Seite S Freitag, 31. Ma! 1S35 Nr. 127 krati«. Der FascismuS nistete stch in der Schwerz eirt.' Der fascistischeBund für Bolk und Heimat", in dem ungeheure Geldmittel aus dunklen Quel­len zusammenfließen, sorgt dafür, daß fascistischeS Gedankengut in die historischen.Parteien hinein­getragen wird. Die katholisch-konservativ« Volks­partei propagiert schon das Ständestaatsprogramm der Quahragesimo Anno, wie ihre christlichsoziale Schwesterpartei, in-Oesterreich. Wer-diese päpst­liche Enzyklika dient«, dort doch nur als schön be­malter Wandschirm, hinter dem die Demokratie ruchlos abgeschlachtet, wurde. Die Zerschmette­rung des helvetischen Sozialismus schwebt auch jenen vor. Die Deflation hat in Deutschland  , hat in Oesterreich   dem FascismuS den Weg zur Macht gebahnt konsequente Deflationspolttik müsse, so rechnen die frommen Katholiken, am Ende auch in der Schweiz   der Arbeiterbewegung und der Demo­kratie das Rückgrat brechen. Schon künden eisig­kalte Schatten das Herannahrn dieser unermeß­lichen Gefahr. Selbst in der freisinnigen Partei ist eine Ständebewegung im Gang. Soll die jahr­hundertalte Schweizer   Freiheit rühmlos unter­gehen? Es ist kein Augenblick zu verlieren. Die sozialdemokratische Partei trat aus ihrer Verteidi­gungsstellung, ging zum Angriff vor.. Di«.sozialdemokratische Partei erkannte, daß der FasciSmuS nur auf dem Boden der Wirtschaft geschlagen werden könne. Au» dem Srrmpfgrund der Wirtschaftskrise war er erwachsen, von ihm wird er genährt, diesen Sumpf gelte es trocken zu legen, die Wirtschaftskrise wirksam zu bekämpfen. Die Wirtschaftskrise verelendet nicht allein die Ar­beiterschaft, sondern auch den Kleinbauern und den städtischen Mittelstand. Die strategische Aufgabe ist: Arbeiter, Kleinbauern, Festbesoldete auf einer gemeinsamen wirtschaftlichen Plattform zum Kampfe gegen die Deflationspolitik der kapitali» stisch-fascistischen Parteien zu vereinigen, ein» Front desAntikapitalismus" zu schaffen. Bon zwei Seiten ging der helvetische Sozia­lismus zum Angriff vor. Auf seinem letzten Par­teitag formulierten die Sozialisten einenPlan der Arbeit", der die chaotisch-kapitalistische Wirt­schaft durch Staatsgewalt ordnen, durch den Ein­bau planwirtschaftlichcr und staatskapitalisttscher Elemente die Herrschaft der Hochfinanz einschrän­ken, durch die Kontrolle des Außenhandels die vichfigsten Wirtschaftszweig« lenken soll. Vorher hatte aber schon der Schweizerische Gewerkschaftsbund   ein wirtschaftlichesSofort­programm" entworfen, über das eben am 2. Juni durch eine Volksabstimmung entschieden wird. Die­ses Programm zur Bekämpfung der Wirtschafts­krise unter dem SchlagwortKriseninitiatwe" bekannt schlägt eine Reihe gesetzlicher Maßnah­men vor, die zum Ziele habendie Sicherung einer ausreichenden Existenz für alle Schweizer   Bür­ger". Im erklärten Gegensatz zur Deflation wird die Regierung verpflichtet, für dieErhaltung der Konsumkraft des Volkes durch Bekämpfung des allgemeinen Abbaues der Löhne, der simävirt- schafttichen und der gewerblichen Produktionspreis« zu sorgen". Kein Abbau also mehr, weder Lohn-, noch Preisabbau! Wie aber soll das Land der Schwierigkeiten Herr werden? Durch Delvavation, durch die Ent­wertung des