Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

15. Jahrgang

Sonntag, 12. Mai 1935

Die Rothauer Arbeitslosen an die Arbeiterschaft:

Wählt sozialdemokratisch!

Rothau.( Eigenbericht.) Die deutsche so­

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 111

Dr. Czech Mittwoch im Rundfunk

Unser Parteivorsitzender, Minister Genosse Dr. Ludwig Czech , spricht Mittwoch, den 15. Mai, von 18.25 bis 18.45 Uhr in der

Als die mehr als fünftausend dieser Seite für die Errichtung einer Er- Prager Deutschen Arbeiter­zialdemokratische Partei hatte für Samstag ihre Männer und Frauen der Arbeit auf dem Ver- sazindustrie getan. Diese unwiderleg- sendung über das Thema:

Anhänger zu einer Kundgebung nach Rothau aufgerufen. Die Klaffenbewußte Arbeiterschaft des

"

von der Werksstillegung am härtesten betroffenen Teiles des Erzgebirges wollte gerade an der Stelle, an der von deutschen Volksgenossen" das fluch­würdige Verbrechen der Stillegung des Betriebes begangen wurde, ihre Stimme erheben gegen die Zerstörer der Heimat.

ein Fanfarenstoß und ein troziges Kampflied die baren Tatsachen unterbreiten wir der ergreifende Kundgebung.

Arbeiteröffentlichkeit des ganzen Lan­

Fünf Jahre wirtschaftlicher und sozialer Arbeit

Genossen, Genoffinnen, forget dafür, daß

Genosse Baumgart I begrüßte die Teil- des, weil wir wissen, daß hunderttausende nehmer, besonders Genossen Dr. Czech, dem langanhaltende Ovationen dargebracht wurden. Arbeitslose das gleiche Schicksal erleiden Genosse Dr. Czech war übrigens schon an der wie wir. Unser Ruf gilt der gesamten möglichst viele diesen Vortrag hören! Grenze des Bezirkes, wohin ihm Bezirkshaupt- Arbeiterschaft und dem Heere der Ar­mann Krpalek zur Begrüßung entgegengekommen war, mit stürmischem Jubel empfangen worden.

Als erster Redner sprach Genosse ka h, der

Dies ist ihr in einem Ausmaß gelungen, das alle Erwartungen übertroffen hat. Sowohl aus Rothau selbst als auch aus den Orten der Um- die ungeheuere Bedeutung der bevorstehenden gebung war die Teilnahme an der prachtvollen Wahl hervorhob und in scharfen Worten die Rundgebung ungemein start. Von Rosenthal, Schwindelbewegung Henleins geißelte. wo sich die Teilnehmer formierten, zogen die

Genosse Dr. Czech, der nach ihm das Wort

beitslosen:

Nur sozialistische Planwirtschaft kann die bestehende Wirtschaftsanarchie ab­

lösen!

Bildet Hörergemeinschaften!

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Rothau , Schindelwalde, Neudek in den Jahren 1929/30 zu entscheiden gehabt über Doderer und seine wenigen Aktio­

Maffen in schier endlosem Zug nach Notha u zur ergriff, sprach davon, wie das Unglück und der Turnhalle. Stumm, voll Erbitterung über das an Hunger über Rothau gekommen ist. Er stellte die Wir Arbeitslosen von Graslitz , näre, so schwören wir, dieses Verbrechen borbei, an denen einst ihre fleißigen Hände für fällt, denen gegenüber, die mit letzter Aufopferung| ren begangene Verbrechen, zogen sie an Stätten Arbeiterfeinde, denen das Verbrechen zur Last Rothau , Schindelwalde, Neudek bezen- an unserer Heimat wäre niemals be­

Herrn Henleins Kompagnone fie zu Arbeitslosig Berräter der deutschen Arbeiter=

leit und Hunger verurteilt hatten. Aufschriften, I affezerstört haben.

die an den nun wie tot daliegenden Fabrikstätten

angebracht waren, und Transparente, die die

Minutenlanger, branfender Beifall bankte

Arbeiter im Zug trugen, brachten die erbitterte der Rede des Genossen Dr. Czech. Stimmung zum Ausdruck. Die Kaufleute und Ge­

Hierauf verlas der arbeitslose Lokalver­

Buges und der Kundgebung ihre Läden geschlossen. folgende

herbetreibenden der Stadt hatten während des trauensmann von Rothau, Genoffe Kün 31,

Proklamation der Arbeitslosen von Rothau, Schindlwald und Neudek

an die sozialdemokratische Arbeiterschaft

Die Be­

Arbeiter! Leidensgenossen! der Heimat entfernt verlegt. triebe in Neudek wurden im Jahre 1932 bis 1933 von dem gleichen Schicksal ge­troffen. Durch diese Besitztransaktion

gen feierlichst im ganzen Lande,

daß uns in dem schwersten Stande der Not nur die sozialdemokratische Partei beigestanden hat.

Durch die Krisen fürsorge der Sozialdemokraten in Gemein­

gangen worden.

