soziale Gerechtigkeit und wir werden alleS daransetzen, umde» FaseiSmuS auf die Knie z« zwingen.(Leb-Hafter Beifall.)*Das Quorum und die AWGBei Besprechung der Wahlordnung hatte Genosse Dr. Heller hervorgehoben, daß. nur die Bestimmung über das Quorum, wornach im zweitenSkrutinium nur Parteien berücksichtigt werden, di«180.000 Stimmen insgesamt und davon 80.000 ineinem einzigen Wahlkreis erhalten haben, vongrößerer Bedeutung ist. Von einer Beeinträchtigungder deutschen Interessen kann nicht die Rede sein,da die Deutschen dieses Quorum immer aufbringenwerden. Die diesbezüglichen Beschwerden des Senator- Kostka sind höchsten- dann ernst zu nehmen,wenn man sie auf seine eigene Partei anwendet. Hier ist die Sache aber so, daß es schwergewesen wäre, überhaupt ein Wahlrecht zu konstruieren, das seiner Partei auch nur ein Mandatsichert. ES hat noch keine Wahl gegeben, in derdie deutschdemokratische Freiheitspartei aus eigenerKraft ein Mandat hätte erringen können; selbst nachihrer Bereinigung mit der Gruppe Dr. Rosche, dieinzwischen wieder Abhanden gekommen ist, mußte sichdie AWG unter die Fittiche des Landbundesbegeben, um überhaupt zu einem Mandat zu kommen. Mit mehr Anschein von Recht könnten sichandere, die Polen und Juden, beklagen, aber auchsie habe» bisher aus eigener Kraft noch nie einMandat erobert.*Dagegen sollte man eher darangehen, zu überprüfen^ ob die Wahlkreiseinteilungund die Mandatszahl der einzelnen Wahlkreise noch den heutigen Verhältnissen entspricht. Wirhaben Wahlkreise mit einer Wahlzahl von 87.000bis 88.000 Stimmen, während in zwei Wahlkreisen, in Prag und in der Slowakei, schon 17.000Stmunen zu einem Mandat genügen IHier wäreein« Abhilfe notwendig, um tatsächlichdem Grundsgtz der Gleichheit zu entsprechen.Durch den Mangel eines Reklamationsverfahrens unmittelbar vor den Wahlen werden zweifellos viele Menschen um ihr Wahlrecht gebracht.Wenn der Regierungsvertreter im Ausschuß erklärtbat, daß eine solche Vorlage bereits vorbereitet' sei, so. ist nicht techt verständlich^ warumdiese Bestimmung nicht schon in d i e s e Novelle ausgenommen wurde und wir also wieder ohne Re-llamationsverfahren in die Wahlen gehen müssen.Die Schlußsitzungdes SenatsPrag. In seiner letzten Sitzung verabschiedeteder Senat noch den Staatsrechnungs-abschluß für 1933, den Schutz gegenFlieaerana r i f s e und die W a hl-ges e tz n o v e l l e, bei welcher GelegenheitGenosse Dr. Heller seine an anderer Stellewiedergegebene Rede hielt. Ferner wurde noch dasGesetz über den Feuerwehrbeitraa unddie restlichen Immunitäten erledigt.Am Schluß der Sitzung verabschiedete sichder Borsitzende Dr. Soukup für den wahrscheinlichen Fall, daß es zu keiner Sitzung mehr kommenwird, von den Mitgliedern des Senats, wobei ererklärte, daß das Haus auf seine fast sechsjährigeTätigkeit sicher mit Genugtuung zurückblicken könne.teere RedeIn der Plenarsitzung der Reichenberger Han»delskammer hat am Mittwoch deren Präsident, derGroßindustrielle Theodor Liebieg. eine Rede gehalten, in der das Fehlen jedes positiven Programms außerordentlich auffällt.Der größte Teil der Rede Liebiegs ist der Polemikgegen die Planwirtschaft gewidmet, ohne daß eraber gesagt hätte, welche andere Lösung der Kriseer bereit hält. Wie rcherflächlich die Rede LesReichenberger Kammerpräsidenten ist, geht auSfolgender Stelle hervor: G„Wir sind ein« Volksgemeinschaft, in der all«B«völkerungSkreise zusammenstehen müssen, wennes wieder aufwärts gehen soll."Ist das ein Programm? Selbst