Franken? Keineswegs! Die Schweiz  ist ein« Fabrik, die Rohswffe einführt, sie verarbei­tet und Fertigprodukte exportiert, sie braucht also billige Rohstoffe. Die Abwertung des Franken würde die Rohstoffe verteuern. Die Schweizer  Landwirtschaft kauft ausländisches Getreide, um«S in Milch, Butter, Käse, Fleisch zu verwandeln. Die Abwertung des Franken würde das überseeische Getreide verteuern, würde zur Auswanderung der Kapitalien» zur bedenklichen Schwächung der Finanzkraft des Landes führen. . Aber noch' sind ungeheure.Kapitalsreserven im Land. ES müsse dafür gesorgt werden, daß sie nicht exportiert werden: daher fordert die Krisen« initiative staatliche Kontrolle des Kapitalsexports. Es müsse dafür gesorgt werden, daß die Kapitals­reserven zur Förderung des industriellen und land­wirtschaftlichen Exports mobilisiert wird: daher fordert di« Kriseninitiative staatliche Regulierung des Kapitalsmarktes. Entscheidend in der Krisen- inittative ist aber das Programm großer öffent­licher Arbeiten zur Aufsaugung der Arbeitslosigkeit und das Programm einer großzügigen Entschul­dungsaktton für die Kleinbauernschaft und das Kleingewerbe. Die finanziellen Mittel für das ein­gehend konkretisierte Arbeitsprogramm und für die Entschuldungsaktton sei vornehmlich durch lang­fristige innere Anleihen zu beschaffen. Die Krisen­initiative also fordert: Kreditausweitung statt Deflation! Den Gewerkschaften gelang es nun auf dem Boden dieses Programms die Organisation der Arbetter und der Angestellten fast aller politischen und weltanschaulichen Richtungen und sogar Teile der Bauernschaft zu sammeln. ES wurde einAk­tionskomitee zur Bekämpfung der WirtschastS- kttse" gebildet, in dem der schweizerische Gewerk« schastSbund, ferner zahlreiche Verbände öffentlicher Angestellter, Beamtenverbände, Festbcsoldete-Or« ganisationen, der Verband der evangelischen Ar« beiter und Angestellten, endlich und entscheidend die schweizerische Bauernheimatbewegung und noch andere landwirtschaftliche Kreise vertreten sind. Allein für die Einreichung der Kriseninitiative konnten 234.000 Unterschriften gesammelt wer­den ein Drittel dieser Unterschriften kam auS den bäuerlichen Gemeinden. Zum ersten Male in der Geschichte der helvetischen Arbeiterbewegung marschieren Arbeiter und Bauern Schuller an Schütter in einer Front, den städtischen Mittel* stand an ihren Flügeln. Die unverbesserliche Bohemia Wir lesen in dem Blatt der gewesenen Deutschdemokraten: Tschechischer Arbeiter-Tvrntag in Eger  Während der Pfingstfeiertage veranstaltet der westböhmische Kreis des tschechischen sozialdemo- kratischen Turnvereins DTJ einen Turntas I n E g e r, zu dem mehrere Sonderzüge die sozial« demokratischen Turner aus Pilsen   und anderen Städten bringen werden. An den Vorführungen wird auch der deutsche sozialdemokratische Turn­verband AtuS teilnehmen. Dazu ist festzustellen: hier handelt es sich um eine Falschmeldung mit durchsich« tigerTendenz. Seit Wochen wird in unserer Presse darauf hingewiesen, daß zu Pfingsten in Eger   ein Kreisturnfest des Atus(Ar- beiter-Turn- und Sportverband, Sitz Aussig  ) stattfindet. Daran werden tschechische Arbeiter- Turner aus Pilsen   als gern gesehene Gäste teil­nehmen. DieBohemia" dreht