Seite 2Donnerstag, 18. April 1935Nr. 92An unsere Abonnenten,Leser und Kolporteure!Die Verwaltung.Anläßlich der Osterfeiertage wird im Buchdruckergewerbe am Montag nicht gearbeitet,so daß unsere Nummer amDienstag, de« 23. April entfällt.Die nächste Ausgabe erscheint dann zur gewohnten Stunde am Mittwoch, dem24. April.sudetendeutscher Heimatfascismusl TschechischerFascismus: er gebärdet sich gleichzeitig chauvinistisch, bekämpft die demokratische Staatsform, bekämpft die Zusammenarbeit der fortschrittlichenElemente aller Nationen auf diesem Boden. DerHenlein-Fascismus begnügt sich mit Kopien. Angefangen vom Bettelhilfswerk, über falscheSchwüre bis zum Antisemitismus. Vom leerenTam-Tain bis zu den Gummi-Parolen: Sudetendeutsche, haltet zusamm', wir brauchen keinProgramm! Oder: die Idee über uns, der Kamerad neben uns, der Feind vor uns.. Bewußte politische Falschmünzerei! Phrasen, die an das Gefühl appellieren, sollen Menschen betäuben, denenNot, Elend und Verzweiflung die Denkfähigkeitgenommen hat. Gerichtet an Stammtisch-Bürger,die sich nie zu klarer Erkenntnis aufraffen konnten.Wenn wir am 1. Mai marschieren werden,so werden wir dessen mehr als bisher bewußt sein,daß wir unseren 1. Dkai— Symbol der selbständigen Arbeiterbewegung auf der ganzen Erde— noch immer mit aller Kraft verteidigen müssen.Der i. Mai 1935 ist kein geruhsamer Feiertag.Er ist und bleibt ein K a m p f t a g. An diesemTag müssen wir die Verzweifelten und Deprimierten aufrütteln, in der letzten Hütte, im entferntesten Ort den letzten Proleten. Der Gedanke desSozialismus lebt und ist unsterblich!Am heurigen 1. Mai wird vor allem die Parole gelten: Sudetendeutsche Arbeiter, verteidigt euren Boden! Sorgtdafür, daß der Fascismus diesem Lande fernbleibt, daß ihr die Rechte behaltet, die euch dieDemokratie des Staates gegeben hat. Es gehtbei den Wahlen um jede Stimme, es gilt, um jeoeSeele zu ringen!Wenige Wochen sind es noch, die uns vonder Entscheidung trennen. Eine kurze Zeit, abernicht zu kurz, wenn sie ausgefüllt wird mit aufopferungsvoller und tapferer Arbeit. Der 1. Maigehört uns und der 19. Mai muß es beweisen!Er muß die Bestätigimg dessen bringen- wofür wiram 1. Mai marschieren werden!Russisch-französischer PaktIn den Grundzüsen fertlsGens. Mittwoch abends hatten Lavalund Litwinow eine längere Unterredung,nach der folgende Erklärung abgegeben wurde:„Wir haben die großen Linien unseres Abkommens frstgrstrllt. Wir werden darüber unserenRegierungen berichten und dann den endgültigenText festlrgen."6enosse vsrer über die Aufgaben der sudetendeutschen Lehrer:„Echten deutschen Kulturseist hochhalten!"Der Höhepunkt der pädagogischen WocheGestern mittag sprach im Rahmen derPädagogischen Woche in Teplitz-SchönauJustizminister Genosse Dr. Ivan Derer. Alsder Vortragende den überfüllten Kurhaussaalbetrat, erhoben sich die Anwesenden von ihrenPlätzen und brachten ihm stürmische Ovationendar. Genosse Dr. Kohler entbot dem liebenGast die herzlichsten Grüße der Reichsvereinigung. Genosse Russy als Bürgermeisterder Stadt Teplitz-Schönau ein freundliches Willkommen im Namen des Stadtrates. OberratH o z a k und' Bezirksschulinspektor Dr. Sei«Bai nahmen ebenfalls an diesem Vortrag teil.Die eineinhalbstündige, meisterhaft ausgebauteRede des Genossen Dr Direr. die wir leidernur auszugsweise wiedergeben können, behandelte die großen Kulturfragen unserer Zeit. Siewar ein machwolles Bekenntnis zur Demokratie,zur Freiheit und eine flammende Anklage gegenallen Ungeist unserer Epoche. Die Hörer undHörerinnen, unter denen sich auch eine großeAnzahl tschechischer und deutscher Arbeiter undAngestellten