Rr. 119 Mttwoch, 22. Mal 1988 Seite 3 llcnleln, der Staat und die Tsdiedicn Sfaafskunsl oder Dilettantismus? braucher. Kritik geübt, all ihr Mühen und ihre Anstrengungen als müßig und zur Erfolglosigkeit verurteilt erklärt hat und auf dieser Kritik seine Partei aufbaute ohne festes Programm, aber mit freigebigsten Versprechungen, dann muß er sich bewußt sein: erfüllt er nicht, wa» er verspricht— und vorläufig sind kaum Anzeichen, daß ihm di« Lösung der Riesenaufgabe gelingen wird—, dann wird das Volk, da» ihm di« Stimme gegeben, nicht mir enttäuscht sich von ihm wieder atmenden, sonder» unbarmherzig Rechenschaft verlange»... Henleins Partei war nicht wählerisch in den Mitteln ihrer Wahlpropaganda. Run ist der Wahlkampf geschlagen; sie hat ihre Mandate erreicht, ist zur stärksten deutschen Partei geworden, ja zu einer der stärksten Parteien im Staate überhaupt. Wir nehmen das als Tatsache hin, weit entfernt, Wahlerfolge geringer zu machen, als sie sind. Rach dem Wahlerfolg beginnt für sie aber erst und zum erstenmal die öffentliche Arbeit in der gesetzgebenden Körperschaft. Hier wird sie das Vertrauen zu rechtfertigen haben, das ihr in so reichem Maße das Voll vorgeschossen hat. Täuscht Henlein dieses Vertrauen, dannwirdseineSchuldvordersude- tendeutsch en Geschichte riesengroß." betreffen müßte. Gegen diesen diese«nverantwortlichen Becher, die dabei nur eigennützigen Zwecke muß sich die gesamte aufgeklärte Henlein-Presse: „Henlein vollgültiger Verhand lungspartner" Für die Haltung der Henlein-Preffe scheint der Eiegesartikel der„Egerer Zeitung" charakteristisch zu sein, die für die R e g i e r u n g S b e« teiljgung der SHF plädiert. Das genannte dlatt will „jeden Zweifel beseitigen, daß Henlein als v o l l• gültiger Verhandlungspartner im Sinne einer Demokratie zu gellen hat... Da» sudetendeutsch« Voll hat mit aller Entschiedenheit vor allem zum Ausdruck gebracht, daß es auf eine Marxistische Vertretung in der Regierung keinerlei Gewicht legt. Die Demokratie fordert gebieterisch, daß die nötigen Konsequenzen gezogen werden... Die sudetendeutsche Oeffentlichkeit wartet darauf, daß in der entscheidenden bevorstehenden Stunde einer un- -weifelhaft notwendig gewordenen Neubildung der Regierung der grundlegend geänderten Verhältnisse im deutschen Lager gebührend Rechnung getragen wird." Die Berufung gerade diese» Henleinblatte», das >«i zwei Jahren nicht nur mll Henlein gleichgeschal- ist, auf die D e m o k r a t i e. ist ein« der ersten "Mseqenzen der grandiosen sudetendeutschen Groteske von IvSS. »Deutsche Landpost«: „Wat kommt, ist ungewiß" Da» Hauptblatt de» B. d. L. schließt seine erste Betrachtung des WahlauSfalleS also: „Was kommt, ist ungewiß, gewiß ist nur, daß wir einer Zeit schwerer Spannungen entgegengehen, für di« alle diejenigen die Verantwortung zu tragen haben werden, di« sie heraufbeschworen haben. Das sudetendeutsche Boll hat . mit ganz überwiegender Mehrheit die SHF mit der Rolle eine» Treuhänders seines politischen Geschickes betraut, der nun auch die ganzeVer» antwortung zukommt. Die Zukunft wird erweisen, inwieweit eine Einheitspartei die Erwartungen erfüllen wird, di««ine durchschlagend« Agitation aufgezeigt hat, oder ob sie nicht dar Gegenteil bewirkt. Das Streben »ach nationalem Zusammenschluß ist jedenfalls quf tschechischer Seit« bereits deutlich erkennbar und es dürste in einer allnationalen Koalition seinen Ausdruck finden." „Heu' Henlein , damit werden Sie niemanden fangen** Die Pilsner„Novä D o b a" druckt das Telegramm Henleins an den Staatspräsidenten unter dem Tttel ab:„Herr Henlein, damit werden Sie niemanden fangen! und bemerkt dazu: Herr Henlein wird mit