Nr. SS SamStag, 27. April 1935 Seite 3 Mrd Griechenland   wieder Königreich? M London. Der ehemalige König von Griechen­ land  , Georg, ist Freitag abends in London   ein­getroffen. Er erklärte dem Berichterstatter des Reuter-Büros, daß die Gerüchte über seine 'angebliche Rückkehr auf den griechischen Thron das Produkt einer überreizten Phantasie darstellen. i Dagegen erklärte der Stellvertreter des griechischen Ministerpräsidenten K ntylis zu den Nachrichten über eine Tagung der griechischen Monarchisten in Paris  , daß die Frage einer Aenderung des Regimes bisher überhaupt nicht aufgetaucht sei. S p ä t e r, bis alle dringenden Staatsprobleme geregelt sein werden,werde die hellenische Regierung nicht zögern, wenn dies der Wunsch der überwiegenden Mehrheit der Bevöl­kerung sein wird, dem Volke die Frage des Re­gimes, frei von allen Verpflichtungen gegen wen immer, zur Entscheidung vorzulegen. Die Ent­scheidung des hellenischen Volkes werde dann all­seits respektiert werden." Wollen Sie zuschauen wie sauber Vitello gemacht wird? Bitte be­sichtigen Sie unsere mustergültigen An­lagen in Krischwitz bei Tetschen   an der Elbe  . Ist jede Margarine gleich gut? Nein! Je edler die verwendeten Rohstoffe, Je sauberer und hygienischer die Erzeugung, je tüch­tiger und erfahrener die Fachleute, die die Herstel­lung leiten, desto besser ist die Margarine. Selbstverständlich beeinflußt die Qualität auch bei der Margarine den Preis. Die beste Margarine muß etwas teurer sein als mindere Qualitäten. Unübertroffen ist heute VITELLO MARGARINE fudetendeu tedicr Zeitepie^cl Sozialdemokratische Riesenkundgebung in komotau  Einen grandiosen Auftakt des bevorstehenden Wahlkampfes bildete die große öffentliche Wäh­ler-Versammlung unserer Partei, die am Freitag abends in den Parksälen inKomota« statt- sanh und an der weit über 2000 Personen teil­nahmen. Das Referat erstattete Abgeordneter Genosse Wenzel Falsch, der auf die Bedeutung der Wahl hinwies und betonte, daß deren Ausgang für das Schicksal der sudetendcntschen Arbeiter­klasse entscheidend sein werde. Seine aufschluß­reichen Darlegungen, die zugleich eine wuchtige Anklage gegen die Henleinfascisten waren, wurden öfter durch Zustimmungskundgebungen unter» örochrn und am Schluß mit minutenlangem Bei­fall quittiert. DasW a h l- K o in i t c derdeut- e n Kaufmannschaft" versendet an »ie Mitglieder der Gremien ein Rundschreiben, in hem es u. a. heißt: Liebwerter Kolleg«! L<. Sie wissen, daß die dauernde Zurück­setzung des Handelstm öffentlichen Le­ben zu Gunsten agrarischer und Marxistischer Interessen nur darauf zurückzuführen ist, daß er auf parlamentarischem Bo- ben so gut wie keine Vertretung hätte. Wir sind nun in der angenehmen Lage, Ihnen Mstteilen zu können, daß diesem unhaltbaren Zustande ein Ende bereitet werden kann. Denn durch Vermittlung des Herrn Abg. Dr. Rosche sindderdeutschen Kauf­mannschaft angesichts der bevorstehenden Wah­len innerhalb der S H F 1 bis 2 Par­lamentsmandate angeboten wor­ben... Wir haben daher das Anerbieten angenommen, halten es aber für Ehren­pflicht, daß nunmehr aus Krei­sen des Handels zum Wahlfonds ber Partei entsprechend beize­st e ü e r t werde. Im' Sinne dessen ersuche« wir Sie, die dortige deutsche   Kaufmannschaft zu einer unverzüg­lichen Speisung dieses Fondes aufzurufen. Die einlangenden Beträge sind an die Kreditanstalt der Deutschen  , Hauptstelle Prag  , zu überweisen und werden von feder Filiale dieser An­stalt entgegengenommen. Wir bitten, dieser Einladung so rasch und so ausgiebig als möglich nachzu­kommen. Zu näheren Informationen steht daz Wähl-Ko- mite des Deutschen Handels unter dem Vorsitz des Herrn Landesvcrtreter R. C z i r n i ch, Böhm-Leipa, zur Verfügung. Beachten Sie: Es geht um die Zukunft eines bet wichtigsten Bestandteile der Wirtschaft dieses Staates! Es geht