Seit« S
Sonntag. 42. Mai 1935
Nr. 111
I» seiet«in» Ganzei Dr. Czechs Rede vor den Bodenbacher Arbeitern
In der von uns gestern gemeldeten riesigen sozialdemokratischen Kundgebung in Bodenbach hielt Genosse Dr. Czech folgende Rede: Ich überbringe Ihnen herzlichste Grüße unserer Gesamtbewegung und innigsten Dank für ihre herrliche Arbeit, die in der heutigen grandio» sen Manifestation ihren Höhepunkt findet. Die Frage, die wir uns heute zu stellen haben, lautet: Was ist der Sinn des Kampfes, den wir in dieser Stunde führen? Niemand von uns, der in jahrzehntelanger demokratischer Tradition erzogen ist, wird die große Bedeutung des Wahlkampfes verkennen. Der Neuzusammensetzung des Parlamentes, der neuen Kräftekonstellation als Unterläge für die Regierungsbildung kommt eine ganz außerordentliche schicksalsschwere Bedeutung zu. Und darum die äußerste Krästeanspannung unserer ganzen Bewegung. Aber wer die Augen offen hat, wer in den Tiefen des jetzt in schwerster Gärung befindlichen Wirtschaftsprozestes zu schürfen versteht, wer die verzweifelten Anstrengungen des Kapita lismus und der kapitalistischen Bourgeoisie versteht» sich um jeden Preis und sei es auch unter den größten Opfern und unter Aufgebot von Gewaltmitteln an der Macht zu erhalten, wer das Aufgebot der kapitalistischen Avant-Garden, der faseistischen Söldnerscharen richtig zu deuten versteht, weiß, wieviel es geschlagen hat. Dazu kommt aber noch die Entwicklung der Verhältnisse im Nachbarreich in allen ihren Phasen— Saarabstimmung, Re- kor daufrüstung, stehendes Heer-— und andererseits die psychologischen Auswirkungen des Geschehens im Nachbarreich auf die nationalistischen Kreise unseres Landes. Wahrlich, man braucht kein Prophet zu sein, um zu wissen, daß da- Land«nd seine Bevölkerung augenblicklich vor den schwerste« Schicksalsfrage« stehen und daß es in dem großen Ringen zwischen Kapi talismus und Sozialismus, zwischen Fascismus und Demokratie ums Ganze geht und daß die Ar- beiterklafle und mit ihr alle demokratischen Kräfte des Landes das Aeußerste aufbieten müssen, das Land vor dem faseistischen Einbruch-zu- bewahren, die Demokratie und ihre Einrichtungen vor dem faseistischen Zugriff zu schützen, jeden Versuch eines feindlichen Ansturms im Keim zu ersticken und wenn es notwendig sein sollte, rücksichtslos niederzüschlagen, und so den Staat, der dem Ansturm der internationalen Reaktion so herrlich zu trotzen vermochte, die Mög» lichkeit zu geben, seine schon zur Tradition gewordenen Friedensmission zu vollenden und dem Lande und seiner Bevölkerung Frieden, Freiheit und Brot und eine
gedeihliche, wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu sichern. Darum kann ruhig gesagt werden, daß der Dahlkampf, den unsere tapferen sozialistischen Arbeiter mit großer Begeisterung, Leidenschaftlichkeit und Hingabe führen, nur eine Etappe in unserem großen Kampfe ist. Er ist eine Fortsetzung des schweren Kampfes, den wir seit vielen Jahren, besonders aber in den letzten harten Monaten gegen den Fascismus führen und der auch nach Abschluß des Wahllampfes neuerlich mit elementarer Gewalt entbrennen und fortgeführt werden wird bis die fascistische Gefahr ausgerottet und der fascistische Gegner niedergeworfen ist. Die sozialistische Arbeiterklasse hat es in ihrem kampfreichen Leben niemals leicht gehabt. In der Auseinandersetzung mit den Klassenfeinden wurden an das sozialistische Proletariat unseres Landes immer die größten Anforderungen gestellt. Die jetzige Stunde erheischt aber von ihm heroische Leistungen von gigantischem Ausmaß. Die großen Schwierigkeiten, unter denen wir den