befanden, folgten dem außerordentlich interessanten und hinreißenden Vortrag mitgespannter Aufmerksamkeit, bekundeten ihre Zustimmung wiederholt durch lebhaften Beifall unddankten am Schluß mit minutenlangem Applaus.Genosse Dr. D i r e r führte aus:Eigentlich sollte man darüber, daß dieSchule der Völkerversöhnung zu dienen hat, garnicht diskutieren. Nie und nirgends war es zweifelhaft, daß die Schule der Kultur, der Hebung desgeistigen, seelischen und moralischen Niveaus derJugend und des gesamten Volkes dienen soll.Kultur und Friede, Kulturarbest und friedlicherWettbewerb, Kulturbestrebungen und Annäherungder Völker sind Begriffe, die voneinander nicht zutrennen sind. Haß und kriegerische Verwicklungund alles, was dazu führt oder führen kann, hatmit Kultur weniger oder gar nichts zu tun, dennschon der Begriff Kultur, beinhaltend alles Vernünftige, Schöne und Gute, muß alles ausschlie-tzen, was zerstörend wirkt auf die Aufbauarbeit imSinne dieser ethischen Güter.Es wäre nicht richtig, die Kulturbestrebungen der Menschen in den einzelnen Geschichtsperioden ausschließlich nach heutigen Gesichtspunkten zu beurteilen. Die Geistesbeschaffenheiteinzelner menschlicher Generationen ist vonmateriellen Dingen abhängig. Und wenn wir dieheutige technisch und materiell komplizierte' undhochentlvickelte Zeit betrachten, mit ihrer in jederBeziehung und auf allen Gebieten des menschlichen Geistes und menschlicher Arbeit betätigtenAktivität und Produktivität und dabei die Geistesrichtungen einzelner Teile der Menschheit beobachten,wenn wir außerdem die von modernsten technischen Mitteln begleitete moralische Ver-wilderung innerhalb einzelner Kulturvölker in Betrachtnehmen, so müssten wir nach flüchtigen Erwägungen in Zweifel ziehen, ob materieller undrechnischer Fortschritt überhaupt geistigen Fortschritt bedeutet und ob materielle Kultur inihrer Unbotmäßigkeit nicht zur Vernichtungalles edel Geistigen führen muß.Wenn es in der Geschichte sogenannte Barbarenvölker gab mit edlem Kulturgeist, oder mitanderen Worten, menschliche Gesellschaften primi-tiver, materieller Bedingungen mit kultiviertem,religiösem oder sonstigem geistigen Wesen, solehrt uns die heutige Entwicklung,daß es auch hochentwickelte Kulturgesellschaftenund Kulturvölker geben kann, mit fabelhafttechnischen und organisatorischen Fähigkeiten,Fertigkeiten und Erfolgen, welch«— wasseelische Geistesorientirrung betrifft— nichtKulturgeist, aber Barbarengeist betreiben.Vor der großen französischen Revolution gabes einen Rousseau, der„Zurück zur Natur"rief, an der Schwelle des Weltkrieges, inmittenfieberhafter militärischer Rüstungen, philoso-phierte To l st o j über die Notwendigkeit der Rückkehr der menschlichen Gesellschaft zur einfachenMenschlichkeit. Ist es nicht ein Zeichen der Dekadenz,daß heute inmitten jener, die für die Verwirklichung der Sitten und Auflassungen am meisten veranttvottlich sind, sich kein Rousseau, keinTolstoj erhebt,«m die an dm Rand des Abgrundes taumelnde Menschheit zu Wanten?Rousseau konnte seine Theorien entwickeln,unbehelligt von der Staatsmacht jener, die denGrundsatz aufstellten„L' ttat, c'est moi". Undan Tolstoj wagte sich selbst das mächtige russischeZarensystem nicht zu vergreifen. Rousseau undTolstoj, /waren Verfechter elementarenMenschengeistes, ihre Worte flam«menderProtestgegen den Mißbrauch der materiellen, technischen, mechanischen Kultur.Goethe war auch einer der Größten, diein den monumentalen» unabänderlichen Gesetzender Natur Muße suchten, aber auch Kraft schöpften zu weiterem menschlichen und geistigen Schaffen. Am Zeitalter des mächtigen nationalen Aufwallens