Nr. 111
Smmiag, 12. Mak 1935
Seite 7
Frauen!
Kommet alle in die Wählerversammlung am Montag, den 13. Mai, acht Uhr abends in Prag -AoleSoviee, Französischer Saal im Meffege» bände. Bringet auch eure Bekannte« mit!
Die nächste Ausgabe des„Wahlruf-" meldet:' Max Baer von der RW angeschoffen! Wir können unseren Lesern mitteilen, daß die nächste Folge des Henlein-Wahlrufs sie mit folgenden Neuigkeiten überraschen wird: Unsere Enthüllungen über daS Scharfschießen der Roten Wehr, welche einen marxistischen Parteisekretär erschossen hat, hat unter unseren Kameraden und Volksgenossen allgemeine Befriedigung au»gelöst. Unsere Kameraden, welchen die Eerwarmerie Revolver , Schlagringe, Dolche und Gaspistolen weggenommen hat, mit welchen wir unseren ritterlichen WahUampf führen, sehen, daß Wir den Marxisten nichts schuldig bleiben. Wir Verden in unseren Enthüllungen fortfahren und in einer der nächsten Folgen aus die Verstecke der roten Moldau-Unterseeboote aufmerksam machen. Wir warten nur ab, bis unsere Hauptleitung be» schlossen haben wird, wo dieses marxistische Kriegsmaterial zu entdecken sein wird. Eine sensationelle Nachricht wird uns aus London übermittelt. Bor einigen Tagen wurde der Boxer Max Baer angeblich bei einer Tonfilmaufnahme durch einen Schutz verletzt. Es stellt sich heraus, daß auch an diesem Unfall die Rote Wehr schuld ist, welche aus Angst vor unseren scharfen Äugen ihre Manöver ins Ausland verlegt hat. Luch Max Baer » der in Wirklichlest marxistischer Parteisekretär ist— der Verdacht lag fest jeher nahe, da er Jude ist und unseren Max Schmeling niedergeboxt hat— wurde bei einem derartigen Scharfschietzen angeschossen. In London ist der Mohre Sachverhalt bekannt und das Gerücht geht von Mund zu Mund. Genau so hie es in Wig- stadtl war. Wir aber werden nicht ruhen und nicht rasten, bevor nicht der letzte Papierdrachen als sozialdemokratisches Bombenflugzeug entlarvt sein lvstd. Kameraden, auch ihr dürft nicht ruhen und rasten. Noch ist es Zeit, unsere Stimmen zu erheben. Nützet sie! Nach den Wahlen wird eS zu spät sein, denn dann werdet Ihr darauf kommen, datz alle, welchen unsere VollSbewegung nicht Sieben- zimmerwohnungen und AutoS mit zerschossenen Fenstern oder wenigstens Mandate gebracht hat. von den vielen Stimmen nichts haben werden. Wir können also nicht den Wunsch jener Kameraden erfüllen, die aus Liebe zu unserem Führer den »Dahlruf" in„Wahlheiserkeit" umtaufen wollen. Nein, im Gegenteil! Der„Wahlruf" wird von nun an in verstärkter Auflage mit dem Titel„Wahlgeschrei" erscheinen. Kameraden, schreit mit, noch ist es Zeit! Nach dem 19. Mai sind euere Stimmen doch nichts mehr wert!
