Nr. 112
DienStag, 14. Mai 1935
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Wer kandidiert für die Herrenfront? Reaktivierte Nazis, Unternehmersekretäre, Millionäre...
die Nazi, sondern an andere Parteien u. a. auch an uns um Intervention. Dazu sind Marxisten nach Meinung der Herren ja gut.
Henleins Kandidatenlisten sind zum Zwecke IS ch m i d t aus Dauba  . Er war Landbündler, doppelten Betruges sehr geschickt getarnt. Einmal aber zugleich Korrespondent des nationalsoziali- sollen die Behörden nicht erfahren, daß zahlreiche stischenTag". Als er versetzt werden sollte, weil frühere Nazis, die eigentlich politisch J er nicht tschechisch kann, wandte er sich nicht an nicht tätig sein sollen, den Kern der Henleinpar-~ tei bilden, zweitens soll dieVolksgemeinschaft" darüber getäuscht werden, daß die Henleinpartei eine wahre Herrens ront ist und zahl ­reiche Vertreter des Kapitalsauf ihren Listen hat. Wir wollen für heute einige dieser Tarnungen aufdecken und ein paar Volksgenossen aus der Herrenfront einmal näher besehen... Da kandidieren z. B. im ostböhmischen Wahl ­
kreis Königgrätz  : Ein Max Strecker  , Porzellanarbei­ter iw Schatzlar. Dieser Porzellanarbeiter ist zunächst einmal auch Hausbesitzer. Er ist aber außerdem das willfährige Werkzeug seines Arbeitgebers des Fabrikanten Theodor Pohl, ein verläßlicher Unternehmer­vertreter und ganz und gar kein Mann der Ar­beiter. als der er an' der Liste cr'cb-'üien soll Außerdem war er vor der Auflösung der DNSAP  natürlich bei dieser Hakenkren zpartei. Ein ganz besonderer Fall ist der Dr. Adolf K e l l.n e r, Advokat in Trautenau   und Listen« ftihrer.er Herrenfront. Kellner war Nationalsozialist. Er wurde von der DSNAP in den Ortsschulrat entsendet. Daß er dort nicht arbeitete, ist ein an­derer Fall, aber er war Vertreter der Nazipartei. Desgleichen hat diese ihn in die Rechts- und BerwaltungSkommission entsandt. Kellner ist Mitteilhaber der Fa. Etrich in Jungbnch, also ein Mitglied des»Unterneh­merstandes". In der Trautenauer Bevölkerung besteht die Ueberzeugung, daß Kellner gute Verbin­dungen ins Dritte Reich besitzt und schon verschiedene Demokraten, die von drüben her Verbindung mit tschechoslowakischen Freunden suchten, den Nazis ans Messer geliefert hat. Auf der Liste der Landesvertreter steht Dok­tor Ernst Stade, Trautenau  . Auch er ein besonders interessanter Fall. Dieser Kämp­fer gegen Bonzentum und für die Volksgemein­schaft ist Billenbesitzer, ist verschwägert und verwandt mit zahlreichen Fabrikan­tenfamilien und ist selbst Syndikus deS deutschen   Jndustriellenverdandes, ein Scharfmacher erster Ordnung. Wie dieser Mann Interessen der deutschen Arbei«. ter vertreten soll, das ist eine jener Fragen, die nüc im Zauberreich des Fascismus gelöst wer­den kann, wo dem Arbeiter das Reden verwehrt 'st. Volksgenosse Stade   hieß früher Zemlikka. Vermutlich war er tz u d e und ist, als er den ger­manischen Namen Stade   annahm, zipn Protestan­tismus übergetreten. Ob er unter der Koalitions­diktatur Stfibrnh-Henlein beim Stade   bleibt oder wieder zum Zemlikka wird, könnte die Zukunft lehren, wenn nicht die Wähler am 19. Mai den Zukunftsträumen der Zemlikas, Stkibrnhs, Ho- i dacs und Henleins ein Ende setzt! Ein Nazi, der durch die SHF wieder um ein Mandat wirbt, ist auch der Jng. Bruno Rich­ter aus Trautenau  , Bauunternehmer