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DonnerSta», 13. Juni 1938
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Gemeindefinanzen, Unverstand und Hass
An der„Reichenberger Zeitung " vom 8. Juni 1935(Abendblatt ) befaßt sich ein F. K. mit dem Thema„Die Gemeindefinanzen und die Erwerbsteuerzahler über das Gemeindesanie» rungsgesetz". Es ist zum Staunen, mit welchem Wagemut Leut«, die keine Ahnung von der Materie haben, über ein derartiges Thema schreiben. Man must sich wundern, daß die»Lieichen- berger Zeitung" nicht mehr Wert auf ihr Ansehen legt und etwas derartiges aufnimmt. Aber wir können uns dies ohne weiters erklären: der Artikel de- F. K. befaßt sich weniger mit dem Thema, das er sich gestellt hat, er ist vielmehr eine gehässige Polemik gegen die— Konsumgenossenschaften und da können wir e- freilich verstehen, daß das Rosche-Organ sich bereitwilligst zur Verfügung stellt. Um unseren Lesern eine Vorstellung darüber zu geben, mit welcher Unkenntnis und in welch' schlechtem Deutsch man gegen die Konsumgenossenschaften zu Felde zieht, sei die Einleitung der erwähnten Artikels wiedergegeben: „Die Würfel über das genannte Gesetz find tm sterbenden Parlamente noch gefallen, man hat daS Gesetz über Entschuldung der Gemeinden geschaffen, ohne auch nur an die kolossale Wirkung für diejenigen Steuerzahler zu denken, welche die Kosten diese» Gesetzes tragen muffen; anstatt daß da» Parlament Rücksicht auf die Krise genommen und dieses Gesetz auf die treiteste» Schulten, der BrvLlkerung der Tschechoslowakei über! ragen hätte, hat man in falscher Erkenntnis jenen Teil der Bevölkerung nicht mitbelaftet, di« von der Kris« noch nicht betroffen sind; sonder» man hat das Gesetz zum großen Teile auf die allgemeinen Steuerträger aufgeteilt, somit auf jenen Teil der Bevölkerung. der ohnehin schon der meistbela- st e n d st e Stand der zur Zeit ohnedies die größte Steuerleistung aufzubringen hat noch hinzu belastet." Schön gesagt, nicht wahr! Und in diesem Ton geht es über drei Spalten hindurch. Den Herrschaften schwebt keine andere Sanierungsmethode vor, als dasAbwälzen allerLasten »auf d i e breitesten Schultern derBevölkerung", am liebsten in Form einer indirekten Steuer, bei der der Reichste genau dasselbe zu zahlen hat wie der Aermste. Wenn der F. K. nur etwa» mit der Sache, die er behandeln will, vertraut wäre, dann müßte er wissen, daß die Belastung der Bevölkerung piit indirekten Steuern und Abgaben ohnehin bedeutend höher ist als die direkte Steuerbelastung. Herr F. K. verirrt sich dann in die Statistik Und bespricht die Verhältnisse derjenigen Geschäftsleute, die die allgemeine Erwerbsteuer zu zahlen haben, gegenüber den Unternehmungen, die der besonderen Erwerbsteuer unterliegen. Ec beschwert sich darüber, daß die Unternehmungen, die die besondere Erwerbsteuer zu bezahlen haben, weniger belastet sind. Wem haben wir denn aber die Steuerreform aus dem Jahre 1927, die alle diese Berhältniffe neu geregelt hat, zu verdanken? Der tschechisch-deutschen Bürgerblockregierung, der der Herr F. K. doch bestimmt ideologisch nahesteht, sonst würde er seine„Gedanken" nicht in der „Reichenberger Zeitung " ablagern. Ex wolle sich also gefälligst an die zuständigen Stellen wenden! Der Arttkelschreiber befaßt sich dann mit der neuen Regelung der Zuschlagslimite, wie sie daneue Gemeindefinanzgesetz vorsieht: „Die Erhöhung tritt ab 1986(wie einsichtsvoll) in Wirksamkeit. Die HauSzinSsteuer wurde bzw. kann für das Land 80% höher, jedoch nicht mehr wie 160 Prozent höher für Gemeinde 126% nicht höher als 200 Prozent erhöht werden. Die Erwerbsteuer allgemein 860%, Gemeinde 160 Prozent Bezirk und 120% Land, also zusammen auf 620 Prozent erhöht werden. Bei Gemeinden, welche mit dem Zinsendienste nicht auskommen, können außerdem 50% zuschlagen, somit nach 310 Prozent." Man braucht etwas Zeit, um in diese Gedankenwelt einzudringen. Der F. K. kann nicht nur nicht