Mittwoch, 26. Juni 1935 Seite 8"* <8ne Verschwörung in Istanbul  . Aus Jstan- ! bul wird gemeldet: Tie türkische Polizei führte r in den letzten Tagen in den Wohnungen zahlrei- k cher russischer Emigranten Haussuchungen durch, i wobei viele Dokumente konfisziert wurden, aus s denen hervorgcht, daß in der Kaukasischen Sowjet- t republik eine große Verschwörung vorbereitet k wurde, die dem Zwecke eines Regimewechsels I diente. Tot. Im Krankenhaus in Slatinskt Doly i starb der 29jährige Oberleutnant Jan Mixa, t der Mitfahrer des verunglückten Rennfah- | r«rs Jaroslav Vesely. Mixa hatte einen s Beckenbruch und eine schwere Nierenverletzung er- [ litten. Mixa hatte längere Zeit in UZHorod gc- I dient und war erst drei Monate verheiratet. Der Begin» der Prüfungen für Mittelschul- I Professoren und Lehrerbildungsanstal- r t e n wurde vom Ministerium für Unterricht und I Volkskultur für das Jahr 1935 auf den 4. Novern» r ber 1935 festgesetzt. Gleichzeitig wird di« Ein- I gäbe von Gesuchen um Zulassung zu den besagten J: Prüfungen im Herbsttermin dos Jahres 1935 aus» A schließlich bis 15. September 1935 verlängert. Ik Eine neue Lokomotiven-Art. Die e n gli­tschen Eisenbahnen unternehmen Versuche mit s einer neuen Art von Lokomotive, bei der die Räder | direkt von einer Turbine ohne Kolben und I Kolbenstange an getrieben werden. Junges Leid Von Martin Grill Wie zwei friedliche Geschwister laufen die Straße und das Nüßchen talwärts. Sie schmieg- I ten sich schon eng aneinander, als sie jung und I verwegen von den Bergen herabsprangen, als das | Flüßchen noch ein Bächlein und die Straße ein I schmaler Steig war. Und wenn sie auch auf kurze Zeit auseinander gerieten, immer wieder trafen i. sie zusammen und verschlangen sich innig wie die ' Hände zweier folgsamer Kinder. Die kleinen, im hellen Sonnenlicht blitzen» ' den Wellen eilen neben der Straße munter dahin, [ plätschern um große, weißglänzende Steine und » über die grünmoosigen Ufer und singen ein Lied I von den hohen, dunklen Bevgwäldern, denen sie i entquollen, und von den tiefen, breiten Flüssen, I die sie draußen im Land empfangen und fottfüh- I ren werden in das unendliche Meer. Groß und mächtig werden wir sein, Fäh- > ren und Schiffe werden- wir-- tragen. Ungeheure- Brückenbogen-werden uns respektvoll überspan» I nen. Der Mensch wird unsere Größe und Kraft bewundern und die Sonne wird sich iu unseren ! Muten baden." Die dunkelgrünen Erlen stehen am Ufer und I nicken erst mft den Zweigen, die sie grüßend den Wellen entgegenneigen. Sie kennen die Melodie | und wissen, daß sie wett draußen im Land, im Leben, tiefer und ernster klingen wird. Das kleine Mädchen an der Mutter Hand lauscht dem munteren Singsang von Vergangen» I heit und Zukunkt, freut sich an dem Glitzern und I Blitzen der tausend Wassertropfen am Ufer und erschauert vor dem tiefen Gurgeln und Quirlen [ zwischen den bleichen Felsblöcken im Flußbett.   