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Freitag, 12. Juli 1935
Nr. 160
sie vcüe Sir noarcs und die Debatte (Schluß von Seite 1)
Protesttelegramm an den Präsidenten der spanischen Republik Das Bekanntwerden der Todesurteile gegen vier spanische Arbeiter im Pro» zeß von Turon veranlaßte den in Paris tagen» den Borstand des Internationalen Ge« Werkschaftsbundes, das folgende Tele» gramm sofort an den Präsidenten der spanischen Republik zu senden: „Präsident der Republik Spanien, Madrid . — Vorstand des Internationalen Gewerkschafts bundes , am 2. Juli in Paris tagend, hat mit äußerster Beunruhigung von vier Todesurteilen in Turon erfahren. Verlangt im Namen der Menschlichkeit Begnadigung der Verurteilten.— Schevenels, Generalsekretär." Wir erinnern bei dieser Gelegenheit daran, daß der Präsident der spärlichen Regierung ge» legentlich der Delegation des JGB und der SAJ die feste Zusage gegeben hat, daß keine Todesurteile mehr aus Anlaß der Herbstkämpfe vokk- streckt werden sollen.
sich indessen, ein französischerHenlein, als gleichsam»neudemokratisch" und be- treöbt von Woche zu Woche eine heftigere, aggressivere Propaganda. Der Colonel hat militärisch aus gebildete Sturmtruppen geschaffen, die Sonntag für Sonntag mehr oder weniger bewaffnet exerzieren und Zusammenstöße nut Antifascisten provozieren. Die Meldungen über die Bewaffnung der Feuerkreuzler sind nicht einheitlich, fest steht jedenfalls, daß der bürgerkriegslüsterne Colonel über größere Bestände moderner Gewehre, M.-G's, und motorisierte Unterabteilungen verfügt. Sogar eine Fliegerstaffel hat er— ganz wie Adolf Hitler — sich jetzt zugelegt. In blutrünstigen Reden droht der»Führer", vortrefflich assistiert von seinem Stab, mit„Bürgerkrieg",„Wrechnung" und„völkischer Erneuerun g". Prinzipiell antisemitisch sind die Feuerkreuzler zur Zeit nicht; es scheint noch zuviel„nichtarisches" Geld im Finanzierungsetat der Organisation vorgesehen zu sein. Was de la Roques Chancen wesentlich ein- engt, ist die Tatsache>— im Gegensatz zum Hitler- fascismus der deutschen Morddiktaturzeit— daß das flache Land, in Frankreich ein viel wesentlicherer Faktor als im hochindustriellen Deuffchland, den Feuerkreuzler-Rummel im Ganzen entschieden a b l e h n t und in der großen Masse seiner Bevölkerung fest hinter den antifasci« stischen Radilaisozialisten steht. Ein bedenkliches Symptom hingegen ist, daß der FascismuS de la Roques zahlreiche Stützen in der Bürokratie hat, daß selbst die Re« gä e r;ung des Republikaners Laval ,-durch mancherlei Rücksichten, ja durch Bindungen gehandicapt, nicht wagt, ernsthaft gegen die Bürgerkriegsgarden des Colonel einzuschreiten. An der Energie, der Schlagkraft und der kompromißlosen Aktivität des kommenden Linksblocks dürste das Feuerkreuz- lertum scheitern. Scheitern, e h e es zu einer akuten Gefahr für die französische Demokratie geworden ist. Ist es jedoch so weit, so dürfte der Colonel de la Roque auch das Kompromiß-Kabinett Lavals mit ins politische Grab nehmen, das einer Regierung der entschiedenen Linksrepublikaner unter Führung Pierre C o t s Platz machen dürste.