deutscher Stämme bleibt der große Goethekühl bis ins Herz hinein. Und auch gegen Goethe,der dem aufsteigenden deutschen formalen Patriotismus den Gehorsam oder wenigstens die Gefolgschaft verwei«g e r t e, um um so bedeutungsvoller den allgemeinen Menschlichkeitsstandpunkt betonen zu können, wagte keiner seiner Zeitgenossen aufzutreten.Als die Ueberwucherung der Technik desGeistes den Menschen den Geist selbst vergessenließ und die Hemmungslosigkeit der technischenEntwicklung und ihre skrupellose Verwendung zumacht- und wirtschaftspolitischen Zielen, Kata-strophen ahnen ließen, da traten große Warnerauf den Plan und Rousseau, Goethe und Tolstojverkündeten ihre Ideen. Und die überwuchernde technische Kultur ließsie gewähren! War dies nicht ein Zeichendessen, daß die Technik noch immer die Autoritätdes Geistes anerkannte und es als selbstverständlich annahm, daß sie sich dem Geiste anpaflenmüsse? Wie dem auch sein mag, eines steht fest:die technische Kultur der Bourbonen, der Hohen-zollern, der Romanobs ließ den Geist Rousseaus,Goethes, Tolstois unbehelligt gewähren.Wie steht es aber mit der technischen Kultur von heute? Hat die Kultur der lenkbarenLuftschiffe, der mft rasender Geschwindigkeitdahinsausenden Flugzeuge» der Ausnützungsmöglichkeit der Sttatosphäre, der Radiowelle»,der Atomzerstörer und anderer technischen Errungenschaften und der auf diese sich stützenden,staatlichen, nationalen, militärischen und organisatorischen Mächte«och immer denselbenRespekt vor Geist und Menschlichkeit, wie ihndie staatliche, wirtschaftliche und materielleTechnik hatte noch in der nahen Vergangenheitvor dem verflossenen Weltkriege?Die technische Entwicklung hat sich in kurzerZeitspanne verhundertfacht, die sonst hochentwickelten Vorkriegsjahrzehnte kommen unseren Generationen in technischer Hinsicht fast primitiv vor.Rücksichtslos wird diese Entwicklung im wirtschaftlichen und staatlichen Leben ausgenütztdurch die Stärkeren zum Verderben der Schwachen. Not und Arbeitslosigkeit find die Begleiterscheinungen des Triumphes der zügellosenTechnik gegen Rücksichten auf Menschlichkeit.Und diese Zeit der größten Gefahren europäischerMenschheit gebar keinen Rousseau,keinen Goethe, keinen Tolstoj?Quo vadis Europa? Ouo vadis Kulturmenschheft?Sollte das durch Memchengeist Erdachte, Erworbene, Erarbeitete zinn Verderben der Menschheit werden? Lohnt es si" nickt mehr, Menschenvon Geist entstehen zu lassen, die die Entwicklunghemmen und in andere, glücklichere Bahnen zuleiten hätten?Wollen wir dieser Gefahr entrinnen, so mußdas Gleichgewicht zwischen Technik und Geist wiederhergestellt werden! Technik muß durchGeist und Menschlichkeit beherrscht.werden und nicht umge-!kehrt! Eine Menschheit, die sich zügellos durchdie Tecknik und len Formalismus beherrschenließe, würde bald in Barbareienden...Diese wichtigen Probleme müssen von allenKulturarbeitern aller Rationen richtigerfaßt werden. Schon in der Schule muß die jungeGeneration zur Menschlichkeit, zurLiebe, zum menschlichen Geiste erzogen werden!Nach dem Siege der deutschen Heere über dieFranzosen im Kriege 1870/71 wurde behauptet,die deutschen Schulmeister hätten ihn vorbereitet.Wann wird die Menschhett und jene, die sieführen, endlich den Beschluß fassen, daß dieSchulmeister nicht Krieg« und Siege, sondernFrieden, Bölkerversöhnung mrd Kultur vorzubereiten und z« festi-en haben?Ich würde mißverstanden, wenn man meineWorte so deuten würde,<3 ob ich gegen technischeFortschritte Stellung genommen hätte; sie müssenals gegebene Tatsachen angenommen werden, aber3Her LauernksirerHau Otto FriedrichChwojka hatte das Lager seiner Bauernwohlbefestigt und einige Tage damit zugebracht,seine Scharen an Disziplin und Waffengebrauchzu gewöhnen. Das natürliche Ansehen, das er sichzu erioerben wußte und das von Erfolg zu Erfolgihn in den Augen der Seinen höher steigen ließ,brachte ihm damals den Beinamen„Der Bauernkaiser" ein. Wie es mit gutwilligen Scherzen zugehen Pflegt^ ging es auch mit diesem Titel: erbürgerte sich ein und bald war aus dem Beinamender Rufname geworden. Die Kaiserin Maria Theresia war ferne in Wien, aber der Bauernkaiserwar inmitten ihres Lagers, die Bauern hatten sichdaran gewöhnt, in ihm ihren Führer zu sehen.So kam es auch, daß, als sie gegen Chlumecvorrückten und der Offizier und seine Wache dasBrauhaus vor den andringenden Scharen freigeben mußten, er der Erste war, der dem verhaßtenWirtschaftsdirektor Pietsch entgegentrat. Pietsch,ein kleiner gedrungener Mann, schaute Chwojkamit bösen, stechenden Augen an:„Aha, also Siesind der Bauernkaiser" kam es giftig von seinenLippen. Chwojka gab ihm kalt seine Antwort:„Esist besser ein Bauern k a i s e r als ein Bauern-s ch i n d e r zu sein, Herr Pietsch." Während dieser ersten Worte drängten die Massen nach, sicmachten Anstalt, sich auf Pietsch zu stürzen, derDorfschulze Nhwlt hetzte sie auf, stand aber wohlweislich in der dritten oder vierten Reihe, umnicht zu nahe zu sein, wenn es doch zu einerSchlägerei mit Leuten kommen sollte, die Pietschin einem Nebengelaß verborgen halten mochte.Aber Pietsch war allein und so fand er sich auchbereit, nach langem Hin und Her, seinen Namenbeglaubigend unter einen Bogen zu setzen, aufden Chwojka die Forderungen der Bauern inkurzen Sätzen niedergeschrieben hatte: KeineFrondienste mehr, keine Abgaben an den Guts herren, nur angemessene Steuern an den Staat, IFreiheit des Wohnorts und des Gewerbes, ISorge der Gutsherrschaft für Lohn, Behausungund Verpflegung!„Auch die Bauern sind Menschen, Herr Pietsch," sagte Chwojka, als Pietschmft zusammengebissenen Zähnen unterschriebenhatte.„Dann sollten sie sich auch menschlich benehmen", rief Pietsch und deutete in den Hof, vondem Lärmen, Pfeifen und Singen erscholl. DieVattern hatten den Brauhauskeller geplündert,von den Fässern die Zapfen gezogen und nuntranken sie eimerweise den schäumenden Gerstensaft. In ihrer Mitte stand Nywlt, klimpertemit der Linken an den silbernen Talern auf seinem Wanst, schwang mit der Rechten die Kappeund schrie unaufhörlich:„Wir Bauern sind frei,wir wollen keine fremden Herren und keineeigenen, wir ziehen nicht für den Bauernkaisernach Prag, wir zechen für unser eigenes Wohlin Chlumec!"Chwojka stürzte in den Hof. Eine berauschteund tobende Menge umgab ihn, Nywlt schwankteihm entgegen:„Noho, der Bauernkaiser sollleben!", schrie er und wollte mit seinem erhobenen Humpen auf Matthias losgehen. Dastolperte er plötzlich und fiel der Länge nach hin.Dostal hatte sein Holzbein vor die torkelndenFüße des Dorfschulzen gestellt, er hatte damitnicht nur einen Angriff von Matthias abgewehrt, sondern auch die Autorität des großsprecherischen Dorfschulzen mit einem Schlage erledigt, denn im gleichen Augenblick, als der Dorfschulze in die Bierlache fiel, ertönte der Schrei:„Das Militär kommt!" Und während Chwojkadie bei dieser Kunde rasch ernüchterten Bauernvor dem Brauhaus sammelte, wälzte sich derdicke Nywlt noch eine Weile in der Lache. Dann,als er ahnen mochte, was vor den Toren vorging,rannte er schnurstracks in den Keller, verbarg sichdort und ward nicht mehr gesehen.Das heranrückende Milttär ließ einenTrommelwirbel erklingen, vor die Front derSoldaten trat ein Hauptmann und ermahnte dieBauern, sich zu ergeben. Ein Hohnlachen wardie Antwort. Jetzt ließ der Hauptmann blindeSchüsse abgeben, aber die Bauern wichen nicht.