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Nr. 162

Sonntag, 14. Juki 1935

Die neue Verordnung über dasGetreidemonopol vom Ministerrat genehmigt

Frauen und Kindern fernhalten könnte. Hier sind die Gemeinden, in denen man Dutzende Wohnungen besuchen könnte, um in jeder aufs stärkste erschüttert zu sein von dem Ausmaß des menschlichen Elends, dem die arme Bevölkerung dieser Industriegebiete verfallen ist. DieKinder müde, mager, ge­spenstisch abgezehrt, krank; die Eltern halb verhungert, mürbe und hoffnungslos. Ja, wer glaubt denn, daß solches Elend nicht in der Bevölke­rungsbewegung unseres Landes seinen Nieder­schlag finden muß! Wir sehen in ihm die stärkste Ursache für die Verminderung des deutschen An­teil- an der Gesamtbevölkerung, weil eben die Mehrheit der Deutschen in unserem Staate in diesen einstigen Industriezentren konzentriert ist. Und diese Ursache läßt sich nicht durch Appelle mit der Berufung auf die Moral oder auf das»In­teresse unseres Volkstums" beseitigen. Der Ge­burtenrückgang in diesen deutschen Elendsbezir­ken ist nicht eine Folge der Geburten b e» fchränkung; e r d e m o n st r i e r t nur den durch-dieun vor stellbar gren­zenlose Not und Armut hervor­gerufenen Geburtenausfall. Wenn im Zwickauer Bezirk eine Untersuchung durch d«n Stadtarzt ergibt, daß 76 Prozent aller Schulkinder blutarm, schwach, unterernährt sind und 16 Prozent davon zur Skrofulose neigen, so wird damit der Verfall in grauenhafter Weise illustriert, denn Zwickau ist nur ein trauriges Beispiel von vielen! Wer kann von diesen Kindern, die unter Hunger und Erwerbslosigkeit als nächste Gene­ration heranwachsen, erwarten, daß von ihnen die deutsche Bevölkerung im Ablauf eines Jahr­zehnts einen starken und gesunden Zuwachs er­fährt? Wenn das Problem des Rückganges der deutschen Bevölkerung in unser»» Lande zur Dis­kussion gestellt wird, dann darf man auch nicht verkennen, daß es sich dabei zuerst um eine so­ziale Angelegenheit handelt. Eine soziale Angelegenheit, die deshalb eine so scharfe Zuspitzung erfahren hat, weil die Wirt­schaftsvernichtung durch das ka- pitalistischeSysteM gerade im sudeten­ deutschen Gebiete ein so gewaltiges Ausmaß er­reicht hat. Und Wirtschaftsvernichtung, das ist nicht bloß Vernichtung von Kapital und Maschi­nen, das ist vor allem Vernichtung von Menschen. Oder genügt als Beweis dafür der Verfall der Bevölkerung in den vorstehend aus­geführten Bezirken noch nicht? So ist die Entwicklung der deutschen Bevöl- kerungsbewegung in der Tschechoslowakischen Re­publik mehr als eine Angelegenheit desVolks­tums", sie geht alle an, sie ist ein ernstes soziales Problem. Als solches will es das deutsche Bür­gertum allerdings nicht sehen. Denn"es müßse'sich dann gegen das kapitalistische System wenden, müßte gegen die kapitalistische Jnteresscnpolitik, gegen den Lohnabbau, gegen die Maffenentlaflun- gen und andere Maßnahmen ankämpfen; kurz es müßte mit der Sozialdemokratie für den weitesten sozialen Schutz der Massen, für die Aenderung dieser gesellschaftlichen Ordnung kämpfen, damit in einer besseren die Voraussetzung für die Ent­faltung und den Aufstieg der Bevölkerung gege­ben sind. Indem die Verminderung des deutschen Bevölkerungsanteil- aber zu einer billigen Sache desVolkstums" macht, bewahrt sich das deutsche Bürgertum dieses Staate- vor dieser Kon- seguenz.