schreiben, er kann nicht einmal lesen! In dem neuen Gemeindefinanzgesetz ist bekanntlich die Rede davon, daß die Gemeinden bei sogenannten Zweckdarlehen di« Umlagengrenze von 880 Prozent(die bisher geltende Grenze, nur daß einige Erleichterungen geschaffen wurden!) noch um weitere 80 Prozent— von 350 also auf 400 Prozent— erhöhen dürfen, während unser Trog- lodyt, der, wie gesagt, nicht lesen kann, darunter eine Erhöhung um die Hälfte(80 Prozent) verstanden hat, und zwar von dem Höchstlimit bei Gemeinde, Bezirk und Land per 620 Prozent. So kommt er zu den 810 Prozent am Schluffe des oben zitierten Absatzes. Man soll wirklich nicht über eine Sache schreiben, die man nicht versteht. Die Herren Erwerbpflichtigen würden sich bedanken, wenn sie 930 Prozent Umlagen zur Erwerbsteuer. bezahlen müßten, während es im allerungünstigsten Falle höchstens 670 Prozent sein können. Nach dieser ungeheueren Entgleisung schreibt F. K. weiter: »Hätten die Herren welche da» Besetz schufen sich«in wenig in der staatlichen Steu«rstatistik umgesehen, anstatt nur zu bewilligen und wäre die Regierungszusammensetzung nicht gerade eine
katholisch-grüne gewesen» so hätte selbst jeder Laie einsehen müffen, daß diese Erhöhung für die Erwerbsteuerpflichtigen eine allzu agreffive Belastung bedeutet, da ja ohnehin im Jahre 1930 auf den Kopf an Steuern, Zinsen und Abzahlungen von 1716 Kl, nach dem Devisengesetze vom Jahre 1983 eine Kopsquote von 3000 KL jährlich betrug." Er verlangt sodann, daß man die Gemeindesanierung auf Kosten der Einkommensteuer hätte durchführen müffen und rennt somit offene Türen ein, denn bekanntlich wird der Entschuldungsfonds für die SelbstverwaltungSverbänd« aus den Krisenzuschlägen zur Einkommensteuer zu einem hohen Prozentsatz dotiert. Nach diesen Exkursionen in einem Gebiet, in dem sich F. K. ganz und gar nicht auskennt, kommt er zur Besprechung der Begünstigungen für die Konsumvereine, bzw. der Erwerbs- und Wirt« schaftSgenoffenschaften. Und da ist er erst richtig in seinem Element. Da wimmelt es nur so von Zahlen! Unzähligemal wurde nachgewiesen» wie eS um die Begünstigungen der Konsumvereine und der übrigen Genossenschaften bestellt ist. Aber e» Hilst nicht»! Ammer und immer wieder begegnen wir in den Spalten der bürgerlichen Press« den Ge- häffigkeiten gegen unsere Konsumgenossenschaften.
Vie freie Schulgemeinschaft In Leftmeritz haben auch wir mit aufrichtiger Sympathie begrüßt. Die von ihr verkündeten Erziehungsgrundsätze find aller Sympathien wert: nicht nur Vermittlung von Wiffen, sondern auch körperliche Erziehung, Zusam- menfaffung der Zöglinge je nach ihrer Eignung Ml kleinen Gruppen, kein sklavischer Festhalten an Stun- denplänen, Eingehen auf die besondere Art und Veranlagung des Schülers. Sind auch die Gedanken, die in dieser Freien Schulgemeinschaft führend sein sollten, nicht die Eigengedanken ihres Begründers und ist auch die Leitmeritzer Schule nicht die erste ihrer Art,— es gab vor dem Kriege schon Profeffor Longos Landerziehungsheim in Mödling bei Wien und einige wirklich bahnbrechende Schulen in Deutschland , wo besonders W y n e k e n eifrig für den Gedanken der Schulgemeinschaft wirkte,— so erschien eS doch dankenswert, hierzulande, wo eS solche Gchulversuche bisher nicht gab, mancherlei Schwierigkeiten zum Trotz die Freie Schulgemeinschaft in Leitmeritz auf- zubauen. Aber welche Bewegung, welche Bestrebung innerhalb des sudetendeutschen Volkes— soweit e« sich nicht um die sozialistische Arbeiterschaft handelt — ist nicht nationalsozialistisch geworden? Der neutrale Guttemplerorden ist in den deutschen Provinzstädten unneutral, deutschnational geworden Mancherlei andere Beispiele für diese Entwicklung liehen sich anführen. Auch die„Freie Schulgemeinschaft" scheint von ihr ersaßt worden zu sein. Wir können nur urteilen nach der Monatsschrift, die sie zu Werbezwecken auSgibt. In ihr aber stimmt viele» bedenklich. Wenn da im