dieser vor Loyalität triefenden Zuschrift niemanden in der tschechoslowakischen Oeffentlichkeit irreführen. Wir hoffen, daß die amtlichen Stellen und die verantwortlichen Organe den Brief so werten werden, wie er es verdient, und daß sie ihm weder Gewicht beilegen noch Glauben schenken werden. Das ist nur die schlaue Taktik Henleins. Genau dasselbe hat in Deutschland Hitler gemacht. Dem Präsidenten Hindenburg versicherte er brieflich und mündlich seine Ergebenheit zum Staate und zu seiner Person, aber dann, als er seiner Macht schon gewiß war, zeigte er sich in seiner wahren Gestalt, schob Hindenburg auf ein Nebengeleise ab und machte als wirklicher Herr über Deutschland was er wollte. Daher Achtung auf Henlein ! Caveant consules! begrüßt, daß die„Rundschau" in der Prager Straßenkolportage die„Emigrantenpresse" verdränge, auch deragrarischeLnnenmini« st e r hat nichts getan, um Henlein die Straße zu versperren, dabei ist di« Betrachtung wiederum insofern einseitig, als sie von Prag spricht und nicht von der Provinz. Daß am Graben eine „Zwölf" hing und am Wenzelsplatz der„Wahlruf" ausgerufen wurde, ist das geringste Uebel gewesen. Daß in der Provinz Henlein von der Staatsgewalt beschützt, und die treuen Republikaner dem Terror und. der schamlosen Brrlenm- dung ausgesetzt wurden, das ist dir Wurzel des Nebels. Daß andererseits gerade tschechische Kreise und insbesondere wieder die Bürokratie noch nichts gelernt hat, beweist die Behandlung der Henk«intelegramm« an Masa- ryk, Cerny und Malypetrin der tschechischen Presse. Das Preßbüro teilt aller Welt diese Stilübungen des Herrn Henlein mit. Statt daß ihm bedeutet würde, sich wie andere Politiker auf den normalen Weg der Willensäußerung zu begeben, wird mit den Telegrammen noch Staat gemacht, als handle es sich um einen Notenwechsel und als sei Henlein schon der Präsident einer„Sudetendeutschen Republik", die i,n den Köpfen seiner Anhänger spukt. Henlein wagt es, von staatserhaltenden Parteien als von unverantwortlichen Elementen zu reden und die publizistischen Zentralbehörden der Republik geben diese Meinungsäußerung kritiklos weiter. Ist man im tschechischen Lager so wenig informiert, so kurzsichtig und so gedankenlos, daß man in Henleins Loyalitätserklärungen den Hohn und den W i l l e n, z u r Täuschung übersieht, den jeder Deutsch «— ob Freund oder Feind— auf den ersten Blick merkt? Es gibt keinen Sudetestdmtschen, der nicht wüßte, was Hen lein unter„Demokratie" versteht, was er wirklich bezweckt und warum er Loyalitütstelegrammr aussendet. Der d e u t s ch e N a z i l äch e l t v e r- ständnisinnig und fteut sich über die „naiven Tschechen", die seinem Führer auffitzen. Der deutsche Demokrat ballt die Fäuste und fragt sich, welchen Sinn es noch hat, für eine Sache einzutreten, die offensichtlich von ihren berufensten Verteidigern aufgegeben wird. Und die Tschechen sollten das wirklich nicht merken? Nicht den ganz anderen Tonfall in Henleins Schreiben an Maly- petr und in Henleins Aufruf an seine Wähler hehauÄören? M»»tzDort speicht er vom„Geist derDemolratie", hier redet er weiter von der„Kampffront'. Dort fordert er die Hilfe des Staates für seine Bewegung, hier redet er davon, daß nunmehr das ganzeParlamentregieren müsse. In Prag tobt die Gasse. S t k i h r n t zieht alle Register der demagogie, um Henleins Wahlsieg zur Stimmungsmache gegen alle Deutschen auSzunützen. Rur die tschechische Linke hat den Mut, auch in dieser Stunde, wie eS besonders deutlich da»„E e s k t S l o v o" und die„LidovöRoviny" tun, das Richtige zu sagm und ausznsprrchen» wa» ist. Wird auch dietschechischeMitte, werden die verantwortlichen und entscheidenden