Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG.  

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15. Jahrgang

Sonntag, 28. April 1935

Einzelpreis 70 Helle:

( einschließlich 5 Heller Porto)

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Für die Arbeitslosen Fiasko Henleins in Znaim  

Das Fürsorgeministerium hat in diesen Tagen den Bezirksämtern die Höhe der auf sie entfallenden Zuwei­sungen an Zucker, Malzkaffee und Ger­stengraupen für die in die staatliche Er­nährungsaktion eingereihten Familien der Arbeitslosen bekannt gegeben. An Zucker werden 35 Waggons, an Grau­pen 140 Waggons und an Malzkaffee 27 Waggons verteilt werden.

Auf die Familie eines arbeitslosen Familienerhalters entfallen einein viertel Kilo Zucker, vier Kilo Graupen und ein Kilo Malzkaffee. Ledige Arbeitslose erhalten je zwei Kilo Graupen.

Keine automatische Hilfeleistung

Paris  . Die französisch- sowjetrussischen Berhandlungen haben sich etwas verzögert, da der sowjetrussische Botschafter Potemkin der Moskauer  Regierung einen Bericht über alle jene Fragen er­statten muß, über welche ein Einvernehmen er­zielt wurde. Trotz dieser Verspätung haben die autorisierten Kreise einen sehr günstig en Eindruck von den Verhandlungen und es wird an­genommen, daß sie etwa Mitte der nächsten Wo.he zu Ende geführt werden würden. Der Paft wird von Laval und Potemkin pa­raphiert und zu Beginn des Monates Mai anläß fich des Besuches Lavals in Moskau   unterzeichnet

Viele Tausende demonstrieren gegen den ,, Führer**

3naim.( Eigenbericht.) Die SHF hatte waren und daher nicht mehr viel Begeisterung| letzte und auch einige schwere Verletzte gab. Die

für Samstag nach Znaim   eine große Bezirkskund gebung einberufen, deren Hauptattraktion eine Rede des Führers" sein sollte, deffen Autokolonne angekündigt war. Die Anhänger der SHF wurden aus der weiten Umgebung, nämlich aus den Ge­richtsbezirken Znaim  , Frain, Joslowitz   und Miß­lit zusammengetrommelt. In allen Ortschaften ließen die Henleinlente am Vortag Gelder und Lebensmittel verteilen. Die Vorbereitung der Tagung war also mit ungeheuren Kosten verbun­den, die sich aber nicht lohnten, denn die Mas­

sen blieben trotzdem aus.

Aus all den genannten Bezirken waren etwa 800 zum Teil uniformierte Ordner gekommen. Der Saal des Deutschen Hauses war fast nur von diesen Ordnern leidlich gefüllt: die Znaimer   Arbei­ter einzulassen wagten die Veranstalter nicht, ob= wohl noch viel Platz frei war. Einige Sozialdemo­kraten, die auf Umwegen in den Saal gelangt waren, wurden sogar wieder hinausge drängt.

übrig hatten.

Gendarmerie nahm Verhaftungen vor. Bei ver­hafteten Ordnern der Henleinfront wurden Waffen gefunden; Bauernburschen aus der Umgebung wurden Hackenstiele abgenommen.

Herr Henlein und sein Stab dürften sich den triumphalen Einzug in Znaim   wesentlich anders vorgestellt haben...

Die tausende Demonstranten blieben bis nach Schluß des Rummels vor dem Deutschen   Haus beisammen, das ganz umstellt war. Die Stimmung unter den Demonstranten war außer­ordentlich erregt. Während der Versammlung und beim Abzug der Versammlungsteilnehmer kam es noch mehrfach zu Zusammenstößen. SHF- Ordner versuchten während der Versammlung nach reichs- Nach einer amtlichen Meldung wurden bei deutschem Muster mit„ Rollkommandos" den Zusammenstößen 17 Personen verlegt und einen Ausfall. Dabei kam es zu Schlägereien, ebensoviel dem Polizeikommissariat zur Sicherstel wobei es auf beiden Seiten zahlreiche Leichtver- lung vorgeführt.