und pen­sionierter Staatsbeamter, also Doppelver­diener denn auch diese von Henlein   be­kämpfte Einrichtung findet sich praktisch in der Herrenfront recht häufig. Sie wird nur übe'rbo- ten von den Dreifach- und Vielfach-Berdienern. Richter ist natürlich Hausbesitzer und war für die DSNAP in verschiedenen Funktionen tätig. Einen besonders heftigen Kampf führen die Herrenfrpntler gegen die Krankenkassenangestell­ten, von ihnen alsrote" Krankenkassen Kon­ zen   bezeichnet Das hindert sie nicht, jene Kas- fenbediensteten, die sich zu ihnen bekennen, auf die Listen zu setzen. So kandidiert für sie der Doktor Degenhart Nase aus Groß-Schönau. Er war Nationalsozialist. Sein Ein­kommen bei der Krankenkasse, in deren Gebäude ft wohnt, wird auf 50.000 geschätzt. Natür­lich hat er auch P r i v a t p r a x i S. Er besitzt cin Aut o, wie jeder richtige Henleinfunktionäc. Er ist sicher geeignet, den Kampf gegen dieBon­zengehälter" bei den Kassen zu führen! In Nordböhmen   kandidiert für die Henlein« Partei der pensivnierte Staatsbeamte Rudolf
Das Paradies des Dritten Reiches Lebensmittelpreise In Deutschland  und in der Tschechoslowakei   in   KL (Die tschechoslowakischen Preise nach den Angaben des Genfer Internationalen Arbeitsamtes.) Deutschland   CSR
Weißbrot(Kg.).
6.60
2.20
Schwarzbrot.. a
8.04
2.
Rindfleisch.,
13.55
8.05
Butter...,
28.70
17.70
Weizenmehl.»
4.40
2.90
Margarine*
16.10
10.60
Schweinefett.,
19.85
12.10
Milch(1 Lfter)..
a
2.20
1.85
Obwohl det B. d. L. ihm augenscheinlich die Pension erwirkt hat, lief er zu Henlein   über. Ein echter deutscher   Mann, wie man sieht! In Schlesien   wird ein Kaufmann Göbel kandidiert, der sicher weiß, wie hart die Not des sudetendentschen Volkes ist. Er beschäftigt fünf Personen, die selbswerständlich im DHB sind, und wird von seinen Mitbürgern als Millionär Element vertreten ist, erscheint auf derselben Liste auch ein Rann namens Zwirner aus
erfolg der Linksparteien Paris  . Ueher die sonntägigen Stichwahlen in die Gemeindevertretungen veröffentlicht das Innenministerium eine Statistik, die 818 von ins­gesamt 858 Gemeinden über 8000 Einwohner umfaßt. Die Mehrheit haben erzielt, die Kom­munisten in 83 Gemeinden, die Sozialisten in 165, die Neusozialisten in 15, die Sozialrepubli­kaner in 31, die Radikalsozialisten in 215, die Unabhängigen Radikalsozialisten in 42, die Links­republikaner in 137, die Volksdemokraten in 7, die Rechtsrepublikaner(Marin) in 96, die rechts­stehenden Konservativen in 9; unbestimmt ist die Mehrheit in 15 Fällen, außerdem haben die Un­abhängigen Sozialisten im Seine-Departement drei Mehrheiten erobert, tzn Lyon   wurde der radikalsozialistische Staatsminister Herriot   im zweiten Wahlgang wiedergewählt. Die Verlust- und Gewinnrechnung stellt sich, wie folgt: Die Kommunisten haben sich in 38 Ge­meinden behauptet, in 15 einen Gewinn und in sieben einen Verlust zu verzeichnen. Altsozialisten: behauptet 133, Gewinn 82, Verlust 39. Neusozialisten: behauptet 12» Gewinn 3, Verlust 4.' Sozialrepublikaner: behauptet 25, Gewinn 6, Verlust 15. Radftalsozialisten:...behauptet, 162, Gewinn 53, Verlust 58.-- Unabhängige Radikalsozialisten: behauptet 100, Gewinn 37, Verlust 15. Volksdemokraten: behauptet 4, Gewinn 3, Verlust 1. Rechtsrepublikaner(Marin): behauptet 8, GeNzznn 1, Verlust 1. Unbestimmt: behauptet 0, Gewinn 18, Ver­lust 1.