Lenker des Staates endlich wissen, was zu tun ist?! Es ist vielleicht der letzte Augenblick, in dem es möglich ist, die demokratischen Deutschen — sind sie auch heute eine Minderheit— mit dem Staate und mit den Tschechen zu einer festen und unzerreißbaren SchicksalSgemeinschast zu verschmelzen. Aber ein Fehler in dieser Situation konnte auch auf lange und für die schwersten Zeiten, die uns noch bevorstehen, die Möglichkeit der Verständigung zerstören. Opfert man seht die deuffche Demokratie im Staate, dann opfert man vielleicht ein Stück Zukunft der Republik k Strelle In belgischen Gruben Brüssel . Der Streik auf den Gruben bei Eh ar le rot hat sich auf 16 Schächte ausgedehnt, in denen 5000 Bergarbeiter beschäftigt sind. Bei Eharleroi drangen Streikende in vier Schächte ein, um die Arbett unmöglich zu machen, dagegen hat bei Borinage ein Teil der Streikenden die Arbeit wieder ausgenommen. Unverantwortliche Gerüchtemacher Die gegenwärtigen, politisch bewegten Zeiten geben einer gewissen Sorte von Menschen den besten Nährboden für allerlei Gerüchte ab. Je widerspruchsvoller und je unsinniger die mit der Methode„Wissen Sie schon? Er soll..." konstruierten Gerüchte sind, umso eher hoffen die böswilligen Verbreiter, daß sie bei einer gedankenlose» Masse Glauben finden. So wird z. B. in Rordwestbähmen und im Erzgebirge daS Gerücht verbreitet, daß die Auflösung der Konsum vereine unmittelbar bevorstche. Diese Gerüchte werden offensichtlich von den Konkurrenten der Konsumvereine auSge- streut, die auf diese Weise die wirtschaftlichen Srlbsthilfeorganisationen der breiten Massen der Verbraucher zu ihrem eigennützigen Vorteil z« schädigen trachten. Bei einer Panifftimmung hoffen diese Konkurrenten ihr Ziel zu erreichen, daS sie sonst ver«blich anstrrben. Wie r ifinnig das Gerücht dieser«nverantwortlichen Mensche« ist, geht allein schon daraus hervor, daß»ine allgemeine Auflösung der Konsumvereine» wie sie die Gerüchtrniacher geflissentlich kolporfieren, auch die tschechische« Konsumvereine Unsinn, gegen r ü ch 1 e m a ihr« sehr verfolgen, Berbraucherschaft zur Wehr setzen. Im Karlsbader Gebiet wird wiederum das Gerücht verbreitet, daß der Geschäftsführer deS Konsum- und Sparvereins„Vorwärts" in Karlsbad , Genosse Wenzel Lorenz, mit zwölf Millionen AL in die Schweiz durchgebrannt fei. Eine Rundfahrt des Genossen Lorenz durch daS Verbreitungsgebiet der Karlsbader Konsumgenossenschaft belehrte die Oeffentlichkeit eines Besseren. Die Gerüchtemacher wurden Lügen gestraft. Die Konkurrenten unserer Konsumvereine werden bei ihrer BerleumdnngSarheit auf den enffchiedensten Widerstand aller Vernünftigen toßen. Stellt die Grrüchtever- vreiter sicher! Legt Ihnen ihr dunkleS Handwerk und steht est zu den Selbsthilfeorgani- sationen der deutschen Bern »Prager Tagblatt«: Undurchsichtiger Zustand Unter dem Tttel„Umgruppierung" beginnt da» „Prager Tagblatt" seinen Leitaufsatz mit der Feststellung de» sensationellen Erfolg«» Henleins und fährt dann fort: ,Ln weitem Abstand bleiben di« anderen Parteien hinter der Henleins. Am erfolgreichsten bet«» die Sozialdrmoftatm Widerstand geleistet. Der Bund der Landwirt«, die Christlichsozialen— obwohl bk letzteren gehofft hatten, aus ihrer oppositionellen Haltung Nutzen zu ziehen,— retten weniger als die Hälfte des früheren Besitzes... Die Ziffern lehren, daß zwei Drittel der tschechoslowaki- fchen Deutschen für die von Henlein und seinen Freunden vorgetragenen Ideen gewonnen sind. Ein Drittel ist außerhalb dieser Bewegung— deswegen aber keineswegs außerhalb der DollSgemeinschaft— geblieben... Ehe nicht geklärt ist, waS die Su- detendeutscheParteimitden hohen Ziffern, die