G Beiter Mittwoch, 17. Juli 1835 Nr. 164 Da» Autounglück de» Bundeskanzler» Schuschnigg Man sieht hier das zertrümmerte Auto, das gegen einen Baum gerast war. TiKesnealgLelKa Begräbnis unter dem Klero-Faseismus Die Einäscherung Huebcrs. Zu dieser Meldung in der Sonntagsnummer unseres Blattes wirb uns nachträglich aus Wien mitgeteilt, daß die Einäscherung des Genoffen Anton Hueber unter einem starken Po­lizeiaufgebot vor sich ging. Vor dem Kre­matorium befand sich ein U e b e r f a l l k o m- ma n d o. Je sechs gut bewaffnete Wachleute unter Führung eines Polizeioffiziers standen in der Halle zu beiden Seiten des Sar­ges und in den Nebenräumen waren ebenfalls gut ausgerüstete Polizeior­gane untergebracht. Es fehlte auch nicht an Gehet m« n", die unter den Trauergästen hcrumhorchten. Die Wiener Polizeibehörde hatte nach vielen Verhandlungen, seit den Feberereig­nissen zum ersten Male, erlaubt, daff. am Sarge des Toten Abschieds Worte-gesprochen werden durften unter der Bedingung) daff politische und staatliche Fragen nicht berührt werden. Es spra­chen aus der Tschechoslowakei die Genoffen Sena­tor Brodecky und Abg. Schäfer. B r o- d e c k y sprach für den Internationalen Gewerk­ schaftsbund und für die tschechoslowakischen Ge­werkschaften vom O. S. C. und Schäfer in Vertretung der Zentralgewerkschaftskommission des deutschen Gewerkschaftsbundes. Das Lebens­werk Huebers würdigte in einer tief ergreifenden Trauerrede sein jahrelanger Mitarbeiter auf ge­werkschaftlichem Gebiete, der Wiener Genosse K a r l W e i g l. Seine letzten Abschiedsworte an den toten Führer und Freund waren begleitet von dem Schluchzen aus der Masse der Leidtra­genden, die die weite Halle füllte. Ein Mann, der rief:W ir wollendaS Lebenswerk Huebers, die Gewerk­schaften, zurückhaben, das man uns geraubt hat", wurde natürlich festge­nommen und abgeführt! Kein Tag ohne Flugzeugkatastrophe London . Auf dem Flugplatz in Heston stürzre ein Flugzeug ab und geriet in Brand. Zwei Passa­giere wurden getötet und sechs schwer verletzt. Das Flugzeug sollte die Paffagiere nach Spithead brin­gen, wo König Georg die Marineübungen leitet, die den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten bilden. Zu dieser Festlichkeit haben sich bereits Hunderttausende von Zuschauern eingefunden. 13 Dortmund. Die Zahl der Toten des Gru­benunglücks in Dortmund hat sich auf 13 erhöht. Von den im Krankenhaus untcrgebrachten Verletzten sind in der Nacht zwei Bergleute ihren Verletzungen erlegen. Ein schweres Autounglück bei Sandau Lin Toter zwei Schwerverletzte Am verflossenen Sonntag, in den frühe« Morgenstunden, hat sich an der Ortsgrenze von Groh-Bo cken bei Sandauein schweres Autounglück ereignet, dem ein Menschen- leben zum Opfer fiel. Etwa gegen vier Uhr früh fuhr ein viersit­ziges Praga -Personenauto von Sandau gegen B.-Kamnitz. Gelenkt wurde der Wagen von dem Chauffeur Liebisch aus B.-Kamnitz, im Wa­gen sahen ferner der Besitzer John und deffen löjähriger Bruder auS G e r S d o r f und der Be­sitzer einer Autoreparaturwerkstätie, namens Goth aus B.-Kämnitz. In der Kurve am, Ortscingang von Groff- Bocken scheint der Wagenführer die Herrschaft übel den mit erheblicher Geschwindigkeit fahren­den Wagen verloren zu haben und das Auto raste an eine starke Gartenmauer: Die Wirkung des Anpralles war furchtbar. Der vordere Teil des Aritos wurde vollständig zertrümmert. Der 39- jährige Liebisch, der den Wagen steuerte, wurde aufderStelle getötet. Es wurde ihm der Brustkorb eingedrückt, mehrere Rippen gebrochen und die Lunge zerrissen. Der 16jährige John und Goth erlitten mehrfache, zum Teil sehr s ch w