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Mittwoch, 26. Fmri 1935

Nr. 148

zedonien und die südungarisch« Wojwodina . Sie neigen einer Verständigung mit Italien zu. Fie­len auch die kroatischen Inseln und Dalmatien bis zur Narenta , wie es im Londoner Vertrag vom April 1914 Italien als Handgeld für den Eintritt in den Weltkrieg versprochen worden war, in die Hand Roms, so könnte trotzdem Groß-Serbien weiterleben. Aber die Kroaten wären um die Früchte jahrhunderte­langer Arbeit und blutiger Kämpfe gebracht. Ha­ben sit schon die nationale Einigung mit dem slawischen Borland des Karst und mit Istrien be­zahlt, obwohl sie in zlvölf Jsonzoschlachten, zwar * unter kaiserlicher Fahne, aber im Grunde doch für slawisches Land geblutet hatten, so wollen sie, daß der neue Staat wenigstens die Wacht an der Adria hält- Jahrelang tobten die Stammeskämpfe. Tas parlamentarische Leben wurde lahmgelegt. Die Ausschaltung der Sozialisten entfernte aus der Skupschtina die letzten versöhnlichen Elemente. Auf beiden Seiten beherrschte der Haß das Feld. Aus dieser Stimmung kam es zu der Untat eines serbischen Abgeordneten aus Montenegro, der in währender Parlamentssitzung Stefan R a d i ö und dessen Bruder Pavle niederschoß. Unüber­brückbar schien die Kluft zwischen Zagreb und Beograd. aufgerissen. In dieser Situation pro­klamierte König Alexander die Militärdik­tatur. Am Dreikönigstag 1929 hob er die Ver­fassung auf und machte den General Zivkoviä zum Ministerpräsidenten. Die Rückkehr zu ver­fassungsmäßigen Zuständen wurde wiederholt versprochen. Sie sollte erfolgen, sobald Kroaten und Serben ein jugoslawisches Volk- geworden waren. Der Namen des Staates wurde geändert. Er hieß nun programmatisch: Königreich Jugoslawien .' Als König Alexander in Marseille unter den Schüssen eines kroatischen Verschwörers starb, verkündeten die Nachfolger, es werde sich an der politischen Linie des Ermordeten nichts ändern- Aber die Verhältnisse, der Willen der Massen vor allem, sind stärker als Wünsche von Staats­männern. Wenige Wochen nach Marseille kam das Kabinett Jevtik ans Ruder. trat mit gro­ßen Verheißungen auf. Arbeit sollte geschaffen, die Wirtschaft auf genossenschaftlicher Grundlage wnorganisievt werden. Hinter Jeftiä stand eine mächtige Bauernbewegung. Aber die Neuwahlen in die Skupschtina, die I e f t i 6 durchführte, zeigten ihn als A u t o k r a t e n. Die Oppo­sition wurde zum Teil nicht zugelassen, zum andern niedergeprügelt. Es soll im Wahl­kampf hunderte Toter gegeben ha­ben. Der nationale Gegensatz war aufs neue verschärft, das Land bäumte sich gegen die Dik­tatur auf. Der Prinzregent Paul, ein Mann, der lange im Westen gelebt hat, liebt anscheinend die. Politik des Säbels'nicht. Er entließ Jestiä, jh^ er noch mehr Unheil angestiftet hatte. S t o j a d k n o v i t soll Neuwahlen vor­bereiten, die Kroaten mit Beograd versöhnen, den nationalen Ausgleich endgültig regeln. Eine schwer Aufgabe, ohne Zweifel. Aber wenn sie zu lösen ist, so wird sie, wie sich gerade in Jugo­ slawien gezeigt hat, nur demokratisch zu lösen sein. Und für ganz Europa ist es ein beachtenswertes, für uns ein sehr erfreuliches Zeichen, daß in einer Zeit, die im allgemeinen Diktaturen gebiert, eine Diktatur liquidiert wird und ein Volk daran geht, seine nationale Si­cherheit und seine Zukunft durch den Wieder­aufbau des demokratischen Staates auf fest« Fundamente zu stellen.