Freundschaften z« opfern«nd neue zu gewinnen. Wenn wir neue Freundschaften aufsuchcn werden, werden wir eS so tun, damit wir unsere alte« Freundschaften nicht in Gefahr dringen. Das Verhältnis Großbritanniens zur So wjetunion ist jetzt das beste seit der Einsetzung der Sowjetregierung. Bezüglich Deutschlands , erklärte Sir Samuel, könne er nur wiederholen, daß das Grundprinzip des englischen Verhaltens zu Deutschland das eines praktischen Realismus und das Streben nach Verstehen sei. Redner hob sodann das freundschaftliche Verhältnis zwischen Groß britannien und Japan hervor und fügte hinzu: Ich würde nicht aufrichtig gegenüber unseren japanischen Freunden vorgehen, wenn ich ihnen nicht sagen würde, daß die Freunde Japans und Groß britanniens durch einige kürzliche Ereignisse in Nordchina beunruhigt worden sind. Ich hoffe, daß dieses Kapitel der Unruhe sein Ende nehmen wird. Was China anlangt, empfehle Sir Samuel ein gutes Verhäünis zwischen China und Japan . Das britisch-amerikanische Verhältnis ist glänzend und es ist sicher, daß es so bleiben wird. Wir wollen keinen eifersüchtigen und egoistischen Standpunkt Ländern gegenüber einnehmen, deren Kolonialbesitz kleiner oder weniger verschiedenartig ist als unserer. Wir wollen die Versprechen einhalten, die wir in unseren Verträgen und Abkommen gegeben haben, und wir sind bereit, mit Europa auf der Basis der kollektiven Sicherheit zu arbeiten, wir sind enffchloffen, unseren ganzen Einfluß einzusetzen, um alte Animositäten zu versöhnen, aber wir werden ihn so zur Geltung bringen, um uns durch den Wunsch nach Gewinnung neuer Freundschaften nicht alte Freundschaften zu entfremden. Großbritannien beschränkt seine Freundschaften nicht auf diesen oder jenen Staat, schloß Sir Samuel seine Darlegung, und wir bieten allen Ländern im Westen und im Osten, welche bereit sind, mit uns an der Festigung und Sicherung des Friedens und für dessen gerechte und loyale Einhaltung zu arbeiten, die Hand. Liberale Kritik an Hoare und Hitler London.(Reuter.) Nach dem Staatssekretär für Aeußeres, Sir Samuel Hoare , ergriff der Führer der liberalen Opposition HerbertSa- m u e l das Wort. Er sagte, er stimme mit den Grundsätzen des britisch-deutschen Flottenabkommens überein, sei aber überzeugt, daß es besser gewesen wäre, wenn diesem Vertrag ein provisori» , siber Charakter gegeben worden, wäre, da ihn sehr Viele Faktoren im Auslands als eine Durchbrechung der in Stresa gebildeten Front ansehen können. Ebenso wie Frankreich , sagte Herbert Samuel , sehen auch wir die Gefahr, die aus den ständigen Erklärungen des Reichskanzlers Hitler über seine FeindschaftgegendieSowjetunion entstehen kann. ES ist taffächlich nicht ausgeschlossen, daß Deutschland im Osten Attionsfreihrit haben will, um später AktionSfrciheit im Westen haben zu können. Der Gegensatz zwischen der Politik Großbritan niens und Frankreichs entsteht aus der Dishar
monie der Methoden, der Lage in Europa zu begegnen. Hinsichtlich des italienisch-abessinischen Konfliktes sind wir besonders durch die von Italien gewähtte Methode beunruhigt. Nach Ansicht Herbert Samuels wäre es nicht richtig, wenn Italien vermeinte, die Gesinnung eines großen Teiles der öffentlichen Meinung in Groß britannien nicht beachten zu müssen. Arbeiterpartei verurteilt britische Außenpolitik London . Namens der oppositionellen Arbeiterpartei sprach das UnterhauSmstglied A t t l e e. Er übte scharfe Kritik an der britischen Außen- politik und sagte, daß die heutige Rede Sir Samuel Hoares einen S ch r itt nach rückwärts bedeute, der zu der Borkriegs- Außenpolitik führe. Er gab weiter dem Zweifel Ausdruck, daß neue Verträge oder Pakte irgendeinen Wert haben könnten, wenn alle Verträge zerrissen wurden, insbesondere von Japan , Hitler und Mussolini und auch von Großbritan nien selbst, als eS den britisch -deuffchen Flottenvertrag abschloß. Am Schluß seiner Rede verurteilte AtÜee die brittsche Außenpolitik, weil sie nichts unternommen habe, um in Europa das Regime des Rechtes gegen das Regime der Gewalt unterstützen. Winston Churchill gab dem Bedauern Ausdruck, daß sich Großbritannien in eine Lage gebracht habe, in der es ihm sehr schwer ist, Italien