Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

15. Jahrgang

Freitag, 3. Mai 1935

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 103

Wir sind der Trotz und die Kraft

Der 1. Mai dokumentiert die Unerschütterlichkeit der Sozialdemokratie

Der 1. Mai 1935, das war ein reini- ihre Feinde das Haupt in Demut neigen müßten. sendes Frühling& gewitter. Im Groß ist die politische Bedeutung der dies­fudetendeutschen Grenzland regiert das Gerücht. jährigen Maikundgebungen. Sie haben die Nebel Die Sozialdemokraten find natürlich schon mause- der Panikmacherei zerfekt, mit denen das Fasci

tot. Nur noch einige Krankenkassenbeamte und stenpack den gesunden Verstand der arbeitenden Ronfumvereinsangestellte würden diesmal für sie Bevölkerung umnachten wollte. Weithin fichtbar demonstrieren, hieß es. Das Volf stehe bereits ge- ist die sozialistische Kampffront wieder in Erschei­schlossen hinter Henlein  . Nach dem Wahltag wird nung getreten. Den fascistischen Lästermäulern die Eintopfpartei angeblich die Macht im deutschen ist durch die Aufmärsche der Arbeiterschaft Gebiete übernehmen. Die Posten werden bereits Schweigen geboten worden. So war es im deut­berteilt. Man sieht schon die reichsdeutschen Mo- schen, so war es im tschechischen Staatsgebiet. torbatterien über die Grenze vorstoßen. Und den

Gegnern droht blutige Abrechnung.

Mit solchen Redensarten soll eine Panik­

timmung in der deutschen Bevölkerung hervor­gerufen werden. Ein Nebel von Gerüchten soll

das

politische Blichfeld des einfachen Menschen berdunkeln. Er soll unter dem Eindruck einer un-| fbaltsamen Entwicklung der judetendeutschen

Bolitit

zum Fascismus stehen. Unser braver Par­

leifoldat, der in der vordersten Reihe steht, foll der Terrorbrohung und der Einschüchterung er­

Liegen.

Datam der 1. Mai. Ein falter,

Nichts wird es mit der Beseitigung der Arbei-| gefochten werden. Der durchwegs schwache, zu­terrechte und der republikanischen Freiheiten! meist aber klägliche Verlauf der kommunistischen Das demokratische Regime in der Tschechoslo- Maifeiern zeigt, daß die arbeitende Bevölkerung. Iwakei hat nach wie vor eine imponierende Mas- in Stadt und Land das Gebot der Stunde ver­senbasis und es wird sie auch nach den Wahlen standen hat, sich zu einigen unter dem Banner haben. Das ist die Lehre des Maitages für un- der Sozialdemokratie gegen jede Reaktion. Guten fere Gegner, die auf sie wie ein kalter Guß der Mutes und mit neugestärktem Glauben an die Ernüchterung gewirkt haben mag. Sache können wir in die Wahlentscheidung gehen. Dieser Maitag hat bewiesen, daß die Ideale des Sozialismus, daß proletarischer Troß und hoch­stürmender Freiheitswille unansrottbar verwur­zelt sind in den Herzen des sudetendeutschen   Ar­beitervolks.

Das war ein prächtiger Auftakt zur Wahl­entscheidung. Das Schwerste ist noch zu tun. Das Nichts wird es mit der schon tausendmal Ringen um jede Arbeiterseele, der Kampf um prophezeiten Vernichtung des Marxismus  !| jedes Dorf, um jede Häuserzeile muß noch aus­

Heerschau vor der Schlacht

Der Verlauf unserer Maifeiern

Kreis Bodenbach­Aussig- Warnsdorf

Troß der falten Witterung, trob Schnee uad

firmischer Frühlingstag. Ein Schneeschauer nad Wind waren die heurigen Maifundgebungen in die

bem anderen rauschte über unsere Grenzberge

nieder. Da ericholl der rote Wedruf. Wie flan­

sem Wahlkreise stark besucht. In Aussig  

Ben hell die Fanfaren unserer tapferen Jugend. marschierten die Anhänger der sozialdemokratischen Da begann sichs zu regen in den Gebirgsdörfern, Bewegung in einer Masse auf, wie man dies seit lan­

Senleinleute versuchten die Kundgebung zu stören, worauf Gendarmerie einschritt. Die Bersammlung konnte ohne Zwischenfall zu Ende ge­führt werden. In

Böhm.- Leipa

war die Beteiligung stärker als im Vorjahre, Red­ner war Genosse Rey 31. Die Teilnehmerzahl b:- trug hier 1200. In Haida

in den Industriegemeinden, in den Landorten. gem nicht gesehen hat. Weit über 5000 sammelte sich alles beim Kino in Arnsdorf   und 300|

und

drucksvoll war die Rede des Genossen Dr. Czech. Die Kommunist en brachten zirka 400 Perso nen auf und auch die Henleinkundgebung war viel schwächer als die unsere. In

