Nr. SS Seite 6 Mittwoch,»4. April 1935 Her Maiaufruf der Internationale An die Arbeiter aller Länderi In einer Welt voll Elend und Sklaverei, er­füllt von Kriegsgefahr und Kriegsvorbereitung, rüsten die Arbeiter und Sozialisten zum 1. Mai. Fast sechs Jahre dauert die Krise der kapita­ listischen Wirtschaft. Ratlos stehen die herrschenden Klassen der Massennot gegenüber, die die Frucht der kapitalistischen Profitwirschaft ist. Hem­mungslose Senkung der Löhne der breiten Massen - das ist das einzige Mittel, mit dem sie die Krise überwinden wollen. Hochschutzzölle und vom Nationalismus aufgepeitsches Streben nach der Abschließung der einzelnen Länder, der Autarkie, haben mit dem Welthandel die internationale Ar­beitsteilung zerstört, ohne die der wirtschaftliche und kulturelle Fortschritt der Menschheit-undenk­bar ist.- Die großkapitalistische Wirtschaftspolitik droht eine neue Epoche wirtschaftlicher Bar­barei hrrbeizuführen und das Chaos der Krise zu verewigen. Zu dem wirtschaftlichen Elend fügt die kapi­talistische Entwicklung die Sklaverei. Auf die Ver­heerungen der Krise folgt die fascistische Offen­sive. Wo der Kapitalismus die Wirtschaft zum Leichenfeld gemacht hat, dort sucht der Fascismus seine Beute. Zum Raub der Existenz fügt er den Raub der Freiheit. Er nimmt der arbeitenden Be­völkerung mit ihren Rechten die letzte Möglichkeit, sich gegen den kapitalistischen Druck zur Wehr zu setzen. Er will die Spaltung der Gesellschaft in Herren und Knechte, in Reiche und Arme ver­ewigen. Aus Krisennot und Fascismus vereinigt, geht schließlich die schlimmste aller Gefahren hervor, dir die Menschheit bedrohen, die Kriegs­gefahr. Der Wirtschaftsnationalismus bat mitge- holfcn, den Boden vorzubereiten, auf dem der hemmungslose politische Nationalismus wachsen konnte. Mit dem Herrschaftsantritt'des Fascismus haben sich die nationalistischen und militaristischen Kräfte der Staatsgewalt bemächtigt. Von Hit­ler-Deutschland geht die Kriegs­gefahr in Europa , vom militari ­sierten Iapan der Kriegsbrand in A s i e n a u s. Das fascistische Italien macht sich die Bindung der europäischen Demokratien durch die Gefabren des deutschen Fascismus zu Nutze, um in Ostafrika auf Raub auszngehen. Die Kriegsvorbereitungen der fascistischen Länder haben das Stichwort zu einem neuen Rüstungs- wettlmif in der Welt gegeben. Der 1. Mai soll die Arbeiter und Sozialisten mobilisieren zum Kampf gegen die Krisennot der kapitalistischen Wirtschaft, gegen die fascistische Sklaverei, gegen die Kriegsgefahr und das Wettrüsten, für eine Wirtschaftspolitik planmäßiger Krisenbekämpfung, für die Verteidigung der Freiheit und der Demokratie, für einen schlagkräftigen Völkerbund, der jedem Angreifer eine übermächtige Kraft friedens­freundlicher Staaten entgegenstellt l Aber wir wissen, daß die Erfüllung dieser Forderungen noch nicht genug ist. Die Krise wird erst dann überwunden, der Gefahr künftiger Krisen erst dann vorgebeugt sein, wenn die werktätigen Masten die politische Macht erobert und die sozialistische Wirtschaftsordnung aufgerichtet haben I Die Freiheit in der Welt wird erst dann ge­sichert sein, wenn nicht nur in den Ländern der Demokratie die fascistische Gefahr beseitigt, son­dern auch in den Ländern des Fascismus die hel­denhaften Kämpfer für Freiheit und Sozialismus die fascistische Staatsgewalt gestürzt und dem So­zialismus die Macht erobert haben! Der Friede wird erst dann gesichert sein, wenn jeder Mißbrauch des Völkerbundes durch Nationalismus und Imperialismus unmöglich ge­macht und seine Führung in die Hände sozialisti­scher Staatsgewalten gelegt wird! Darum soll dieser 1. Mai ein Signal sein zur Sammlung für eine neue Offensive! Es lebe der internationale, befreiende, frie­denssichernde Sozialismus! Brüffel, April 1935. Die GeschSftskommlsslon der sozialistischen Arbeiter-Internationale Parodie der Gerechtigkeit" Das Schutzbund*Urtell Pari«.