An anderen Stellen leuchtet der blanke, weiße Sand am Grunde unter den Strahlen der Herr» l lichen, lachenden Frühlingssonne auf wie blankes Gold und über ihm schießen wie silberne Blitze I die flinken Körperchen der kleinen Fische hin und t her, die, in Rudeln sich zusammenballend und | wieder auseinanderjagend, hundert muntere Spiele treiben- Ueber all dem leuchtet ein wol­kenloser, tiefblauer Sonntagshimmel. An der Hand der Mutter geht das kleine Mädchen am Straßenrand und es freut sich des Funkelns und Blühens ringsum, des Wellenge- -t tänzels und der lachenden Sonne. Und wir ge» ! hen hinter ihm und empfangen auch unser Teil s Freude, die der Frühlingstag in so reicher Fülle i über das Tal ausschüttet. Wie fern, oh Freunde, ist doch heut alles Leid der Welt! Und dann geschieht es, daß sich das Kind losreißt von der Mutter Hand und ganz nahe Herangehen will an das glitzernde Wasser, um - die spielenden Fischchen zu betrachten oder gar ' das herrliche Spielzeug mit den.Händen zu grei- - fen. Die Mutter mahnt und ruft und will Wetter , gehn, doch das Kind hat einen Fisch gesehen, der , größer ist als alle anderen, der der König aller .; Fische sein mag oder ein verzauberter Märchen- . Prinz, und es schaut und schaut. Und da greift die Mutter hinein in die glitzernde Wunderwell I und reißt das Kind mit hartem Griff vom Ufer t wog, und schimpft, und schlägt. Das Kind bittet und weint und klammert sich an, doch das Recht des Stärkeren triumphiert i auch hier. Da geht es weiter, hilflos und mit un» | endlich traurigem Gesichtchen, über das zwei dicke I Tränen rollen. Es hatte doch nur die Fischchen I sehn wollen. War das so schlimm? Es weiß noch I nicht, daß aller Seelenschmerz der Welt aus Ro« | heit, Haß und Unverstand geboren wird. Die Sonne brennt heiß auf Straße und Mutz. Oh, Freunde, eS ist auch Schmerz in die­sem Tall UnsereAtus"-Länderelf in Norwegen  Tschechoslowakei  Nvrrvegerr 4:1(2:0) Mißlungene Hetze des Trainers Bild« König Wir erhalten von der Reiseleitung folgenden Bericht aus Oslo  : Nach 36stündiger Bahnfahrt ist unsere Mann­schaft in Oslo   gut angekommen. In Oslo   wurde ihr ein herzlicher Empfang durch führende Genossen bereitet, photographische Aufnahmen ge­macht sowie vorzügliche Unterbringung arrangiert. Der erste Tag war unbedingter Ruhetag, denn rm> halb 8 Uhr abends ttaten die Mannschaften zu ihren« Länderkampf es war also kein Städtespiöl, wie das Telegramm berichtete, d. Red. an. Ein zwei» tes Spiel folgt in Trammen und am 27. Ium das letzte wieder in Oslo   gegen eine Kreismann­schaft. Am.gleichen Tag findet in Oslo   der Länder» Wettkampf Deutschland gegen Norwegen   der Bürger­lichen statt, also.große" Konkurrenz. 4:1 gegen Norwegen  Vor 5000 Zuschauern feierte am 19. Juni in Oslo   unsere Länderelf ihren bedeutendsten Sieg im internationalen Verkehr. Deutschland  , Oesterreich und Rußland   wurden in Norwegen   geschlagen, dar will viel besagen. Unsere Mannschaft übertraf sich selbst. Ein derart rasches, flaches und fineffenrei- ches hinzulegen, war eine Glanzleistung: ein jeder glänzend auf den anderen abgestimmt, daber aufopfernd, so daß die Norweger vollauf zu tun hat­ten, um diesen Gegner in Schach   zu halten. Unser Auswahlteam erweckte wenig Vertrauen, besonders nach dem Probespiel, aber die Spielleiwng ließ sich nicht täuschen. Sie wußte, was in den Leuten steck! und daß sie dieser schweren Aufgabe gewachsen sind. Nicht klangvolle Namen waren entscheidend für diese Auffassung, sondern die Zweckmäßigkeit der Spiel» weise des