wenn alleBevölkerungskreise„zusammenstehen* werden,wird ihnen noch nicht geholfen sein. Herr Präsident Liebieg hätte sagen müssen, was die Be-völkerungskreise machen sollen, wenn sie.zusammenstehen",Die Rede Liebiegs ist nur em Beweis dafür,wie ratlos unsere Wirtschaftsführer dem ChaoSgegenüberstehen, das sie selbst angerichtet haben.Rat und Belehrungfinden unsere Gemeindevertrcter inreichem Matze in der»Freien Gemeinde**Redaktion und Verwaltung.Prag XII., Fochova 62/V.fudetendeutsdier leifepie^efAn ihren Führern solWenn Henlein Sauberkeit und Anständigkeitin das politische Leben bringen will, so müßte erin erster Linie bei der Wahl seiner Mitarbeiterdarauf bedacht sein, ausschließlich Menschen mit'tadelloser Lebensführung, makellose, charaktervollePersönlichkeiten und gute Deutsche zu gewinnen.Daß diese Dinge in Wahrheit die geringste Rollespielen, wenn man eine führende Stellung in derSHF an strebt, dafür bieten die Verhältnisse imPilsner Kreis mehr als einen Beweis. Wir stellenheute der Oeffentlichkeit einige Herren vor, vondenen man nicht behaupten kann, daß sie in derSudetendeutschen Heimatfront die letzte Rollespielen.Herr EugcnBieder mann ist nichtnur Obmannstellvertreter der Pilsner SHF-Ortsgruppe, sondern in seiner HauptfunktionKreisorganisator und spricht alS solcher in vielen Lersammlnngen. Er verkündet daSProgramm der SHF in Tuschka» genau so wiein Weseritz, Staab oder Retschetin, kurz er spieltdurchaus nicht nur eine lokale Rolle. Wenn einstein Ehronikschreiber den Ablauf der sudetendeutschen Tragödie, soweit sie mit dem RamenHenlein verbünde« ist, beschreiben wird, wirddieser Herr sogar als„alter Kämpfer" bezeichnet werden, da er Mitgliedsnummer Ibl hat,qlso verhältnismäßig früh zur„neuen Bewegung" kam. Selbstverständlich bezeichnet sichKamerad Biedermann als ehemaliger Offizierund er dürste noch dieser Tag« vom KameradenHenlein taxfrei zum Märtyrer der SHF befördert werden, nachdem er am 7. April in Tusch-ka« die Liebe des Volkes so handgreiflich ameigenen Leibe zu spüren bekam, völlig verlassenvon seinen dortigen Kameraden, denen ihr»eigene Sicherhett über alles stand.Sein Kollege«nd gleichzeitig Kassier beider Pilsner Ortsgruppe ist Johann W a tz e k,derzeit in seinem Hauptberuf ebenfalls Ber-sammlungsredner der SHF. Den beiden geselltsich als Dritter im Bunde Ernst M a h r l e zu,Schriftführer der Pilsner Ortsgruppe. Alle dreisind im wahrsten Sinne des Wortes„Berufspolitiker" über dir sie sonst nicht genug schimpfenkönnen.Drei„Führer" mit gleicher Laufbahn! Vorkurzem noch waren sie bescheidene Versicherungsagenten bei der»Union"-Versicherungsgesellschaft.Ein mühsames Geschäft und daher hasten es dieHerren so» eilig, dl«.-Politik zu ihrem Berns zumachen. GeschäftStüchstg waren sie freilich' schonimmer, nur leider auf Ko st en ihrerGe-sellschaft, die sic so u m e i n i g e zehntausend Kronen brachten. Im Versicherungswesen ist nämlich die Praxis gang undgäbe, daß den Vertretern jeweils ein Vorschuß aufdie ihnen für jeden Vertragsabschluß zustehendeProvision noch vor deren Fälligkeit ausgezahllwird. Daher begannen die Herren ihrer Gesellschaft Verträge vorzulegen, die von vornherein,nichts wert waren, entweder weil der Versicherungsnehmer gar nicht die Zustimmung gegebenHalle oder seine wirtschaftlichen Verhältnisse soSaalschlachtIn Böhmischdorfzwischen SHF-Leuten und KommunistenLetzten Sonntag versuchten di« SHF Leute,die auS dem Landbund« ausgrsprungenrn Leut« indi« Hrimatfront einzugliedern. AuS