Lobositz  

nahmen an unserer Kundgebung etwa 800 Menschen teil, sie war stärker besucht als im Vorjahre. Für unsere Partei sprach Genosse Rudolf Geißler und für die tschechische Genossin Svabová aus Schlin  . Eine kommunistische Kundgebung gab es dort nicht. Auch in Dur

zogen sie aus unsere schlichten Proleten, un- waren im Zug, noch einge Tausend mehr auf den Arbeitersportplat. Dort eröffnete Genoſte war der Besuch außerordentlich gut. Für die Pariei

sprach Senator Genosse Carl Heller aus Teplis,

In

Bilin  

toten Kleinbauern: zu feiern ihren 1. Mai, zu Arbeiterorganisationen wehte. Ein symbolisches/ sin Kirpal. Anschließend fand ein Umzug start. O Kindern, unsere roten Holzhauer, unsere Staatsflagge flankiert von den roten Fahnen der Jugendgenosse Bürgermeister, sodann Geros für die tschechischen Genossen Genosse Martinet. trogen Sturm und Wetter, zu troben ihrer Not Festspiel unter Leitung des Genossen Rana Die fascistische Kundgebung war trotz der Versta: Ben und Pläße unseres Grenzlandes flatterten Musikstücken folgten. Den Vorsitz führte Genosse und einer Welt von Feinden. Ueber die Stra- ninger leitete die Feier ein, worauf Chöre mit fung aus Leipa schwächer als die unsere. Auch in

Leitmeritz  

fand die Maikundgebung am Nachmittag statt, auch da war der Besuch besser als im Vorjahre. Die Genosse Souček aus Brür( tschechisch). Unsere Kundgebung war dreimal so start besucht wie die Henleinfundgebung und hinter­ließ einen sehr günstigen Eindruck.

Stolz und kühn die roten Fahnen, wogten unsere entsch, die Festrede hielt Gerosse Pölzl, fut war die Beteiligung ungleich größer als im Vor- Referate hielten Genosse Seidel( deutsch  ) und tampffrohen roten Bataillone, donnerte ihr Frei va t. Die Henleinleute standen betrübt an den Stru

beitsgruß.

Es war ein Aufbruch wie am ember. Das Volt ist aufgestanden, das

4. Nove

die tschechische Sozialdemokratie Genosse Dr. Char

Benecken, die Kommunisten brachten ganze 200 Mann auf.

Bodenbach

Auch in diesem Bezirke konnte man den starke.

jahre. An der Kundgebung auf Marktplatz nahmen 2000 Personen teil. Tschechisch sprach Sra mek( Aussig  ), deutsch   Genosse Schwarz( Auscha). Die Kundgebung wurde mit der Staatshymne abge­schlossen.

Im ärgsten Krisengebiet

Brüg

In Brür fand die Maifeier am Vormittag statt,

haffende, das leidende, das darbende Volt un­feres Grenzlandes. Aufgestanden ist es wider die Mächte der Tyrannei und der Kriegsgefahr, für Kampfwillen unserer Genossen beobachten. Wie in Zwickau  , fand seit der Spaltung zum erstenmal sie war weitaus stärker besucht als im Vorjahre. leine gerechten sozialen Forderungen, für die Lokalorganisationen hatten Vorfeiern beran wieder eine öffentliche Maifeier statt. 300 Teil freiheit, für den Sozialismus. Wir haben es staltet, die durchwegs bolle Säle aufwiesen,& afnehmer waren gekommen, Genosse Schaubschla. Auf dem Švehlaplab waren etwa 5000 Men Tela üge mit ſtarter Beteiligung fanden statt, eine ger gab bei der Eröffnung seiner Freude Ausdrud, neter Genoffe Kea ufmann( deutsch  ) und Genosse

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schen versammelt; die Referate hielten Abgeord

Hladky( tschechisch).

Bei der Maifeier in Brüg brachten die Kom Kommunist Smeral. Die tschechischen Nationalsozia listen beteiligten sich bei ihrer Maikundgebung mit zirka 800 Personen und die tschechischen Fascisten

