Rr. 115 Freitag, 17. Mai 1935 Tüte 7 Wer Den Men Des Wen MW Kaschmir— das Venedig des Himalaja »Sie fahren doch nach Kaschmir, meine Gnädige"— hatte der Vertreter von Krupp gefragt, den ich zufällig in Delhi kennen lernte. Er hielt mich für eine, jener Vergnügungsreisenden, die ihre Ferien auf spannende und angenehme Art verbringen wollen.„Kaschmir verfügt über alle Vorteile. Im Sommer über herrliche Luftkurorte, im Winter über erstklassige Sportgelände, im Herbst ist es eine der reichsten Obst- und Getreidekammern der Welt und im Frühling— na also im Frühling, da ist es ein wahres Paradies. Die Europäer in Indien und die pensionierten englischen Beamten haben es sich mit Recht zum vorübergehenden oder auch ständigen Aufenthalt gewählt. Herrlich ist es! Ich sage: einfach herrlich! Und Ruhe hat man dort. Wie in einer Nervenheilanstalt. Keine Eisenbahnen, kein Flugdienst— ausgenommen der militärische;«her der stört uns ja vorläufig noch nicht— und die Autostraße, die einzige Verbindung mit der Welt, ist alle paar Tage verschüttet. Sie werden es sehen und sie werden sicher begeistert sein." Und nun stehe ich hier auf der ersten Drücke und schaue in das Paradies. Vor mir liegt Srina gar , die Hauptstadt von Kaschmir . Sie ist so flach, daß man nur die Fronten der ersten Häuser sehen kann, die kohlschwarz sind und die ersten Dächer, auf denen GraS wächst. Unter der Brücke flieht der Djelum, ein silbernes Band, das die-Stadt umsäumt. Und hinter mir find die fast noch, gelben, weiten Reisfelder, stehen die dunklen Bäume, deren Zweige unter der Last der grünen Früchte gebogen sind und rund umher wird die Aussicht von den gewaltigen, sich im Nebel und in den Bollen verlierenden Berggipfel, den Vorstufen des Himalaja , abgeschnitten. In den tiefen Schluchten dieser Berge liegt ewiger Schnee. Die Lust ist ganz dünn, sie läßt die Feüwr, die Bäume, die Boote und den Fluh ganz zart, hell Md flligranartig erscheinen und ist irgendwie spröde», so dah ist fürchte, sie mit üner raschen Bewegung zu zerbrechen. Ja, es ist schön hier! Herr- lich, herrlich schön! Menschen sind billiger als Tiere. Aber das Bild ändert sich, wenn man von dieser Landschaft fort auf die weihe, endlose Straße sieht, auf der unzählige trostlose Gestalten wandern, hungrige verwahrloste Menschen, deren abgerissene Kleidung sich nicht vom Staub des Weges unterscheidet. Tagelang, wochenlang, ost monatelang wandern sie über die steilen, glühenden Bergwege» von Oct zu Ort, immer hoffend, alS Aushilfsarbeiter einig«. Taga-Ouaetisr und Nahrung zu bekommen. Denn so üngeheuer reich Md schön das Land ist, sö erschreckend arm ist eS auch. Und dann rollen die hochbeladenen Wagen vorbei, vor die statt Lasttiere Menschen gespannt find. Drei, fünf, sieben, je nachdem. Denn auher für die Karawanen nach Rawalpindi wird in Kaschmir kein einzige» Zugtier verwendet. Die Nahrung eines solchen TiereS kostet zwölf Annas — und ein Mensch in Kaschmir verdient sechs bis neun Annas. Und so schleppen sie und schleppen. Und während sie gehen, singen sie monotone, rhythmische Lieder. Wenn man ihnen folgt und die Straße nach Nordosten entlang fährt, kommt man in einer Stunde Weg zu den drei wundervollen Mogulgärten, den Sommerresidenzen der alten mohammedanischen Könige. Mit welcher verschwenderischen Pracht sind sie