Prag . Der samstägige voraussichtlich vor­letzte Ministerrat vor den politischen Ferien hat, wie der offizielle Bericht trocken und ohne An­führung der begreiflicher Weise mit Spannung er­warteten Detalls mittellt, u. a. den Verorderungs­entwurfüber die Aenderung und Ergänzung einiger Bestimmungen der Regierungsverordnung vom 13. Juli 1934, Nr. 137 betreffend die Rege­lung des Handels mit Getreide, Mehl und Mül- lereiprodukten sowie einigen Futtermitteln" ange­nommen, d. h. das Getreidemonopol ne« geregelt. * Die Festsetzung der Getreidepreise ist, wie verlautet,«och nicht erfolgt, sondern soll im Laufe der nächsten Woche nach Borbera­tungen in einem engeren Komitee vom Minister­rat vorgenommen werden. Dar»Prävo Lidu" schreibt über die neue Monopol-Verordnung u. a.: Wir können mit Befriedigung sagen, daß wir in der Regierung das Verlangen der Partei und der Konsumenten, daß ReiS und Mehl aus dem Monopol ausgenommen bleiben und es außerdem bei der staatlichen Finanzgarantie in dem bis­herigen, nichterweiterten Umfang bleiben soll, durchgesetzt haben. Ein weiwres Plus ist das Uebereinkommen über die Beschränkung der Anbauflächen überschüssiger Getreide­sorten(hauptsächlich Weizen und Gerste). Auch die Fimge der von der Gewerbepartei geforderten Gewerbesperre ist nach dem P r ä v o L i d«" erfolgreich in der Richtung ge­löst worden, daß cs sich nicht mehr um einen ge­werblichen numernS clausuS handelt, sondern lediglich«m den begründeten Schutz des Gewerbes gegen die maßlose Konkurrenz deS Großkapitals. Aber auch hier gehe eS nicht um ein Verbot der Filialen von Großbetrieben, sondern um ein Be- willigungSverfahrrn, daS von vernünftigen ge­samtwirtschaftlichen Rücksichten geleitet sein wird. Endlich soll trotz der schwierigen Finanzlage auch für die Regelung der dringendsten Forde­rungen der Staatsangestellwn, vor allem der A l t p e n s i o»i st e n, ein nicht««wesentlicher Betrag bereitgrstrllt werden.,

ist Kampf gegen Habsburg Hochverrat? Vor dem Wiener Landesgericht hat ein Prozeß gegen den Klaviermachergehilfen Franz O l a h und sechzehn Mitangeklagte stattgefunden, die beschuldigt waren, illegale sozialistische Lite­ratur, darunter die»Arbeiter-Zeitung " und den -Kampf", verbreitet zu haben. Die Anklage lau­tete,, gegen Olah, Droh und Großbaintner auf Hochverrat, gegen die übrigen auf daS Ver­brechen der Störung der öffentlichen Ruhe. Die Hochverratsanktage gründete sich auf die Verbrei­tung der Nummer 3 der Monatsschrift»Der Kampf", und zwar ausschließlich auf einen darin enthaltenen Aufsatz von Otto Bauer , der gegen die Wiederkehr der Habsburger nach Oesterreich

Weitere Regierungsverordnungen betreffen die Verarbeitung einiger heimischer Oelsanun (Winterraps und Sojabohnen) bei der Erzeugung von künstlichenSpeisefettenim Jahre 1985", dieRegelung der Vorschriften betreffend die Zwangsbeimischung von Spiri­tus zu Betriebsstoffen auf Grund der heurigen Gesetzesnovelle über die Verbrauchssteuer von Mineralölen" und dieErzeugung von K l ü m- Pen käse und vonBrimse sowie deren Distribution und die Schaffung eines Syndikates von Brimsenproduzenten in TurL. Sv. Martin zum Zwecke der Hebung der Schafzucht und der Vereinheitlichung der Produktion und des Absatzes der Brimse". Die Schafzucht soll auch durch ent­sprechende Maßnahmen zugunsten des Absatzes heimischer Wolle bei der Vergebung von öffent­lichen Lieferungen von Wollwaren gefördert werden. Weiter wurde der Bericht d«S Personal­komitees der Minister über die Anträge auf Aenderung der Systemisjerung der Dienststellen und über die Vorbereitungen zur Aufnahme der R e s y st e m i s i e r u n g S- arbeiten sowie auch die Mitteilung zur Kenntnis genommen, daß das Gesamtelaborat über die Ernennungen undBeför- derungen von Staat sangestellten aus allen Dienstzweigen, das für den Julitermin in dem üblichen Ausmaße der Maflenernennungen vorbereitet wird, dem Ministerrate in der nächsten Woche zur Genehmigung unterbreüet werden wird. Endlich wurde die weitere Verlänge­rung der gellenden Bestimmungen über die Einstellung periodischerDruck- s ch r i f t en beschlossen. * Von dem Vorferienprogramm der Regierung bleiben jetzt im wesentlichen nur noch die Ernen­nungen in die Landes- und Bezirksvertretungen übrig, über die in den letzten Tagen wiederholt Verhandlungen stattgefunden haben. Man rech­net damit, daß diese Verhandlungen in den ersten Tagen der nächsten Woche zum Abschluß kommen werden und der letzte Ministerrat etwa am Don­nerstag die Ernennungen in die Vertretungs­körperschaften beschließe« wird.