den flaren Tat« bestand einfach Um. Sie macht aus dem Kreisturn« fest des Atus einen tschechischen Arbeiter-Turntag in Eger  . Die deuffchen sozialdemokratischen Turner läßt sie als Gäste mitwirken. Dadurch soll der Eindruck erweckt werden, daß die Atusmitglieder nur als Anhängsel einer tschechischen Veranstal­tung in Eger   in Erscheinung treten. Der Henlein- spießer wird sich darauf schon den entsprechenden Reim machen. Diese Berichterstattung ist genau so seriös, wie wenn wir über das Debüt des Herrn Dr. Preis vor den deutschen   Unternehmern gemel­det hätten: Generalversammlung der Zivnostenskä bankä in Teplitz  . Schönau unter Mitwirkung des deut­ schen   Hauptvrrbandes der Industrie. Und im übrigen: Wenn Sokolvertreter an einem deutschvölkischen Turnfest teilnahmen, so ist da» in den Augen eben dieser Bürgerpresse ein Akt der kulturellen Annäherung der Nattonen. Sind aber tschechische Arbeiterturner bei ihren deuffchen Genossen zu Gast, dann stellt dieBohemia" be­reitwillig den Tatbestand auf den Kopf, um ihrs Fähigkeit zur nationalen Brunnenvergistung ge­wissen kauflrästigen Interessenten empfehlend in Erinnerung zu bringen. Nicht zu vergessen, daß dieBohemia" seinerzeit das Organ eines Pro­fessor Kafka   war.... Herzlicher Empfang unserer Flieger In Moskau Moskau  . Das tschechoslowakische Flugzeug Block 200", mit der Prager Militärflieger« Deflation an Bord, ist Donnerstag um 18 Uhr 18 auf dem Moskauer Zenträiflüghafen gelandet. Der Flugplatz war zum Zeichen der Begrüßung mit den sowjetrufftschen und ffchechoflowakischen Staatsflaggen geschmückt, ferner hatte auf dem Flugplätze eine Ehrenwache der Flieger-Truppen Aufstellung genommen. Nach dem Niedergehen des Flugzeuges intonierte die Kapelle die tschecho­slowakische StaatShhmne und die Internationale. Die Gäste begrüßte der Chef der Luftstreit« kräste der Roten Armee AI k s n i s und der Generalstabschef der Luftstreitkräste C h r i p i n. Ferner hatten sich zur Begrüßung eingefunden: der tschechoslowakische Gesandte in Moskau  Bohdan P a v l u, der Militärattache Oberst D a st i ch und das gesamte Personal der tschccho« slowakischen Gesandtschaft. Abwanderung der Textilindustrie Das Kapital erzeugt weiter Im Ausland Profit die heimischen Arbeiter werden arbeitslos DemPrager Börsen-Courier" Wird au» Wien   geschrieben: Die Uebersiedlungen tschechoflowakischer Kammgarnweber nach Oesterreich   haben innerhalb weniger Wochen solchen Umfang ange­nommen, daß auf österreichischer Sette sogar Ab- wehrmaßnahmen gefordert werden. Die Firma Geipel hat 100 Webstühle in Günselsdorf   auf­gestellt. Dort besteht eine Fabrik, die dem Maut­ner-Konzern gehört. Geipel hat Räume dieser Fabrik gepachtet und wird dort arbeiten. Noch größer wird die Fabrik der Firma Himmel­reich& Zwicker sein. Das Unternehmen er­zeugt bisher in Oesterreich   in einem gepachteten Betrieb. Nunmehr hat Himmelreich& Zwicker in Kleinmunchen um 130.000 Schilling eine Fabrik mit Wasserkraft gekauft, die bisher leer gestanden ist. Er dürste zwischen 100 und 200 Webstühle aufstellen. Di« Firma Jg. Klinger hat 30 Stühle in Siebenhirten   installiert. Die Fabrik gehört der Firma Lederer& Neumann; einige Säle wurden von Jg Klinger