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Mittwoch, S. Juni 1938

Nr. 131

fiel ihnen nicht ein, die Frage ihrer Regierungs­teilnahme zu einer Frage des gesamten Sudeten - deutschtums zu machen, ja sie erachteten es nicht einmal für notwendig, die deutschen Oppositions­parteien, die bis dahin doch ihre politischen Bun­desgenossen gewesen waren, formell zu verständi­gen. Heute so, morgen so, wie man es eben braucht ist eine solche politische Moral die Frucht der Beschäftigung mit der Theologie? Unter keinem Parteiobmanne hat die christ­lichsoziale Partei jemals so schwere Schläge be­kommen, wie unter Herrn Hilgenreiner, der seit der Auflösung bezw. Sistierung der deutschen na- tionalisttschen Parteien alles auf die eine Karte, die Einfangung der nationalistischen Elemente setzte und in eine wenig edle Konkurrenz mit Hen­ lein trat. Man vergleiche mit diesem christlichsozia­len Zusammenbruch, wie verhältnismäßig wenig der Hitlerismus selbst in der Zeit der höchsten Be­geisterung für ihn dem Zentrum, der klerikalen Partei Deutschlands , anzuhaben vermochte. Da bewährte sich in der stärksten Hochflut der Haken« kreuzlerbewegung die Religion als festes Binde­mittel, doch Hilgenreiners Polittk, die alles eher als die Fortführung der alten christlichsozialen Tradition ist, gelang es, sogar dieses probate Bindemittel unwirksam und die bewährtesten christlichsozialen Partei- und KirchengLrger kopf­scheu zu machen. Wäre nicht noch knapp vor Par­lamentsschluß eine Aenderung der Bestimmung betreffend die Zahl der zur Erlangung eines Grundmandates notwendigen Stimmen beschlossen worden, so wäre heute schon die Deutsche christ­lichsoziale Partei aus dem parlamentarischen Leben restlos ausgeschaltet so schwer war ihr zugunsten der von ihr favorisierten Henleinfasci» sten erlittener Verlust. Dennoch will die christlich­soziale Partei unter Hilgenreiners Führung das glorreiche Beispiel höchster christlichsozialer Näch­stenliebe geben: nach der empfangenen Backpfeife von beispielloser Wucht hält sie auch noch die an­dere Backe hin. Oder rechnet Hklgenreiner etwa auf die Dankbarkeit Henleins? Es ist nicht gut zu erken­nen, wozu er diesen Dank benötigen sollte. Jeden­falls könnte eine schlichte Anfrage beim Bund der Landwirte ihm die ausreichende Aufilärung dar­über verschaffen, wie Treue und Dank vom Hause Henlein ausschauen. Im übrigen sei Herr Hilgen- reiner versichert, daß die Marxisten, deren Ver­nichtung ihm wohl als Hauptzweck seiner Vorliebe für Hitler und Henlein vorschwebt, gar nichts da­gegen einzuwenden haben, wenn er so viele Mühe daran wendet, seiner Partei auch noch den letzten Stotz zu geben.

Die Arbeitslosigkeit an der Saar Berlin.(AP) Die Z<chl der Arbeitslosen (vor der Abstimmung 39.000) ist bereits wieder­um gestiegen, üttd zwar auf 61.000! Und-aS, obwohl mehrere tausend emigrierten, 2000 nach Ostpreußen verschickt und 600 zur Reichswehr oder Polizei gegangen sind. Das Holzgewerbe liegt fast ganz still. Der Emaille-Industrie suchte man durch einen Auftrag auf 1 Mill, sogenannte Befreiungsteller" auf die Beine zu helfen, aber niemand will die Teller kaufen. Sie bleiben un­verkäuflich auf Lager. Die Arbeiter des stillgeleg­ten Gußstahlwerks Bürbach wurden aufgefordert, nach Gelsenkirchen zu übersiedeln. Im Bergbau agitierten zwar die Nationalsozialisten immer gegen das Antreibersystem der französischen Gru­benverwaltung. Das hinderte sie nicht, als erstes die Fördermenge pro Schicht und Kopf von 1200 Kilogramm auf 1400 Kg. zu erhöhen.

