Nr. 145 Sam-tatz, 22. Fmrl 1935 Seil« 7 Bor allem mutz die Regierung den Menschen in den ärmsten Gebieten Arbeit geben. Not und Hunger sind die Haupt» quellen des Erfolgs Henleins. Den Men­schen zu zeigen, so schließt Foustka, datz ihnen die Republik ohne Henleins Verdienst hilft, heiht die Wurzeln der Heimatfront zu vernichten. Darum schnell I n v e st i t i o n s a r b e i t e n. Die. mutige und gut informierte Broschüre des tschechischen Publizisten kommt in einem ge­eigneten Zeitpunkt. Die neue Regierung, das neue Parlament, werden sich mit der SHF beschäftigen müssen, die tncht eine Angelegenheit allein der Deutschen , sondern ein Staatsproblem, und nicht das unwichtigste, ist. Tie Frage mutz politisch und tvirtschaftlich gelöst werden, politisch und wirt­schaftlich zugleich. Nur dann, wenn Henleins poli­tisches Doppelspiel nicht verfängt, sein wirtschaft­licher Terror auf harten Widerstand stötzt und in den deutschen Gebieten d je administra- tiven und wirtschaftlichenMaß- nahmen unternommen werden, die der demokratischen Bevölkerung ihren Kampf gegen die He im a t- front erleichtern, kann der Gefahr begegnet werden, deren sich noch heute nicht alle Tschechen ganz bcwuht sind. Auf diese Gefahr neuerlich hingewiesen zu haben, ist ein Verdienst der Broschüre Dr. Foüstkas. F. Eintägiger Generalstreik In Lodz Warschau . Die polnische sozialistische Par­tei in Lodz faßte den Beschlutz, am 28. d. M. im Lodzer Judustrierevier zum Zeichen des Protestes gegen die geplante Wahlreform einen eintägi­gen Generalstreik zu proklamieren. Italien wirbt chinesische Kulis an für Straßenbauten in Somali-Land Hongkong . Emissäre der italienischen Re­gierung werben eifrig Arbeiter im Distrikt von Tschiutschau in der Provinz Kwantung an. Wie verlautet, sollen diese Arbeiter nach dem Somali- Land verschifft werden, wo sie Stratzenbauten durchführen würden. Der italienische Konsul in Hongkong hüllt sich diesbezüglich in Schweigen. FREIHEIT InformationsdienstKreisturnfest Bezirksobmänner, Achtung! Wir ersuchen Euch, in der Presse folgendes drkanntzugrben. Wann und von wo ab fahren die Sonderzüge. Auf welchen Stationen halten die Son­derzüge? Für welche Vereine, bzw. Teilnehmer ist der betreffende Sonderzug berechnet? Die Verlaut­barung hat womöglich in der M i t t w o ch-, bzw. DienStagzeitung des jeweiligen Gebietes zu ge­schehen, damit die Vereine und auch die Festleitung Klarheit haben. Die Bezirksleitungen haben gleichzeitig in der Parteipresse zu veröffentlichen, wann und in welchem Orte(Platze) sich die Radfahrer zum Kreis­fest sammeln. Wer der Leiter ist. Wir veröffentlichen in der Mittwochnummer die Sammelplätze der Halb­kreise sowie die Namen der Leiter. Wir machen jedoch schon heute aufmerksam, datz die Ankunft der Bezirksstaffeln in Teplitz wie in Bodenbach späte­stens um 8 Uhr stattfinden mutz. Von dort erfolgt die gemeinsame Abfahrt nach Aussig . Kassiere: Die nach fälligenDauer« karten für Kinder wie für Erwachsene werden den Vereinen mit den Ouartierkarten zugeschickt. Quartierkarten erhalten die Vereine soviel, als Teil­nehmer für Quartiere gemeldet wurden, Festteil­nehmer, welche nach Aussig kommen und keine Quar­tierkart« besitzen, müssen. sich sofort in der Haupt­guartierkanzlei melden. Ohne Quartierkarte ist der Zutritt tu die Maffenquartieve verboten. Achtung! Dauerkarten für alle Veranstaltungen sind zum Preise von XL 