gepachtet. L i e- bieg richtet in Floridsdorf  «ine Schafwollwaren- fabrik ein. Er hat bisher im Lohn weben lassen. Die Firma D. H e ch t, Brünn  , hat in Neunkiyhen in einer ehemaligen Baumwollweberei 30 Web­stühle eingerichtet. Im Arsenal   wurde eine Streichgarn-Spinnerei und Weberei von einem mährischen Industriellen ausgebaut, die ebenfalls 30 Stühle umfassen dürste. An österreichischen 'Gründungen"ist di« Erzeugung von Herrenstöffen durch die Wiener   Strickwarenfabrik Bernhard Alt­ mann   zu erwähnen. Die Gesellschaft hat zwölf Stühle, wahrscheinlich au» ffchechoflowakischen Be­ständen, aufgestellt. Alle diese Neugründungen bringen nur die Maschinen und höchstens für eine Uebergangszeit Werkmeister zum Anlernen herein. ES dürfte nunmehr alle» in Oesterreich   er­zeugt werden, was an Schafwollstoffen gebraucht wird, einschließlich feiner Damenstoffe und Moden- arttkel. Textilüberstedlungen nach Oesterreich   gab eS immer. G i n z k e h will in Oesterreich   eine Teppichfabrik errichten. Vorläufig läßt er hier im Lohn weben. An stüheren Uebersiedlungen ist die Errichtung einer Leinen- und Baumwollwebe­rei in Floridsdorf   durch die ffchechoflowakische FirmaRegenhartLReymannzu erwäh­nen. Die Firma B. SpieglerS Söhne be­absichtigt, in Oesterreich   die Erzeugung von Baum­wollwaren aufzunehmen. Hermann Pol« laksSöhne haben in Floridsdorf  , wo sie frü- her nur Ausrüster waren, mit 88 Stühlen das Weben von Buntwaren ausgenommen. Noch frü­her haben die Brüder P e r u tz in der Grau­mannfabrik die Erzeugung von Baumwollwaren begonnen. Seit einigen Jahren erzeugt Rudolf Mauthner in Götzendorf   Baumwollrohware. Die Firma Reis LBreth hat in Lichtenwörth  im Anschluß an ihren Betrieb die Seidenweberei ausgenommen. G Wie man sieht, ist ein immerhin nicht un­ansehnlicher Teil der ffchechoflowakischen Spin­nereien und Webereien nach Oesterreich   übersiedelt. Die Unternehmer retten sich, indem sie in anderen Ländern Filialbetriebe einrichten, in welchen sie ihre alten Maschinen arbeiten lassen. Die Arbeiter lassen sie bei un» zurück mögen sich Staat und Gewerkschaften um sie kümmern. Leibnch. Die Staatspolizei hat eine natio- nalsoziälistische Geheimorganisation aufgedeckt, die den österreichffchen Nationalsozialisten den Uebertriü auf jugoslawisches Gebiet vorbereitete und erleichterte und sie über Suschak nach Deutsch­ land   brachte. Die Polizei in Laibach hat in diesem Zusamm«,chang zwei Oesterreicher verhaftet. Paris  . Wie derMattn" aus Straßburg  meldet, ist unter den dort untergebrachten etwa 300 deutschen   Kommunisten, die nach der Volks­abstimmung im Saargebiet in Frankreich   Zuflucht suchten, wegen Unzufriedenheit mit der Kost eine Revolte ausgebrochen. Nach den Anordnungen der Behörden werden die Unzufriedenen nach der Bretagne   gebracht werden. »3 Roman von; Emil Vachefc* y Deutsch von Anna AurednKek Doch, mein Süßer, es gibt viele. Ich habe so viele gesehen, daß du sie gar nicht zusammen­zählen könntest. Gerade, als man mich erwischte, untersuchte ich eine Kaffe, in der eine Million solcher Papierchen war. Eine Billa   in einem fttl» len Gartenviertel. Eine Garage für drei Automo­bile. Auf den Stiegen Perserteppiche und chine­sische Basen. Eine