Rr. 105 Seite 5 Sonnte#, 8. Mai 1938 Der Kampf Internationale Revue, Prag Das Mai-Heft, das soeben erschienen ist hat folgenden Inhalt: W. Jaksch : Tie Schlacht des Arbeiter« um sein Recht und sein Brot Emil Franzel : Die Bedeutung der Wahlen für die Außenpolitik Josef Hofbauer : Bon deutscher Bolts» gemeinschaft I. W. B r ü g e l: Unser sozialpolitisches Werk Emil Strauß : Rassismus "und Wissenschaft Otto Bauer : Um die Einigung des Wett- proletariatS Theodor Dan: Zur inneren Entwicklung der Sowjetunion Weltpolitik. Internationale GewerkschaftS - !, bewegung. Bücherscha«. Preis des HrfteS XL 5.—, Jahresbezugs- hrris XL 50.—. Redaktion und Verwaltung: Prag II, Lützowova 37. Knflppcl und Doldie ans dem Dritten Peldi Das„E e s K ö S l o v o" meldet, daß unsere GrenzflnanzLmter in de« letzten Tagen große Sendungen von Knüppeln und Dolche» beschlagnahmen, die aus Deutschland an Funktionäre der Heimatfront in der Tschechoslowakei angesendet werden. An dieselbe» Adressen gehen mit der Dost auch unzulässige Drucksachen, Flugblätter und Propagandabroschüren. Eine Probe aus dem «ritterlichen 0 Wahlkampf Die„Freiheit" erhielt folgenden anonymen Pries: Ihr roten Hunde! Wer ist schuld da« das Volk hungern ums'? Wer ist schuld da« die Löhne abgebaut wurden? Wer ist schuld da« die Lebens- Mittel Preise so hoch stnd? Wer ist schuld das wir s» hohe Miet« vür Wohnungen zahlen müssen? Wer ist schuld das der WafferzinS gesteigert wird? Wer'ist schuld da« di« Proletten Ziegerette teurer geworden ist? und noch viel anderes. Schuld find »ur die roten Bonzen samt der Regierung Warum ist dir Regierung bei tat genante« nicht ringt- ' schritten, darum weg mit Euch Weg mit den Juden Weg mit den Pfaffen Weg mit der Elenden Planwirtschaft ES kommt der Tag der Abrechnung wir fürchten kein« roten, keine Tschechen einerlei ob dk« Partei ob di« Partei ES lebe daS Hakenkreuz E S lebe Hi Iler ES lebe Henlein Weg mit der Elende« Wirtschaft Wen der Dr. Tfchech wieder nach Teplitz komt soll er fich gleich ei« Sarg mit bringen und der Benesch kan eine Reise machen den Tschech in Sarg legen Es lebe die sudetendeutsche Partei ei« Bertraucnömann. Heil Henlein. L Das sind die Früchte Henleinscher Er- ^chunqsarbett. Wer ist so blind, hinter diesem bar, "arisch«« Analphabetismus nicht die planvolle Hetze zu erkennen?! Vom Rundfunk Ae AM Dt* AbelleM« bringt in dieser Woche: Heute Sonntag(14 Uhr bis 14 Uhr 20): Adolf Schmidt- Prag: Die Kleinbauern und der 19. Mai. «tag:(18 Uhr 45 bis 19 Uhr 05): Franz Rehwal d-Reichenberg und Gust. Mül» l e r: Ein Zwiegespräch: Verfall oder Auf- bau? Mittwoch(18 Uhr 25 bis 18 Uhr 45): Willy W a n k a-Pilsen : Das Dorf in der Demotratte. Mittwoch(18 Uhr 45 bis 18 Uhr 50): Doktor Otto' Frey: Arbeiter als Inspektoren (Soziale Information). Donnerstag(18 Uhr 45 bis 19 Ubr 05):. Wilhelm Nießner: Ter politische Aufstieg des Arbeiters »reitag(18 Uhr 35 bis 18 Uhr 45): Aktuelle zehn Minuten. EmpfehlcuSwertcS aus den Programme«: Sonntag Prag , Sender L.: 6.30: Konzert au? Karlsbad . ’15: Cembalokonzert. 10.00: Konzert des Mwiik- mlonorchefterS. 11.06: Orchesterkonzert. 13.80: She Arbeitersendung:' Adolf Schmidt: Die auern und der 19. Mai, 13.50: Deutscher AmdwirtschaftSfunk. 18.^0: Deutsche Presse. 22.25: Deutsche Presse und Sport. 22.30: Konzert des Weinberger JazzorchesterS.— Sender S.: 14.30: Zeutsch « Sendung: Knigge^ auf Schallplatten. 