Seite 2 Sonntag, 28. April 1835 Nr. 10V Die tschechischen Genossen für weitere engere Zusammenarbeit mit unserer Partei Prag . Am Samstag hielt die Parteivertre­tung der tschechoslowakischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei eine Sitzung ab, in der Minister B e ch y n e das politische Referat erstattete und das Manifest an die Wählerschaft verlas. In dem Manifest erklärt die Partei«. a. in der Innenpolitik auch weiterhin ihre Be­reitschaft und den Willen, mit allen demokrati­schen Parteien, die zur Zusammenarbeit bereit sind, zusammenzuarbeiten, insbesondere den Billen zu einer engen Zusammen­arbeit mit der deutschen so­zialdemokratischen Partei und der tschechoslowakischen nationalsozialistischen Partei. Sie lehnt die Zusammenarbeit mit der kommunistischen Partei ab, solange sich diese nicht voll auf den Boden der Republik und der Demokratie stellt. Der Zentralsekretär der Partei D u n d r verlas sodann den Entwurf der Kandidatenlisten in- Abgeordnetenhaus, in den Senat und in die Landesvertretungen. Die Partei kandidiert in allen Wahlkreisen und Ländern selbständig; auf Ersu- Vie Sudetendeutsche Volkshilfe aufgelegte Wahlmachel Dass die SBH zum Seelen- und Stimmen­kauf benützt wird, bewerfen einige Fälle, die sich im Auffiger Bezirk zutruge'n. Die Namen der Be­teiligten und des Ortes sind der Redaktion be­kannt... In A. wurden nur solche Einwohner mit 10 und 20 XL unterstützt, die lvahlberechtigt sind und bei denen eine klare Selbstentscheidung nicht vor­ausgesetzt werden konnte. Ein Einwohner er­hielt 10 XL, worüber seine Frau des Lobes voll war für die SHF. Als der Mann von seinen Lei- denSgenossen eines besseren belehrt worden war, bekam nicht mehr er, sondern seine Lebensgefähr­tin die 10 XL. Ein zweiter Fall. Ein Indifferenter erhielt für sich, seine Ehefrau und ein Kind 30 XL. Bon dieser Zeit an war Henlein das Ideal in der Familie. Die Sache wurde aber anders. Bei der nächsten Verteilung erhielt die Frau einen Anwei­sungsschein auf 30 XL an das SHF-Mitglied Josef Sommer adressiert. Die Frau ging zum Kassier der SVH, einem Angestellten der Mühlig« Union , und machte ihn auf den nach ihrer Mei­nung vorliegenden Irrtum aufmerksam. Da kam sie aber schön an. Man nahm der Frag den Schein weg und sagt^ihr, sie könne nichts mehr bekommen, -da ihr Mann mittlerweile wegen Paschens drei Monate Gefängnis in Leitmeritz abbüssen müsse und ihm durch Gerichtsurteil die Wahlberechtigung aberkannt wurde. Es sei schade vm das Geld, wenn kein Gegendienst geleistet werden könne. Kassenscheine um 620 Millionen überzeichnet Gesamtergebnis 1323 Millionen Ke Prag . Der Umtausch der Mai- und Juli- Kassenscheine gegen 4^pr«entige am 1. Mai 1936 und am 1. Mai 1931^fällige Staatskassen­scheine wurde mit einem grossen Erfolg äbgeschlof- chen-der polnischen Sozialdemo­kraten und der jüdischen Partei hat sie in ihre Kandidatenliste Vertreter dieser Par­teien ausgenommen, Für die Wählen in die L a n d e s v e r t re- tun g c n koppelt die Partei ihre Kandidatenlisten mit denen der deutschen Sozial­demokraten, bei den Wahlen in die Bezirke wird sie ebenfalls Koppelungen vornehmen oder in den sprachlich gemischten Gebieten einheitlich mit den übrigen tschechischen Parteien vorgehen. Nach kurzer Debatte genehmigte die Vertre­tung einstimmig die beantragten Kandidatenlisten. In den Kandidatenlisten für das Abgeordne­tenhaus erscheinen die bisherigen Abgeordneten Dr. Meißner, Frau JurneLkovä, Tayerle, der Parteivor­sitzende Hampl, Klein, Dr. Macek, Neumeister, Srba, Chalupa, Stivin, Necas, Pik, Remes, Novy, Dr. Mares, Polach, Bechyne, Jasa, BroZik, Dr. Mar- koviL, Dr. Derer, Benda