war gewiß fünfzehntausend wert. Portier, Gärtner, zwei Chauffeure, ein Kammerdiener, zwei Kammerjunfern, ein Koch und Dienstmädchen. Das ganze Personal zur Be­dienung dreier Menschen, deren Berdienst es ist, daß der Vater de» einen drei Brauhäuser gehabt hat, der Vater des andern gute deutsche Politik getrieben und sein Sohn auf Liese Weise Ver­waltungsrat in den größten Unternehmungen wurde. Ihre Einnahmen betrugen Tag für Tag fünfzehn Tausender. Und die Bande treibt sich das ganze Jahr in Aegypten  , Biarritz  , Davos   und Scheveningen   herum. Dem Fräulein hatte in Holland   ein Motorschiff gefallen. Man kaufte e», brachte eS nach Prag  . Da entdeckte man, daß es einen unmöglichen Tiefgang für das Prager  Flußbett hatte. Und so ließ man es verfaulen... Das sind meine Leute, Beinsteller I So ein Verbrecher bin i ch, und jetzt, jetzt stell' dir vor, was du bist: du stiehlst einem Beamten seine Gage oder einem Pfeidler die Rate, die er in die Bank trägt. Und du meinst, du bist ein anständi­ger Kerl." Eliaschek gähnte.Ich bin gewöhnt, täglich nach Tisch zu schlafen. TuS erhält den Tetttt frisch. Wenn du wüßtest, Beinsteller, wie fesch mein Mädel ist! Bis man mich hier loSläßt, wird sie mich in Auw erwarten. In unserem Merce­ des  . Ich glaube, wir fahren dirett nach Marien- bad. Sobald ich ordentlich ausgeruht bin, werde ich wochrscheinlich einem indischen Rabob die Kehle durchschneiden. Einer kommt alljährlich zur Kur nach Marienbad  . Er wiegt vierhundert Pfund und sein Diamanten und Perlen wiegen noch mehr." Eliaschek legt« sich auf di« Pritsche, drehte sich zur Wand und schlief sofort ein. Beinsteller überließ er den Gedanken, die er in ihm ange­regt hatte. Beinsteller fühll«, daß der Boden unter ihm schwankte.Und ich, alter Idiot, erzähle den Ka­detten von Rothschild  , um dann einem armen Schreiber die Geldbörse zu ziehen", dachte er. Nein, ich habe noch nie einen armen Kerl be­stohlen." Doch plötzlich tauchte vor seinen Augen ein ganzes Dutzend verdächtiger Fälle seiner Praxis auf. Er erinnerte sich an unzählige magere Beu­ten, die er ergattert hatte. An«ine Geldbörse, die drei Bersatzzettel enthielt. An ein Handtäsch­chen, mit einem schmutzigen Taschentuch und einer leeren Puderdose. An ein Portefeuille, worin er drei nicht abgeschickte Bittgesuche fand. Er sah furchtbar unglücklich aus. Anscheinend war nicht Eliaschek, sondern der ehrbare Beinsteller ein Ver­brecher, ein Schädling der menschlichen Gesell­schaft. Er war eine Geisel für die Menschen, die ebenso schlecht daran waren wie er. Von allen Seiten floffen ihm Tränen zu, die seinetwegen geweint worden waren. Er ertrank darin. In dem Augenblick der ärgsten Qualen, als ihn dunkelste Finsternis umgab, tauchte die Ge­stalt Fräulein Sophiens vor ihm auf. Sie fragte ihn:Was suchen Sie, Beinsteller?" Er öffnete die Augen und antwortete ckttt klangvoller Stimme:Den Weg zu einem ordent­lichen Leben." Kannst du einen nicht zehn Minuten ruhig schlafen lassen?" sagte Eliaschek, verdrießlich aus tiefem Schlaf erwachend.Hast du vielleicht die Gewohnheit, wenn du wach bist, aus dem Schlaf zu reden?" Höre, Eliaschek, du bist der erste Mensch, dem ich etwa» sehr Wichtiges anvertrauen will", sagte Beinsteller