Seite 2 Sonntag, 16. Sinti 1935 «r. 140 und es zieht in der Person der Arbeiterinspek- tionsassistenten Kräfte aus der Reihe der Beleg« schäft selbst zur aktiven Mitwirkung an der In­spektion heran. Durch die Ausdehnung der Zustän­digkeit der Bergbauschiedsgerichte auf die Bagger­arbeiter wurde ein langjähriger Zustand der Rechtsunsicherheit dieser Arbciterkategorie aus der Welt geschafft. Aber neben diesen unmittelbar den sozialpo­litischen Bedürfnissen entspringenden Gesetzge­bungswerken wurden unter der Amtsführung de- Genossen Czech auch auf anderen Gebieten Fort­schritte verwirklicht. Ein Gesetz gegen Umtriebe bei öffentlichen Lieferungen gab durch scharfe Strafbestimmungen, aber auch durch Ausschlie­ßung der Firmen, die sich Verfehlungen zuschulden kommen ließen, von der Vergebung dem Staate I Waffen gegen di« Korruption in die Hand. Ein I I. (R. F.) Nach der Ablehnung der Krisen­initiative in der Volksabstimmung vom 2. Juni steht das arbeitende Volk der Schweiz mehr denn je vor der Frage, welche Schritte getan werden können, um die soziale und politische Reaktion ab- zuwehren und um den Weg aus der Krisennot zu finden. Die Lage hat sich aber auch für die schweize­rische Bourgeoisie nach dem 2. Juni keineswegs vereinfacht. Gerade jetzt hat der Fall der Bas­ler Handelsbank dem ohnehin schon sehr ramponierten Ansehen der Hochfinanz(also des Zentrums der Reaktion) einen neuen Stoß versetzt. Vor allem wird os manchem Kleinbür­ger zu denken gegeben haben, der, erschreckt durch die Kassandrarufe der Finanzpresse, ein Nein in die Urne geworfen hatte: daß die Basler Han­delsbank während der nächsten zwei Jahre keine Guthaben von über fünfhundert Franken auszahlen wird. Das bedeu­tet die Beschlagnahme vieler Hunderter kleiner Sparervermögen, über derenbolschewi­stischen Charakter" in der besagten Finanzpresse allerdings kein Wort zu finden ist... Jedenfalls: die Krise geht weiter. Und die Gefahr einer Verschärfung wächst. Denn alle schweizerischen Großbanken, soweit sie nicht schon frühersaniert" worden sind, partizipieren an den im Dritten Reich festgefrorenen Milliarden. Und wenn das Mißtrauen des Publikums'in einen Run umschlagen sollte alle schweizeri­schen Großbankaktien müssen auf der Börse künstlich gehalten werdenI dann zerbricht das schweizerische Bankensystem und mit ihm die Achse, um die sich die ganze schweizerische Wirt« sch»H-dreht. So wird die Unfähigkeit und der Verfall des heutigen Kapitalismus zu einer öffentlichen Ge­fahr. Und deshalb ist es die geschichtliche Aufgabe der Arbeiterbewegung» von der bloßen Kritik an der bestehenden Gesellschaftsordnung überzugehen zur konstruktiven Erneuerung von Staat und Wirtschaft, die die Befreiung von den Mächten des Finanzkapitals und damit die Ueberwindung der Krise bringt. Diese Aufgabe stellt sich der Plan der A r b e i t, der vom Verband des Personals öffent­licher Dienste ausgearbeitet und von der sozial­demokratischen Partei der Schweiz angenommen worden ist. Sein Inhalt, der im Folgenden kurz Gesetz über die gemeinnützigen Gaswerke sicherte diesen Unternehmungen rechtliche Vorteile und finanzielle Begünstigungen. Eine Notverordnung über Maßnahmen in der Elektrizitätswirffchaft suchte die Energieversorgung ökonomischer zu ge­stalten und wirkte auch auf die Verbilligung der Strompreise hin, wobei die Interessen der Ange­stellten und Arbeiter voll gewahrt wurden. Nicht diel länger als ein Jahr hat Genosse Dr. Czech unter den größten politischen und sach­lichen Schwierigkeiten das so überaus wichtige Amt verwaltet. Er hat in dieser kurzen Zeit dau­ernde Spuren seiner Wirksamkeit zurückgelaffen, die immer