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Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI
IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077, HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG.
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15. Jahrgang
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Dienstag, 30. April 1935
Einzelpreis 70 Heller
( einschließlich 5 Heller Porto)
Nr. 101
zen Bezirk Braunau ist infolge der blutigen Weberfälle sehr groß und die Erbitterung darüber, daß sich die Gendarmerie erst sehen ließ, als die Arbeiter zusammengedroschen waren, geht weit über die Reihen unserer Parteigenossen hinaus.
Die Methoden des sudetendeutschen Fascismus Ein feiger Ueberfall
Die Arbeiterschaft wird sich zu wehren wissen
Begeistert gab die„ Rundschau" die Parole( Kopfwunde), Kratina Franz( Durchschnitt in Neuern
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Was die deutsche Sozialdemokratie seit Jahr und Tag feststellte, das bewahrheitet sich in diesem aus: Ri Wahlkampfe: Die Heimatfront des Herrn Hen11lein ist die sudetendeutsche Filiale Hitlers , sie ist eine hundertprozentig fascistische Bartei. Als erste Folge ihres hemmungslosen Treibens ist bereits eine Serie blutiger Zusam Das war die offizielle Ankündigung, daß die zungen). Es steht einwandfreife st, menstöße zu verzeichnen. Begonnen hat es mit ganze Wahlarbeit der deutschen Sozialdemokratie unter fascistischen Terror gesetzt werden soll. Un- daß an der Saalschlacht 27 Wildstein. Dort wollte unser Abgeordneter fere Arbeiter sagten sich mit vollem Recht: Wei- SA Leute aus Deutschland Katz Wei- SA- Leute az in einer öffentlichen Kundgebung auf dem chen wir einmal der Gewalt, dann ist jede demo- beteiligt waren, die am 27. April Martiplak sprechen. Kein politisches Thema, son tratische Bablagitation unmöglich. Wir müssen bei Ottendorf die Grenze über dern die Notlage der dortigen Tonarbeiter stand uns daher die Wahlfreiheit mit jenen Mitteln schriften. Die Verletzten der EHF wur. auf der Tagesordnung. Johlende Haufen, die von sichern, die der Gegner anwendet. Die Antwort den auch sofort mit Autos wegge= der SHF von weitem herangeholt worden waren, auf Wildstein wurde in Neusa ttl und Neuberhinderten die Abhaltung der Arbeiter- Ver-| jammlung. Daraufhin jubelte die„ Rundschau" des Herrn Henlein:
der Sehnen an der linken Hand mit einem Messer), Winter Alois( Brustverletztung durch ,, Bei uns( in Wildstein ) spricht Katz nicht einen schweren Schlag mit Stuhl- oder Tischbein), mehr." Hartwig und Reichelt Franz( Kepfverlet
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Die volle Verantwortung für die Folgen von " Eine Schlacht ist gewonnen, die deutsche Sozialdemokratie hat eine schwere Niederlage ein- Wildstein fällt auf die sudetendeutsche Fascistenstecken müssen."
front und ihr Sprachrohr, die Rundschau.
Wie die Arbeiterschaft provoziert wird
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Herr Henlein fährt mit vier Auto 3 und lich der Spiegel und Fenster ging in tinem 2 aut iprecher wagen durch die Trümmer. Der Kampfwarfurcht deutschen Gebiete. Von Eger herab wurde alle bar. hundert Meter ein Radfahrer postiert. Für jede Versammlung werden einige hundert Ordner um 20 Stronen pro Tag gemietet. Dieser Reklameaufwand, der Millionen verschlingt, spielt sich vor Augen einer verarmten Bevölkerung ab. Kein politischer Gegner wird in die Versammlungen|
den
Henleins
zugelassen. Wenn ein Sozialdemokrat der
Siebung entgeht und auch nur zur Geschäftsord-| nung das Wort ergreifen will, wird er, wie in Igla u, von Henleins Ordnern hinausgeleitet". Gleichzeitig aber verlangen die Anhänger Hen leins, wenn sie in einer unserer Versammlungen| stärker vertreten sind, volle Redefreiheit Sie berufen sich in unseren Versammlungen auf die Demokratie. Wie es sozialdemokratischen| Arbeitern ergeht, wenn sie sich in SHF- Versammlungen auf ihre demokratischen Rechte berufen, das zeigen folgende Berichte:
Saalschlacht in Heinzendorf bei Braunau
Reichsdeutsche SA- Banditen gegen sudetendeutsche Arbeiter
Die SHF hatte für Samstag nach ein
Von der Seite der Arbeiter sind verletzt: Nambauske( Kopfwunde), Ringel Gustav
ich afft, offenbar damit kein verwundeter SA- Mann der Gendarmerie in die Hände falle. Während des Kampfes wurden über die Grenze Leuchtsig. nale gewechselt, wahrscheinlich um den Abtransport der verletzten SA- Männer zu melden.
