Samstag, 29. Juni 1935

Seite 3

Mr. 151

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Schulschluss

Streik der gesamten Belegschaft bei der Firma Wilhelm Salz& Söhne

In der Dampfziegelei Salz&   Söhne ist Donnerstag nachmittags ein Lohnstreit ausgebro­chen. Zur Vorgeschichte sei bemerkt, daß in diesem mit Stumpf und Stil ausgerottet ist. Der grau- Unsere Schule ist eine Schule des Staates Betriebe, der an 250 Arbeiter beschäftigt, Löhne sige Zufall wollte es, daß unsere Schulreform und seiner Staatsform. An diese Tatsache gezahlt werden, die in Anbetracht der ungeheueren gerade in dem Augenblick ihren teilweisen Ab- muß die Schule und ihre Lehrerschaft sich ge- Arbeitsleistungen als einfach unmenschlich bezeich In diesen Tagen verlassen viele Kinder die schluß fand, als in unserer unmittelbaren Nach- bunden fühlen. Indem die Schule auf dieses net werden müssen. Es werden Wochenlöhne von Schule für immer. Damit tritt an sie der volle barschaft dieselbe Schule unter lautem Getöse feste Ziel steuert, kann sie auch alle Forderungen 45.- an bei intensivster Nationalisierung ge= Ernst des Lebens in seiner ganzen Härte. Der zusammengedroschen wurde. Bei der innigen der Gemeinschaft in volklicher, in individueller zahlt. Jm vorigen Jahre verdiente ein qualifizier Zeitpunkt des Austritts aus der Schule war Verflechtung des wirtschaftlichen und kulturellen Hinsicht erfüllen. ter Ofenarbeiter bis 430.- pro Woche, heute weniger bedeutungsvoll in einer Zeit, wo der Lebens ist es unmöglich, sich diesen Auswirkun= Ihr gegenüber gibt es keine Neutralität. Die werden bei größtmöglichster Ausbeutung durch die Junge oder das Mädel gleich einen Blak im pul- gen zu entziehen, wenn nicht rechtzeitig entspre- Schule muß die einmalige Gelegenheit, das Nationalisierung kaum 120. verdient. Die fierenden wirtschaftlichen Leben als Lehrling oder chende Sicherungen geschaffen werden. Man kann ganze Volf in ihr beisammen zu haben, voll ganze Belegschaft, die aus Sozialdemokraten, Hilfsarbeiter fand. In der Krisenzeit unserer zehnmal erklären, auf unserem demokratischen ausnüßen. Sie hat dazu nicht nur das Recht, Kommunisten, Henleinleuten und Indifferenten Lage ist das anders. Aus der regelmäßigen Boden können autoritäre Prinzipien nicht gedei- sondern auch die Pflicht. Die Schule des demo- besteht, hat in einer Streifversammlung, in der Schularbeit wird die schulentwachsene Jugend hen. Durch Beschwörung und Polizeimaßnahmen fratischen Staates muß zu Demokraten erziehen. die Vertreter der freien und kommunistischen Ge­zum Teil in das zermürbende und demoralisie wird ihre Ausbreitung nicht verhindert. Dazu ist Der Wege dazu gibt es viele, ob sie bisher alle werkschaft anivesend waren, ihren einmütigen rende Nichtstun gestoßen. Zum größten Unglück notwendig, daß unsere Schule auf eine neue gegangen wurden, mögen die Verantwortlichen an Willen bekundet, daß sie nicht früher die Arbeit besteht auch keine Aussicht, daß das durch Schaf Ebene gestellt wird und das ist die dritte aktuelle der Geisteshaltung unserer Jugend feststellen. aufnehmen werden, bis die erstellten Forderungen fung vermehrter Arbeitsgelegenheit bald wesents Forderung. Josef Hud l. erfüllt sind. Es ist recht bezeichnend, wenn der lich anders werden könnte. Chef dieser Firma nach Jugoslawien   eine Lurus­reise unternimmt, während die Arbeiter bei Hun­gerlöhnen und durch unerträgliche Ausbeutung verelendet, zusammenbrechen. Es sei weiter ver­merkt, daß auch in dem Ziegeleibetrieb Löb, der Hochburg der SHF, die Löhne unter jeder Kritik stehen. Der Volksgenosse Löb zahlt einem Abzie= her einen Wochenlohn von 26. bis 36.-. Die ganze Arbeiteröffentlichkeit ist gespannt, wel­che Haltung die Belegschaft dieses Betriebes an­gesichts der Streiflage einnimmt. Der Streit bei der Firma wird bis auf die Aufseher lückenlos durchgeführt.