um die Zukunft des Handels! Es ist rührend, wie schlicht kaufmän­nisch hier das ganze Problem von Volks­gemeinschaft, Bewegung und nationaler Einsicht in die nüchterne Sprache der Tatsachen übersetzt wird. Da schwefelt der Konrad von S u- detendeutschen Ostern, vom heili­gen Lehen von der Durchbruchs­schlacht, der Entscheidung und der An der Debatte sprach für die kommunisti­sche Partei Herr Redakteur Freund, der in Revolutionsromantik machte, ohne allerdings zu sagen, wie er sich die Verwirklichung seiner revo­lutionären Pläne praktisch vorstrllt. Dem Genos­se» Jaksch war es ein leichtes, den Versamm­lungsteilnehmern im Schlußwort auseinaderzu- srtzen, daß man in der Politik mit leeren Phrasen nicht weit kommt, weil man da mit realen Tatsachen rechnen muß. Mit dem Appell, des Vorsitzenden Genossen R e i ch l, am 19. Mai vom Stimmrecht den rich­tigen Gebrauch zu machen, wurde die herrliche Versammlung, die von dem Kampfgeist der Komo- taurr Arbeiterschaft ein glänzendes Zengnis ab­legte und ohne den geringsten Zwischenfall ver­lief, geschloffen. Igläubigen Sehnsucht der Her­zen, aber in die Sprache der praktischen SHF^ Politik übersetzt heißt das doch nur: Was zahlt man jetzt für ein Mandat? Wir offerieren Ihnen 2-3 Stück ä.:... Weil wir vom Lehen reden pumpen S t e uns etwas für den Wahlfonds! Aber gern, ist doch Ehrenpflicht. Die Interessen des Handels, bisher von der DAWG betreut, werden auf diese Weise durch einen HandelHier Geld Hier Mandat" von der SHF zu den ihren gemacht. Hoffentlich wissen die apostrophierten agra- rischenund marxistischen   Preise, also Bauern und Arbeiter, wo sie ihre Interessenvertretung finden! Oie kreunde Henleins Daß Henleins politische Freunde und Ver­wandte die Nationalsozialisten im Reiche sind, da­für braucht man angesichts der Unterstützung und der Propaganda, die der reichsdeutsche Rundfunk für die Sudetendeutsche Heimatfront entfaltet, kei- Die Todeskandidaten Paris  . Der Berliner   Korrespondent deS Le Journal" meldet, daß»infolge der Entschei­dung über die Unterordnung aller rcichsdeutschen Prrsseerzeugniffe unter die Kontrolle der Natio­ nalsozialistischen   Partei eine Anzahl bedeutender Blätter in ihrem Bestände bedroht ist, so u. a. die Frankfurter Z e i t u n g", dieM o r- g e n p o st",B. Z.   a m M i t t a g", die Brrgwerks-Zcitun g", dirLeip­ziger Neuesten Nachrichten" ufw. Amerikanisches Flottenprogramm wird nicht gekürzt Washington  . Tas Repräsentantenhaus hat einen Abänderungsantrag zum Budget des Ma- rieneministeriums, durch welchen der Bau von 24 neuen Kriegsschiffen im Laufe des Jahres 1936 unmöglich gemacht werden sollte, abge­lehnt und damit bekundet, daß es jedweden Aufschub sowie jede Verringerung des Marine­programms ablehnt. nerlei andere Beweise mehr beizusteuern. Aber wichtig ist, aufzuzeigen, daß die nationalsoziali­stische Reichsregierung, die vorgibt, den Sudeten­deutschen helfen zu wollen, durch ihre wirtschaft­lichen Maßnahmen gerade die Arbeiter und die kleinen Gewerbetreibenden im sudetcndeutschen Gebiet empfindlich schädigt. Ein Beispiel dafür ist die Neudeker Wollkämmerei und Kammgarnspin­nerei. Dieses Unternehmen, das bis vor einem Lahre in großem Umfange seine Erzeugnisse nach Deutschland   geliefert hat, war schon im März vorigen Jahres gezloungen, große Betriebsein- schränküngen vorzunehmen und schließlich mehr als 500 Arbeiter zu entlassen, weil infolge der Ein­fuhrdrosselung der Absatz zu stocken begann. Jetzt hat das Unternehmen weitere 250 Arbeiter entlas­sen, und die noch verbleibenden 600 Arbeiter müs­sen nach jeder Woche Arbeit 14 Tage aussetzen. In schlimmer Lage befinden sich, ebenfalls durch das Vorgehen der reichsdeutschen Behörden» die Gastwirte, wie überhaupt die auf die Fremden­industrie angewiesenen Bevölkerungskreise in den Grenzgebieten, besonders in der