«r. 103 Srettag, 3. Mak 1835 Sekte 3 Der Henleinzirkus verunglückt Sozialdemokraten als Samariter Der von Henleinleuten verletzte Genosse Zischka bringt den Verunglückten erste Hilfe Freiwaldau  , am 1. Mai.(Eigenbericht.) Heute in den späten Vormittagsstunden kam es im BezirL Freiwaldau zu einem schweren Autounglück. Ein mit der SHF-Kapelle besetzter mächtiger Autobus, der im Gefolge Konrad Henleins in den letzten Tage« durch Mähren  und Schlesien   zog, erlitt im verschneiten Altvatergebirge einen schweren Anfall, dem viele Schwer- und Leichtverletzte zum Opfer fie­len. Im Krankenhaus i« Freiwaldau   befinden sich mit Arm-«nd Knochen­brüchen und inneren Verletzungen eine ganze Reihe der Verunglückten. Zu diesem Unfall erfahren wir folgendes: l* Am 1. Mai fuhr die Kolonne Konrad Hen­leins von Römerstadt über das Altvatergebirge »ach Freiwaldau  . Die ersten Wagen, in denen sich Henlein   und sein Trotz befand, fuhren rasch daraus, während der mit den Musikern der SHF« Kapelle besetzte große Autobus den Abschlutz bildete. Hinter der sogenanntenGabel", zirka rme» Kilometer vor dem Ort Walden bürg, geriet der Wagen, der anscheinend schneller fuhr, als bei dem abschüssigen Terrain und den ver­schneiten Wegen ratsam war, plötzlich ins Schleu­dern. Der Auwbus, dessen Lenker die Herrschaft über ihn verloren hatte, fuhr mit großer Schnel- ligkeit auf eine Böschung, kippte dort um und überschlug sich. Im Innern des Wagens, der, wie unsere Bilder zeigen, mit den Rädern nach oben liegen blieb und schwer beschädigt wurde, ent­stand«in fürchterliche sDurch- einander. Der Zufall wollte es nun, datz knapp hinter dem Henleinzirkus der sozialdemokratische Listen« sührer im Olmützer Wahlkreis, Genosse Rudolf Zischka gemeinsam mit dem Jugendsekretär Genossen Willi Schön von Römcrstadt zur Maikundgebung nach Freiwaldau   fuhr. Unsere Genossen waren Zeugen des Unglücks. Genosse Zischka eilte sofort zur Stelle der Katastrophe, wo er erst feststellte, datz der Autobus zur Henlein- kolonne gehörte. Inzwischen waren zwei oder drei Personen aus dem Autobus herausgekrochen, so datz Genosse Zisckka den Umfang des Unglückes» feststellen konnte. Nach der Ermittlung, datz kein lebensgefährlich Verletzter zu bergen war, er­klärte sich Genosse Zischka sofort bereit. Hilfe zu holen. Er fuhr in rasendem Tempo nach Freiwaldau  und alarmierte die Rettungs­station und die G e n d a rm e r ie. Er selbst eilte auch sofort wieder zurück an die Un­glücksstelle, wo sich die Leichtverletzten der Schwerverwundeten bereits angenommen hatten. Hiezu mutz in Erinnerung gerufen werden, datz Genosse Zischka erst am letzten Samstag in Schnobolin von He»leinordnern niederge sch lagen wurde; Spuren dieser barbarischen Kampfesweise sind heute noch an ihm sichtbar. Trotzdem erfüllte Genosse Zischka, ohne auch nur eine« Augenblick zu zögern, den Politi- schen Gegnern gegenüber in vorbildlicher Weise seine Menschenpflicht! Die SHF-Musiker machten, als sie sich von ihrem Schrecken etwas erholt hatten, erstaunte G e s i ch t e r, als sie unseren Genossen, be r ihnen als besonders aggressivermarxistischer Untermensch" geschildert worden war, an Blau­hemd, roter Nelke und Binde als den Mann er­kannten, der ihnen erste Hilfe brachte. Das Verhalten des Genossen Zischka, daS den in sozialdemokratischen Kreisen üblichen An­schauungen über Menschlichkeit entspricht, steht in einem'grellen Kontrast zu dem Vorgehen der Henleinfascisten. Man sieht sich unwillkürlich ver­anlasst, einey Vergleich zu ziehen mit der Hal­tung jener schuftigen Gesellen, die