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SHF- Banden mit Gaspistolen ausgerüstet!

Die Znaimer   Arbeiter, darunter auch tsche= Die blutigen Zusammenstöße in Neufatt1| tenbürosim reichsdeutschen Rund. chische Sozialdemokraten und Nationalsozialisten, und Neu det haben bewiesen, wie die SHF den funk und wurde ausdrücklich als Mittei hatten sich daher zu vielen Tausenden vor dem Wahlkampf zu führen gedenkt. ,, Ritterlich" im Iung der Pressestelle der SH F Deutschen Haus versammelt, um gegen den Hen- Sinne des Schlächters Görin g. Die bezeichnet. leinfafcismus zu demonstrieren. Mit einer fünf- erlogenen Berichte der Nazipreffe über Es ist also neerlich erwiesen, viertelstündigen Verspätung traf dann die Auto- die Vorfälle in den beiden Versammlungen zei dat die reichsdeutschen Lügensen­kolonne des Herrn Henlein ein. Sie wurde aber gen, daß man auch vom Lügen chef Goebber unmittelbar vermutlich telephonisch aus nicht mit Blumen, sondern mit stürmischen bels genug gelernt hat. Grenzorten oder durch Geheimdienst Nach- B fui rufen überschüttet. Die Autos blieben Der Goebbels  - Funk unterstüt übrigens richten aus den führenden Krei stehen. Die sonst so mutigen SHF- Leute hatten für die Kampagne. Noch ehe die hierländische Hitler- fen der Sudetendeutschen Hitler­diesen Fall schon Steine und Prügel in preffe die Lüge von der„ Besetzung des Front beziehen! den Autos mitgebracht, die sie nun Bahn dammes Neudek  - Johanngeorgen- Wer die Terroristen stellt, wer bewaffnet gegen die Menge warfen. Sie gaben auch zwei stadt" durch Marristen und dem angeblichen, ver- ist, we r den Wahlkampf auf die gewaltsame Aus­An informierten Stellen wird erklärt, daß Schüsse ab. Die empörte Menge wendete sich geblichen Angriff der Gendarmerie auf den besetz einandersetzung zutreibt, beweist nicht nur die Ge­die beiden Parteien bei der Redigierung des Tex- nun gegen die Autokolonne, ein Steinha gel ten Bahndamm auftischte, erschien diese schichte des deutschen   Fascismus, mit dem die SHF tes ein kompromi s suchen, welches Frant- antwortete den Schüssen. Die Fensterscheiben der Lüge bereits Donnerstag 10 Uhr abends als ein Herz und eine Seele ist, sondern täglich be­reich volle Handlungsfreiheit Autos wurden zertrümmert und auch die Wagen Sendung des Deutschen Nachrich weisen es untrügliche Fakten: belassen, gleichzeitig aber den Artikeln des selbst beschädigt. Henleins Leibgarde mit dem Baktes, sowie des ihn begleitenden Protokolls eine Führer" an der Spizze wendete daraufhin die präzisere Begrenzung geben würde.

werden.

Es scheint, daß von einer schriftlichen Formu­lierung des sogenannten automatischen Funktionierens des Beistandes Abstand genommen werden wird. Die beiden Parteien sind sich im gegebenen Augenblick der Gefahr bewußt und merden entscheiden, ob sie, ohne zu warten, handeln oder das Gegenteil für zweckmäßiger er achten werden, d. i. weitere Prozeduren, näm­lich die Einberufung und Entscheidung des Völ­ferbundrates, abzuwarten.

Heimwehroffizier

erschlagen

Bei einer Kunschak- Versammlung Wien  . Die letzten Scharmüßel zwischen Heimwehrleuten und Kunschakanhängern, ins­besondere Anhängern der Organisation Frei­heitsbund", haben ein Menschenleben gefor­dert. Der Oberleutnant des Schukkorps Dr. Sina i, ein Angehöriger der Heimwehren, der fürzlich bei einer Kunschat- Versammlung bei Lembacher im 3. Bezirk verletzt wurde, ist Freitag m Krankenhause seiner Verletzung erlegen.