von sozialdemokratischer Arbeit zeugen werden. Am 19. Mai haben die Wähler die Be­deutung dieser Tätigkeit verkannt. Aber sie wirkt weiter und der Tag wird kommen, da sie auch po­litische Früchte tragen wird. dargelegt werden soll, charakterisiert sich dadurch, daß er weniger die einzelnen Maßnahmen, als die organisatorischen Voraus­setzungen der notwendigen Neuen Politik enthält. Was die Arbeiterbewegung der anderen Länder am meisten interessieren wird, sind die grunsätzlichen Leitgedanken, die der Plan enthält und die insofern inter­nationale Geltung hal'en, als ihre Problemstellung in allen altkapitalistischen Län­dern dieselbe ist. II. Der er sie Leitgedanke des Plans der Arbeit besteht in der Erkenntnis, daß es heute, bei den bestehenden Kräfteverhältnissen, niemals eine gewaltsame Revolution zur Verwirklichung einesVollsozialismus", sondern nur die de­mokratische Sammlung einer antikapitalistischen Volksmehr­heit als Bündnis aller Teile des arbeiten­den Volkes möglich ist. Die Ziele, die eine solche Volksmehrheit sich stellen kann, liegen in der Rich­tung einer krisengeschützten Plan­wirtschaft, wobei das Privateigentum nur soweit zu beseitigen ist, als es sich um finanz­kapitalistisches Ausbeutungseigentum handelt. Der Staat mutz die Kommando höhen der modernen Wirtschaft in Besitz nehmen: die Groß­banken, die großkapitalistischen Versicherungs­anstalten, die monopolisierten Industriezweige, die Rüstungs- und die Baustoffindustrie. Zu den monopolisterten Industriezweigen ist vor allem die Aluminium« und die chemische Industrie zu rechnen. Durch die Bildung dieses verstaatlich­ten Sektors ist die Macht deS FinktitM^ pitals gebrochen. Der Staat beherrscht die Kredit­quellen, und damit die gesamte Investiti­onstätigkeit, die monopolisierten Indu­strien, und damit die Zentren der Preisbil­dung. Das genügt, um in der gesamten Wirt­schaft den Forderungen einer krisenfreien Plan­wirtschaft Geltung zu verschaffen. Di« Uebernahme der in den verstaatlichten Sektor gehörenden Wirtschaftszweige geschieht nicht durch Enteignung der Aktien, sondern durch die Ausgabe von dem Staat übereigneten Stimmrechtstiteln. Damit soll ver­mieden werden, daß das Großkapital die dielen Kleinaktionäre gegen den Staat mobili­sieren kann. Die Stimmrechtstitel sichern dem Staat die Herrschaft über die Unternehmenslei­tung. Die Kleinaktionäre, die auf die Politik der Unternehmung niemals Einfluß gehabt haben, werden gegen diese Umstellung um so weniger etwas einwenden, als ihnen auf ihre Aktien ohne weiteres eine Verzinsung zugesprochen wer­den kann. Alle übrigen Wirtschaftszweige bilden den privat wirtschaftlichen Sektor. In diesem bleiben die Besitzverhältnisse unberührt, dagegen werden neue Organisationen geschaffen, die die Privatinitiative zugunsten der Planwirt­schaft beschränken. Die einzelnen Industriezweige werden zu Jndustrieverbänden zu- sarmnengeschlossen, der Vertreter der Betriebslei­tungen(nicht der Verwaltungsräte I) der Gewerkschaften und des Eidgenössischen Industrie­amtes angehören. Diese Jndustrieverbände setzten auf Grund der mittlerenSelbstkosten die Preise fest, erstatten Gutachten über die Schließung bestehender und die Errichtung neuer Produktionsanlagen, über die Anwendbarkeit neuer Bettiebsmethoden usw. Die oberste Ent­scheidung liegt beim Eidgenösischen Jndustrieamt. Die Handwerkszweige werden analog den Jndustrieverbänden organisiert. An ihrer Spitze steht daS Eidgenössische Gewerbeamt. Für die Ausübung eines Handwerks ist die Ab­solvierung einer staatlichen Fachprüfung notwendig. Dem Gewerbe ist die Ausführung aller Reparatur- und sonstigen Arbeiten