nach den blu­tigen Vorfällen von Heinzendorf bei Braunau  dem zur Hilfeleistung bestellten Arzt die Pneu­matik durchschnitten und damit die Gefahr schufen, dass sozialdemokratische Arbeiter ohne ärztliche Hilfe verbluten. Begeisterte Kundgebungen Allem Terror zum Trotz in Ostböhmen Die Ereignisse der letzten Apriltage in eint« gen Gemeinden des Trautenauer Kreisgebietes Wlfften auf beiden Seiten, bei uns und der Fa- Mikante»Partei, eine aufgeregte Stimmung und ließen für den 1. Mai nichts Gutes ahnen. Die venleinbrigaden, zusammengesetzt aus Unter­menschen, bezahlt von dem, den Arbeitern ausge­setzten Prosit der Fabrikanten, übten in den Agen vor dem 1. Mai einen Terror aus, wie er nur noch in Deutschland   vor dem 5. März 1833 «obachtet werden wnnte. Kein Plakat unserer Partei blieb unbeschädigt, kein Flugblatwerteilcr «nnte ruhig seines Weges gehn, kein Haus, kein oinster und keine Tür blieb von der Schmutz- teklame.der gelben Front verschont. Zu all d-.m dach Drohungen gegen die Sozialdemokraten für arn Fall, dass die Kundgebungen der Hakinger ver­daten würden. Und sie wurden verbot-n, Mail sie nichts als eine offenkundige Provokation gegenüber dex Arbeiterschaft waren. Da aus gründen der Sicherheit Dienstag auch die sozial- amiokratsschen Maikundgebungen untersagt wer­den sollten, enfftand unter den Arbeiter« eine nrchr Unbedeutende Verwirrung, die durch wilde Ge­rüchte, die von den Henleinleuten ausgesprengt wurden, noch gesteigert wurde. Schließlich aber wnnte noch Dienstag abends allen Organisation«», mitgetesit werden, daß keine der sozial» «emokratischenKund gedungen in, Preise Trautenau   verboten sei u ad die Arbeiterschaft ausmarschieren könne. Darauf­hin verstiegen sich die Söldlinge der ostböhmiscben Fabrikanten zu der Drohung, sie würden am l. Mai weder in Trautenau   noch in einer anderen ^iadt die Marxisten auf den Marktplatz ziehen Wen. Diese Drohung verfehlte naturgemäß die Wirkung nicht, allerdings in anderer Richtung, als\ ® die Hakinger wollten. Die Arbeiter wunaen nun doch neugierig und mancher, dem das Wetter wnst den Marsch verleidet hätte, zog in seine Bc- ölrksstadt, um dabei zu sein, wenn die Burschen den Arbeitern entgegentreten sollten. So w-rr die Stimmung am Tage vor dem 1. Mai. Am Maitag selbst frühmorgens und den«ran­zen Vormittag arges Schneegestöber und ein« Hundekälte. Konnte da erwartet werden, daß die Demonstrationen der Partei einen Erfolg bringe:? Und doch war der 1. Mai im Trautenauer Kreis­gebiet ein großer und schöner Erfolg, der am 18 Mai sichtbar werden wird auch für jene, die da vor dem 1. Mai behaupteten, di« Sozialdemokraten wür­den am 1. Mai der Oeffentlichkeit zum letztenmal die Rest« Kadaver dereinmal" starken Par­tei vorführen. Diese Reste kamen und brachten di- ewig Gestrigen zum Schweigen, wenigstens für den einen Tag. Der 1. Mai zeigte die gewaltige Kraft der so­zialdemokratischen Bewegung in Ostböhmen auf, vre um so mehr zu werten ist, als an diesem Tage auw der Niedergang der KPT festzustellen war Im ganzen Kreisgebiet« zogen am 1. Mai zirka 400 Kommunisten aus. In Trautenau  selbst zeigte sich schon beim Anmarsch des gewaltige» Zuges mit den vielen roten Fahnen und Transpa­renten, daß die Fasciften des Mutes besseren Teil erwählten und sich nicht allzuviel bemerkbar mich», ten. Die Kundgebung, bei der die Genossen S ch ä- fer, Kovaiik und Reichest sprachen, war von einer noch selten erreichten Stimmung getragen. Das gleiche in Schatzlar, trotz dem sehr schlim­men Wetter. Redner war hier Genosse Dr. Mühl­berger, der