Herr Houigfütz Bon G. Rykli« Sein richtiger Name ist Dmitrij Arkade« srstsch— die Leute nennen ihn aber Herr Honig« süß..) Er ist widerlich sütz km Verkehr mit seiner ldngebung— im Dienst, auf der Straße, im Theater, in der Straßenbahn. Es gibt Menschen mit rüden, unerträglichen llmgangsformen, die einen reizen, aus der Fassung bringen. Aber eS gibt auch so etwas wie eine abstoßend« HöfliOeit— eS wird einem übel davon, io als hätte man eine übergroße Portion Syrup geschluckt. Im Amt sprach er etwa folgendermaßen: — Klaudija Sergejewna! Hären Sie, bitte, meinen Gedankengang an. Haben Sie vielleicht einen Tintenstift? — Nein. -— Ich danke Ihnen. Verzeihen Sie, freund- lichst die Störung. — Semjon Michailowitsch! Gestatten Sie, bitte, eine ergebenste Frage. — Bitte schön. —- Falls es Ihnen nicht schwer fallen sollte, so sagen Sie mir, um Gottes willen, wie spät eS fetzt sein kann? — Meine Uhr steht. — Ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden, Cemjon Michajlowitsch... Unser Amtskollege Gajadow ist Witwer und kinderlos. Nichtsdestoweniger aber fragt ihn Herr Honigsüß bei der täglichen Begegnung mit einem bezaubernden Lächeln: — Wie geht eS der Frau Geauchlin und den Kinderchen? Und fährt dann, ohne eine Antwort abzu- tvartcn, jortr
PBAGER ZtITBMO Der Sozialpolitiker Dr. Milto Kotrba und das Arbeitslosenproblem
In einem Flugblatt, in dem das demokratische und freisinnige Deutschtum, also die DAWG, zur Wahl der Liste 11, also der ungarischen Christlichsozialen, deS ehemaligen Nationalsozialisten Fahrner, des ultra-agrarischen Heißsporns Hanreich und der gewerbsparteilichen Zünftler aufruft, ist auch ein Forderungsprogramm der DAWG enthalten, in dem der 21. Punkt lautet: „Berbeffarnng der Arbeitsloßmfürsorge." Da ist eS doch von Interesse, festzustellen, wie sich der Spitzenkandidat der DAWG in Prag und angeblich aussichtsreiche Mandatsanwärter praktisch für die Verbesserung der Arbestslosenfürsorge betätigt hat. Kn Jahre 1982 legte die Regierung auf Betreiben der Sozialdemokratie einen Ges^entwurf vor, durch den die Arbeitgeber zur Beitragsleistung für die Arbeitslosenfür- sorge Verhalten werden sollten. Die Vorlage wurde von den kapitalistischen Kreisen sabotiert und ist daher bis heute nicht Gesetz geworden. Zu den aktiven Saboteuren gehörte auch H e r r D r. Milto Kotrba, der am 7. Jänner 1982 kn der„Bohemia" über„Die Mängel der Vorlage" schrieb. Datz er die vom Ministerium für soziale Fürsorge vorgeschlagene Art der Mittelaussbringung bekämpfte, wollen wir ihm gar nicht weiter Übelnehmen. Dazu ist er ja kn seiner Eigenschaft als Sekretär des Industrielle n v e rband e s geradezu verpflichtet. Mer eS ging Wohl über die Amtspflicht hinaus, wenn Dr. Kotrba fortfuhr: „Demsezeniiter euttilt der karze Gesetze»' «trag und dessen sehr dürftig«, Mvtiventrttchl kein Wert»ter diedri»se»d«etwe»dkze Festsetzung der ArteitSpflicht für «ntrrstiitzte Arbeitslose." Dem großen Sozialpolitiker ist gewiß nicht entgangen, datz das Gesetz über daS Genter System die Verpflichtung der Arbeitslosen festsetzt, eilte ihnen angebotene Arbeit gegen Tariflohn
Die„Bohemia" DaS Berbalten der„Behemia" in diese« Wahlkampf. Man glaubte annehmen zu dürfen, datz daS durch seine Vergangenheit so schwer kompromittierte Blatt während deS Wahlkampfes ein« gewisse Vorsicht an den Tag legen würde, um seiner durch die Vorgeschichte der Kandidatur und die Auswahl der Kandidaten ohnehin reichlich belasteten Partei die WahlauSfichten nicht noch mehr zu schmälern. Diese Annahme erweist sich als falsch. Die Haltung der.Bohemia" ist auch mitten im heißesten Wahlkampf derart, daß die DAWG, hätte sie noch einen Rest von politischem Jnstirckt bewahrt, darin jenes letzte und entscheidende Moment erkennen müßte, das zu ihrer endgültigen politischen Ausschaltung führen muß. Aber die Partei läßt es sich eben nicht nehmen, Selbstmord zu begehen. Der Bericht, den die„Bohemia" über die von den Henleinleuten gestörte Wählerversammlung der