Unser HaidaCT Lokal­vertrauensmann von einem Henleinmann verwundet! Samstag nachtö beobachtete«  ns« Loknlver- trauensmann in Haida, Genosse Brann«, auf dem Heimwege NaziS» die sich damit beschäftigten, unsere Wahlplakate h«unterzureihen. Genosse Brawn« stellte die Leute,«hielt ab« dabei von einem d« Kerle mit einem Schlagring Berlohun- gen am Auge und an der Stirn. Da Genosse Braun« dem Angreif« mit d« Laterne inS Ge­sicht geleuchtet hatte, weiß«, um wen eS sich han­delt, so daß die am nächsten Tage bei der Gendar­merie erstattete Anzeige wohl Erfolg haben wird. Deserteure Sie lassen das Volk Im Stich Konrad Henlein   und seine Agitatoren erzäh­len in zahllosen Versammlungen, sie kämpften uneigennützig für Volkstum und Heimat. Das gleiche haben ihre Vorgänger, die Füh­rer der aufgelösten Nazipartei immer wieder er­klärt. Wo sind sie jetzt? In Berlin  , wo sie gut be­zahlte Pfründen besitzen. Der frühere Chefredak­teur des Duxer Naziblättes Karl V i e r e r b l ist Schriftleiter desVölkischen Beobachter". Der Generalsekretär derNationalsozialisti­ schen Deutschen Arbeiterpartei  " Abgeordneter Hans Krebs   ist Prefferefekent im Reichsinnen­ministerium. Der nationalsozialistische Bergarbei­tersekretär und Landesvertreter Proske ist Abtei­lungsleiter im Berliner   Filmnachweis. Diese Deserteure waren nur solange Sude­tendeutsche, als sie in Böhmen   noch ihre Partei­siellungen innehatten. Als sie ihrePosten verloren, wurden sie Reichsdeutsche, ihr persönliches Wohl­ergehen war ihnen lieber als der Kampf für Volkstum und Heimat. Henlein und seine Unterführer haben die politische Nachfolge der Krebs, Proske und Kon­sorten angetreten. Sie werden gegebenen Falls die Sudetendeutschen ebenso verraten wie jene Helden, die jetzt als Emigranten in Berlin   sitzen.
T r o p p a u, d« bei der Firma Langer als Streikbrecher tätig war. Bon Nazis wimmelt es nur so auf den Listen der Henleinpartei. So kandidiert sie einen ge­wissen Otto Liebl aus Görkau  . Der Mann hat noch 1931 als Listenführer für die Nationalsozialistische Vartei in-die Gemeindevertretung Görkau   kandidiert und war auch Stadtrat der Nazis. Auf dergleichen Liste wie Liebl kandidiert für die SHF ein N e- m e tz aus Komotau  , der ebenfalls eingeschriebener Nazi gewesen ist. Dies nur eine Leine Blütenlese! Die Bei­spiele ließen sich vermehren. Unter den Hunderten Kandidaten der Herrenfront findet sich fast kein Volksgenosse, der nicht früher ein Nazi war oder zumindest als Angehöriger der oberen Zehn­tausend ein sicherer Vertreter des kapitalistischen  Besitzes ist. Wenn es nicht anders geht, tarstt man die Leute so, daß man aus einem Inge­nieur Andreas Biedermann einen schlich­tenTonarbeiter aus Wild st ein" macht!