in scharfen Worten zum Kampf gerev den Fascismus aufrief. In Freiheit, wo die Kund­gebung am Nachmittag des 1. Mai für die Arbeiter des oberen Aupatales stattfand, war der Aufmaqtz tadellos, bis auf einen von einigen Heileinbussher hervorgerufenen Zwischenfall. Er wurde rasch liquidiert, zwar etwas schmerzhaft für den Hauo.» stänkerer, aber zur Zufriedenheit der Arbeiter. Hrer sprach außer dem Genossin Schäfer noch Genosse Rambauske und Jugendgenoffe Lehel. Im Bezirke Arnau-Hohenelbe Ver­liesen di« Kundgebungen in Arnau  , Königinhof»and Höhenelbe reibungslos und bei bester Kampfesstnn- mung. In Arnau   sprach für die Partei Genosse John(Aussig  ), in Hohenelbe Krejki und in Königinhof Rambauske, der auch in tschechische, Sprache referierte. Der Bezirk Braunau   zeigte an diesem 1. Mai eine organisatorische Glanzleistung. 300 unifor­mierte Ordner, darunter viele Verletzte aus der Saalschlacht von Heinzendorf, marschierten im Zuge. Die Lautsprecheranlage des Kreises, zum erstenmal im Betrieb, erregte Aussehen und ist wirkungsvoll. Der Ringplatz sst halb besetzt. Hier reden Franz Krejki und Genoss« T e m I i k. Im Krankenh rufe liegen drei schwerverwundete Genos­sen, einer von ihnen ringt mit dem Tode, sie wer­den aus tausenden Kehlen mit einem Freiheit-Rufe gegrüßt. Kreis Landskron Die Massen bei unS Kommunisten: ei« Häuflein In Landskron veranstalteten die deutschen Sozialdemokraten am Vorabend einen Fackel­zug mit Vorführungen am Stadtplatz, di« tsche­chischen Sozialdemokraten eine F e st a k a d e m i e. Die Beteiligung am Fackelzug war über alle Erwar­tungen sehr stark. Trotz des ungünstigen Wetters be­wegte sich ein mächtiger Zug, von den Lampions hell beleuchtet, durch die Straßen. Die Vorführungen am Stadtplatz(Fackelschwingen, lebendes Bild der Atus- Genoffen,«in Sprechchor der Jugendlichen) gelangen ausgezeichnet. Es herrschte vorzügliche Stimmung ein guter Auftakt für den nächsten Tag. Die Betei­ligung an der Maifeier war, trotz des äußerst ungünstigen Wetters, bedeutend besser als im Vor­jahr. Ein weit stärkerer Demonstrationszug als im Vorjahr bewegt« sich durch di« Straßen. Am Stadt­platz hielten die Genossen Abgeordneter Franz M a c o u n-Reichenberg in deusscher und Horak- Pardubitz in tschechischer Sprache mit starkem Beifall aufgenommene Ansprachen. Trotz des schlechten Wet­ters«s schneite mitunter und war furchtbar kalt zeichnete die Arbeiterschaft ausgezeichnete Stim­mung aus. In Wildenschwert   hielten die deutsche  « und tschechischen Genossen ihre Kundgebung auf dem Masarystilatz, dem größten Platz Wildenschwerts, ab. Dix Beteiligung war stärker als in den früheren Jahren. Die diesjährige Maifeier hatte besondere Bedeutung auch dadurch, daß tschechische nationa­listische Kreise verhindern wollten, daß am Masarykplatz in Wildenschwert   deutsch   ge­sprochen wird. Es war darum im Stadtrat ein heißer Kampf geführt worden. Das sschechische Referat erstatte Abgeordneter Genosse S r b a, der die Lei­stungen unserer Regierung sirr die Arbeiterschaft mit den Leistungen fascistischer Staaten verglich. Genosse T r e m l, der deutsch   referierte, appellierte an alle, die Zeit bis zu den Wahlen zu benützen, damit am 18. Diai sich der Wahlsieg an die Fahnen der Sozial­demokratie hefte. Die Ausführungen der Redner es sprach noch eine sschechische Genossin wurden des öfteren von Beifall unterbrochen und mit Beifall quittiert. Auch die Kommunisten hatten«ine Maifeier. Gezählte 47 Personen hörten dem kommunistischen   Redner zu. In Böhmisch-Trüba» war die Beteiligung gleichfalls