54 komm von-' Emil Vachek.1 I5 1 Deutsch von Ahm AurednKek

Ich werde den Schlampen drüben lieber gar nicht anschauen. Dennoch sah er gleich wieder hin und war gleich wieder geblendet. Er hatte nie geglaubt, daß es so schöne Ftauen auf der Welt gibt! Er vernachlässigte seine wissenschaftliche Ar­beit, denn er verbrachte seine Zeit beim Fenster, bis bei Knobloch alles schlafen gegangen war. Wir wollen lieber verhüllen, was in ihm vorging, als er sah, wie Knobloch seine Assistentin umarmte und wie aufopfernd Fräulein Pribil die beiden bediente. Und seine Bewunderung für die schöne Assistentin nahm zu. Zu etwas anderm fehlte Herrn Follr der Mut. Er fühlte sich verlassener denn je, nahm feine Gitarre und sang ein trauriges Lied. »Sie scheinen sich: icht wohl zu fühlen", sagte seirije Freundin, die Hausbesorgerin.»ES wird schlecht mit Ihnen enden. Sie haben einen Kummer, den ich kenne. Ein Frauenzimmer. Na­türlich. Ohne Frauenzimmer muß ein Mannsbild krank werden." »Aber..." »Jawohl. Ein Frauenzimmer! Mir werden Sie nichts Weismachen. Mein Mann hat auch wie die sieben mageren Jahre auSgeschaut, als ich nichts von ihm wissen wollte! Sie müssen heiraten! Ein Mann wie Sie und Junggeselle! Das ist ja eine wahre Sünde! Sie könnten eine Frau glücklich machen." Es wäre wirklich gut, wenn ich heiratete, dachte Herr Foltr. Ich muß suchen! Tag für Tag grub sich das Bild der verführerischen Assistentin tiefer in sein Herz und Herr Follr wurde zu­

Vie Parlamentssltzuns (Fortsetzung von Seite 1) ander unterscheiden kann; so erhielten nur zwei von ihnen Ordnungsrufe. Zierhuts Abgang war Von einem Pfui-Geheul begleitet, auf das die tschechischen Agrarier mit demonstrativen Beifall reagierten. Sandners Debüt Dann kam Herr Sandner zu Wort, der es sich ziemlich bequem machte, indem er seine sterothpe Red« auS den Wählerversammlungen noch einmal vortrug. WaS Sandner über das Elend im deutschen Randgebiet sagte, daS haben unsere Genossen schon vor Jahren immer und immer wieder den tschechi­schen Parteien vorgehalten: neu ist nur die ge­wissenlose, demagogische AuSschrotung dieses sude­ tendeutschen Elends zur Propagierung deS Hitler- fascismuS. Die Hauptursach« dieses Elends, dir grenzen- lose Ausdeutung deS LolkSgenosseu-ArdeiterS durch den BolkSgenosstn-Unlernehmer, suchte Sandner mit einer lässigen Handbewegung in einem Nebensatz abzutun. Dir WahlfondS-Grld- grber find eben sakrosankt. Hier setzte ein Hagel von Zwischenrufen aus unseren Bänken«in: Euer« Volksgenossen-Fabrikan­ten zahlen 50 Heller Stunden lohn! Genossin Kirpal: Hier fitze« genug Jndnstriellcnvertreter. Die sollen fich dazu äußern! Sandner: Hier geht es nicht nur um Weltkrise und Ausbeutung durch die Industrie... ,(H e e g e r: ... dir Euch dir Wahlgeldrr gegeben hat!) Während dieser Auseinandersetzung entfal­teten auf der Präsidialtribüne drei Henlein- männer ein großes doppelsprachiges PlakatWa­rum SHF" mit einer Karte, in der die Arbeits­losigkeit in den einzelnen Bezirken graphisch dar­gestellt war. Bis auf die Frechheit, noch die alte verbotene Benennung der Partei zu gebrau­chen, war auch an dieser Karte nichts Neues, denn der sozialdemokratische Fürsorge­minister Dr. Meißner hat schon bei der letzten Bud­getberatung dem Ausschuß ein derartiges Karten­material vorgelegt und dabei nachdrücklich darauf hingewiesen, daß die Bezirke mit der größten Ar­beitslosigkeit im deutschen Randgebiet liegen. Also auch hier hat es bei den Herrschaften von der SP nur dazu gereicht, die Arbest eines tschechi­schen Sozialdemokraten zu plagiieren! Die Auseinandersetzungen zwischen unseren Leuten und den Henleintrabanten gehen ab jetzt fast ununterbrochen weiter. Herr Dr. Rosche panzert sich gegen die Feststellungen der Genossin K i r p a l» daß er schon so und so vielmal die Partei gewechselt habe, durch eine dicke Haut ab. Ueber die Mitgift, die er in die SHF mitge­bracht hat, schweigt er sich ebenfalls aus. Als Sandner nach dem heutiaen..Prager Taa- blätt" die Not der westböhmischen Bäder,.schildert, fällt ihm Gen. Zl schka ins Wort: Daam Sie das de« Hitler , der die Leut««icht über die Grenze läßt! In seine Phrasen mischt Sandner immer wieder Lovalitätsbeteuerunaen hinein und nimmt daS Wort..Demokratie" so oft i« den Mund, daß einem übet werden kann. Die schrecklichste Ber- leumduna der SdP. sei es. wenn man sie u n d e m o- kratisch oder gar fascistisch nenne; von einem Streben nach Totalität könne überhaupt keine Rede sein. In dieser Tonart aeht es bis zum Uebeedruß weiter. Wie hat man die armen Leute nicht verleum­det! Sogar..das große Werk der Spdetendeutfchen Bolkshilfe" hat man geschmäht...(Zwischenruf: ... mit dem nach de« Wahle« aus einmal Schluß iss!) Und derTerror bei den Versammlungen", diePer- sekutionen" undsinnlosen Verfolgungen durch die Behörden", einfach nicht zum sagen...(Zwischen­