angelegt! Wie zierlich sind biese kleinen, schon ganz im tibetanischen Stil erbauten TeehäuSchen, die unter üppigen, dunkel- ürünen Bäumen stehen und von grellfarbigen Blumen umgeben sind! Wie künstlerisch diese Wasserspiele, die Teiche und Kanäle! Und da— inmitten eines solchen Teiches steht ein Mann. Das Wasser reicht ihm bis zur Brust und mit einem schweren Reisigbesen fegt er die abgefallenen Blät- wr von der glatten Fläche. Obwohl heut« niemand mehr in den prunkvollen Schlössern wohnt, werben die Anlagen doch nach alter Sitte gehegt und gepflegt. Und dieser Mann, der täglich zehn bis zwölf Stunden im eiskalten Wasser arbeitet, verdient fünfzehn Rupies monatlich. Solange es hell ist und besonder- an Sonn- und Feiertagen, sind die Anlagen von zahlreichen Besuchern belebt. Aber in den Nächten wagen sich Leoparde und andere wilde Tiere tief hinein in die Gärten und überfallen sogar viele in der Nähe liegende Hütten. Kein Wunder dann, da man im Basar von Srinagar die schönsten und größten Felle um fünfzig bis sechzig Schilling kaufen kann! Und nun gehe ich durch diese Basare und bewundere die feinen Silber- und Goldschmiedarbeiten, die weltberühmten Kaschmirtücher und die Papiermachöformen, die Teppiche, die wuchtigen Holzschnitzereien und die zarten Lederarbesten. Als Europäerin, die allein und noch dazu zu Fuß geht, errege ich ungeheueres Aufsehen. Mehr als hundert Menschen begleiten mich und achten genau auf jede meiner Bewegungen. Das ist nicht gerade angenehm. Aber auf einer Jndienreise gewöhnt man sich daran, niemals allein und unbeobachtet zu sein. Eine Bevölkerungszahl von 853 Millionen Menschen, von denen der weitaus größte Teil absolut nichts zu tun hat und sich in den Straßen der Dörfer und Städte aufhäü, macht sich eben bemerkbar. Die Hauptstadt deS Paradieses". Der Krupp-Vertreter in Delhi hatte mir einen Brief an seinen Freund mitgegeben, der in einer von der Hävero(I. G. Farben) gelesteten Teppichweberei angestellt ist. Ich beschließe durch die Stadt zu'jener Fabrik zu gehen, komme über den großen Platz, auf dem der tibetanische Tempel steht und durch eine der wenigen breiten Straßen. In dieser Straße wurde vor zwei Jahren geschossen. Ein Streik, ein Verzweiflungsaufftand war auSgebrochen, man versuchte, ihm so rasch als möglich eine religiöse Färbung zu geben und der Maharadschah(denn Kaschmir ist einer der sechshundert„Fürstenstaaten") berief englisches Militär und englische Flugzeuge. So sieht also die Stadt, die Hauptstadt deS Paradieses, im Innern aus. Die zwei bis drei Stock hohen Häuser sind verfallen. Können Menschen so wohnen? Der Schnee, der im Winter viele Meter hoch liegt, hat die meisten Dächer eingedrückt. Die Balkone scheint der Frühlingssturm abgerissen zu haben, so daß an diesen Häusern nur mehr lose, gefährlich baumelnde Bretter hängen. ' Die Löcher m den Wänden sind mit Papier und , Fetzen verstopft, die Fenster sind zugenagelt oder iMllebt. uiü>,.statt der Hauseuigänge gibt es nur schwarze, gähnende Mauerritzen. Auch die Kanäle, die die Stadt kreuz und quer durchschneiden, und unzählige bunte Lichtreflexe auf die Häuser werfen, können nicht über die Trostlosigkeit hinwegtäuschen. Wegen dieser Kanäle wird Srinagar sehr oft das„Venedig des Himalaja " genannt. Aber statt der Gondeln für Liebespaare schwimmen auf diesen Kanälen HauSbote, in denen tausende und tausende Familien in der bittersten Not leben. Ist das der Eingang zu einer Fabrik? Ich stehe vor einem Garten voll prächtiger Blumen. In den Baumkronen zwitschern diePögel, die Lust ist klar und rein. Ja, es gibt keinen Dampf hier, keinen Rauch, keine Maschinen, keinen Lärm?