Maiheft in einem Aufruf gesagt wird:„Ueber alles Trennende hinweg aber zur Gemeinschaft, zum Volke hin zu erziehen, ist unser Zielt" so ist da» gnviß deutbar— aber«S riecht ganz nach Henleinscher„Volksgemeinschaft". Wenn im selben Hefte in einem Leitauflatz gesagt wird:„Nicht wegen der.Härte' der Staatsschule gegenüber schwachen Leistungen' sollen steie Schulen für uns notwendig sein, sondern um unbehindert« Bolkserziehung verwirklichen zu können" — so ist diese Bemerkung im Zusammenhang mit der anderen von der Eingliederung„in das große einheitliche sudetendeutsche Erziehungswerk, das schon mitten im Aufbau begriffen ist", deutlich genug, denn diese» Erziehungswerk ist jene» Konrad HenleinS, dessen Turnerbund daS Monopol für die sudetendeutsche Jugenderziehung für sich beansprucht. Was war ursprünglich der Sinn der Leitmeritzer Freien Schulgemeinschaft? Vorbild zu sein! Zu werben für moderne Erziehung! So zu werben, daß ihre Gedanken sich womöglich allgemein durchsetzen. Und was ist heute ihr Sinn? In dem erwähnten Leitauflatz(gezeichnet: W. Brosche) wird gesagt:„Diese Schule soll eine Ausleseschule dieses Erziehung-Werkes werden, die dort erzogenen Jungen eine Auslese der .Jungenschaft' unserer ganzen Heimat, eine Führer« chule für ihre.Burschenschaft' kann sie fein und darüber für ihre Mannschaft'." Also Erziehung zur Führerschaft in der„Volksgemeinschaft"! Vorläufig uü>, so viel wir wiffen, in der Freien Schulgemein- chaft auch noch jüdische Kinder. Vorläufig dürste man ie noch brauchen. Geht aber di« Freie Schulgemein- chaft— die nach den Worten Brosche- nur mehr als rei von staatlichen Erziehungsgrundsähen aufgefaßt werden kann— den nun eingeschlagenen Weg weiter, dann wird schon der Tag kommen, wo man die jüdischen Schüler nicht mehr brauchen kann, well sie in die dort gepflegte„Volksgemeinschaft" nicht hineingehören. Schließlich sei noch auf die besondere Auf» affung des Schulleiter- Profeffor Metz » er über di« Demokratie hingewiesen:„Ich bin durch und durch Demokrat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß etwas anderes als Demokratie meinem Begriffe von Men- chenwürde enflprechen könnte. Dabet bin ich mir klar, daß auch Demokratie im praktischen Leben sein«(?) Grenze hat. ES wird Fälle geben, wo die Diktatur ührend und regelnd eingreifen muß." Mt dieser Auffassung von Demokratie kann auch Henlein und kann auch Httler einverstanden sein— jeder Diktator greift selbstverständlich nur ein. well ihm notwendig
Herr F. K. schließt daher seinen geistreichen Artikel mit folgendem„Beispiel": „In allen Betrieben des Konsumvereines „Vorwärts", Reichenberg, sind 321 Personen beschäftigt. Bei 83% Millionen Umsatz könnten 800 Gewerbetreibende mit Familie leben, auch würde Hilfspersonal angestellt werden, je 2 Personen, ergibt zusammen 1800 Personen, die davon leben könnten und dem Staate eine Steuer von 7,872.121 KL einbringen würden. Also hier wäre auch ein Arbeitsbeschaffungsfeld nebst höheren Staats- und Gemeinde-Einnahmen, wenn diese Wirflchaftsgenoffenschasten in Privatbetriebe aufgeteilt würden. Bei einer gewissenhafteren Einsicht in die Staats-Statistik, hätten die Abgeordneten sehen müssen, daß das Gesetz der Gemeinde-Sanierung fast eine Unmöglichkeit in dieser Form darstellt." Die 321 Personen, di« beim„BorwärtS" beschäftigt sind, haben wahrscheinlich keine Familienmitglieder und können mit ihren Familien von der Luft leben. Aber wie kann man bei einem eingeschworenen Haß gegen die Einrichtungen der Arbeiterschaft noch Logst verlangen? Sie sieht also die„ÄriHI" aus, die den Lesern der bürgerlichen Presse vorgesetzt wird! Der„Reichenberger Zeitung " gebührt für die Un- terstützung einer derarfigen Geistlosigkeit tvirklich vollste Anerkennung! B. S.
schien,„führend" und„regelnd" einzugreifen. Fraglich aber ist? ob nach solchen„demokrafischen" Grundsätzen erzogene junge Menschen zu demokratischen Staatsbürgern der Republik werden!