Kampf in unserem Lande führen müssen, liegen vor allem auch darin, daß wir es nicht mst einem Gegner zu tun haben, der sich uns unter offener Flagge entgegenwirft, sondern den Kampf durch offenkundiges Falschspiel und unter Anwendung aller möglichen Tar- nnngSkünste auf ein Nebengeleise zu schieben sucht. Man spiegelt einen Kreuzzug gegen die Zerrissenheit des sudetendeutschen Volles vor und rollt daS Banner der„Einigkett" und„VollSge- meinfchaft" auf, hinter dem sich in Wirklichkeit die Fratze des Fascismus verbirgt, dessen sudetendeutsche Nationalgarde man für den entschiedenen Augenblick bereitstellt. Der Kampf um die Einigung des deutschen Volles und die Volksgemeinschaft ist nur ein Aushängeschild des Ascher Kramladens, während der eigentliche Kampf der Heimatfront auf die Verwirklichung der fasci - stischen Ziele gerichtet ist. Und nun zum Kampfe um die „Bolksgemeins chaft". Noch in Böhm.-Leipa beteuerte Henlein, daß es ihm um nichts anderes als um die Einigung des deutschen Volkes in unserem Staate km Sinne lebendiger Volksgemeinschaft zu tun sei. Seüher wiederholt er immer und immer wieder, daß er nur dem«inen, dem einzigen Gedanken der Ver- wirllichung der Volksgemeinschaft diene. Noch am 14. April d. I. schrieb einer der ersten Berater Henleins, Herr Sebekowsky, daß die SHF tatsächlich die Partei der VollSgemeinschaft sei, daß Wohl auch schon früher viele Männer die VollSgemeinschaft gewollt haben, daß aber erst Henlein die Sehnsucht wahr gemacht habe. Di« SHF glaubte, durch eine Totalität-Kampagne«ach reich-deutschem Muster alles unter einen Hut und unter das Diktat Hen
leins bringen zu können. Dieser Versuch schien ursprünglich zu gelingen, da das ganzeBür» gertum den Kopf verloren hatte und panikartig auseinanderstob, nachdem Henlein die Bürgerparteien kunstgerecht dezimiert hatte. Doch die Herren um Henlein hatten den"Bogen überspannt. Langsam trat wieder bei einem Teil der deutschen Parteien die Besinnung ein und daS Fazit war, daß am 3. Mai, dem Tage der Einreichung der Kandidatenlisten statt der Eudrtendrutschen Heimatfront, di« das gesamte deutsche Bürgertum totalitär ver» körpern sollte, 13 deutschbürgerliche Parteien Kandidatenliste» einreichtrn, die Heimatfront und die christlich- soziale Partei, die Karpathen« d e u t s ch e P a r t e i, die trotz des Anschlusses an Henlein ihre Selbständigkeit nicht aufgeben wollte, der BundderLand Wirte und die Deutschsozialen, der Sudetendeutsche Wahlblock, in dem sich die„Partei der deutschen Arbeiter" mst F a h r n e r an der Spitze, der Sudetendeutsche Landbund Han- re i ch S, die deutsche Gewerbepartei, die deutsch -demokratische Partei, Bruchtelle der Deutschnationalpgrte i, die Wirtschaftspartei der Schuldner, die deutsche Freisoziale Partei Simon Starks und die funkelnagelneue Realsoziale Partei zusammenfanden, wozu natürlich noch die deutsche Sozialdemokratie und die deutschen kom- munisstschen Arbeiter kommen. Noch«ie zuvor haben fich so viele deutsche Partei«« zum Wahlkamps gestellt. Wie ein Elefant im Porzellanladen hat die SHF gewütet und alles, was sich vor ihm im deutschbürgerlichen Lager nicht beugen wollte, krumm und klein geschlagen. Tie Herren um Hen lein haben uns auch schon für die sudetendeutsche Totalität einen Anbruch, Ausbruch«nd Umbruch versprochen. Sie haben den Durchbruch angekündigk, in Wirklichkeit war es ater ei« vollkommener Zusammenbruch. Politisch hat also Henlein, der seinen ganzen Kampf ausschließlich auf die Idee der Einigung eingestellt und daS deutsche Lager in den paar Wochen deS Wahllampfes in Scherben geschlagen hat,«ine katastrophale