15.00: W® neue Firma— das alte Kreus Welch ein Heidi Die„Rundschau"— auf der ersten Seite das ungeheure politische Ereignis des 3 7.(!) Geburtstages Konrad Henleins würdigend, begeilt sich weiter an der Autorund- reise des Vizehitlers. Da heißt es: Die Autokolonne der SHF setzt ihre Fahrt durch das deutsche Schlesien fort. Unter den Klängen des Fehrbelliner Reitermarsch e s ziehen Konrad Henlein und seine Mn» arbeite! in daS Versammlungslokal in Freiwal- dau ein. Ohne die preußischen Märsche tut er es nicht. HohenkriAb.crgkr, Dadexweilkr, Fehrbelliner, preußisch und hitlerisch muß eS klingen! Auf der Weiterfahrt besichtigt der Führer den mngestürz- ten Autobus. Serenissimus verweilt in stummem Schmerz: Einige Zeit bleibt Konrad Henlein an der Unglücksstelle, dann fährt der Wahlwerbezug der SHF durch Schneegestöber über den Kamm des Gebirges wieder gegen Süden zurück. Häufig müssen die Ordner aus dem Wagen springen und die Räder am Abrutschen verhindern. Wahrlich ein großer Held, der es wagt, im Schneegestöber in einem LuxuSauto auf einer Gebirgsstraße einherzufahren. Die Räder waren am Abrutschen, man bedenke doch! Warum man da nicht eigentlich meldet: Marxistisches Attentat auf Konrad Henlein— Straße künstlich v« reist!? Cs würde den Helden doch noch interessanter machen. Lieder.— Brünn: 17.50: Deutsche Sendung: Orchesterkonzert.— Mährisch-Ostrau: 20.35: Populäres Orchesterkonzert.— Prrßburg: 12.15: Mittagskonzert.— Kascha«: 16.00; Ein bunter Nachmittag. Montag Prag , Sender L.: 10.05: Deutsche Presse. 12.40: Jazzorchesterkonzert. 13.35: Arheitsmarkt. 13.45: Leichte Musik. 16.50: Kinderstunde. 17.30: Schallvlatten: Volkslieder. 18.10: Deutsche Sendung: Hedwig Schulhof: Unsere Charakterbildung im Strome der Zeit. 18.85: Redakteur Goldschmidt: Vorschau auf das Musikprogramm der tschechoslo« wakischen Sender. 18.45: Deutsche Arbeitersendung: Franz R e h w a l d: Zwiegespräch über Planwirtschaft. 19.05: Deutsche Presse. 22.15: Tanzmusik. 22.80: Deutsche Nachrichten.— Sender S.: 15.05: Deutsche Sendung: Peters geistiges Verhältnis zu Marlene. 15.85; Deutsche Presse. 19.05: Opernszenen auf Schallplatten.— Brünn: 17.40: Deutsche Sendung: Jnnerhuber: Die Zeugniskatastrophe. 19.30: Offenbach : Die Prinzessin von Trapezunt.— Mährisch-Ostrau: 18.10: Deutsche Arbeitersendung: Dr. Haas: Die Pensions- ansprüche eines Privatangestellten. 21.15: Orchesterkonzert. DieuStag Prag , Sender L.: 9.50: Deutsche Presse. 11.05: Deutscher Schulfunk. 12.10: Chansons. 13.45: Szenen aus Verdiopern. 18.10: Deutsche Sendung: Wannemacher: Wirtschaftlicher Relief. 22.15: Tanz musik. — Sender S.: 14.20: Schallplatten- 15.00: Deutsche Sendung: Dr. Kinsky: Die moderne isländische Literatur. 15.10: Chansons und Tonfilmschlager. 19.15: Wir lernen russisch.— Brünn : 17.45: Deutsche Arbeitersendung: Sozialinformationen. 17.50: Dr. Rother: Wandlungen des Rechtes. — Mährisch-Ostrau : 12.35: Mittagskonzert.— Kascha«: 17.00: Flötenkonzert. 