Nr. 89Sonntat, 14. April 1935Seite 3tfudetendeutscfter ZeitspiegetDer NationalismusIm Krankenhaus BulovkaEine Aussige« Parteifunktionärin schreibtuns:»Ich habe den Artikel»Nationalismus. inder Krankenpflege" mit großem Interesse gelesen,da mein Bruder vor airf« zwei Jahren uns einensehr ähnlichen Bericht über die Behandlung schwerKranker, besonders der Nichttschechen, gab.' Wederbei der Ausnahme, noch von feiten der Aerztewurde mit ihm deutsch gesprochen. Besondersarg wurde es in der Aufnahme-Kanalei getrieben, wo man dasdeutsche Nationale nicht auf»nehmen wollte. Nur der Chefarzt hat ihmdeutsch geantwortet und freundlich behandelt.'•Anschließend wird mitgeteilt, daß im gegen»ständlichen Falle auch di« Verpflegung selbstSchwerkranker sehr zu wünschen übrig läßt. Nachden Berichten, die uns in letzter Zeit zugingen,scheint sich das inzwischen gebessert zu haben, dennüber die Verköstigung haben Patienten mehrfachihre Zufriedenheit geäußert.Hacker und Hetz Im Kampfemit HenleinbauemAm 11. April fand in Wallern«ine Ver»sammlung der Landbündler statt, die von denHenle injüngern weit stärker besucht war wie vonLandbündlern. zu der aber auch an die hundertsozialdemokratischer Kleinbauern gekommen waren,die sich an dem Schauspiel des Kampfes derBauern und ihres Nachwuchses untereinander er»götzten. Hetz und Hacker mühten sich sichtlich ab, umdie Stimmung für Henlein wieder auf Seite desLandbundes zu bringen, was ihnen aber beimbesten Willen nicht gelingen wollte, denn di« jungen Bauern hörten ihre Führer von gestern höchstgelangweilt an. Schließlich kam auch GenosseSchmidt, der Sekretär des Kleinbauernver-bande», zu Wort«, der den Hetz und Hacker bittereWahrheiten sagt« und den Henleinbauern auf»zeigt«, wohin sie mit der SHF geraten. Dannsprach ein Hitleranbeter Bittner aus Bischoftei«nitz, der mehr für Komik al- für ernste Wirkungseiner Worte sorgte. Nach ihm ein ehemaligerGutsbeamter und schließlich der Herr Jany vonder Gewerbepartei, der sich in den Kopf gesetzthalt«, Hacker und Hetz sofort für die»VolkSge*menischast" zu gewinnen, für die Herr Hacker sei,wie er im Schlußwort sagte, aber erst nach denDahlen. Dr. Hetz aber schien, als er sein Schluß«wort hielt, vollständig verzweiselt zu sein, denn erkonstatierte traurig, daß«s in der Versammlungviele Leute gegeben hätte, die fedrm Redner zuge»stimmt hätten, so daß man an die wahre Volks»gemeinschaft nicht glauben könne. So ging dieVersammlung de- Landbundes, in einem Gemischvon Freud und Leid unter, wobei die Freude nichtan Seite der Hacker und Hetz war. Er blieb nur«in« Lehre für alle, nämlich die, daß der Landbundkeine Gläubigen mehr besitzt unter den jüngerenBauern und di« SHF wenig ernste Menschen inihren Reihen hat.ver Gendarm als FiirsorsebeamterEine unmögliche Praxis im Bezirke BlschoftelnltzGerade in jenen Bezirken, die sich am wenigsten bemühen, NotstandSarbriten zu schaffen, wirddie Kontrolle der Arbeitslosen am schärfsten undwie man hinzufügen muß, am unsozialstendurchgeführt. Ein wirklich empörender Fall, deruns auS dem Bezirke Bischofteinitz gemeldet wird,verdient es, einmal vor der ganzen Oeffentlichkeitangeprangert zu werden.Der Arbeitslose Thomas Wolf inRonsperg bewarb sich ordnungsgemäß umdie ArbeüSlosenunterstützung nach dem GenterSystem. Die Gendarmerie führte hierauf, inwessen Auftrag ist uns nicht bekannt, Erhebungenüber di« Anspruchsberechtigung Wolfs durch. DerGendarm kam gerade dazu, als Wolf, der Vatervon drei Kindern ist und mit seiner Familie vonden Ernährungskarten nicht leben kann, mit einemRucksack voll zusammengebettelterBrot stück« nach Haus« kam. Das sollte demarbeitslosen Familienvater zum Verhängniswerden.Auf Grund der Relation, di« der GendarmI erstattete, wurde durch die Bezirksbehörde demMinisterium für soziale Fürsorge berichtet, daßWolf keinen Anspruch auf Unterstützungnach dem Genter System hat. Gestützt auf dieseMeldung berichtete das Ministerium dem zuständigen Verband der Glas» und Keramarbefter folgendes zur Aeußeruna:„Der Genannt« sucht Seine Ar-Se l t und lebt vem Bettel; auch sei», Frangeht betteln, ver der Unterstützung arbeitete ernur einen Monat, um sich denAnspruchans Unterstützung zu sichern."Belegt durch die Sozialdcrsicherungs-Legiti«mation konnte Wolf inzwischen nachweisen, daß dieBehauptung des Gendarmen, daß er keine Arbeitsuche und nur einen Monat gearbeitet habe, umsich den Anspruch auf Unterstützung zu sichern, eineoffen! un dige Unwahrheit darstelle.Allein in den letzten Jahren stand er im Arbeitsverhältnis:1931 vom 6. März bis 7. Märzvom 23. März bis 28. Märzvom 31. März bis 20. Junivom 9. Juli bis 18. Julivom 3. November bis 16. Jänner 19321932 vom 27. April bis 16. Sevtember1933 vom 18. März bis 16. Märzvom 27. März bis 1. April 19341934 vom 15. März bis 19. Aprilvom 30. April bis 9. Maivom 17. Mai bis 19. JuniDafür, daß er keine Arbeit annehm«, konntenicht die Spur eines Nachweises er*bracht werden. Was ist nun das Ergebnis dieser— gelinde gesagt— oberflächlichen Gendarmerie-Relation? AuS dem Berichte wurde ein Akt. DieErhebungen gehen hin und her. Der Arbeitslosewartet seit Jahresbeginn auf die Auszahlung derihm rechtmäßig gebührenden Unterstützung. Fuseinen drei Kindern ist ihm inzwischen«in vierte»geboren. Die Familie lebt in bitterster Not. DerMann muß weiterhin betteln gehen.Ganz abgesehen davon, daß'die Schuldigenart dieser Schädigung einer ArbeitSlosen-Familiezur Verantwortung gezogen gehören, beweist dieserFall, wie notwendig eine Remedur in der Praxismancher Bezirksbehörden ist. Die Arbeitslosendürfen nicht zum Freiwild für jede Willkür weihen.:. Wer Anspruch auf Unterstützung hat, bestimmt das Fürsorgeministerium und nicht dieGendarmerie.scheu Himmel glänzte, haben ihre Sympathien ihmgehört; aber die wirtschaftliche Bindung an denB. d. L. war stark genug, daß sie ihm die Stimmen gaben. Die politische Modeströmung, die jetztdas sudetendeutsche Bürgertum erfaßt hat, wurdeden schlesischen und nordmährischen Bauern durchihre eigenen Führer nähergebracht. Sie haben inden Bauernorganisationen erst die Ideologie derSHF verbreitet und gehen nun nach der geistigenUnterhöhlung der Landbundorganisationen anderen organisatorische Ueberführung in die SHF.Sie scheinen allerdings nicht gerade wählerisch inden Mitteln zu sein. So hat der ehemalige, zurSHF übergegangene Obmann des Bundes derLandwirte für Mähren-Schlesien, Nitsch, füreine Bauernversammlung in Benisch sein Erscheinen zugesagt, zu der mit„neutralen" Flugzettelneingeladen wird. Zwar erscheint der Nam« desBundes der Landwirte nicht mehr auf den Einladungen, im übrigen aber sind sie so gehalten, alsich sich nichts geändert hätte. Ob sich Nitsch seinesVerrates an dem Bund der Landwirte schämt oderglaubt, daß noch nicht alle Bauern dumm genugsind, sein Manöver mitzumachen, ist nicht bekannt:Pie Nazi in der SHFAm Donnerstag verhaftete die Gendarmeriein Tetschen die drei Mitglieder der SHF AloisGrund. Tetschen, Theodor Nowotny. Tetschen und Herbert Frisch, Altstadt. Die Verhaftungen erfolgten wegen verschiedener Delikte, diesich die drei Männer früher, als sie noch Mitglieder der DNSAP waren, zuschulden kommenließen. Es konnte ihnen nachgewiesen werden, daßsic im vorigen Jahre die großen Hakenkreuze inweißer Oelfarbe, die in Tetschen-Bodenbach immerwieder erneuert wurden, gemacht haben. Nach Auflösung der DNSAP traten sie dann zur SHFüber.Bei der SHF waren sie als sogenannteOrdner tätig, wie sie früher als Mitglieder des„Volkssportes" arbeiteten. Solche„Kameraden"hat aber der„loyale" Konrad Henlein in Tetschenund überall sehr viele!Der SchutzbundprozeDWien. Im Schutzbund-Prozeß teilte derVorsitzende mit, daß alle noch übrigen Vorschlägeder Verteidigung und der Anklage auf Vorladungvon Zeugen etc. abgelehnt werden. Es werden somit weder Bundespräsident M i k l a s nochander« Staatsfunktionäre verhört töerden, die nacheinem Anträge der Verteidigung über das positive Verhältnis der Sozialdemokraten zum öfter-,reichischen Staat« aussagen sollten. Die Samstag-Berhandlung war mit den Plädoyers des Staats-anivaltes Dr. Zöchling und ves ersten VerteidigersDr. Preßburgers auSgefüllt.Scharfer Angriffdes Breslauer ErzbischofsBerlin. Das„Deutsche Kirchenblatt" vom14, April veröffentlicht einen Hirtenbriefdes Breslauer Kardinal-Erzbischofs Bertramzum Passionssonntag, der in ungeheuer scharferSprache gegen das Neuheidentum Stellung nimmt.Es beißt darin: Jns.chmachvollerVer-dächtigung wird das Christentum für einProdukt der vorderasiatischen semitischen Rasseerklärt, daS die deutsche Art verderbe. Daher unserfeierlicherProtest gegen solche Verirrungen im Geistesleben unseres Volkes. In weitestenKreisen wird der offene Kampf gegen die katholischeKirche erklärt: Niemals habe Christus an dieGründung einer nationalen Kirche gedacht. Weralle» bedenkt, der kommt zu der Ueberzeugng, daßnoch niemals der resigiöse Kampf im deutschenVolke ein so umstürzeicher war.Zunächst ArbeitspflichtIn Oesterreich?Wien. Wie daS„Weltblatt" mitteilt, beabsichtigt Oesterreich die allgemeine Wehrpflicht nichtauf einmal, sondern in Etappen einzu»führen, und zwar will die Regierung zunächst dieArbeits- und Dienstpflicht gesetzlichregeln, wobei sich der Staat vorbehält, die ausgewählte Mannschaft nach ihrer körperlichen undmoralischen Eignung entweder zum Militär oderzum Arbeitsdienst einberufen zu können. Dasösterreichische Wehrgesetz enthält übrigens schonjetzt Bestimmungen über die„moralische" Untauglichkeit zum Militärdienst, welche die Ausschließung Einzelner aus dem Bundesheer ermöglichen.Ole SHF handelt konsequent,wenn sie jüdische KandidatenabiehntEin bemerkenswertes EingeständnisIn den Sudetendeutschen Preflebriefen lesenwfb:„Die„Bohemia" fühlt sich bemüßigt. WerBesprechungen der SHF mit Exponenten deri'. Deutschdemokratischen FreiheitSpartei i Informationen zu veröffentlichen, di« in einem wesentlichen Punkte den Tatsachen nicht entsprechen. Esheißt da nämlich, die SHF habe für ein etwaige-Abkommen zwischen den beiden Gruppen die„Bedingung" gestellt, daß keine nichtarischrn Kandidaten als Wahltverber auf einer gemeinianrenListe auftreten.Die SHF hat eine solche Bedingung mchtgestellt, obwohl sie sich keinesfalls ge»scheut hätte, nichtarische Kandida»ten ablehnen, falls sie dies für aktuell undnotwendig erachtet hätte. Denn in einer solchenAblehnung— wenn sie tatsächlich erfolgt wäre—hätte auch wachsamstes nichtarisches Mißtrauenebensowenig ein« Verletzung der in der Verfassungsurkunde und im Republikschutzgesetze ver«bürgten Gleichberechtigung aller Nationen undKonfessionen erblicken können, wie gegebenenfallsdie Ablehnung nichtkatholischer Kandidaten durchkatholische Parteien oder gegebenenfalls die Ablehnung nichtjüdischer Kandidaten durch jüdischnationale Parteien als ein« Herabsetzung oderEntrechtung irgendwelcher Rationen oder Konfessionen betrachtet werden könnte."Richtig verstanden heißt das also: die christlichsoziale Partei handelt konsequent, wenn sienichtkatholische Kandidaten ablehnt, genau so wieeine jüdische Partei, die keinen Richtjuden aufihrer Liste duldet. Daraus folgert die SHF. daßes für«in« antisemitische Partei selbstverständlich sei, jüdische Kandidaten abzulehnen. Da?Eingeständnis ist ebenso wichtig wie notwendig lWie der B. d. L. an die SHFverkauft wirdDi« Positionen des Bundes der Landwirt«sind besonders in Schlesien schwer erschüttert. ESwird behauptet, daß der größte Teil der schlesischenund nordmährischen Organisationen abtrünnig seiund mft der SHF gehen werde. Das ist nicht etwain der geistigen Umkehr der Bauernmassen begründet, sondern eben in ihrer Krftiklosigkeit undGedankenträgheft. Diese Kritiklosigkeit der schlesischen Bauern treibt nicht zum erstenmal so seltsame Blüten. In den Feiten, da Jung am politi-Emigrantenriord in der Schweiz?Paris. Der„Paris Midi" bringt eine Meldung, derzufolge die schweize»risch« Polizei Nachforschungen über das geheimnisvolle VerschwindendeS deutsche« Emigranten Mendelssohn eingelettet hat, der sich zuletztin A n c o n a aufhielt. Man nimmt an, daß er ermordet wurde. ES ist nichtausgeschlossen, daß die Lat zu der Zeit geschah, als Wesemann in Aneonaweilte» der bekanntlich in die EutführungSaffSre Jacob verwickelt ist.Rechtsverbindlichkeitder KollektivverträgeIn der TextilindustrieWie der„Textilarbeiter", Reichenberg, meldet,haben in der letzten Feit Besprechungen zwischenden Vertretern der Arbeiterschaft und der Unternehmer in der Textilindustrie zwecks einheitlicherRegelung der Lohnfrage stattgefunden. Beide Parteien haben sich über den Entwurf einer Regierungsverordnung über dieRechtsverbindlichkeit derKolleftivverträge geeinigt und diesen Entwurf ineiner gemeinsamen Vorsprache bei den zuständigenMinisterien der Regierung unterbreitet. Da»wesentliche dieses Entwurfs ist, daß ein für rechtsverbindlich erklärter Kollektivvertrag für alle Betriebe desselben Zweiges im Vertragsgebiete gilt,auf welches sich der Vertrag bezieht, und zwar ohneRücksicht, auf die Zahl der im Betriebe beschäftigtenArbeiter und auch dann, wenn der Arbeitgeber oderArbeiter oder beide nicht Mitglieder der Organisationen sind, die den Kollettivvertrag vereinbarthaben.Eine wichtige Neuerung enthält ferner derParagraph 3 des Entwurfes, der sogar die Ueber»tragbarkeit von Kollektivverträgen aus einem Vertragsgebiet in ein v e r t r a g s l o s e S Gebiet ermöglicht.Dieser zwischen Unternehmern und Arbeiternvereinbarte Entwurf ist, obwohl nicht allen Forderungen der Arbeiterschaft Rechnung getragenwurde, insofern ein Fortschritt, als der Schmutzkonkurrenz in der Textilindustrie ein Riegel vorgeschoben wird. Praktisch bedeutet der Entwurf,daß alle Arbeiter eines Vertragsgebietes, so baldein Kollektivvertrag für rechtsverbindlich erklärtwurde, Anspruch