Vorbehalten, die nicht mit größerem vollswirtschastlichem Vorteil im Großbetrieb ge­leistet werden können. Der Kleinhandel wivd in Verbände zusammengeschlossen, denen auch die Warenhäu­ser und Konsumgenossenschaften angehören,-die aber im übrigen selbständig blei­ben. Bezüglich der Aufgaben dieser Verbände gel­ten die bei den Jndustrieverbänden dargelegten Grundsätze. Auch die Führung eines Kleinhan­delsgeschäftes ist an das Bestehen einer Fachprü­fung gebunden. An der Spitze steht das Eidge­nössische Handelsamt. London . Die gesamte Presse der englischen Hauptstadt gibt in ganz großer Aufmachung eine Reuter-Meldung wieder, wonach China dringende Vorstellungen bei den Westmächten wegen der kürzlichen Ereignisse in Nordchina erhoben habe. Die chinesische Regierung beklagt sich, daß da» Vorgehen der japanischen Militärbehörden eine flagrante Verletzung des Neunmächte-Vertrages darstelle, in welchem Japan und die anderen in- teressierten Mächte sich dazu verpflichtet haben, die Unversehrtheit der chinesischen Republik zu beachten. In diesem Zusammenhang sprach auch am vergangenen Freitag erneut im britischen Außenministerium der chinesische Botschafter in London , Quotaitschi vor, nachdem er in den letz­ten Tagen bereits eine diesbezügliche Erklärung abgegeben hatte. In Folge dieser Demarche ist die britische Regierung mit jenen Mächten, welche denVer­trag der Neun" unterschrieben haben, in Verbin­dung getreten. Der Außenminister Sir Samuel Ferner enthält der Plan Bestimmungen über die Boden-undBaupolitik(inSbe- so ndere die Erweiterung des Expropriationsrech­tes), über den Fremdenverkehr(ins­besondere Umwandlung einer entsprechenden An­zahl Hotels in Volkserholungsheime) und über die Sozialpolitik, wo ein Eidgenössi­sches Lohnamt über die Durchführung sozialer Bestimmungen wacht, die allen modernen Anfor­derungen entsprechen. Die Bestimmungen über die Landwirt­schaft, die naturgemäß auf die besonderen Ver­hältnisse in der Schweiz zugeschnitten sind, inter­essieren besonders durch die Festlegung der Verschuldungsgrenze auf den Ertragswert, die dadurch gesichert wird, daß der Staat auf alle zum Verkauf gelan­genden Grundstücke das Berkaufsrecht zum Er­tragswert besitzt. Dadurch wird jede spekulattve Verschuldung und jede Güterschlächtereri ausge­schlossen. Die Güter, die der Staat im Besitz hat, werden im freien Erbpacht recht an tüchtige landwirtschaftliche Ar­beiter vergeben, wobei jede erbhofmäßige Bindung an die Scholle" ausgeschlossen ist. III. Dies ist der organisatorische Rahmen de? Plans, in dem die Fragen der Gutschul- d u n g von Landwirtschaft, Gewerbe und Klein­handel(die grundsätzlich individuell durchgefühtt wird), die Frage der Herabsetzung der Laden- und Werkstattmieten, der technischen Fort­entwicklung der Wirtschaft üsw. dank der neuen planwirtschaftlichen Möglichkeiten die Lö­sung finden können, die heute vergeblich gesucht wird. Der Plan der Arbeit bringt noch nicht den Sozialismus. Aber er bringt die kampfgemein- schaft aller werktätigen Schichten für gemeinsame, antikapitalistische Ziele, durch den Sturz des Fi­nanzkapitalismus die fascistische Ge­fahr überwindet, allen Werktättgen Brot und Arbeit sichert und damit den Weg zu einer weiteren gesellschaftlichen Vorwärtsentwick­lung frei macht. Hoare wird in der montägigen Sitzung des Un­terhauses Aufklärung über die Stellungnahme der britischen Regierung zu den Ereignissen in China erteilen. Japanische Kampfvorbereitunsen Mit Genehmigung des japanischen Kriegs­ministeriums wird in Mulden ein SchutzkorpS zur Aufstellung kommen, das die Aufgabe hat, die Peking -Tientsin -Mukden -Eisenbahnlinie zu