20.00: Leichte Musik. Ablenkungsmanöver In einer als Flugblatt verbreiteten Rede oes christlichsozialen Parteivorsitzenden Hilgenreiner heißt es: ES geht nicht um«ine AuSoinanhersetzung zwischen Tschechen und Deutschen Das Verhältnistvahlrecht sichert jedem Volke den ziffernmäßigen Anteil an Parlamentsmandaten. Die Auseinandersetzung geht nur zwischen deutschen Wahlwerbern und Wahlparteien vor sich. ES geht bei diesem Wahlkampfe nicht um FasciS- muS»der Demokratie Meines Wissens gibt es unter den deutschen Parteien keine Fascistenpartei. Alle Deutschen im Staate stehen auf dem Standpunkt der Demokratie und müssen darauf beharrens wett ihnen nur ein« demokrattsche Staatsverfassung die gebührend« Vertretung in den gesetzgebenden Körperschaften sichert. Die Demokratie kommt auf deut scher Seite bei diesem Wahlkampfe nicht in Frage, man müßte denn Demokratie gleichsetzen mit Sozialdemokratie, mit Marxismus . Und es geht bei diesem Wahlkampfe zwischen uuS Deutschen nicht um DtaatSbejahung oder Staatsverneinung nicht um Akttvismus und dergleichen Dinge, die deutschen Parteien von heute sind samt und sonders aktivistisch eingestellt, sie wollen nicht nur dem Staate geben, was des Staates ist, sondern sind auch bereit, an der Staatsregierung teilzunehmen, natürlich immer unter der Bedingung, daß es ihre nationale Ehr« erlaubt. Hier sieht man wieder, wie auch die C h r i st- lich sozial en versuchen, den Sinn d- r Wahlentscheidung zu verfälschen und an der Tarnung der Henleinbewegung mitzuarbeiten. Wir werden diesen Trug zerstören. Jeder Wähler muß am 19. Mai wissen, worum es geht. Natürlich um Fasrismus oder Demokra- tir, um Bejahung oder Verneinung des demokratischen Staates. Kein Hilgenreiner wird diese Tatsache wegeskamotieren können. Trade-Unlons von Nazis bespitzelt Der überparteiliche Antinazi-Rat in London erneuerte soeben die Aufforderung zum Boykott httlerdeutscher Waren, Verkehrsmittel usw. In dieser Versammlung erklärte der Vorsitzende des britischen freien Gewerkschaftsbundes, Wal ter Citrine , daß die Leitung der Gewerkschaften bereits seit einiger Zeit eine systemattsche Bespitzelung seiner Büros und der dort ihre Unterstützung abholenden Emigranten beobachtet und das gesamte Material der Regierung vor- legen wird, sobald es vollständig ist. Die Frechheit der Agenten ging so weit, daß sie sogar in den Büros Auskünfte über Emigranten erbaten! Neuwahlen In Spanien ? Madrid . Nach der Demission des Kabinetts Lerroux erwartet man, daß die neue Regierung sich aus dem Block der Radikalen, der agrarischen Volkspartei, den Agrariern und liberalen Demokraten zusammensetzen wird. Es geht das Gerücht, daß die neue Regierung nur UebergangS» charakter haben, die Kammern auflösen und Neuwahlen ausschreiben wird. Tngcsnculglfcltcn Aeber 500 Tote Bei dem Vrdbeben im Kaukasus Ankara . Nach den neuesten Meldungen über das Erdbeben in der Provinz Kars an der sowjetruffischen Grenze sind bisher an 500 Tote und 1200 Verwundete gezählt worden. Die Personen, die fich an den Rettungsarbeiten in der Nähe von Kars beteiligten, teilen mtt, daß durch die Katastrophe 28 Dörfer vernichtet wurden. Ein Dorf versank ganz in einer Erdspalte. Dreimal: Tod auf den Schienen Karlsbad . Donnerstag abend wurde der 14- jährige Bürgerschüler BrunoLorenz auf der Strecke Karlsbad —Marienbad von einem Motorzuge erfaßt und buchstäblich in zwei Hälften zerschnitten. Der Knabe erlag auf der Stelle den furchtbaren Verletzungen. Lorenz hatte mtt mehreren Kameraden Nägel und kleine Steine auf die Schienen gelegt, um sie durch den nächsten Zug glatt drücken zu lassen. Hiebei wurde Lorenz von dem Motorzuge überrascht und gerädert. Karlsbad . Freitag Nachmtttag stürzte sich unweit der Station Schlackenwert