Druckfehler Im„Montagsblatt" Das„Montagsblatt" des Herrn Egon Fischer, das seit Wochen alle Vorbereitungen trifft, mit fliegenden Jnseratenfahnen in daS Lager der Henlein -Industriellen überzugehen, ist recht erbost, weil wir ihm zu scharf auf die Finger sehen. Der schlagendste Einwand freilich, den es gegen unsere Fesfltellung der jungen Liebe zwischen Egon Fischer und Konrad Henlein vorbringt, ist, daß wir einen— Druckfehler zum Ausgangspunkt dieser Feststellungen gemacht hätten. Nicht da»„Montagsblatt" sei schuld an der merkwürdigen Behauptung, daß die gegenwärtigen Regierungsparteien„kaum zehn Prozent" der deutschen Wähler repräsentierten, sondern der Setzerlehrling. Eigentlich, so schreibt, Egon Fischer, hätte es heißen sollen„neunzehn Prozent" (was übrigens auch nicht stimmte, da die deutschm Regierungsparteien von 82 Prozent der Wähler gewählt sind), aber ein unliebsamer Druckfehler habe die neunzehn in zehn Prozent umgefälscht. Man mücht'S kaum glauben, was für mystische Zusammenhänge zwischen der Gesinnungsänderung des„Montagsblattes" und der Finger- fertigkest seines Setzerlehrlings bestehen. Kaum hat Egon Fischer sich umgestellt, flug» greift sein Setzerlehrling daneben... Im zweiten Test seine- Artikels polemisiert dann der Herausgeber des„Montagsblattes" gegen die Ausführungen des bekannten und verdienstvollen Wirtschaftspublizisten H e j d a, der im „Teste Slovo" die Frage der Schuld an der Wirt- schaftsnot im sudetendeutschen Gebiet untersuchte und zu dem Ergebnis kam, daß die Verantwortung für den sudetendeutschen Jndustriefriedhof vor allem diesudetendeuschenAndustriel- l e n selbst treffe. Ganz in das Horn der „Rundschau" stoßmd, entrüstet sich Egon Fischer über diese Feststellungen und belädt mit der Schuld für das WirtschastSelend in den deutschm Gebieten unserer Republik die Koalitionsregierung. Einige Wochen vor der Wahl, als das„Montagsblatt" noch nicht recht wußte, woher der Wind, nach dem eS sich dreht, wehen würde, las mans noch anders. Am 28. März prophezeite Herr Egon Fischer in einer Betrachtung über die denkwürdige Rede deS Generaldirektors P r e i ß in Teplitz : „Wir glauben, daß der dmtschen Industrie heute noch soviel Kraft innewohnt, daß sie wohl eine wirflchastliche als auch eine polittsche Repräsentanz zustandebringt, die sich auch bei der heutige» Machwertellung durchzusetzen in der Lage ist." Wo ist diese polittsche und wirtschaftliche Repräsentanz der sudetendeutschen Industrie, auf die das„Montagsblatt" damals so große Hoffnungen setzte? Steht sie etwa im Lager des Herrn Rosche? Ast es etwa die Kaltstellung dieser„Repräsentanz", die daS„Montagsblatt" nun plötzlich zu Kassandrarufen veranlaßt? Oder war in dem damaligen Artikel Egon Fischers auch ein Druckfehler?...
Tragödie des Arbeitslosen Der 31jährige Waldarbeiter Otto Michel aus Gaischwitz(politischer Bezirk Preßnitz ), der über zwei Jahre arbeitslos gewesen war, hatte dieser Tage wieder Arbett gefunden. Als er am ersten Arbeitstag einm Baum fällen wollte, wurde er von dem stürzenden Baum erfaßt und auf der Stelle getötet.
Erfolg des Chemnitzer Streiks Chemnitz. (AP) Z« dem Streik bei de« Wanderer-Werke«, der durch keine Dementis aus der Welt geschafft werden kann, wird berichtet, daß die Arbeiterschaft Ihre Forderung auf Aufhebung des 15prozentigen Lohnabbaues durchgesetzt hat.. Die Mitglieder der Streikleitung befinde« sich i« Haft.