Dem Arzt Dr. Girsch in Halbstadt, der zu Hilfe gerufen wurde, sind die Autoreifen erigitten worden. Man wollte die ver
wundeten Arbeiter verbluten lassen. Das Kommando zum Losschlagen gab der er 30 g. im gan
Leiter der SHF in Brannan, Cafétier Die Aufregung in Heinzendorf und
Neuer Menschenraub
an der Grenze
Gestapo
Ein reichsdeutscher Emigrant bei Eisenstein entführt Agenten auf tschechoslowakischem Gebiet Das Opfer nach verzweifelter Gegenwehr überwältigt und verschleppt
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Vor dem Grenzbahnhof Eisenstein im Böhmerwald wurde am Sams tag nachmittags der in Tschechoslowakei lebende reich deutsche Emigrant Lampersberger noch auf tschechoslowakischem Ge. biet von zwei reichsdeutschen Zivilisten, offenbar Beamten der geheimen Staatspolizei, denen ein bayrischer Gendarm assistierte, mit Gewalt auf reichsdeutsches Gebiet verschleppt, obwohl ein tschechoslowakischer Gendarm und ein außer Dienst befindlicher Finanzwachbeamter dieses Verbrechen zu verhindern suchten.
Das tschechoslowakische Pressebüro meldet über diesen unerhörten Men= schenraub, der an den Fall Jacob in der Schweiz erinnert, folgende Einzelheiten: tige Schläge in das Kinn, daß er Wachtmeister Manoch vermochte infolge der
Samstag, den 27. April, traf nach 12 Uhr
Man beachte folgende Gegenüberstellung: In Markt Eisenstein war Sonntag eine sozialdemokratische Wählerversammlung angefeßt. Die Henlein- Hakenkreuzler, ermutigt durch den am Vortage an der Grenze verübten Menschenraub, hatten aus der ganzen Umgebung mobilisiert und besetzten mit einem Trupp Kommunisten schon in den Morgenstunden den Saal. Die später ankommenden Arbeiter waren trotzdem in der Mehrheit, aber man spekulierte auf die Einschüchterung der Menschen in diesem Grenzwinkel.
Nach der Eröffnung der Versammlung bildete sich eine Einheitsfront zwischen Henlein- Banden und Kommunisten.
Sie erklärten, die Versammlung dürfe nicht stattfinden, wenn nicht den zwei Rednern dieser Einheitsfront je die gleiche Redezeit zugesprochen würde, wie unserem Referenten. Darauf gingen sehr fritisch zu, zumal die Ortsgruppe der SHF die Einberufer nicht ein. Die Situation spiẞte sich am Vorabend beschlossen hatte, die Versammlung unter allen Umständen zu sprengen. In der Ver
sammlung wurde auch bemerkt, daß ein Teil der gerüstet war. Nur dem Umstande, daß die Henlein- Demokraten mit Revolvern ausBersammlung vorzeitig abgebrochen und der Saal von der Gendarmerie geräumt wurde, ist es zu= zuschreiben, daß ein katastrophales Blutvergießen verhindert wurde. Ueber die Absichten der SHF Landsknechte gibt eine von Genossen belauschte Aeußerung Aufschluß, wonach sie den als Referen ten anwesenden Genossen Ja ksch auf dem Wege zum Bahnhof überfallen und„ spitalsreif" machen wollten.
Auf diese Vorfälle hin entschloß sich die Arbeiterschaft von Neuern, eine dort für Sonntag nachmittags angesetzte SHF- Versammlung zu besuchen. Sie war ausdrücklich dazu einge= Iaden worden und unserem Gegenredner war eine Stunde Redezeit zugesichert. Das geschah aber nur zu dem Zweck, um die Sozialdemokraten in die Falle zu locken. Als die ersten unserer Genossen durch die Hausflur des Gasthauses Altmann zum Versammlungslokal gehen wollten, wurden sie von Henlein - Ordnern ohne jeden Wortwechsel überfallen. In der schmalen Einfahrt entspann sich ein blutiges Handgemenge. Sechs unserer Genossen erlitten schwere Kopfberlekungen, die von Schlag= ringen und Totschlägern herrühren..
Auch Schlachtmesser, Gummifnüttel und Holzscheite wurden verwendet, um den Arbeitern die Volksgemeinschaft einzubläuen.