Tachau warzu diesem Zweck»in kleines Aufgebot beordert, ander Spitze der„Brzirksführrr" Willi Lanzen-d S r f e r. Der Aufzug der SHF war zirkuSmätzigund hätte jedem Zirkusdirestor Ehre gemacht. Einepolitisch« Bewegung macht sich damit allerdingsnur lächerlich. Am Ortseingang wurden di« Abgesandten empfangen«nd mit dem nötigen Tamtamin daS Versammlungslokal geleitet, wo bereits einestattlich« Anzahl Kommunist«« Platz genommenhatte. Der SHF-Redner wnrde mit Ruhe angr-hört. AlS sich ein Kommunist zu Worte meldet«,wollte man ihm zunächst das Reden verweigern.AlS ihm die Henleinleute schließlich doch das Worterteilen muhten, verlegten sie sich auf Störungsversuche. DaS bekam ihnen allerdings schlecht. AlSei« Razi-Provakateur„Pfui" rief, sprangen dieKommunisten auf«nd verprügelten die DHF-Gesellschaft anständig. Auch ihr Führer, der nichtgetan hat,«m dieser Schlägerei vorzubrugen» bekam genügend ab. Bedauerlich ist nur, daß Schwerverletzte am Platze blieben. Einem SHF-Man«wurde die Lunge zweimal durchstochen«nd einem Komm««isten derOberarm. DaS Schanllokal glich nach derRauferei einem Trümmerfeld. Der Wirterleidet großen Schaden. Die ganze Einrichtungwurde demoliert und die Gläser zerschlagen.Schuld an dieser Ausschreitung trägt allein dasprovokative Benehmen der verkappten Hakenkreuz-ler«nd das Verhalten drS Versammlungsleiters«nd Redners, die nicht-«nternommen haben,«meine««»gestörte« Verlauf der Versammlung zusichern. Sie werden anch für den Schaden, den derWirt erleidet, aufzukommen haben.»I ihr sie erkennen!waren, daß von ihm keine Prämien bezahlt werden konnten. Darum schellen sich die Herren Biedermann, Watzek und Mahrle aber nicht, für siewar die Hauptsache, daß sie immer wiederVorschüsse auf Provisionen herauslockten»die nie fällig wurden. Sie bildeten untereinandersozusagen eine stille Gesellschaft, da einer den anderen bei diesen betrügerischen Maßnahmen stützte.Nach den bei Gericht aufliegenden Akten handeltes sich bei:Biedermann«m 10.008Kronen ans 30 Betrn-sfAle«, Watzekum 20.000 Kronen aus 40 DetrugsfA-len und Ernst Mahrle um 5000 Kronen a«S 20 Betrugsfällen. Es läuftgegen fiedle Betrugsanzeigebeim Kreisgericht in Pilsen.Um aus der Sache mü einem blauen Augeherauszukommen, griff das Führertriumphiratauch zu dem Mittel der Anschwärzung ihres unmittelbaren Vorgesetzten bei der Zentrale der»Union"«Versicherungsgesellschaft in' Prag unddafür hatten sich Biedermann und Konsorten am8. Aplll 1838 bereits zum zweitenmal vor demPilsner Bezirksgellcht auf Grund einer Verleum-dungöllage zu verantwollen. Das Gericht verwiesauch diesen Fall an das Kreisgericht.An den Betrügereien war auch der vierteKollege dieser Dreifaltigkeit beteiligt, der Versicherungsagent Friedmann, der als einzigerJude die seltene Ehre haben dürfte, in den Reihender SHF für Recht und Sauberkeit, deutsche Treueund Redlichkeit zu kämpfen.Aus ihrer schimpflichen Entlassung wollendie Herren sogar politisches Kapital schlagen, weshalb sie der Oeffentlichkeit einzureden versuchen,daß sie als D e u t s ch e auf die Straße gesetztwurden. Daneben behaupten sie auch, daß sie freiwillig ihren Beruf als Versicherungsagenten aufgegeben haben, weil sie in sich den unwiderstehlichenDrang zur Polittk fühlen, um dem sudetendeutschen Volke endlich die ersehnte Rettung zu bringen. Nichts von dem ist wahr, sondern ihre Entlassung durch die»Union" erfolgte lediglich deshalb, weil die Herren keine reinen Finger habenund nicht mehr zu gebrauchen waren.Ganz