sehends schwächer und sah tatsächlich wie ein Kranker aus. »Sie müssen ordentlich schwitzen, Herr Follr, und die Blazenka(so hieß die Tochter der Haus­meisterin) kann bei Ihnen bleiben für den Fall, daß Sie phantasieren." Das geht vorüber," antwortete der Trau- miHnicht und dachte: Diese Woche noch werde ich mir eine aufzwicken. Von nun an betrachtete er alle Frauen auf der Straße, alle Frauen, die zu ihm in die Werkstatt sinnen, besuchte Theater und Kinos, und fand, daß es auf der Welt sehr viel hübsche Frauen gebe aber er fürchtete sich vor allen. Nacht für Nacht, wenn fich sein« sündhaften Augen in den Lichthof verirrten, sah er den üppi­gen Schatten der feschen Assistentin. Es war fürchterlich. Er war sterblich in die Assistentin verliebt und wußte: er müsse heiraten, um nicht wahnsinnig zu werden. Auf einem Aus­flug klagte er der Boßena Fafejt sein Leid und er­zählte, wie elend ihm sei. Es wäre gar nicht unsinnig, ihn mit Sophie zu verheiraten," sagte sich Boßen«.Ich bin überzeugt, daß Sophie eine ausgezeichnete Frau und Foltr ein ausgezeichneter Gatte wäre. Außerdem kämen die zwei komischesten Menschen Prags zueinander." Ohne zu ahnen, was zwischen den beiden im Eernoschitzer Wäldchen vorgegangen war, sagte sie:Eine meiner Freundinner: fiihlt sich nicht wohl. Kann ich mll ihr zu Ihnen kommen?" Sie wissen ja, daß ich immer und gern helfe. Sie soll nur kommen, falls sie nicht eine Spionin deS Dr. Knobloch ist. Tiefer Ignorant stellt mir unaufhörlich Fallen. Vorgestern hat er einen Mann zu mir geschickt, der mich zwingen wollte, Geld von ihm zu nehmen. Er steckte den Betrag in einen Briefumschlag ins Herbarium. Als ich es bemerkte, trug ich das Geld auf das Kommissariat und der Kommissär sagte mir:Sie haben recht getan, Herr Foltr. Wir haben soeben eine neue Anzeige bekommen, daß Sie für Geld