Ein Arbeiter wurde aus dem Saalfenster mit
zendorf im Braunauer Bezirk eine Versamm mittags in Eisenstein der regelmäßige Eisenbahn- blutete. fratische Mehrheit. Die Arbeiter wurden persön der tschechoslowakische Gendarmerie- Wachtmeister Menschenansammlung von der Schußwaffe keinen einem Steinwurf zu Boden geschlagen. Der am lung einberufen. Heinzendorf hat eine sozialdemo zug aus Bayern ein, bei dem die Baßkontrolle aufgefordert. Sie kamen auch, fanden aber den Bahnhof beim Grenzpfeiler einen auf bayrisches Gebiet verschleppt. Saal bereits durch SHF- Ordner, die aus dem anständig angezogenen jungen Mann, der un= Trautenauer und dem ganzen Braunau - Wekels
dorfer Gebiet zusammengeholt waren, besetzt. Daß keine größere Aufmurksamkeit widmen, da er die durch den Umstand verstärkt, daß bei der Ver- darmerie in Sicherheit brachten. Der hinzukom= die Arbeiter nur in der Absicht gekommen waren, Baßkontrolle durchzuführen hatte.
cine politische Diskussion zu führen, beweist un
Die Vermutung, daß es sich um Organe der ruhig umherblickte. Der Gendarm konnte ihm geheimen deutschen Staatspolizei handelt, wird schleppung den beiden Zivilpersonen ein bayrischer Gendarm zu Hilfe eilte, der angeblich die Der Ort, wo der Verschleppte von deutschen
Eine Weile später hörte er, daß jemand vor
blieb im Hausflur liegen und war Zeuge, wie die Wegelagerer einen ganzen armboll Ochsenziemer und Gummiknüttel vor dem Eintreffen der Genmende Regierungsvertreter benahm sich völlig hilflos und ließ sich troß Aufforderung nicht herbei, bei den namentlich bezeichneten Rowdies eine Waffensuche vorzunehmen. Der vor demi
streitig die Tatsache, daß sie auch ihre Frauen dem Bahnhofe um Hilfe rief. Er eilte vor Schußwaffe vorbereitet hielt. und Mädchen mitnahmen. Der Anspruch der das Bahnhofsgebäude und sah, wie zwei ZivilArbeiter auf das Präsidium wurde mit Hohn personen den erwähnten jungen Mann, der vor- Organen überfallen wurde, ist 15 Meter vom Lokal angesammelten hundertköpfigen Menge be= Auseinandersetzung drangen die Henlein - Banditen Grenze auf reichsdeutsches Gebiet zu schleppen half dem Gendarmerie- Wachtmeister Manoch der sammlung mußte schließlich verboten werden und abgeschlagen. Bei der darüber geführten her beim Grenzpfeiler stand, über die Grenzstein entfernt. Bei dem Streit mächtigte sich eine steigende Erregung. Die Ver auf den Wortführer der Arbeiter, Gen. Nam banske- Braunau ein. Die Genossen wollten ihn Zivilisten im Namen des Gesetzes au, von dem Dienst und infolgedessen ohne Waffe war. Die
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bemüht waren.
Der Wachtmeister forderte die Respizient der Finanzwache Gröffel, der außer
jungen Mann abzulaffen, diefe erklärten jedoch, Das war das Signal zum Losschla- sie befänden sich auf reichsdeutschem Gebiet. Den Zivilpersonen eilte der bayerische
gen. Mit Gummiknütteln, Schlagrin
Pressemeldungen, daß der erwähnte Respizient Ebenso wurde der Gendarmerie- Wachtmeister
verlegt wurde, entsprechen nicht der Wahrheit.
gen, Stahlruten und Messern drangen Gendarm Wysped zu Hilfe und war bei Manoch nicht verlegt. die Fascisten auf die Arbeiter ein. Diese der Verschleppung des jungen Mannes auf bayemußten im allgemeinen Getümmel zu- risches Gebiet behilflich. Der junge Mann
wehrte sich verzweifelt und hielt sich
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erft ihre Frauen in Sicherheit bringen. mit den Händen an dem Geländer auf der gestern in Eisenstein eingefunden und leitete die Dann aber setzten sie sich mit Stühlen Straßenseite an.
Die unbekannten Männer,
Untersuchung des Falles persönlich. Nach Abschluß
und Tischbeinen ordentlich zur Wehr. wahrscheinlich Mitglieder der geheimen Staats-| der Untersuchung wird an das Innenministerium Den Angreifern wurde nichts geschenkt. polizei Gestapo , ergriffen den jungen Mann an berichtet, das dann die Akten dem AußenministeDie ganze Saaleinrichtung einschließel Händen und Füßen und versetzten ihm so he f- rium zur Stellungnahme überreichen wird.
das Lokal geräumt werden.
Die Arbeiterschaft der Neuerner optischen Betriebe ist Montag früh in den Streif getreten. Sie verlangt die Entfernung einiger Klaffenverräter, die am Sonntag im Dienste des Henlein- Kapitalismus auf die eigenen Arbeitskameraden hineingeprügelt haben.
Die Arbeiterschaft dieses BöhmerwaldBezirkes wird auf diese Vorfälle in großen Kundgebungen in Neuern und Eisenstein antworten. Der Terror der SHF wird gebrochen werden!