etwas vorzuwerfen, ohne sich der Einwendung auszusetzen, daß es, wenn es sich um besondere brittsche Interessen handle, wenig Rücksicht darauf nehme, was es selbst dem Völkerbunde bei Vertragsverletzungen empfiehlt. Lloyd George sagte in seiner Rede, es sei höchst wichtig, daß Italien nicht denke, daß England unter keinen Umständen die Zusammenarbeit zur Geltendmachung der Genier Resolutton suchen wird, die wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen diejenigen betreffe, welche d-ie Verträge gewaltsam verletzen. Wenn der Völker bund die abessinische Frage nicht löst, dann schwindet auch der letzte Schatten seiner Autorität. Austin Chamberlain erflärte, daß er mit der von Sir Samuel Hoare geschilderten Außenpolitik vollkommen übereinsttmme. Paris Ist zufrieden Paris . Der erste Eindruck der Unteehaus- rede Sir Samuel Hoares in Paris ist günstiger als erwartet wurde. Die französische politische Oeffentlichkeit nahm den gemäßigten Ton der Rede des britischen Außenministers, den Wunsch der britischen Regierung nach einer Beruhigung der Verhältnisse in Europa und die Ergebenheit Großbritanniens für den Völkerbund mit Dank zur Kenntnis. Die Erklärung über das brittsch- deutsche Flottenabkommen und über den»praktischen Realismus" der britischen Politik hat zwar in Paris nicht besonders überzeugt und in dem Passus über Oesterreich wird eine direkte Verurteilung der monarchistischen Kampagne vermißt, doch wird dafür die klare Erklärung über den geplanten westeuropäi-
Chlna nimmt japanische Forderungen an? Tokio . Der Nankinger Berichterstatter der »Riffchi Nitschi" berichtet, daß nach dem Eintreffen des chinesischen Boffchafters in Japan Tfiangtsoping in Nanking dort eine Besprechung von außergewöhnlicher Bedeutung zwischen den Mitgliedern der Nankingregierung«nd den Führern der Kuomintang stattgefunden hat. ES wurde eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, die im wesentlichen auf die Annahme der Forderungen Japans in China hinauslaufen. Um den guten Willen Chinas zu einer dauernden Berständigung mit Japan zu beweisen, soll die japanfeindliche Bewegung in ganz China unterdrückt werden. Die besonderen echte und Interessen Japans in Nordchina werden anerkannt. Dir chinesische Armee soll japanische Ratgeber erhalten und chinesische Staatsmänner sollen nach Japan entsandt werden. In der Meldung wird ausdrücklich hervorgrhoben, daß sich auch die Kuomintang zu einer Polittk der A n- Näherung an Japan enffchlossen hat.
scheu Lustpakt gewürdigt. Auch der Passus über Abessinien und die direkt liebenswürdige Apo- strophierung Frankreichs haben in Paris einen günsttgen Eindruck hervorgerufen. Der Stand- puntt Großbritanniens in der abessinischen Angelegenheit wird als nicht minder entschieden als der Standpunkt Italiens angesehen. Im ganzen ist man der Ansicht, daß die britische Regierung durch die Erklärung Hoares dieletzteMöglich« keit zu freundschaftlichen Verhandlungen zwischen England, Frankreich und Jtallen bieten will. Vie abessinische Regenzeit (A. P.) Man hat bid darüber gespottet, daß der Kriegsbeginn in Abessinien ungefähr vorausgesagt werde. Dies hängt jedoch mit der Regenzeit zusammen. In Abessinien und Erythräa gibt es, abgesehen von den Küstengebieten, nur den Wechsel von Regen und Trockenheit. Die Regenperiode dauert vom Juli bis zum September, die Trockenheit vom Oktober bis Januar. Dann folgt eine Uebergangszeit vom Feber bis März, während von April bis Juni schon reichliche Regenfälle zu verzeichnen sind. Die Wintermonate eignen sich am besten für die KriegSfühcung, so daß die Kriegsgefahr vom September ab akut wird. ' Die Operationen würden von Italienisch « Somallland ausgehen müssen, da Erythräa an felsiges, unwegsames Gebiet angrenzt. Zunächst müßten von Somaliland aus die weiten Steppen von Ogaden durchquert werden. Dann folgen Plateaulandschaften, die jn das fruchtbare Hochland von Harrar übergehen. 4 Der tägliche Zwischenfall Rom . Ein abessinischer Offizier bedroht« den italienischen Konsul in Harar , wo gleichzeitig Einheimische einen eingeborenen italienischen Soldaten mit Steinen bewarfen. Der italienisch« Gesandte in AlHiS Abeba hat formal protestiert.
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Roman von Emil VnrhMc. Deutsch von Anna AurednKek
„Schade," rief der Minister,„das wird aber nicht recht gehen, Herr Beinsteller. Wir haben ein strenges Gesetz; militärische Auszeichnungen dürfen nur Militärpersonen verliehen werden." »Das tut mir leid, Herr Minister, Sie ahnen ja nicht, wie mich so etwas gefreut hätte. Vielleicht könnt' ich's für mein Geld kaufen." „Auch in dieser Form wird es leider nicht zu machen sein," sagte lächelnd der Minister. „Aber seien Sie beruhigt, Herr Beinsteller; Sie werden schon nicht leer auSgehen. Wir werden Ihnen einen schönen Brief schicken, der Ihre Heldentat schildern und Ihre seltene Uneigennützigkeit betonen soll. Den können Sie dann einrahmen lassen und in dem Geschäft aufhängen, von dem Sie träumen. Zu Ihrer Hochzeit schicke ich Ihnen von meinem Gut einen Korb voll guter Sachen. Bei uns ist öfter Schweineschlachten. Das wird mein ganz persönlicher Dank sein." „Ich hab' eine andre Idee, Herr Minister," sagte Beinsteller.„Lassen Sie sich die Medaille und geben Sie mir schriftlich, daß ich sie bekäme» wenn es möglich wäre." „Das werden wir noch besprechen, lieber Freund— was den Mayer anlangt, so halte ich es nicht für richtig, ihn gleich zu verhaften." „Um GotteS willen!" schrie Beinsteller und hielt sich den Kopf mü beiden Händen.„Sie möchten was Schönes anstellen l Der Mensch soll so lange ftei herumlaufen, bi» er un» alles sagt. Jetzt glaubt er, daß ich zu ihm hatte. Er hat ge- wih wieder etwas vor, wobei er mich braucht. Ich werde ihm, so gut ich kann, behilflich sein, um
so viel als möglich zu erfahren. Einsperren können Sie ihn, Herr Minister, bis ich alles weiß." „So war's ja gemeint, Herr Beinsteller. Machen Sie es nur, wie Sie sagen. Sobald wir die ganze Bande in Händen haben, sind Sie der Held des Tage», und niemand wird es wagen. Ihnen Ihre Vergangenheit vorzuwerfen." „Ich kann's schon nicht mehr erwarten und bin außer mir, daß ich noch eine ganze Woche darauf warten muß." - Der Minister überlegte eine Weile.«Mir ist es auch nicht ganz recht, Herr Beinsteller, Ihretwegen nicht. Wir müssen Sie nämlich bitten, gewisse Vorsichtsmaßregeln, die wir bezüglich Ihrer Person treffen müssen, nicht Übelzunehmen. Sie konnten sich im Gasthaus oder vor Ihrem Fräulein versprechen— ich weiß ja, daß Sie tS nicht absichtlich täten, aber es könnte alles verderben... Kurz— ich muß darauf bestehen..." „Wenn ich mich nicht irre, wollen Sie mich hinters Gitter stecken?" „Das nicht gerade, Herr Beinsteller, dazu hab' ich ja kein Recht. Aber wenn Sie nichts einzuwenden haben, wird ein verläßlicher Mann mit Ihnen gehen... Sie können ja sagen, er sei Ihr Vetter... Dieser Unteroffizier wird nicht von Ihrer Seite weichen. Sie werden mir sozusagen zur Disposition sein." „Ich bin damit einverstanden, Herr Minister, obzwar ich nicht einmal aus dem Schlaf von der Angelegenheit sprechen würde. Aber es ist ja eigentlich ein« Auszeichnung, denn Beinsteller ist der erste Dieb, den sich der Kriegsminister persönlich zur Disposition genommen hat." Da» neunzehnte Kapitel berichtet von neuen unerhörten Heldentaten des Ferdl Beinsteller, beschreibt die militärischen Betrachtungen des Herrn NecaS und bringt«ine neue bezaubernde Persönlichkeit in die Erzählung. Als Beinsteller mit seinem Schutzengel, dem Stabsrottmeister Karl Necas, das Ministerium
verließ, sah er sich nach der Elektrischen um. „Mein Lieber", rügte Necas,„machen Sie doch keine Dummheiten; im Dienst des Ministeriums rührt man sich nicht ohne Auto. Sie glauben doch nicht, daß ein Ministerialstabsrott- meister mit der Elektrischen auf den ZiZkov klettern wird?" Bis auf diese Exentrität war Herr Necas ein ganz angenehmer Mensch.„Hier sieht's ja aus wie in einer Wachstube", sagte er, als sie in Bein- stcllers Wohnung angelangt waren.„Jetzt wollen wir uns ein Bier und ein gutes Mittagessen holen lassen, damit es gemütlich wird." Sobald sie zum erstenmal angestoßen hatten, tat sich eine neue Wett vor ihnen auf. Sie saßen da, erzählten die unglaublichsten Histörchen, jeder aus seinem Fach, oder spielten Poker und andere verbotene Spiele, die im Ministerium beliebt waren. Am Nachmittag wurde dann Beinsteller vom Ministerium eine Flasche Wein und eine Handvoll Zigarren übermittelt. was sich täglich wiederholte. Gegen Abend erst verdüsterte sich das Gesicht des Herrn Necas.. „Das ist kein Dienst für einen Stabsrottmeister aus dem Ministerium, mein Lieber! Außerdem hab' ich schon Durst. Himmelherrgott, warum darf ich mich nicht von Ihnen wegrühren?" „Ihnen kann geholfen werden, Herr Necas. Sie dürfen sich nicht rühren, aber ich werde mich rühren und in ein feines Befiel gehen. Dort kriegt man ein so delikates Bier, daß die Seelen der Verstorbenen vom nahen Wofichaner Friedhof hinkommen. Dort werden wir uns erhottn." „Dieses Bier hier schmeckt mir nämlich gar nicht. Ich will Ihnen daher entgegenkommen Md mit Ihnen gehen. Geben Sie aber auf Ihren Mund acht, denn ich habe den Auftrag, Ihre Reden zu kontrollieren." „Sie können sich auf mich verlassen, Herr NecaS. Im Wirtshaus quatsch' ich nie, dort beobachte ich nur die Leute." Hierauf gingen sie zur„Men Hundshütte", und als sie am nächsten Morgen erwachten, klagte
Herr NecaS:„Hören Sie, ist Ihre Zunge auch so steif wie die meine?" .Heine Ahnung, Herr Necas; ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich im Wirtshaus nur di« Menschen beobachte. Aber ich wundere mich gar nicht, daß Sie eine steife Zunge haben..." „Woflen Sie mir damit etwa einen Vorwurf machen?" entgegnete Herr Necas kleinlaut.„Hab' ich mich in dem verfluchten Wirtshaus vielleicht gehen lassen?" „Machen Sie sich keine Sorgen. Alle waren begeistert, wie unterhaltend Sie sind; am meisten der Gustel Maschoha,'er die Wirtin heiraten will. Der ist auf alles Militärische wie versessen und war entzückt, wie Sie ihm von den PanzerautoS erzählten, die das Ministerium jetzt im geheimen ausprobiert." „Du allmächtiger Vater! Das habe ich er« zähtt?" „Nur eine Weile. Dann sprachen Sie mit Karasek von der berittenen Polizei und den Maschinengewehren, die man aus Frankreich gebracht hat. Wenn ich nicht irre, erzählten Sie auch von dem geheim verwahrten Benzin im Falle einer Mobilisierung." Herr Necas war fahl wie eine Leiche. „Der Karasek ist ein Luder. Ich hab' ihm gleich angesehen, daß er Sie einsperren lassen will, ging ihm daher nach und erzählte ihm, daß Sie in Sibirien einen Klaps von einer Granat» ec« wischt haben und seither phantasieren, sobald Sie das dritte Glas auSgetrnnksn haben. Er ließ eS sich sagen. Nach einer Stunde aber waren wir schon beide verdächtig. Sie küßten mich ununterbrochen und brüllten:„Holla, ihr Jungens, wenn ihr wüßtet, was Beinsteller und ich vorhaben, würdet ihr auf atten vieren vor uns kriechen und unsere große Zehe durch die Fußsocken schlecken." Der Karasek warf uns böse Blicke zu, er backte wahrscheinlich. Sie seien auch ein Dieb, und wie wollten gemeinsam jemanden berauben. 'Forfietzung folgt.)