Eine wirksame Waffe gegen den entnerven­den Zustand der Jugendnot sieht man in vielen Staaten in der Erhöhung der Schulpflicht von 8 auf 9 Jahre. Auch bei uns fordern fast alle Lehrerorganisationen und die meisten politischen Parteien diese Erhöhung. In der Verwirklichung dieser Forderung läge tatsächlich eine wirksame Milderung der Auswirkung der Arbeitslosigkeit auf die Jugendlichen. Es lassen sich natürlich eine Reihe von Gründen dagegen anführen, vor allem wird auf die dadurch entstehenden Auslagen ber= wiesen. Aber Elend ist ohne Opfer nicht zu besei­tigen. Die Frage ist nur, ob man eine solche Maßnahme überhaupt als Opfer bezeichnen tann. Ohne Zweifel wird durch Erweiterung der Schul­pflicht das Angebot an jugendlichen Arbeitern wesentlich verringert und was vielleicht noch mehr wiegt. Gesichtstreis und Kenntnisse der Schulent Jassenen werden bedeutend größer sein als bisher und nicht zuletzt würde dadurch die Stellenlosig= feit innerhalb der Junglehrerschaft gemildert wer­den. Und zu alldem kommt noch das moralische Plus, das aus dieser Maßnahme für die Ju­gendlichen dabei heraustäme. Die Einführung der neunjährigen Schulpflicht würde sich in gesund­heitlicher, theoretischer, moralischer und schaftlicher Hinsicht als recht wertvoll erweisen. Von der sozialdemokratischen Lehrerschaft wurde die Bedeutung dieser Neuerung auf ihrer Tep­lizer Tagung unterstrichen. Unsere Regierung würde sich durch die Verwirklichung den Danf bieler tausender junger Menschen erwerben,

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Neben der neunjährigen Schulpflicht ver dient die Forderung auf Verbindlichkeit des Fortbildungsschulunterrichtes für alle Schulent lassenen besondere Beachtung. Es ist schon oben auf die gefährlichen moralischen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Jugendlichen bertvie­sen worden. Und offen muß gesagt werden, daß es wie ein Wunder ist, wenn unsere Jugend in dem Elend der Gegenwart standhaft bleibt und mit dem Strafgeset verhältnismäßig felten in j Konflikt gerät. Diese Tatsache stellt unserer

#ppino Kleine Wochenschau

WAHL­URNE

Polen

2000 Ins Museum damit!

Abessinien

Willst Du nicht mein Protektionskind sein, so schlag' ich Dir den Schädel ein!

Schule ein gutes Zeugnis aus, denn der Grund Der Henleinterror

Frankreich

LINKSFRONT

Der Fascismus voller Angst und Schrecken

tat

England

112

Wow

Was wollen die Leute? Ich verdiene ganz gut an Deutschlands   Aufrüstung!

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Wir grüßen Sie, Herr Kardinal! Im ,, Mladý socialista", der Zeitschrift der tschechischen sozialdemokratischen Jugend, lesen wir folgenden Willkommensgruß an den Kardinal Innizer: ,, Die österreichische Delegation wird der bekannte Wiener   Kardinal Innizzer führen, ein großer Freund der Habsburger   und Feind der Sozialde= mokraten. Er war es, der vor der west- und mit­teleuropäischen öffentlichen Meinung das Feber­massaker entschuldigt hat. Sein Kardinalspurpur ist etwas vom Blut der Verteidiger der österrei= chischen Republik beschmußt. In unserem Land ist es den Kardinälen seit jeher schlecht gegangen. Entweder mußten sie laufen, bis sie den Kardi­nalshut verloren oder sie mußten dem Kaiser und dem Volke dienen. In diesem Land, Herrn Kardi­nal, begrüßen wir sie mit geballter Faust. Das arbeitende Volk der Republik   hat an die Hinrich­tungen der Schwerverwundeten, an das Morden von Frauen und Kindern in den Wiener   Häusern nicht vergessen. Wenn sie Prag   besichtigen werden, unsere schöne Stadt, welche Rom   den Fehdehand­schuh hingeworfen hat, denken Sie daran, daß in seinen Vorstädten tausende Brüder der in den Febertagen Hingemordeten wohnen."