überwachen. Es wird ihm eine Flugzeugstaffel der japanischen Bombenflugzeuge und eine Ab­teilung leichter Artillerie angegliedert werden, die heute hier eintrifft. DaS SchutzkorpS soll be­reits in der nächsten Woche seine Tätigkeit auf­nehmen. In Shangaikwang sind am Freitag sechs japanische Zerstörer eingelaufen, die dortselbst Anker geworfen haben. Außerdem hat auf Veran­lassung des japanischen Marineministeriums eine Torpedobootflottille den Kriegshafen Sasebo ver­lassen und ist nach Tschifu ausgelaufen. Der schweizerische Plan der Arbeit Chinesische Beschwerde an die Grossmächte 46 Roman von Emil Vachelc,1 Deutsch von Anna Aurednltek Deshalb sagte er:Die Frau Maschin hat schon keinen Mann, meine Lieben. Sie ist Witwe. Hahaha! Die Witwe eines lebenden Verstorbenen. Ihr Gatte hat sie sattbekommen und hat sich in Ungarn wiederverheiratet." Herr Aschner war mit seiner Rede noch nicht zu Ende und wußte, welche Gemeinheit er be­gangen hatte. Aber es war schon zu spät. Er er­schrak entsetzlich, verscheuchte die Frauen, die ihn umringten, um von ihm Näheres zu erfahren, und lief davon. Unten an der Treppe wurde er von einer majestätischen Frauengestalt angehalten,.^kom­men Sie mit mir", flüsterte sie. Pfui, schämen Sie sich, eine alte Frau und..." Gehen Sie, Sie Schwätzer. Ich will nicht behaupten, daß vor zwanzig Jahren ein so fescher Mann keinen Eindruck auf mich gemacht hätte. Aber ich will nicht für mich sprechen, sondern für sie." »Für wen?" Für Frau Maschin, Sie Dummerchen. Sie haben sie doch lieb?" Wer sind Sie?" Sie werden es gleich erfahren. Ich will Ihnen nur gleich sagen, daß ich der Frau Maschin schon längst aus den Karten gelesen habe:Ein Mann wird Sie verlassen, aber ein andrer gleich an seine Ste"e treten." Kommen Sie mit mir, ich will es Ihnen erklären."' Herr Aschner war völlig verwirrt und folgte ihr wie ein Schaf. Als sie die dunkle Stube be­traten, sprang ihm ein Tier mit großen, wilden, aber schwermütigen Augen an den Hals. Fürchten Sie sich nicht; das ist mein Mcdo und ich bin die schwarze Kathi. Sie haben vor einigen Minuten nicht sehr vernünftig gehandelt, aber es läßt sich wieder gut machen. Sie tun mir leid. Ich schlage Karten auf, denen Frau Maschin glaubt; und ich will es so einrichten, daß die Kar­ten... Sie verstehen?..." Hm," hüstelte Herr Aschner,was wird das kosten?" Aber gehen Sie, wer wird denn jetzt davon reden..." und sie versetzte ihm schäkernd einen Schlag auf die Hand. In seiner kleinen Küche lief Beinsteller wie wahnsinnig auf und ab. Loisis hatte ihn noch nie so erregt gesehen, und die Vermutung stieg in ihr auf, er sei in Sorge um das rätselhafte Fräulein Sophiechen". Eine wilde Angst erfaßte sie und sie sagte:Ich möchte jetzt aber wissen, Ferdl, was mit uns beiden wird." Ich bitte dich, Loisis, gib schon Ruh was soll denn überhaupt geschehen und wen meinst du mft uns beiden"?" Na, uns beide, dich und mich. Du glaubst doch nicht, daß ich gelitten habe» um mich jetzt da­für beschimpfen zu lassen. Na» mein Junge, ich habe mir alles gut überlegt. Zwischen uns ist jetzt ein großes Geheimnis, bei welchem dein Hals im Spiele steht. Nun höre: Entweder schweige ich wie ein Grab oder ich gehe zum erstbesten Wachinann und sage:Wollen Sie etwas Lustiges vom Ferdl Beinsteller hören?... Du kannst dir aussuchen, waS dir lieber ist, Ferdl. Teilst du mit mir, dann schweige ich wie ein Grab, wenn du mich aber nicht heiratest, gehe ich zum Wach­mann." Beinsteller wollte sich mit einem Scherz aus der Patsche ziehen. Du tust mir leid, Loisis, wenn du auf mich Absichten hast. Mir will's nicht in den Kopf, daß eine so junge, hübsche, patente Person