Spielers. Einiges Kopfzerbrechen machte die Aufstellung der Halfreihe, vor allem im Mittel« half. Unsere Mannschaft stnelte in folgender Auf­stellung: Zienert; Tschorch, Hellmich; Heger, Der- wanger, Fiedler: Günter, Distler l, Schottenham­mel, Distler II, Deutsch  . Gegen Schluß wurde Heger verletzt, Günter zurückgenommen und Wünsch ein­gesetzt. Die größte Ucberraschung brachte di« Ver­teidigung mit dem Tormann. Unüberwindlich und stoßsicher die Halfteihe, die den schwersten Anteil d«s Kampfes zu ttagen hatte und bis zum Schluß rak- kert« und klug ausbaute. Im Sturm wurde das Flügelspiel eingesetzt, glänzend kombiniert und hart geschossen. WiedieTorefielen: 9. Minute: Schot­tenhammel lenkt einen Ball von links kommend ins Tor, welches wegen Abseits nicht gegeben wird. 21 Minute: Deutsch   flankt. Distler ll schiebt zu Schot­tenhammel, dieser schießt flach in die Ecke ein. In der 22. Minute brennt Günter durch, flankt vors Tor, blitzschnell ist Deutsch   zur Stelle und placiett fitzt sein Schuß im Kasten. Drittes Tor: Deutsch   ist durchgelaufen, gibt flach zur Mitte und Distler I nimmt in vollem Lauf den Ball auf.. Sein scharfer Schuß ist unhaltbar(10. Minute). Viertes Tor: Wünsch hat sich gut durchgearbeitet, schiebt zu Dist­ler II, dieser umspielt zwei Gegner und schießt über» l«gt ein(42. Minute). Da? Tor der Norweger fiel in der 39. Minute im Anschluß an eine Eck«. Eine Bombe von drei Meter Distanz wird von Zie­nert noch mit dem Fuß abgewehrj, geht an die Stange und von dort ins Feld. Der Schiri entschei­det aber Tor. Wir waren jedoch zufrieden und gönnt-n ihnen den Erfolg; er war auch verdient, denn Norwegens   Mannschaft war gut, fair und rasch. Wer unser flaches und überlegtes Spiel setzt« sie matt. Begeistert nahm das objektive Publikinn den großen Erfölg unserer Mannschaft auf. Es war ein großes und technisch hochstehendes Spiel. Keine Zierde für unsere Republik Z» berichte« wäre noch, daß am Tage deS Spieles von dem in Oslo   M(t(enbm tschechischen Fußballspieler und jetzige» Trainer Bild« König  (Prag  ) in dar Press« gegen»«» serc Mannschaftgehetzt wurde. Wir sei«» keine Tschechen, wären nur Urlaubs  - reisende und keine Länderelf der Tschechoflowakei. Gegen diesen seine« Herrn wurdr beim tschechoslowakischen Konsulat Be­schwerde geführt und die bürgerliche Zeitung wird vom norwegischen Arbeitersport­verband ans Geschäftsstörung geklagt Die Volksgemeinschaft des Herrn Gömhös '(b.) Herr Gömbös   reformiert seit 30 Mo­naten das unglückliche Ungarn  . Anscheinend sind die Sozialdemokraten, und nicht der Feudalis­mus und Kartellkapitalismus schuld daran, daß die Schwindelreformen erfolglos bleiben. Daher muß man die Gewerkschaften bestrafen. Sie sollen verschwinden,weil sie das Elend des Volkes auf dem Gewissen haben". Die Tageschronik liefert täglich Beweise über die volksmörderische Politik Lkr hEschendetk Klassen, ftMkHlchtÄer'Gttvtztk- 'schäften. Am 15. Juni begingen 2 8 Personen in Budapest   Selbstmord. An dem darauffolgenden Tage 2 5 Personen. Gömbös bekämpft die Selbstmordepidemie, indem er den Zeitungen ver­bietet, die Selbstmorde zu registrieren. Und trotz­dem verzeichnet Ungarn   in einem Jahr 8000 Selbstmörder. 