ihr zugefallen sind, b e g i n n e n w i r d, wie sich die Tschechen zu ihr verhalten werden, bleibt der Sestern geschaffene Zustand undurchsichtig." Koalitionsbesprechunsen Prag . Die„PragerPresse" von Mittwoch meldet über die einsetzendcn Koalitionsbesprechungen u. a.: losBungsßux-ervre tions ß,, ,.: „Mit Rücksicht auf die bloß geringen Verschiebungen in den Machtpositionen der tschechoslowakischen Koalitionsparteien gehen die Besprechungen von dem Prinzip auS, an der bisherigen Zusammensetzung der Regierungsmehrheit, soweit die Republikaner , tschechoslowafi- schen Sozialdemokraten, Nationalsozialisten und die tschechoflowakische Volkspartei als Grundstock in Betracht kommen, nichts zu ändern und diesen Grundstock durch die tschechoslowakische Gewerbepartei zu erweitern, welche unter den ffchechoflowaki» schen Parteien den größten Wahlerfolg bucht. Prinzipiell ist auch die Erweiterung der parlamentarischen Regierungsmehrheit durch die slowakische Volkspartei H l i n k a s Gegenstand von Erwägungen, doch sind in dieser Richtung bisher kein« konkreten Verhandlungen über einen Eintrttt dieser Partei in. die Regierung in Fluß gekommen. Soweit di« bisherigen deutschenRe- gierungSpartei«. n in Betracht kommen, welche in den Wahlen mit Rücksicht ans de« Erfolg der Sudeten deutschen Partei schwere Stimmeneinbnßrn erlitte« haben, find die tschr- choslowakischen Koalitionspartrirn darin einig, daß die deutsche « Regierungspartei«» in de»Koalition zu verbleibe« haben. In dieser Richtung gehen dir Republikaner nnd die Tschechoslowakische» Sozialdemokraten, die am Dienstag eine von den Intention«» weiterer konstruktiver Zusammenarbeit getragen« Aussprache mit den Vertretern der Deutschen Sozialdemokraten hatten, vollkommen solidarisch vor. ES hängt von de» deutsche « Regierungsparteien allein ab, ob die Koalition i« ihrer gegenwärtige« Zusammensetzung aufrecht bleibt." WaS Henlein betrifft, so meldet daS Blatt weiter, daß das Mißtrauen gegen ihn, das heute in der ganzen tschechoslowakischen Oeffentlichkeit anzutreffen ist, durch Loyalitätstelegramme überhaupt nicht zu beseitigen ist. Auch eine Regierungsbeteiligung deS Narodni Sjedno- ceni kommt n i ch t in Frage. In der nächsten Woche dürste die Demission des Kabinetts erfolgen; die Bildung der neuen Koalition und der neuen Regierung soll nach Möglichkeit beschleunigt werden. * Minister BradaC beim Präsidenten Läny. Amtlich wird gemeldet: Der Präsident der Republik empfing Dienstag in Läny den Ministerpräsidenten für Nationalverteidtgung B. Bradat. In seinem Telegramm an den Innenminister Cerny, das von jedem vollsinnigen Menschen nur als eine Frozzelei großen Stils verstanden werden kann, rühmt Henlein dem berufenen Hüter der Verfassung und der demo« krattschen Grundsätze nach, er habe diese erfolgreich verteidigt und so der SHF zu ihrem Wahl- erfolg verhalfen. Ein fragwürdiges Lob. Das neue Parlament sollte also zunächst beschließen, eine bronzene Gedenktafel anzubringen mit dem Worten: Der Innenminister Cerny hat sich um die Sudetendeutsche Partei Konrad Henleins verdient gemacht Das Tragischeander Sacke ist nur, daß Henlein den Innenminister mit gutem Grunde dantt und daß der Hohn, den die Staatsführung in Empfang nehmen muß fand der noch in der Presse verkündet wird, damit ja ganz Europa lache) berechtigt ist. Die Verwaltung hat, mit wenigen Ausnahmen, tatsächlich zum Siege Henleins wesentlich beigetragen. Bon deut Augenblick an, da Behörden und Zmsur ruhig-»sahen, wir die Henleinpaetei ihre„BolkSabstimmun-Skam- p a g» e" durchführte, war HenleinS Sieg entschieden und ein gewaltiges Stück Staatsautorität verwirts haftet. ' Was die