7. für Erwachsene(ist 80% Ermässigung) und Kd 2. für Kinder, im Kreissekretariate, Bahnhofsplatz I, erhältlich. Ich will jedem von Euch die Chance gebe«, alsünbekannter Sol­dat" mit vaterländischen Ehren begraben zu werden..." Mattlt beim Prinzregenten Paul KoalltlonsKabinett der alten politischen Parteien oder neutrales Kabinett Zlvkovtt Belgrad. Prinzregent Paul hatte am Freitag vormittag informative Besprechungen mit führenden polltischen Persönlichkeiten. Der Füh­rer der vereinigten Opposition, der Kroate Dr. M a i e k, wurde eigenS nach Belgrad berufen und ist nm 16 Uhr vom Prinzregenten in Audienz empfangen worden, die zweieinhalb Stunden dauerte. Nachher konferierte Dr. Makek mit dem Kriegsminister Z i v k o vi k, fer­ner mit D a v i d o v i k, dem Führer der oppo- sitioncllrn demokratischen Partei, und dem Füh­rer der serbischen Landwirtepartei I o v a n o v i ü. In Agram hat man die Berufung Dr. Ma- kekS nach Belgrad mit Befriedigung ausgenom­men, weil dem Führer der kroatischen Bauern­partei nach sieben Jahren Gelegenheit gegeben wird, in direkter Fühlungsnahme mit dem Re­präsentanten der Krone die Wünsche des kroati­schen BolkeS darznlegen. In Belgrader politische« Kreisen nimmt man an» daß der bisherige Finanzminister Stoja- d i n o v i k mit der Bildung eines Koalittonskabi- nettS betraut werden wird, an dem sich außer der bisherigen Regierungsmehrheit die R a d i k a- len, die slowenische VolkSpartei und die bosnischen Mohammeda­ner beteiligen sollen. Falls diese Kombination scheitert, käme eventuell auch eine Wiederernrn- nung deS Kabinetts I e v t i k in betracht. Dr. Makek erklärte, die neue Regierung werde entweder eine Regierung der nationale« Konzentration mit Minister Stojadi- n o v i k an der Spitze oder eine neutrale Regie­rung unter dem Vorsitze ZivkovikS sei«. Die Oppositton fordert» daß die bürgerlichen Frei­heiten erneuert und daß Neuwahlen ans Grund einer geheimen Abstimmung dnrchgeführt werden. Hichl Flucht, sondern Mord Ein letzter Brief von Husemann (Sopade.) Am 15. April ist Fritz H us e- m a n n, der frühere Reichstagsabgeordnete und Vorsitzende des Deutschen Bergarbeiterverbandes »auf der Fulcht" erschossen worden. Lässt der Ge­brauch dieser Formel durch amtliche Organe deS Dritten Reiches bereits im Normalfall erkennen, dass es sich um nichts anderes als um Mord handelt, so ist diesmal sogar em indirekter Nach­weis dafür möglich. Am 11. Avril schrieb Huse­mann, wie sein in Amerika lebender Sohn mit­teilt, aus dem Gefängnis in Bochum folaenden Brief an seine Familie: Bochum , 11. April 1838 Liebe Mathilde! Ich danke Dir, dass Du meinem Wunsch, nicht mehr nach hier zu kommen, entsprochen hast. ES ist so besser, denn wir haben beide so schwer genug zu tragen. Morgen werde ich nun mit dem ge­wohnten Gleichmut nach Esterwege gehen bzw. da­hin gebracht werden. Werde mich auch bemühen, mich in die dort herrschende Ordnung einzufügen. Da ich Soldat war und auch sonst Ordnung ge­wöhnt bin, so dürste mir dieses schon gelingen. Ich denke, daß man nichts Unmenschliches von mir verlangt und Rücksicht auf mein Alter nimmt. Be­trachte, bitte, die Dinge mit der grötzten Ruhe. Wir wollen beide da» tragen, was uns das Schicksal auferlegt hat. Biel Schweres haben wir in den bald 87 Jahren unseres Zusammenlebens getragen. Warum sollte uns dies auch jetzt nicht gelingen. Geh« Deiner Arbeit nach, denn es wird