In Kürze

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Berlin  . Der Volksgerichtshof  " hat den wurden, im Jahre 1934 noch immer rund 900 42- jährigen früheren preußischen kommunistischen zu diesem charakterfesten Verhalten ist doch in Waggons hereinlangten, stnd in den ersten sechs Abgeordneten Sasper zu drei Jahren Zucht­ihr gelegt worden. Aber man soll die Sicherungen hört nicht auf Monaten des heurigen Jahres kaum zehn Waghaus verurteilt. Kasper war einer der Hauptzeu­feinen zu starten Spannungen aussehen. Ein Unter diesem Titel schreibt Narodni Osvo- gons über die Grenzen gelangt. Von dem hohen gen im Reichstagsbrand- Prozeß. Mittel gegen diese Gefahren wäre die Verpflich Fettzoll hat also da er nicht eingehoben wird Ankara.( AP) Hinsichtlich der Befestigung der hung zum Besuche der Fortbildungsschule durch bozeni": der Staat gar nichts. Da wir Fett brauchen, Dardanellen   stellt die Türkei   folgende For= alle Schulentwachsenen. Die Verwirklichung die- Sowohl in der Wahlzeit als auch nach den ist auch nicht die landwirtschaftliche Produktion derungen: 1. eine Anzahl beweglicher Küstenbat­ser Forderung würde keine allzugroße Kosten Wahlen haben wir auf den unerhörten wirtschaft von Butter bedroht. Dazu kommt noch, daß wir terién, 2. das Recht, die zu den Dardanellen füb­verursachen. In Verbindung damit könnten für lichen Terror der Henlein  - Unternehmer gegen die mehr Industrieartikel ausführen können, wenn renden Straßen durch bewegliche Artillerie zu ver­diese Jugendlichen besondere Werkturse für Holz- Arbeiterschaft aufmerksam gemacht. Wir haben wir Fett einführen. Die hohen Fettpreise haben teidigen, 3. Bau unterirdischer Torpedorohre an der und Metallverarbeitung an Fortbildungsschulen gehört, daß der Herr Innenminister die ihm also total ihren Sinn verloren, desgleichen di: Küste, 4. Bulassung einer Anzahl von U- Booten und mit Lehriverfstätten abgehalten werden. Not untergebenen Aemter energisch auf seine Verord- Fettzölle und es wäre notwendig, hier etwas zu Errichtung von zwei U- Bootstationen in den Dar­wendig ist, darauf aufmerksam zu machen, daß nung gegen diesen Terror erinnert hat. Eine tun. Die Regierung hat die Möglichkeit, denn danellen, 5. Errichtung von zwei Flugzeug- und theoretischer Unterricht bei einem großen solche Erinnerung ist notwendig, wie Salz, da in der Regierungsverordnung vom 10. Juni 1933 Wasserflugzeugstationen.. Teil unserer Jugendlichen nicht vollen Anflang wir wissen, wie ungenügend diese Behörden die heißt es: Rom  . Das italienische Armeekommando in findet. Das ist nicht auf bösen Willen zurückzu- Verordnung des Innenministeriums durchgeführt führen, sondern liegt in den glücklicherweise haben und durchführen. Inzwischen werden neue mehr auf das Praktische gerichteten Anlagen und neue Fälle von Terror gemeldet( der neueste der meisten Menschen. aus den Handschuhfabriken in Abertham). Not­Die Erfüllung der beiden Vorschläge wird wendig sind raiche Maßnahmen zur Verteidigung immer dringlicher und wäre insbesondere für die der Gewissensfreiheit tschechoslowakischer Burger! deutschen   Teile des Staates von nicht zu unter- Es ist notwendig, die Bezirkshauptleute aus dem schäßender Bedeutung. Das ist ja die Tragit im Schlaf aufzutvecken und es ist notwendig, daß die Zeitgeschehen der Deutschen   und Tschechen  , daß Regierung öffentlich erkläre, daß Staatslieferun­sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der gegen- gen nur jene Unternehmungen erhalten, welche wärtigen Krise auf die beiden Völker in verschie- feinen Terror durchführen. Die Demokratie hat dener Stärke bemerkbar machen. Diesen Unter- die Pflicht, die Freiheit der Ueberzeugung ihrer schied kann man nun leider nicht erfühlen, man Bürger zu verteidigen. Und die tschechoslowati muß ihn spüren. Die heutige Jugend ist äußerst sche Demokratie ist doppelt verpflichtet, sich aller empfindsam und durch die lange Notzeit tief auf- derer anzunehmen, welche in der Welle der anti- Tagen stattgefundenen Plenarsizung diese For Wnud hat sein Mandat als Abgeordneter der

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gewühlt. Mit diesem Zustand muß man rechnen, ja man muß ihnen Rechnung tragen, sollen nicht schlimme psychische Verkrampfungen und Verla­

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Bei außerordentlicher Notlage können jedoch Florenz   wird in der nächsten Zeit nach Verona   ver­zeitweilig, stets aber nur längstens auf die legt werden, whrend das bisherige Armeekommando Dauer eines halben Jahres, die Zölle bei Ges in Verona   nach Bozen   im ehemaligen Südtirol  treide, Mahlprodukten, Vieh, Fetten und Fleisch übersiedelt. für alle oder einzelne Gattungen der aufgezähl­Rom.( AO). Die Zahl der italienischen Ar­ten Waren an der ganzen Landesgrenze oder an beiter in Erythräa hat bereits 22.000 erreicht und einigen Teilen derselben unter Kontrollbedingun gen und Beschränkungen, die einen Mißbrauch die ser Verfügung verhindern, aufgehoben oder an­gemessen herabgesetzt werden."