Unabhängige Sozialisten des Seine-Depar­tements: behauptet 2, Gewinne 1, Verlust 1. In Paris   haben die gemeinsame Linksfront und hauptsächlich die Kommunisten Stimmen und Mandate gewonnen. Die gemäßigten Parteien haben in Paris   ihre Position behauptet 1 die extreme Rechte gewinnt vier Mandate und hie Majorität bleibt in den Händen der Mitte und der Rechten, die 56 von 90 Raissitzen haben wer­den. In den Vorstädten von Paris   erlangte die gemeinsame sozialistisch-kommunistische Front in zwölf bis fünfzehn dieser Stadtvertretungen die Majorität. Die konservativen Parteien haben jedoch im Pariser Stadtrat auch weiterhin die Mehrheit und die führenden wiedergewählten Ratsmitglieder er­klären, daß sie für die künftige Periode zum Vor­sitzenden des Pariser Municipalrates den ehemali­gen Polizeipräfekten C h i a p p i wählen werden, der sich in der Wahlkampagne nicht nur gegen die Sozialisten und Kommunisten, sondern auch gegen die Radikalen gestellt hat. In den Bezirken haben die verschiedenen Par­teien ihre bisherige Position beibehalten, bei eini­gen Verschiebungen nach links(in Marseille  , Dijon  , Nantes   und Perpignan  ), oder nach rechts (in Grenoble   und Brest  ), je nachdem ob sich die Radikalen mit der Linksfront oder mit den Zen­trumsparteien vereinigt hatten. FnElsaß-Lothrin- geN, wo die Wahlen einen etwas anderen Charak­ter hatten, erlitt die autonom istische Volksfront eine Niederlage. Sie verliert die Mehrheit in 20 von 36 großen Gemeinden und Städten. An Stelle der Butonomisten wurde überall die Koa- litionsliste von der Rechten bis zu den Sozialisten gewählt. In Straßburg   besitzt die frühere kom» munistisch-aiitonomistische Majorität von dex Ge­samtzahl von 36 nur 15 Mandate.
Kommunistische Wahlpropaganda Daß dieser Wahlkampf für jeden Sozialisten vor allem ein Kampf gegen den sudetendeutschen  Fascismus ist, ist klar. Wie Unsere Kommunisten diesen Kampf gegen den Fascismus, der doch im Lebensinteresse des Proletariats gelegen ist, füh­ren, davon zeugen die nachstehenden Zitate, die wir dem Leitaufsatz derRoten Fahne" vom 12. Mai 1935 entnehmen. I. ... an d« Schwächung der Arbeiterklasse, an der Stärkung deS FasciSmuS ist die Spaltung schuld. Ater nicht die Kommunisten, sondern di» Sozialdemokratie hat die Arbeiterschaft durch ihre Koalitionspolitik gespalten." Bekanntlich ist die sozialdemokratische Partei 1921 gespalten worden und erst 1929 in die Re­gierung eingetreten. Die Koalitionspolitik von 1929 stnm also nicht die Spaltung von 1921 her­vorgerufen hüben. II. In diesem Augenblick ist die Kritik an der Verwerflichkeit und Gefährlichkeit der sozialdemo­kratischen Koalitionspolitik notwendiger denn ft." Entspricht das der von den Kommunisten inuner wieder geforderten Einheitsfront? Hl. Die sozialdemokratischen Koalitionspolitiker habe« auch kein Recht, an die Disziplin ihrer An­hänger z» appellieren, weil diese... eine Diszi­plin»um Schutze der kapitalistische« Interessen ist." Die Treue und Aufopferung, mit der unsere Genossen den Wahlkampf führen, nennt der kom­munistische Schmierfink, der vielleicht morgen Lei den Fascisten sein wird,eine Disziplin zum Schutze kapitalistssckier Interessen". Diese drei Proben angeblich proletarischer Journalistik werden genügen.