zu übernehmen. Er kann also nschts andere- meinen, als die Pflicht der Arbeitslosen, ihre Unterstützung ab zu arbeiten, etwa so, wie die Unternehmer die ihnen gewährten Subventionen abarbeiten, nicht wahr? Das ist also das soziale Ideal eines freiheitlichen Spitzenkandidaten: für di« Fabrikant«« Handlungsfreiheit, für di« Erwerbslose« Zwangsarbeit! Dem Angriff auf die Rechte der Arbeitslosen folgt die Verdächtigung: „Es fehlen in der Vorlage vor allem Borschristen für eine zweckmäßige und wirksame Kontrolle zum Schuh der wirklich Unterstützungsbedürftigen und zur Vermeidung des bisherigen Zustandes, daß die sehr schwer zusammengebrachten Unterstützungsmittel zuweilen wahllos auch an Arbeitslos« gelange«, die der Unterftitzung Eigentlich nicht bedürfen.» Wenn man einen Fascisten einen Fafeisten nennt, ist man ein Denunziant. Wenn man aber die Arbeitslosen deS UnterstützungKschwindelS beschuldigt, ist man ein deutschdemokrattscher Sozialpolitiker. Im Wahlflugblatt schreibt der W a h l- werber Kotrba: „Der Werstätige zieht Arbeitslohn der Arbeitslosenunterstützung vor, die doch immer nur «in Notbehelf sein kann." Mer in seiner sozialpolitischen Betätigung kämpft der Unternehmersekretär Kotrba mit dem Argument, datz viele Arbettslos« der Unterstützung„eigentlich" nicht bedürfen, gegen die Verbesserung der Arbeitslosenfürsorge. Da kann man nur sagen, datz di« DAWG in die reaktionäre Gesellschaft, in die sie sich begeben hat, ganzauSgezeichnethinein- paßt. Sie gehört aus die Lifte 11 und die Liste II kn den Papierkorb. Zn die Arne gehört die Liste 6
DAWG veröffentlicht, und den ihre deutschdemokra- tischen Geldgeber sie veröffentlichen lassen, ist gleichermaßen der Beweis für die widersprechende Gesinnung de» Blatte» wie für die der Führung der deutschdemokratischen Freiheit-Partei. Da dar Blatt ja, kn enger wirtschaftlicher Bindung mit der Partei steht, macht es also für sie Propaganda; die Reden der Herren Kotrba, Bacher, WieSmeyer erscheinen in großer Aufmachuittz, der Bericht füllt drei ganze Spalten. Aber in diesem selben Bericht bringt die„Bohemia" eS fettig, nicht nur die Henleinleute zu entlasten, di««in« Versammlung zerschlagen haben, die sie ja als die ihre ansehen mußte, sondern auch die Angttffe zu eskamotteren, die einige zu gutgläubige Demokraten während der Versammlung gegen die Henleinsche Demokratie richteten, und sich mit dem Verhalten der Störer und ihren Motiven zu identifizieren. Sine Rednerin hatte in der Versammlung, nach
dem Bericht de»„Prager Tagblatt", erklärt,„Henleins Partei habe keine einzige Frau kandidiert und wolle die Frauen wieder zur mittelalterlichen Barbarei zurückführen. Sie fordere deshalb die Frauen aller Weltanschauungen auf, di« Htttlein-Liste zu boykottieren. Dieser Passus sieht in der„Bohemia" so guS: „ES sprach noch Frau Freiberger, die die Frauen aufforderte, für die Demokratie zu stimmen/ die ja bekanntlich Henlein auf seine Fahne geschrieben hat..; In der Versammlung ttat dann ein Zionist al- Gegenredner auf, der die übliche und dem Hen» leinfasciSmuS so willkommene These aufstellte, Juden hätten in det deutschen Polittk nichts zu suchen. Wie nicht ander- zu erwarten, erhoben sich bei dieser Aeußetting die in der Versammlung anwesenden Henleinleute und klatschten demonstrativ Beifall, während einige naive Demokraten im Auditorium ihrer Verwunderung über diese Einheitsfront zwischen Zionisten und Henleinftontlern Ausdruck