Seite 4 Sonntag, 14. April 1935 Nr. 89 Anton Weis in Eger hingerichtet Der Mörder der Lehrerin Fritsche, der Geschäftsfrau Kraus und des Nachtwächters Koller Prag. In Eger wurde Samstag um 6 Uhr früh im Hofe des Kreisqerichtes an Anton Weis, 32 Jahre alt, Arbeiter aus Kuttenplaner Schmelzthal, die Todesstrafe vollzogen. Er hatte drei Morde verübt, und zwar zwei Raub- und Meuchelmorde sowie einen gemeinen Mord, weiter das Verbrechen einerseits des vollendeten, anderseits des unvollendeten Diebstahls in 28 Fällen. Am 7. Feber 1828 schlich er sich heimlich in das Schulgebäude in Galten stallung, Bezirk Promenhof, ein, verbarg sich auf der Stiege beim Boden und überfiel abends die Lehrerin Marie Fritsche, betäubte sie durch Schläge mit einem Knüppel auf den Kopf, sodann versuchte er sie mit einem Strick zu erwürgen und, da sich die Schnur schlecht zusammenzog, schnitt- er ihr mit einem K ü ch e n m e s s e r die Kehle durch. Aus der Handtasche der Ermordeten entwendete er an 908 XL, worauf er unbemerkt entfloh. Am 2. März 1929 nachts drang er durch ein Dachfenster in das Haus der Geschäftsfrau Sophie Kraus in Asch, versteckte sich sm Parterre in der Küche und schlief ein. Ms morgens die Kraus aus dem ersten Stock herunterkam und eine Schachtel mit' Geld trug, überfiel er sie und ermordete sie mit einigen Stockhieb e n. Ans dem Geldbehälter entwendete er ungefähr 1400 XL, woraus er durch den Laden entfloh. Beide Raubmorde wurden nach aründ- I licher Vorbereitung mit der gröstten Kaltblütigkeit, I mit ungewöhnlicher Roheit und Gefühlslosigkeit vollführt. In der Nacht auf den 13. Mai 1933 wollte er mit zwei Spießgesellen in den Konsumverein in Promenho f'einbrechen. Dabei wurden sie von dem Nachtwächter Josef Roller überrascht. Anton Weis war hinter einem Mast der elektrischen Leitung versteckt und als sich Koller ihm näherte und ihn wahrscheinlich erkannte, ermordete er ihnmit einigen Hackenhieben. 28 Diebstähle verübte er in der Zeit vom Jänner 1930 bis Mai 1933, und zwar in 22 Fällen allein, in sechs Fällen gemeinsam mit anderen. Die Diebstähle wurden meist an versperrten Sachen begangen und der Wert der entwendeten Sachen übersteigt 20.000 XL. In den Jahren 1932 und 1933 trieb er sich herum, bettelte und trug ohne Bewilligung ein Gewehr.. Bei der Prüfung des Geisteszustandes wurde festgestellt, daß er geistig gesund ist. Im Verlaufe des Strafverfahrens g e st a n d Anton Weis nach anfänglichem Leugnen alle angeführten Straftaten. Auf die Frage der Aerzte, wie er zum Mörder wurde und ob er nicht das Gefühl des Mitleids hatte, antwortete er: „Man hat manchmal rin Gefühl der Reue, wenn man nachdrnkt. Aber ich habe mir nicht viel Gedanken gemacht, ich hin eben dazu geboren." Nach der Verlautbarung, dast er nicht begnadigt wurde und das Todesurteil vollzogen werden soll, erklärte er, dast er seine Schuld einsehe und auch das Urteil als gerecht anerkenne. Er verhielt sich ruhig und nahm die Strafe reumütig entgegen. Tagung der Naturfreunde Die Hauptversaminlu ig des Gaues Nordtvest- bühmcn im Touristenverein„Die Naturfreunde" fand Sonntag, den 7. April, auf der Morbachhütte statt. Der Gauobmann Wg. Konhäuser konnte außer zahlreichen Delegierten auch unseren alten Genossen Morbach und den Referenten Genossen- Horn(Karlsbad ) begrüsten. Der Tätigkeitsbericht des Genoffen Konhäuser konnte über erspriestliche Tätigkeit berichten. Wohl spüren wir die Auswirkungen der Wirtschaftskrise in ihrer ganzen Schwere, dann wenn es den Arbeitern am Nötigsten fehlt, bleibt für kulturelle Aufgaben nichts übrig. Trotzdem müssen wir den Naturfreunde, Gedanken Hochhalten und für seine Verbreitung und vor allem für die Vertiefung arbeiten. Genosse M a s o p u st brachte einen ausführlichen Bericht über den finanziellen Stand des Gaues