Niederlage erlitten, da er alles auf diese eine Karte gesetzt hatte und den Einsatz restlos verlöre n hat. Allerdings— und damit kommen wir wieder zum Ausgangspunkt unserer Darlegung— geht eS der SHF nicht um die Verwirklichung der VollSgemeinschaft, sondern um jene Kampfziele, die wir an früherer Stell« charatterisiert haben und deren Bekämpfung und Niederschlagung eine Schicksalsaufgabe der Arbestcrklasse, die Mission aller demokratischen und freiheitlich denkenden Menschen ist. Genosse Dr. Czech beschäftigte sich dann eingehend mit den Kampfmethoden der SHF. und demonstrierte an einzelnen Beispielen die Niedertracht der Gesinnung, di« au- jedem Flugblatt und aus jedem Zeitungswort, das aus dieser Richtung kommt, in geradezu aufreizender Weise spricht. Die Herrschasten scheinen zu vergessen, daß sie mst ihren niederträchtigen per-
ln Prag — Sudetendeutsche Partei , In der Provinz— Sudetendeutsche Heimatfronti In der DAWG-Bersammlung, welche Freitag in Prag stattfand, verstreuten Henlein-Studenten Klebezettel, welche für die Liste Henleins Propaganda machen sollten. Nach alten Mustern erklärt die Henlein -Partei, daß sie für die Studenten nicht verantwortlich sei und Auftrag gegeben habe, die Versammlung nicht zu stören. Das W a h l m a.t e r i a l sei nicht für Prag , sondern für die Provinz bestimmt gewesen. Diese Erklärung ist außerordentlich interessant und aust'chlußreich. Die Klebezettel haben nämlich den Aufdruck: Wählet SHF! Nun ist bekanntlich offiziell aus der Sudetendeutschen Hri- matfront eine Sudetendeutsche Partei geworden. Die Henlein -Leitung gibt jetzt aber in einer ofsi- zicllen Auslassung selbst zu, daß diese(äußere) Wandlung von faseistischen zu demokratischen Formen nur für diePragerBehördenbe- stimmt ist. In Prag nennt man sich Heimatpartei, in der Provinz ist man Heimatfront. Nun, je deutlicher, desto besser...
sönlichen Angriffen nur die gegeMeilige Wirkung erzielen und sie vergessen, daß daS Leben nach dcM Wahllag weitergeht. Sie werden es dann noch p spüren bekommen, waS sie durch ihre barnumartige» Kampfmethoden innerhalb der ganzen deutschen Bi> völlerung und auch in gewissen deutschbürgerliche» Schichten angerichtet haben. Herr Henlein kann stä dann bei seinen Beratern dafür bedanken. Zum Schluß richtete Genosse Dr. Czech eine» warmen Appell an die Versammlung: Und nun Genossen lassen Sie mich Ihne» nochmals für die herrliche Kundgebung Da»! sagen. Wir haben nur noch einige Tage zur Beifügung. Unsere Arbeiter wissen, was auf de»> Spiele steht. Sie wissen, daß wir in einer Ze» der Schicksalswende stehen. Sie haben in solchs» Stunden immer bewiesen, daß sie würdig sind, i» einer bedeutenden geschichtlichen Epoche zu lebe» uns zu kämpfen. Sie haben in keiner Lebenslage versagt, wie erst in den Stunden so bedeutsamer historischer Entscheidungen. Setzen wir als» in den letzten Stunden unser ganzes Können, unser Hirn und unser Herz, unsere Hingabe und unsere Tatkraft ein. Lassen wir im letzten Augenblick eine neue Flamme der Begeisterung hell aufleuchten- Entfallen wir unser Banner klar zum Gefecht u»? lassen es west und stolz in die Lüfte flattern. Setzen wir alle unsere Kräfte daran, dem fascifti- schcn und nationalistischen Gegner die Opfer, du er sich auS den Arbeiterreihen herauSzuholeN versucht, zu entreißen. Das ist unsere wichtigste Aufgabe, das ist das Ziel» das wir uns heute stecken müssen. Die Arbeiterklasse hat e- in der Hand, dem Fascismus de« tödlich« Schlag zu versehe«, sie wird e- i« füllung heiligster Pflicht«m- der sion heran-, die ihr gestellt ist, vollbris' gen. Dan« aber ist die Bah« frei am dem Wege zur Erfüllung der Hoff' «ung-träume der sozialistische« Arbeiterklasse, ans dem Wege zum««--880 gen Sieg de- internattonalen, völkerbefreienden Sozialismus! —MW——„KB,MMBMBMMBB^