nicht nötig, uns mit Propagandamärschen selbst unzahl von Höhenfeuern verkündete weit hin- daß es seit 14 Jahren wieder möglich sei, in 3wit| Bu beligen. Soviel ist nach allen vorliegenden aus ins Land, daß die Sozialdemokratie bereit ist, fau eine sozialdemokratische Maifeier zu veranstal Berichten gewiß, daß die diesjährigen Maifeiern mit aller Kraft in den Wahlkampf zu treten. A ten. Referent war Genosse Kögler, nach feiner munisten 450 Personen auf, das Referat hielt der die Maiveranstaltungen der letzten Jahre an dem Festzug in Bodenbach nahmen 5000 Per Ansprache fand ein Umzug statt. In Banzen Kreisgebieten waren sie ein durch beimarsch. Am Masarykplatz fand die Kundgebung Bebnis: die sozialdemokratischen Reihen stehen für die tschechische Bruderpartei Genosse Dr. Boro 3 1hr nachmittags auf dem Marktplate statt. Der den 1300 Personen im Umzuge gezählt. hlagender Erfolg. Und das Gesamter- statt; Genosse Richard Reißner sprach, nach ihm fand eine überaus eindrucksvolle Kundgebung um mit 500 Menschen. Bei den Henlein- Leuten wur nerschüttert nach fünf furchtbaren Krisenjahren. vanity. Störungsversuche der S

é troben auch dem Ansturm der fascistischen wurden glatt und nachhaltig abgewiefe.n. Mit

Sie

"

aus.

Rumburg  

Versammlung ging ein imposanter Aufmarsch vor­Genosse Böhm eröffnete die Kundgebung, Riha, für die deutsche   Jugend Schimmel  , für die Partei Kögler. Begonnen wurde die Kund­

Lige und Gewalt und ihrer gemieteten Söldner, dem Gesang der Internationale" schloß die Feier für die tschechische Sozialdemokratie sprach Genosse

Bürgerliche Parteien zerbrechen, manche wagen

eg

Jm Böhm. Kamnizer Bezirke

Oberleutensdorf  

nahmen an unserer Maifeier im Umzuge 2009 Personen teil, die Kundgebung selbst war nob

garnicht um ihren Besitzstand zu kämpfen oder berjuchen, die Reste ihrer Positionen durch waren am Vortage eine Reihe von lokalen Feiern gebung mit der Staatshymne und Internationale". viel stärker besucht. Das Referat erstattete Genosse fqule Wahlfompromisse zu retten. Die Partei der glänzend besucht. Am 1. Mai selbst marschierten die Die Zahl der Teilnehmer wird auf 2000 geschätzt. Kreiner. Arbeiterschaft aber, die am stärksten der zermal- Gruppen um 10 1hr vormittags bei Schneegestöber die Kundgebung der Kommunisten zählte 250 Bes

fie

land, fie formiert ihre Kampftruppen, fie be- tapellen zogen 4500 Menschen daher. Genofie menden Gewalt der Krise ausgesetzt ist, sie hält und eiskaltem Wind auf. Mit Fahnen und Musik­berricht die Straße, fie marschiert mit wehenden Janich führte den Vorfis, Referent war Genoffe vahnen dem dichtesten Kampfgewühl zu. So Löw h, Walter für die Jugend und Kovařik für die manchen glanzvollen Maitag haben unfere tichechische Sozialdemokratie. Auch in Benfen wat

der Maiaufmarsch überaus eindrucksvoll. Als erster

fucher.

Kreis Teplitz- Saaz Die heurige Maifeier in

Tepliz- Schönau

Breunde erlebt in viereinhalb Jahrzehnten, viele gestredner sprach Genosse Schweichhart, als war außerordentlich gut besucht, die Referate hielten itolze Erinnerungen find damit verbunden, aber zweiter ein Jugendredner. Die Stimmung der die Genossen Dr. Ludwig Ca e ch und Jirous, ferner auf diesen stürmischen Kampf- Mai dürfen wir Teilnehmer war ausgezeichnet. Der Schützenhaus sprach eine tschechische Genossin und ein Jugend­

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In

Katharinaberg

im Erzgebirge   beteiligten sich an der Maifeier zicka 500 Personen, die fich troß dem furchtbaren Schneetreiben nicht abbalten ließen. Auch hier war unsere Kundgebung stärker als die der Henleinleure. Für unsere Partei sprach Genosse Ferdinand Bund  . Komotau  

In Komotau   haben fremde Journalisten unseren

am stolaesten sein. Er hat eine Härte der Gefin faal in Wernstadt war übervoll. Genosse Schweich   genosse. Der Umzug hatte außerordentlichen En Zug gezählt: etwa 6000 Arbeiter und Arbeiterinnen nung geoffenbart, eine Treue ohnegleichen und hart sprach unter lebhaftem Beifall.

Ir Auscha   druck gemacht, es haben schätzungsweise 12.000 bis und 650 Kinder. An der Versammlung am Marks­

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einen Opfermut der Arbeiterschaft, vor der auch sprach auf dem Marktplatz Genosse K a habla, die 15.000 Menschen teilgenommen. Besonders eins plab selbst nahmen gegen 10.000 Perfonen teil. Das