Nr. 93

Piccards Pläne

Warschau  . Der Warschauer ,, Expreß Bo­tannh" erklärt, daß Professor Piccard im Mai in Bolen eintreffen und mit den militärischen Bal­Tonwerkstätten in Jablonna  - Legionowo Berhand­lungen betreffend die Konstruktion eines Ballons in diesen Werkstätten führen wird, auf welchem er noch im Laufe dieses Jahres einen neuen Stra­tosphärenflug unternehmen will. Nach dem ge= nannten Blatte beabsichtigt Professor Piccard, die jen neuen Stratosphärenflug, bei welchem er eine Refordhöhe von 30 kilometern erreichen will, von polnischem Boden aus zu unternehmen. In diesem Falle würde der Stratosphärenballon des Professors Piccard vom Flugplatz der polni­schen militärischen Ballonwerkstätten in Jablonna­Legionowo starten.

Devisen in der Thermosflasche. Bei der deutsch  - polnischen Zollübergangsstelle in Beu­ then  , in der Hohen Lindenstraße, wurde ein Mann verhaftet, der schon vor seinem Grenz­übertritt durch sein unruhiges Wesen die Auf­merksamkeit der Zollorgane auf sich lentte. Zu nächst untersuchte man vergeblich. Schließlich ent­deckte man in einer Thermosflasche raffiniert ver­stedt 11.000 Mart in Goldscheinen und ferner Dollars und Goldpeseten im Werte von 12.000 Reichsmart. Der Schmuggler namene Najmann wurde verhaftet und in das Gefängnis eingelie­

fert.

Auf der Suche nach Petroleumqnellen. Um den 1. Mai wird aus Mosta   u eine wissenschaftliche Expedition abgeben, die die Wüste Karatum und die Tiefebene zwischen dem Kaspischen Meer und dem Aral- See geologisch erforschen wird. Der Hauptzweck der Expedition besteht darin, nach Petroleumquellen zu forschen.

Etwas besseres Wetter in Aussicht. Ueber unsere Gegenden verlief am Donnerstag eine Wärmegrenze,

Freitag, 19. April 1935

PRAGER ZEITUNG

Juweliergeschäft ausgeraubt

halten, wurde rasch nüchtern und warf den herben Gast hinaus. Aber damit nicht genug. Eine Stunde Die Serie der Einbrüche bei Uhrmachern und später erschien sie abermals am Wengelsplak, wo

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ren detaillierte Wiedergabe die beiden Merchblätter so sehr bemüht waren. Als Zeugen beantragte der Vertreter der geklagten Partei u. a. den Herausge= ber des Prager Tagblatt", Herrn Dr. Keller, ferner den Prokuristen der Firma Merch  , Herrn Dr. Egon Fuchs, Herrn Mar und Frau Miny Beni e 3 und die Ehegatten No st i B.

Wie erwähnt, scheiterten zunächst die Vergleichs­

Juivelieren wurde gestern durch einen neuen Fall fie Lärm schlug und den Chauffeur verhaften ließ, versuche, ſo daß sich das Gericht zur Beratung über vermehrt. Die Wache bemerkte in der Nacht auf weil er ihr angeblich eine goldene Tabatiere im die eingebrachten Beweisanträge zurückzog. Die gestern, daß die Auslage der Firma J. Dvořák Werte von 4500. gestohlen habe. Aber nun zeigte Richter waren indessen nicht genötigt, ihre Beratung in der Terronstá in Prag   XIX geöffnet und aus- fich auf dem Polizeikommissariat die Solidarität der zu Ende zu führen, denn inzwischen war doch ein ber schäzt den Wert der geraubten Gegenstände, Kollegen zu entlasten, ia manche wußten von einem Prager Mittag" die Erklärung abgab, daß er die geraubt wurde. Der herbeigeholte Geschäftsinha Scharenweise tamen sie auf die Polizei, um ihren gekommen, demzufolge der geflagte Redakteur des Prager   Taxichauffeure in hellem Glorienschein. Bergleich zwischen den streitenden Parteien zustande 120 Ringe, Lorgnons, etc auf 50.000 ähnlichen Abenteuer zu berichten, das ihnen, offen- lägerischen Redaktionen nicht beschuldigen könne, für bar mit der gleichen Dame, in letzter Zeit zugefto- das Dritte Reich Propaganda getrieben zu haben. Ben sei. Der Chauffeur wurde, da sich die völlige Saltlosigkeit der Beschuldigung erivies, sofort ent­Durch diesen Streit war der Stritt beendet. rb. lassen, die ,, Dame" in der Person einer 28jährigen Prostituierten verhaftet.