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Roman von Emil YnrhHc, fTMTHOhnerstejS^ i Deutsch von Anna Aurednltek

Der Vizepräsident betrachtete mit Vergnü­gen BeinstellerS Bestürzung. Er glaubte, den Vogel in der Hand zu halten, und beeilte sich, BeinstellerS Ueberraschung auszunützen. Er wet­terte:»Hier ist alle Geheimniskrämerei vergeb­lich heraus mit der Wahrheit!" Aber er konnte Beinsteller kein Wort herauspressen. Jetzt versuchte er eS mst Güte. Er sprach wohlwol- f lend wie«in Freund:»Warum wollen Sie leugnen, Beinsteller? Da man eS ohnehin schon weiß. Sagen Sie mir alles gutwillig und man wird eS Ihnen gutschreiben." Doch Beinsteller war trotz dem Himmelstraum der alte Routtnier geblieben. Er urteilte nach der Stimmung des Vizepräsidenten» daß dieser nicht viel wissen konnte. Vielleicht hat man Sophiechen gar nicht verhaftet! Vielleicht hat man nur den Karl er- erwischt. Dieser gescheite Bub wird nichts sagen! Er faßte sich daher und sagte mit der unschuld­vollsten Miene:Ich möchte Ihnen noch alles sagen, so wie gestern, gnädiger Herr, aber Sie haben er mir ja selbst verboten." »Sie haben mir gestern nicht alles gesagt," sagte der Richter in der liebenswürdigsten Weise, »erinnern Sie sich doch, lieber Beinstellerl" Ach, so steht's, du weißt also gar nichts? dachte Beinsteller, willst mich nur mit demLie­ber" einfangen? Na, die Freude sollst du nicht er­leben.»Meiner Seel', ich habe alles gesagt."- Aber gehen Sie", erwiderte der Richter und spielte nervös mit dem Papiermesser,das Inter­essanteste heben Sie wohl für Ihre Memoiren

Die neue Regierung vereidigt Die gestrige Ministerliste authentisch Prag . Am Dienstag wurde« die Handschreiben veröffentlicht, in denen der Präsident der Republik die Demission des alte« Kabinette- Malypetr an­nimmt und zugleich die Mitglieder des neuen Kabinette- ernennt. Die Mini­sterliste ist mit jener identisch, die wir bereits gestern an- privater Quelle veröffentlicht habe«.