61 Personen unter 14 Jahren, und 493 Personen über 70 Jahre haben das Paradies deS Gömbös fluchtartig durch Selbstmord verlassen. Ungarn  schreitet stolz an der Spitze der Selbstmordstatistik aller Länder der Welt. Schuld an den Selbstmorden tragen schein­bar auch die Gewerkschaften. Bekanntlich werden die Arbeiter von den Getoerkschasten terrorisiert und ausgebeutet, nicht von den Klassengenossen des Herrn Gömbös  . Dies wird auch veranschau­licht in der vor einigen Tagen eröffneten volks­hygienischen Ausstellung in Budapest  . Darauf sieht man in Wort und Bild, wie brüderlich die Volksregierung Gömbös   reinrassige Ungarn   ver­kommen läßt. Laut Bildern und Beschreibung der Aus­stellung haben Schulkinder am 5. November 1934 nach Kispest  (einem Vorort bei Budapest  ) einen Ausflug unternommen: .Herr Professor, Tante Marie, Dust, Magdie, Vera und Fanny waren auch dabei. Dem Herrn Professor wurde mitgeteilt daß es dort einen ver­lassenen Ort gibt, welcher von den Behörden nicht beachtet wird. Als wir hinkamen, empfing uns ein erschreckender Anblick. Unglaublich scheinendes Elend, dessen Einzelheiten.ich gar nicht, erzählen kann. Wer dies mit eigenen Augen nicht sah, kann sich darüber keinen Begriff machen. 17 Familien wohnen unter dem Erdboden in, ohne Werkzeug, mit den bloßen Händen ausgegrabenen Gruben, die mit nassen Fetzen voll gehängt sind. ES war gerade nach einem Gewitter. Die Bewohner der Gruben waren lehmig, kotig und trugen in Eimern daS Wasser auS den Gruben. Aus einer Grube schleppte sich eine Mutter, in ihren Armen einen Säugling wagend, dann eine alte, kranke Frau, und noch viele Bewohner der Gruben. Im Laufe deS Ge­sprächs hat sich herauSgestellt, daß die Männer die Gruben auf Grund erlernter Schützengrabentech­nik auSgehoben haben. Wir erfuhren von den Unglüiklichen, daß sie durchwegs delogierte Familien find, die aber jetzt schon aus dem Grunde keine Wohnungen bekom­men, weil die Hausherren es wissen, daß die Grubenbewohner in den folgenden Monaten die Miete auch nicht bezahlen werden können.,» Vielleicht sind die hungernden Mitglieder der Gewerkschaften eben Hausherren und zur Strafe für die Grausamkeit gegen Rassenungarn werden sie aufgelöst! Es gibt aber in Ungarn   auch Handarbeiter und Kleinlandwirte. In der Zähl von 3 M i l- l i o n e n. Der Handelsminister des Herrn Gömbös  , eine Leuchte der Reformgeneration, nannte sie3 Millionen Bettler". Es Hürde schon bisher verhindert, daß sie Mitglieder der Gewerkschästen werden. Sie sind von dem volkS- verführenden Geist der Gewerkschaften nicht verseucht. In Hodmezovasarhely der größten Bau­ernstadt Ungarns   verdienen diese bei den Großgrundbesitzern beschäftigten Landarbeiter 60 und 80 Heller täglich. Noch einmal betont täglich. Aber nur wenn sie Arbeit haben.. Es sind Glückliche darunter, die in man­chen Jahren 200 Tage hindurch arbeiten und einen Jahresverdienst von 100, 120 bis 160 Pengö erhalten. Viele finden aber über­haupt keine Arbeit. Es gibt Hunderttausende arbeitslose Landarbeiter. Natürlich ohne Arbeitslosenunterstützung. Das sind die Brüder des Herrn Gömbös  , die er zwar in geschwollenen Reden in die Natton ein­reiht, aber verhungern läßt. Hodmezövasarhelys Bevölkerung zählt 62.000 Köpfe. 70 Prozent des Volkes ist ständig arbeitslos. 