und Becko. In den Senat übersiedeln die bisherigen Abgeordneten Bro« deck y, Tomasek, Vacha, Vojta Benes und Chalupnik. sen. Insgesamt wurden XL 1.323,000.000 No­minale gezeichnet, resp. umgetauscht, so dass sich «ine Ueberzeichnung von 620,000.000 XL ergibt. An der Neuzeichnung beteiligten sich hauptsächlich Geldinstitute, Sparkassen, Vor« schutzkassen, Reiffeisenkafsen, Verbände, Versiche­rungsanstalten und Banken, die ihre Ueberschüsse zu günstigen Zinsen vorübergehend placierten. Henleindlatt nicht bei Mercy. Wir erhalten folgende Presseberichtigung: Ich fordere Sie mit Berufung auf 8 11 des Gesetzes vom 10. Juli 1933, Slg. 126, auf, folgende Berichti­gung der in der Nr. 99 vom 27. April 1935 des .Sozialdemokrat" unter der Ueberschrift.Hen­lein-Tagblatt im Mercy-Verlag?" erschienenen Nachricht zu veröffentlichen:.Es ist unwahr, dass die begründete Aussicht besteht, dass die von der Heimatfront mit dem Mercy-Verlag in Prag ein­geleiteten Vethandlungen zu einem positiven Er­gebnis führen werden. Wahr ist vielmehr, dass solche Verhandlungen überhaupt nicht eingeleitet wurden." Verlag Heinr. Mercy Sohn. Dr. Keller. Rechenschaftsbericht deS BodenamteS. Am Freitag hielt der Verwaltungsausschutz des Bo­denamtes, das bekanntlich mit 1. Mai aufgehoben wird, seine letzte Sitzung ab, in welcher ein aus­führlicher Bericht über die sechzehnjährige Tätig­keit diese? AmtcS vorgelegr üüd genehmigt wurde. Der Bericht wird dem Präsidium der beiden Häu­ser der Nationalversammlung und dem Minister­präsidium überreicht werdey. Zankow entlassen Sofia. Samstag zeitlich früh find in Sofia die ehemaligen Ministerpräsidenten Z-a n k o w bnd Georgi« w, sowie einigt andere Politi­ker eingetroffen, die, wie bekannt, bei BurgaS in­terniert worden waren und deren Entlassung eine wichtige Frage bei der Kabinettsbildung Toschew bildete. Die Ankunft wurde geheimgehalten, so dass Manifestationen in Sofia verhindert werden konnten. Zur Ermordung Fritz Husemanns Sopade. Fritz Husemann ist am 15. April ermordet worden. Der Mann, der von 1911 bis 1933 Vorsitzender des deutschen Bergarbeiterver­bandes war, dessen Namen in b?r Bergarbeiter- Internationale in höchsten Ehren steht, wurde ,,auf der Flucht" erschossen. Er ist bereits meh­rere Male verhaftet gewesen. Seit Ende März fass er wieder in Haft. Er sollte angeblich in ein Konzentrationslager überführt werden. Auf den: Transport dahin wurde erauf der Flucht" er­schossen. Er hat unmittelbar vor seinem Abtrans­port seiner Frau auf das Bestimmteste erlärt, dass er sich so benehmen würde, dass zu einem Ein­schreiten gegen ihn keinerlei Veranlassung gegeben sei. Er ist dem Mord in der bei den Nationalsozialisten üblichen Form zum Opfer gefallen. Fritz Husemann hat bis zuletzt in B o ch u m unter seinem Kame­raden gelebt, für die er gewirkt hatte. Man hat ihn am 2. Mai 1933 höhnend aus dem Gebäude des Bergarbeiterverbandes hinausgeworfen aber er hat damit seinen Einfluss unter den Berg­arbeitern nicht verloren. Zu deutlich war der Ab­stand zwischen dem Bergarbeiterführer Husemann und den Kreaturen der Nationalsozialisten. Fritz Husemann war ihnen unter der Bergarbeiterbe­völkerung seiner Heimat zu populär. Sie sähen das Wachsen dieser Popularität, deswegen haben sie ihn kaltblütig ermordet. Das war keine Zufallstat, nicht der Einfäll eines kleinen Mörders oder eines lokalen braunen Bonzen. Das war ein wohlüberlegter Beseiti­gungsplan, keine zufällige Begleiterscheinung, sondern ein unmittelbarer Ausfluss des Systems. Die Verordnung des Präsidenten der Reichs- Pressekammer, Amann, durch welche die gesamte deutsche Zeitungs- und Zeitschriftenliteratur, so­weit