— Ich gehe weiter. In der Mitte des Gartens stehen einige kleine Häuschen. Irgendwo klappert eine Schreibmaschine. Ich folge dem Ton und komme in ein Büro. Gebe meinen Brief ab.„Einen Augenblick, bitte." Da ich zu dem Deutschen nicht viel vertrauen habe und fürchte(wie sich später zeigte, auch mit Recht fürchte), daß er mir die intereffantesten und wichtigsten Dinge'einfach unterschlagen würde, bitte ich einen Beamten, mir einstweilen die Weberei zu zeigen. Bereitwiflig führt er mich in einen langen,'schmalen, halbdunklen Raum. In der Mitte dieses Raumes stehen die Webstühle; vor ihnen, mit dem Rücken zum Licht, sitzen die Arbeiter. Langsam, vorsichtig nehmen sie einen bunten Faden nach dem anderen; ihre Augen gehen Ueb' immer Treu* und Redlichkeit— fCheftedaktionSzirmner deS„Wahlruf". Der Turn- ^art grüßt, lorbeerumkränzt, vom Steckkissensäugling W zum Führer-Maui «Salier von allen vier Wän den. Redaktionssitzung. Der Chef spricht:) „Artverwurzelte Köllen! Unser Journalismus ist ein grundsätzlich anderer als der der orts« Eichen Journaille! Wir hassen die Sensation! Wie verabscheuen die Lüge l. Verantwortungs- ^tlvußtsein, Disziplin, Redlichkeit und Sauberkeit und schönste deutsche Tugenden! Ihnen dienen E! Wir sind keine Asphalt-Skribenten—•—. Uns befruchtet die biedere. Scholle, uns nährt wt Poden, dem wir bluthaft entsprossen sind! Deutsch sein heißt, wahrhaft sein! Seht unseres uuhrerS mahnendes Antlitz und zeigt Euch seiner Erdig! Siegheil und an die Arbeit!" Allgemeines Heilrufen, Die Redakteure verlassen das Chefzimmer. Pause. Dann: Erster Redakteur(stürzt ins ounmer): ..»Soeben kommt eine Meldung:..30 Su- ^ienparreiler schlagen einen Sozialdemokraten nieder und verletzen ihn lebensgefährlich." Was soll man daraus machen?" Der Chef:»Höchst einfach! Schreiben Sie: MarxistischerUntermenschum- zingelt, bis an die Kopfhaare bewaffnet, friedlich einhergehende Kameraden. Im Höch st er Lebensgefahr gelingt cs unseren Tapferen, den roten Verbrecherunschädlichzumachen! Ueberschrift» „Die rote T e r r o r') e st!"(Erster Redakteur ab.) Zweiter Redakteur(stürzt Hereins „Was sollen wir mit den gestrigen Sozikund« gedungen anfangen? Nach neutralen Schätzungen war der Besuchriesig. Verflucht peinliche Sache!" Chef: Kindlich einfach! Melden Sie:„Die letzten fläglichen Reste des sterbenden Marxismus versuchen Versammlungen abzuhalten. Riesenblamage der VolksverräterI Das Volk steht auf gegen die tote Sozialdemokratie! Unser mit besonders scharfem Feldstecherapparat ausgerüstet r Sonderberichterstatter Hadubrand Falkenauge zählt insgesamt 172(in Worten einhundertundzweiundsiebzig) Versammlungsteilnehmer, von Harold Lloyd vor 14 Jahr« und heute. unruhig zwischen der Vorlage und dem Stoff hin und her. Obwohl sie unser Kommen gehört haben müssen, arbeiten sie weiter, ohne aufzuschauen und ohne sich zu unterbrechen. «Akkord?"—„Nein. Sie verdienen monatlich zehn bis dreizehn Rupies!"