und dir Milgliederbewegung, die erfreulicherweise ein« Zu- nahine von 144 Mitgliedern aufweist. Ucber die Wandertätigkeit und die Arbeit der Sektionen und Bezirke berichteten die Genoffen I u g l und Zobel (Aussig ), die fast auf allen Gebieten unserer vielseitigen Organisation über fleihige und gut« Arbeit berichten können. Ueber„Politik und Naturfreunde" sprach Genoff« Horn(Karlsbad ) in eineinhalbstündigen Ausführungen. Er sagte, dast es auch unsere Aufgabe sei, die Menschen zu erziehen, nicht nur zur Naturerkenntnis, sondern auch zum Verständnis der wirtschaftlichen und politischen Zusam- mephänge in Staat und Welt. Nicht nur dazu erziehen, von der schwererkämpften Freizeit richtigen Gebrauch zu machen, sondern auch zur Mitarbeit am Ausbau und an der Neugestaltung einer sozialist'» schen Wirtschaftsordnung. Bei den kommenden Wahlen werden wir wissen, was wir zu tun haben. Das Erzgebirge wählt rotl Lebhafter Beifall dankte dem Genoffen Horn. Der Bericht über die am Vorabend stattgefundene Gaü -Hüttvnkonferenz wurde zur Kenntnis genommen.— Zum Gauobmann wurde wiederum Genosse Konhäuser einstimmig gewählt.—Angenommen wurde ein Antrag der Ortsgruppen Brüx und Konrotau, der sich scharf gegen di« Einschränkung der Bahnbegünstigungen für die Touristen wendet und zum Protest auffordert sowie ein Antrag wegen Nichteinhaltung der Altersgrenze für Jugendliche. Einige andere Anträge wurden der Ganleitung zugewiesen.— Nach einer lebhaften Aussprache über di« Arbeiten im nächsten Jahre schlost der Vorsitzende die arbeitsreiche Tagung mit einem herzlichen„Berg frei". Vom Rundfunk ■iwpfehlenswertas au*«tau ProgmuaMi Montag Prag, Sender L.: 10.05 Deutsche Nachrichten. 12.10 Schallplatten: Wagner. 13.35 Arbeitsmarkt. 13.45 Unterhaltungsmusik. 16.50Kinderstunde. 18.15 Deutsche Sendung: Porubka: Die Erneuerungsarbeit der Frau von heute. 18.30 Jng. Jakl: Grenzen der Technik. 21.40 Klavierkonzert. 22.50 Deut sche Nachrichten, Red. L. Goldschmidt: Sudeten deutsch « Theater.— Sender S.: 14.40 Koloraturarien. 15.05 Deutsche Sendung: Bunte Schallplattenfolge. 19.15 Opernarien.— Brün«: 17.45 Deutsche Sendung: Dr. Langer: Aus Masaryks Gedankenwelt. 18.05 Tänzer: Goethe-Ideale.— Mähr.-Oftra«: 18.15 Arbeitersendung: Keilich: Umwandlungen des gesellschaftlichen Lebens. 19.10 Schallplatten: Brahms. — Preßburg : 17.10 Liederkonzert. DienStag Prag , Sender L.: 10.05 Deutsche Nachrichten. 11.05 Deutscher Schulfunk. 12.10 Opernfantasien. 12.35 Salonorchefterkonzert. 16.45 Jugendstunde. 18.15 Deutsche Sendung: Horner: Wirtschaftliches Relief. 18.50 Deutsche Presse. 19.10 Buntes Programm. 20.50 Vortragsreihe: Wege des Abwehrkampfe- 21.20 Orchesterkonzert. 22.15 Tanzmusik. — Sender S.: 15.00 Deutsche Sendung: Quirlsfeld: Moderne amerikanische Dichtung.— Brünn: 10.15 Salonorchester. 17.50 Deutsche Senkung: Arbeiterfunk: Soziale Informationen. 17.55 Dr. Moucha: Zeitgemäße Strömungen der Gegenwart. 20.25 Mandolinenorchester.— Preß» bnrg: 15.55 Orchesterkonzert.— Kascha«: 17.05 Violoncellokonzert. Tagcsnculghcltcii Die Tragödie Wurm-Fabian Die Geschworenenjury des Polizekgerichtes von Westminster, London , die am Mittwoch ihr Verdikt über den mysteriösen Tod der Genossinnen Mathilde Wurm und Dr. Dora Fabian zu fällen hatte, gab das Urteil ab, dast beide durch Selbstmord geendet hätten. Materielle Not konnte nicht die Ursache sein, denn Dora Fabian hatte eben erst Vorschust auf ein Buch, das ein englischer Verleger angenommen hatte, bekommen. Bon der Annahme eines Doppelselbstmordes lenkte zuerst die Tatsache ab, dast beide Frauen wiederholt fascistische Drohbriefe bekommen hatten und daß ihr Tod der Gestapo sehr gelegen kommen musste, weil besonders Frau Dr. Fabian über sehr belastendes Material gegen den Lockspitzel Wesemann verfügte. Ein Zettel mit stenographischen Aufzeichnungen Dora Fabians, der auf Selbstmord wegen unglücklicher Liebe schließen läht, bildete die Grundlage des Ausspruches der Jury.