gaben. Die„Bohemia" schildett nun diesen Vorfall so, daß sie sagt, der Vorsitzende habe nach wiederholten Ermahnungen dem Redner daS Wort entziehen und die Versammlung schließen müssen, da„die Versammlung keine Krittk der deutschen Politik von einem Züdischnationalen hören wollte". „Die Versammlung", das sind also die randalierenden Henleinanhänger, und nicht die paar ahnungslosen freisinnigen Demokraten im Saal, die, im Glauben, die DAWG sei auch eine Gegnerin Henleins, nicht nur dem jüdischnationalen Redner, sondern auch den ihm applaudierenden Hen- leinstontlern entgegentraten. Die„Bohemia". gibt al» Grund für die Schließung der Versammlung die Einmischung deS zionistischen Redners in die deutsche Politik an die doch nur Anlaß zu einer Ablehnung im Schlußwott bieten konnte), und nicht die offensichtliche Unterwerfung des Vorsitzes unter den Hen« leinterror. „Bor dem Gebäude", so berichtet die„Bohemia" weiter,„kolportierten zwei Burschen jüdischnationale Flugblätter, was einen Auflauf verursacht^ und die Polizei zwang, gegen die Flugblattbetteiler einzufchreiten." Und sie fähtt fort: ,;Junge Leute, zumeist Studenten",— also beileibe keine„Burschen"—„warfen am Anfang der Versammlung von der Galerie Sudetendeutsche Pattei- Vignetten." Von einem „Zwang" für die Polizei, einzugreifen, ist hier wahrlich keine Rede, die„Bohemia" legt darauf keinen Wett. Unter dem von den„jungen Leuten" verteilten, aber von der„Bohemia" verschwiegenen Wahlmaterial befand sich mich ein an die Studenten ge- richtetcs Flugblatt, das das Präger,Karo- linum in brauner Farbe(während der Text in schwarzer Farbe ausgeführt ist), glso sozusagen alsdashierländischeBrauneHaus zeigt, das erklärt, die' Wahl vom!9. Mai habe die Bedeutung eines Volkseatsch-ktzds und baden uneingeschränkten Totalitätsanspruch der Partei verkündet, für die es wirbt, die Sudetendeutsche Par tei , Führer Konrad Henlein . Das Flugblatt ist ja nun wohl nicht direkt von der„Bohemia" zum Druck befördert worden,(daS besorgte die„Hauptstelle der Sudetendeutschen Partei " in Eger ), aber gelesen hat sie es zweifellos; die„jungen Leute" sorgten schon für die Verbreitung. Dennoch erwähnte der„Bohe- mia"-Bericht das Flugblatt mit keinem Wort.' DaS Interessanteste aber ist, daß die„Bohemia" auch in diesem Falle in der Lage ist, einen Kommentar zu den Vorgängen aus erster Quelle zu veröffentlichen, wie sie dies ja auch bei Ereignissen im Dritten Reich immer zu tun vermochte. Noch in
— Freut mich sehr, fteut mich ganz ungemein! Meine herzlichsten Grüße. Er lächelt immer freundlich und zuvorkommend. Wie auf einer MaSke klebt ständig ein Lächeln auf seinen Lippen. Dor etwa einem Jahr pumpte er bei Pjetr Ignatjewitsch fünf Rubel auf ,^wei, höchstens drei Tage".— Bis heute hat er ihm aber daS Gell» noch nicht zurückgegeben... Mit seiner Höflichkeit und Zuvorkommenheft hat er aber den armen Pjetr Ignatjewitsch ganz kränk gemacht. Jedesmal, wenn er feiner ansichtig wird, stürzt er auf ihn zu, drückt ihm dankbar die Hand und flötet: — Ich bin Ihnen sehr verbunden— Tie sind ein wahrer Freund und Kollege. In zwei— drei Tagen zahle ich meine Schuld zurück.. Bor einchaar Tagen bemerke Pjetr Ignatjewitsch im AmtSgebäude den ihm entgegenkommenden Honigsüß. Blitzschnell, wie auf der Flucht, stürzte Pjotr Ignatjewitsch in die nächste Toilette. Der lächelnde Herr Honigsüß blieb vor der Toilettentür stehen, wich eine Viertelstunde nicht von der Stelle und erwischt« endlich sein Qpfer. Wieder drückte er seinem Gläubiger die Hand und dankte ihm inbrünstig... Sich bedanken ist ihm di« liebste Beschäftigung im Leben. Tritt man ihm in der Straßenbahn auf die Hühneraugen, schreit er auf und sagt darauf mechanisch: Ich danke Ihnen... ES gibt Menschen, von denen man sagt, sie „kömften keiner Fliege etwa- zuleide tun". Herr Honigsüß wird nicht nur der Fliege nicht wehtun, sondern wird ihr, wenn sie ihn sticht, lächelnd sagen: — Ich bin Ihnen sehr verbunden, Frau Fliege... Bor kurzem ereignete sich ein Straßenbahn» Unglück. Ein Anhängewagen hatte sich loSgeris- sen und rollte die abschüssige Bahn zurück. Herr Honigsüß hatte nicht sofort begriffen, worum er sich handelte und wandte sich an einen der Mit» fahrenden; War ist denn loS?<