Stellung nahm und die Arbeiter zum W8>erstarck> gegen die Restauration auffovderte. Dies« An­klage, in der der Kampf gegen Habsburg mit dem schwersten Verbrechen gegen den Staat identifi­ziert wurde, hatte begreiflicherweise auch im Aus­lande Aussehen erregt. Es ist nun im Zusammen­hangs mit der jüngsten Aufrollung der Habs­burgerfrage sehr bezeichnend, daß die Hochverrats- anklage gegen Olah und Genossen fallen ge­lassen wurde. Sie wurden nur wegen Störung der öffentlichen Ruhe zu erheblichen Kerkerstrafen verurteilt Olah zu fünfzehn Monaten. Offen­bar hat es die österreichische Regierung doch nicht gewagt, im Zeitpunkt der Aufhebung der Labs­burgerausweisung und der Rückgabe des Habs­burgervermögens das Haus Habsburg auch noch demonstrativ vor der ganzen Welt unter den Schutz-es Hochverratsparagraphen zu stellen.

Nächtlicher Straßenkampf in Belfast Zwischen derOrange-Partei" und irischen Nationalisten. London . Die nordirische Hauptstadt Bel-] fast war in der Nacht auf Samstag der Schau-. platz schwerer parteipolitischer Unruhen und blu- tiger Straßenkämpfe, bei denen zwei Personen I getötet und über 40 verletzt wurden. Mitglieder der protestantischen O r a n g e-P artet, die] den Jahrestag der Schlacht am Boynefluß ge-] feiert hatten, wurden von irischen Rationalisten I angegriffen und mit Steinen und anderen Wurf- j geschossen beworfen. Nach kurzer Zeit entwickelte 1 sich ein Straßenkampf, an dem hunderte j von Anhängern der beiden Parteien teilnahmen 1 und in deren Verlauf von beiden Seiten Schüsse] abgefeuert wurden. Die Nationalisten schossen j von den Hausdächern auf die Orangisten. Als der Kampf seinen Höhepunft erreicht 1 hatte- traf die Polizei mit mehreren i Panzerwagen ein. Gegen 1 Uhr morgens A konnte die Ordnung wieder hcrgestellt werden. 1 Unter den Getöteten befindet sich eine Frau, die j einen Lungenschuß erhielt. Wiederaufrichtung der Arbeiter ­bewegung in Jugoslawien Die Vertreter der sozialistischen Bewegung> au- allen Teilen Jugoslawiens haben sich auf der 1 Konferenz am 7. Juli 1935 in Cilli dahin ge« I einigt, daß sie sofort an die Erneuerung der poli- 1 tischen Bewegung unter dem Namen»Sozia-'] listischer Bund des arbeitendenW Volkes" herantreten und einen Aktionsaus« I schuß eingesetzt, welcher diesen Beschluß durchfüh-| ren wird. Die aktuellsten Forderungen des Sozialisti« I schon Bundes des arbeitenden Volkes sind: a) Allgemeine Amnestie aller politischen. Gefangenen und deren Wiedereinsetzung in die M staatsbürgerlichen Ehrenrechte; b) Aufhebung des Gesetzes zum Schutze des I Staates und Abschaffung des außerordentlichen 1 Gerichtes zum Schutze des Staates; c) Herstellung der richterlichen Unabhängig« I kcst;,, I d) Durchführung der inneren Staatsein- t richtung durch Herbeiführung einer allgemeinen I Verständigung; e) vollkommene Presse-, Bersammlungs- 1 und Organisationsfreiheit in politischer, kulturel- I ler und beruflicher Hinsicht; f) Auflösung der Nationalversammlung und I Ausschreibung der Neuwahlen auf Grund i des geheimen, allgemeinen und gleichen Wahl- I rechtes, mit dem Proporz für den ganzen Staat; I g) sofortige. Inangriffnahme großer öffent« r kicher Arbeiten bei gleic^eitiger Sicherstellung des| 40stündigen Arbeitstages und gleichbleibendem I Lohn, Einführung der Minimallöhne, welche die» Erhaltung der Familien gewährleisten müssen;»W h) sofortige Einführung der Arbeitslosen- I und Altersversicherung für alle Arbeiter ohne» Unterschied; i) dauernde Durchführung der Agrar« I reform und Sicherstellung des wirtschaftlichen I Verdienstes der landwirtschaftlichen Bevölkerung; I j) Unterstützung der internationalen politi- I schon Abrüstung, kollektive Friedenssicherung und I Anerkennung der Sowjetunion ; k) Kampf dem FascismuS und Aufbau deS| Staates auf Grundlage der Gleichberechtigung i und Freiheit aller Staatsbürger.