eine etwa 30jährige Frau voreinenPersonenzug. Sie erlitt schwere Schädelverletzungen und starb während des Transportes ins Karlsbader Krankenhaus. Die Identität der Frau ist noch nicht zweifelsfrei festgestellt. Rkan fand bei ihr einen Taschenkalender, in dem der Name ResiSie« g e l, Karlsbad , eingetragen war. * Graz. Bei der Bahnübersetzung in Feld kirchen bei Graz raste Freitag abend der 30- jährige Bauernsohn Franz Kren mit seinem Motorrad, auf dem sich auch sein Freund Karl N e u h o l d befand, in einen Personenzug. Beide Fahrer wurden gräßlich zugerichtet. Neuhold erlag kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus seinen Verletzungen, Kren ringt mit dem Tode. Ziehung der Klassenlotterie (Ohne Gewähr.) Prag . Bei der Samstag-Ziehung der 5. Klaffe der 82. Tschechoslowakischen Klaffenlotterie wurden folgende Treffer gezogen: 1,000.990 KC auf das Eos Nr. 31710. 40.000 KO Los Nr. 63363. 20.000 KL Los Nr. 57975. 10.000 KL die Lose Nr. 51940, 25587, 93796. 80605. 5.000 KL die Lose Nr. 97516, 69954, 92203, 108687, 39502, 80572, 32578, 86932, 30737, 16858, 65339, 45692, 30861, 7149, 29291, 100116, 57187, 104969, 28407, 4057, 46201, 41929. 2000 KL die Lose Nr. 66858, 94619, 7243, 11884, 7662, 97232, 6736, 98630. 46160, 3302, 90625, 72114, 12794, 58155, 4248, 7123, 54345, 96798, 38602, 12221, 17729, 93778, 20941, 15102, 44417, 39184, 2722, 63410, 84937, 98226, 74256, 98055, 77028, 85248, 20255, 7288, 32447, 59840, 92772, 6970, 94625, 102076, 78708, 75511, 37512, 79471, 87242, 40096. 94984, 10617, 75389, 4715, 9363, 57644, 107641, 38616, 64012, 30940, 74935, 67706, 57376, 52350, 23073, 14160, 13463, 28222, 75629, 10882, 64552, 4019, 88605. Das Wahlgulasch feiert Auferstehung« Genosse H. M. schreibt uns: Als ich davon las, daß Henlein auf seiner Rundreise vor den Versammlungen den Arbeitslosen Lebensmittel und Geld austeilen ließ, um die Notleidenden für seine Partei zu kapern, fühlte ich mich in die Zeit der Wahlvollmachten, der Wahlgulasch, der Wahlwürstel und des Wahlfreibiers zurückversetzt. Während der Zett deö Kurienwahlrechtes war es Mode, daß die Unternehmer alle Vollmachten, deren sie habhaft werden konnten, in ihren Besitz brachten und dann durch, nach ihrer Meinung, verläßliche Leute die Stimmabgabe für die bür° gerlichen Parteien durchführten. Nach jeder Stimmabgabe gab es ein Gulasch und Freibier. Auch dursten die Vollmachtsmänner an diesem einen Tage in den Kutschen und Equipagen ihrer Ausbeuter fahren. Ein Gulasch für eine Stimme, dazu noch ein Bier als Zugabe. Wir können ja heute zugestehen, daß wir den Herren auf unserer Weise bei den Vollmachtswahlen „mttgeholfen" haben. Es ging eben ein Teil unserer Leute mit den Vollmachten der Bürgerlichen für die Sozialdemokraten wählen. Immerhin waren Wahlgulasch und Stimmabgabe ein Zeichen der Unmoral der bürgerlichen Parteien. Herr Henlein, der vom Kameradschaftsbunde in die Politik geschubste neue Apostel, macht die Sache großzügiger. Er benützt die Not und den Hunger der deutschen Volksgenossen, um ihre Wahlstimme zu erschachern, sie dazu zu bewegen ihren Wahlzettel entgegen ihrer Ucberzeugu^ig für die hiesige Hitlerftliale abzugeben.„Brot und Spiele",„Lebensmiüelpakete und Stimmenfang" und das ganze nennt man„Einhett, Rein- hett und Recht",
Ausgabe
15 (5.5.1935) 105
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