(Tchs. P.-B) Die Zentrale der Liga für Menschenrechte vcrllssentlkchtr eint Pro­testnote gegen das Urteil des Wiener Gerichts­hofes im Prozeß gegen die Führer des Republika­nischen Schutzbundes. Die Rote bezeichnet«dieses Urteil alsParodie der Gerechtig­keit" und als direkte Nachahmung der Hitler - scheu Represtalien und sagt, daß durch derartige Methoden dieösterreichische Regie­rung nicht das Vertraue » der zivilisierten Welt gewinne. Sozialdemokraten in Jugoslawien nicht zugeiassen Belgrad . Der Kassationshof verwarf die bei­den Wahllisten der oppositionellen Führer Hodjera jugoslawische Vollspartei) und Topaloviö (sozialdemokratische Parteigruppe) aus formell len Gründen. Demnach werden an den Wahlen im ganzen vier Wahlgruppen teilnehmen, und zlvar die Gruppe der Regierung(Spitzenkandidat Ministerpräsident Ievtiö), die vereinigte oppo­sitionelle Gruppe(Dr. Macek Davidovic, Dr. Spaho und Ioza JovanoviL) und die oppositio­nellen Gruppen der früheren Minister Maximo- viö und LjotiL, Warum Ludendorff den Generalfeldmarschaii ablehnte Deutliche Spitze gegen Hindenburg Berlin.(Tsch. P.-B.) In der Halbmonats­schrift LudendorffsAm heiligen Quell deutscher Kraft" wird die Glückwunschansprache des Reichs­wehrministers' hon Blomberg an Ludendorff zu seinem 70. Geburtstage veröffentlicht und ebenso die bisher nicht veröffentlichte Antwort Luden- dgrffs,. der u. a. aussührte:Ich weiß. Sie woll­ten auch, daß ich den Generalfeldmarschalltitel führe. Sie wollten mich dadurch ehren. Mit mei­nem Dank habe ich indessen abgelehnt. Zum Generalfeldmarschaii kann man ernannt werden, Feldherr ist man durch sich selb st." Weiter sagte dann Ludendorff :.Ich wünsche der deutschen Wehr­ macht , daß sie an Pflichttreue, Kriegstüchtigkeit und heldischer Hingabe gleich dem alten Heere ist, daß aber das Volk ihr seine ganze physische, wirt­schaftliche und seelische Kraft schenke, wenn es in einem Verteidigungskriege ein anderer Krieg kommt für das deutsche Volk nicht in Betracht, in schwerste Mitleidenschaft gezogen werde» wird. Ter seelischen Geschlossenheit wehrhafter Lebens­haltung auf d«c einzig möglichen Grundlage prak­tischer Erkenntnis, nicht nur biologischer, sondern auch seelischer, nach denen jedes Volk sein art­eigenes Go t. teile ben hat, gilt heute mein Ringen für Volk und Wehrmacht :" Sohn des Abg. Zärecky In Deutschland verhaftet Prag . Im Adlergebirge kam es am Oster­sonntag an der tschechoslowakisch-deutschen Grenze zu einem Vorfall, der großes Aufsehen hervorruft. Der Zugsführer Jaroslav Zäreckh von dem in Vy- soke Mhto garnifonierenden Artillerieregiment 303» ein Sohn des agrarischenAb- geordneten Zäkeckh, unternahm am Ostersonntag auf einem Motorrad mit einem Mädchen einen Ausflug, der ihn am Oberlauf der Wilden Adler bis zur Ortschaft Batzdorf rm Bezirk Senftenberg und in die Grenzortschaft Eihak führte. Hier fuhr er irrtümlicherweise zirka 9 Schritt über die Staatsgrenze hinaus, ließ dort das Motorrad stehen und ging mit dem Mädchen weitere 30, Schritte auf reichsdeutschem Gebiet weiter, wo sich dann beide niederlegten und sonn­ten. Zäreckh, der in Uniform