Anna AurednKek

Na wart', du Affe, dachte Beinsteller, wird gar nicht lange dauern und das Lachen wird, dir vergehen. Auch dieses Geheimnis war ihm sofort klar. Mayer arbeitete mit Hilfe dieses Geschöpfes, da- als Lockvogel verwendet wurde, wo man mit Geld nichts auSrichten konnte. Dieses Fräulein, das jetzt schamlos halbnackt im durchsichtigen Schlafrock vor ihm stand, war der Lockvogel. Ihr sündiger Körper betörte die Menschen, auf die Mayers Geld keine Wirkung ausübte. Hier steckte das Hauptgeheimnis, das Beinsteller lösen sollte. Das Fräulein hatte indessen aus dem Kasten ein Tablett mit einer Batterie verschiedener Likör­flaschen und Gläser gebracht. »Wir sollten unser Bekanntwerden feiern", sagte sie und mischte geschickt fünferlei Schnäpse, die sie in ein Gläschen schüttete. In das andre Glas goß sie reines Wasser. »Auf Ihr Wohl!" sagte sie, bot Beinsteller dar Wasser und goß hurtig die Schnäpse hinunter. »Sie siüd eine Nummer", sagte Beinsteller etwas gereizt,»machen einem Appettt und trak­tieren dann mit Wasser." Das Fräulein lachte und legte ihre weiche Hand auf Beinstellers Bein.»Alterchen, wer Pla­tin verkauft hat, darf nippen. Wer es wegführen soll, muß seinen Kopf beisammen haben. Aber damit Sie nicht leer ausgehen, bekommen Sie einen Kuß, der nach dem guten Tropfen riecht." Ehe sich Beinsteller dessen versah, gab ihm daS Fräulein einen Kuß. Als sie sich an seinem Stau­nen genügend geweidet hatte, reichte sie ihm einen Briefumschlag aus grauem, hartem Papier.

»So, hier ist daS Platin. Einen Augenblick, Onkelchen, es muß noch versiegelt werden." Beinsteller erschrak: Wie konnte er den Brief­umschlag öffnen, wenn er versiegeü war?»Könn­ten wir nicht noch einmal auf Ihr Wohl trinkens Diesmal aber umgekehrt, Fräulein. Ich will Sie auch dann so kosten lassen, damtt Sie ja nicht zu kurz kommen." »Onkelchen, Sie sind ein Strick", lachte das Fräulein. Sie hielt das Siegel in der Hand.Wir können es ja versuchen." Sie mischte wieder ge­wandt, reichte Beinsteller das pure Wasser und gab ihm wieder einen Kuß. Aber da packte sie Beinsteller und küßte sie mit gespielter Leiden­schaft. Das Fräulein lachte und schrie:»Wenn Ihr Bart nur nicht so stechen würde!" Dabei vergaß sie glücklich das Siegel, Beinsteller steckte unbe­merkt den Briefumschlag ein, und sofort war seine Leidenschaft verraucht. »Sie sind wirklich ein Spitzbub", sprach atem­los das Fräulein.»Aber Sie sollen mich kennen­lernen. Morgen können Sie zu mir kommen. Ich will Sie alles verkosten lassen, was Sie wün­schen..." »Könnte es nicht noch heute sein?" bettelte Beinsteller.»Ich bin gleich wieder da, wenn ich mir ein Taxi nehme und wenn mich Herr Mayer damit zum Legationsrat schickt." »Mein Gott ! Was haben Sie gesagt?" lachte das Fräulein,»Sie kennen auch den LegationS- rat?". »Den Radanyi?" «Na, wir sind ja nur mit ihm in Verbin­dung! Sie wissen aber wirklich viel." »Ich weiß alles, Fräulein! Ich bin Herrn Mayers rechte Hand und konnte es gar nicht er­warten, Sie kennenzulernen." Das Fräulein tätschelte seine Wangen und sagte:»Jetzt hat sich Ihr Traum erfüllt. Sie haben sogar einen ungeheuren Eindruck auf mich gemacht, hahahaha... Aber jetzt gehen Sie schon, damit Herr Mayer nicht zu lange auf das Platin