— Ein Unglück...wir sausen zurück... — Ich danke Ihnen— sagte Herr Honigsüß freundlich lächelnd und erschrack erst darauf. Ein fürchterlicher Mensch! ♦ Eines TageS wurde ihm während der Dienststunden schlecht. Dir legten ihn in einem leeren Zimmer aufs Sofa und gingen weg. Er schlief bald darauf ein. Während der Pause kamen wir um nachzusehen. Er erwachte plötzlich und sprang auf. Mit wilder Stimme schrie er uns an: Was strolcht ihr hier herum? Ihr Idioten. Raus aus dem Zimmer, Gesindel! Keiner von uns hatte Zeft bös zu werden. Wir waren so paff, daß unS die Zunge versagte, und wir die Fähigkeit verloren, beleidigt zu sein. Ein große» Erstaunen herrschte in unseren Reihen. Pertzow, unser Buchhalter, pflegte nachher, wenn wir auf diesen merkwürdigen Fall zurückkamen, zu sagen: — Wenn man Soll und Haben vertauschen würde und die„Laufenden Rechnungen " zu tanzen begonnen hätten, würde ich nichr so perplex geworden sein.-.. Das wahnsinnige Schreien des Herrn Honigsüß wähtte nur eine einzige Minute, worauf sein rundeS Mondgesicht wiederum in einem Lächeln erstrahlte. — Verzeihen Sie, bitte, um Christi willen. Ich hatte«inen schrecklichen Traum. Bielen Dank. Bin Ihnen sehr verbunden. Verstehen Sie— ein schlechter Traum... Wir erfuhren bald, um welchen Traum es sich gehandelt hatte. Ihm träumte, er befände sich... in seiner eigenen Häuslichkeit. Wir erfuhren bald, daß dieses weichherzige. Nein« Menschlein überall höflich war— zu Wasser und zu Lande— überall, außer in feinem kleinen Territottum. Kaum tritt er über die Schwelle seiner Woh- UMg. als er jich schon»»ine« Leujel,-inen
orientalischen Despoten, einen Pascha verwandelt. Im Nu fällt aller Stuck von seiner äußeren Fassade ab und aus allen Spalten kriecht wie ein unübersehbare» Wanzenheer die Unkultur hervor. Auf der Treppe zu seiner Wohnung nimmt er daS Lächeln von seinem Antlitz herunter und steckt d in die Tasche. Er klingelt. Die Tür wird augenblicklich geöffnet. Schreiend stürzt er ins Zimmer: — Ihr seid wohl eingeschlafen, zum Teufel noch einmal! Eine geschlagene Stunde stehe ich an der Tür und Ningle. Faule Bande.., Frau und Kinder schlveigen und zittern, zittern und schweigen. Wagen cs nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Trauen sich nicht zu niesen, husten oder gähnen. Beim Essen kommen aus seiner Kehle, sei- warum wackelnder Nagel?! Beim Waschtisch schimpft«r: warum liegt die Seife nicht an Ott und Stelle?! Bei Tisch brüllt er: warum dieser Fleck auf dem Tischtuch? Beim Essen komme n au» seiner Kehle, seinem Münd und seinen Lippen wilde Töne. Mit den Fingern greift er ins Salzfaß, in die gemeinsame Schüssel, wischt sich mft dem Tischtuch Hände und Lippen ab. Plötzlich springt er auf, wirst seinen Stuhl um und befiehlt das runde Tischchen auf einen anderen Platz zu stellen. Die Frau erwidett schüchtern und stottert vor Auflegung. Schreiend unterbttcht er sie: Wer bezahlt hier Wohnung, Wasser und Licht?! Nun aber verläßt er die Wohnung. Bereit» auf der Treppe beginnt er zu lächeln. Beim HauStor trifft er den Hausmeister: — Guten Tag. Afanasji Michajlowitsch! Wie gehts der Frau und den Kinderchen? Ich danke Ihnen... Danke sehr... dem Russischen von E. Brauner.),