Obwohl wir soviel verloren haben, lassen wir uns eines nicht rauben: unsere sozialistische Gesinnung und Einigkeit!

Wir belegen diesen Hinweis mit de, Bezirk und Staat wurden wir Ar- dem Ergebnis der Gemeindewah beitslosen bei Beginn der Wirtschafts- len in Rothau am 9. Dezember 1934, krise auf das weitestgehende unterstützt, wo wir dem fascistischen Ansturm der unsere Notlage gemildert, während die SHF mit der Erhaltung der sozialdemo­

Herren, die die Errichtung der sudeten. kratischen Mehrheit in der Gemeinde­deutschen Volkshilfe betreiben, sich er st stube mit weiterem Stimmengewinn kurz vor den Wahlen daran antworteten. erinnerten, daß die Volksgenossen Arbei­ter hungern und darben müssen, daß un­

In diesem Wahlkampfe wird viel bom Kampfe um die Heimat und den deutschen Arbeitsplatz gesprochen. Hiezu wurde dieser Teil des Erzgebirges von tollen auch wir das Wort ergreifen, da Graslih bis weit über Neudek zu einem Jere Kinder hungernd zur Schule gehen. Die SHF will das Genter dauernden Elends- und Notstands- Sy ste m beseitigen! Wir sagen:

wir

gerade darin praktischen Anschau­ungsunterricht genossen haben.

Wer vernichtet die Heimat des sudetendeutschen Arbeiters? Wer entzog dauernd dem deutschen Arbeiter seinen Arbeitsplatz?

gebiet.

Hier wurde unter Führung des Ge­ neraldirektors Doderer unsere

Hände weg von dem letzten Stück Brot der Arbeitslosen,

Deutsche Arbeiter!

Arbeitslose! Seid einig in diesem Wahlkampfe gegen die Feinde der klassenbewußten Arbeiter­schaft in diesem Lande! Errichtet mit uns gegen die Front der Reaktionäre, der

Erzgebirgsheimat vernih wenn wir nicht im Bettlertum unterge Unternehmer und der faſzistischen SHF tet, verlor der deutsche Arbeiter seinen hen wollen! Wir haben erkennen gelernt, die Aufbaufront des Sozia Arbeitsplatz. 3000 Arbeiter mit mehr daß das Kapital, das Unternehmertum, lism us, schließt euch in die Reihen Die Arbeiterschaft der beiden Erz- als 8000 Angehörigen wurden das keine Milde kennt, daß es sich dorthin der sozialistischen Wolfs= gebirgsbezirke Grasliz- Neudek erteilt Opfer des Industrievernichters Dode- wendet, wo die höchsten Profite sind, wo front der Arbeiter. rer, der für die SHF Wahlgelder sam- die größte Ausbeutung der Arbeiter Arbeiter! Arbeiterinnen! Arbeiter­

offentlich die Antwort.

Wir, unsere Väter und Vorväter, melt. haben die Rothau- Neudeker Eisenwerke ausgebaut. Nur durch die Leistungen der Arbeiter! Werksarbeiter haben die Erzeugnisse die­fer Waren Weltruf erlangt.

Schicksalsgenossen! Als wir damals, nur auf die zialdemokratischen Parla­

Bom Jahre 1923 bis 1927 hatte das Unterstützung unserer so­

Unternehmen

möglich ist. Solange die Gesellschaft des

Volks­

Kapitals andauert, wird das arbeitende jugend! Kleinbauern! Hört die Parole Volt keine gesicherte Heimat haben, die von Rothau, Schindlwalde, Graslitz , sie so sehr liebt. Hätten die Arbeiter von Neudek :

Wählt die sozialdemokratische Liste Nr. 6!

die Produktion wurde um mehr als schicksalsschweren Kampf um unsere Eri- Mit einem flammenden Appell, alles für den Sieg Henlein kneift aus 68 Millionen Reingewinn erzielt, mentarier angewiesen, einen

Trotz dieser unwiderlegbaren Tatsache

wurde das Unternehmen als lebensunfä-|

stenz und damit um unsere Heimat führ ten, haben uns

weder Henlein noch Sandner

der deutschen Sozialdemokratie bei den Wahlen

einzufchen, schloß Genoffe Baumgartl die Ber­fammlung, in der die am härtesten betroffene Arbeiterschaft des Erzgebirges wieder den Beweis

Herr Henlein und Herr Doderer waren mit­tels rekommandierter Briefe zu der Kundgebung eingeladen worden. Sie hatten sich aber vor der Rothauer Arbeiterschaft gedrückt und es vorge­zogen, nicht zu erscheinen. Die Versammlung Fernbleiben der beiden Herrn mit stürmischen Pfui- Rufen.

big bezeichnet und im Jahre 1930 für in dem verzweifelten Ringen um Arbeit erbracht hat, daß sie kampfentschloffen, tren und quittierte die Mitteilung über das vorsichtige"

immer in das tschechische Gebiet, weit von und Brot unterstützt. Nichts wurde von unerschüttert zum Sozialismus steht.