Lesemsnn geeichter Marxist! Urteil eines Südslawen über den Präser Spitzenkandidaten Henleins In decPrager Presse" veröffentlicht N. Stefanoviö einen Artikel über ein Buch des Prager   UniversitätsprofefsorS Dr- Gesemann, das dieser über Monte­ll e g r o geschrieben hat. Es heißt da: Gesemann ist freilich ohne Marx anzu­rufen, in seiner Methode geaichterMarxist. Er weiß, daß es das gesellschaftliche Sein der Menschen ist, was ihr Tanken und Fühlen,be­stimmt. Er weiß ebenso» daß derideologische Ueberbau" einer Gesellschaft noch bestehen kann, wen» sich der soziale Umbau schon umgewälzt hat. So sind ihm die seelischen Eigenschaften des Montenegriners nur ein Reflex der sozialen Ver­fassung, in der er lebt oder doch lebte, der Gens, des Clans, des Stammes, des Pleme. Die Crno  - gorcen bezeichnet er treffend alseine Volks­gemeinschaft von der Ungebrochenheit ihrer kämpfe­rischen Instinkte abhing, und die das Kämpferische, das etwas rein Biologisches ist, zum Heroischen, also zur Weltanschauung, hinaufstilisiert und aus der natürlichen Lebensweise zur festen Lebens­form verewigt hat, so sehr verewigt, daß diese Lebensform auch dann noch weiterlebt, wenn der natürliche soziale Untergrund, auf dem sie wuchs, schon ins Wanken geraten ist". Mit andern Wor­ten, die sozialen und ökonomischen Bedingungen, 'unter denen der Montenegriner in einem armen Lande zu leben gezwungen war, Stammesvex- fassung und Hirtentum, brachten es mit sich, daß er sich oft, gegen Viehräuher, gegen einen Nach­barstamm, gegen die Türken, seiner Haut zu weh­ren hatte. Waffentüchtigkeit war für ihn also eine Lebensnotwendigkeit, und da der Mensch aus der Not eine Tugend zu machen pflegt, wurde Waf­fentüchtigkeit mit dem rituellen Drum und Tvan am Ende für den Crnogorac zum Maß aller Dinge. Ties der G r u n d g e d a n k e der Studie und dieser Grundgedanke ist m a r x i st i s ch, vielleicht mit einer Messerspitze Freud versetzt. Ein solches mittelbares Bekenntnis zum Marxismus wirkt in einer Zeit, da mancher Gelehrte ohne eigenes Schwer­gewicht vom Wind der Zeit es ist wirklich nur Wind! in andere Richtung getrieben wird» doppelt erfrischend.
Korn lenkt ein! R 8 m. Havas) Die italienische   Regierung teilte der Regierung von Abessinien mit, paß sie zwei Delegierte ernannt habe, welche alb Mit­glieder der Schiedskommission bestimmt sind, wie sie der italienisch-abessinische Schiedsvertrag fest­setzt.
Endlich Friede im(hacogeblet? Buenos Aires  . Unter Vorsitz des argentini­schen Außenministers trat Samstag abeüds die Vermittlergruppe für die Friedenskonferenz iin Gran Chaco  -Konflikt zu ihrer Gründungssitzung zusammen. Der Vermittlergruppe gehören an: Argentinien  , Brasilien  , Chile  , Peru  , Uruguay  und die Bereinigten Staaten.
Per Hord an Macelis Du dreckiges litauisches Schwein... Bor einigen Wochen ist in Gottesbergen bei Hammer der litauische Staatsangt- hörige Macelis von einem Polizisten ge­tötet worden. Die nationalsozialistische Ptesse behauptete, Macelis, der als jähzornig be­kannt gewesen sei, habe sich in Erregung zu einem tätlichen Angriff auf den Pplizei- beamtru verleiten lassen, der dann»in berech­tigter Notwehr" zur Waffe gegriffen habe. Die litauischen Blätter bringen jetzt eine sehr detaillierte Schilderung des Dramas, die beweise, daß hier ein brutaler Mord an einem Unschuldigen begangen worden ist. Macelis lebte seit mehr als zwanzig Jahren in Gottesbergen und erhielt, kurz nach dem Kau­naser Urteil gegen die Nazi-Fememörder, einen kurzfristigen Ausweisungsbefehl. Er ging auf die Gendarmeriestation, um die Zurücknahme der Ausweisung zu erwirken. Der dort stationierte Beamte ließ ihn jedoch nicht zu Wort kommen und schrie ihn an:D u dreckiges litauisches Schwein, sei froh, daßmandir und deinem Wör­de r b o l k nicht die Knochen zusammen­schlägt. Es kam zu einem Wortwechsel, in dessen Verlauf der bewaffnete Gendarm über den litauischen Arbeiter herfiel und ihn Niedermachte. Ein zufälliger Zeuge der blutigen Szene, ein Deutscher, sagte in großer Bewegung zu dem Mörder:Wenn ich jetzt ein Messer bei mir hätte, würde ich Ihnen wegen die­ser grundlosen Ermordung den Hals ab- schneiden." Dieser Zeuge wurde seiner für den er­mordeten Litauer sehr günstigen Aussage wegen in ein Konzentrationslager gebracht. In Gottesbergen hat die Bevölkerung eine Sammlung veranstaltet, durch die dieBegräb- niskosten für den erschlagenen Arbeiter zusammengebracht wurden.
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