Dir dar­an, bei meiner Abwesenheit, nicht fehlen. Beschäf- tige Dich weiter mit unseren Enkelkindern, die Dir ja immer mit großer Liebe entgegenkommen, da­durch wird Deine Zeit ja genügend auSgefüllt werden. Hoffentlich sehen wir unS in nicht all zu ferner Zeit wieder. Ich grüße Dich, di« Kinder und die Enkel­kinder herzlichst Dein Fritz." Dieses erschütternde Dokument ist in jeder Silbe echt und wahr. So schreibt niemand, der die Absicht hat, sich schwerbewaffneten und zu je­der Tat fähigen Menschen durch die Flucht zu ent­ziehen. Bor allen Dingen nicht, wenn er 61 Jahre als ist und trotz aller Enttäuschungen an die Menschlichkeit deS Gegners und sein« baldige Frei­heit glaubt. Ebenso eindeutig sind die inzwischen fest­gestellten Tatsachen über die"näheren Umstände des Mordes. Am 12. April wurde Husemann aus dem Gefängnis in Bochum nach Esterwege ab­transportiert. Aber schon am 13. morgens wurde er in das Kreiskrankenhaus Soergel in Olden­ burg eingeliefert. Die amtliche Nachricht sagt: »Bei der Flucht während der Arbeit im Moor erschossen". Husemann ist aber nie in das Lager eingeliefert, sondern bereits auf dem Transport dorthin ermordet worden. Es liegt keine Bescheinigung von ihm vor, dass er überhaupt Lagerkleidung in Empfang genommen hat. Da auch seine eigene Kleidung keine Schutzlöcher oder Blutflecke auf­weist, so ist anzunehmen, datz man ihn schon in der ersten Nacht überfallen und erschlagen hat. Trotzdem er an den erlittenen Mißhandlungen erst am 15. April morgens gegen 2 Uhr gestorben ist, also fast 48 Stunden nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus, wurde die Familie erst nach dem Tode unterrichtet! Die Leiche bekam sie nicht zu sehen. Auch Versuche, vom Krankenhaus etwas Näheres über die letzten Stunden HusemannS zu erfahren, blieben ohne Erfolg. Der in Amerika lebende Sohn Husemanns, dem die»Sopade" die vorstehenden Mitteilungen verdankt, bekam auf seine Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft in Bochum lediglich die Ant­wort, datz sie zuständigkettshalber dem Staats­anwalt in Osnabrück überwiesen worden wäre. Die österreichische Legion reaktiviert Wien . Wie die Wiener Abendblätter aus München melden, wurde die Oefterreichisch« Legion wieder gesammelt, neu uniformiett und ausgerüstet. Sie ist hauptsächlich in Bad Aib­ ling konzentriert, wo die österreichischen Legionäre militärische Uebungen abhalten. Eisenbahnunglück in Süddeutschland Ludwigshafen . In der Nacht zum Donners­tag fuhr um 0.40 Uhr im Hauptbahnhof Ludwigs­hafen der aus Richtung Neustadt einsahrende Per- sonenzug 280 auf eine im Einfahrtsgeleise hal­tende Rangierabteilung auf. Die Lokomotive, der Gepäckwagen des Personenzuges und ein Güter­wagen der Rangierabteilung entgleisten. Dabei wurde der Zugsführer Johann Steiger aus Ludwigshafen getötet. Sieben Re i« sende und ein Rangierbeamter wur­den verletzt. Zwei Reisende und der Rangier­beamte wurden ins Städtische Krankenhaus ge­bracht. Die übrigen Verletzten konnten sich nach Hause begeben. Der Unfall entstand dadurch, datz di« Einfahrt für den Personenzug versehentlich freigegeben worden war, bevor das Einfahrtsgeleis von der Rangierabteilung geräumt war. Es ent­stand erheblicher Fahrzeugschaden. Lyon . Der Schnellzug Grenoble Paris ist in der Nacht zum Freitag im Bahn- hpfe von St. Andrt-Legaz mit einem- terzugzusammengestotzen. Zwei Wag­gons deS Schnellzuges