sie nicht parteiamtlich abgestempelt ist, auf Gnade und Ungnade der Willkür der geschäftlich interessierten Nazibonzen ausgeliefert wird, hat ihre besonderen Hintergründe. Sie ergeben sich unschwer auS den in den letzten Wochen erschienenen Statistiken Mer die Auflagen­höhe der reichsdeutschen Zeitungen. Wenn mit Misstrauen betrachtete Blätter, wie die»Frank­ furter Zeitung ", noch immer eine Auflage von Mer 70.000 zu verzeichnen haben, wenn die Auflage der katholischen»Kölnischen Volkszeitung" um tausend« von Exempla­ren wächst, wenn selbst kleine, unbedeutende Pro­vinzblätter, meist früher deutschnationaler Pro­venienz, die der Geruch einer oppositionellen Zwi- schen-den-Zeilen-Polittk umwittert, plötzlich im ganzen Bezirk aufmerksame Beachtung finden, so weiss man, dass es sich bei der neuen Presseverord« nung darum handelt, die immer lästtger werdende Konkurrenz der Nichtparteipresse mit einem Schlage los zu werden. Denn die Auflagen dernationalsozialistischenBlätter sinken fast überall gleichmässig, trotz Terror und Druck. Dazu kommen andere bemerkenswerte Tat­sachen. Die opponierenden katholischen Kirchen­blätter, früher völlig unbeachtet gebliebene kirchliche Vereinsorgane, haben ihre Auflage in Schweiz gesen Hakenkreuzstudenten Der Schweizerische Schutzbund wendet sich i» einer Kundgebung gegen die von Deutschland aus­gehenden Bestrebungen zur Beeinflussung der schweizerischen Studentenschaft durch national« sozialistische Sendlinge. Ein Zirkular der»Deut­ schen Studentenschaft " zeige deutlich, dass di« deut­ schen Studenten zu politischen Zwecken in die Schweiz geschickt werden, um sich in den Dienst der deutschen Propaganda zu stellen. Es wird erklärt, dass die schweizerischen Hochschüler mit der Ansicht der deutschen Studenten nicht über« einstimmen, welche die Schweiz als»deutschin Boden unter fremder Herrschaft" ansehen. Das schweizerische Volksbewuhtsein stehe höher als ein fremdvölkisches Deutschtum. Deshalb werden alle Schweizer Akademiker zur Wachsamkeit aufge^ fordert. Fünf Schutzbündler freigelassen Wie«. Der Staatsanwalt hat macht Fällen die Berufung gegen das Urteil im Schuhbundprozeß zurückgezogen, und zwar bei jenen Verurteilte«, die Kerkerstrafen bis zu zwei Jahren erhalten hatten, die ganz oder zum überwiegenden Teil durch die Un­tersuchungshaft verbüßt erscheinen. Fünf der Ver­urteilten, und zwar Tamborino, Bernert, Cechota, Droh und Kern wurden in Freiheit geseht, während Dienstel, Hab und Kohn für die geplante Amnestie vorgeschlagen werden. In zwölf Fällen in denen es ffich um Strafen zwischen fünf und zwölf Jahren handelt, beharrt der Staatsanwalt auf der Beru­fung. einer Weis« steigern können, die einer Demonfira« tion gleichkommt. Es gibt KircheMlätter, die nicht nur die katholische Bevölkerung weitgehend erfassen, son­dern die auch, aus politischen Gründen, von tau­senden von Nichtkatholiken abonniert werden. Die Kirchenpresse hat ihre Auflagen zum Teil verdoppeln, ja, verdreifachen können. Dazu kommt noch ein anderes Moment. Die Hitler -Partei hat mit ihren Versuchen, mit natto« nalsozialistischer Zeitschriftenliteratur zu durch­dringen, vielfach Schiffbruch erlitten. Bon den amtlichen Mitteilungsläättern der diversen Parteiorganisationen abgesehen, die zwangsmässig auf eine hohe Auflagenziffer herauf« geschraubt werden, vegetteren die belletristischen und fachlichen Nazizeitschriften mehr oder weniger an der Peripherie. Das Resultat des eigenen Unvermögens will man nun dadurch wettmachen, dass man einfach die Konkurrenz erschlägt, wahr­scheinlich, um die lahmgelegten Millio« nenobjekte dann für ein Spottgeld in eigene Hände zu bekommen. Es