auf die vertraglichen Löhne haben.Noch wichtiger ist aber die Möglichkeit der Ueber-tragung bestehender Kolleftivverträge auf vertragslose Gebiete. Für di« Arbeiter dieser Gebietewird dies in vielen Fällen nicht nur eineSicherung, sondern auch eine Erhöhung der Löhneauf daS vertragliche Niveau bedeuten. Es wäredaher zu wünschen, wenn die Regierung diesenEnttvurf möglichst rasch als Verordnung kundmacht.Keine verschärfte StempelkontrolleAuf Grund des Beschlußes des letzten Ministerrates veröffentlicht das Finanzministerium eineamtliche Mftteilung, worin es in Abrede stellt»daß von irgendeiner Stelle Weisungen betreffenddie strenge Kontrolle der Rechnungsstempel in denHandels- und Gewerbebetrieben ausgegeben worden seien. Die Finanzverwaltung habe ihre bisherige Praxis in der Auslegung der Stcmpelvor-schriften in keiner Weise geändert undbeabsichtige auch keine Aenderung. Die Revisions«abteilurm des Finanzministxrimns nimmt Pevi-sionen nur hinsichtlich der direkten Steuern,- derUmsatzsteuer und der Devisenvorschriften vor.Oeffentliche Behörden seien allerdings gesetzlichverpflichtet, Stempelübertretungen, die sie beiihren Amtshandlungen sicherstellen, dem zuständigen Finanzamt anzuzeigen.Ueber die Stempelpflicht der geläufigen Handelspapiere(Rechnungen, Bestätigungen vsw.)wird in den nächsten Tagen im Wege der Presieeine Belehrung ausgegben werden.Var Aluminium bringt et an den Tag(AP) 1932 betrug der deutsche Aluminium-Verbrauch 20.000, 1933: 27.000, 1934dagegen 60.000 Tonnen. Der Bericht der Vereinigten Aluminium-Werke AG Lautawerk, aufdas drei Viertel der Produktion entfallen unddas vom Reich kontrolliert wird, besagt, daßdie Produktion mit der Nachfrage nicht Schritthalten konnte und vorübergehend Materialknappheit entstand. Die Gesellschaft habe nicht nurihre gesamte Produktion, die 2% mal so hochwar wie 1933, herabgesetzt, sondern auch nochdie Vorräte angegriffen und erhebliche Mengenimportiert. Als Erklärung wird von deutscherSeite der Konjunkturau fftieg und der Ersatz anderer Metalle durch Aluminium angegeben. Nunbetrug aber selbst im höchsten Konjunfturjahr1928 der Verbrauch noch nicht 20.000 Tonnen.DaS kann also nicht soviel ausmachen. Was denErsatz anbelangt, so kamen di« Verordnungenerst im letzten Vierteljochr zur Geltung, und djeVerwendbarkeit des Aluminiums anstelle anderer Metalle ist noch sehr begrenzt. Für Zink undBlei kommt es aus Preisgründen nicht in Frage.Bleiben nur Kupfer und Zinn. Rechnet man denMehrverbrauch durch Konjunkturaufschwung undErsatz auf 10.000 Tonnen, so bleiben, gemeßenan 1932, noch ra. 30.000 Tonnen, die in den— Flugzeugbau gegangen sein müssen. Nunwerden für ein schweres Bombenflugzeug rund3 Tonnen, für ein leichtes Jagdflugzeug 1 Tonnebenötigt. Rechnet man noch großzügig 50% aufAbfälle bei der Verarbeitung, so ergibt sich, daßDeutschland mit den 30.000 Tonnen Aluminium6—7000 schwere Bombenflugzeuge allein oder20.000 leichte Jagdflugzeuge allein Herstellenkonnte oder eine beliebige Mischung schwerer,mittlerer und leichtester Apparate(z. B. 2000Bombenflieger, 4000 mittelschwere und 5000Jagdflieger). Das find aber nur die Mehrkonstruktionen gegenüber 1932. Jedenfalls ist eS mit30.000 Tonnen Aluminipm unmöglich, nur 1000Apparate herzustellen, wie neulich behauptetwurde, denn so schwer« Flugzeuge gibt es nichtsDabei kündigen die AluminiunUverke eine nochmalige Erhöhung ihrer Produktion für das Jahr1985 an.