an mir abgetakeltem Kerl Gefallen gefunden hat." Mein Süßer, es ist eine rein geschäftliche Angelegenheit", sagte Loisis eisig.Mir ist'S völlig schnuppe, ob du«getakelt oder flott bist. Die Hauptsache ist, daß du ein genügend volles Porte­monnaie hast." Ich mache dir einen Vorschlag, Loisis, ich schenke dir das Portemonnaie." Du wirst mir die Hälfte deiner Einnahmen geben, und damit du mich nicht bemogeln kannst, wirst du mich heiraten. Kannst wählen: Ich oder der Galgen." Die Wahl fällt mir nicht schwer, Loisis; ich will natürlich den Galgen. Aber wir wollen verrtünftig miteinander reden, wie gute alte Ka­meraden."' Ich möcht' auch drum bitten," brummte Loisis. Schau her, Loisis» du bist das Opfer einer Täuschung. Ich bin kein Spion und will damit nichts zu schaffen haben. Ich könnte dir ja sagen, ich weih nicht, wie es in meine Bude kam. Ich könnt' auch mit dir zum Wachmann gehen, wo man mich hundertmal verhören würde und mir doch nichts beweisen könnte. Es ist ein gewalti­ger Unterschied, ob man jemanden mit den Fetzen in der Hand erwischt, wie es bei dir war, oder ob man etwas im Quartier eines Menschen findet, der eingesperrtsitzt und dem zwei Geheime den gan­zen Krempel durchsucht haben, ohne auch nur eine Stecknadel zu finden. Ich könnte auch den Spieß umdrehen und sagen, du hältst es mit einem Feldwebel. Stell' dir nur vor, wie man sich in diese Geschichte verbeißen würde. Dann würdest du länger eingesperrt sitzen als ich. Aber ich bin wirklich dein Kamerad, Loisis, und will dir die Wahrheit sagen. Ich habe die Sachen einem Offizier in Zivil gestohlen. Ich war im guten Glauben, daß es Geld ist. Dann hab' ich es jemandem übergeben, damit er es für mich auf­bewahrt, und ich weiß überhaupt nicht, wie es hergekommen ist. Das muh ich erst erfahren. Aber wie es auch ausfallen wird: Geld schaut da­bei nicht heraus. Hab' ich's erst wieder in der Hand, will ich es fein einpacken und es geheim inS Ministerium schicken. Und Schluß." Loisis wurde nachdenllich:Wär's nicht schade darum, Ferdl?" Warum schade?" Es hat doch gewiß einen großen Wert, wenn man darauf so versessen ist. Weshalb soll man es verschenken? Ich tat es nicht an deiner Stelle. Ich möchte den Herren schreiben: Erlegen Sie dort und dort eine Million, dann können Sie die Sache haben." Ja, und man wird dich dabei erwischen. Du bist überhaupt furchtbar verderbt, Loisis. Warum sollte ich solche Sachen machen? Es han­delt sich doch um unsere Republik !" Loisis senkte den Kopf.Und was wird mit mir?" fragte sie dann. ,Ljch habe das Leben gründlich satt. In letzter Zeit habe ich so ein Pech, Ferdl, davon hast du keine Ahnung. Warum willst du mich nicht beiraten?" Weil ich ein geborener Junggeselle bin." Nachdem Lotfis gegangen war, blieb eine Stunde alles still. Beinsteller trat an das Fenster, das auf die Pawlatsche führte. Sein Herz schlug' wie eine Glocke. Eine festliche Stimmung hatte sich seiner bemächttgt. Der große Augenblick sei­nes Leben» rückte heran. Er wußte, daß jetzt die kommen würde, die er demütig erwartete. Von der Tür der Chalupa nahten Schritte. Schüchterne, leise, bescheidene Schritte, ganz an­ders als die der Nachbarsleute. Beinsteller wußte, daß sie es war. Sein Herz erbebte. Ein langer Schatten schwebte über die Pawlatsche, ein langer, vünner Haubenstock neigte sich über den Hof. Dec Kopf reichte scheinbar bis zu den Sternen. Beinstellers Herz arbeitete heftig. Er be­kreuzigte sich, schritt mit dem rechten Fuß über die Schwelle und schlich mit geübter Leichtigkeit hinter dem Schatten her. Sie waren jetzt bei der pompejanischen Szenerie der Bauplätze angelangt. ^Fortsetzung folgt.)