In der Schloßhalle von Lana versammelte« sich Dienstag nachmittags alle Mitglieder der zweiten Regierung Malypetr, die zurücktritt, und die neuen Mitglieder der dritte« Regierung Maly­petr, die ihr Amt übernimmt. Die Gäste begrüßte Sektionschef S ch i e s z l sowie der Sekretär des Präsidenten Dr. Schenk und führte sie in das Salonett der Handbibliothek«eben dem Arbeits­zimmer deS Präsidenten ein. Der Präsident kam auS dem Arbeitszimmer in Begleitung des Kanzlers Dr. S ä m a l. Der Borsitzende der Regierung Malypetr hielt an den Präsidenten folgende Ansprache: »Wir find gekommen, um Ihnen, Herr Präsident, im Namen der zurücktretenden Re­gierung für alle Ihre Mitarbeit z« danken und um Sie auch für die neue Regierung um diese Mitwirkung zu ersuchen." Der Präsident verabschiedete sich vom Mini­ster für Nationalverteidigung B r a d ä i, und vom Minister für soziale Fürsorge Dr. Meißner» die auS der Regierung ausscheiden. Der Abschied war kurz und herzlich und es wurde dabei die Hoffnung ausgesprochen, daß vielleicht alle wieder auf irgend einem anderen Gebiet der gemeinsamen Arbeit zusammentreffe« werden. Die beiden-«» rücktretenden Minister entfernte« sich sodann. Der Borsitzende der Regierung stÄlte dem Präsidenten die nenernannten Minister für Natio­nalverteidigung, für Handel und für soziale Für­sorge vor. Der Borständ der politischen Abteilung der Kanzlei des Präsidenten der Republik Doktor S ch i e s z l verlas die Gelöbnisformel: »Ich gelobe auf Ehre und Gewissen, daß ich meine Pflichten gewissenhaft«nd«'par­teiisch erfüllen»nd die Berfaffnng und die an­deren Gesetze beachten werde". Der Ministerpräsident«nd nach ihm afle übrigen Mftglieder der Regierung geraten in der im Ernennungsdekret deS Präsidenten der Repu­blik angeführten Reihenfolge an den Präsidenten der Republik heran. Jeder sprach die Worte:»Ich gelobe". Sie erhärteten ihr Gelöbnis durch Hand­schlag und beglaubigten«s durch die Unterzeich­nung deS über diesen amtlich?« Akt verfaßten Pro­tokolls.' Der Präsident dankte hierauf für den Besuch, verabschiedet« sich von alle««nd kehrte in sein Arbeitszimmer zurück. Genosse Ins. Jaromir Netas Der neue Minister für soziale Fürsorge wurde 1887 geboren. Er absolvierte die Tschechische Technik in Brünn , worauf er in der Bukowina in den österreichischen staatlichen Baudienst eintrat, wo ihm der Verkehr mft der ruthenischen Bevölke­rung zum Studium der Fragen der Ostflawen führte. Rach dem Kriege wurde er Sekretär des ersten karpathorussischen Gouverneurs Zatkoviö, von

dort wurde er in die Kanzlei des Präsidenten der Republik berufen. Im Jahre 1824 wurde er bei den ersten Par­lamentswahlen in Karpathorußland für die tschecho« flowakische sozialdemokratische Arbeiterpartei zum Abgeordneten gewählt und im Jahre 1925 wieder­gewählt. Seit dem Jahre 1929 vertritt er den Wahl­kreis I u n g b u n z l a u. In der letzten Zeit lenkte er durch seine Vorschläge zur Belebung der Arbeitstätigkeit durch öffentliche JnvestittonSarbei- ten, welche- Problem er auf zahlreichen Auslands­reisen studiert hatte, die Aufmerksamkeit auf sich. Am 18. Mak haben die Wahlen ins Parla­ment, am 26. Mai in die Selbstverwaltung statt­gefunden und heute bereits ist die neue Regierung ernannt. Etwas mehralseineWoche nach ütn zweiten Wahlakt steht schon eine neue Regierung bereit, um die politischen und Verwaltungsgeschäste der Republik weiter zu führen. Vergleicht man das mit den wochenlangen Verhandlungen, die zur Bildung der Regierung UdrZal nach den Wahlen von 1928 geführt haben, so springt der Unterschied in die Augen. Man muß weiters erwägen, daß sich eine parlamentarische Regierung in der Tschechoslo­ wakei von den Regierungen in anderen Ländern, wie in England, Dänemark , Schweden oder Bel­ gien nicht auf ein, zwei oder drei Parteien stützt, sondern daß es sich hier um eine Koalitionsregie- rung von sieben Parteien handelt, unter denen sich Bürgerliche und Sozialisten, Freisinnige und Kle­rikale, Tschechen und Deutsche befinden. Das legt Zeugnis ab für den schöpferischen Willen der demokratischen Mehrheitsparteien. Die Ursache der raschen Regierungsbildung liegt wohl darin, daß die Koalitionsparteien schon vor den Wahlen ihren festen Wiflen bekundet haben, beisammen zu blei­ben, das Steuer des Staates weiter zu führen, vor allem weil im tschechischen Lager die äußerste Rechte geschlagen wurde und die demokratische Mitte siegreich geblieben ist. Im tschechischen Ge­biet ist der Ansturm auf die sozialistischen Parteien mißglückt und dadurch ein gewisses Gleichgewicht der Klassenkräfte erhalten geblieben, das für die vorig« Regierung ebenso charakteristisch war, wie eS für diese Regierung bleiben wird. - Innerhalb der Regierung selbst- ist eS zu Einigen Veränderung en gekommen, die politisch keine besondere Bedeutung haben. Daß die einzelnen Refforts nicht immer in den Händen derselben Minister, bzw. ein und derselben Partei bleiben, ist kein Unglück, im Gegenteil, es ist ein Vorteil, wenn die Ministerien unter den Parteien immer wieder neu verteilt werden, so daß die par­lamentarisch-demokratische Kontrolle in den Res­sorts besser ausgeübt werden kann. Wenn schließ­lich manches Ressort in den Händen eines und des­selben Ministers geblieben sind, dann ist d u r ch- ausnichtgesagt, daß in diesen Zweigen der staatlichen- und Vevwaltungstätigkeit n a ch den­selben Methoden verfahren Wer­den wird, wie vor den Wahlen. Die Lehre der Wahlen und des Wahlausganges sind