Dieser Zeitpunkt einer außerordentlichen Notlage ist gekommen. Der Konsumentenvertre­ter beim Viehsyndikat hat in der vor wenigen derung mit Nachdruck erneut erhoben.

Der Landesausschuß für Böhmen   hat in seiner

soll bis auf 30.000 gesteigert werden. In Somali­ land   befinden sich aus Klimatischen Gründen nur 5000 Arbeiter. Dazu kommt eine noch viel größere Bahl von farbigen Arbeitern, woraus man auf den Umfang der Vorbereitungsarbeiten schließen kann.

Danzig  . Der Präsident des Volkstages von

NSDAP   niedergelegt, was zugleich den Rücktritt als Präsident des Volkstages bedeutet.

Warschau.( AP) Die polnischen Sozialisten die neue Wahlordnung angekündigt. Die Partei

gerungen entstehen, die böse Folgen zeitigen fön- Parlamentsdebatte hat gezeigt, daß die Regie Sibung vom 28. Juni außer einer Reihe laufender( PPS) haben einen großen Agitationsfeldzug gegen

nen. Der Jugend muß daher zunächst geholfen werden. Beide Vorschläge sind nicht neu, aber die Situation ist neu, in der sie zu ernster Prüfung wieder empfohlen werden. Ihre Prüfung wird die Notwendigkeit der Verwirklichung dartun.

demokratischen Bewegung ausgehalten und dem Terror Widerstand geleistet haben, der ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre Eristenz bedroht. Die rungsparteien in Auffaffung über die Hen Teinleute einig sind. Es bedarf nur der Initia tive, daß sie sich auch über praktische Maßnahmen gegen sie einigen."

Angelegenheiten 127 Gemeinde- Voranschläge behan= delt und hat 158 Gemeinden die Einhebung verschie= tener Abgaben und Gebühren bewilligt. Er geneh- fühlt sich deshalb besonders start, weil in den letzter migte die Vorbereitungen der Regierungsfomissärs Wochen die Arbeiter massenhaft aus den Regierungs­in Böhm.- Budweis zum Abschluß einer Sanierungs- organisationen ausgetreten sind und in die sozialisti­Für die Aufhebung des Fettzolles Anleihe bei der Zemská banka im Betrage von schen Gewerkschaften zurückkehren. Die 24stündigen 1,085.000 und der Gemeinde Jungbunzlau   die Proteststreifs gegen die Wahlordnung sollen sich nicht nur auf Lodz   beschränken, sondern sind auch Unter dem Schulminister Dr. Dérer wurde setzt sich in der Konsumgenossenschaft" neuerlid Stonversion einer Investitionsanleihe im Betrage von ein bestimmter Abschnitt unserer Schulreform Genosse Franz Svojše ein. Der Fettzoll, dia 1,200.000 in eine langfristige Anleihe. Der Lan- für Warschau   und das Kohlenrevier von Dombrowa abgeschlossen, der von der Volksschule bis zur pauschalierte Umsatzsteuer, die Fleischsteuer, die desausschuß genehmigte ferner den Beschluß des Be- vorgesehen. Mittelschule reicht. Neben organisatorischen Fra   Gemeindesteuer, die Einfuhrgebühren usw. bezirksvertretung von Böhm.- Budweis zweier Anleihen gen wurden methodische und stoffliche Probleme lasten ein Kilo Schweinefett mit annähernd 4.40 im Betrage von 1,500.000 und 1,300.000 gelöst. Der geistige Inhalt dieser Reform stammt bis 4.50. Vor allem ist es der Fettzoll, der zur Erweiterung des Allgemeinen öffentlichen Kran­aus einer Zeit, in der das liberale Gedankengut die Preise in die Höhe treibt. Die Fettimporte tenhauses und sprach seine Zustimmung zur Einrich­noch fest verankert schien, vor fünf Jahren z. B. haben fast aufgehört. Während im Jahre 1926 tung von Bezirksämtern in Beroun   und Nymburk  galt noch manches als sehr fest, was heute bereits weit über 3000 Waggons Schmalz eingeführt aus.

Tokio  . Eine Uebersicht über den japanischen

Saushalt von Heer und Marine ergibt, daß seit dem Jahre 1931 beim Heer eine Verdoppelung von rund 227 Millionen auf 490 Millionen und bei der Marine eine Verdoppelung von 227 Millionen auf

530 Millionen Den eingetreten ist.