ist ein gigantischer Raubzug. den auch der grosse H u g e n b ergsche Pressekon­zern zu spüren bekommen wird, der für sich das Haupt»verdienst" in Anspruch nehmen darf, den» Nationalsozialismus und damit seinem eigenen be­vorstehenden Ende die Bahn frei gemacht zu haben 1 vor deutsche Reichspresse* knebel und die Ursachen 6 Roman von> Emil Vachek s Deutsch von Anna AurednRek Ein paar forsche DMen, die man dirigiert, dabei schön rückwärts bleibt, bis man vergessen worden ist... Auf der Bühne piepst indessen der Windbeutel einen Blödsinn und der Cyrano antwortet, daß es eine Freude ist. Ich seh' mich schon an seiner Stelle seh', wie ich den Po­lypen das sind die Wachleute, die uns im Wachtzimmer die Ohrfeigen versetzen... Jetzt könnt' ich's aber nimmer aushalten, muhte heraus aus dem Theater, um die Geschichte zu über­denken. Aber was, wenn die Polypen einen meiner Kadetten nach dem andern erwischen? Das Arbeiten bei der Elektrischen ist keine Klei­nigkeit, LoisiS. Man wird von allen Seiten be­obachtet, und wenn man nicht eine samtene Pfote hat, so spüren es die Fahrgäste und fangen zu brüllen an. Auch Ohrfeigen kann man dabei erwischen. Unsereiner ist überhaupt oft der reinste Watschenmann. Du kannst dir vorstellen, dass das nicht angenehm ist. Ich geb' als» meinen Plan mit den Kadetten traurig wieder auf und marschier' an der Polizei­direktion vorMer. Bor dem Tor steht der Wach« mann Pecina, ein Riesenkerl, der gern drischt. Es hat Dienst und spricht gerade mit einem klei­nen Buben, der ihn etwas gefragt hat. Und der Pecina ist ganz verwandelt. Er lächelt dem Racker zu, streichelt ihn. Wie ich das sehe, zuckt's wie ein Blitz durch meinest Schädel, ich steh' stjll, als wär' ich vom Donner gerührt. Der Pecina merkt es und sagt:Was is denn los. Ferdl? Du Lump, du, willst dich wohl freiwillig einsperren lassen? Oder hast du.gar Lust, den Herrn Polizeidirektor zu bestehlen?" Dabei hört er gar nicht auf, den Kleinen zu streicheln und jetzt kommt mein Einfall:Mit Kindern muh man gegen die Kerle losziehen l" Stolz fuhr er fort:Loisis/ die Cherubinen sind meine grosse Erfindung; sie haben mich be­rühmt gemacht und die Polizei zwei Jahre lang an der Nase herumgeführt. Ich habe ein paar Bal­ger zusammengeklaubt, von denen niemand was wissen wollte, die ohne mich elend zugrunde ge­gangen wären. Für sie hab' ich eine Arbeit aus­spekuliert, dass die Polypen wie vernagelt waren. Das waren die grössten Tage meines Lebens. Ich kam mir vor wie ein Erfinder, der etwas aus­gerechnet hat und höchst erstaunt ist, wenn es in der Praxis flappt. Eigentlich hab' ich eine ganze Menge Ideen. Im Wagen darf nicht gearbeitet werden, dort sieht man zuviel. Und es gibt zu viele Zuschauer. Die ganze Geschichte wird von meinen Kadetten am Trittbrett ausgeführt und ist in fünf Minu­ten fertig. Ich suche mir die Leute aus, den Menschen, der mir der Passende erscheint, und ein Augenzwinkern genügt, dass ihn die Buben ins Auge fassen. Dann verduft ich, weil's ungesund ist, wenn man mich bei der Slawischen sieht. Zwei Kadetten nähern sich dem Betreffenden, der dritte macht einen Wirbel. Wenn der Wagen ankommt, steigt ein Kadett aufs Trtttbrett und hält mit der Hinterfront unseren Mann zurück. Der zweite Kadett, der von den Passagieren an ihn gepresst wird, macht sich in seinen Hosentaschen zu schaf­fen. Dann dreht sich der erste Kadett um, mur­melt, er hMe sich geirrt, drängt zurück, lugt dem Mann dabei in die Brufttasche und gräbst ihm die Tasche oder die Uhr. Wenns ein Frauenzimmer ist, schnipst ihr der zwette Kadett die Handtasche. Dann machen sich alle beide aus dem Staub und der dritte steigt in den