e re Verletzungen und mußten sofort in das Kamnitzer Krankenhaus überführt Werden. Der Besitzer des Autos erlitt leichtere Verletzungen. Gestern nachts bemerkte ein Gefängniswär­ter irr Pankrac, daß sich-auSmeinem Zellenfenster ein Mann auf" ein Seil schwang, auf dein er sich in den Hof herunterließ. Das Seil hatte der Flüchtende aus Leintüchern gedreht und außer­dem warf er einen Strohsack auf den Hof, um beim Abspringen keinen Schaden zu nehmen. Der entsprungene Häftling, Josef S r b, kroch längs der elektrischen Leitung empor und beabsichtigte, in einen Gang zu kommen, wo Parteien verkeh­ren, um am Morgen ungehindert das Gebäude zu verlassen. Inzwischen wurde Alarm geschla­gen und Polizei und Gefängniswärter machten sich daran, den gefährlichen Mann zu verhaften. Beim Kriechen längs der Leitung rutschte Srb aus und fiel aus erster Stockwerkshöhe zu Boden, ohne Schaden zu nehmen. Seine Verfolger, die auch Schreckschüsse abgegeben hatten, warfen sich nun auf den Gefangenen, fesselten ihn und führ- Helden des Alltags Die Zeit neigt zum Kolossalischen, zu Mammut-Veranstaltungen. Da bricht prangend und prunkvoll ein Stück Mittelalter in unsere Tage; in rotem Purpur, in goldener Staatskaleschc kommt ein Abgesand­ter des Papstes gefahren, j Tausende und Aber­tausende säumen gaffend die Straße und für 72 Stunden scheint es, es habe hier in Prag nie einen Hus und nie einen ZiZka gegeben. Die Zeit neigt zum Kolossalischen,' zu Mammut-Veranstaltungen.. Auf dem sportlichen Gebiete sehen: wir es augenblicklich an der Tour de France . Ein gran­dioses Fressen von Kilometern! Ein heroischer Kampf der sogenannten Giganten der Land­straße! Stetig Mann treten vier Wochen lang die Pedale, kämpfen um den Sieg, wie zum Tode Verurteilte nicht einmal um ihr Leben kämpfen würden, und Millionen stehen am Weg, stunden­lang harren sie auS, um auch nur einen flüch- Schwere Wolkenbrüche in Spanien Madrid . Die Provinzen Terouel, Alicante und Cuenca wurden von Stürmen und Wolken­brüchen heimgesucht. Zwei Personen wurden vom Blitz getötet. Die Wolkenbrüche verursachten Ernteschäden in der Höhe von mehreren Millio­nen Peseten. TeilweiseEiuftelluug der Persone«- fchisfahrt ans der Elbe Die unerhörte Trockenheit hat die Schwie­rigkeiten, die bereits seit einiger Zeit bei der Elbe­schiffahrt zu verzeichnen waren, in den letzten Tagen noch erhöht. Schon bisher war es nur unter den größten Schwierigkeiten möglich, den Verkehr der Pevsonenschiffahrt aufrechtzuerhalten. Die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrtsgesell­ schaft sah sich am Samstag genötigt, den Ver­kehr auf der Strecke Aussig Leitmeritz einzustellen. Man rechnete damit, daß die Ein­stellung nur vorübergehend nötig sein werde, doch ist noch nicht abzusehen, wenn der Betrieb wieder ausgenommen werden kann. AufderStrecke Aussig Dresden bleibt die Per­sone n s ch if fahrt aufrechterhalten. Die Elbeschiffahrt hat in den letzten Jahren keine gute Zeit gehabt. Auch im vorigen Jahre mußte infolge des durch die Trockenheit bedingten niede- rigen Wasserstandes der Verkehr zeitweise ein­gestellt werden. Schätze aus gesunkene» Schiffen Brest . Der italienische DampferArtig- li o", der sich auf die Bergung untergegangener Schiffe spezialisiert hat und der aus dem Innern des untergegangenen DampfersEgypt ", der im Meere in einer Tiefe von 70 Fuß in der Nähe der britischen Küste liegt, Gold- und Silberbarren im Werte von etwa vier Millionen Francs geborgen hat, beabsichtigt, ein zweites Mal zu dem gesunkenen Dampfer zurückzukehren und im Schiffsinneren nach weiteren Wertgegenständen zu suchen. Eisenbahn und