90 Prozent der Erdarbeiter finden keine Arbeit. Ein Journalist fragte die verzweifelten Menschen, wie sie unter diesen Umständen das Leben ertragen?Zum Frühstück essen wir Schwarzbrot, das Mittagessen besteht aus fettloser Taxhonha- suppe, meistens aber nur aus Knoblauchsuppe die sogenannte Bettlersuppe mit Schwarzbrot, und zum Abendessen essen wir wieder Schwarzbrot. Speck sieht unsereiner nur in der Auslage der Selcher- I meister." Die Leute sind körperlich so geschwächt, daß man sie in der Sommerarbeitszeit eine Woche lang aufnähren mutz, damtt sie überhaupt cwbeitsfähig werden. Allerdings existiert in Hodmezovasarhely äüch die Textilfabrik der Firma Josef K o k r o n und Sohn. Sie beschäftigt* 1200 Menschen. Im Großteil Frauen, und Kinder. Diese sind gewerk­schaftlich auch nicht organisiert. Die Frauen erhalten Stundenlöhne von 4, 6 und 8 Hellern, verdienen monatlich 16 bis 18 Pengö, manche sogar nur 10 Pengö. Die Höchststundcnlöhne des gelernten Schlossers oder Drehers sind 16 bis 24 Heller, d. h. 0.80 bis 1 XL. Der Heizer des BewiebeS begann mit 12 Hellern Stundenlohn seine Karriere und hat eS schon auf 16 Heller hinaufgetrieben. Arbeitet allerdings von 3 Uhr in der Früh bis 8 Uhr abends. Dagegen steckt Herr Eugen Vida, der durch­aus nicht reinrassige Generaldirektor der Allge­meinen Kohlen-Akt.-Ges. einen Jahresgehalt von 1,000.000 Pengö ein, der Fürst Eszterhazy   be­sitzt 200.000 Katastraljoch, 382 Großverdiener in Budapest   haben ein Einkommen über je 100.000 Pengö in einem Jahr. Alle Grotzkapi- talisten, Großindustriellen und Großgrundbesitzer» zugezählt zu den 3 Millionen Bettlern, nennt man Volksgemeinschaft. Die 10.000 Kapitalisten schivelgen in Wohlstand» die 3 Mil­lionen Bettler hungern. Und weil die sozialdemo­kratischen Gewerkschaften mit dieser Art der Volksgemeinschaft nicht zufrieden sind und dagegen ankämpfen, werden sie aufgelöst. Wann unterliegen Vorträge von Ausländern dem Gesetz zum Schutz des heimischen Arbeitsmarktes? Eine interessante Entscheidung deS LrrwaltnngSoatrS*/ Prag  . Mit einer interessanten Streitfrage hatte sich ein Senat des Obersten Verwaltungsgerichtes unter Vorsitz des Senatspräsidenten Chlich zu befassen. Der Jägerndorfer Rechtsanwalt Dr. Emil Daninger war von dem dortigen Komis- sariat der Staatspolizei mit einer Polizei-, strafe von fünfzig K ü wegen Ueber-* tretung des Gesetzes zum Schutz des heimischen Arbeitsmarktes(vom 18. März 1928, Zahl 89) belegt worden, weil er ohne Bewilligung der zuständigen Landesbehorde in Brünn  , Ausländer beschäftigt habe, Dr. Daninger war seinerzeit Vorsitzender des. Jä­gerndorfer Ort'sbildungsausschusses und hatte in dieser Eigenschaft zwei reichs­deutsche Staatsangehörige zu Borttägen engagiert, die von dieser Bildungsinsti­tution regelmäßig veranstaltet werden. Der eine der engagierten Vortragenden war ein gewisser Karl S p i n d l e r, der zweite der bekannte General von Lettow-Vorbeck, der im Weltkrieg die deutschen Kolonialtruppen in Afrika   komman- dierte. Das Jägerndorfer Polizeikommissariat erblickt« in diesen Engagements von Ausländern eine Ver­letzung des zitierten Gesetzes und stellte sich auf den Standpunkt, daß auch solch« einmalige Beschäf­tigungen von