fieberhaft erregt. Der Zyniker antwortete:Mir wäre lieber, du ließest mich schlafen. Sonst bin ich am Abend verstimmt." Mich quäü das Gewissen, Eliaschek. Ich habe ein braves Frauenzimmer in eine elende Lage gebracht. Sie sitzt wie auf einem Pulverfaß, das jeden Augenblick in die Höhe fliegen kann." Das ist seit jeher der sicherste Platz, Bein­steller, deshalb mußtest du mich nicht wecken." Aber sie ist sehr ordentlich und brav." Dann erzähl' mir nichts von ihr, es inter­essiert mich nicht." Aber du bist sa selbst an allem schuld", schrie Beinsteller, verzweifelt,erst setzt du mir einen Floh in» Ohr und dann willst du mich nicht einmal anhören." Alterchen, du scheinst sehr aufgeregt zu sein", sagte Eliaschek beschwichtigend.Wenn es sein muß, so erleichtere dich und erzähle, was dich drückt." Was soll ich nun tun?" rief Beinsteller ver- zweifell, als er seine sonderbare Beichte beendet hatte. Eliaschek, den nichts aus dem Gleichgewicht brachte, brauchte nicht lange zu überlegen und rief:Sattl' um! Ich hab' dich auf den ersten Blick abgeschätzt. Du bist ein guter Mensch, aber klein. Taschenformat. Du bist«in Gschaftlhuber, der sich auf dem unrechten Weg befindet. Du ge-< hörst hinter die Budl!"Hinter die Budl?" Jawohl, in«inen Laden, hinter die Budl. Du wirft den Leuten Gewürz, Stärke, Kaffee zu­wiegen und sie dabei bescheiden bestehlen. Du bist der geborene Greißler. Du haft auf Greißlerart gestohlen. Und kannst damit nicht weiter. Werde daher wirklicher Greißler und heirate deine Jung­frau. Das ist das, was du brauchst. Und wa» auch für sie das Richtige ist." Eliaschek, du verflixter Junge, ich weiß, du machst dir einen guten Tag au» mir, aber ich glaube, daß du es erraten hast", sagte Beinsteller. Wenn ich ein Weib hätte! Das könnte auS mir machen, was es will!" Greißler haben immer Familiensinn, Alterchen. Hättest du vor dreißig Jahren ein Frauenzimmer gefunden, die deinen Buckel nicht bemerkte, wärest du heute Kaufmann in der Hauptstraße und würdest Kerle, wie du es bist, verfluchen, weil sie dein Geld stehlen, wenn du in die Elektttsche steigst. Aber es ist noch nicht zu spät. Heirat' sie sobald du hinauSkommst und fang die Greißlerei an." Heirat' sie", flüsterte Beinsteller verträuntt. «Wird sie mich aber wollen?" Jede Frau will, wenn der Mann einen star­ken Willen hat." Wenn der Bursche aber meine Verzierung am Rücken trägt?" Du mußt nur zweifach stark wollen und ste ist d^in. Und sie wird dein." ''Eliaschek",- piepste Beinsteller,du bist jetzt mein bester Freund. Falls sie mich wirklich nimmt, mußt du mein Zeuge sein." * Am Abend dieses Tages stürzte Herr Fleck­chen erhitzt und besorgt in die Zelle.Jungens, der Vizepräsident Kvech hält Jnspettion im Haus. Habt ihr alles in Ordnung? Die Hadern müssen Sie ablegen, Herr Eliaschek, und du, Ferdl, wir sind doch alle Kameraden, ich bring« dir heute ein feines Nachtessen." Da Beinsteller verstockt schwieg, sagte Herr Fleckchen beinahe flehentlich:Wirst doch wegen einer Dummheit, die mittags zwischen uns war, keine Reden machen! Du weißt, ich laß nichts auf dich kommen, häb' dich nur ärgern wollen. Meine Alt« brat ein« Bratwurst für dich, damit wir dein Jubiläum richtig feiern." (Forffetzung folgt.)