war, weckte die Auf­merksamkeit der Zivilisten» die'um diese Stunde 17 Uhr sich in der Umgebung aufhielten. Die Pastanten machten einen uniformierten SS- Mann namens W i t t l e r auf die beiden, die sich über die Grenze verirrt hatten, aufmerffam. Wittler brachte daraufhin Zäreckh und das Mäd­chen zum preußischen Zollamt Mariental, wohin Zivilisten auch das Motorrad nachführten, wo es stehen gelassen wurde. Zäreckn wurde mit dem Mädchen auf sein Ersuchen und auf eigene Ko­sten noch Sonntag abend in einem Auto zum preußischen Amtsgericht in Mittelwalde gebracht. Mit Rücksicht auf die Feiertage ist der Fall bis­her nicht auSgetragen»nd die beiden befinden siih zur Stunde noch auf reichsdeuffchem Gebiet beim Amtsgericht Mittelwalde . Rach der amtlichen Meldung haben preussische Amtspersonen bei dem ganzen Vorfall nicht tschechoslowakisches Gebiet betreten. Saloniki.(Tsch. P. B.) Das Kriegsgericht ver­handelte über weitere nach Bulgarien geflohene Auf­ständische und verurteilte zehn Angeklagte in contu­maciam zum Tode, sechs zu lebenslänglichem Kerker, sechs zu je 20 Jahren, drei zu je 15 Jahren schweren Kerkers und 33 zu schweren Kerkerstrafen von einem bis zu zwölf Jahren. 56 Angeklagte wurden freige- sprochen. Ferner hat der Kriegsrat die in die Tür­ker entflohenen Aufständischen der Militärabteilungen von Serres abgeurteilt. Es wurden 8 Offiziere zum Tode und 5 weitere Angeklagte zu Kerkerstrafe von 2 ein halb bis 11 Jahren verurteilt. Warschau . Dienstag wurde in feierlicher Weise die neue Verfassung Polens proklamiert, die dem Staatspräsidenten die wichtigsten Rechte überantwor­tet. Der Sejm wird nach der neuen Verfassung aus indireften Wahlen hervorgehen und ständisch geglie­dert sein. TagcsnculgKcltcn Schrecken und Mord durch Geisteskranke Entsprungene Mörder Kromkkij. Montag um 5 Uhr früh ent­sprang aus einem Pavillon der Landesheilanstalt für Geisteskranke in Kromäkiü der 55jährige Zög­ling Johann Sukop aus Skalka bei Kyjov in der mährischen Slowakei . Sukop hatte vor drei Jahren auf derWienerKlinik einen Pro­fessor, der ihn operiert hatte, erschossen, den er beschuldigte, daß er ihm bei der Operation die Rase verunstaltet habe. Er wurde damals als geisteskrank erklärt«nd in die Kromiriser Anstalt eingeliefert. Der flüchtige Geisteskranke ist sehr gefährlich. Sukop ist 170 Zentimeter groß, gut genährt und hat infolge der Operation eine eingedrückte Rase. Er trug bei der Flucht Zivilkleider. Seine Haare sind ergraut. Die Gendarmerie fahndet nach ihm angestrengt in der ganzen Hanna, doch blieben die Nachforschungen bisher ergebnislos. Geisteskrankerauf Urlaub" begeht mörderische Untaten Harburg-Wilhelmsburg . Der 54 Jahre alte Jakob Pankau, der als Geisteskranker vor etwa acht Tagen aus einer Heil- und Pflegeanstalt auf Osterurlaub zurückgekehrt war, geriet mit seiner Ehefrau in einen Streit. Als auf die Hilferufe der Frau die Tochter und deren Mann herbei- eiften, griff Pankau zu einem Dolch und verletzte den Schwiegersohn tödlich. Frau Pankau und ihre Tochter wurden lebens­gefährlich verletzt. Der Täter brachte sich selbst mehrere Stiche in den Bauch bei und stürzte sich dann aus dem Fenster auf dem Hof, wo er tot liegen blieb. Der Zustand der Frauen ist hoffnungslos. Und ein schreckliches Unglück in Hermsdorf HermSdorf. In Hermsdorf fuhr ein Kraft­wagen auf einen Bürgersteig. Eine Frau und sechs Kinder wurden zum Teile schwer ver­letzt. Die Frau und ein Kind sind ihren Ver­letzungen erlegen. Die ganzstaatliche WinterhilfsaktionDas flache Land znm Schutze deS tschechoslowakischen Kindes" hat für heuer ihr« Tätigkeit abgeschlossen. Das Zentralkomitee hat mit den Grenzorganisa ­tionen, mit den Schulverwaltungen, der Bezirk?