auf. Den Komplicen bei Ihrem Diebstahl... Na, sehen Sie, wir wissen schon alles. Ihr habt zu zweit den Polen abgeräumt." Beinsteller atmete erleichtert auf.Wie gut, wenn sich der Mensch nicht überflüssigerweise ver­galoppiert." Und mit lauter Stimme fuhr er fort:»Auf den Komplicen bin ich aber selbst neu­gierig, gnädiger Hekr. Sie find auf den Komplicen neugierig, Beinsteller?" sagte Kvech mit einer Stimm«, die Beinsteller auf Bein und Steller zerschnitt.Auch gut. Sie, Beinsteller, ich lasse ihn jetzt herein­führen!" Was hab' ich denn getan, gnädiger Herr", jammerte Beinsteller,warum find Si« bös« und nennen mich»lieber Beinsteller"? Wie konnte ich einen Komplicen zu dem Polen haben, da ich die­sen Polen überhaupt nicht bestohlen habe?" Ich muß gestehen, daß mich Ihre Reden nicht besonders interessieren," sagte kühl der Vize­präsident.Ich möchte zwar an Ihrer Stelle anders handeln, möchte sagen: Wenn Sie es wissen, will ich Ihnen keine überflüssige Arbeit machen. Sie werden es mir schon auf andere Weise einbringen, ich bin schuldig... Aber Sie sind Ihr eigener Herr. Da ist übrigens der Mann." - Tatsächlich betrat jetzt«in Bengel vom Lande die schöne Kanzlei. Er hatte eine niedrige Sttrn, wildes schwarzes Haar und sah schlicht wie ein armer Steinklopfer aus, den di« Not gezwungen hatte, auf der Straße einen Wanderer zu be­rauben. Du tepperter Tepp, dachte Beinsteller und verspürte plötzlich ein« tolle Wut. Diesen Dorf­trottel, diesen Einbrennsuppenfresser, der kaum lesen und schreiben kann, wagt man mit dem schlauesten Prager Taschendieb in Zusammenhang zu bringen! Obwohl er mst Dieben nicht» Gemein­sames mehr haben wollte, fühlt« Beinsteller, daß er seinen Ruf als Fachmann verteidigen müsse. Er sagte mit einer Verachtung, die den Rat Kvech zerschmettern sollte:»Das soll mein Komplice sein?"