besser als im Vorjahr, besser vor allem aus den umliegenden deusschen Orten. Die Ausführungen des Genossen Pr o ch a s k a-Pardubitz, der tschechisch, und des Genossen Nits ch-Landskron, der deutsch  sprach, fanden begeisterten Widerhall. Dem kom- munistischen Redner hörten ganze 14 Per­sonen zu, darunter ein Gendarm und der Regie- rungsvertreter. Kreis Pilsen  -Budwels Do« verschneiten Bergen strömt das ArbettsvolK. Die größten Maifeiern fett dem Umstürze. Antwort auf den Henlein  -Zirkus. Herr Henlein hat sich um das Gelingen der roten Maifeiern im Böhmerwald   ein großes Ver­dienst erworben. Er unternahm hier gerade vor dem 1. Mai seine Zirkusfahrt. Dabei wurde soviel von der absterbenden Sozialdemokratie er­zählt, datz die Menschen darauf neugierig würden, wie die Maikundgebung einer sterbenden Partei aussehen. Und siehe da: Wir haben bei unseren Maifeiern in den meisten Bezirken die Teilneh­merzahl der Henleinkundgebung verdoppelt. So war es in M i e s, in T a ch a u, in B i s ch of- t e i n i tz, in K r u m a u. In Neuern waren von unseren 3000 Wählern des ganzen Gerichtsbezir­kes 2000 zur Maifeier erschienen. In Krumau  marschierten 3000 Böhmerwaldproleten im Fest­zug, in Bischofteinitz   war die gleiche Zahl von Bauarbeitern und Kleinbauern versammelt. Ta- chau hatte seine stärkste bisherige Maifeier mit 3000 Teilnehmern. In Blies   brachten wir aus zwei Gerichtsbezirken 4800 Maidemonstranten auf die Beine, doppelt soviel als einige Tage zu­vor Henlein   begrüßten, obwohl seine Trabanten behaupteten, es wären 8000 Menschen dort ge­wesen. Außerordentlich gut besucht waren auch die Maifeiern in Neubistritz, Kaplih, Winterberg  , Hartmanitz, Staab, Plan und Äiarienbad. Ueberall war der Kampfgeist ausgezeichnet. 700 Arbeiter in Plan bewiesen durch ihr« Teilnahme an der Mai-Kund­gebung, daß sie dem Hakenkreuztum, das sich auch dort breitzumachen sucht, energischen Widerstand entgegen­zusetzen bereit sind. Die Festversammlung,' in der Genosse Adolf Schmidt sprach, war'von bester Kampsstimmung getragen. In Weseritz   sprachen vor sechshundert Versammelten die Genossen Stark, Pro sch und H a bla. An der Maifeier i« Hartmanitz nahmen nahezu tausend Personen teil. Das Referat erstattete Genosse Dr. Strauß aus Prag  . Dudweis hatte trotz Schnee, Regen und bitterer Kälte eine prachtvolle Maidemonstration. Die Massen hörten die Referate der Genossen Trodl, Köhler und Kern mit Begeisterung an. In Dobrzan   beteiligten sich am Umzug 700 Per­sonen. Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz, di« gemeinsam mit den sschechische» Genossen statssand, sprach für letzter« Genosse St raka-Pilsen  ; das deutsche   Referat erstattete Genosse Emil F i s ch e r- Prag, für die Jugend sprach Genosse Kraft«. Be­merkenswert war die Teilnahme vieler Frauen. Kreis Brünn  Im Brünner Kreisgebiete waren alle unser« Maifeiern ausgezeichnet besucht, jedenfalls viel stär­ker als im Vorjahre. In Brünn  selbst fand gemeinsam mit den sschechsschen Genos­sen ein imposanter Umzug statt, der sich vom Ar­beiterheim aus durch die Stadt bewegte; der größte Temonstrationözug, den Brünn   keil langem gesehen hat. Es wurde!» im Zuge unzählige Transparente und Tafeln mit Wahlparolen getragen und zu beiden Seiten der Straßen standen di« Menschen in dich­tem Spalier. Auf dem Wilsonplatz fand um halb 11 Uhr die große Kundgebung statt. Die Referate hielten Genosse Siegfried Taub   aus Prag   und Genosse Dr. E k e r. In Nikolsburg   bewegte sich um 2 Uhr nachmit­tags der Festzug durch die Stadt, bei dem eine viel