selbstverständlich sind sie auch Musterdeutsche, allen voran Herr Watzek, dessen deutscheOffenheit so weit geht, daß er sich seinerzeit überallals Tscheche einführte und wiederholtSchriftstücke als Jan Bacek unterfertigte, so daßjetzt wirklich Zweifel bestehen, wie der gute Manneigentlich richtig heißt:Johan« oder Jan, Watzek oder Bacek?Näher der Wahrheit dürften die sein, welche inihm einen Tschechen erblicken, da er mit einer Frauzusammenlebt, die nicht ein Wort deutschversteht. Dafür behauptete dieser deutsche Recke am7. Aplll in Tuschkau, nicht tschechisch zu können,was ihn nicht hinderte, einige Minuten später vonder Gendarmelle in tschechischer Sprache die Verhaftung unserer Genossen zu verlangen.Zur Znalmer WeinaffäreDie Verleumdungen der Henleinpresse.Die Gec sicht sich veranlaßt, wieder einenkurzen Bericht über die Entwicklung in Sachen„Znaimer Weinfälschung" zu geben. Eine amtliche Erledigung liegt noch immer nicht vor undeS kann Monate dauern, bis dies geschieht. Mittlerweile hat über Veranlassung des S t a a t S anwalt e s wieder eine Kontrolle und zwar durchHerrn Keller-Oberinspektor H o m m e r statt-'gefunden. Darüber liegt uns nun aus Z n a i mfolgender Bellcht vor:„Herr Keller-Oberinspektor H o m m e rwurde vom Staatlichen Untersuchung Samte' inBrünn und vom hiesigen KreiSgerichte auf-gefordell, eine nochmalige Bellostung der Weinevorzunehmen.Herr Hammer weilte ein« ganze Stund« inunserem Weinkeller, hat all« Weine durchgekostelund bei allen Raturweinen sowie Süßweinengute Qualitäten festgestellt. Beiälteren Weingängen gab er sogar die Klassifikation„ausgezeichnet". Der heurige Naturweinkann als guter Tischwein bezeichnetwerden. Auch die Süßweine älteren Jahrgangeshat er mit„sehr gut" klassifiziell."Die Gec hat auch selbst Muster der seiner-zeit versiegelten drei Fässer in einem chemischenLaboratorium untersuchen lassen. Der Befundlautet wie folgt:„Rach der chemische« Analyse und der Ge-schmackSiberprüfung handelt es sich«m einenguten N a t u r w e i n, gegen den kein Anstand erhodrn werden kann. Der saure Geschmack»nd daß Herde läßt sich durch fachmännische Kel-lerbehandlung behebe«."Schließlich teilt die Gee mit, daß sie gegeneine Reihe von Blättern, die sich seinerzeit mitder B-richtelltattung nicht begnügten, sonderndarüber hinaus ihrer Gehässigkeit und Verleumdung freie Zügel ließen, mit Klage-Androhung zum Widerruf aufgetretenist.Kommission für Sicherheits vorkehrunsen Im BergbauDie Arbeiten der Sicherheitskommission beimMinisterium für öffentliche Arbeiten sind im vollenGange. Die erste Sitzung der Kommission eröff-nete der Minister für öffentliche Arbeiten Dr.C z e ch mit einem Hinweis auf die letzten schwerenKatastrophen auf den Kohlengruben, welche überall die Ueberzeugung wachriefen, daß die Sicherheit-Vorkehrungen im Bergbaubetriebe ausgestaltetund intensiviert werden müssen.In unserem Staate geschah dies ohne Verzugdurch eine Reihe bedeutungsvoller gesetzlicher undadministrativer Maßnahmen, welche eine durchgreifende Reorganisation der gesamten Bergwerksinsvck-tion zur Folge hatten. Aber gerade diese Reorganisation, welche eS ermöglichte, willung-voller in alleGefahrenquellen des Grubenbetriebes einzudringen,zeigte klar und deutlich, daß der Grubenbetrieb, welcher an und für sich schon voller Gefahrenist, mit der fortschreitenden Rationalisierung undMechanisierung noch gefährlicher wutt>c. Taserfordert selbstverständlich, daß die derzeit für denBergbau geltenden Sicherheitsvorschriften