Gerichtsbeamtin fährt schwarz. Die Frau, die, wie gemeldet, vor einigen Tagen den Chauffeur van Vdovičenko und seither einige andere Taxichauffeure um ihr Fahrgeld geprellt hat, ist gestern mittags verhaftet worden. Sie ist eine ehemalige Gerichts­beamtin namens E. H.

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Drei Jahre für einen Kinderschänder

Nachtbild von der Großstadtperipherie Prag  . Das Schwurgericht tagte Donnerstag

Zusammenstoß zweier Elektrischen. Gestern um 2 Uhr mittags stand ein Motortvagen der Einser­Zärtlichkeiten statt Taze. Vor einigen Tagen Strecke an der Station in der Bělohorská in Břev­erlebte ein Prager   Tarichauffeur ein unliebjames nov, als ein 22er- Wagen in voller Fahrt in die Abenteuer. Eine Dame, die er von seinem Stand Station einfuhr und gegen den Schleppwagen der play am Wenzelsplak zu ihrer Wohnung nach Biz- stehenden Einser stieß. Der Zusammenstoß war so unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. Angeklagt war fob fuhr, erklärte beim Aussteigen, kein Geld zu heftig, daß beide Wagen zur Weiterfahrt unbrauch der 23jährige, schon vorbestrafte Kellner Karl Ste­haben, und bat den Chauffeur, mit in ihre Wohnung bar gemacht wurden. Ein Passagier des Einser- pán et aus Bitob des Verbrechens der au tommen, wo sie ihm die Tage auszahlen werde. Wagens erlitt eine Schnittwunde auf der Hand. Im Notzucht. Nach dem, was uns von dieser Sache Aber, wie sich bald zeigte, hatte die vergeßliche Dame 22er- Wagen erlitt der Kondukteur Quetschungen am bekannt wurde, ist dieser Fall ein schreckliches Sitten­auch ihren Wohnungsschlüssel vergessen und ließ fich Brustkorb; der Wagenlenker, der über Schmerzen im bild aus dem Milieu der Großstadtperipherie. Der von dem in Schlofferkünften bewanderten Chauffeur Magen und im Ohre klagte, wurde auf die Rönt  - Angeklagte wohnte als Untermieter bei der Familie die Türe öffnen. In der Wohnung war bald nicht genabteilung geschickt, da sich äußere Verlegungen in Bizfov. Er machte sich an die neunjährige mehr die Rede vom Geld. Der Chauffeur wurde nicht konstatieren ließen. reichlich mit Wein bewirtet, sodann erst mit eßbaren, dann mit anderen Süßigkeiten; aber ehe es noch zu letteren recht gekommen war, ermannte er sich noch einmal und forderte brüst feine Tare. Die Dame, die bereits gehofft hatte, ihrerseits eine Tage zu ers

Gerichtssaal

in beren Nähe noch immer Regen fällt, wenngleich Das Prager Tagblatt" und

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das Dritte Reich  "

endet am Samstag, dem 20. April d. J., um 15 Uhr. Der Kaffendienst bei der Postsparkasse in Prag  Mon tag, am 22. April d. J. wird bei der Post sparkasse für den Parteienverkehr nicht amtiert.

Tochter seiner Quartiersleute heran, die kleine stand der Anklage bildet, tam, kann nicht dargestellt wideltes Kind. Wie es zu all dem, was heute Gegen­Ernestine, ein hübsches. natürlich ganz unent­werden, daß der Angeklagte die Kleine auf den Bizka­berg lockte und sie bewog, ihm für neun Kronen au Willen au ſein...