17 Roman von Emil Yirhric~*1 Deutsch von Anna AurednKek
Ihre weibliche Niederlage trat ganz in den Hintergrund angesichts dieser Sorge. Plötzlich und unertvartet trat aber der erste Mann in chr Leben, auf den sie Eindruck machen sollle. Er saß am Weg auf einem Baumstamm und betrachtete Pflanzen, die auf seinem Schoße lagen. Es war einer der Ausflügler, erkannte sie und sagte:»Fürchten Sie nicht, Ihre Gesellschaft zu verlieren, Fräulein?" Sie war höchst überrascht, daß sie ihm, ohne zu stottern, sogar mit einer gewissen Koketterie zu antworten vermochte:»Wenn Sie sich nicht fürchten!" Der Mann blickte mst saurer Miene der Gesellschaft nach:„Für mich sind es Narren! Ich bin froh, sie los zu sein."— „Warum sind Sie dann auf den Ausflug mitgekommen?" ftagte Sophie und wunderte sich neuerlich über die Leichtigkeit, mit der sie sich auf diesem gefährlichen Wege bewegte. Der Nachzügler schien auf diese Frage gewartet zu haben, denn er antwortete rasch:»DaS ist nichts Besonderes, Fräulein. Ich lasse keinen Ausflug unserer Gruppe aus, weil ich.die Natur liebe und inmstten von Giften lebe. Ich arbeite nämlich in einem zinkographischen Atelier. Unser Leben ist elend, ich unternehme aber Ausflüge. Wie leicht es sich im Walde atmet, eine Last sälll einem vom Herzen... Geht's Ihnen auch so?" Sophie war aber auf einmal erschrocken und pipste:„Ich weiß nicht." Der Mann lächelte sehr angenehm, als hätte ihn gerade diese Antwort erfteut und seüu Worte, die ihm sichtlich Freude bereiteten, flössen wie Oel von seinen Lippen,» Sie sehen, ich bin ganz anders
geartet als andre Menschen. Die andern" er wies mit dem Daumen auf die sich Entfernenden, er bog den Daumen merkwürdig weit nach rückwärts, „die andern... aber wozu Worte verlieren. Für die ist die Natur gar nichts— das Kino, das ist das Richtige. Was ist die Natur? Ein Schmarrn? Ein Hihi, Haha? Herumjagen und wie eine Herde kreischen? Wie denken Sie darüber?" Sophie dachte gar nichts. Sie hatte nur den Eindruck, wie alle unselbständigen Menschen, daß er ihr auS der Seele sprach. Dennoch sagte sie:»Na, ich weiß nicht..." Der Mann leckte an seinen Lippen und sprach weiter wie ein geborner Redner:„Natürlich ist dies nicht die Natur. Das ist ein Narrenhaus, keine Natur. Natur ist: der Wald, die Bäume, die Pflanze, die Sonne, das Bächlein, das Reh, ein Brünnlein und— vernünftige Beine", fügte er unerwartet hinzu.„Wir haben Beine, um zu gehen, nicht, um zu laufen— sonst würden sie ja Läufe heißen, wie beim Hasen. Ich verstehe die Natur, Fräulein, und gehe bedächtig. Sie auch?" »Ich hab' es immer eilig", gestand Sophie und wußte jetzt, daß dies falsch war und sie immer bedächtig gehen sollte. »Sie dürsten«inen besseren Atem haben als ich", sagt« er zu ihrer Entschuldigung in galanter Weise.„Ich bin diesbezüglich etwas strapaziert. Bei unserer Beschäftigung hat die Jugend nur eine kurze Dauer. Für wie all hallen Sie mich?" „Fünfunddreißig", sagte sie, glaubte aber, daß er vierzig Jahre alt sei. »Na, sehen Sie", sagte er mtt tiefer Befriedigung,»ich bin aber erst dreißig Jahre all." Dann lachte er über ihren Jrrtmn und sein Gesicht mit den verschwommenen, ausdruckslosen Zügen sah dabei greisenhaft und kindisch aus. Er lachte lange und siegreich. Als er wieder ernst geworden war, beklopfte er Bauch und Brust und fuhr Wetter fort:»Lunge und Magen! DaS ist die Steuer fiir unsere Arbeit. Unsereiner hat die Lunge oder den Magen kaputt."