»Vorzüglich gespielte Komödie," bemerkte der Vizepräsident, der die beiden scharf beobach­tete. Und mit einer gewissen Bedrücktheit fuhr er fort:Sie sind ein großer Lump, Beinsteller. Sie schauen so unschuldig drein, als sähen Sie diesen Herrn Wittlich zum erstenmal in Ihrem Leben." Zum erstenmal eigentlich nicht, gnädiger Herr," sagte Beinsteller. Na, sehen Sie", rief eifrig der Vizepräsi­dent,und wo haben Sie ihn zum erstenmal gesehen?" Einmal, als ich noch ein kleiner Knirps war. Da hat mich etwas geschreckt, da» genau so aus­geschaut hat." Genug der Frechheit", schrie der Vizeprä­sident.Daurauf werden wir noch zurückkommen!" Und zu dem Bengel gewendet, der mit der stumpfen Ruhe eines phantasielosen Menschen die Angriffe Beinstellers über sich ergehen ließ.Kennen Sie diesen Menschen?" Nein", erwiderte der Bengel mit rauher Stimme, nachdem er BeinsteNer bewachtet hatte. Und mit giftiger Bosheit, die ihm Beinsteller nie­mals zugemutet hätte, fügte er hinzu:«Er sieht zwar einem Narren ähnlich aus der Verwandt­schaft meiner Frau, ist es aber nicht." »Ausgezeichnet, meine Herren", lachte der Vizepräsident.(Sein Lachen klang aber unecht.) Sie sehen einander also heute zum erstenmal, ob­wohl einer den andern an ein Gespenst und an einen Narren erinnert. Sie, Beinsteller, wissen als erfahrener Mensch natürlich, daß ich nichts auf so eine Komödie gebe. Wie viele solcher Lügen habe ich schon gehört und widerlegt." Wenn ich nur wüßte, was Sie eigentlich von mir woflen", brummte Beinsteller. Ich will gar nichts mehr von Ihnen", sagte Kvech mit donnernder Stimme:Aber ich werde euch beiden etwas sagen, damit ihr seht, daß wir nicht so auf den Kopf gefallen sind, wie ihr möch­tet. Sie, Beinsteller, baben die Uhr gestohlen; das haben Sie übrigens selbst gestanden. Sie, Sazyma,

Hst unsere Pbomienteu und Kolporteure! Anläßlich der Pfmgstfeiertage entfällt die Ausgabe unseres Blattes vom Dienstag, den 11. Juni 1935. Die Verwaltung.

Erfahrungen, welche von jedem Minister berück­sichtigt werden müssen und auch Berücksichtigung finden werden. Unsere Partei seKst ist auch in der neuen Re­gierung durch unseren Parteworsitzenden, Genos­sen Dr. C z e ch, vertreten, dem diesmal das Ge« sundheitsministerium zugewiesen wurde. Genosse Dr. Czech hat bereits in zwei Res­sorts, im Ministerium für soziale Fürsorge ebenso wie in dem für öffentliche Arbeiten, außerordent­liche Arbeit geleistet und es unterliegt gar keinem Zweifel, daß er auch in dem neuen Reffort seinen Mann stellen wird. Es gibt auch im Ministerium für Gesundheitswesen große im Interesse der Be­völkerung gelegene und zu lösende Probleme, welche Genosse Dr. Czech mit der ihm gewohnten Arbeitskraft in Angriff nehmen wird. Wir sind überzeugt, daß die Tätigkeit des Genossen Doktor Czech in seinem neuen Wirkungskreise gleichfalls für die breiten Massen der Bevöllerung nicht ohne Interesse sein und vor allem von Erfolg begleitet sein wird. Die Regierung, die nun ihr Amt antteten wirb, hat freilich ihr Programm noch nicht be­kannt gegeben, es wird vielmehr in den nächsten Tagen, die uns noch vom Zusammentritt des neuen Parlamentes trennen, ausgearbeitet werden. Dir Arbeit an dem neuen Regierungsprogramm wird mit aller Gewissenhaftigkeit erfolgen müssen. Im großen und ganzen sind der Regierung zwei Auf­gaben gestelll, eine politische und eine wirt­schaftlich-sozialpolitische. Die neue Regierung darf gar keine Zweifel darüber lassen, daß sie mtt äußerster Energie die demokra­tischen Errungenschaften des Staates und seiner Bevölkerung schützen muß, wozu sie am besten da­durch beitragen wird, wenn sie raschest alle Illu­sionen der Fascisten im tschechischen und deutschen Lager zerstört und so die Ernüchterung vorberettet, die kommen mutz. Die zweite Aufgabe wird fein, alles Menschenmögliche zu tun, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Opfer der Wirtschaftskrise zu schützen. Gerade im deutschen Gebiet der Tschecho« flowakischen Republik hat die Regierung große Aufgaben, sie muß die sozialen Ursachen der Ver­zweiflung,- di« in. vielen Kreisen des Sudeten - deutschtums herrscht, beseitigen. Dafür wird sich insbesondere der deutsche sozialdemokratische Ver­treter in der Regierung einsetzen, dessen aufopfe­rungsvolle Arbeit und dessen Energie im Kampfe für die Lebensinteressen der ärmeren Volksschich­ten bekannt ist. Ebenso wie die Sozialdemokratie in der Innen­politik für die Festigung der Demokratie und die Belebung der Wirtschaft eintreten wird, wird sie auf dem Gebiete der Außenpolitik als ihre vor­nehmste Aufgabe die Erhaltung des europäischen Friedens betrachten. Es gilt dieseJnselder Demokratie zu befestigen gegen­über den Schrecken eines Krieges, derBarbareides FascismuS und dem Elend der Arbeitslosigkeit.