(20 bis 26 Schilling). So wenig könnte man ihnen im Akkord kaum bezahlen. Und neben jedem erwachsenen Arbeiter sitzt ein Kind. Manchesmal sind eS auch zwei. Mit winzigen, blassen Gesichtern, aufgedunsenen Körpern und Augen, die verklebt sind und die weitaufge- rissen das Muster anstarren und Keinen Händen, die mit erregter Geschicklichkeit die Knoten schlingen. Es ist furchtbar, ihnen zuzusehen. Diese Kinder leisten Enormes, Memsahb. Sie arbesten noch intensiver als die Erwachsenen. Und denken Sie, manche von ihnen sind erst vier Jahre alt." „Und was bezahlen Sie den Kindern?" „Nichts, Memsahb, nichts. Jeder Arbester ist verpflichtet, ein Kind zu seiner Hilfe mitzubringen. Allerdings, den Kindern, die ohne Begleitung hier sind, bezahlen wir zwei Annas täglich. Das ist nicht viel. Aber was könnten sie mit dem Geld anfangen?" Was sie damit anfangen könnten?— Satt essen würden sie sich einmal! „Und wie lange arbeitet man?" „Im allgemeinen von morgens bis abends. (Das heißt im Winter acht und im Sommer zwölf bis fünfzehn Stunden). Aber wenn wir viele Anfträge haben, dann..." ' ibt«i 2>ör_.Dk.uffche.läßt„mich rufen».Sr" sitzt st» einem nicht gerade eleganten, aber immerhin-bequemen Büro. „Tag, Tag!— Schön, wieder mal Landsleute zu sehen!-— Erzählen Sie mir doch, wie ist das eigentlich; hat man in Bersin..." „Würden Sie mir nicht lieber von hier erzählen?" „Ach, nä hörn Se mal, das ist doch so unwichtig.— Aber, ich verstehe, Sie wollen etwas sehen, nicht wahr?— Nun, ich werde Ihnen unsere neuesten Teppiche vorlegen lassen. Schade, daß Sie nicht einige Tage früher gekommen sind. Dann hätte ich Ihnen noch die Lieferung an den Vizekönig von Jndien,zeigen können. Er hat bei uns Waren im Werte von 850.000 Rupie» bestesit. — Na, also, kommen Siel" „Tja— na— sagen wir mal eine Million Rupie»." Offenbar ist er fünfmal so hoch. „Und wieviel verdienen Sie?" „Doch— wissen Sie— ich bin ja nur Vertreter der I. G. Farben hier und am Umsatz nicht direkt beteiligt." „Ich schätze 2500 Rupies monatlich." Er lä« chelt. Also mehr. „Aber man macht ja auch sein Nebengeschäft, Gott sei Dank. Als ich vor zwei Jahren in Ber lin war, brächte ich Teppiche um viele tausend Mark zollfrei durch. Wer nämlich im Ausland eine Wohnung besitzt, kann sagen, da er nach Deutsch land rückübersiedeln will. So läßt sich das Ding ganz schön drehen. Und dann habe ich sie mit Nutzen verkauft. Mit einem Nutzen, der sich gewaschen hat. Ich sage Ihnen!" „Bitte, zeigen Sie mir nun auch die Arbeitsräume. Ich würde gerne sehen, wie diese Teppiche hergestellt werden." „Dazu habe ich leider keine Zeit, Fräulein. Aber ist ja ganz uninteressant. Was sehen Sie schon?— Ein paar verlauste, dreckige Arbeiter. Nicht mit der Zange möchte ich sie anfassen l Na, also— Wiedersehen. Und grüßen Sie mir die Heimat!" Und während ich langsam durch den Garten zurückgehe, muß ich an den Krupp-Vertreter in Delhi denken»md an seine Worte: Ein Paradies! Votkswktrckajt unäLvÄakpoktiL Deutscher Banknotenkurs sinkt An der Prager Börse ist in den letzten Wöchen eine auffällige Bewegung deS deutschen Banknotenkurses zu bebobachten. Während der Devisenkurs in dec Zeit vom 15. April 1935 his 15. Mai sich zwischen 961.— bis 964.— gehalten hat, d. h. also, daß für 100 Reichsmark KL 961.— bi» 964.