böhmischen Schweiz  ...Infolge der. planmäßigen Propaganda gegen den Besuch der Tschechoslowakei  , und des Verbots, mehr als zehn Mark mit über die Grenze zu nehmen, ist der Fremdenverkehr, der früher stark war, fast ganz unterbunden, und die bereit­stehenden Uebernachtungsgelegenheiten können nur noch von wenigen Ausflügler« in Anspruch ge­nommen werden. Der geschäftliche Ausfall bringt die auf den Fremdenverkehr eingestellte Bevöl­kerung in eine schwere wirtschaftliche Notlage. Es ist notwendig, den Opferns und darüber hinaus weiteren Kreisen, klar zu machen, daß es die Gesinnungsgenossen der Hcimatfront sind, die sic in den Ruin hineintreibcn. Henlein-Tagblatt im Mercy-Verlag? Die Meldungen, daß Konrad Henleins»Hei­matfront" noch vor den Wahlen in Prag   eine Tageszeitung herauszugeben gedenkt, sind zu bestätigen. Tas Blatt soll an Stelle der bis­herigenSudettndeutschen Tageszeitung" erschei­nen, die der Deutschen Nationalpartei als Partei­organ zur Verfügung stand. Die Verhandlungen über die Druckerei, die das Organ herstellen soll, sind bisher nicht abgeschlossen. Nach den Infor­mationen derPr. Pr." besteht die begründete Aussicht, daß die mit. dem Mercy-Verlag in Prag  eingeleiteten Verhandlungen zu einem positiven Ergebnis führen werden. Die Schweiz   läßt nicht locker Bern  . Der schweizerische Bundesrat hat in seiner freitägigen Sitzung die Note festgelegt, die im Falle Jakob an die deutsche   Regierung in Be­antwortung ihrer Rote ergehen wird. Die Schwei­ zer   Note wird Sonnahend durch den Schweizer  Gesandten in Berlin   im Auswärtigen Amt   über­reicht werden. vonaukonkerenz am Z. Juni Rom  . An amtlichen Stellen wird erklärt, daß die Einladungen zur Donaukonferenz in Rom   an Polen  , Rumänien   und an die Nach- barländerOesterreichs gesendet wur­den. Bulgarien   wird in dem Falle eingeladen wer­den, wenn die Aufrüstungsfrage zur Verhand­lung gelangen würde. Man rechnet damit,^daß die Konferenz am 3. Juni zusammentreten wird. Soben erschienen: Karl Heinz: Na<ht Ober Oesterreich Preis 5.. Bestellungen find zn richten an die Zentralstelle für daS Bildungswesen, Prag   XII., Slezskä I3/V. Nix zu handeln"? Was kostet ein SHF-Man«flat? Der Wiener   SchutzbundprozeO Von Louis de Broucktre Die Nachrichten aus Wien   haben mich nickst überrascht. Als sich Schuschnigg   entschloß, den Prozeß gegen die Schutzbündler' durchzuführen, stand auch schon fest, daß sie verurteilt würden. Jedermann weiß, daß es sich dabei in keiner Weise ury ein»Urteil" in dem Sinne handelt, den man in einem zivilisierten Land diesem Wort beilegt. Es handelt sich ausschließlich um eine Polizeiver- fügung im Interesse der Regierung. Die Sorge der Richter war es.nicht, zu wissen, ob die Ange­klagten schuldig waren wo hätten sie auch, um Himmelswillen, Zeit für solche Kleinigkeiten? Ter Wunsch ihres Hebieters stand fest. Sie haben ihn durch ihren Schuldspruch erfüllt. Wozu noch lange die Tatsachen in Erin­nerung rufen? Daß Löw, Eifler und ihre Freunde an den Ereignissen in Wien   keinen Aisteil hatten? Das ist offenkundig, denn damals waren sie schon im Gefängnis. Tvß sie, indem sie den Schutzbund organisierten, keinenHochverrat" begingen, ist nicht weniger offenkmndig, denn die Behörden haben wiederholt um die Mitwirkung dieser- Organisation an' der Landesverteidigung angesucht und sie erhalten. Schließlich ist es be­kannt, daß dieser republikanische Verband zur Sicherung der Verfassung geschaffen wurde und seine Führer auf Wunsch gerade jener verfolgt werden, die die Verfassung gelvaltsam in offenkun­diger Verletzung ihres Eides gebrochen haben. Aber, wir wiederholen unsere Frage, was nützt es, auf diese unbestreitbaren Tatsachen hin­zuweisen? Um das geht es ja in Wahrheit gar nicht. Die Angeklagten haben es abgelehnt, Schuschnigg   zu dienen, sich an ihre Kameraden zu wenden, um ihnen das neue Regime in verlogener Weise anzupreisen, es als Freund der Arbeiter hinzustellen. In den Straßen Wiens ist heute kein Platz mehr für Männer» die nicht lügen kön­nen oder wollen. Hitler   steckt solche Männer ohne weitere Förmlichkeiten ins Konzentrations­lager und gibt es auch zynssch zu. Schuschnigg  , der eine lange klerikale Schulung hinter sich hat, weiß, daß die Formen ihren Wert, haben, und verbirgt seine Brutalität hinter aalglatter Heuchelei. Der Schuldspruch ist also verhängt. Aber er ist noch nicht endgültig. T<e Telegramme teilen uns mit, daß die tapferen Verteidiger Berufung eingelegt haben, ihren Kampf gegen die Richter für die Gerechtigkeit bis ans Ende führen wollen. Ich bewundere ihre Standhaftigkeit. Ich fühle mit voller Kraft unsere moralische Verpflichtung, ihnen zu helfen. Leider können wir so wenig! Dennoch, wenn die Presse, die gesamte freie Presse, ihre Pflicht erfüllte! Vielleicht gelänge es ihr, den österreichischen Behörden zu zeigen, daß ihre böse Tat überdies auch eine Dummheit ist. Di« Wiener   Regierung kann sich unmöglich so weit in Illusionen'wiegen, daß sie glaubt, sie be­herrsche Oesterreich aus eigener Kraft. In Wahr­heit hat sie weder moralssche, noch materielle Stärke. Acht Zehntel der Bevölkerung sind.in offe­ner Auflehnung gegen sie. Die bewaffnet«« Kräfte, über die sie verfügt, sind, wie sich wiederholt ge­zeigt hat, zweifelhaftester Zuverlässigkeit. Die Regierung hält sich, weil Europa   so will. Europa  , des recht wenig Phantasie besitzt, hat kein anderes Mittel gefunden, Oesterreich gegen Hitler   zu verteidigen, als es M u s s o l i ni aus­zuliefern, der es mit der aktiven Unterstützung des Vatikans beherrscht. Die freundschaftliche Zu­sammenarbeit der beiden römischen Mächte zeigt sich nirgends aktiver als in Wien  . Dort kann man sich auch am besten der tödlichen Gefahr für die Zukunft der Demokratie bewußt werden, die diese Zusammenarbeit in sich schließt. Mussolini   hat die Donau   zu seinem vor­dersten Schützengraben gemacht, weil ihn Europa  dorthin gestellt hat und ihn dort hält. Europa  , vor allem die demokratischen Großmächte sind es, die durch dieses zweifelhafte Mittel ein Gleichgewicht aufrechterhalten wollen, das durch die Angriffe des Hitlertums ständig gefährdet wird. Blindes Europa  ! Es bemüht sich, Sicherheit zu schaffen, ein politisches System zu begründen, in dem die internationalen Beziehungen von aller Gewalt be­freit sein sollen, und es bemerkt dabei gar nicht, daß es u n m ö g l i ch ist, die äußeren Konflikte durch Rechtsspruch zu lösen, wenn man darauf be­harrt, die inneren Konflikte durch Willkür und Brutalität beizulegen. Aber schließlich wird Europa   das erkennen' müssen, sobald es durch harte Erfahrungstatsachen genügend belehrt sein wird. An jenem Tag wird Europa   auch begreifen, daß man den Frieden an der Donau   weder durch Hitler  , noch durch Musso-- lini, noch durch irgendeinen anderen, sondern nui durch das sich selbst verwaltende österreichische Volk sichern kann, das mit den anderen Völkern durch das gemeinsame Interesse an friedlichen Be­ziehungen und freundschaftlicher Zusammenarbeit verknüpft ist. Ja, das wird Europa   an einem Tage erken­nen, der zugleich der letzte Tag der politischen Existenz Schuschniggs und seiner Leute sein wird. Wenn er klug wäre, würde er wenigstens ver­suchen, diesen Schicksalstag hinauszuschieben. Wenn er das wollte, müßte er die Aufmerksamkeit nicht sinnlos auf die Barbarei seines Systems len­ken. Er müßte danach trachten, glauben zu machen, daß seine Regierung in einer zivilisierten Welt leben krnn und sich ihr anpaßt. Wenn mir per­sönlich diese Vertraulichkeit gestattet wäre, würde ich ihm dringend anraten, in seinen Gefängnissen nicht allzu viel Leute gefangenzuhalten, deren Un­schuld gar zu offensichtlich feststeht.