sind mst der Uhr, die Ihnen Beinsteller übergab, zum Uhrmacher gegangen. Unglücklicherweise waren die Uhrmacher schon avisiert und man hat Sie erwischt. Ich will Ihnen sogar sagen, warum Sie die Angst überwunden und versucht haben, oie Uhr zu verkaufen. Sie haben sich gesagt:»Heute hat man meinen Komplicen eingesperrt, daher kann mir nichts geschehen." So ist's gewesen. Jungens, hab' ich nicht recht?" beschloß Kvech nicht ohne Stolz seine Kombinatton.»Was haben Sie denn, Beinsteller?" »Ich zwicke mich in die Hand, weil ich glaube, daß ich noch ttäume. Aber ich ttäume nicht, ich spür' düs Zwicken." Der Vizepräsident, ungeduldig wie alle Vize­präsidenten, die auf den Tod oder die Pensionie­rung ihrer Chefs warten müssen, wurde wieder knallrot. Beinsteller aber, ttef entrüstet, daß man ihn eines so naiven Unternehmens für fähig halte, fuhr unerschrocken fort:»Ich bin nur starr vor Staunen, gnädiger Herr Vizepräsident, daß Sie sich so in mir täuschen konnten. Ich sollte mtt einem solchen Maulwurf arbeften, der mit einer gestohle­nen Uhr zum Uhrmacher läuft! Sie kennen mich doch schon jahrelang und wissen, daß ich nur mit Knaben arbeite. Was hätte mir dieser Bauern­lümmel genützt?" Dann ergriff der Bengel das Wort:Du sollst sehen, daß ich kein solcher Trottel bin, wie du glaubst. Ich habe die Uhr genommen, du sitzt dafür. Und jetzt sag' mir, du Elster, du, wer von uns der Klügere ist?" Du hast die Uhr gekrapschtl" rief Beinstel­ler.»Erzähl' mir nicht so was! Du willst dich in der Tasche eines andern zurechtfinden? Dein bester Griff ist die Heugabel, nicht eine fremde Tasche." Hab' ich Ihnen nicht gleich gesagt, Sazyma, daß Sie sich eine unsinnige Geschichte auSgedacht haben?" rief ttiumphierend der Vizepräsident. Wie konnten Sie die Uhr stehlen, die Beinstellec gestohlen hat, der heute schon den zweiten Tag da­für sitzt?"^Fortsetzung jolgt.).