deusschen Aktivisten, was insbesondere diedeutscheSozialdemokratie für die demokratssche Staatside« getan hatten, wurde von den Organen der Staatsgewalt selbst zerstört. Die hakentreuzlerische Bewegung wurde aufgepäppelt. Die deutschen Arbeiter, dieAbend für Abend ihren Schädel hinhielten, um die demokratische Agitation gegen den Terror der Hakenkreuz- ler zu schützen, die buchstäblich ihr Blut für die Sache des demokratischen Staates vergossen haben, mußten es mit ansehen, daß Henlein in Begleitung von 80 Gendarmen reiste, daß seine Versammlungen von Gendarmerie und Staatspolizei geschützt wurden, ja man erlebte den grausamen Treppenwitz der Geschichte, daß in Leitmeritz zwei Gendarmen vor Henleins Schlafzimmer postiert wurden! Mußten da nicht Zehntausend« den Glauben an den Lebenswillen der Demokiatie ver- lieren, m u ß t e n nicht die Sudetendeutschen glauben, daß die Tschechen selbst es apfgegeben hätten, ihre Republik länger;u verteidigen?. Tatsächlich ist dies« Stimmung bei den Deutschen die Hauptursach« des hakenkreuzlerischen Sieges. Wenn die tschechische Oeffentlichkeit sich endlich einmal bemühen wollte, die Mentalität der Sudetendeut schen zu verstehen, so müßt« sie merken und begreifen, daß die Feigheit der Behörden, die passive und auch tätige Unterstützung HenleinS durch die Bürokratie, die Duldung einer von Mund zu Mund und mit mehr minder großer Deutlichkeit auch in der Presse betriebenen irredentistischen Agitationen den Sudetendeutschen die Ueberzeu« gung beigebracht hat, man sei mit Henlein auf dem rechten Wege und die Tschechen seien bereits eingeschüchtert und bereü, den Staat selbst zu opfern. Wer Freitag oder SamStag vor der Wahl durch Eger» Teplih oder Reichenberg ging— um Namen herauszugreifen die alS typische Beispiele für viel« andere geltm können— hatte dm Eindruck, sich i m D r i t t c n R e i ch zu bewegm. Die Schulbuben Pfiffen an allm Ecken den„Hohenfriedberger", dm preußischen Nationalmarfch, jeder zweite Jugendliche trug die Henleinuniform(weiße Wadenstrümpfe und Jägerhut), die Agitation der SHF beherrschte das Stratzmbild. Als vor Jahren die sozialistischen Parteien den Kampf gegen die Berwaüungsreform führten, wurde alle- konfisziert, was dieses Gesetz nicht einfach kritisiert«, sondern etwa mit einem derben Ausdmck benannte. Die Henleinpartei durfte die gesetzgeberische Arbeit der letzten fiinfIahre als verbrecherischhin st eilen und die deutschen Regierungsparteien wegen ihrer Mitregierung als Schufte, Verräter und Verbrecher beschimpfen, ohne daß«in Zensor eingriff. Es scheint, als sollte jetzt, sehr spät, in gewissen Kreisen die Erkenntnis aufdämmern, was man da angerichtet hat. Der agrarische„Veter" schreibt in seiner Dienstagausgabe: „Die deutsche Industrie hatte sich völlig in Henleins Dienste gestellt. Henlein fuhr von Schloß z» Schloß, rr hatte reich« Fonds zur Verfügung. Unsere Teilnahmslosigkeit ging so weit, daß i« Prag seine Presse frei kolportiert und anSgrmfm wurde. Ans dem Graten, neben der Zivnobank, gleich gegenüber der Kaozlei de» Rärodni sjednoceni«ar durch einige Tage Henleins„Zwölf" ausgehängt. Dir Rechte und die Linke stttttm und ranften, Henlein agitierte. Die Parolm der Parteien wurdm umgetragen, aber Henlein wurde dir Straße geöffuet. Wenn Henleia nicht dm Rückhalt in der Judnstrir, bei de» Ban- kenundimHandel hätte, wäre er niemals so gewachsen. Di« deutsche Filiale de» In- dustricllenverbandrS hat ihrm Einsatz gewönne»." Alles sehr richtig! Aber wen klagt der „Peter" da an? Nicht nur Hatte der„Venkov" es
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15 (22.5.1935) 119
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