— Am Mittwoch wurden die beiden Toten auf dem Friedhof in East Ham in zwei nebeneinanderliegenden Gräbern beigesetzt. Kann auch der Doppelselbstmord nun kaum noch bezweifelt werden, so fällt die Schuld an der Vernichtung des Lebens der beiden Frauen auf den deutschen Fascismus. Ohne die seelische Zerrüttung, die Vernichtung ihrer Arbeit in der Heimat, die Flucht und Emigration verursachten, wäre Dora Fabian nicht einer Depression erlegen, die sie unter anderen Lebensumständen gewist überwunden hätte, wäre Mathilde Wurm nicht das Leben so wertlos erschienen, daß sic es gemeinsam mit ihrer Freundin hinwarf. Zu dem doppelten Flugunglück das sich Freitag in der Nähe Prags ereignete, wird bekanntgegeben, daß sofort eine Kommission eine eingehende Untersuchung des ganzen Vorfalles eingeleitet habe. Bereits jetzt ist jedoch mit Sicherheit festgestellt worden, daß es zur Katastrophe infolge des Z u s a m m e n st o ß e s der beiden Maschinen bei dem Probefluge gekommen ist, was auch Augenzeugen bestätigen. Das Resultat der kommissionellen Untersuchung wird allerdings erst in den nächsten Tagen bekannt werden. Bomben auf dem Schutthaufen Wien . Auf einem Schutthaufen in Hietzing hatte Freitag ein H u n d eine Schachtel mit einer Bombe ausgegraben. Die Bombe explodierte und der Hund würde zerrissen. An die Explosionsstelle begab sich der bekannte Sachverständige für Explosivstoffe, Hofrat Feuchtinger. Er fand noch eine zweite Bombe, welche gleichfalls explodierte und dem Hofrat schwereVerlet- z u n g e n beibrachte. So wurden ihm u. a. einige Finger weggerissen. Feuchtinger wurde ins Poti - zeispital überführt. Freispruch dreier Leute, die einen Tobsüchtigen erschlüge« Berahovo. Das hiesige Schwurgericht sprach drei Bürger aus der Gemeinde O n o k im Bezirke Sveljus frei, welche unter der Beschuldigung des Mordes bezw. der Tötung standen, weil sie am Weihnachtsabend des Jahres 1934 den tobsüchtigen Michael F a z e k a s aus der Gemeinde Sa- sov getötet hatten. Diesen hatte ein Bürger in die Gemeinde Velika KopaLa gebracht, damit eine Frau seine Geisteskrankheit durch Beschwörung, heile. Der Wahnsinnige entriß sich auf dem Wege seinem Begleiter, schlug ihn und lief in die Gemeinde Onok, wo er die vom-Jahrmarkt in Svljus heimkehrenden Leute überfiel und einige von ihnen mit einem Knüttel schwerverletzte. Die drei Bürger, welche sich nunmehr vor dem Schwurgerichte zu verantworten hatten, erklärten, sie hätten sich bemüht, den Wahnsinnigen unschädlich zu machen, wobei sie ihn erschlugen. Der Gerichtshof verhörte zwölf Zeugen, welche das Wüten des Wahnsinnigen schilderten, worauf der Freispruch erfolgte. Der Prokurator brachte gegen das freisprechende Urteil Berufung ein. „Mit Schimmel bedeckt und von Ratten angefressen" Uzhorod . Schüler des Gymnasiums in Mun- k a L fanden in einer Nische des Gymnasialgebäudes während eines Spieles zufällig die Leiche einer unbekannten Frau. Die herbeigerufene Polizei stellte fest, daß die Leiche mit Schimmel bedeckt und von Ratten angefreffen ist. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß es sich um.die 23jährige Prostituierte Marie F u e l e p handelt, welche in dieser Nische übernachtet hatte. Allen Anzeichen nach fand die Fuellep vor etwa 14 Tagen den Tod. Die Ursache des Todes wird durch die Sezie- rung sichergestellt werden. Aeußerlich trägt der Leichnam keine Zeichen von Gewaltanwendung. Ein Heiratsschwindler tötet sein Opfer Berlin . Die Berliner Kriminalpolizei ist einer weitverzweigten Bande von skrupellosen Heiratsschwindlern auf die Spur gekommen. Bisher konnte die Polizei zwei Männer verhaften, von denen der