-, jugendfürsorge, dem Roten Kreuz und anderen Organisationen zusammengearbeftet und 1331 Waggons, d. s. fünf Güterzüge Lebensrnittel und verschiedene Waren verteilt, und zwar: Mehl 295.647 Kilo, Karwffel 878.000 Kilo, Zucker 55.271 Kilo, Hülsenfrüchte 18.382 Kilo, Fette 3538 Kilo, Konserven 7 6.000 Stück, Kakao 330 Kilo. Suppenportionen mit Brot oder Semmeln wurden 2,540.000 auSgegeben. Milchportionen wurden 792.428 verteilt. In Obsorge standen 158.010 Kinder. Der finanzielle Wert der gan­zen Aktion beträgt 4,812.634 XL. Dem Sekre­tariat des Zentralkomitees sind hunderte Dank­schreiben verschiedener sozialer Korporationen zu- gxgangen. Flieger-Unglück. Aus Nairobi wird ge­meldet, daß der ftanzösische Flieger Maurice F i n a t, der verschiedene Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt hatte, bei dem Absturz seines Flug­zeuges in den Tanganjikasee den Tod gefunden hat. Der französische Militärflieger Graf Far­ges wurde schwer verwundet." Schwere Brandlegung in Kascha«. Dienstag zeitlich früh brach in Kaschau in einem Hause, in welchem auch das Lager des Ostslowaki­schen Theaters untergebracht ist, ein Feuer aus. Das Lager ist trotz den starken Anstrengun­gen der Feuerwehr und des Militärs völlig ver­brannt. Der Schaden ist groß. Es wurde festgr- stellt, daß der Brand gelegt war, der Täter ist aber noch nicht ausgeforscht. Vom Masarvk-Bahnhof in Prag wurden in de« Tagen vom 17. bis 23. April 45 Sonderzüge abge­fertigt. Die Zahl der ankommenden Reisenden betrug 122.425, die der abfahrenden Reisenden 131.540. Die Gesamffrequenz der Zivilpersonen war im heu­rigen Jahre etwas stärker. Ziehung der Klassenlotterie (Ohne Gewähr.) Prag . Bei der Dkenstag-Ziehung der 5. Klass« der 32. Tschechoslowakischen Klassenlotterie wurde»' folgende Treffer gezogen: 50.000 K5 das Los 71726. 20.000 K« die Lose Nr. 100307, 45359. 10.000 K6 die Lose Nr. 105350, 3496, 17197. 5.000 die Lose Nr. 90917, 69032, 11468, 67253, 97662, 55841, 59238, 54763, 49016, 26728, 88463, 44729, 71556, 35747, 89569, 64898, 43508, 33004, 96746, 74211, 7696, 80653, 59988, 2050. 2000 K6 dieLose Nr. 40000, 78578, 48685, 46707, 42235, 32349, 60480, 107692, 87697, 72907, 18785, 67103, 20893, 64879, 4032, 7242, 30931, 61707, 65658, 13603, 99890, 84774, 89059, 79068, 106632, 94051, 88668, 55699, 93729, 31, 58074, 39408, 84195, 40241, 29042, 22588, 14760, 78874, 14986, 72099, 64919, 57356, 84894, 88420, 108795, 49403, 74815, 36176, 37027, 33171, 28952, 62422, 61257, 95277, 33450, 26054, 108325, 39444, 79540, 26297,' 43239, 80555, 100566. Erdbeben auf Formosa 3000 Tote11,000 Verwundete 250.000 Obdachlose Tokio . Am Ostersonntag wurde die Insel Formosa von einem furchtbaren Erdbeben deimgr- sucht, das ungeheuere Menschenopfer forderte und unübersehbaren Schaden anrichtete. Rach den letzten amtlichen Angaben beträgt die Zahl der Toten 3065, 7888 Menschen wurden schwer und 1490 leicht verletzt. Ueber 31.000 Häuser wur­den völlig oder teilweise zerstört. Seit den beiden starken Erdstößen am Sonntag morgen wurden bis jetzt noch 40 fleinere Erdstöße verspürt. Meh­rere Städte der Insel Formosa darunter Taisku, Cheinchiku, Chokoiang und Tainame sowie eine unbestimmte Anzahl von Dörfern find fast vollständig zerstört. Die japanische Regierung hat eine große Anzahl von Aerzten und Sanitäts­material in das Erdbebengebiet entsendet. Dem Erdbeben ging ein Ausbruch des Vulkans Asama voran, der SamStag nachmittags plötzlich in Tätigkeit trat und die Wälder, welche seine Hänge bedeckten, in Flammen setzte. London.