Angeblich hat er sie dann durch Drohungen ber­Kind schwieg tatsächlich... anlaßt, über das Vorgefallene zu schweigen. Und das

daß Mitschülerin Schwieg so lange, bis es eines Tages entdeckte,

den Inseratenteil der Merch- Blätter beschränke, son­dern sich auch im Tertteil zur Geltung bringe. Die Bemühungen des Vorsitzenden( OGR. Dr. se t) um einen Vergleich scheiterten zu des Ancellationü ferin ſich den unnatürlichen Gelüften Berná set) für eine Krone zur Verfügung nächst, so daß der Vertreter der geklagten Partei er- stellte. Dann erit erzählte sie das Vorgefallene und flärte, den Wahrheitsbeweis, bzw. den Beweis des Start Štěpánet wurde in Haft genommen. entschuldbaren Jrriums anzutreten und eine Reihe versuchte die Sache so darzustellen, daß es sich um sehr interessanter Beweisanträge stellte. einen Racheatt der Mutter des mißbrauchten Kindes gehandelt habe, die angeblich ihre Tochter zu einer fälschlichen Bezichtigung angehalten habe.

die Niederschlagsneigung bereits ein wenig nach­läßt. Strichtweise traten nachmittags in Mitteleuropa  Gewitter auf. Sehr fühl ist es in Desterreich und im Ein interessanter Presseprozeß. Südzipfel Böhmens  , wo in den Niederungen nach- Brag. Ein recht interessanter Preffeprozeß mittage nur vier bis fünf Grad Celsius verzeichnet wurde Donnerstag vor dem hiesigen Pressegericht ab wurden. In höheren Lagen des Böhmerwaldes geführt. Kläger   war Herr Harry K Iepetát, ber­herrscht I eichter Frost und Schneefall antwortlicher Redakteur des Prager Tagblattes" Dagegen betrug die Temperatur am Nordostrand des und der Prager Abendzeitung", der gegen den ber­Staates am Nachmittag 13 bis 15 Grad Celsius. Die antwortlichen Redakteur des" Prager Mittag" Ru­Druckstörung, welche über Jugoslawien   liegt, zieht hatte. Gegenstand der Klage bildete ein im Bra­dolf Kling& berg, eine Presseklage angestrengt gegen die Karpathen ab, so daß im Westen und ger Mittag" am 8. August 1934 veröffentlichter Ar­Südwesten des Staates für Freitag bereits et was titel, dessen Titel lautete: besseres Better erwartet werden kann. Bahrscheinliches Better von heute: Jan Westen und im Südwestteil der Republit Abnahme der Nieder­schlagsneigung, strichtweise auch etwas verringerte Betvöltung und untertags ein wenig wärmer. Mä­Biger Wefttvind; im Starpathengebiete vortviegend bewölkt, strichtweise Regen und fühler. aussichten für Samstag: Wetterlage unsicher.

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Wetter

Gesandter Dr. Koch gegen die Freiheit der tschecho­flowakischen Breffe:

Hitler   greift nach Brag.

Das Prager Tagblatt" im Dienste des Dritten Neiches"

Das Beweisverfahren mußte sich natürlich in der Richtung bewegen, daß die Merch- Blätter, ob­wohl in Deutschland   verboten, doch in ziemlich engen tommerziellen Verbindungen zum autoritäre Naziregime stünden und daß diese kommerziellen Ver­bindungen gewiſſe Rückwirkungen auf die ideologische Einstellung dieser Presse übten.

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Er

Wir wissen nicht, was sich im Verlaufe dieser geheimen Verhandlung begab und können nur das Endergebnis verzeichnen. Der Angeklagte wurde von den Geschworenen einstimmig schuldiger­

Aus der Partei

Deutsche   sozialdemokratische

Bezirksorganisation Prag  

rb.