entgleisten. Durch einen aussexordentlichen Zufall wurde kein Reisender verletzt. Der Sachschaden ist hingegen bedeutend. * Rio de Janeiro . Infolge dichten Nebels stie­ssen am Freitag-Morgen zwei Vororte­züge der brasilianischen Zentralbahn in einem Aussenbezirk Rio de Janeiros zusammen. Bei den: Unglück wurden drei Personen getötet und etwa 20 verletzt. Durch den Zusammenstoss der beiden Züge trmrden die Geleis« so blockiert, datz sämtliche von außerhalb kommenden Vororte­züge stuf der Strecke liegenbleiben mutzten. Di: Betriebsstörung löste lebhafte Proteste der Fahr­gäste aus, die zur Arbeit in das Innere der Stadt fahren wollten. Auf einem Vorortbahnhof ver­suchte die Menge den Bahnsteig zu stürmen, so datz die Polizei eingreifen und Ordnung schaffen musste. Flugzeug rammt ei» Auto LoS Angeles . Bei den zur Zeit in der Um­gebung von Los Angeles stattfindenden Luftmanö- vern amerikanischer Luftstreitkräfte ereignete sich am Donnerstag«in schweres Unglück. Bei den Landung-manövern rast: eines der Armceflug- zeüge in ein Auto. Die Insassen, ein. dreiköpfige Familie, wurden ge­tötet. Bon der Mannschaft des Flugzeuges wurden drei Fliegerverletzt. Einer vo>' ihnen schwebt in Lebensgefahr. Raubmord oder Selbstmord? Böhm.-Budweis. Auf einer Waldlichtung unterhalb deS Schöningcr in Südböhmen wurde am Donnerstag nachmittags in einer Felsvertie­fung die Leiche eines unbekannten Mannes aufgefunden, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung be­fand. Die Identität des Mannes konnte aus die­sem Grunde nicht festgestellt werden. Unweit. e». Leiche lag ein hingeworfrncr Trommelrevolver so­wie ein brauner Hut. Die"Leiche des Mannes war bloss zum Teile bekleidet, so fehlte vor allem das Schuhzeug sowie anderes Kleidungszubehör. Die Gendarmerie untersucht, ob eS sich um einen Raub- oder um einen Selbstmord handelt, Ueber das Auffinden der Leiche im Walde verbreiteten sich rasch Gerüchte und Schreckensnachrichten, bi. davon sprachen, datz mehrere Ausflügler im Wald? ermordet worden seien. Diese Gerüchte zeigten sich allerdings sofort gegenstandslos.. Eine Stimme zuviel Paris . Ein in den Annalen des französi­ schen Parlaments einzig dastehender Zwischenfall ereignete sich Donnerstag abend in der Kammer. Ein junges Mädchen liess sich von einer Zuschauer­galerie an einer Säule in den Sitzungssaal her­abgleiten und nahm zum allgemeinen Erstaune» der Deputierten in der ersten Bankreihe neben dem »abhängigen Sozialisten Varenne Platz, von wo aus es dreimal mit lauter Stimme nach dem Kam- merpräsidium rief:»Herr Bouissonl Herr Bouis» son!" Di« Saaldiener nahmen sofort das junge Mädchen fest, das sich ohne Widerstand aus dem Sitzungssaal und auf das nächstgelegene Polizci- kommfffariat führen liess. Beim Verhör vor b'.r Polizei stellte sich heraus, daß es sich um ein aus Tannes stammendes 20jähriges Mädchen namens Bost handelt, das die Tochter einer Oberstenwitw­ist und für einige Zeit bei ihrer Tante in Paris zu Besuch weitt. Heber den Grund ihres sonder­baren Benehmens befragt, erklärte Fräulein Bost, sie hab« die Aufmerksamkeit der Kammer auf das Problem der Entvölkerung lenken wollen. Nach dieser Erklärung wurde Fraulein Bost sowie ihre Schwester, die sie in die Kammer begleitet hatte und ebenfalls festgenommen worden war, wieder in Freiheit gesetzt. Ihre Familie wurde aufge­fordert, sie möglichst bald nach Hause kommen zu lassen