Italiens Kriegsvorbereltungen Rom. Für die beiden italienischen Kolonien in Ostafrika ist durch königliches Dekret ein einheitliches Lustkommando eingesetzt worden. Die Befehlsgewalt liegt in den Händen des General- gouverneurS d e B o n o, der schon seit Feber dieses Jahres den Oberbefehl über die gesamten Streitträfte in Jtalienisch-Ostastika hat. Der Berichterstatter des.Daily Mail" in Kapstadt meldet, Italien habe in Süd-Afrika bei verschiedenen Firmen und Unternehmem bedeutende Mengen von Fleisch sowie andere Nahrungsmittel besteltt, die aus Süd-Afrika dirett nach den italienischen Ost-Afrika-Kolonien versandt werden« Regierungswahlsieg in Griechenland Volksabstimmung über Wiedereinführung» der Monarchie? Athen . Die griechischen Wahlen sind am Sonntag in vollster Ruhe durchgeführt worden. Die Wahlenthaltung war verhAtnismäßig gering, obwohl die Benizelistm Stimmenthaltung angekündigt hatten. Die Regierung erhielt 70 Prozent aller abgegebenen Stimmen, die monarchistische Gruppe de- Generals Metaxas 100.000 Stimmen, die Kommunisten 60.000. Die Venizelisten stimmten für die kommunistische Partei, die dadurch einen Stimmenzuwachs zu verzeichnen hatte, ohne allerdings ein Mandat zu erlangen. Bo» 800 Sitzen entfielen 287 auf die Regierungspartei. Die Liste des Generals Metaxas konnte nur sieben Mandate erlangen; außerdem wurden sechunabhängige Kandidaten gewählt. Di« Nationalversammlung ist zum 1. Juli einberufen worden. Man hält allgemein dafür, daß sich das Parlament für ein Plebiszit-über die künftige Staats- sorm(Monarchie od. Republik) aussprechen wird, das voraussichtlich im September stattfinden wird.
Stahlhelmftihrer In Schutzhaft Karlsruhe.(DNB.) Der Landesführeit Baden des Nationalsozialistischen deutschen Frontkämpferbundes(Stahlhelm), Dr. Wenzel, hat trotz wiederholter Warnungen in Mitgliederversammlungen in zersetzender- und staatsfeindlicher Weise(!) Persönlichkeiten und Einrichtungen der Bewegung und de- Staates angegriffen. Ex wurde in Schutzhaft genommen.
Tagung des Bundes der Kriegsverlettten in Troppau Pfingstsamstag und Sonntag hielt der Bund der Kriegsverletzten, Sitz Reichenberg, in Troppau seine Bundestagung ab, die sehr stark beschickt war und an der Genoffe Abg. H e e g e r»Jägerndorf für die deuflche sozialdemokratische Arbeiterpartei und für die Zentralgewerkschaftskommission teilnahm. Weiters waren eine ganze Reihe Gäste von befreundeten Organisationen, wie Dr. Shchrava für-ie Internationale Arbeitsgemeinschaft der Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmerverbänd« mit dem Sitze in Genf , die Vertreter der Organisationen der tschechischen Kriegsbeschädigtenverbände usw. anwesend. Vertreten, waren durch Delegierte gegen 40.000 organisierte deutsche Kriegsbeschädigte. Die Berichte wurden einstimmig genehmigt. Frettag fanden Vorberatungen statt; Samstag wurden die organisatorischen und Sonntag die sozialpolitischen Fragen behandelt. Samstag abends fand ein Begrüßungsabend mit einem bunten Programm statt. Die Neuwahl deS Bundesvorstandes erfolgte einstimmig. Zum ButtdeSobmanne wurde Rechtsanwalt Dr. Pfeifer, zum Zahlmeister Direktor Luniak und zum Schriftführer Generalsekretär Leppin-Reichenberg gewählt. In der sonntägigen Tagung wurden die der Tagung vorgelegenen Resolutionsanträge eingehend begründet und von den anwesenden Vertretern einstimmig angenommen. Diese Resolutionsanträge hatten zum Inhalte die Versorgungsfragen der tschechoflowakifchen Kriegsbeschädigten, di« Stellungnahme zur Friedensfrage und die Zusammenarbeit mit den anderen Kriegsbeschädigten« und Kriegsteilnehmer-Organisationen. Die Tagung selbst nahm einen würdigen und einmütigen Verlaus. Begrüßungstelegramme wurden an den Herrn Präsidenten der Republik, an die Minflter Dr. Czech und Dr. Spina und a« den neuen Fürsorgeminister Jng. Rekas abgesandt.