Hente, Freitag, um 8 Uhr abends findet im Parteiheim, Národní 4, eine wichtige Eihung der Bezirksvertretung statt, bei der das Erscheinen aller Mitglieder der Bezirksvertretung dringend

tannt und der Schwurgerichtshof unter Vorsitz des der Verlag Heinrich Mercy Sohn bis zum heu- Jahren schweren und verschärften Kerkers. So wurde der Beweis darüber angeboten, d G. Trost verurteilte den Angeklagten zu drei tigen Tage an der restlos gleichgeschalteten Neuen Leipziger Zeitung" beteiligt ist und ebenso an dem ebenso gleichgeschalteten Berliner   Rowohlt- Ver­ Ia   g. Bemerkenswert ist dabei, daß an der ,, Neuen Leipziger Zeitung" der bekannte ,, Eher- Verlag  " ( München  - Berlin  ) hauptsächlich beteiligt ist. Dieser ,, Cher- Verlag" ist aber heute eine Domäne des Herrn In dem eingeklagten Artikel wurde die publizi- Adolf Hitler   und hat u. a. auch die Bibel des stische Praxis des Prager Tagblatt" und der Dritten Reiches  ". nämlich das Werk"" des ,, Füh­Abendzeitung" einer scharfen Kritik unterzogen. cers" herausgegeben, das sich betitelt Me in Den Anlaß gab ein eingebendes Referat dieser bei- amp f". Ferner wurde der Beweis darüber an­den Blätter über eine Gedächtnisrede, die der Pra- geboten, daß das Brager Tagblatt" in seinem In ger deutsche Gesandte Dr. Koch vor der hiesigen seratenteil u. a. für die Heidelberger Festspiele" wünscht ist! reichsdeutschen Kolonie anläßlich des Todes Hinden- ausgiebigft Reflame gemacht hat, als deren Schutz­burgs gehalten hatte. Das Prager Tagblatt" wid- berr" niemand anderer zeichnete, als Herr Goeb= mete diefem Nekrolog des Herrn Gesandten eine volle beis persönlich. Bur Charakterisierung der, ideolo­Spalte und die Prager Abendzeitung" gar zwei gischen Unflarheit" des Prager Tagblatt" und der Spalten ihres Teriteiles. Der Prager Mittag" Abendzeitung" wurde weiter ins Treffen geführt, gloſſierte den Eifer der( im Dritten Reich  " verbo- bak kurz vorher ein Artikel des ermordeten Prof. tenen) Mercy Blätter, der selbst gewiffe Lessing im P. T." veröffentlicht worden war, andere Blätter, die dem Dritten Reich  " weit näher der sich mit der Persönlichkeit Hindenburgs fritisch stünden, in den Schatten stelle, wobei u. a. angedeu- auseinandersett und nicht recht in Einklang stehe tet wurde, daß der Einfluß des reichsdeutschen Pro- mit der Beflissenheit gegenüber der glorifizierenden 3 pagandaministeriums fich offenbar nicht mehr auf Leichenrede des Herrn Gesandten Dr. Koch, um de­

Mitteilungen aus dem Publikum Anch Ihnen liegt der Frühling in den Gliedern! So herrlich schön es ist, wenn die Knospen sprießen, bie Natur ertvacht, so sehr spürt der Körper den Frühling, wird müd und matt... Doppelt gut ist es im Frühling, sich in Momenten des Schlafffeins des Ia- Franzbranntwein zu erinnern: ein paar Tropfen auf Stirn und Schläfen und gleich ist man wieder frisch! Und regelmäßige ,, Alpa"-Einreibungen inhibieren schon im voraus das Mattwerden! Fragen Sie doch einmal Jhren Arzt deswegen!

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Vereinsnachrichten

DAS

er­

Deutsche Volksfinggemeinde Prag. Nächsten Dienstag Hauptprobe für den Rundfunt. Vollzähliges Er­scheinen unbedingt notwendig. Brobe beginnt um 8 Uhr. Die Probe des Frauenchores entfällt.

Tragische Robinsonade eine industrielle Produktion beginnen, durch nichts aus Pont Aven  , Vittor Brunon aus Concarneau   fich tapfer, wie es nur eine Frau ſein fann, auf­

Brunon starb in den Armen seiner Frau, die recht hielt.