ruf: Warum habt ihr dann dem Innenminister ei« Daaktelegramm geschickt?) Und doch bat Konrad Hen­ lein -(Rufe:,W« ist er denn?) io deutlich den Tren­nungsstrich gegenüber dem Hitlerfastismu» gezogen. (Widerspruch.) Einmal verfällt Sandner unbewußt in die mar­xistische Terminologie und ivricht von derA n t r- these auf die herrschenden Zustände". I a k s ch ruft dazwischen:DaS ist doch materiali­stische GeschichtSa»ffass««a. dir ihr«och arster» ver- urteilt habt. DaS schaut bei euch aut auS!" Ihre größte Enttäuschung ist. daß man sie nicht sofort zum Eintritt in eine antimarriftische Regie­rung einqeladen hat. Das sei doch keine Demokratie, wenn man sie so brüsk ausschließt. Und gar erst die Ernennungen in die autonomen Vertretungen... (Jaksch: Diese BerwaltungSreform Lat doch euer Hodina mitbeschlossen!) Die G«neinde- wahlen müßten überall ausgeschrieben werden ett. Und gar erst die sozialdemokratischen Gewerkschaften, die schließen Arbeiter au», dieihrer freien polittschen Ueberzeugung gefolgt sind". Zuruf«: Um die müßt ihr euch jetzt kümmern! Jaksch: Der deutsch « Arbeiter wird von euch ouSaehunaert, und da schämt ihr euch«icht, so zu heu­cheln! AlS Sandner auf dieses heikle Thema nicht ein- aehen will, ruft ihm Jaksch wiederholt mit dröhnen­der Stimme zu: Rede« Sir von dem BetrirbSterror der Unternehmer, Sie Heuchler! Herr Sandner ver­liert darüber aber nichteineSilbe... Mit einer neuerlichen Anbiederung an die tschechischen Parteien endet schließlich auch diese Rede, die wiederholt von dröhnendem Beifall der Hcnleinmannen und zum Sluß von einem Bei- sallSgetrampel begleitet war, das Genos­sen Zischka zu der berechtigten Frage veranlaßte, ob wir ineinem Stall feien. Neue wirtschaftliche Gesichtspunkte Dr. Marek(tsch. Soz.-Dem.) befaßt sich zu­nächst mit den Arbeitslofenziffern und erklärt, das ärgste sei, daß die Arbeitslosen schon zu glaicken beginnen, daß eS für sie überhaupt kein« Rettung gebe.. Redner spricht sich gegen die Absicht auS, die Schwierigkeiten unseres Außenhandels durch Ex­portprämien zu beheben; das geht Nur auf Kosten einer inländischen Teuerung, niedriger Löhne und hoher Steuern. Um die Privatwirtschaft wieder aufzurichten, ist billiger Kredit notwendig, entweder auf dem Wege einer ZinSdittates wie 1938 oder durch SättigungdesMarkteS mit Bargeld in dem Maße, daß die Gläubiger gern den alten Schuldnern einen ZinSnachlatz geben. DaS sind Operationen auf dem freien Markt. Sie werden bei uns als Infla­tion angesehen, haben sich aber ohne Ausnahme überall bewährt, wo man sie durchgeführt hat. Die überschüssigen Gelder mutz man durch öffentlich«Investitionen in Um­lauf bringen. Da man heute diese Gelder durch Steuer« nicht hereinbringen kann, so bleibt nichts übrig, als Schulden zu machen, die man in besseren Zeiten bezahlen muß. Wenn in Krifen- zetttn ke i rr^ginanzminisicr der Welt, das Budget ausgleichen kann, so müssen wir uns da» eingestehen. Es müßte genügen, das Budget im Laufe einer län­geren Reihe von Jahren auszugleichen. Das find allerdings ketzerische Methoden, aber die ortho­doxen Methoden führen nur tiefer in die Krise. Hlmka, der Führer der slowakischen Bolkspariei, packt eine ganze Reihe von Beschwerden gegen daS Vorgehen der Behörden aus, was zu Kontro­versen mit slowakischen Regierungsagrariern fuhrt. In die Regierung will er erst gehen, bis die Fabriken wieder arbeiten, bis es kein Elend und keine Arbeits­lose geben wird... Später kommt nach mehr als drei Jahren Dr. Kramäk zu Wort, der mit Rücksicht auf fernen Ge­sundheitszustand seine Rede sitzend vorträgt. Er sieht die Dinge reichlich schwarz. Wir stehen vor

kurieren..." Ich glaube natürlich, daß Sie mir jemanden anempfehlen, der mir für erwiesene Wohltaten schaden will." Sie können ganz ruhig sein, Toni. Es ist ein sehr braves Frauenzimmer. Wenn Sie sie näher kennenlernen, werden Sie sich in sie ver­lieben." Man durfte in diesen Tagen das Wort lieben" nicht ungestraft vor Herrn Foltr auS- sprechen. Toni war so melancholisch, daß ihn der ganze Ausflug nicht freute. Aus der Krone jeder Blume, die er pflültte, lachte ihn die schwellende Gestalt der feschen Assistentin an. Gleich am nächsten Tag ging Boßena an den zweiten Teil ihrer Aufgabe.Sophie", sagte sie,du tust mir leid alle Mädchen genießen ihr Leben, und du, die bravste von uns allen, lebst wie eine Nonne. Hast du je daran gedacht, daß du eine ausgezeichnete Gattin wärst?" An solche Sachen denk' ich nicht, Boßena. Ich denk' an meine Arbeit und habe andre Sor­gen. Bei uns im Haus ist eS nicht mehr auSzu« halten. Eine verrückte Frauensperson hat's auf mich abgesehen. Sie bildet sich ein,.ich habe ihr den Bräutigam abspenstig gemacht. Sie macht mir jeden Abend einen Tanz und hat mir schon das Gesicht zerkratzt. Ich werde zur Tante über­siedeln müssen." Ich glaub', es wäre besser, zu einem ordent­lichen Burschen, statt zur Tante zu übersiedeln. Ich wüßte einen. Ein braver Menschs der ge­borene Ehemann, verdient viel und möchte dich auf den Händen tragen." Der Mann, dem ich gefalle, ist noch nicht geboren, Boßena. Es genügt, daß er mich sieht, und alles ist zu Ende." Du irrst. ES gibt so einen Mann. Du ge­fällst ibm und er hat wir gesagt, daß er dich Wiedersehen möchte..." iJch kenne keinen Mann, der mich gern Wie­dersehen möchte," erwiderte traurig Sophie. Herr Foltr ist dec Mann." Sophie wurde blutrot.

einem neuen Aufschwung deS PangermanismuS, wie er noch nie da war. Um so größer sind die Be« fürchwngen, Dr. KramarS. wenn er die Verhältnisse im eigenen Volk sieht, die ihn mit Sorgeumdie Zukunft erfüllen.

Regierungserklärung im Senat angenommen Im Senat schickte die Henleinfraktion gleich vier Redner in die Debatte, von denen Senator K e i l die Karpathtendeutschen und die drei ande­ren den Arbeiter, den Bauern und den Gewerbe­treibenden repräsentieren sollten; die beiden letz­teren wurden von einem Hauptmann und von einem M a j o r a. D. dargestellt! Der Heimatfrontler K a r l i k, der als Ar­beitervertreter auftrat, versuchte den famosen Arbeitsbe s chaffungsplander SHF zu verteidigen. Er machte schnell Schluß, als ihn unsere Genossen auffyrderten, darüber zu sprechen, daß nach diesem Plan den Arbeitslosen wie Un­terstützungen, welche sie jetzt beziehen, ent­zogen werden sollen. Nach fünf Minuten war Karlik mit seiner Weisheit fertig. . Der nächste Redner der Henleinleute war der frühere Landbündler Pfrogner, welcher schon bei seinem Erscheinen mst einem Hagel von Zwi­schenrufen überschüttet wurde, die ihn besonders aus dem Gleichgewicht brachten, als er über die Löhne der landwirtschaftlichen Arbeiter sprechen sollte. Nicht besser erging es dem Major a. D. E n h u b e r, der nach Gastspielen bei anderen Parteien bei der SHF gelandet ist und dort Führer des Gewerbestandes" wurde. Die Sozialdemokraten und Kommunisten empfingen ihn mit den Rufen-Habt acht!",Ein Hauptmann spricht über Landwirtschaft, ei« Major über das Gewerbe",Der drttte Offizier, den die SHF in die Debatte schickt!" Besonders die Genossen Müller und R e y z l setzten ihm hart zu. Enhuber beklagte sich sehr darüber, daß die Henleinpartei nicht in die Regierung gekommen ist und sprach die Hoff­nung aus, daß sich das ändern würde. Einen Erfolg hatte er insofern zu verzeichnen, als alle Anwesenden darin ubereinstimmten, daß im Senat noch niemand mit einem so große« Stimmauf­wand gesprochen hatte wie der Herr Major. Den Henleinleuten trat Genosse Dr. Hel­le r, in einer scharfen Rede entgegen, in der er die Entstehungsgeschichte und das doppelte Gesicht dieserdemokrattschen" Partei kritisch beleuchtete und ihr den unerbittliche« Kampf an­sagte. Im weiteren Verlauf seiner vom ganze« Hause aufmerksam verfolgten Rede, die wir auS technischen Gründen erst morgen im AuSzug nach­tragen können, beschäftigte fich Dr. Heller mit dr« Kommunisten. Während der Rede des Genossen Heller ver­suchte ein Test der Henleinleute bei der Stelle, wo er von läppischen Methoden sprach, eine Demon­stration durch Verlassen deS Saales. Pfrogner und noch zwei oder drei andere gingen weg, die anderen versuchten durch Zwischenrufe zu stören, wurden jedoch vom Redner so abgefertigt, daß ihnen die Lust zu wetteren Bemerkungen verging. Gegen Schluß der Debatte sprachen noch Klo f ä ä(Nat.-Soz.) und der tschechische Genosse D u n d r, worauf die Abstimmung ohne Zwischen­fall erfolgte.

.Ziehst du," sagte Boßena mit Genug­tuung,du hast im gehekmen an ihn gedacht. Toni sagte mir, daß du ihm gefällst, daß du zu ihm paffen würdest und er frcch wäre, dich wieder­zusehen. Heute abend noch werden wir zu ihm gehen." Ist es möglich, dachte Sophie, daß er... Sie war noch niemals so verwirrt gewesen.Nein, es ist nicht möglich, ich weiß doch, daß... ich habe bisher nur einmal mtt Herrn Foltr ge­sprochen und et ließ gar nichts merken, daß ich ihm gefalle. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck..." Mein Gott » das hat gar nichts zu be­deuten. Du bist so unerfahren in Liebessachen, Sophie! Es gibt Menschen, die sich auf den ersten Blick verlieben ich zum Beispiel. Das sind unglücklich Liebende. Bei andern dauert es län­ger, bevor sie sich alles gut zurechtlegen. Um so dauerhafter ist ihre Liebe." Aber ich hab' Herrn Foltr gar nicht lieb,* gestand Sophie.Seitdem wir uns gesehen haben, dachte ich überhaupt nicht an ihn." Ich glaube doch, daß du ihn lieb hast. Warum wirst du so rot, wenn ich seinen Namen ausspreche?" Er tat mir so leid; so ein armer Kerl." Er ist zart wie ein Hauch. Aber du wirst ihn pflegen; bei dir wird er gesund werden." Diese Gespräch« der beiden Freundinnen dauerten eine ganze Woche. Sophie lebte sich in die unglaubliche Vor« stellung- ein, geliebt zu werden und einen Diann gesund zu machen. Schließlich versprach sie, am SamStag mit Boßena Herrn Foltr zu besuchen. »Das ist schön," sagte Herr Foltr, als Bo­ßen« ihm den Besuch ankündigte.Ihre Freun­din kommt mir gerade recht." Er sagte nicht, daß er eine bedeutungsvolle Wendung seines Schicksals erlebte, ein Ereignis, das sogar seine erotischen Ovalen verdrängte. Arbeit und Weis­heit hatten ihn gerettet. (Fortsetzung folgt.),