überprüft werden. Diese schwierige und verantwor-tungsolle Aufgabe ist der Kommission übertragen. Esist notwendig, so rasch wie möglich Hand ansWell zu legen.Hierauf wurde nach einem einleitenden Referatedes Sekttonschefs Jng. D u r h ch und nach Verhandlung des Arbeitsprogrammes der Sicherheitskommis«fion zur Verhandlung des ersten Teiles der Vorschriften über die Seilfahrt geschritten. Schließlichwurden die Vorschriften für die Förderung auf horizontalen Strecken in Tiefbaugruben in Erörterunggezogen. In der zweiten Sitzung der Sicherhritskom-mission wurde der zweite Teil der Vorschriften überdie Seilfahrt erledigt und der definitive Text der Vorschriften über die Förderung auf horizontalenStrecken in Tiefbaugruben vereinbart.Wedel' ein unberechtigtesäusllekerungsdegekrender österreichischen RegierungMan schreibt uns auS Oesterreich:Bekanntlich haben am 12. Feber 1935 inOesterreich eindrucksvolle antifaseisttschr Demon-strationr» stattgefunden. Bei einer dieser Kundgebungen am Nepomuk-Berger-Platz in Ottak-ruig, an der mehrere hundert Arbotter, darunterStefan Fichtl, welcher die rote Fahne vorantrUg,teilnahmen» kam es zu einem Fcuergrfecht, und derjung« Fahnenträger wurde von der Polizei erschos.sen.— Heute wissen wir bereits, daß die Polizeian diesem Tag, dem Jahrestag des heldenmütige»AufstandeS des österreichischen Proletariates, diestrikte Weisung hatte, auf den Fahnenträger undRedner ohne Warnung zu schießen. Und so geschahes auch. Ein Kriminalbeaniter«nd ein Polizistschossen sofort. Erst dann erwiderten einige Schutzbündler in Rotwehr das Feuer.— Bei dieserDemonstration standen in der ersten Reihe mitStefan Fichtl einige Jungarbeiter, deren Name»nun die Polizei kennt. Dir- waren Stistner,Eichinger«nd Matouschek.Durch dir Solidarität der österreichischen Arbeiterschaft gelang eö diesen drei Kämpfern denösterreichischen Henkern zu entrinnen und in dieTschechoslowakei zu gelangen. Hier erhielten sie sofort Evidenzbogrn alS politische Emigranten. AufGrund eine- Steckbriefe- der Wiener Polizei wurden sie nun verhaftet. Stistner und Eichinger sollten an die polnische Grenze geschafft werden, Ma-tvuschek» welcher tschechischer Staatsbürger ist, bliebin Pankraz. Plötzlich verlangte dir österreichischeRegierung die Auslieferung dieser Emigrantenwegen„gemeinen Mordes". Tatsächlichweiß jeder, daß diese aufrechten Kämpfer gegenden FaseiSmuS niemals gemordet haben.Die österreichische Arbeiterschaft erwartet selbstverständlich, daß die Tschechoslowakische RepublikdaS Auslieferungsbegrhren der österreichischen Regierung ablehnt«nd den Genossen das Asylrrchtgeben wird. ES kann keinesfalls gezweifelt werden,daß di« drei Verhafteten wegen eines p o l i t i.schenDeliktes verfolgt werden, da sogar daösterreichische Regierungsblatt, die„Reichspost",dieS in ihrer Nummer von 6. April 1935 indirektzugeben muß, indem sie bloß von„Unruhestifter«" spricht.Die 40-Stundenwocheim Verwaltuncsrat des InternationalenArbeiteamtesGenf. Den Hauptgegenstand der Tagungdes Internationalen Arbeitsamtes wird die Debatte über die 40 st ü n d i g e Arbeitswoche bilden.Zur Sitzung des Verwaltungsrates des Internationalen Arbeitsanites fanden sich auch dieVertreter aller Gruppen der Vereinigten Staaten von Nordamerika ein. Die solvjetrussische Regierung teilte mit, zur Kenntnis zu nehmen, daßihr ein ständiger Sitz im BerwaltungSrate eingeräumt worden ist. Vorläufig entsandte sie jedoch zu der gegenwärtigen Sitzung nur eine«Beobachter.