Aven, antamen, fonnte mitten im Indischen Ozean M. M. Pulloch und Le Merdy, Hilfsarbeiter Vor einem Pariser Gericht stehen zwei unterschieden von der Arbeitsweise, wie sie überall und dessen Frau. Dann waren noch da: Louis Arbeiter und die Bertreter einer großen Attien- auf der Welt üblich ist. Auch für die Ablösung Herledan und Quillivie aus Benzec- Conau und Am 27. Oftober 1930 fleidete sich Pierre gesellschaft. Der Prozeß, der jetzt durchgeführt dieses vorgeschobenen Postens der Zivilisation war der Neger Francois, Quibillie mit besonderer Sorgfalt an. Er hatte wird, bildet den Abschluß eines furchtbaren gesorgt. 1929 tamen neue Arbeitskräfte auf die Am 26. März 1930 gab Frau Brunon unter beschlossen, diesen öden Felsen zu verlassen, die Dramas. fleine Injel. Dann aber traten Ereignisse ein, Tränen und Schmerzen einem Kinde das Leber. Heimat sollte ihren langvermißten Sohn, würdig die von den Direktoren nicht vorgesehen waren: Nach wenigen Wochen verließ das arme Wesea bekleidet, empfangen. Er stieg zum Ufer nieder, Als ein Redakteur des Pariser Matin" als man hatte vergessen, von Sachverständigen der diese Welt, die sich ihm nur als eine unwirtliche machte das einzige Fahrzeug der Insel, einen erster Publizist die Sache aufgriff und seinen Be Geologie Gutachten einzuholen, und das rächte Insel zeigte, auf der arme Ausgesetzte ein elendes wackligen Kahn, los und ruderte in das offene richt über das Drama verfaßte, beschrieb er St. fich nun. Es zeigte sich, daß die Insel St. Paul Leben mühselig fristeten. Paul mit den folgenden Worten: Meer. Lächelnd und hoch aufgerichtet stand er in vulkanischen Charakter hat. " Sieben Quadratkilometer bultanischen Bo- Ende 1929 bäumte sich der Boden der Insel Robinsons; es schien, daß man sie vergessen habe. dem schnallenbefeßten Hut bedeckt, in dem Bock. Das Kind war der einzige Gaft der sieben seiner bretonischen, gestickten Weste, den Kopf mit bens, die auf den geographischen Starten nicht ver- auf wie ein junges Pferd, dem man eine unge- Die Vorräte schwanden dahin, troßdem viele Er fuhr in die Unendlichkeit des Ozeans hinaus, berloren in der Wasserwüste des Indischen störte biel, nur wenige Lebensmittel fonnten vor Berwendung. Ununterbrochen tauchte der öde Schiff, es fand nur noch zivei Menschen am zeichnet sind, bilden die verfluchte Insel St. Paul, wohnte fast aufgelegt hat. Das Erdbeben zer Lebensmittel verbarben, erzwang der Hunger ihre in den Tod. Ozeans, bedeckt von unfruchtbarer Lava. Nur den Labafluten gerettet werden, doch blieben auch bereinzelt wächst an den wenigen, nicht ganz trost diese armseligen Vorräte nicht unbeschädigt. Das Felsen Schwefeldämpfe aus. losen Stellen genügsames Rohr, es wimmelt von Schlimmste war aber, daß es fast kein Wasser mehr Das Leiden der Unglüdlichen gab dem Kor Ratten und wilden Kaninchen. Ohne Unterlaß gab. Ein einziger Bach, trüb, brackig und schlam- refpondenten des Matin" Gelegenheit, solche mig, lieferte ein efelerregendes, Krankheiten er- Titel zu verfassen: zeugendes Getränk, das erst lange gefocht werden

beitscht das ewig neugeschaffene Meer" die zer tissene Küste, die nur von Madreporen und Lan­gusten bevölkert wird."