— ausgezahlt wurden, ist die Entwicklung des Kurses der deutschen Banknoten fortgesetzt nach unten gegangen. Nach der Notierung der Prager Börse wurden für 100 Reichsmark in Banknoten gezahlt am: Rebengeschäfte im ParadieS. Wir gehen in die große Halle. Von allen Seiten springen Diener herbei, schieben Lehnstühle hinter uns und legen die Teppiche aus. Wunderbare, weiche Stücke. Aus feinster Wolle, aus Seide und manche sind mit Gold- und Silberfäden durchwirkt. „Diese Teppiche gehören dem Maharadschah. Er hat uns einen größeren Auftrag übergeben. Sehen Sie, von diesen Teppichen kostet jeder 800 bis 1200 Rupies. Oder noch mehr. Ich habe die Preise nicht ganz genau im Kopf." „Verzeihen Sie, wie hoch ist eigentlich der Jahresumsatz dieser Weberei?" denen, vorsichsig geschätzt, mindestens 200 Gegner waren."(Zweiter Redakteur ab.) Dritter Redakteur(stürzt herein): „Sprunghaftes Ansteigen der Preise in Deutsch land ! Schrecklich!! Was macht man da nur?!" Chef:„Nichts leichter als das! Bringen Sie:„Der SiegeSzug des neuen Deutschland ! Keine Arbeitslosen und keine Preise mehr!" Ueberschrift: Mitteleuropas Insel der Seligkeit!" Und.dreispaltig aufmachenl"(Dritter Redakteur ab.) Vierter Redakteur(stürzt herein): „Die Arbeitslosigkeit in der Tsche choslowakei ist gesunken. Letzte amtliche Statistik. Hm, hm,—. Paßt gar nicht in unser Konzept—l" Chef:„Mensch, das bringen Sie unter dem Titel:„Sinkt die Arbeitslosigkeit in der CSR?" Petit-Notiz, vierZeilen lang, hinter den Wetternachrichten zu placieren!"(Vierter Redakteur ab.) DerChef(mit einem stolzen Blick auf die diversen Führerbilder):„Ia, w ir sin d wi c 1- lich anders als die andern!" 15. April KL 898.— 20. April KL 888.— 3. Mai KL 883.— 10. Mai KL 873.— 14. Mai KL 868.— 15. Mat KL 863.— Während am 15. April an der Prager Börse der amtliche Devisenkurs für Reichsmark KL 961.75 und der für deutsche Banknoten KL 898.— lautete, die Differenz demnach knapp KL 64.— betrug, ergibt sich am 15. Mai infolge des Rückganges des Kurses für Banknoten eine Differenz von genau KL 100.—. Das ist ein recht erheblicher Unterschied, wenn man bedenkt, daß die Banknoten solcher Länder, deren Währung als stabil gilt, durchwegs etwa den gleichen Kurs, z»»m Teil sogar einen noch etwas höheren alS die Devisen notieren. Der Kursrückgang für deutsche Banknoten in den letzten vier Wochen betragt auf 100 Reichsmark lautende Noten KL 3b.— oder rund 4 Prozent! Die Ursache dieser Entwicklung ist zurzeit noch nicht völlig zu übersehen. Wir halten es aber für ausgeschlossen, daß etwa die deutsche Reichsregierung dazu übergegangen, die in Deutschland aufgelaufenen tschechoslowakischen Forderungen, die allein auS dem Clearingverfahren jetzt auf beinahe 400 Millionen KL angewachsen sind, zu bezahlen. Sollte etwa die Reichsregierung, deren unlautere Finanzpolitik ja kein Geheimnis mehr ist und die dennoch nicht aus den finanziellen Schwierigkeiten herauSzu- finden vermag, dazu übergegangen fein, im Ausland, also auch an der Prager Börse, in größerem Umfang Devisen zu erwerben, mit denen sie dann die notwendigen Rohstoffeinkäufe zu bezahlen gedenkt, die durch die zusammengeschrumpfte. deutsche Ausfuhr nicht bezahlt werden? Diese Methode könnte sich allerdings nur für sehr kurze Zeit als Rettungsanker erweisen und das Htneinschlittern in einen Währungsverfall nicht verhindern.
Ausgabe
15 (17.5.1935) 115
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten