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Donnerstag, 4. Juli 1935

Kirche beflagt, daß so viele Arbeiter ihre Lehre fen werden sol, bag Staat und Kirche nichts mit- In der heutigen Atmosphäre müßte jeder Revisions­nicht anerkennen, dann ist sie selbst schuld daran. einander zu nun haben dürfen. Die Tausenden von versuch in einem Krieg enden, den er verhindern Ebenso wie die Kirche für ihre Bekenner die Menschen, welche heute, Samstag und Sonntag in wollte. Für H. ist es das Prinzip der staatlichen Sou­freie Religionsübung verlangt, so muß auch ge- Praz sein und hier beraten werden, sind Vor- veränität, nicht die Grenzen, die revidiert werden fordert werden, daß jene, welche an die Lehre der fämpfer einer freien Weltanschauung und Träger sollen. Für die Zukunft sieht er die Möglichkeit einer Kirche nicht glauben und von ihrem Ritus nichts ber Zukunft, Vorboten einer Zeit, die völlig frei Revision auf dem Wege über den Völkerbund oder wissen wollen, für ihre Ueberzeugung leben und sein wird von irgend einem religiösen Zwang, der den Ständigen Gerichtshof im Haag. wirken und werben können. Deshalb muß nach ein Mittel ist der Beherrschung der Massen durch drücklichst daran festgehalten werden, daß die Er- die Wenigen. Diese Herrschaft gilt es zu brechen ziehung unserer Kinder frei erfolgen muß, daß und alle jene, die sich heute schützend vor das wan­fein Kind zum Religionsunterricht oder zu irgend kende Gebäude der kapitalistischen Wirtschaft und einer Kulturhandlung gegen den Willen seiner der bürgerlichen Gesellschaft stellen, werden von Eltern gezwungen werden darf, daß auch sonst der den Trümmern der stürzenden alten Welt begras Staatsbürger feinem religiösen Zwang unterworben werden.

Oberst Beck in Berlin

Der polnische Außenminister ist Mittwoch früh in Berlin angekommen und wurde mit dem üblichen diplomatisch- militärischen Gepränge empfangen. Vormittags besuchte er den Außenmini­ster Neurath und hierauf Hitler .

Der Besuch wird verschieden kommentiert. Die polnische Presse ist zurückhaltend und betont das Herkömmliche des Besuches, der zwar kein reiner Höflichkeitsakt, aber auch keine Sensation sei.. Die westeuropäische Presse dagegen sieht in dem Besuch eine Vertiefung der deutsch - polnischen Entente. Vielfach wird die neue Annäherung Bolens an Berlin als Folge der deutsch eng= lischen Verständigung angesehen, die man in Warschau als großen politischen Erfolg Hitlers gebucht habe.

Im Zusammenhang mit der Reise Becks wird in einzelnen Blättern die Tatsache betont, daß Polen auf deutschen Werften Kriegsschiffe in Bau gegeben habe und daß die Seerüstung Polens eine zusätzliche Rüstung der deutschen Flotte sei( wobei es freilich immer rätselhafter wird, gegen wen sich diese Rüstung richtet, denn Rußland hat in der Ostsee keine nennenswerte Flotte und ist auch von der größten baltischen Flotte aus nicht in seinem Lebens. nerv anzugreifen).

Die französischen Blätter sind sichtlich besorgt wegen der drohenden Jfolie­rung Frankreichs und betonen im Gegensatz zu ihrer vor zwei Tagen noch kühnen Sprache gegen England die Kontinuität der franko- britischen Freundschaft und der Verhandlungen über Flotten­frage, Luftpakt und Abessinien.

Die Außenpolitik der Labour Party

Nr. 154

An alle Abonnenten

und Verschleißer!

Anläßlich des Feiertages am Samstag, dem 6. Juli, wird in den Druckereien nicht gearbeitet und entfällt daher die Nummer vom Sonntag, den 7. Juli.

Die Verwaltung.

den Mißerfolg der Abrüstungskonferenz und der in­Die Ereignisse im Fernen. Often hält S. für ternationalen Vertrauenskrise verantwortlich. Wenn men gesetzt werden soll, ist es notwendig, gemeinsam nicht einmal von dort aus die ganze Welt in Flam­mit der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten die Beschlüsse des Völkerbunds durchzuführen, die die Wiederherstellung der Selbständigkeit der Mand­ schurei empfehlen. Denn ,, es ist verhängnisvoll, wähler zu stellen, deren Stärke und Dauerhaftigkeit be­rend man nominell durch den Völkerbundpakt gebun- stritten ist? Fast das ganze Vertragswerk der Ver­ den bleibt, eine Haltung einzunehmen, die potentielle sailler Periode ist heute durchlöchert. Auch der Völ­Angreifer ermutigt. Eine solche Politik hat die ferbund wird, in Zielen und Methoden, Veränderun schlechtesten Seiten der Vorkriegs- und der Nach- gen erfahren müssen. In diesen Veränderungen lie­friegswelt." Hoffen wir, daß eine von der Labour gen Ansatzpunkte für eine sozialistische Realpolitik. Barth bestimmte Außenpolitik tatsächlich ihre inter - Ob die Labour Party eine solche in der letzten Zeit nationalen Verpflichtungen dem Worte und Sinne betrieben hat, wird bestritten. Man muß sich fragen, nach erfüllt, ob das, echt englische, Vertrauen in Menschen, Böl­fer, Systeme berechtigt ist und nicht die Ursache großer Enttäuschungen werden kann.

Wenn auch universale Abkommen das Ideal bleiben müssen, so können doch auch durch regionale Abkommen, besonders bei sozialistischer Führung, Er­gebnisse erzielt werden, die eine große Anziehungs­traft auf die Beiseitestehenden ausüben. S. glaubt, daß viele Völker nicht nur eine gemeinsame Wizt schafts, Finanz- und Sozialpolitik annehmen, jon­dern sich auch darauf einigen würden, ihre militäri­schen Pläne gegeneinander zu vernichten und sie durch einen gemeinsamen Verteidigungsplan gegen außenstehende potentielle Friedensstörer zu ersetzen. Es ist unmöglich zu sagen, ob H. an eine attivere Politik von Staatengruppen in gewissen Umständen, natürlich unter Einhaltung der Völkerbundprozedur, denkt, oder lediglich die Völkerbundsverpflichtungen mit Rüdsicht auf den fürzlichen Austritt großer

Staaten neu formuliert.

Die beiden engl. Arbeiterregierungen erzielten ihre größten Erfolge auf außenpolitischem Gebiete, während sie in der Innen- und Wirtschaftspolitik ge­schlagen wurden. Heute ist die Labour Party in die­en Gebietten besser gerüstet. Hoffen wir, daß ihre Außenpolitik nicht eine zu schwere Belastungsprobe erfährt. Denn ihr Versagen hätte nicht nur für Eng­land die schwersten Folgen. Otto Frey.

Ein neues Ultimatum?

fing wird angekündigt, daß die Kivantung- Armee Tokio . Von gutinformierten Stellen in Hsin­brafonische Maßnahmen ergreifen werde, wenn die Armee des Generals Suntschujuan nicht bis 10. Juli das Grenzgebiet von Tschachar räume und sich nach Süden hinter Tuschitou zurückziehe.

Die nächste Arbeiterregierung soll ein Fries densgesetz" erlassen, das die Völkerbundsverpflich wollen, ein Nachteil. H.'s Analyse der Gegenwart tungen für jeden Bürger verbindlich macht. Völker­als einer Welt im Uebergang von einem System zum bundloyalität wird damit über nationale Loyalität anderen( mit den Nachteilen beider), der politischen gestellt und Unterperfung unter Schiedsgerichtsbar= Großraumwirtschaft im Donaubeden. Ueber Lage als eines Refleges der Wirtschaftträfte und feit, Unterstügung von Völkerbundsanttionen und Wi- diesen Gegenstand sprach im Rahmen des volts­der Probleme internationaler Beziehungen als Fol- derstand gegen einen Angriffskrieg des eigenen Lan- wirtschaftlichen Ausschusses des Einheitsverbandes Die sehr eingehende Programmdiskussion, die gen des Konflikts privater Wirtschaftsinteressen ist des zur ,, ersten Bürgerpflicht" gemacht. Daß die Art der Privatangestellten der Sekretär der Mittels seit etwa zwei Jahren in der Labour Party betrieben richtig. Richtig ist auch, daß wirtschaftliche und so- der Erfüllung dieser Pflichten im fonkreten Falle europäischen Arbeitsgemeinschaft der Angestellten­wird, mußte sich naturgemäß auch mit der Außenpo- ziale Veränderungen die Voraussetzung einer wirt von einem Gewerkschaftstongreß bestimmt werden verbände Auffhäuser. Der seit Jahren litik der nächsten Labour- Regierung beschäftigen. Ge- lichen Friedenssicherung sind; daß darum Planung foll, flingt aus dem Munde des Präsidenten der schrumpfende Außenhandel aller Nachfolgeſtaaten rade für England mit seinen weitreichenden wirt- und Wirtschaftsregelung in internationalen Maß- Abrüstungstonferenz, der über den Charakter eines habe jedermann die volkswirtschaftliche Unzuläng­schaftlichen und politischen Interessen gilt, daß Wirt- stäben ebenso notwendig ist wie in nationalen, und fünftigen Strieges Bescheid weiß, ein wenig eigen- lichkeit des Gebietes eines kleinen oder mittleren schafts- und Außenpolitik von derselben ideellen eines erst das andere ermöglicht. So wird die Bedeu- tümlich. Staates flar gemacht. Diese Unzulänglichkeit müsse Grundlage ausgehen und gleichgerichtet sein müssen, tung verständlich, die das Internationale Arbeits­Bum Schlußz zeigt. die Werbefraft einer durch möglich enge Beziehungen zwischen den Klei­um Aussicht auf Erfolg zu haben. Mit der Außenpo- amt für die sozialistische Außenpolitik haben muß. nen und mittleren Staaten wettgemacht werden. Außenpolitik, deren Biel nicht das nationale Inter - Zwischen der Tschechoslowakei und Oesterreich als litik der Labour Party beschäftigt sich darum Das Bentralproblem ist heute unbestreitbar die effe, sondern eine freie Gemeinschaft der Völler ist Arthur Henderson , Außenminister der zweiten Rüstungsfrage. Die englische Arbeiterregierung und durch drei Jahre Präsident der würde in Genf allen Völkern vorschlagen, die Waf- lichen Macht zu haben, denn sozialistische Außenpoli- andern Seite sei, behauptete der Redner an der Arbeiterregierung und die Notwendigkeit, die Schlüssel der wirtschaft- Induſtrieſtaaten auf der einen und Ungarn , Jugo­Waf- lichen lawien und Rumänien als Agrarländern auf der Abrüstungskonferenz, in einem eben erschienen Buche fen abzuschaffen, die den Mittelmächten durch die tik ist mit der Veränderung der Gesellschaftsordnung and eines reichen Materials, die Möglichkeit latvien und Rumänien als Agrarländern auf der ,, Labour's Weg zum Frieden",*) das im Rahmen Friedensverträge verboten wurden, die Rüstungsbud- untrennbar verbunden. einer programmatischen Buchreihe erschienen ist. Hen- gets zu beschränken, das Zivilflugivesen zu inter­eines wirtschaftlichen Ausgleichs und einer wirt­derson selbst nennt sein Buch ein politisches Doku- nationalisieren, die Rüstungsindustrie zu nationali Was H. in einem Buche, dessen prinzipielle und schaftlichen Ergänzung weitgehend gegeben. Das ment, das die erklärte Politik der alternativen Re- fieren und unter Aufsicht zu stellen und Nichtangriffs- praktische Bedeutung groß ist, entivirft, ist radikale, von den Großmächten im Donauraum getriebene gierung darstelli", ohne Zweifel ist es mit Rücksicht pakte zu schließen, die an das Sanktionensystem des Friedenspolitik, Verwirklichung der Völkerbunds- machtpolitische Spiel sei vor allem schuld daran, auf die Person des Autors und als einzige breitere Völkerbundes angeschlossen würden. Für England ideale. I st es aber jozialistische daß diese Möglichkeit bisher fast gänzlich unaus­Darstellung dieses Gegenstandes von großer prinzi lehnt S. jede Gleichgewichtspoli- Außenpoliti!? Von der Funktion der sozia- genügt geblieben ist. Eine Wirtschaftsgemeinschaft pieller Bedeutung. tit ab. Alle Macht dem Völkerbund ,, dann haben listischen Bewegung, deren Bedürfnisse und Ziele nur der Donaustaaten wäre die erste Voraussetzung für wir nur eine Grenze, den Völkerbundpaft." Das auf einem Teil des Wegs mit denen nichtsozialisti- eine weiterreichende Organisierung der mitteleuro­hieße, daß eine Labour- Regierung seine Verpflich- scher Pazifisten parallel laufen, ist nie die Rede. päischen Wirtschaft. Der Wechsel der politischen tungen wirklich ernst nähme. Für ist das Fundament sozialistischer Außenpolitit Kombinationen erschwere zwar die Verwirklichung H. hält die Zeit für die Revision der Friedens der Völkerbund . Getviß hat dieser in den letzten der Idee einer Wirtschaftsgemeinschaft der Donau­verträge nicht gekommen. ,, Die Verträge sind nicht zu Jahren sein Gesicht verändert. Ist es aber rich- staaten, werde sie aber schon in absehbarer Zeit starr, im Gegenteil, sie verlieren ihre Heiligkeit." I tig, eine sozialistische Außenpolitik lediglich auf Pfei= nicht verhindern können,

,, Die Grundsähe von Labour's Außenpolitik has ben sich seit dem Weltkrieg nicht geändert," sagt. Was als Vorzug gedacht war, ist, wie wir zeigen

*) Arthur Henderson : Labour's Way To Peace, Methuen& Co., London .

Roman von

Emil Vachek

Die Hühnersteige

"

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Deutsch von Anna Auredniček

Ja", sagte Sophiechen, ohne zu zögern. So begann die endlose Serie ihrer ,, Ja", die sie, ohne zu zögern, aussprach. Begeistert wäre Herr Foltr gewesen, hätte sie nur einmal gesagt: In den Riegerpart? Was fällt Ihnen ein? Um den Nie gerpark herum werden wir gehen!" Sie sagte aber nie etwas Aehnliches.

tort.

Ja", Tautete Sophies zustimmende Ants

Jeht ging's aber noch ärger. Sich selbst überlassen, lief Sophie so schnell, daß ihr Beglei= ter binnen kurzem völlig außer Atem war.

,, Seßen wir uns", schlug er vor, worauf Sophie wieder ihr..ja" bersetzte, ,, Hier ist es sehr schön". " Ja."

,, Kommen Sie öfters her?"

..Nein."

auch?"

vs

Ich schon. Ich liebe Gartenanlagen. Sie

" Ja." ,, Warum gehen Sie dann nie hin? Haben

..Am schönsten ist es, wenn Musik spielt." Pause.

,, Was denken Sie?"

,, Nichts."

Jetzt bot Herr Foltr Sophie seinen Arm und Sie keine Zeit?" fie gingen weiter. Damit begann die erste Un­,, Nein." annehmlichkeit ihrer Beziehungen. Sophie war um einen Kopf größer als Herr Foltr, er zog sie infolgedessen derart herunter, daß sie nach einer Weile ganz unerträgliche Hüftschmerzen bekam. Eine andere hätte an ihrer Stelle ihren Arm aus dem seinen gezogen. Aber Sophie wäre nicht im­stande gewesen, so etwas zu machen. Sie schlepp­ten sich so lange weiter, bis Herr Foltr außer Rand und Band geriet, weil er ununterbrochen den Schritt wechseln mußte und dieser Spazier gang alles andere eher war als ein Vergnügen.

Schön, sagte er sich, sie kann ja nichts dafür, ich werde mich jetzt in sie einhängen.

Beiderseitiges Schweigen. ,, Gestern war es sehr schön." Schamhaft: Ja".

,, Werden Sie immer so brab sein?" Ja."

"

Warum sagt sie nicht nein oder ja, zum Kuckuck, dachte Herr Foltr voller Verzweiflung." ,, Die Liebe ist das Schönste im Leben." " Ja.".

" Waren Sie schon verliebt?" ,, Nein."

,, Wir können wieder gehen." Ja."

lichen Geschmad im Munde und seine Beine schlot­terten vor Schwäche. Um ja eine sichere Heil­methode anzuwenden, trant er einen Absud, unt Nach einer Stunde ertappte sich Herr Foltr zu schwißen und schluckte seine Pillen gegen Darm­dabei, wie er gähnte.

Bum Teufel, was ist das?" fragte sich Herr Foltr, als er zu Hause anlangte. Ist das Liebe? Ich bin müde wie ein Pferd."

Leiden.

Unglüdlicherweise wurde ihm nach diesen Arzneien noch schlechter. Das Fieber schien zu steigen. Typhus" dachte er. Er wollte auf den Gang hinausgehen und rufen: Hilfe, Typhus , holt den Arzt! Aber eine ungeheure Schiväche hinderte ihn daran.

Als sich am zweiten und dritten Tage das selbe wiederholte, machte er sich eine Vorstellung, wie seine Ehe ungefähr aussehen würde. Dabei schüttelte ihn die Kälte, die ihn bis ins Bett be= Er konnte nur auf den Fußboden schlagen, gleitete. Als dieses Kältegefühl nicht aufhörte um die Zimmerfrau zu wecken. Diese aber glaubte, und er sich nicht erwärmen konnte, trotzdem in Herr Foltr habe Gesellschaft bei sich und schlief seinem Schlafzimmer eine dunstige Size herrschte, ruhig weiter. wußte er, daß er frank war.

,, Man könnte hier wie ein Hund verrecken", schluchzte er, und niemand wüßte es. Wäre doch Sophiechen hier! Aber die schläft natürlich ruhig! Sie weiß von nichts, obwohl sie schuld daran ist! Das nennt man Liebe..."

Sophie schlief tatsächlich die ganze Nacht und träumte, ihr Jdeal erreicht zu haben. Sie war Tonis Frau, tochte für ihn, flickte seine Wäsche, dachte Tag und Nacht an sein Wohl und beant­wortete jede seiner Fragen mit einem ergebenen " Ja" oder" Nein".

,, Sie hat mich krant gemacht", jammerte er und erinnerte sich, daß ihm den ganzen Nachmit­tag nicht wohl gewesen war. Nach längerem Nach­denken kam er auf die Ursache seiner Erkrankung. Er hatte sich beim ersten Stelldichein erfältet, als sie ihn so vorwärts jagte. Das war mir der Teufel schuldig! An fühlen Abenden durch Gärten jagen, wo hinter jedem Gebüsch eine Erkältung oder noch eher eine Grippe oder Lungenentzün­dung lauert. So etwas paßt nicht zu mir ernstem Mann. Sie soll zu mir kommen, wenn sie mit Als Herr Foltr nach einer entjeßlichen Nacht mir reden will; hier kann sie mir behilflich sein." So endete die Periode des Verliebtseins bei eriachte, fühlte er sich ebenso verlassen wie gestern. Herrn Foltr. Schlimmer war der Schüttelfrost. Er konnte mit seinem Klopfen die Zimmerfrau der nicht wich. Er schien immer stärker zu wer- nicht erreichen und wußte, daß im Laufe des Tages den. Dann ließ er nach und Foltr wurde von nie jemand zu ihm in die Wohnung kam. Zu einer so glühenden Welle überflutet, daß er die feiner Ueberraschung verspürte er Hunger, hatte aber nichts, um ihn zu stillen. Obwohl er nur ein Er versuchte aufzustehen, um sich ein Medi- ganz gewöhnliches Schnupfenfieber hatte, wälzte fament zu brauen. Aber welches nur? Er, der er sich wie ein Lazarus im Bett, jammerte, dachte hunderten Menschen geholfen hatte, wußte sich kei- an den Tod und beobachtete mit Entseben, aber leifer Hoffnung, daß sich der Abend niederfenfte. nen Rat. Schüttelfrost? Das war nicht nur Er fürchtete, diese Nacht nicht zu überleben. Schüttelfrost. Er hatte Ohrensausen, seine Ein­geweide krümmten sich, er verspürte einen abscheu- 1 ( Fortseßung folgt.),

,, Fühlen Sie sich nach den Pillen wohler?" Decke abiverfen mußte.

Ja."

Diese Veränderung verursachte Sophie ein wahres Lustgefühl. Sie hatte nicht geahnt, daß Liebe soviel Schrecken barg. Da bemerkte aber Herr Foltr, daß er unerbittlich in die Höhe ge= rissen wurde und auf den Fußspiben gehen mußte. Lange Pause. Jetzt bemächtigte sich Herr Das ist kein rechter Spaziergang". scherzte Foltr Sophiens Hand. Sie wehrte sich nicht. Er er; ,, diesbezüglich passen wir ganz entschieden drückte die Hand. Sie erwiderte den Druck nicht. nicht zueinander. Es ist besser, wenn wir uns Er zog sie an sich. Sie ließ ihn gewähren. Da nicht einhängen". durchbebte ihn ein Frösteln.