mußte, che man es genießen fonnte. Die unglück­Das also ist der Schauplab. liche Kolonie konnte niemanden zu Hilfe rufen, sie Eine Pariser Firma entdeckte, daß ungeheure tvar verstummt, das Erdbeben hatte ihre Stimm:, Maffen der schmackhaften Langusten die öde Küste den Radiotelegraphen, zerbrochen. bon St. Paul bevölkern. Der Fortschritt ist un­Der Zufall, dieser Freund der Schiffbrüchi­aufhaltsam, er macht die Niagarafälle zu Was- gen und Berunglückten, ließ den englischen Damp­jertraft", die Maschinen treibt, er legt Autostra- fer Euripides  " an der verdammten Küste halten. Ben durch die Sahara   und schreckt die verschleier- Das Schiff berproviantierte die Unglücklichen not­Er überwand die chinesische Mauer; nichts konnte in die Zivilisation. ten Tuareg- Krieger mit Töff- Töff und Tu- Tu. dürftig und brachte die Kunde von der Katastrophe ihn hindern, auch die Langusten von St. Paul in

das

Bufpinnen.

Im Dezember kam endlich das ersehrte nun gereitet. Leben: Louis Herledan und Le Merdy. Sie sind

Die Langusten von St. Paul sind nun wie­der unbehelligte Besizer ihres Strandes. Bis die Industrie einen neuen Vorposten auf der verfluch

Mitten im Indischen Ozean! Sieben Personen bleiben von aller Welt ab- ten Insel errichten wird. geschlossen! Vier von ihnen vom Storbut und vom Wahnsinn dahingerafft!

Diese großen Titel blieben hinter der Wirk­lichkeit noch zurück. Niemand kann einen Titel finden, der all das ausdrückt, was Arbeiter erdul­den mußten, die nicht ausgezogen waren, um Abenteuer zu erleben, sondern für sich und ihre Kinder ein Stückchen Brot zu erwerben.

Am 12. April 1931 ging diese Meldung durch die Weltpresse: Marseille  , 11. April. Gestern ist hier an Bord des französischen   Dampfers Chambord  " der zwanzigjährige Bretone Louis Herledan, einer der zwei leberlebenden der Tragödie auf der St. Paul- Insel, angekommen."

Und nun rollt der letzte Akt des Dramas in Das war Anfang Jänner 1930. Bis in den Storbut brach aus. Langsam starben biec einem Pariser Gerichtssaal ab. Es wird ein Monat März dauerten die Beratungen in Paris  . der Einsamen. Nach ſtundenlangem Todestampfe trockener Zivilprozeß geführt. Die Ueberleber Endlich entschloß man sich, die Arbeiter aus diesem brachte der Tod Erlösung. Und in den Köpfen den haben die unternehmungsluftige Konserven­Viele Gutachten wurden von erstklassigen Borzimmer der Hölle zu erlösen und in ihre Hei der Ueberlebenden lauerte der Wahnsinn. firma auf Schadenersatz geklagt. Vielleicht wird Fachleuten ausgearbeitet. Man hatte bis auf die mat zurückzubringen. Als der Neger Francois den Tod tommen man ihnen einige hundert Franken zusprechen. Die Heinste Einzelheit die Einrichtung der Fabrik und Doch auf der Insel blieben die Anlagen, in fühlte, schleppte er sich mit seiner lebten Kraft Summe wird nicht übermäßig groß sein. Und die der Arbeiterhäuser besorgt, auch Nahrungsmittel benen Kapital der Geſellſchaft steckte. Also muß auf eine einsame Klippe und starb allein im An- fünf Menschen, die auf der verfluchten Insel stars hatte man in genügender Menge bereitgestellt und ten auch Menschen dort bleiben, um das Gut vor gesicht des grausamen, ewigen Meeres. Schauer- ben, werden der Firma nicht lästig fallen. Sie als im Jahre 1928 die ersten Arbeiter, brave, Berstörung zu schützen. Sieben Leute meldeten lich schrien die Vögel, die sich um seinen armen find tot und Tote führen feinen Zivilprozeß. fleißige Bretonen aus Concarneau   und Bont- sich: schwarzen Leichnam stritten.

Alfred Madras.

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2nd

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