Ausländern, wie sie derarttge Engage­ments darstellen, die Genehmigung der zuständige» Landesbehorde voraussetze. Dr. Daninger legte Be- rufung ein und die Brünner Landesbehörde be­stätigte in zweiter Instanz das Erkenntnis des Jägerndorfer Kommissariates. Nun erhob dec Gemaßregelte die Beschwerde beim Obersten Ver­waltungsgericht, in der er sich u. a. darauf berief, daß Genehmigungen der Landesbehörden nur für solche Beschäftigungen von Ausländern vorgeschrie­ben seien, die der Gewerbeordnung, dem Handlungsgehilfengesetz odex der Gesindeordnung unterliegen. DaS Oberste Verwaltungsgericht hat. nun die angefochtene Entscheidung zwar aufgehoben, aber im Wesen die Anschauung der beiden Verwaltungsi n st anzen voll anerkannt. Es sei zwar richttg so heißt eS in der Be­gründung deS derwaltungSgerichtlichen Erkenntnisses daß der erste Absatz deS§ 8 des Gesetzes zum Schutz des ArbeitSmarkieS von^.Arbeitern, Ange- non stellten, Handlungsgehilfen und in höheren Dienste»-, aj stehenden Angestellten" und von.Lehrlingen, Vo­lontären und Praktikanten" spreche. Aus dieser Be­stimmung könne aber noch nicht gefolgert werden, daß bei Auslegung dieses Gesetzes nur solche Tätigkeiten zu verstehen seien, die der G e Werbe­ordnung, dem HandlungSgehtl- fengesetz und der Gesindeordmung unterliegen, umsomehr, als der zweite Absatz deS 8 8, der die diesem Gesetz unterliegenden Kate­gorien definiert, eine solch« Einschränkung nicht enthält. DaS Oberste BrrwaltungSgericht stellt als» den Grundsatz auf, daß auch bloße Vottrags- engagementS von Ausländern der Genehmiguug der zuständigen LandrSbehörde unterliege», aber nur dann und dies ist sehr wichtig wenn die Vortragenden ausschließlich oder zum über­wiegenden Teil ihren Erwerb aus solcher Bor- tragStättgkeit schöpfen. Demnach dürfte etwa ein ausländischer Wissen­schaftler, Techniker, Literat, Künstler usw., der nicht .ausschließlich oder zum überwiegenden Teil" von seiner Vorttagstättgkeit lebt ohne weiteres als Vor­tragender gewonnen werden. Andernfalls ist nach dieser Entscheidung die Bewilligung der LandeS- behörde einzuholen. Da im vorliegenden Fall die' entscheidenden Organe nicht festgestellt hatten, ob die beiden genannten Reichsdeutschen ihre Haupt­erwerbsquelle in ihrer Vortragstätigkeit sehen« und bloß deshalb hob daS LLerste Ver­waltungsgericht die angefochtene Entscheidung auf« Im Einzelfall dürfte freilich die Entscheidung der Kardinalfrage nicht ganz leicht sein. Wenn etwa ein von den diversen Diktaturen verjagter auslän­discher Wissenschaftler im Rahmen einer hiesigen Institution einen Vorttag hält, könnten immerhin gewisse Kreise einen erwünschten Borwand zur De­nunziation finden und gewisse Bürokraten einen Grund zumEinschreiten". Deshalb sei auf die bemerkenswette Entscheidung des Obersten Berwal- tungSgerichteS aufmerksam gemacht. rb. Wann reift die Saat Von Marti« Grill Lichtdurchfloffen Busch«nd Hain, Blauer Himmel, Sonnenschein. Golden lacht der Sommertag, Kinder spielen froh im Haag. Rur   ein leichter Blütendvft zittert leise durch die Luft. MittagSwind geht durch daS Land; Felder glüh» im Sonnenbrand. In die Halme schoß dir Saat: Bald blitzt Sichel btt der Mahd. Leis die Frage ich gestellt: Wann rttft uns die Saat der Welt?