Pferdefuhrwerk. Auf der Eisenbahn Jseo Soresina(Italien ) wurde ein Pferdefuhrwerk von einem Zuge erfaßt, als es ge­rade die Schienen überqueren wollte. Von der ten ihn in ein« Zelle ab) aus der er nicht ent­springen kann. Srb,.der 81 Jahre alt ist, ist neunmal vorbestraft. Vor dem Krieg ermordete er eine Trafikantin in Karolinenthal und wurde zu z w a n z i g Iah- ren schweren Kerkers verurteilt. Nach dem Um­sturz wurde er wegen R a u b s zu zehn Jahren schweren Kerkers verurteilt. Die Strafe sollte er in Karthaus abbüßen. Es gelang ihm zu ent­springen. Einige Jcchre darauf wurde er gefan­gen und seit 1934 sitzt er in Pankrac. Die ge­strige Flucht bewerkstelligte er, indem er mit Fei­len, die er in einem Bruchband versteckt hatte, die starken Gitter durchsägte. Srb stand in letzter Zeit in ärztlicher Behandlung. Die Flucht dieses gefährlichen Verbrechers wird eine Verschärfung der Gefangenenkontrolle in Pankrac zur Folge haben. tigen Schatten der Vorübergehenden zu er­wischen. Ruhm für den Aufglitz einer Sekunde. Ruhm für die Dauer der Ehrenrunde. Die mit verschärfter Haut, mit verquollenem Kopf, mit gebrochenen Knochen in den Spitälern liegen, sind schon längst vergessen? Die Zeit neigt zum Kolossalischen, zu Mammut-Veranstaltungen. Sie neigt zu dem, was ihr mit Gewalt oder mit Dreistigkeit in die Augen springt. Das Selbstverständliche, und mag cs noch so heroisch sein, achtet sie nicht. Da hat eine Schrankenwärterin durch ihre Geistesgegenwart ein großes Eisenbahn-Ünglück verhütet.> Die bürgerliche Presse brachte diese Mel­dung in zweü drei, trockenen Zeilen. Es ist ja nur ein« Schrankenwärterin, eine Proletarierin, kein purpurgeschmückter Kardinal- Legat, kein Tour-de-France-Fahrer» kein toter Feldmarschall, der in Afrika frischfröhlich einen Krieg anfacht. Und doch: Diese Schrankenwärterin, diese Neue Aussagen gegen Krajkovik Preßburg. Beim Untersuchungsrichter mel­dete sich am Dienstag eine neue Zeugin gegen den Wachmann K r a j c o v i c, der unter dem Verdacht steht, eine ganze Reihe von Frauen­morden begangen zu haben. Die Zeugin, eine vierzigjährige Bedienerin im Staatlichen Kran­kenhaus, gibt an, sie sei im Jahre 1932 zufällig mit einem Wachmann bekamst geworden, der sie zu einem Spaziergang aufforderte und sie dann abends in einem Park trotz ihrem Sträuben ver­gewaltigte. Als sie dann in andere Umstände ge­riet, suchte sie vergeblich den Wachmann aufzu­treiben, von dem jie nicht einmal den Namen kannte. Das Kind sei aber nach ein paar Tagen gestorben. Die Zeugin will in Krajkoviö bestimmt jenen Wachmann erkennen. Auf dem Rückwege habe er sie damals noch gefragt, ob sie nicht e i n Mädchen mit einer größerenMit- g i f t kenne, da er Geld brauche. Im Jänner 1932 hat Krajäovie ferner bei einem Großkaufmann in Prcßburg um 30 drei Kisten erstanden, die er angeblich zur Uebersiedlung benötigte. Krajäoviä transportierte die Kisten am Abend mit einem unbekannten Bur­schen auf einem Handwagen ab. In der Wohnung wurden die Kisten nicht gefunden. Wozu sie Krajcovico brauchte, ist vorläufig ungeklärt. vierköpfigen Familie, die im Wagen saß, wurden alle bis auf ein zweijähriges Kind, das unverletzt blieb, getötet. Im Atter von 102 Jahren und neu« Monaten ist in Paris der Doyen der medizinischen Akademie Dr. Gueniot gestorben. Er war während des Krieges von 1870/71 Leiter einer Lazarettadtei- lung. Außer seinen medizinischen Arbeiten hat er anekdotenhafte Erinnerungen an Alt-Paris aus dem Krieg« von 1870/71 und der Herrschaft der Kom­mune veröffentlicht siUvie ein Buch mit dem Titel: Wie mutz man lüden, um 100 Jahre alt zu werden" geschrieben. Dieses Buch hat nach seinem Erscheinen bereits mehrere Neuauflagen erlebt. Motorlos« Flugzeuge in de» Ural. Der Zen­tralaeroklub der USSR organisiert eine Exkursion motorloser Flugzeuge in den Ural. Die Exkursion wird aus drei Luftzügen oestehen, die von einem Mowrflugzeug geschleppt werden.