Sophie erschrak und ftagte:„Wo fehlt's Ihnen?" Er blickte sie streng an, besann sich äber und lächelle wieder ganz unerwartet. Er sah ganz zu» frieden aus, als er erklärte:„Bei mir, bei mir ist beides hin." Sophie erbleichte. DaS schmeichelt« ihm außerordentlich. Er weidete sich eine Weile an ihrem Leid und sagte dann mit Feinschmeckermiene:»In unserer Werkstatt bin ich der einzige, dessen Lunge und Magen kaputt sind." „Aber das ist ja entsetzlich", flüsterte Sophie. »Sie sollten sich schonen. Kurieren Sie sich doch!" Dieses Interesse schmeichelte dem Weichling. Er band die Leberblümchen auf seinem Schoß zu einem Sträußchen und erklärte:„Selbstverständlich kuriere ich mich." »Beim Krankenkassenarzt?" Er winkte betrübt mit der Hand.»Krankenkassenarzt? Kuriert denn überhaupt eüt Krankenkassenarzt? Haben Sie, Fräulein, jemals einen wirllichen Kranken gesehen, den ein Krankenkaffenarzt behandelt? Mich hat er davongejagt l" Eine haßerfüllte Pause folgte.„Jawohl, da» vvngejagt, wie Sie mich hier sehen! Jedesmal» wenn ich komme, jagt er mich davon! Er lacht. Manchmal ist er böse. Eö sei gar nichts. Die Pest auf diese Aerzte! Stechen und Druck auf der Brust, Krümmen in den Gedärmen, Krämpfe im Magen, Surren im Kopf, Schluckbeschwerden, Schlaflosig» kett und schlechte Verdauung, Angstgefühl, Husten, Atemnot und— mit Verlaub zu sagen— trüber Urin find angeblich nur subjektive Gefühle!" Der Lazarus glühte. In seinem grauen, langweiligen Gesicht glühten einige krankhaft rote Flecke. Er sah durchgeistigt aus. Mit geballter Faust droht« er allen Aerzten der Krankenkasse. „Subjektive Gefühle! Mord unter dem Deckmantel der Wissenschaft! Bis ich einmal auf dtm Wege von so einem sogenannten Doll« sterbe, so wird eS wahrscheinlich— auch ein subjektives Gefühl sein." »Vielleicht sind die andern., piepste sie.
„Gehupft wie gesprungen. Vielleicht find etwas sanfter. Ich bin längst schon von dem Glauben an die Wissenschaft dieser Menschen geheilt.^ „Von wem lassen Sie sich also behandeln? Der Lazarus antwortete feierlich, als spielst er auf einer Orgel:„Bon dem besten Spezialist^» der Welt— von der Mutter Natur!" Jetzt crsch»" in der Ferne ein Geschrei, aus dem ein Wort<» unterscheiden war.„.Kräutler!" „Haben Sie gehört? Kräutler! Damit bi» ich gemeint. Jawohl, ich kuriere mich mtt Kräutern, die mir Mutter Natur bietet." Er blickte Sophie triumphierend und herausfordernd an und verstummte. Die Stille wirkst feierlich. Nur ein Eichhörnchen erschien, wagt» i' c zu unterbrechen und schwang sich vom Zw^ig herab. Der Lazarus blinzelte mit den Augen. war selbst auf'S Höste von den Worten«rgrik- fen, die er aussprechen wollte:„Meine Krankt» kann kein irdischer Arzt von mir nehmen." „Was für eine Krankheit ist eS?" fragst Sophie, schwer nach Worten ttngend. Er machte ein« neue Kunstpause. Dann sagst er mit Wollust:„Meine Hauptkrankhett wird Krebs genannt." C Sophie blickte den armen Lazarus an, als er ein Leichnam, und war überrascht, daß er>»"- leere Augenhöhlen hatte. Das gehörte zu iW Vorstellung der Krebskrankheit. Ganz erschütstst seufzte sie:„Krebs!...", »Krebs! Da schauen Sie, Fräulein, In unserer Familie ist er erblich. Mitte Fünft? kommt der Krebs und basta! Mein Later, westst Großmutter, sogar mein Urgroßvater... all« n»» an Krebs gestorben." Ein« verirrte Mücke flog LazaruS in Mund, der sich noch nicht geschloffen hatte. folgte ein heftiger Husten, LazaruS verschlug sich, wurde knallrot und übertrieb alle- in solch^ Maße, daß Sophie fürchtete, der erbliche Krcb- habe ihn schon gepackt. ^Fortsetzung folgt.