(Reuter.) Wie aus Taihok auf Formosa gemeldet wird, haben Flieger festgestellt, daß durch das Erdbeben eine Fläche von etwa 2000 Quadratmeilen verwüstet wurde. Die Städte Taihok und Tainan , in denen auch einige Europäer und Amerikaner wohnen, wurden von dem Erdbeben nicht betroffen. Auch Bezirke, in denen Naphtha gewonnen wird und die Zucker­raffinerien besitzen, blieben, wie der Tokioter Be­richterstatter derTimes" meldet, verschont. In einem Dorfe unweit von Tojohara forderte das Unglück so viele Tote, daß nur wenige Menschen verblieben, um die Opfer aus den Trümmern zu oefreien. Montag morgens gegen 3 Uhr Ortszeit wurde in Taitschu die Bevölkerung von einem neuen starken Erdstoß überrascht.. Einige vom Verkehr abgeschnittene Dörfer leiden an Lebens­mitteln. Es ist zu bemerken, daß das Erdbeben besonders deshalb so stark war, weil sein Epi­zentrum verhältnismäßig nahe der Erdoberfläche lag. Eine neue Gefahr für die betroffenen Ge­biete sind die angeschwollenen Flußläufe. Wie der Dailv Telegraph" meldet, ist die Organisierung der Hilfsaktionen durch bedeutende Schwierig­keiten behindert. Was die an den Wohnungsgebäuden verur­sachten Schäden anbelangt, wurden nach den letzten Angaben 12.262 teilweise verwüstet und 5209 beschädigt. Ungefähr 250.000 Mensche« sind obdachlos. Diese hohen Ziffern swvie der Um­stand, daß so viele Menschen getötet oder verwun­det wurden, lassen sich damit erklären, daß die Hütten der Bevölkerung aus Lehm-gebaut sind. Demgegenüber haben die leichten japanischen Häu­ser dem Erdboden standgehalten. Die Heilmittel­bestände sind sehr gering, die Hilfsexpeditionen unternehmen aber alles, was in ihren Kräfte« steht, wobei ihnen ausgiebig der Kampfer hilft, von dem auf Formosa Ueberfluß herrscht, weil er eines der hauptsächlichsten Produkte dieser Insel ist. Tokio . Der durch das Erdbeben verursachst Gesamtschaden wird auf 10 Millionen Aen fit* schätzt. BieleEinwohner der Insel Formosa wurde« beim ersten Erdstoß im Schlafe überrascht und ge­tötet. Im Laufe des Montag tonnte der Bahne v-rkehr zum Teile wieder ausgenommen werde«. Die japanische Negierung hat einen Zerstörer inst einem Hilfskorps an Bord nach Formosa entsendet. Bon feiten der Regierung und von privaten Siliä'i Organisationen sind Hilfsaktionen eingeleitet wor­den. Militärabteilungen mit Proviant und Bette« sind unterwegs. London . Die britische Regierung hat den Ja­vanern die Entsendung britischer Kriegsschiffe vo« Hongkong nach Formosa angeboten, um der vo« dem Erdboden heimgesuchten Bevölkerung Nah­rungsmittel, Arzneien und andere Hilfe zu brin­gen. Wie die Admiralität mitteilt, hat das japa­nische Marineministerium das Angebot danke«! abgelehnj mit der Begründung, daß man die Lag« vollkommen in der Hand habe und daß eine Unter­stützung nicht erforderlich sei. Tokio.(Reuter.) Rach den letzten Dost« über den Umfang des katastrophalen Erdbeben^ auf Formosa find 3065 Menschen umgekomme« «nd über 11.000 Personen verletzt worden. * Teheran . Die iranische Provinz Mazandcra« wurde ab 12. d. M. einige Male durch Erd­erschütterungen heimgesucht. Man nimmt an, da« mindestens 500 Tote zu beklagen find. Da sämt­liche Verbindungen mit dem heimgesuchten Ge­biete unterbrochen sind, ist es schwer, die genaue Zahl der Opfer und den Umfang des Schadet festzustellen.