eine namens Paul Polte unter dem Verdachte festgenommen wurde, eines seiner Opfer, die 32- jährige Hausange st eilte Alma G a r b e in Spandau , getötet zu haben, nachdem er sie einige Monate vor ihrem Ableben zum Abschluß einer auf 5000 Reichsmark lautenden Lebensver- sicherungzu seinen Gunsten veranlaßt hatte. Die Leichenöffnung ergab, daß die Garbe durch Einnehmer« von an sich harmlosen, in größeren Mengen jedoch tödlich wirkenden Tabletten vergiftet worden war. Diese Tabletten wurden in großer Menge in der Wohnung Poltes aufgefunden. Gemeinsam mit einem gewiffen Reinhardt B r e n n e r, der gleichfalls wegen Heiratssckwin- deleien verhaftet worden ist, hatte er die Garbe außerdem um die gesamte Barschast gebracht. Die Zahl der von der Bande rücksichtslos ausgeplün- derten Heiratslustigen ist noch lange nicht vollzählig bekannt. Die Nachforschungen gehen Wester. Automatischer StratosphLren-Ballon sendet per Radio Messungsresultate Am 1. April wurde in Slutzk(Rußland ) der erste automatische Stratosphärenballon nebst einem Apparat für kosmische Strahlenforschung abgelassen. Der Apparat, der von dem jungen Wissen-- schastler Wernöw konstruiert ist, verzeichnet mit Hilfe einer Radioapparatur die aufgefangenen kosmischen Strahlen. Bis zu einer Höhe von 14 Kilometern waren die durch die kosmischen Strahlen hervorgerufenen Signale deutlich vernehmbar, später setzten sie aus. Zum erstenmal wurde somit in der Welt die Wirkung kosmischer Strahlen in der Stratosphäre nicht nur durch einen Apparat registriert, sondern mit Hilfe dieses Apparates auch auf der Erde vernommen. Der Abstieg des Apparates begann— wie dies auch den vorherigen Berechnungen entsprach— in dem Moment, wo einer der Teilballons platzte. Der Abstieg war so ruhig und gleichmäßig, daß die Apparate vollkommen unversehrt blieben. Gegenwärtig ist man mit der Dechiffrierung der Aufzeichnungen beschäftigt. Mord und Mordhetze. In der Schweiz hat, aller Wahrscheinlichkeit nach, die deutsche Mord- feme ein neues Verbrechen begangen. Ein deut scher Emigrant ist verschwunden, man vermutet Mord. In diesem Zusammenhang erscheint ein Artikel des„We st deutschen Beobach, t e r s", des maßgeblichen rheinischen Nazi-Par- teiorgans, in einem ganz besonderen Licht. Wir lesen da zum Fall Jacob:„Freuen wir uns, daß solch ein Verbrecher wie Salomon nunmehr seinen Lohn empfängt. Hoffentlich erreicht noch rechtmanchen seiner Spießgesellen das verdiente Schicksal— es braucht ja nicht gerade auf einer Schweizerreise zu sein." Die„Basier Nationalzeitung", die diesen Ruf nach neuen Mordtaten zitiert, fragt in äußerster Erregung, ob man überhaupt noch mst einem Lande, dessen Repräsentanten sich zu solchen Exzessen hinreißen lassen, in zivilisierten Formen verhandeln könne?!" Justizminister Dr. I. Derer empfängt Dienstag, den 16. ds. nicht. A«f die Hilferufe des englische« Dampfers „Letitta",deram Freitag an der griechischen Küste auf ein Felsenriff auflief, ist der Schleppdampfer „Salvatore" von Messina an die Unfallstelle abgefahren. Erst Samstag früh gelang es, den Dampfer wieder flott zu machen. Er ist anscheinend so ziemlich unversehrt. Der Revolver entscheidet geschäftliche Differenzen. Zwischen dem Besitzer einer großen metallurgischen Fabrik in Warschau , Jng. Lewito und seinem Kompagnon Jng. Feingo^, kam es in den Büroräumen zu einer heftigen Auseinandersetzung wegen der schlechten Finanzlage des Unternehmens. Die beiden Kompagnons ergriffen während der Auseinandersetzung zu Revolvern und überschütteten sich gegensestig mst Kugeln. Jng. Lewito fand an Ort und Stelle den Tod, Jng. Feingold starb nach der Ueberführung ins Spital. Der„Volksgerichtshof " in Berlin verurteilt« den ehemaligen preußischen Landtagsabgeordneten der kommunistischen Partei Roman Ligendsa wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren acht Monaten Zuchthaus . Er hat bis zum Jahre 1933 den Wahlkreis Oppeln vertreten. Kämpfe mit Eingeborenen. Wie aus Delhi gemeldet wird, kam es an der nordostindischen Grenze erneut zu Kämpfen zwischen britischen Truppen und Aufständischen unter Führung des Fakirs von Alinger. 18 Eingeborene wurden getötet und vier verwundet. Die britisches Maschi- nengewehrtruppen haben einen Toten und sechs Verwundete zu verzeichnen. Ein tragisches Unglück ereignete sich Samstag früh in der englischen Garnisonsstadt Alders hot . Dort waren am Donirerstag auf Veranlassung der städtischen Behörden vier Häuser mittels Rauchgases desinfiziert worden. Allem Anscheine nach ist den Bewohnern die Rückkehr in die Häuser gestattet worden, bevor die Giftgase völlig abgezogen waren. Dieser Unvorsichtigkeit sind zwei Kinder zum Opfer gefallen. Zehn weitere Personen mußten in bedenklichem Zustande ins Krankenhaus gebracht werden. 85 Schilling pro Sterilisierung. Das Grazer Sicherheitsburo wurde verständigt, daß in letzter Zeit an einer großen Zahl von Männern in Leo ben , sowie Graz und Umgebung Sterilisierungen durchgeführt wurden. Am Montag wurde der 36jährige ehemalige Mediziner Kornel B a r s a n, ter rumänischer Staatsbürger ist, solvi« der 38jährige Mechaniker Maximilian Selenk» verhaftet. Sie sind geständig. Selenko war als Schlepper tätig. Barsan nahm die Operationen vor. Hiefür mutzten die Operierten«in« Tax « von 85 Schilling erlegen. Dieser Betrag wurde zwischen Barsan und Selenko auf- getellt. Der Mediziner war schon im ersten Sterili- sierungsprozeß angeklagt und wurde damals zu nenn Monaten schweren Kerkers verurteilt. Selenko war ebenfalls schon in Untersuchung, damals konnte ihm aber seine Mithilfe nicht nachgewiesen werde«. An die Werktätigen in Stadt und Land! Uebermütig geworden durch ihre Erfolge in anderen Ländern veranstalten die Klerikalen Ende Juni einen groß angelegten Katholikentag in Prag , der keinen andern Zweck verfolgt, als die wenigen kulturpolitischen Errungenschaften der Nachkriegszeit wiederum zu beseitigen und mit offensichtlicher Unterstützung der fascistischen Elemente das ganze private u«rd öffentliche Leben in unserer Republik unter den Einfluß der Kirche zu bringen. Der Katholikentag bedeutet also nichts weniger als den Auftakt zur Errichtung eines klero-fascistischen Regimes in der Tschechoflowakischen Republik. Auf diese dreiste Herausforderung der Kul- turreaktion werden die Freidenker zusammen mit einer Reihe von fortschrittlichen Organisationen deutscher und tschechischer Nationalität mit dem Kulturtag antworten, einer Kundgebung, die am Sonntag, dem 7. Juli, um 10 Uhr vor- msttags auf dem historischen A l t st ä d t e r Ringplatz in Prag stattfinden soll. Diese Kundgebung muß zeigen, daß es in der Tschechoslowakischen Republik noch Kräfte gibt, die bereit sind, Freihett und Fortschritt gegen jedweden Angriff bis aufs äußerste zu verteidigen. Wir rufen darum noch einmal die Werktätigen in Stadt und Land, Männer, Frauen und Jugend auf, sich des Ernstes der Situation bewußt zu werden und durch einen Massenaufmarsch in Prag den klerikalen Vorstoß zurückzuschlagen. Sowie sämtliche bürgerlichen Organisationen ihre geplanten Tagungen absagen oder verlegen, um ihrer Mitgliedschaft die korporative Beteiligung am Katholikentag zu ermöglichen, so erwarten auch wir, daß das gesamte klaffenbewußte Proletariat der Tschechoflowakischen Republik unserem Rufe Folge leistet und mit uns den Kampf gegen die drohendeGefahrin entscheidender Stunde aufnimmt. Bundes proletarische« Freidenker. Gegen den Klerikaliömus! G e g e n d e n F a s c l s m u s! Für Freiheit, Fortschritt und Demokratie! Der Vorstand des
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