„Das kaiserliche Militär hat wohl mit Lumpen-fetzen geladen", höhnten sie zurück. Eine scharfeSalve war die Antwort, zwei Bauern wälztensich im Blute. Ein kurzer wilder Kampf setzteein, von Mann zu Mann. Die Soldaten blieben Sieger, die Bauern flohen in wilder Unordnung, viele ergaben sich, unter ihnen dieSchreier der ersten Reihe, die Matthias anjenem Abend so abgestoßen hatten. Jetzt suchtensie durch Verrat, Versprechungen und wildeVerfluchungen des Bauernkaiser, der sie verführt habe, um gut Wetter zu bitten. Sie erhielten eine Tracht Prügel und es wurde ihnengnädigst gestattet, wieder zu ihrer Gutsherrschast zurückzukehren, wo sie schon den rechtenEmpfang finden würden.Ein ganz fleiner Trupp hatte sich im nahegelegenen Walde wieder gesammelt. Der hinkende Keine Dostal hatte sie zusammengetriebenund Chwojka befand sich in ihrer Mitte.„DerKampf geht weiter", kommandierte er.„Wirschlagen uns durch nach Prag und wollen sehen, ob wir dort nicht unser Recht bekommen."Das Wort„Prag" munterte sie alle wie einegroße unbegreifliche Verheißung auf. Dort wardie Burg, dort saß der Kaiserin Statthalter,dort würde er von ihnen erfahren, was sichdraußen auf dem Lande abspielte, und wenndie gute Kaiserin nur das wüßte, dann würdesie sicher Abhilfe schaffen. Ja, nach Prag, daswar die richtige L jung.Die Schlacht von Chlumec hatte dem Ansehen des Bauernheeres sehr geschadet.„Siegewannen wie dfe Bauern. bei Chlumec", hießes bald im Volksmunde; aber als die Bauernnun doch weiter marschierten und in ansehnlichen Haufen in Pardubitz eintrafen und sichihnen auf dem Zuge immer neue Scharen anschlossen, wuchs wieder die Panik in den Städten.In Jeseny trat ihnen die Gutsherrin entgegen.|„Ihr sollt von mir Bier und Branntwein haben,wenn ihr meine Habe verschont".»Bier undBranntwein wollen wir nicht", rief einer,„abereinen Kuß von dir". Die Gutsherrin war einenAugenblick betroffen, dann hielt sie dem unsickerheranttottenden Bauernburschen dje Wange hin.Der ging auf sie zu, schaute sie groß an undsagte nur:„Also wenn es ums Gelb geht, dannläßt du dich von den Bauern küssen, aber wir",schrie er plötzlich auf,„wir wollen solche Küssenicht!" Sprach es und wandte ihr den breitenRücken zu.Die Aufrührer trafen erst bei Celakovicauf eine Kompanie des Regiments Wallis, siewichen nach einem kurzen Geplänkel der Kompanie aus, um ein unnötiges Blutvergießen zuvermeiden. Da sie inzwischen auf die stattlicheZahl von annähernd fünftausend Mann angewachsen waren und sich in den vergangenenWochen körperlich erholt und diszipliniert hatten,wagten sie nunmehr den Marsch auf Prag. AISdie Kunde vom Herannahen des Bauernkaisersund seiner Scharen in Prag bekannt wurde,entstand ein wildes Gewirr. Auf dem Obstmarktpackten die Händler schleunigst ihre Körbe. Inden Gaffen und unter den Arkaden schloß man dieLäden und breite Masse» von Männern undFrauen ergossen sich, beseelt von einem Gemischvon Neugier und Angst, auf die Höhen bei Libeü,wo an der Brücke der Oberstburggraf Nostitz dieAufrührer erwartete. Sie kamen nicht» wie erwartet, in wilden Haufen, sondern in geordnetenScharen mft Pfeifen- und Trommelklang. Anihrer Spitze marschierte unter einer großen wehenden Fahne Matthias Chwojka. Als sie inHörweite waren, rief ihnen der Oberstburggraf,ein stattlicher und hochmüttger Mann, im befehlenden Tone zu:„He da, was wollt ihr?"„Freiheit!" kam es wie ein einziger Schrei aushundert Kehlen.„Und unsere Freiheit wollen wir uns inPrag holen", rief mft seiner hellen Stimme derkleine Dostal.(Schluß folgt!