Wagen. Wenn der Bestoh­lene dann Spektakel macht und einer der Mitfah­renden sagt, er habe einen Knirps gesehen, der sich an die Leute drückte, zeigt mein dritter Kadett seine Taschen, in denen sich nur eine Fahrkarte befindet. Worauf die Fahrgäste den Beswhlenen beschimpfen, weil er ein unschuldiges Kind ver­dächtigt hat. Es kommt vor, dass man zum Schluss für den DMen absammelt. Wie wir angefangen HMen mit unserem Betrieb, war's eine Wordshetz, Loisis. Es wurde gestohlen, dass es eine Freude war l Und diePolypen waren zweiJahre lang ganz meschugge. Sie hatten keinen blassen Dunst, was vorging, glaubten, ich sei ehrlich geworden. Sie wüssten bis heute nichts, wenn mir nicht ein Mal­heuer passiert wäre. Ein Geheimer hat's auf mich abgesehen gehMt; es war wegen einer ganz an­dern Geschichte. Da mich der Kerl ständig mit den Cherubinen gesehen hat, glaubte er, ich häll' einen unnatürlichen Verkehr mit den Lausern. Er hat uns so lange aufgelauert, bis er uns eines schönen Tages erwischt hat, als wir einen Pfar­rer Mgeräumt haben. Als ich wieder frei war, HM' ich von neuem angefangen. Aber so leicht war es nicht mehr und die Kadetten, die musste ich fortwährend tvechseln. Ja, es ist nicht mehr das­selbe. Loisis, die ihren Plan zäh verfolgte, sagte pfiffig:»Quatsch nicht Unsinn, Ferdl, jeder weiß, dass du reich bist!", Das ist ein Irrtum", wehrte sich Beinsteller ängsüich.»Ich reih mich gar nicht um Reichtum, ich bin froh, wenn mir's aufs Brot reicht, nicht wahr, BMen? Die können bezeugen, dass wir den ganzen Monat keinen Finger gerührt HMen." Da lieh sich Cherub Karl denn Herd ver­nehmen:Das ist wahr, Fräulein Loisis, wir ar­beiten jetzt sehr wenig, Herr Beinsteller gibt uns nur Unterricht, damit etwas Ordentliches aus uns wird. Er hat den Franzl lesen gelehrt, ge­stern war er mit uns am Karlstein und hat unS viel Schönes von Karl dem Vierten erzählt. Am Sonntag sind wir all« Boot gefahren und jeden Abend liest er uns vor." Beinsteller wehrte sich verlegen und scham­haft:Schwatz nicht, Karl!" Aber Karl fuhr fort:Und was der Herr Beinsteller nicht mit uns ausgibt, schenkt er alten Weibeln." Jetzt wurde es dem Beinsteller zu bunt und er schrie:Ich hab' dir gesagt, dass du nicht quat» schen sollt, Karl! Wer hat dich darum gebeten? Es ist doch nichts Besonderes, wenn man einem Bettelweib paar Groschen schenkt." ,Hch möcht' ihnen keinen blanken Heller ge­ben", erklärte Loisis.Die HMen ja mehr als unsereiner." Kann sein, Loisis. Wenn ich an einem sol­chen alten Mutterl vorübergehe, muh ich an meine alte Mutter denken. An die Hände der alten Wä­scherin, die vom Rheumatismus ganz krumm wa­ren, weil sie ihr Leben lang herrschaftlichen Schmutz reinwaschen musste. Ich sehe sie vor mir, wie sie, als sie nicht mehr waschen konnte, vor dem alten Platajz stand und die alten Hände w lang ausstreckte, bis sie die Wachleute davonjag­ten. Uebrigens wir müssen uns doch irgendwie von den anständigen Leuten unterscheiden hab' ich nicht recht?" Du solltest Mer doch an die alten Tage denken, Ferdl. Schau, jetzt bist du schon fünzig Jahve alt. Wenn eine Krankheit Mer dich kommt, wirst du weder Geld noch eine Frau HMen, die für die sorgt." Beinsteller war unruhig geworden.Kruzi- sakrament, Karl, mir scheint, du schläfst drüben beim Herd. Du muht ja schon einen Hektoliter gekocht HMen?" »Jetzt wird es gut sein, Herr Beinsteller, eS ist so dick, dass der Finger drin stecken bleibt." Willst nicht kosten, Loisis?" fragte Bein« Steller. Ach, ich pfeif drauf", war die schnippische Antwort der Dirne.Man will ihm raten und er hört gär nicht zu. Ich verlier bei dir immer nut meinen Humor." (Fortsebuna folgte