Militärische Jugenderziehung in Oesterreich

Wien.( Tsch. P.-B.) Der Staatssekretär für Unterrichtswesen Dr. Perntner hat in einer Pressekonferenz mitgeteilt, daß sich das Unter­richtsministerium bereits mit der Ausarbeitung bon Plänen beschäftige, welche den Zweck verfol­gen, die Schul jugend und insbesondere die

Mittelschuljugend für eine spätere

militärische Verwendung vor= ubereiten. Zunächst dürfte dies auf dem Wege über die Ausgestaltung des Turnunterrichts und der Freiluft- Nachmittage, Wehrübungen, Gelände- und Marsch- Uebungen geschehen. Außer-| dem soll ble vormilitärische Erziehung auch in den anderen Lehrgegenständen sichr berücksichtigt wer-|

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Autos rasch um und fuhr in rasendem Tempo wieder zurück.

In dem Vorort Sallersdorf stellte sich Herr Henfein unter den Schutz der Gendarmerie. Auf Schleichwegen wurde er dann nach längerer Zeit durch eine Hintertür doch in das Versamm­lungslokal gebracht. Inzwischen war es halb 8 Uhr abends geworden. Henlein sprach etwa zehn Minuten und bewegte sich dabei nur in den satt­fam bekannten Phrasen. Die Begeisterung war

selbst bei den Ordnern nicht sehr groß, da die Leute schon kurz nach Mittag aufgeboten worden

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So konnten wir in Nord böhmen   feststellen, daß„ Ordner" der SHF, also die bezahlten Rollkommandos der Führer, mit Gas pistolen ausgerüstet sind. Der Gendarmerie ist es gelungen, zunächst in einem Falle, bei dem Obmann der SHFin Neufatti, einem Mann namens Lode, eine solche Gaspistole zu beschlagnah. men. Wenn sich die angegriffenen Arbeiter gegen die mit Pistolen bewaff­neten Mietlinge der Hitler- Doderer- Front dann mit der erstbesten Zaunlatte wehren, die ihnen zur Hand kommt, so schreit das Pack über ,, error".

Genau so war es in Deutschland  . Totschlag, Folter, Fememord als Rampfmittel des Fascismus waren immer beliebt, aber wenn einem der Angreifer ein Haar gekrümmt wurde, so heulten und winselten die feigen Gesellen wie geprügelte Hunde!

Die ,, Volksgemeinschaft"

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„ Herr Henlein, wenn Sie mir versprechen, daß es 1936 keine 1. Ma i- Feier mehr gibt, stifte ich 100.000 Kronen für Ihren Wahlfonds..."

Die Deutschnationalen wieder zugelassen  

Prag. Im heutigen Amtsblatt wird die vom Ministerpräsidenten M a I y pet runter­zeichnete Kundmachung der Regierung vom 27. April d. J. veröffentlicht, wonach das am 4. Of tober 1933 ausgesprochene Verbot der Tätigkeit der Deutschen Nationalpartei mit dem Tage der Veröffentlichung der Kundmachung seine Wirk­famkeit verliert.

Dr. Beneš in   Teplitz

Außenminister Dr. Bene& spricht Mon- tag, den 29. pril, um 8 Uhr abends über Ein­ladung der   deutschen sozialdemokratischen Lehrer und im Rahmen der   Pädagogischen Woche im großen Saale des Tepliker Stadt= theaters über das Thema: Die kultu- rellen Aufgaben der   Deutschen und   Tschechen".

Wie uns gemeldet wird, waren bereits Freitag alle Bläse für diesen Vortrag ver fanft.

Montag wieder Ministerrat

Die übliche Freitag- Sibung des Ministerrates konnte diesmal das umfangreiche Programm nicht vollständig erledigen. Infolgedessen werden die Beratungen am Montag, dem 29. April, bor­mittags, fortgesetzt werden.