^ Der Zweck der Exkursion ist es, im Ural geeignete Partien für Segelflüge zu finden, sowie wissenschaftliche For­schungen durchzuführen. Abgestürzt. Wie aus Mittelberg im kleinen Walsertal gemeldet wird, ist der 23 Jahre atte Bautechniker Eduard Ellenrieder aus Ra­ vensburg beim Versuche, die Nordwand des Wid­dersteins zu beklettern, abgestürzt. Er blieb auf einem Felsvorsprung« mit, zerschmetterten Gliedern tot liegen! Die Bergung der Leiche war sehr schwierig. Glimpflich abgelaufen. Montag nachmittags versagte bei einem tschechoflowakischen Autobus, der mit 30 Personen, größtenteils deutschen ch r i st- lichsozialen Turnern aus Zwittau be­setzt war, die sich an dem Linzer Kongretz der österreichischen christlichen Turn«r beteiligt hatten, auf der Fahrt von Kernhof nach St. Aegyd in der Näh« von Mariazell plötzlich die Bremse, so datz die Jnsaffen in grötzte Gefahr gerieten. Der Chauffeur verlor aber nicht die Gesstesgegenwart und lenkte den Wagen auf eine sumpfige Wiese, wo der Wagen stecken blieb. Nur acht Insassen erlitten leichtere Verletzungen. Vom Rundfunk ÜMphlilMiwvtu au*»en Programmen« Donnerstag: Prag , Sender L: 10.08: Deutsche Press«, 11: Schallplatten: Dvokak, 12.10: Russische Lieder, 12.30: Mittagskonzert, 16.30: Salonorchester, 18.20: Deutsche Sendung: Dr. Bach: Kaffee und Tee in ihrer Bedeutung für die Botts- und Finanz­wirtschaft, 19.25: Buntes Programm, 21.50: Lie­der österreichischer Komponisten. Sender S: 7.30: Leichte Musik, 14,15: Deutsche Sendung: Donau­abwärts zum Schivarzen Meer. Brünn 13.35: Deutscher Arbeitsmarkt, 17.40: Deutsche Sendung: Arbeiterfunk: Dr. O. Frey: Großstadt« Hygienie, 18.20: Schallplatten: Puccini , 22.30: Italienische Lieder. Preßburg 18.05: Klavier­konzert, 21.30: Liederkonzert. einfache Frau, ist mehr wert als sämtliche toten Marschälle, mehr wert als sämtliche prunkenden Veranstaltungen, die zu nichts dienen, als zum Sensationskitzel und dazu, das Geld von einer Tasche in die andere zu jagen. Diese Schrankenwärterin hat Menschen gerettet. Einen ganzen Zug voller Menschen. Diese Schrankenwärterin hat Leid und Tränen von ungezählten Familien abgewendet und all das unter Aufbietung und Einsatz des eigenen Lebens. Unsere Zeit liebt das Kolossalische, daS Mammutmäßige. Unsere Zett täte besser daran, auf das Kleine zu achten, auf das im Schatten Lebende. Denn unsere Zeit könnte auch bestehen ohne tote Marschälle und ohne lebende Kardinäle, sie könnte bestehen ohne Tour-de-France-Fahrer, ohne Boxer, ohne Filmdiven, ohne große gott- und reklamebegnadete Künstler. Aber sie könnte nicht bestehen ohne die vielen Tausend Unbekann« ten, die an gesährdeten Stellen als Wächter stehen. W. Fluchtversuch in Pankrae Der Mörder mit der Felle im Brachband Die Tragödie der Ueberschwemmung 400-000 Chinesen obdachlos Schanghai . Das Aeberschwem mungsgebiet des Gelben Flusses dehnt sich«och Wetter aus. Jetzt ist auch der Süden der Provinz Hopei von den Flu­ten erreicht worden. MehralsZvü Dörfer wurden unter Wasser ge­setzt. 400.000 Chinesen sind durch die Ueberschwemmung dieses Gebietes ob­dachlos geworden. H<rnkau. Ein Offizier der hiesige« Garnison wurde hingerich­tet, weil er nicht rechtzeitig Maßnahmen getroffen hatte, um die drohende Ueberschwemmung in der Stadt Hankau abzuwenden. Bei dieser Aeber- schwemmung find 23 Personen ums Lebe« gekommen.