warten muß. Morgen kommen Sie, aber lassen Sie sich, bitte, rasieren!" Krmzitürken, dachte Beinsteller, wie anders ist doch alles, wenn man ein anständiger Mensch ist. Am Ende hab' ich gar noch Glück bei den Frauen. Wenn der Minister hört, wie ich das ge­macht habe, wird er noch bitten, daß ich die Medaille nehme, mtt der er solche Flausen macht. Unten beim Portier erkundigte er sich, wie daS Fräulein auf 15 heiße, und erfuhr, seine neue Bekannte sei Fräulein MUE. Aranka Föl- dessy aus Rytra, Hörerin der medizinischen Fa­kultät an der deutschen Universität. Eine saubere Medizinerin, dachte Beinsteller, als er sich in der Elettrischen niedersetzte. Es wäre eine Narretei, für Mayer überflüssiges Geld auszugeben. Wenn das Luderchen im Zivil nicht Ballettänzerin ist, dann will ich hängen. Unter solchen Betrachtungen gelangte Bein­steller in daS Bierhaus»Zum Montag". Herr Patek führte ihn in die Wohnung im zweiten Stock und befahl kurz und militärisch:»Geben Sie her!" Ueber Dampf öffnete er geschickt den Brief­umschlag und prüfte aufmerksam den Inhalt: DaS ist entsetzlich", sagte er,»das dürfen sie nicht in die Hände bekommen. Ich lasse den Kerl so­fort verhaften." Man darf bei dem ersten Malheur nicht gleich volle Hosen haben, Herr", riet Beinsteller, das zahlt sich immer schlecht aus. Ich weiß noch nicht alles, was ich wissen muß, ich bin erst am Anfang einer großen Enthüllung. Mit diesem Kuvert geh ich zum Mayer, den Sie auf frischer Tat ertappen müssen. Stecken Sie ein paar andre Papiere hinein, die Sie leicht aus der Hand geben können, kommandieren Sie ein paar Detektivs und ich mach' mich mit der Botschaft auf den Weg. In der Tür halt' ich dann den Hausmeister auf das ist auch ein sauberes Mistvieh, Sie fol­gen mir und stürzen herein, sobald ich das Zeichen gebe. Dann nehmen wir den Mayer gefangen. Bis dahin hab' ich verschiedenes von ihm erfahre»

und wir können mehrere Leute verhaften. Jeden­falls die ungarische Medizinerin, die sich so gut aufs Trinken versteht wie der Necas." Sie sind wirklich ein famoser Detektiv!" i rief Herr Patek voll Bewunderung.»Ihr Plan ist ausgezeichnet. Ich nehme ihn auf, obwohl Ihr Leben vielleicht in Gefahr kommt." »Das gehört zur Sache", erwiderte Bein-1 steller schlicht.»Also kein langes Gerede, die l Detektivs werden wir ja wohl auch nicht gleich I erwischen und der Mayer könnte alles verpatzen, I wenn er den Hausmeister zu der besoffenen Medi-1 zinerin schickt." Keine Angst, Herr Beinsteller, mit Verhaft| tungen ist gerechnet. Sie werden von drei Detek-1 tivs auf der Kampa erwartet." Du meine Güte", jammerte Beinsteller,| Prager Geheime sind wie die Kälber. Wenn sie I vor den Fenstern deS Hausmeisters herumspazie« I ren, so hat'S der Kerl gewiß bemerkt. Der ist mit I allen Salben geschmiert." »Ich habe vorgesorgt. Die Leute erwarte» I unS im Wirtshaus. In einer Viertelstunde ist I alles erledigt. Sie werden ja sehen. Bitt«, Herr I Bein steller." Na ja, dachte Beinsteller doller Genugtuung. I Vor einem Momang sprach er wie mit einem Tep-1 pen mit mir und jetzt sieht er, wer der Beinsteller I eigentlich ist; das«bitte, bitte" hat ja kein Ende. I In einem kleinen Wirtshaus auf der Kamp» I traf man die drei Geheimen. Beinsteller war an-1 genehm überrascht, daß Herr Zach und Herr! Holina dabei waren. Na, JungenS, Ihr habt euch gewiß nftl träumen lassen, einmal unter dem Kommando des I alten Ferdl von der Hühnersteige zu stehen." Himmelkruzi", brummte Holina,»das geht I mir wirklich auf die Nerven." .(Fortsetzung folgtji)